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Der Grenzbote : 29.11.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-190511296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-19051129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-19051129
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-29
- Monat1905-11
- Jahr1905
- Titel
- Der Grenzbote : 29.11.1905
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unwichtigen Eintragungen in die Listen an- kommen kann. Möge Häher niemand sich die Mühe verdrießen laßen, die den ZLHlungs- listen aufgedruckten Erläuterungen genau durch- zulesen, und jeder, der irgend welche Zweifel hegt, lieber bei der Abholung her Liste durch; den Zähler mit demselben Rücksprache nehmen, als die Fragen ungenügend oder unvollständig beantworten. Ist es zur Beurteilung der sozia len Zustände unerläßlich«, daß die Bevölkerungs- zahl als solche für den Staat und seine einzel nen Teile richtig ermittelt werde, so ist auch leine oer besonderen Angaben über jede ein zelne Person nebensächlich. Alle diejenigen aber, die als Zahler wirken werden, finden dübel Ge legenheit, den Zusammenhang der Erscheinungen sm Volksleben in mancherlei Richtung zu be obachten unt> die Verhältnisse des einzelnen als Teilausoruck großer allgemeiner Zustände be urteilen zu lernen; sie werden dann auch er kennen, daß durchaus nicht, wie leider immer noch vielfach geglaubt wird, steuerliche oder Po lizeizwecke, die mit der Volkszählung nicht das geringste zu tun haben, oder gar müßige Neugier die statistischen Erhebungen veranlassen, sondern daß sie ein Mittel sind, den Entstehungsursachen sozialer Zustände auf den Grund zu gehen, den ausgesundenen Mißständen die geeigneten Heil mittel entgegenzusetzen und einer jeden Gesell schaftsklasse die Wohltaten zu teil werden zu lassen, welche ein geordnetes Staatswesen sei nen Gliedern zu bieten vermag. Wolfs grün, 25. Novbr. Hammerguts - Besitzer Rittmeister Gustav Bretschneider hier wurde heute bei der Treibjagd im Rützengrüner Revier durch zwei Schrotschüsse in den Unter leib getroffen und an der Hand verletzt. Mr Perletzte wurde sofort durch den als .Jagdgast anwesenden Sänitätsrat TV. Zschau aus Eiben stock nach Zwickau in das Kreiskrankenstift trans portiert und hier mittels Röntgenstrahlen un tersucht. Man hofft, den Bedauernswerten am Leben zu erhalten. Den unglücklichen Schützen soll keine Schuld treffen. Mr Verunglückte soll seinen Platz verlassen haben, um sich einen an deren Stand anzusehen, als plötzlich, in seiner Nähe, unbemerkt von ihm, ein Rudel Rehe auf- tauchte, auf das der unglückliche Schütze an legte, ohne Bretschneider bemerkt zu haben. Wie weiter gemeldet wird, wurde der Verletzte Bret schneider sm Kreiskrankenstift alsbald operiert. Die Verletzung ist nicht lebensgefährlich, da die Schrote, durch einen Muskelknochen abgelenkt, im Fleisch stecken geblieben waren. Man hofft, daß Bretschneider in ungefähr 14 Tagen das Krankenstift verlassen kann. Chemnitz, 27. Novbr. Ein Leser oer Chemn. N. N. hatte an den Kommandierenden Der Schatten. Erzählung von C. Burg. (Fortsetzung.- . / /.wawrm m-rvonn Bei solchen Gelegenheiten versäumte Burns natürlich nicht, sich im Hause oes Obersten nach dem Befinden der Patienten zu erkundigen, und da erfuhr er leider wenig erfreuliches. Ter Oberst Parker war immer noch ernstlich krank, da die schwere Wunde sehr langsam heilte und einen großen Schwächezustano bei dem Obersten erzeugt hatte, und Miß Edith konnte noch im mer nicht wieoer gehen, so schwer war die Ver stauchung des Fußes. Jeden Sonntag ritt daher Burns nachRocky Hill, um sich nach oem Befinden oer Kranken zu erkundigen, nnd als sie nach monatelangem Leiden endlich ihrer Genesung entgegenschritt, so erschien Burns erst recht jeden Sonntag im Hause des Obersten, um durch sein ausgezeich netes Klavierspiel die geprüfte Familie aufzü- heitern. Dadurch entstand nach und nach zwi schen der Familie des Obersten und Edward Burns ein so herzliches Freundschaftsverhält- nis, daß der letztere wie ein Familienmitglied angesehen wurde. Es verging keine Woche, in der nicht Besuche und sonstige Freu dschaftsbe- weise zwischen dein Hause des Obersten und Burns Hill ausgetauscht wurden, und an einem Tage der Woche fand stcher unter Burns Leitung und unter der Mitwirkung von Miß Marl; und Miß Edith ein musikalischer Abend in des Ober sten Hause statt, zu welchem dann auch die Offiziere des Regiments, der Regieruugskomm'is- sar und der Landmesser und noch sonst einige gebildete Personen, die sich gerade in Rocky Hill befanden, geladen wnrdien. Diese schönen, der Kunst nnd der Gesellig keit gewidmeten Abende, deren künstlerische Dar bietungen hauptsächlich Burns zu danken wa ren, trugen aber gerade für ihn den Keim ei nes neuen Verhängnisses in sich. der japanischen Armee, Baron Küroki, einSchrei- ben gerichtet. Vor kurzem erhielt er folgende Karte: „Ich Hanke Ihnen vielmals für Ihre freundlichen Zeilen. Ich fiepe mich riesig Wer das Schreiben von Deutschland; wir sind ja junge Schüler der deutschen Taktik und Stra tegie. Hochachtungsvoll Ihr Baron Kuroki". Roßwein, 27. Novbr. An dem 11 Jahre alten Schulmädchen Aust im benachbartenNaun- dorf Muhde beim Restaurant „Grünes Haus" ein Mordversuch! verübt. Das Kind wurde mit Mehreren schweren, aber nicht lebensgefährli chen Stichwunden sm Rücken aufgefunden. Ter Tat «verdächtig wurde in Naundorf der 29- jährige aus Döbeln gebürtige Arbeiter Isidor Kranz verhaftet, welcher am Montag voriger Woche aus dem Zuchthaus entlaßen worden war. K hat auch die Tat eingestandeu. — Hier sind abermals vier Familien katholischen Glaubens zur evangelischen Kirche übergetreten. — Als der Tapezierer Julius Mehnert in Leipzig vergangenen Sonnabend abends 11 Uhr durch die Antonienstr. in Leipzig-Kleinzschocher ging, erhielt er einen Schuß ins Gesicht. Das Projektil durchdrang die rechte Wange und riß drei Zähne heraus. Auf die Hilferufe des Getroffenen eilten Leute herbei und brachten ihn in seine Wohnung. Dresden, 27. Noö'r. Die Stadt Dresden, die Besitzerin der beiden Straßenbahnen ge worden ist, bereitet die Bürgerschaft dem Ver nehmen nach eine recht unangenehme Ueber- raschung vor. Tie Stadt beabsichtigt nämlich, den 10 Pfennig-Tarif auf längeren Strecken abzuschaffen. Dresden, 27. Novbr. Flüchtig wurde aus dem benachbarten Radebeul der Bauunterneh mer und Zimmermann Vetters unter Hinter lassung großer Schulden. Er soll nach Amerika geflohen sein. — In der Zweiten Kammer beantwortete heute Staatsminister v. Metzsch die Interpella tionen der Abgg. Schieck u. Gen. sowie der Abgg. Bär u. Günther über die Neuordnung des Wahl rechts für die Zweite Kammer mit der Erklär ung, daß die Regierung nach, dem Scheitern ihrer Wahlrechtsreförmvor^ im letzten Land tage gegenwärtig auf eine neue derartige Vor lage nicht zukommen könne, daß sie über nach wie vor alle Anregungen zur Beseitigung der Mängel des gegenwärtig gel tenden Wahlrechts in gründlichste' Erwägung ziehen werde. Darauf trat die Kammer in die Besprechung der Interpellation ein. D.rbei führt der Abgeordnete Günther das . Folgende aus: Die Ausführungen des Ministers würden im ganzen Lande mit großem Unwillen aufgenom- Jeoes Mal, wenn Burns so ganz das Beste seiner schönen Kunst darbot, entstanden in dem Herzen der Zuhörer auch immer wieder die Fragen: Wie kommt Vieser begnadete Künstler in diese Einöde? Was mag ihn wohl dazu ge trieben haben, in Koloravo Viehzüchter zu wer den? Gibt es kein Mittel, sein Geheimnis zu erfahren? Und genau so wie es im Mittelpunkte eines Kültnrstaates, einer Hauptstadt geschieht, wenn einen bedeutenden Menschen etwas Rätselhaftes umgibt, so war es auch im weltfremden Rocky Hill der Fall, Neugier und Klatschsucht bemäch tigten sich des interessanten Gegenstandes und hinter dem Rücken von Edward Bürns ent standen Gerüchte und Klatschgeschichten, die in seine Vergangenheit teils die seltsamsten, teils die furchtbarsten Tinge webten. Ganz unschuldig an diesen Klatschgeschichten, die sich um Burns Vergangenheit bildeten, wa ren natürlich der Oberst Parker und seine Frau und Töchter, denn sie schätzten Burns viel zu hoch und hatten ihn so klar und deutlich als einen edlen Mann erkannt, daß sie jedes Wort haßten, das an seiner Vergangenheit herum mäkeln wollte. Aber das Geheimnis, das Burn's Löben umgab, brannte auch in ihren Herzen, und sie hätten keine Frauen sein dürfen, wenn sie das Geheimnis nicht sehr gern hätten lüften mögen, wenn zunächst auch nur für sich, so ein ganz klein wenig für sich, um ihre eigene Neu gier und Eitelkeit befriedigen zu können und um sehen zn können, was eigentlich in der Zu kunft von Edward Burns zu hoffen oder zu fürchten war. Frau Oberst Parker und deren Töchter fühl ten aber auch zuerst das Unwürdige der Klatsch geschichten, die sich um Edward Burns gewoben hatten, und sie wollen denselben durch einen kühnen Schritt ein Enoe machen. Mr Oberst sollte auf Antrieb der Damen unter vier Augen mit Edward Burns über seinen seltsamen Fall men werden. Wenn man auf Preußen Hinweise, so sei «dgmchls mit dem Treiklassenwahlrecht den Bürgern etwas gebracht worden, während man bei uns durch die Aenderung des 1868er Wahl rechts weiten Kreisen des Volkes ein Recht ge nommen Hape, das nahezu dreißig Jahre be standen. Ter Redner beleuchtete dann die Ent wickelung des Wahlrechts und betont, daß die Regierung gezwungen sei, ein Wahlrecht zu schaffen, dos die jetzigen Ungerechtigkeiten besei tige. -Wenn beispielsweise in zwei städtischen Wahlkreisen 76 und 85 Prozent aller Urwäh ler gar nicht vertreten seien, so könne es eine größere.Verurteilung dieses Wahlrechts gar nicht geben. Abg. Günther unterzieht Weiber dieStell- ungnahme der nationalliberalen Partei zu hem 1896er Wahlrecht einer Betrachtung und tritt dann für das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahlrecht ein. Er glaube nicht, daß die Kammer dadurch von Sozialdemokraten über flutet werde, dazu sei die politische Intelligenz großer Kreise der Arbeiter zu weit entwickelt. Nicht jede sozialdemokratische Stimme sei als solche einzuschätzen, sondern nur zu betrachten als Ausdruck der Betätigung der vorwärtsschrci- tenden Intelligenz des Arbeiterstandes. Wenn inan den Arbeitern das Reichstagswahlrecht ge währe, würde sich kaum wieder eine so große Zahl an Streiks beteiligen, wie jetzt im Lohn kampfe oer sächsisch-thüringischen Weber. Nach« Paragraph 78 solle, wie der Abg. Opitz betont habe, die Ständeversammlung alle Stände des Landes vertreten, das jetzige Wahlrecht ver eitle indes diese Absicht. Die sächsische Regie rung versage in allen großen Fragen, wie vor 14 Tagen bezüglich der Fleischteuerung, so auch« jetzt wieder hinsichtlich der WaUrechts-Aenoer- ung. Gegen den Vorschlag, von Arbeiterkam mern gewählte Abgeordnete in den Landtag zu senden, müsse er sich ganz entschieden wenden. Durch die Denkschrift der Regierung sei Herr Staatsminister von Metzsch verpflichtet, die Wahlrechtsfrage zu lösen. Tie. größte Gefahr erblicke er bei Andauer des jetzigen Zustandes in dem immer weiter um sich« greifenden Jn- differentismus. Greiz, 27. Novbr. Mr Vorstand des säch«- fisch-thüringischen Webereiverbandes und der Färbereikonvention hat infolge der Bereitwil ligkeit der Arbeiter, die Arbeit bedingungslos und zu den vom Verbände festgesetzten Tarifen und allgemeinen Bedingungen wieder aufzu nehmen, heute nachmittag beschlossen, alle Be triebe am Mittwoch, den 29. November, früh 8 Uhr wieder zu öffnen. Vermischtes. — Ein junger Bankier, der dieser Tage in und die entstandenen Klatscbreden sprechen und und Burns bitten, durch eine offene Erklärung denselben ein Ende zu machen. Als Frau Parker ihrem Gatten diese Bitte vortrug, war derselbe Tiplomat genug, um sie rundweg abzuschla gen, indem er sofort die Gefährlichkeit solcher Aufforderungen und Erklärungen erkannte und hinzufügte: „Wenn wir Edward Burns aus Rocky Hill und vielleicht sogar aus Kolorado vertreiben wollen, so brauchen wir nur die Lüftung seines Geheimnisses zu versuchen. Er ist doch deshalb in die Einöde von Kvloraoo gegangen, um sein Geheimnis zu hüten." Frau Oberst Parker machte bei diesen Erklär ungen ihres Gatten große Augen, sie gab ihm aber nach Frauenart durchaus nicht Recht, son dern meinte hartnäckig, daß dieses Geheimnis ein Uebel für BurnS und für alle Menschen, öle mi ihm int nähere Berührung kämen, sei, und daß man das Geheimnis aufdecken und alles klarlegen müsse! Da der Oberst in seiner Ablehnung ver harrte, so beschloß Frau Parker heimlich das Geheimnis, das Burns umgab, zu lüften. Sie suchte deshalb auf alle mögliche Art, Burns Ver trauen zu gewinnen und ihn bei einer günstigen Gelegenheit gesprächig zu macyen. Frau Parker überhäufte deshalb Burns von jetzt ab mit noch mehr Aufmerksamkeiten und zog sein Urteil bei einer ganzen Menge Angelegenheiten zu Rate, die Frau Parker eigentlich mit dem Oberst hätte beraten und besprechen müssen, so daß Burns anfing zu denken, daß die Gattin des Ober sten eine wunderliche Krau sei. Aber wenn dann diese Dame zuweilen das Gespräch auf Burns Vergangenheit zu lenken suchte, dann stand er ihr nie Rede und Antwort, tat auch, als wenn er die betreffende Frage gar nicht gehört hätte, oder er sagte kurz, wenn Frau Parker gar zu neugierig wurde: „Mistreß Parker, das Unglück, das ich in
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