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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 26.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191007266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100726
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1910
- Monat1910-07
- Tag1910-07-26
- Monat1910-07
- Jahr1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 26.07.1910
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WGün-SnlstlWerAnM Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdors, Vemsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Der .»ohrnstein-Lmstthaler" Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. 1.50, bei Abholung in der GeschSfisilelle MK.1.LS, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) MK.1.S0. Einzelne Nummern lO Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts. und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstallen und die Landbriefiräger entgegen. Als Extra- beilage «hatten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustriert« Eonntagsblatt'. — Anzetgengebühr für die Sgespallene Korpuszeile oder deren Raum 12 Psg., für auswärts 15 Psg.: im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt" Aufnahme. Anzeigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags l t Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Ausnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe eingcsandtcr Manuskripte macht sich die Redaktion Lt8iLLLvr«LserererlL«serlLlLer<LerariLlLLererLresLlLiLLLrLiLsrLlLlLer nicht verbindlich. LLLLersLLiLiHllLe-eLercrsiLLL-sLLrersLcrt-LtLLiLrLrcLLrLcrkLkrLr« Nr. 170. s-r°,pr-q-r N°. lbt. Dienstag, den 26. Juli 1910. «gchsstsM- B°h»ftr. s. z?. Jahrgang. TageSgeschichte Ler sächsische La«de»a«»schuß der nattsnal- ltdrralex Partei «ud der Kall Langhammer Am gestrigen Sonntag tagte in Leipzig in der „Harmonie" der LandeSauSschuß der nationallibe- ralen Partei im Königreich Sachsen, um zu dem Antrag auf Ausschluß deS Abgeordneten Lang hammer aus der nationalliberalen Partei Stellung zu nehmen. Der Beschluß wurde gestern noch geheim gehalten. Er soll erst der O-ffentlichkeit übergeben werden, wenn er dem Abgeordneten Langhammer zugestellt sein wird. Mit dem Rücktritt de» Staatssekretär» vo« Ttrpitz wird laut „Berl. Ztg." unmittelbar nach den großen Flottenmanövern gerechnet. Als vor einigen Wochen an der leitenden Stelle deS Auswärtigen Amtes sowie deS preußischen Finanzministeriums ein Wechsel sich vollzog, hieß eS, daß die „Liquidation" noch nicht vollständig beendigt sei und daß noch der preußisch« Handelsminister Sydow wie der Staatssekretär det Reichsmarineamts v. Tirpitz neuen Männern Platz machen würden. Seitdem war eS von diesen angeblichen weiteren Verändr- rungrn wieder still geworden. Ob die Meinung der eingeweihten Kreise über Herrn v. Tirpitz richtig ist, muß sich ja bald zeigen. Die Behaup tung, daß zwischen ihm und dem Gchatzsekrelär Wermuth eine Meinungsverschiedenheit ausgebrochen sei über die in den neuen Etat einzuftellenden Ma rineforderungen und daß der Kaiser sich auf den Standpunkt deS Schahsekrelärs gestellt habe, ist dagegen völlig auS der Luft gegriffen. Neichtzschatzsekretär Wermuth tritt mit der kommenden Woche in Aktion, um die Etatsforderungen der einzelnen Refforts, die von diesen bis dahin ausgestellt sind, einer gründlichen Prüfung zu unterwerfen und unbarmherzig alle diejenigen Forderungen zu streichen, für deren Deckung in der Reichskasse keine Mittel vorhanden sind. Dem Reichstage, der dann seinerseits den Blau- oder Rotstift noch einmal ansetzt, soll der Etat so bald wie möglich zugestellt werden. Mit andern gesetzgeberischen Aufgaben soll die letzte Session der Legislaturperiode so wenig wie möglich beschwert werden. Außer den noch in der Kom mission btfindlichen beiden großen Reformvorlagen über die Versicherungsordnung und das Strafrecht kommen im wesentlichen nur noch die Gesetzentwürfe , über die Privatbeamtenverficherung und über den Handelsvertrag mit Schweden in Betracht. Dem I voraussichtlich ruhigen Sesflonsverlaus wird dann eine um so lebhaftere Wahlagitation folgen. Die Grenze «ach link-. Der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Bassermann wurde kürzlich vom Reichskanzler von Bethmann Hollweg empfangen. Es wird ange deutet, daß diese Unterredung der Frage gegolten habe, ob eS unter den gegenwärtigen Verhältnissen zweckmäßiger ist, daß Bassermann die Führung der Partei niederlegt oder behält. In der „Nat.- Ztg." fordert der nattonalliberale Oberbürgermeister Beseler, daß alle diejenigen, die für ein Zusammen gehen mit der sozialdemokratischen Partei sind, an der nattonalliberale» Partei ausscheiden oder aus- geschieden werden. Er erwähnt dabei sp ziell Herrn Bassermann. Mit allen andern Parteien können die Nationalliberalen bei den Wahlen Freund schaft halten. Die diplomatische« Ursachen de» Kriege» 1870/71. Unter diesem Titel erscheinen am morgigen Dien-tag in Parts die beiden ersten Bände des vom französischen Minister deS Auswärtigen herauS- gegebenen Werkes. Im Jahre 1907 hatte der französische Minister des Auswärtigen eine Kom mission von Regierung-Vertretern, Parlamentariern und Gelehrten ernannt und mit der Herstellung des groß angelegten Werkes betraut. Die ersten zwei Bände, denen noch sechs weitere folgen sollen, behandeln die Zeit vom Dezember 1863 bis zum Mai 1864 und besprechen die Ergebnisse, welche zum dänischen Kriege 1864 führten Nach einem Bericht des Ministers des Aeußern an den Präsi denten FallierrS über den Inhalt des Werkes bringt dieses einen Bericht Joseph Reinachs, worin hervorgehoben wird, daß die eigentlichen Ursachen des großen Krieges in denselben Ereignissen zu suchen sind, die zu dem dänischen Kriege 1864 führten. Schon damals zeigten sich die Absichten Bismarcks, ein einiges, großes deutsches Reich zu gründen. Auf dem sozialdemokratischen Parteitage tu Magdeburg wird es recht munter zugehen, wenn sich die dortigen Verhandlungen über die badischen Budgetbewilliger auch nur einigermaßen mit den Aeußerungen der sozialdemokratischen Blätter darüber decken. Die sozialdemokratischen Abgeordneten Badens ertlä'ten bereits, daß sie.ihren Standpunkt nicht aufgeben, vielmehr die Annullierung deS Nürnberger Partei tagsbeschlusses fordern würden, wonach die Genossen im Reichstage wie in allen einzelstaatlichen Parla menten den Etat abzulehnen haben. Durch jenen Parteitagsbeschluß, so erklären die roten Badenser weiter, würden große und wichtige Teile der Sozialdemokratie zur Heuchelei und zur Preisgabe ihrer Ueberzeugung gezwungen. Mit faulen Kom promissen sei hier nichts mehr zu machen; es gelte hier, klare Bahn zu schaffen. Aus alledem geht hervor, daß man tn Magdeburg mit den Revisio nisten einen sehr viel schwereren Stand haben wird als seinerzeit in Dresden. Eine Ehrung für Kaiser Franz Josef. Ein Komitee reichsdeutscher Kurgäste in den böhmischen Badeorten mit dem Präsidenten des preußischen Herrenhauses, Freiherrn von Man teuffel, an der Spitze, hat beschlossen, aus Anlaß des 80jährigen Geburtstages Kaiser Franz JosesS und des mehr als 30jährigen Bestehens des Bünd nisses zwischen Oesterreich-Üngarn und Deutschland in Karlsbad eine künstlerische überlebensgroße Bronzestatue des Kaisers zu errichten, Bon den hierfür erforderlichen 100 000 Mark sind bereits 20000 Mk. gezeichnet. Zum Attentat auf deu früheren spanischen Ministerpräsidenten Maura. Als der frühere Ministerpräsident und Führer der Konservativen, Maura, kurz vor Mitternacht mit dem Schnellzuge jn Barcelona etntraf, feuerte, wie schon in voriger Nummer mitgeteilt, auf ihn in dem Augenblick, als er das Coupee verließ, ein junger Mann drei Revolverschüsse ab. Maura wurde von einer Kugel getroffen, die den rechten Oberschenkel durchdrang. Obwohl der Attentäter sich zunächst weigerte, seinen Namen und den Be weggrund zu seiner Tat zu nennen, so konnte es doch keinen Augenblick zweifelhaft sein, daß eS sich hier um einen politischen Anschlag handelte. Der Verbrecher, wie später festgestellt werden konnte, der 20jährige Manuel Posa Rccr aus Bmc lona, wurde in Hast genommen. Die Verletzung Mauras ist nur leichter Natur. Infolge des Ferrerproz sses wie der großen Aufwendungen für die Unterdrückung des Kabylenaufstandes in Marokko gehörte Maura in den liberalen und republikanischen Kreisen des spanischen Volkes zu den bestgehaßten Männern. Der Groll gegen ihn wuchs, als er sich an die Sv tze der Opposition oeoen die kirchevfeindliche Politik deS gegenwärtigen demokratischen Minister präsidenten TanalejaS stellte. Diese Haltung bot die unmittelbare Veranlassung zu dem Barcelonaer Attentat, daS selbstverständlich auch von der demo kratischen Regierung scharf verurteilt wird. In der Kammer und dem Senat verurteilten die Präfi- deuten unter dem Beifall der Mitglieder, mit Aus nahme der Republikaner, aufS schärfste den An schlag auf den früheren Ministerpräsidenten Maura. Ministerpräsident Canal»jas schloß sich in beiden Häusern den Worten der Präsidenten an. Darauf verlas CanalejaS ein Dekret, durch daS die Corte» vertagt werden. — Wie auS Barcelona gemeldet wird, unternahm der Attentäter während deS Ver hörs durch den Untersuchungsrichter einen Selbst mordversuch. Er ergriff eine auf dem Tisch de» Untersuchungsrichters liegende Schere und brachte sich einen Stich in die Kehle bei. Ei«e große Amaestie in Rußland steht, wie schon kurz gemeldet, anläßlich des 300- jährigen Jubiläums des kaiserlichen HauseS Ro- manow im Jahre 1913 bevor. Alle politischen und literarischen Verbrecher sollen, soweit sie nicht Mordanschläge verübten, auS den Gefängnissen ent lassen und tn ihre Rechte vollständig wieder einge setzt werden. Da die Gesängnisse mit politischen Verbrechern übersüllt find, wird die Amnestie auch einen sehr günstigen Einfluß auf die russischen Staatskassen auSüben. ÄSjähriges Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Langenberg. Die 25-Jahrfeier der Freiwilligen Feuerwehr Langenberg gestaltete sich zu einem Festtag für den ganzen Ort, der in reichem Schmucke prangte. Girlanden und Ehrenpforten winkten in allen Straßen und gaben so dem Feste auch äußerlich die rechte Weihe. Die Festlichkeiten wurden Sonntag mittag mit dem Empfang der auswärtigen Wehren und der geladenen Ehrengäste im VereinS- lokal „Erbgericht" eingeleitet. Um 8'/, Uhr be gann die Aufstellung zum Festzug und gleichzeitig die Abholung der Frauen und Jungfrauen. Der eigentliche FestaktuS nahm um 4 Uhr seinen Anfang und wurde mit dem Abtschen Liede „Freuet Luch, Ihr Kameraden", gesungen vom Mannergesangverein Falken unter Leitung seines Lehrjahre. Roman von Emmy v. Borastede. 43j (Nachdruck verboten.) „Und als er dann aufblickend traate: „Fräulein Mainau ist Ihre Braut?" da wußte ich ja, daß cr Dich kannte und akute einen Abschnitt in seinem Leben, der jetzt mit ziemlicher Klarheit vor mir liegt. Er schien nicht fassen zu können, daß mir nie der Gedanke ge kommen, Dick zu bitten, meine Hausfrau zu werden und eigentlich ist es auch unbegreiflich — mir selbst. Tann geriet er in namenlose Erregung. Wenn cr sich nur ausgesprochen, mir offenbart hätte! Doch nein! Tagelang ging er wie verstört umher, bis ich das Schweigen brach und ilmi alles erzählte. Bou unserer gemeinsam verlebten Kinder- und Studienzeit, der innigen Freundschaft unserer Väter! Wie Du dem scheuen Knaben Schwester, Gcsviclin und Vorbild gc- weseu! Mit einem Wort, Lindberg weiß alles! Er kennt auch Deine Briefe, ich hatte keinen Grund, sie ihm zu verweigern, da er so herzlich darum bat. So, dies meine Beichte! Ich habe lange mit ihr gezögert, um Dich nicht zu beunruhigen, darf aber jetzt nicht länger schweigen, denn zum Herbst werde ich die erledigte Pfarrstelle in Linden- Hof antreten und in ächte dann nicht die Freude ent behren, von meiner Schwester empfangen zu werden. Ich habe lauge geschwankt, ob ich meine Gemeinde hier verlassen dürfte, aber Lindberg wußte so eindring lich zu sprechen und dann die Aussicht, unserm kleinen Harrh und Dir näher zn sein. Genug, ich komme, und so Gott will zum Segen der Dörfer, die zu der Pfarre gehören. In seiner jetzigen Stimmung spricht der Graf davon, ganz nach Lindcnhof nbcrzusicdeln und seinem Reffen eine andere Besitzung zu pachten. Ich möchte nicht, daß er sich schon jetzt vergräbt und bin lebhaft dabei, ihn für die politische Lanjoahu zn gewinnen, wo er seiner Partei und seinen Untergebenen zum Segen werden kann." Reine hatte schon mehrmals ungeduldig mit dem Stuhl gerückt, aber immer noch schaute Irene auf den Brief. Ihre Gedanken waren weit, weil fort! Bei einem, der der Freund ihres Freundes geworden war, bei einem, der ihr Glück, ihr Leben in seinen Länden hielt. Allo auch Martin hatte dem Zauber seines Wesens nicht widerstehen tönneu, auch der ernste, zu rückhaltende Mann hatte ibn in sein Haus, sein Herz ausgenommen! „Herrgott, Irene, ich möchte nur wissen, wie D l und Kurti Euch mit Euren Briefe» habt! Ihr lest und lest stundenlang, an mich denkt niemand! Was schreibt Dir Dein Martin denn so Wichtiges?" „Vorläufig, liebe Reine, ist das noch ein Ge heimnis und bcdanre ich. Deine Neugier nicht be friedigen zu tönneu." „Aber das ist ja Unsinn! Tu brauchst cs mir ja nicht zu erzählen! Laß mich einfach den Brief lesen, dann ist uns beiden geholfen. Ich weiß die Neuigkeit, und Du hast sic nicht verraicu." „Nein, Reine, von solchen Spitzfindigkeiten wollen wir uns fernhallen. Ein gebrochenes Wort bleibt unter allen Umständen ein solches!" „Gräßlich, wie Du Dich mit diesem Marlin hasst! Wenn Du wenigstcus nicht immer streiten wolltest, daß Du ihn heiraten willst! Uebriqeus, was ich noch sagen wollte. Am Freitag kommen einige der Familien, die immer bei Thea versammelst sind, es gehl natürlich nicht, daß Du dann anch nicht erscheinst, Irene! Was meinst Du zu der Idee, nach F. zu fahren, um die nötigen Einkäufe zn machen." Fräulein Mainan dachte an die tiefen Sorgen falten auf Kurts Stirn und sagte ernst: „Wozu einer solchen Kleinigkeit wegen eine stunden lange Reise machen? Du hast so Ziemlich alles was Du brauchst hier in Lindeuhof, das andere kann aus dem nächsten Städtchen hcrbeigcjchafft werden." „Als ob es da etwas Vcrnünsiigcs zn kaufen gäbe! Die Forellen muß ich so wie so in Berlin bestellen." „Stürze Dich doch nicht in diese Unkosten, Reine, und das alles um einiger Menschen willen, die Dir doch recht fernstehen! Gieb, was Dein eigener Grund und Boden hcrvorbringt. Der Wein verteuert diese Feste ohnehin. Ich verpflichte mich. Dir mit Mamsell ein tadelloses Abendessen zusammcnzustcllcu." „Ich kann, ich will mich nicht blamieren!" — Reines Fuß trat heftig den Boden — „Thea würde sich halbtot lachen über dieses Betllcressen, wenn kein teurer Fisch, keine Delikatesse der Saison dabei wäre! Dn hast eben so gar keine Ahnung, Irene, was in unseren Kreisen gefordert wird." Irene Mainaus schönes Antlitz rötete sich ein wenig, dann maß sie das blonde, gedankenlose, jnuge Weib mit einem seltsamen Blick ihrer großen Augen von oben bis unten. „Es würde zn Deinem eigenen Besten sein, wenn Du mehr auf Dick und Deinen Mann, als ans Deine sogenannten Freunde sehen würdest, Reine", sagte Irene endlich mit ickwerer Betonung. „Jeder sollte den Mut haben, cs nicht besser zu geben, als cr kann, dann würden viel Knmmcr und Not vermieden werden. Dein Mann opfert seine Kräfte, seine Arbeit und Mühe nicht dieser immerhin fragwürdigen Freunde wegen, das be- denke wohl. Reine! Fühlst Du denn wirklich nicht, daß alle diese Schmeichler und getreuen Nachbarn Dich ohne Bedenken im Stich lassen würden, wenn irgend ein Schmerz über Dich kcrciubräche?" „Aber wozu denn wieder an so etwas Gräßliches denken", ereiferte sich Reine abermals, „Dn verstehst cs so reckt, mir jede Freude zu verleiden. Nimm mir nicht übel, Du fängst an, etwas Altjüngferliches zu be kommen." „Sagt Prinzeß Thea", vollendete Irene mit feinem Spott. „O Reine, Reine, welch ein Kind bist D» doch! Ist Dir auch jetzt noch keine Ahnung anfgcganacn von dem einzigen, wahren Glück, das die Erde zu kicteu vermag? Lebst T>u denn wirklich auch jetzt noch iu dem Wahn, der das Weib zur Ware herabwürdigt, daß allein der Mann, weil cr nns zur Frau macht, be gehrenswert sei? Nur wenn ich liebe, gebe ich meine Freiheit dahin, nur schrankenlose Liebe macht mir den Gedanken erträglich, Gattin zu werden!" „Ich fürchte. Du wirst es nie werden, Irene", — cs klang halb trotzig, halb weinerlich — „den meisten Männern bist Du zn gelehrt und sonderbar. Viele, wie Lord S., müssen wieder ans einen allen Namen sehen usw. Denke doch, er sagt, Du seist ein serrr böses, süßes Mädchen! Wenn solch ein Manu Dich begehrte, dürstest Du doch nicht lange überlegen! Es wäre ja entsetzlich thöricht, Irene!" „Wenn ick ihn liebte, selbstredend nicht, sonst aber —" „Ich glaube, Du denkst Dir die Liebe ganz anders, wie sie ist", versetzte Reine mit kinünchcr Ucbcrhebung, „so wie die Dichter singen und jagen, ist sie nicht, das kannst Dn glauben." „Ei, sich da, meine kleine Reine, meine ehemalige Schülerin hält mir einen Vortrag über die Liebe und die närrischen Dichter", lächelte Irene, „das könnte mich beinahe auf die Vermutung bringen, daß Fran Gräfin Lindberg au diesem Göttergeschcnk noch keinen Teil hat! Oder sind das auch wieder Prinzeß Tbcas Worte? Ich möchte doch nicht mit Dir tauschen, Reine", - Irene dachte an die taufend Schmerzen, die ihre Liebe ihr gebracht hat — „trotz alledem nicht!" „Wollen uns doch nicht zanken! Es ist ja alles Unsinn! Kurt giebl viel auf Dem Wort, Irene, nicht wahr, Dn redest ihm nicht ab, mich nach F. fahren zu lassen wegen der Eiukäme", schmeichelte Reine vlötzlich, „ich möchte so schrecklich gern ein neues Fest haben, nm Thea zu imponieren, Onkel Wolk würde das auch ein seben! Weißt Du, ick glaube, sie liebt ibn! "Wenn ich ihr seine Heimkehr melde, schenkt sie mir den Brillant- schmetlcrling, den ick so entzückend finde." „Dann bringe diese Botichafl nur bald! Di« Partie ist ja auch in jeder Beziehung passend." „Ja, das finde ich auch! Sie würden ein schönes Paar werden." (Fortsetzung folgt.)
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