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Der Grenzbote : 14.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-190503141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-19050314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-19050314
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-14
- Monat1905-03
- Jahr1905
- Titel
- Der Grenzbote : 14.03.1905
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«L« Der Grenzbcte. weiteren Attentaten natürlich sofort vermutet Wirch muß die Untersuchung erst noch Nach weisen. .T o k i o, 11. März. Tie Russen leisten an ein zelnen Punkten westlich von Mnkden noch immer verzweifelten Widerstand; im Norden der Stadt aber setzen die Japaner die Verfolgung mit Ein satz der äußersten Kräfte fort. Nach den letz ten Schätzungen betragen die Verluste der Rus sen 150000 Mann, 50 000 davon sind allein gefangen. Außerdem mußten die Russen dem Gegner hundert Kanonen überlassen. Marschall Oyama berichtet, daß die Armee Auropatkins total geschlagen sei; alle Stunden ergeben sich neue Abteilungen. Tokio, 1l. März. Tie Russen ziehen sich von Mulden nordwärts zurück. Tie Japaner sind ihnen auf beiden Flanken auf den Fersen; die Russen sind in übelster Lage. Aus dem Hauptquartier wird gemeldet, daß die Jaapner die Stellung des Feindes auf der nördlichen An höhe von Suschun genommen haben- Tokio, 12. März. Marschall Oyama schätzt die Zahl der gefangenen Rüssen auf über 410O0 Mann. Tie Japaner haben gestern eine aus dem Rückzüge befindliche russische Kvlonne am Puho gefangen genommen. Oertliches und Sächsisches. — Es wird Frühling . . . . ! Ter erste Früh lingstag wär gestern. Er hatte alt und jung ins Freie gelockr Trotz der unfreundlichen WiM- rung in den letzten Wochen ist es in der Natur bereits wieder lebendig geworden. Seil einigen Tagen beginnen die Finken das Orchester unserer gefiederten Sänger zu verstärken, und die Stare geben von ihrem Eintreffen Kunde. Wenn die Lenzessonne wie gestern nachmittag das schwere Gewölle durchbricht und hell ihre Strahlen kränze flicht, dann sieht man staunend, wie weit wir uns in den langen düsteren Wochen entbehr ten Sonnenlichts dem wirklichen Frühling ge nähert haben. — Rat der Stadt. Tas Kgl. Ministerium des Innern hat neuerdings entschieden, daß Städte mit der Städteordnung für mittlere und kleine Städte in ihren Siegeln nicht dis In schrift „Stadttat" oder „Rat der Stadt" füh ren dürfen, weil dieselben keine kollegiale Kör perschaft bilden. Die Siegeliuschrift darf nur lauten: „Bürgermeister der Stadt N." oder „Tie Stadt N." — Walter Tosts Oper „Miranda" (Text nach Carmen Sylvia), die vor zwei Jahren im Stadr- theater zu Plauen ihre Uraufführung erlebte und seitdem dort nicht mehr gegeben wurde, fand jetzt wieder unter' der neuen Direktion einen star ken Erfolg. Der Komponist ist Lehrer am Real ¬ gymnasium in Plauen. Die Aufführung machte einen viel fertigeren Eindruck als vor zwei Jäh ren. — Ter Mord am Waldrande bei Boigtsgrün wird aller Voraussicht nach in Bälde seine volle Sühne finden. Gegenwärtig finden noch faß täglich neue Zeugenvernehmungen statt, durch welche der Beweis, daß die im Gerichtsgefäng- nis in Plauen i, V. in Sicherheit gebrachten Spießgesellen Eduard Neumann aus Plauen und Hermann Neumann aus Hartmannsgrün bei Treuen den Raubmord an dem Gutsbesitzer For ner in Thoßfell verübt haben, voll erbrachr worden ist. Auch wenn Hermann Neumann kein umfassendes Geständnis abgelegt hätte, würde man zu der vollen Ueberzeugung von derSchuld der beiden Mörder kommen müffen. Neuer dings hat sich herausgestellt, daß die elfjährige Tochter des Eduard Neumann in den Morgen stunden des Tages, an dem Forner ermordet worden ist, im Laden des Herrn Kürt Hofmann nach weißem Pfeffer gefragt Han Der Handels mann konnte ihr keinen geben, da er solchen nicht führt. Eduard Neumanns Wohnnng be findet sich in unmittelbarer Nähe des Hofmann- schen Verkaufsladens. Hermann Neumann be reut die Tar; der andere leugnet noch immer in verstocktester 'Weise. Plauen i. V, 13. März. Die Reifeprü fung am hiesigen Lehrerseminar haben sämt liche 51 Kandidaten bestanden. Falkenstein. Am Freitag fand der Tri chinenschauer R. Roßner hier in zwei von aus wärts gekauften und hier geschlachteten Schwei nen Trichinen in großer Zahl; wiederum ein Be weis, wie gut die obligatorische Trichinenschau ist. — Mir Rücksicht auf die in letzter Zeit her- vorgetretene und weiter zu erwartende Ent wickelung der Gemeinde Ellefeld hat die Kgl. KreishauptmanNschaft Zwickau die Uusbezirkung Ellefelds aus den: zusammengesetzten Standes amtsbezirk Falkenstein und die Errichtung eines besonderen Standesamts in Ellefeld mit dem I. Junc dss. Js. genehmigt. Lengenfeld, 11. März. Herr Bernhard Roth in München hat seiner Vaterstadt Lengen feld die Summe von 40000 Mr. als Stiftungs kapital mit der Bestimmung übersandt, daß die Zinsen von diesem Kapital alljährlich zu je ei nem Drittel hiesigen alten und bedürftigen Ein wohnern, unbemittelten Schulkindern und der Verschönerung der Stadt zugute kommen sollen. An nab erg, 11. März. Ein nächtlicher Ucberfall auf einige hiesige Lehrer, welcher sei nerzeit lebhaft besprochen wurde, hat vor hie siger Schöffensitzung ein gerichtliches Nachspiel gehabt. Drei bei einem Handwerksmeister in Arbeit stehende Gesellen rempelten die Lehrer ohne jede Veranlassung an, warfen sie zu Boden und bearbeiteten sie mit Händen und Stockens Von den rohen Gesellen wurde emer mit 40 Mk. Geldstrafe, die andereu zwei aber mit 6 Wochen bezw. 3 Monaten Gefängnis bestraft. Chemnitz, 43. März. König Friedrich August hat das Protektorat über das 3. Säch sische Kreisturnfest, das hier stattfindet, über nommen. Zugleich teilte das Ministerium des Königl. Hauses dem Hanptausschusse mit, daß das Kämmereramt bezüglich der Einladung des Königs zum Besuche des Kieisturnfestes ver ständigt worden sei und das Weitere veran lassen werde. Leipzig, 13. März. Der Tod im Bade zimmer ! Im Baderaum einer Breitestraße wohnhaften Herrschaft wurde gestern vormittag deren Stubenmädchen Marie Ida Alma Körner tot aufgefunden. Das Mädchen ist vermutlich an Kohlenoxhdgas, das dem Badeofen entströmt ist, erstickt. Tie beiden Mädchen der betr. Herr schaft und zwar die Genannre und die 23 Jahre alte Elisabeth König hatten gebadet. Tie letztere ist plötzlich von einem Unwohlsein befallen wor den, weshalb sie sich in ihr Zimmer begeben und sich in das Bett gelegt hat. Tann ist sie bewußt los geworden. In dieser Zeit hat die unglückliche Körner, welche sich nicht mehr zu reiten ver mochte, den Erstickungstod gefunden. Die be hördliche Untersuchung ist sofort eingeleftet worden. T r e s d e n, 11. März. Nachdem Se.Majestät dec König beschlossen hat, mit der Fortführung AllerhöchMeiner privaten RechtAangelegenheiten zu der Frau Gräfin von Montiguoso einen der Herren Staatsminister zu betrauen, ist die dem Rechtsanwalt Jüstizrat Tr. Emil Körner in Dresden bisher erteilte Vollmacht zurückgenöM- men worden. Dresden, 13. März. Die Brauerei zum Felsenkeller bei Dresden stiftete zur bleiben den Erinnerung an den Besuch des Königs am O/März d. I. den Betrag von 10 000 Mark zu gemeinnützigen Zwecken. Die Stiftung wird mit allerhöchster Genehmigung den Ramen des Königs führen. Dresden, 11. März. 'Um eine genaue Uebersicht der Wirkungen der Handelsverträge auf die sächsische Industrie zu hüben, welche zum Zwecke der Information der maßgebenden Stel len bearbeitet werden soll, hat der Verband säch sischer Industrieller wie die.' „Sächsische In dustrie" mitteilt, an seine Mitglieder ein Rund schreiben gerichtet, in welchem er um Beantwor tung der Frage ersucht, ob die betreffende Mit gliedsfirma von den neuen Handelsverträgen, eine Förderung oder Schädigung ihrer Export- DerStern des weißen Hauses Roman von I. Ines. «Fortsetzung.; (Nactwruck »erbosen. Hilda sah und hörte nichts, bis ein Schatten auf ihr Buch fiel und sie aufblickend in des Künstlers Züge schaute. Er reichte den Damen die Hand und setzte sich mit dem Rücken an den Felsen gelehnt vor die Höhlung, in der sie sich befanden. Die Stirn des Malers verdüsterte sich, als er in das liebliche, unbewegte Gesicht unter dem breitrandigen Strohhut blickte. Wie ruhig es blieb; kein Lächeln, kein Erröten be grüßte ihn. Er hatte die Hoffnung, Hilda zu gewinnen, keineswegs aufgegeben — im Gegenteil. Ihre Gleichgültigkeit hatte die Flammen seiner Liebe nnr noch mehr angefacht. Welches auch seine Sünden und Fehler sein mochten — und es gab deren viele — seine Liebe zu Hilda Korneck wenigstens war tief und aufrichtig. „Sie haben einen weiten und ermüdenden Weg zurückgelegt, Herr Selten", bemerkte Hilda endlich. „Jich bin für die Mühe reichlich, belohnt", gab er mit vielsagendem Blick zurück. „Im Schlosse ist es so langweilig. Ich bin froh, wenn ich eine Stunde äbkommen kann-" „Langweilig? Baron von Roßlingen sieht nicht aus, als ob er langweilig sein könnte, er hat immer ein so freundliches Gesicht", mein te Hilda. „Kennen Sie ihn?" fragte Selten, sie scharf anblickend. „O nein, ich sah ihn nur am Sonntag mit Ihnen und Fräulein Schuch in der Kirche." „Man sieht ihn gewöhnlich mit Fräulein Schuch", meinte Selten mit höhnischem Lä cheln, „und ein Verliebter ist kein sehr inter- essa niter Ge s e l lsch after." „Glauben Sie, daß Baron Fräulein Schuch heiraten wird?" fragte Charlotte gespannr. „Was soll man zu so einem Verhältnis zwi schen einem schönen reichen Baron und einer hübschen Jörsterstochter sagen?" murmelte Sel ten halblaut vor sich hin. „Im Grunde ge nommen wäre es eme Mißheirat für den Baron, aber an Herzenssachen fst viel möglich." „Der Baron ist Hildas Ideal von männ licher Schönheit — groß, braune Locken und blaue Augen", sagte Charlotte mit Berechnung. Gleichzeitig erscholl eine frische Tenorstim me, und ärgerlich einen Stein ins Wasser wer fend, murmelte Selten vor sich hin: „Wenn mau den Teufel an die Wand malt, ist er da." „Welch schöne Stimme!" rief Hilda. „Wis sen Sie, wem sie gehört?" „Ich glaube, demselben braungelockten Ado nis, den Sie so sehr bewundern", erwiderte er mit boshaftem Spott. Das junge Mädchen schwieg und sah den Maler nur voll kalter Verachtung an. „Du hier, Selten? Wie in aller Welt kommst Tu hierher?" fragte eine muntere Stimme, in dem Werner von Roßlingen aus einem Laby rinth von Felsen auftauchte und vor ihnen stand. „Wie — was, — gibt es hier vielleicht ein Picknick? Ich bitte um Verzeihung", sagte der junge Baron, während er die kleine Gruppe mit einem Gemisch von Ueberraschung und Hei terkeit betrachtete. Tann nahm er grüßend den Hut ab, und erwartete den Fortgang der Ereignisse- Er sah so schön — so besttickend schön aus — wie er im Hellen Sonnenschein daftand, die Augen strah lend in schalkhaftem Lachen, daß Selten ihn jetzt an das andere Ende der Welt wünschte. „Baron von Roßlingen — Fräulein Horst — Fräulein Korneck", sagte er aber dann, die Tamen dem Baron vorstellend. Baron Werner verneigte sich und zeigte sich als gewandter Gesellschafter. Nach einer halben Stunde lachte und plauderte er in seiner fröh lichen Art, als ob er die beiden Mädchen sein Leben lang gekannt hätte. „Ich hatte keine Ahnung davon, daß Tu in Mönchsbucht Freunde hast", sprach er zu Sel ten, als sich die beiden Herren später auf dem Rückweg nach dem Schlosse befanden. '„Ich hatte das Unglück — oder vielleicht; sollte ich sagen, das Glück, — mir den Fuß zu verrenken, als ich im Herbst hiev war, um zu skizzieren, und da waren die Tamen meine Samariterinnen", antwortete Selten lebhaft. ZsFch verstehe", lachte Werner mit einem schelmischen Blick auf seinen Freund, „und da fühlst Tu Dich natürlich zu Dank verpflich«- tet. Nun begreife ich auch, warum wir schon zweimal Dein liebes Gesicht beim Gabelfrüh stück vermissen mußten. Aber wie eigennützig von Dir, alles Gute für Dich allein zu behal ten." „Ich sollte meinen, der Baron von Moß- lingen hätte bereits genug Gutes und braucht nicht noch mehr zu verlangen", sagte Setten spitz. „Es ist eine alte Geschichte, daß, je mehr man hat, desto mehr man sich wünscht. Ich bin keine Ausnahme von der Regel", lachte Wer ner. „Was für wunderbare Augen diese Hilda Korneck hat", fügte er schwärmerisch hinzu. „Ja, sie ist schön, selten schön", entgegnete der Maler und schlug vor Acrger und innerer Erregung den Blnmen am Wege mit dem Stock die Köpfchen ab. 8. Kapitel. War es Fräulein Charlotte Horst schon eine Genugtuung, die Bekanntschaft eines Barons gemacht zu haben, um wie viel mehr noch, ihm in der- besten Kanne, welche das weiße Haus aufzmveisen hatte, den Kaffee bereiten zu kön nen, während er auf dem einfachen RoMaar- sofa saß, als ob er täglich dort säße und mit Hilda so herrlich placcderte, als wenn er sie schon zehn Jahre kenne.
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