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Zwönitztaler Anzeiger : 15.11.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1859945678-190411151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1859945678-19041115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1859945678-19041115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungZwönitztaler Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-15
- Monat1904-11
- Jahr1904
- Titel
- Zwönitztaler Anzeiger : 15.11.1904
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Gewehr hat schon manchen Königsschuß Offizielle japanische Kriegspostkarten, ihr ihr Gemahl die Insel Monte Christo und durch ihr Wirken Jagen. König Eduard hat eine große Vorliebe für die Jagd durch sein ganzes Leben begleitet und er ist ein vorzüglicher Schütze. Besonders in Indien, diesem Jägerparadies, hat er dem nicht gewöhnlichen Sport der Tigerjagden ge huldigt und sogar einen Nekoro ausgestellt, indem er bei einer Jagd in Nepal sechs Tiger an einem Tage erlegte. Und auch heute ist der König nie vergnügter, als wenn er mit der Mute in der Hand die Wälder von Mollcrton, nahe bei Sandringham, durchstreifen kann. Senatoren und Abgeordnete schlossen sich ihr an. Die Kosten einer modernen Schlacht. Könige auf cler Iagä. Die Liebe zum edlen Weidwerk teilt Kaiser Wilhelm mit manchen andern Monarchen Europas. Außer dem Kaiser, dessen Betätigung im Jagdrevier bekannt ist, sind König Eduard von England und Don Karlos von Portugal große Nimrods, doch auch der König von Dänemark, Viktor Emanuel und Präsident Louoet haben eine große Lust am fröhlichen Maffenerkrankung in einem englischen Regiment. In Aldershot find über hundert Mann vom Iorkshirer leichten Infanterie-Regi ment an Vergiitungserscheinungen ernstlich er krankt. Eine Untersuchung bezüglich der Ursache der Massenvergistung ist eingcleitet. Die große« Sevillaner Stierzüchter (der bedeutendste ist der Herzog von Veragua, der letzte indirekte Abkömmling von Kolumbus) haben eine Kommission nach Madrid geschickt, gelockt wurde. Da sie keinen Jagdschein hatten, wurden sie verhaftet, und die Beute für die Spitäler konfisziert. Vom Simplontunnel. Wie verlautet, haben die Unternehmer des Simplondurchstiches die Anstellungsverträge der Mehrzahl ihrer am Simplontunnel beschäftigten Ingenieure und sonstigen Angestellten für den 1. Januar 1905 gekündigt. Hieraus läßt sich entnehmen, daß der Vollendung dieses Riesenwerkes bis zu jenem Zeitpunkte entgegengesehen wird. Flucht eines Gerichtssunktionärs. In richterlichen und gesellschaftlichen Kreisen Wiens erregt die Flucht des Gerichtssekretärs Dr. Emil Helfer und seiner Gattin Sensation. Dr. Helfer, der dem Spiel zum Opfer gefallen ist, hinter läßt Schulden in Höhe von 100 000 Kronen. Interessant ist, daß er sich die Mittel zu seiner Flucht durch eine unter Rechtsanwälten ver anstaltete Sammlung verschaffte, die 12 000 Kronen ergab. Wer weih, wie nahe mir mein Ende! Aus Innsbruck wird gemeldet: „In dem Besitz des Theatersekretärs Schneider befindet sich eine Postkarte mit einer Zeichnung von der Hand des bei den jüngsten Unruhen getöteten Malers Pezzey, die die letzte Arbeit des Künst- dadurch die Jäger sehr behindert wurden, so ! erlegte der König mit Lord de Grey und andern Schützen doch durchschnittlich 1000 Tiere den Tag. Mit einer einzigen Flinte erlegte er ein mal in drei Tagen 10 800 Stück Wild. Der König von Portugal schießt mit dem Gewehr und Revolver so vorzüglich, daß man ihn einen modernen Wilhelm Teil nennen könnte. Auch Kaiser Franz Joseph von Österreich ist noch immer ein eifriger Jäger, und tat es dabei noch vor kurzem den jüngsten Herren seines Gefolges zuvor. Während mancher Gemsen- jagd in den Gebirgen Tirols stöhnten und schnauften die Herren und hatten große Mühe, dem 74jährigen Kaiser nachzukommen, der un ermüdlich, mit dem Bergstock in der Hand, den scheuen Tieren nachstieg. Auch der König von Italien ist ein glänzender Schütze, und sein hatte beim Spielen mit einem Revolver den 11jährigen Sohn feines Pflegevaters durch einen Schuß am Kopfe verletzt. Ein größerer Eiseubahnunfall ist durch das Sturmwelter auch bei München verursacht worden. In Niem, der als Rennplatz Münchens bekannten Vorortstation, verlöschte der orkan artige Sturm das Signallicht am Semaphor, wodurch ein Eilzug aus der Station einem draußen haltenden Güterzuge in die Flanke fuhr. Der Schlußbremser des Eilzuges wurde schwer verletzt, leichter ein Postbeamter und ein Reisender. Ler Materialschaden ist bedeutend. Ungetreuer Beamter. Großes Aufsehen erregt in Nürnberg die Verhaftung des Post expeditors erster Klasse Geyer wegen Unter schlagung und Beraubung von gewöhnlichen Briefen, meist postlagernden oder Schalter briefen. Bei einer Haussuchung sand man bei ihm über 200 Mk. Briefmarken, die den ent wendeten Briefen entnommen waren. Von einem schlauen Bäuerlein wird aus dem badischen Oberlande berichtet: Ein Auggener Landwirt hatte einen Ochsen im Stall, dessen Fell der Lieblingsaufenthalt be kannter Ticrlein ist. Zu einer Radikalkur wusch der Mann den Ochsen mehrmals mit Seife tüchtig ab; doch als das Ungeziefer nicht sort- blieb, rieb der Pfiffikus das Hornvieh mit Petroleum ein und zündete das Fell an. Das Ungeziefer verbrannte, ab auch der Ochse be kam sein Teil. Nicht minder der Bauer, der sich die Finger gehörig verbrannt hat und nun zu allem Jammer auch noch wegen Tierquälerei angezeigt worden ist. Von den Toten auscrstanden. Ein Mann, der vor sechs Jahren ermordet sein sollte und tot- gesagt worden war, stellte sich dieser Tage dem Amtsgericht in Marienburg vor. Und das ging, nach dem .Geselligen' so zu: Vor sechs Jahren wurde bei Mainz ein Mann mit zerschmettertem Schädel und beraubt aufgefunden. Von dem unbe kannten Toten ließ die Mainzer Staatsanwaltschaft eine Totenmaske anfertigen. In dieser Totenmaske erkannten Marienburger Fleischer mit aller Bestimmtheit den Fleischergesellen Blank aus Marienburg, der gerade damals verschwunden war. Blank wurde deshalb gerichtlich für tot erklärt, und bis vor kurzem befand sich in den meisten GerichtS- gcbäuden ein Aushang, auf dem die Totenmaske des Blank abgebildct und auf die Ergreifung des Mörders eine Belohnung von 1600 Mk. gesetzt war. Das Auftauchen des Ermordeten in seiner Vater stadt hat nicht geringes Erstaunen erregt. Blank hat sich in der Welt hcrumgetricbcn und sein Brot als Gelegenheitsarbeiter verdient. natürlich die zwar Prä e^ er zu Chatsworth einer Treibjagd bei. Obwohl - " - — - - - - ' das Terrain mit tiefem Schnee bedeckt war und um bei der Negierung wegen des Verbotes der > , Sonntagsstierkämpfe vorstellig zu werden. Der W°che^ Im Beruf gestorben. In der Quinta deS Realgymnasiums in Vegesack unterrichtete Lehrer Kohlmann in Naturkunde, als er plötz lich vor den Augen der Schüler zusammenbrach. Ein herbeigerufener Arzt konnte nur noch den Tod infolge Schlaganfalls feststellen. Nach Unterschlagung eines Geldbriefes von über 3500 Mk. ist, der ,Nhein.-Westf. Ztg.' zufolge, in Düsseldorf Postasststenl Röpke vom Postamt am Bahnhof flüchtig geworden. Den Brief hatte er Freitag abend angenommen, aber nicht in das Annahmebuch eingetragen, weshalb der Post das Fehlen des Briefes erst infolge einer Reklamation des Adressaten be kannt wurde. Ob der Beamte, der sich am nächsten Tag krank meldete, und dadurch sic einen wesentlichen Vorsprung sicherte, not weitere Unterschlagungen begangeu hat, ist durö die Untersuchung noch nicht festgestellt worden. Im Streite erstochen hat in Düsseldor der kroatische Erdarbeiter Relik seinen Lands mann Krubrat. Der Täter ist flüchtig. Zugentgleisung durch Sturm. Im Walde zwischen Bernterode und Sollstedt ent gleiste, als der Sturm plötzlich eine Tanne knickte und über die Schienen warf, ein Per sonenzug. Menschen wurden nicht verletzt. Eine 14 tägige Hungerkur machte in Wenden bei Nienburg ein beim Brinksitzer Blanke befindlicher Fürsorgezögling Purwein durch, der sich aus Furcht vor Strafe auf dem Getreideboden des Hauses versteckt hatte. P. der völlig abgemagert aufgefunden wurde, hat während dieser ganzen Zeit nur von Roggen körnern gelebt und sich nachts auf den Hof ge schlichen, um Wasser zu trinken. Der Knabe auch derjenigen nicht auf den Was hat die Schlacht von Liaujang gekostet? Diese Fruge berechnet ein Sachverständiger in einer englischen Zeitschrift wie folgt: 125 000 Russen und 150 000 Japaner haben an der Schlacht teilgenommen. Bringt man davon die Reserven in Abzug und rechnet mit der Tat sache, daß nicht alle Soldaten auf einmal kämpfen konnten, so kann man annehmen, daß etwa 60 000 Russen und 80 000 Japaner 60 Stunden lang gekämpft haben. Diese haben 1200 Patronen pro Mann gebraucht, oder gegen 160 000 000 im ganzen, die 8 000 000 Nik. weil sind. Die 300 in der Schlacht verwandten Kanonen haben etwa 450000 Granaten zu durch schnittlich 8 Mk. abgefeuert, was 3600000 Mk. ausmacht. In diesen Summen find nicht mit indet sich zu Füßen des Eiffel-Turmes auf einem Jahr dem Marsfelde, das seit der Weltausstellung sechs Monat Uniersuchungshaft, von 1900 unbenutzt daliegt und zur Wildnis Königsberg i. Pr. Wegen Soldatenmißhand- geworden ist, weil sich der, Staat und die Stadt lung in 153 Fällen wurde vom Oberkriegsgericht in iber seine Bebauung nicht einigen können. Königsberg der Unteroffizier Erdmann vom 33. In- Zwei Redakteure des ,Matin' machten sich den fantericregiment in Gumbinnen zu neun Monat Scherz, vor Tagesanoruch in die von einem Gefängnis und Degradation verurteilt. In der- Zaun umgebene Wildnis einzubrechen. In stAn Sitzung wurde gegen den Unteroffizier kurzer Zeit hatten die improvisierten Jäger acht ^"h.as au^ Kaninchen vier Rebhühner und Mei Fasanen vergebener in Z0 Fällen schuwig gemacht ° erlegt, als die Polizei durch die Lchüsse herbei- " " " " " Selbstverständlich muß man das Zimmer deS nach Atem Ringenden fleißig lüften. Eltern mögen daher ihre Kinder frühzeitig an eine richtige Lage im Bett gewöhnen. * * * Auch ei« Patriot. Hausherr: . Also, Herr Leutnant, eine halbe Million gebe ich meiner Tochter gleich mit — später mehr!" — Leutnant: „Herr Direktor, ich sehe, es gibt doch noch Patrioten!" einbegriffen die Kosten für Ausbesserung,^^ Frau Stössel. I der Attwhn und Kanonen,' nach zwei oder getan, erst jüngst wieder, bei seinen Besuchen D>-«».d-,u «,-ngun«-n. b-, ^ K-EÄch °»d «Md Ai-, Japaner gerade in der letzten Zeit machten, "der dringend nötig. Die Manischen Feld- Gemahlin Elena schießt noch besser wie er, und um sich in den Besitz der Feste Port Arthur zu kanonen kosten je e wa 8000 Mk. Die großen sie hat ihren Gatten öfters in den Revolver- setzen, sind bisher erfolglos gewesen. Die bei- Geschütze, die Port Arthur verteidigen, kosten WMschießen besiegt, die sie im Garten der Villa fpicllose Zähigkeit, mit der General Stössel die bis zu 800 000 Mk. und jeder einzelne Schuß vag Capo di Monte veranstaltete. In wilden ihm auvcrlraute Festung verteidigte, haben die bis- 1000 Mk. Bis jetzt hat die japanische Regie- Gebirgsgegenden unter jagdtüchtigem Volk auf- hcrigcn japanischen Angriffe vereitelt, und wenn rung 240 000 000 Mk. für Kriegsmaterial aus- gewachsen, hat sie das Jägerhandwcrk von M-b-n! di- Nu,sm hab-n das D-pp-N- aus. Giund ms uud kam,° gut wie -in-r L LLud L MZ KL'doo d-, SAu° von - gedacht werden "0 000 000 Mk. aus den verschieden Arsenalen Felsspitze zu Felsspitze klimmen und auf die Bastionen und Europas und Wens verbraucht worden ist. Tiere lauern. Als sie nach Italien kam, schenkte Wällen der Festung, aber doch „ in den Lazaretten und Baracken dazu bcigctragen Erinnerung an den Krieg ist vom japanischen dieses der Jagd günstige Terrain durchstreift sie haben, daß die Armee io lange Widerstand leisten Verkehrsministerium eine Serie von sechs Stück nun kreuz und quer und in ihrer einfachen Äuna ?ina! Äoll-N n d^ An ib»r Svw steht Ansichtspostkarten herausgegeben worden. Die Jägerkleidung. Mit der Büchse IN der Hand Uu Stö^ Hälfte der ganzen, 530 000 Stück be- wird sie wieder ans teidiacrs, die ihrem Gatten bisher in jeder Lage tragenden Auflage ist an die Truppen auf den Tochter des heimischen Montenegro. Auch treu zur Seite stand, und die sich um das Schick- Kriegsschauplatz gesandt und die andre Hälfte König Alfons von Spanien ist auf dem besten al der Verwundeten so hoch verdient gemacht hat. in Japan verkauft worden. Die Karten fanden Wege, ein tüchtiger Jägersmann zu werden. Sie selbst beteiligte sich häufig an der Bergung von so flotten Absatz, daß der ganze Vorrat in Bei einer Jagdpartie zu Rio Frio, nahe bei Verwundeten und ist bei solcher Gelegenheit einmal Tokio und den andern Städten in ein bis zwei Segovia erlegte jüngst die königliche Jagdgesell- selbst an der Schulter erheblich verletzt worden. Stunden vollständig ausverkauft war. Das schäft 37 Hirsche, von denen 20 allein auf den Verkehrsministerium beabsichtigt deshalb, nach König kamen. Solche Heldentaten der Könige c der Zeitschrift ,Ostasien', weitere 150 000 Stück gegenüber halten sich die Jagdpassionen deS U erscheinen zu lassen. Präsidenten Loubet in bürgerlich bescheidenen waltsamen Tode hat Pezzey auf die Karte Grenzen Dennoch steht auch er seinen Mann em Grab^euz, umschattet von einer Zypresse, ! und hat bei den Jagden, die er zu Ehren ^.Überschrift ^tet: «Freut euch seiner königlichen Gäste veranstaltete, schon manch- des Lebens! Herzlichen Gruß Pezzey." erstaunlich reiche Beute nach Hause , Im Alter von 85 Jahren ist in Paris Berlin. Der Zusammenbruch des Bankhauses gebracht. sichel Heine, der Vater der geschiedenen Prin- Brendel u. Komp., der den tragischen Selbstmord zessin von Monaco, gestorben. Er war Leiter des Geh. Rates Brendel im Gefolge hatte, bildete -r-,«« . . der „Bank von Frankreich". am Freitag den Gegenstand der Erörterung vor der AlievlLli. Mitten in Varis bat sich ein Jaadarund Strafkammer. Der Zusammenbruch ist zum Teil * aebildet wo man nack, ^errenslult Kaniniben Depotunterschlagungen zurückzuführm. Der Woher kommt Atemnot im Bett? Rebhühm^ verurteilt die ehemaligen Prokuristen Viele glauben am bequemsten liegen zu können, leoyllyner uns Miauen Megen rann. Er ve-, Reinhardt zu zwei Jahr und Karl Wienecke zu wenn sie sich ein halbes Dutzend Kissen unter --^opf t!nd Mcken packen. Das ist aber gerade verkehrt, denn auf diese Weise kommt der Be treffende in eine kmmme Lage, die Brust wird zusammengedrückt und kann sich nicht gehörig ausdehnen. Es empfiehlt sich deshalb, dem nach Atem Ringenden das Kopfkissen eher tiefer als höher zu legen. Damit die Lunge fich gehörig ausdehnen könne, soll er auch nicht auf der Seite, sondern auf dem vollen, flachen Rücken liegen und soll weder mit seinen Armen, noch mit einer dicken Decke die Brust beschweren. (Fortsetzung folgt.) r« r ist so gut von Ihnen, mir den Weg zu zeigen. Sie werden lange in Atami bleiben, O Tora San?" „Nein, nicht lange. Aber woher kennen Sie denn meinen Namen?" „Ich erfuhr ihn von meinem Wirt," ant wortete er ausweichend; „ein schöner Name. Der meine ist viel schwerer auszusprechen. Ich heiße John Thornton. Können Sie das sagen ?" „Nein, das kann ich nicht aussprechen," er widerte Sie. „Vielleicht die erste Hälfte ja — Tschan, aber nicht die andre. Mein Vater je doch kann alle fremden Namen aussprechen," fügte sie stolz hinzu. „Er hat einen Seiden- wareuladen auf der Ginza und viele Fremden kaufen bei ihm ein." „Ist er krank, Ihr ehrenwerter Vater?" fragte Thornton, dem der Seidenwarenladen absolut nicht in seine Theorie über die Ab stammung des Mädchens paßte. „Ja," erwiderte sie, „er leidet an Kopfweh und kann nicht schlafen noch essen, deshalb kamen wir der guten Luft wegen hierher. Aber ich fürchte nur, er wird fich hier nicht er holen können; denn sein Bruder will uns be- suchen, und so ist er traurig." „Warum ist er traurig?" fragte Thomton, über ihre Offenheit selbst überrascht. „Ich weiß es nicht," sagte fie. „Sehen Sie dort, dort ist der Weg nach dem Tempel." Sie waren vor der Stadt angekommen, uud das Mädchen zeigte über einen Schneehaufen hin, hinter welchem fich ein mit dunklen Fichten bedeckter Hügel erhob. Durch das Laubwerk geistesabwesend vor fich hin aus Furcht, seine neue Freundin zu verscheuchen, während fie ihm verstohlen von der Seite flüchtige Blicke zu warf, und rasch wie ein echtes Weib jede Ein zelheit seiner ausländischen Tracht, seines ruhigen Gesichtes, seiner kurzgeschnittenen Haare erfaßte. In Wirklichkeit war sie aufs höchste erregt und neugierig gespannt; denn dies war der erste Fremde, mit dem sie je geredet; jedoch hätte es gegen alle Gesetze der guten Manieren ver stoßen, wenn fie solche Gefühle gezeigt hätte. Und Anstandsregeln in Japan find die striktesten und die am besten beobachteten Gesetze der ganzen Welt. Vor einer reizenden Auslage hellfarbigen Backwerks blieben sie stehen und betrachteten es. Die seltsam geformten Leckerbissen lagen auf kleinen Platten, und ein immer lächelndes Weib beschützte fie mit einem papiernen Fliegenwedel vor den Niücken und Fliegen, während ein fettes Baby auf ihrem Rücken feierlich über ihre Schultern hervor blickte. „Was soll ich nehmen?" fragte Thornton, fich unwissend stellend. „Sind Sie für Ihre ehrenwerten Kinder?" fragte O Tora San. „O nein," erwiderte er lachend, „ich habe keine Kinder. Sie find für mich selbst, ich esse Backwerk sehr gern.'' „So nehmen Sie diese und diese," bemerkte daS Mädchen und zeigte nach einigen seltsam geformten roten und gelben Massen. „Diese sind gut für starke Männer." „Und welche find gut für hübsche Damen?" fragte er. Sie warf ihm einen raschen Blick zu und tauschte dann einige Worte mit der Verkäuferin, die fich sofort umwandte und aus der Mauer eine Schublade herauszog, worin Zuckerblumen auf weißem, dünnen Papier lagen: Lilien und Päonien und Pflaumenblüten — alles schön und herrlich anzuschauen. Thornton las einige dieser Leckerbissen aus, während er sich selbst wunderte, wie wohl die Konstitution beschaffen sein müsse, die solche überraschende Mischungen ertragen könne. Das Weib machte ein symmetrisches Paket aus den eingekauften Waren, das sie mit einem Stroh halm zusammenband und mit einem hübschen Ring für den Finger versah. Dann verneigte fich die Verkäuferin strahlend vor Freude, um etwa um fünf Pfennig reicher zu sein, und die beiden gingen davon. „Nicht dahin!" rief Thornton, als das Mädchen ihre Schritte dem Teehaus zuwandte. „Wollen Sie mir nicht den Weg nach dem Tempel zeigen? Ich bin fremd und unbe kannt hier." Eine solche Bitte durfte nicht direkt abge schlagen werden. O Tora San zögerte und ihn anblickend, antwortete fie: „Sie sprechen unsre Sprache zu gut für einen Fremden. Können Sie wirklich den Weg nach dem Tempel nicht selbst finden?" „Sicherlich nicht. Ich würde mich gewiß verirren," erklärte er mit tiefster Überzeugung. „Dann will ich Sie ein Stück Wegs be gleiten," sagte fie, „nur darf ich nicht lange ausbleiben." „Bis wir das Dach sehen," bat er. .„Es Undurch sah man die dunkelgrauen Giebel und me und da einen in der Sonne glänzenden, verwitterten Fleck Goldes. „Ich werde den Weg jetzt finden," sagte Thornton, „aber der Tempel liegt doch ziemlich weit von der Stadt entfernt, und Sie werden nicht durch den Schnee waten wollen. Ich selbst kann ein a-dermal hierher zurückkehren, da ich den Weg jetzt weiß. Darf ich Sie nach Hause begleiten? Sie könnten mir unterwegs die Geschichte des Tempels nnd der heißen Quelle erzählen." „Gerne," versetzte O Tora, fich umdrehend. Sie schien fich mit ihrer Begleitung ganz aus- gesöhnt zu haben, und blickte den Fremden von Zeit zu Zeit fragend an, wie fie ihm das alte Märchen erzählte. In späteren traurigeren Tagen erinnerte fich der Diann noch oft dieser Stunde — des blendenden Glanzes der Morgensonne, der frischen Luft, des Geklappers von O Toras Holzschuhen auf der holprigen Straße, während ihre kräftige Stimme die Geschichte des Ortes erzählte; und in jeder Pause schlug das Rollen der See gegen die niedere Küste und sang so eine Art tiefen Refrain zu dem Märchen, das fie erzählte. Dem jungen Manne bereitete eS Freude, in der Nähe eines in seinen Augen so schönen WeibeS dahinschreiten zu dürfen. Und die Geschichte, die ihm O Tora San er zählte, war eine alte, fremde Sage von Gebet und Aufopferung, von der Liebe eines alten Priesters zu seiner Herde und von der Dank barkeit seines Volkes.
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