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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.06.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191006097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100609
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1910
- Monat1910-06
- Tag1910-06-09
- Monat1910-06
- Jahr1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.06.1910
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MnWMttWerAllMr Tageblatt für Kohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdors, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Lohenstkin-Srnstthaler" Anzeiger erscheint mit Ausnahme -er Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. 1.50, bei Abholung In der Geschäftsstelle Mk. 1.25, durch die Post bezogen (ouher Bestellgeld) Wk.1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postansiolten und die Landbrieströger entgegen. Als Extra- beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag dos .Illustrierte Sonnkagsblott". — Anzeigengeblthr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum tL Pfg., für auswärts 15 Pfg.: im Reklameteil die Zeile 30 Pjg Sämtliche Anzeigen finden gleichzeittg im .Oberlungwitzer Tageblatt Ausnahme. Anzeigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 1l Uhr, grStzere Anzeigen werden am Abend vorher erbeien. Bet Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe eingesandtcr Manuskripte macht sich die Redaktion vriLerererererLlLerlseriLLcLSiLiLrLeriLkreislLiLerereLLLLLrtLerLSiL« nicht verbindlich. isertLerlseriLiLisertiscLiLLiertLerkreLLrerkrkrin^Lt-LiLl-rkrüLLLlSLrlLkrkLeLtS Nr. 130 Fernsprecher Nr. 151 Donnerstag, den 9. Juni 1910. «-MDDli- g. 37. Jahrgang. Freibank Hohenstein-Ernstthal. Vorzügliches rohes Ochsenfleisch, Pfund 45 Pfg., und gekochtes Schweinefleisch, Pfund 45 Pfg. Dernburgs Rücktritt. Der Rücktritt deS ersten Staatssekretärs deS Reich-kolonlalamt- Bernhard Dernburg ist eine beschlossene Sache; nur der Tag deS Scheidens ist noch ungewiß. Seit dem September 1906 hat Herr Dernburg die Kolonialpolitik des Deutschen Reiche- geleitet, und es ist nicht übertrieben, wenn ihm nachgerühmt wird, daß er in dieser Zeit die Produktion in den Schutzgebieten organisiert und daß deutsche Kapital für die deutschen Kolonien zu interessieren verstanden hat. Er hat die Wirtschaft- liche Entwickelung der Schutzgebiete im hohen Maße gefördert und ist nicht müde geworden, sich durch Informationsreisen an Ort und Stelle ein Urteil über die zu ergreifenden Maßnahmen zu bilden. Vom grünen Tische aus hat er nicht re giert; da« hat er nicht verstanden, man möchte beinahe sagen, zu wenig verstanden. Der Sohn deS Schriftstellers Friedrich Dernburg, der nicht einmal daS Abiturientenzeugnis besitzt, hat früh zeitig gelernt, das Leben von seiner praktischen Seite aut anzufaffrn. Dazu boten ihn, schon die Lehrjahre in der Berliner Handelsgesellschaft und die spätere Tätigkeit als Commis in einem ameri kanischen Bankgeschäft Gelegenheit. Nach seiner Rückkehr auS Amerika bekleidete Bernhard Dern burg zunächst bei der deutschen Bank eine recht bescheidene Stelle; erst später kam sein kaufmän nisches und finanztechnisches Talent zur Geltung, er avanzterte zum Direktor der Treuhand-Gesell schaft und wurde schließlich Direktor der Darm städter Bank. Als solcher wurde er auf Vorschlag deS Fürsten Bülow zum stellvertretenden Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes ernannt an Stelle des Erbprinzen zu Hohenlohe- Langenburg, dem die Stellung infolge der Haltung deS Zentrums verleidet worden war. An der Sette deS Fürsten Bülow führt« Herr Dernburg den Wahlkampf nach der Auflösung des Reichs- tagS am 13. Dezember 1906 unter der Parole für Ehr' und Gut der Nation und hatte nicht ge ringen Anteil an dem im nationalen Ginne aus gefallenen Ergebnis der Wahlen. Gleich in seiner ersten Session bewilligte der neue Reichstag Vie Erhebung der Kolonialabteilung zu einem selbst- ständigen Reichskolonialamt. Die „Kolonialskandale* hörten auf, überall entsproß frische-, kräftiges Leben, die Kolonialpolitik wurde populär im deut schen Volke. Im Zentrum behielt Herr Dernburg gleichwohl einen strengen Kritiker und als der erste Bernhard, der Reichskanzler Fürst Bülow, am 14. Juli vorigen JahreS zurücktrat, hörte man bereit- die Prophezeiung, daß ihm der zweite Bernhard, der Staatssekretär Dernburg, in die Versenkung Nachfolgen würde. Jetzt ist eS so weit. Ueber die ZukunftSpläne des Herrn Dernburg gehen die Mitteilungen noch auseinander. In einer amtlichen Stellung bleibt er auf keinen Fall. Während die „Frankf. Ztg." versichert, Herr Dern burg werde auch nicht wieder an die Spitze eines Privatunternehmens treten, sondern demnächst eine längere Reise nach Ostafien zum Studium der chinesischen und japanischen Verhältnisse machen, erzählte man an der Berliner Börse, Herr Dern burg werde die Generaldirrktion deS Norddeutschen Lloyd übernehmen, die seit Wiegand- Tod unbe setzt ist. Ueber die Ursachen des Rücktritts begegnet man gleichfalls widersprechenden Angaben. Laut „Frkf. Ztg." begründet man amtlicherseits den Rücktritt damit, daß Herr Dernburg seine Aufgaben im wesentlichen gelöst hat und keine davon seinem Nachfolger hinterläßt. Die politischen Vorgänge bei der Reichsfinanzreform und die politischen wie parteipolitischen Verhältnisse, die sich seitdem heraus- gebildet haben, lasten Herrn Dernburg gleichfalls den Rücktritt erwünscht erscheinen. — Die „Nat.- Ztg." bemerkt: Nicht um der Person Dernburgs willen, sondern im Interesse des Prinzips der bürgerlichen Gleichberechtigung, das mit der Er nennung des früheren Bankdirektors zum Staats sekretär zum Durchbruch gelangte, würden wir den Rücktritt des kolonialen Reformators bedauern als einen Fehler und eine Ungeschicklichkeit der Re gierung, deren Folgen gerade in der jetzigen Zeit der allgemeinen Spannung wenig erfreulich sein werden. Wir dürfen sagen, so fährt die „Nat.- Ztg." fort, daß sich in den Kreisen, in denen man den Staatssekretär Dernburg als Vertreter der bürgerlichen, Werte schaffenden Stände betrachtet, schon heute eine lebhafte Mißstimmung geltend macht, und wir glauben nicht, daß sich in den Reihen der führenden Persönlichkeiten der Industrie und des Handels so bald wieder Männer finden werden, die dazu Lust haben, in eine Sphäre ein zutreten, in der bürgerliche Minister mit Erfolgen schneller verbraucht werden als adelige Minister ohne Erfolge. . Als Nachfolger Dernburgs kommt an erster Stelle der Unterstaatssekretär des Reichs-Kolonial- amtS, v. Lindkqutst, in Betracht, dec bei der Bil dung dieses Amtes im Mai 1907 von seinem Posten als Gouverneur von Deutsch.Ostafrika ab- berufen und zum Unterstaatssekretär ernannt wurde. Friedrich v. Lindcquist, der 1862 geboren wurde, trat 1892 in die Kolonialverwaltung ein und hat während des größten Teils seiner Dienstzeit draußen in den Schutzgebieten gewirkt, deren Bedürfnisse er also auS eigener Erfahrung kennt. Seine wirt schaftlichen und politischen Grundsätze in unserem Kolonialw sen decken sich mit denjenigen deS schei denden Herrn Dernburg. LageSgefchichte. Hochzeit im preußische» KöuigShause Am heutigen Mittwoch hat im Neuen PalaiS zu Potsdam die Vermählung deS Prinzen Fried rich Wilhelm von Preußen mit der Prinzessin Agathe von Ratibor, Prinzessin zu Hohenlohe- Schillingssürst, stattgefunden. Die Trauung wurde durch Oberhosprcdiger l). Dryander vollzogen. Prinz Friedrich Wilhelm ist der jüngste Sohn deS verstorbenen Prinzen Albrecht von Preußen, Prinz- regenten von Braunschweig, und steht im 30. Lebensjahre An der VermählungSseierlichkeit nahm außer dem Kaiserpaar eine große Anzahl deutscher Fürstlichkeiten teil. Unmittelbar nach der Feier begab sich das junge Paar nach Schloß Seiten berg in der Grafschaft Glatz, wo eS seine Flitter wochen verleben wird. Die Erhöhung per Zivilliste vor dem preu ßischen Abgeordnetenhaus. Das preußische Abgeordnetenhaus hat am Dienstag die beiden Vorlagen zur Erhöhung der Zivilliste deS Königs von Preußen in erster Lesung beraten. Die Redner der bürgerlichen Parteien sprachen sich für die Vorlage aus, deren Verlangen sie für berechtigt hielten; der konservative Führer forderte ihre Annahme ohne KommisfionSberatung. Von der Opposition sprach nur Abg. Hoffmann (Sozd.) gegen die Vorlage. DaS Volk nenne schon jetzt die Zivilliste eine Zuviel-Liste. Der Redner wurde zur Ordnung gerufen, als er verlangte, der erste Diener deS Staate- müsse vom Volke ge wählt werden. Präsident v. Kröcher bezeichnete diese Aeußerung von der Tribüne de« Hause- herab al- hochverräterisches Unternehmen. Heiterkeit erregte der Redner, als er auSrechnete, der König von Preußen „verdiene* täglich 48 065 Mk., oder stündlich 5383, pro Minute 89, pro Sekunde 1,50 Mk. Finanzminister von Rhetnbaben wie« verschiedene Angriffe Hoffmann- zurück und trat warm für die Vorlage ein. Darauf wurde die Vorlage gegen die Stimmen der Sozialdemokraten der Budgetkommisfion überwiesen. Friede i« Vaugetverbe tu Sicht Der in Leipzig tagende Deutsche Bauarbeit- gebrrbund beschloß in seiner von gegen 1000 Mit gliedern besuchten allgemeinen Versammlung, wie bereits gemeldet, den Vorschlägen der Unparteiischen zuzustimmen. Nach eingehenden Beratungen, die von dem Vorsitzenden, Geh. Baurat Fehlisch-Berlin, geleitet wurden, gelangte folgende Entschließung zur Annahme: „Der Deutsche Arbeitgeberbund sieht in den von den Unparteiischen gemachten Vorschlägen keine die Arbeitgeber voll befriedigende Lösung der Tarifabschlußfroge. In Anbetracht dessen aber, daß die gewählte Form einen Fort schritt auf dem Wege zum erstrebten Reichstarif bedeutet und die vorgeschlagene Fassung de« Haupt- Vertrages und der lokalen Verträge nebst den protokollarischen Erklärungen und Erläuterungen erhoffen lassen, daß der von den Arbeitgebern er strebte dreijährige Friede tatsächlich gewährleistet wird, erklärt er sich mit den Vorschlägen einver standen. Die Versammlung nimmt die Vorschläge der Unparteiischen an, unter der ausdrücklichen Voraussetzung, daß sie auch von den Arbeitnehmern bedingungslos angenommen werden." Es ist so mit bestimmt anzunehmen, daß spätesten- am 1«. Juni alle Differenzen im Baugewerbe beigelegt sein werden. Die Aussperrung wird dann wohl vom 15 Juni ab allgemein aufgehoben sein. Die Nachwirkungen deS zweimonatlichen Kampfe- wer den sich noch lange genug fühlbar machen. Die Fahrt deS Grafe» Zeppelin »ach Wie» «»- Dresden verschoben. Aus Friedrichshafen wird gemeldet: Obgleich Lehrjahre. ! Roman von Emmy v. Borgst? de. N (Nachdruck verboten.) „Zweimal bat der Tod Dich befreit, Fran Amanda könnte langlebiger und ausdauernder sein. Deine Chancen sind somit zu Ende. Es ist am besten. Du wirst sebr vernünftig und solide, eine rechte Zierde der ehrenfesten Firma Brockmöller und Schulze. Wie wäre cs, wenn Deine Heirat Dein letzter Jugendstreich ist? Grotz- väter sollen stets mit gutem Bcisviel voraugeben!" .,Dn hast recht, Wolf, manchmal drücken solch« Ketten wund. Glücklicherweise habe ich ein gewisses Talent dann, dem Leben seine angenehmsten Seiten abzugcwinnen." .Also, lebe wohl, Axel, und las; bald Näheres von Dir kören. Verzeihe, daß ick Dich bitte, zu gehen, aber meine Reise nach Baden-Baden ist unaufschiebbar. Du thust mir augenblicklich den größten Gesallcu, wenn Du mich verläßt. Ich habe «och manches zu ordnen und nichts ist mir fataler, als wenn hinterher die Hälfte des Notwendigsten vergessen worden ist. Noch eins, wenn Kirv siegt, telegraphiere ich." „Schön, Bruderherz, also fahre wohl und auf Wiederiebcn." .Auf" Wiedersehen!" Bis zur Flnrthür gab Wolf dem Bruder das Geleit, dann kehrte er in sein Wohnzimmer z--ück und stand lange sinnend am Fenster. Ja, Mira Andrasson war schön, von einer wilden, dämonischen Schönheit und maßlos leidenschaftlich. Wenn Irene ihr gliche? Er ist so viel geflickt und umworben worden, wird nock fo viel begehrt, trotzdem lasten die Frauen ihn kalt, blonde und brannc. Dann trat er rasch an leinen Schreibtisch, nm einen wichtigen Brief seines Verwalters zu beant worten. Das Erbgut der Lindbergs ist jetzt in sciuem Besitz und wird auch aus der Ferne thaikräftig von ihm bewirtschaftet. „Herr Graf" — Hermann stand plötzlich vor ihm ganz Ehrerbietung und Unterwürfigkeit — „die Koffer find gepackt." „Gut. nun diesen Brief in den Kasten und dann besorgen Sie zwei Droschken." „Zu Befehl, Herr Graf." Frau Amanda Brachmöllcr fas; in ihrem mit allem was teuer und kostbar ist ausgestmtcten Wohngemach. Die schweren, hcrabgelassenen Spitzcnstorcs verbreitete« ein vornehmes Halbdunkel und liehe« das Haar der stattlichen Frau noch blonder, ihre Haut noch Weitzer er scheinen. Ihre Verlobung batte bei ihren beiden Töchtern einen kleinen Sturm erregt und damit unlieb same Szenen heranfbcschworen. Lisa, die jüngere, und ihr sehr ähnlich, hatte nun auf ihren Plan, einen jungen Offizier zu heiraten, verzichte« müsse«, weil die Mutter die Mitgift vcrsagic. Darob Thrämu n«d einige Tage Schmollen. Andrea die älteste, nahm Lisas Partei imd ihre Anseinaudersetzungen mit der Mutter trugen einen wesentlich anderen Charakter. Das ciicrgischc. kluge Mävcbcn hatte einst ohne Einwilligung der Mutter ihr Lchreriuexomcn gemacht und war nun Vorsteherin einer gutgehenden Privaischulc. Das hatte ihr Frau Amanda eigentlich nie verziehen. Weshalb die Welt ahnen lasse«, datz eine Brachmöller es nötig habe« könnte, um das tägliche Brot zu arbeiten. Fran Amanda lies; jetzt das Buch, in dem sie gelesen hatte, sinken und jagte zu der nicht weit entfernt sitzenden Lisa: „Wenn der Graf nachher kommt, Kindchen, fahren wir ans, und Du begleitest uns. Du bist nicin vcr- nünsliges Töchterchen, und darfst Dir zur Belohnung etwas recht Hübsches unterwegs aussuchcn und wünschen." Die hübsche Blondine antwortete nicht gleich. Sie hatte der ernsten Schwester gegenüber zu energisch ihren Groll über ihr zerstörtes Lebensglück beteuert und schämte sich nun ein wenig, datz ihr garuicht mehr „schmerzzcrrissen" zu Blute war. Im Gegenteil, sie dachte cs sich himmlisch, mit der Mutter und Graf Axel Einkäufe zu machen und angestaunt und beneidet zu werden. Als Frau Amanda sich ihr jedoch näherte und freundlich ihren Nacken umschlang, da schwand der künstlich in ihren, eitlen, jungen Herzen festgehaltene Groll. Was kümmerte sie die strenge, unbestechliche Andrea, mit der sie eigentlich nie harmoniert hatte. Nur die Mutter konnte und wollte ihr das Leben an genehm macken. So rief sic den« jubelnd: „Goldciics Mamachen, ach ja, ich suche mir bei Herzog einen recht aparten, entzückenden Stoss aus imd Günther mntz es mir möglichst chik machen." Günther war der Schneider der Damen. „Sage mal, sützes Muttcl, hat der Gras nicht einen steinreichen Bruder, oder irre ich mich da?" „Bewahre, das ist Thatsache, Herzchen! Graf Wolf hält Rennpferde und dergleichen, Lindenhof ist ebenfalls sein Eigentum. Wer Weitz, wenn meine kleine Lisa sehr artig und lieb ist, kann sich noch allerlei er eignen. Siehst Du, Goldchen, wenn Du lachst, bin Tu noch viel hübscher, als mit trüben Augen und hängenden Mundwinkeln." „Du meinst also wirklich, daß ich hübsch bin?" „Kleiner Narr, wozu gicbt cs dcnn Sviegel. Ich denke zu dem. Du hast Achnlichkeit mit mir?" „Und Du bist noch immer süß, Muttcl. Alle Menschen finden Dich himmlisch. Ich glaube, der Graf ist sehr verliebt in Dick." „Lisa!" — Fran Amanda nestelte an den Spitzen ihres Morgenklcides und senkte beschämt die Augen. Dann fuhr sie fort: „Galant und aufmerksam ist er allerdings. Ein stattlicher Mann, nicht wahr?" „Ich finde ihn entzückend! Meinst Du. daß der Bruder — hast Du eine Ahnung, wie Gras Wolf aussicht?" „Halb und halb, ja! Die Damcn sollen ihn an- belen, er aber verhält sich ablehnend. Nun, wir werden ihn ja kennen lernen." «Gräfin Lindbers klingt wunderhübsch, Muttcl! Du bist doch viel, viel klüger als Andrea mit all ihrer Ge lehrsamkeit. Werdet Ihr auch nach Lindenhof reisen?" „Darüber ist noch nichts beschlösse«! Grat Wolf ist ein Wandervogel und selten dort. Manchmal zur Jagd, dann würde ich meinen Mann natürlich be gleiten, andernsalls könnte Axel nur allein »ähren. Vielleicht genügt jedoch ein Wunsch Axels. Die Brüder vertragen sich ausgezeichnet miteinander." Dies Gesvräch batte Lisas Laune zu einer noch rosigeren gemacht. — — Während ihre Angehörigen sich von den Strapazen ihrer Emkäuse in der lamchigen Nische eines feinen Weinrestaurants erholten und heiterster Laune waren, batte Andrea Stunden ernster Arben butter sich. Obwohl der Unterricht beendet war, konnte sie sich noch immer nicht entschließen, nach Hause zu gehen. Dort — im Hause der Mutter - verstand sie eigentlich niemand, batte sie nie jemand verstanden. Unif seit einiger Zeit hielt sie in den Schulräumen noch anderes zurück, vielmebr. als die anderen ahnten, ja, glauben würden. Sie trat langsam an den Flügel, der im Konferenz zimmer den besten Platz einnabm und strich leise über die Tasten. Fast schämte sie sich, daß plötzlich ihr auf daS Hohe gerichteter Geist, ihr nur der Wissenschaft ge weihter Sinn so ganz verwandelt waren. Fast kam eine Art Zorn gegen sich selbst über sie, wenn sie be dachte, wie weltfern einst ihre Träume und Gedanken waren und wie irdisch jetzt. (Fortsetzung folgO <
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