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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.11.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187911164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18791116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18791116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1879
- Monat1879-11
- Tag1879-11-16
- Monat1879-11
- Jahr1879
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.11.1879
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Nssistenzleistung bei der Ministerialbuchhalterei mit verwendeten Expedienten beim akademischen Rath, Schmidt, daS Dienst prädikat als Mtnisterialkanzlist beigelegt werden. H SonniagS-Plauderei. Frau Musika ist nicht gerade gewohnt, an Novemberlagen und Nächten im Freien angebelet zu werden. Wenn sich aber in ihrem Gefolge auSgeftopfte Pferde, Schlitten ohne Kufen und Wagen ohne Räder befinden, zu einem schwebenden Kreise vereinigt, so wird das scheinbar Un mögliche möglich, ja, die lieben Emhufiaften werden nicht müde, die halbe Nacht beim Lampenschein „zu Rosse die Welt zu um- jagen," wenn dar ohrenzerreitzende Geschrei einer Drehorgel ihre Lebensgeister anregt. Ein sürchterlicheS Instrument! DaS Thema führt sich meist mit trügerischer Bescheidenheit und Zurückhaltung ei«, dann aber Platzen die „Trompetenstimmen" wir ein Gewitter' loS, daß jedes wirklich mufikalische Ohr im höchsten Grade beleidigt und der ahnungslose Wanderer an dir Posaunen des jüngsten Gerichts erinnert wird. Wenn nun gar zwei bis drei dieser Ungeheuer Ihre Stimme» durcheinander erschallen lassen, — ein einziges wüstes Geheul, als ob sie beständig aus dm Schwanz getreten würden! Mir däucht, selbst dir ledernen Pferde mühten davon scheu «erden! — Richt so die Menschen, die, Groh und Klein, von dem Ka- roufsel im Kreise sich herumwalzen lassen. Der blondgelockte Jüngling, Ler, die Zügel lrampshast in der Faust, da hoch oben thront auf seinem mit Kalbsfell überzogenen Schlachtenroh, dünkt sich vielleicht Alexander dem Großen ebenbürtig, der einst den wilden BucephaluS vor den Augen LeS erstaunten BaterS nach feinem Willen tummelte. Und die an Wangen (und Nase) rosig angehauchte Schöne lächelt, stolz in den Sitz zurückgelehm. Ver ächtlich auf die Plebejer zur Seite herab, die nicht einmal „fahren" können, — und träumt von Liebhabern, Gummirädern und glän zenden Equipagen! — Vergängliche Träume! Trügerische Herrlichkeit! Wie lange, dann find die stolzen Rosse mit Wagen und Schlitten und Dreh orgel in den Frachtwagen gepackt, mit Stricken zusammengefchnürl und auf der holprichten Landstraße von dannen geführt! Nur bisweilen gicbt die Drehorgel einen dumpfen Schmerzenston von sich, wenn daS Hinterrad über einen recht großen Stein geht. — Auch so manches Menschenkind haucht zur selben Zeit Töne der Schmerzen; denn die Freuden deS Jahrmarkts find ihm in eitel Leid verkehret, als da ist: verdorbener Magen, vom un mäßigen Tanzen wunde Füße, grauenhaste Oede im Portemonnaie, Rheumatismus, LicbeSgram .... LiebeSgram vom Jahrmarkt? Gewiß! So manches Paar, das nur alle Vierteljahre einmal einander sich zulächeln kann, hat der Jahrmarkt zusammengeführt; auch war die Gelegenheit so günstig, ein artige? Geschenkchen zu machen; jetzt putzt Er wieder mit finsterer Miene im Hofe die Stieseln, und befeuchtet, in Gedanken an seine Dul- cinea, daS Leder noch einmal 'o heftig mit einer FWgkeit, die <r stets im Munde bei sich führt; — Sie fitzt in der Küche und ihre Augen starren nicht minder geistesabwesend vor sich hin, aiS die der tobten Gans, die sie in Händen hält und mecha nisch rupst, — und dann, wenn sie bei der brodelnden Brat- vfanne steht, quellen die Lhräncn nicht minder heiß aus ihren Augen, wie aus dem Braten das zischende Fett! Die Gans wird gebraten und gegessen, die Stiefel find deS Oefteren geputzt, da legt sich der heftige Schmerz in den Geelen der Liebenden, und sie denken wieder mit Ruhe an das Leben. Und daS ist entschieden dar Vernünftigste. Zwar ist eS heut' mitten in unsrer realistischen Zeit Mode geworden, recht viel an Sterben zu denken. Auf alle mögliche Art bringen sich die Leute um, die nicht mehr über eine solche Dosts Muth versügen, als nölhig ist, um den Kopf im Strudel des Lebens oben zu behalten. Wie unsere Zeit überhaupt reich an Erfindungen ist, so haben sich auch die Methoden der Selbst- «ntlrivung ungemein vervollkommnet. Wenn wirklich einmal alle Teiche und Flüsse austrocknen, braucht der sür einen nassen Lod inklinirende Selbstmörder noch lange nicht in Sorge zu sein, seil Einer seiner Vorgänger die geniale Entdeckung gemacht hat, daß man sich auch durch Kopsstehen in einem gefüllten Eimer nöthigen- fallS ersäufen könne. Zum Ausknüpfen werden die verschiedensten Bindemittel von der seidenen Kravatte bis zum Hosenträger herab verwendet; Streichholzkoppcn werden zu Tausenden verzehrt, ganz abgesehen von den verschiedenen vegetabilischen und anderen Giften, womit unglückliche Liebende den gemeinschaftlichen Kaffee zu Würzen pflegen. Junge Leute von Distinktion loosen um ihr Leben, wie die römischen Kricgslnechte um des Heilandes Kleider, — als wär' «S eben nur ein Kleid, das jeder Schneider neu anfertigen kann. Der verliert, jagt sich eine Kugel durch den Kopf, — man nennt LaS amerikanisches Duell, weil kein Mensch in Amerika so verrückt ist, seine Ehre aus diese Weise retten zu wollen .... doch ge nug davon! Auch sonst geht allerlei unheimliche Mähr durch das Land. Nicht nur soll das bis jetzt so bescheidene stehende Heer ein wenig vergrößert und ein halb Dutzend KrtegShafen, Landbesestigungen und Waffenplätze neu auSgebaut werden — die Bausteine werden «uS dem Säckel deS Steuerzahlers genommen —, sondern ein Ungethüm, das sonst nur in der ärgsten Saurengurkenzett ans Land kommt, sich zu sonnen und durch die Spalten der Zeitungen zu wandern, kriech: diesmal unheilverkündend im November daher und macht, daß sich manche den Kopf zerbrechen: die See schlange. Als ob wir nicht schon mit Reptilen ge segnet wären! Und mit solchen, die die Seeschlange an BoShett bei weitem übertreffen! Denn was man dieser auch Alles nach sagt, Niemand Hal bis jetzt behauptet, daß sie ihre früheren besten Freunde mit Geifer bespritze und sich geberde, als wolle sie die selben roh verschlingen. Dadurch allein schon unterscheidet sie sich sehr zu ihrem Vor- theil von den einheimischen Reptilen, welche, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung," mit ihren früheren Schooßkindern, den Li- Lcralen, also umzuspringen versuchen! Vorgestern Abend verunglückte in Leipzig der aus Taucha gebürtige 30 Jcchre alle Hilssweichensteller Uhlrich auf dem Guter- bahnhofe des Dresdner Bahnhofes dadurch, daß er unvorsichtiger Weise in ein Gelets trat, auf welchem eine Güterzugsmaschine ge fahren kam- Uhlrich, welcher schwere Kopfverletzungen davon trug, wurde mittelst SiechkorveS dem städtisch m Krankenhause übergeben, woselbst er im Laufe der Nacht verstorben ist. Der bedauernS- werlhe Mann hinterläßt eine Wittwe. — Die hiesigen Stadtver ordnetenwahlen finden in der Zeit vom 27.—29. November statt. Das eben ausgegebene Bürgerverzeichniß weift 9327 wahlberechtigte Bürger auf, ungefähr 300 mehr als im vorigen Jahre; dieselben zerfallen in 1896 Ansässige und 7431 Unansäifige. - In der Schulstraße stürzte sich gestern ein an einer hartnäckigen Hals- krankheit leidender Koch von 29 Jahren herab auf das Straßen pflaster und führte dadurch seinen augenblicklichen Tod herbei. AuS Oederan meldet dos dortige „Wochbl.": Gelegentlich des in Freiberg stattgesundenen FeuerwchrlageS wurde «ineui hiesigen Bürger, Herrn Emil Werner, der einzige und erste Preis, welcher für Gerüche und persönliche Ausrüstung ertheilt wurde, sür das neue System einer freistehenden Leiter zuerkannt. Am Abend Les 13. d. ertönte in Oel Snitz die Sturmglocke. Der blutrothe Himmel verkündete ein größeres Feuer. ES brannte in dem mit OelSnitz fast ganz zusammenhängenden BogtSberg die massiv gebaute Scheune der GastwirthS Döschner. Dieselbe ist mil den darin befindlichen Ernlevorräthen ein Raub der Flammen geworden. An einem der letzten Abende fuhr der Rittergut-Pachter Herr Bale aus Thallwitz mit seinem zweispännigen Sulschge- schirre von Wurzen nach Thallwitz. Zwischen Nischwitz und Canitz kam dem Geschirr dasjenige deS Oekonomen Hrn. Franke entgegen und fuhr so unglücklich mit dem Bake'schen zusammen, daß die Deichsel des Franle'ichen Wagens dem Sattrlpserdr deS Bake'schen in Len Leib rannte, dergestalt, daß daS verletzte, auf über 2000 Maik an Werih abgeschätzle Thier alsbald zusammenbrach. Königliches Landgericht Freiderg. Vor der Strafkammer des König!. Landgerichts Freiberg kamen gestern Vorm, unter Vorsitz Les Herrn Strakkammerdircktor Vollert und Betheiligung der Herren LandgerichlSräthe Leonhardt, Schwarz, von Zanthier und Assessor Rie- bold 3 Anklagen zur Verhandlung. Die König!. Staats anwaltschaft war durch Herrn Staatsanwalt Bernhard vertreten. 1. Untersuchung gegen den Gastwirth Hermann Oswald Pietzsch in Dippoldiswalde. Derselbe ist beschuldigt, am 16. August 1879 Nachts in seinem, dem öffentlichen Verkehre zu gängigen Restaurattonslokale, also als Inhaber eines öffent lichen Versammlungsortes das Pharaospiel — ein Glücksspiel — gestattet und bei diesem Spiele als Bankhalter mitgewirkt, so nach unbefugt an einem öffentlichen Versammlungsorte Glücks spiele gehalten zu hab.n, — Vergehen gegen 8 285 des Reichs- strasgesetzbuchs in Verbindung mit K 3M" desselben Gesetzes. Pietzsch bestreitet die Richtigkeit der Anklage und die Lurch Ab hörung der Zeugen geführte Beweisaufnahme ergiebt auch, daß nicht „Pharao", sondern Vin^uv, auch „Siebzehn und vier" genannt, gespielt worden ist. Demzufolge läßt die König!. Staatsanwaltschaft die Anklage wegen des Spielens von Pharao fallen, beantragt aber unter Bezugnahme auf K 264 und 265 der Strasprozeßordnung die Erstreckung der Unter- uchung auf das ebenfalls nach 8 285 des RcichS-Straf-Gesetz- Buchs mit Strafe zu belegende Glücksspiel „Siebzehn und vier". Diesem Anträge wird entsprochen und Pietzsch in Gemäßheit des ongczogenen 8 285, unter Freisprechung von der Anklage des 8 360 Ziffer 14, zu 15 Mark Geldstrafe vcrurtycilt. 2. Untersuchung gegen den 18jährigen Tischler Ernst Moritz Hübler aus Olbernhau, wegen falscher Anschuldigung — Vergehen gegen 8 164 des Reichsstrafgesetzbuchs. Nach der An klage erstattete Hübler am 2. August 1879 an das Gemeinde amt zu Olbernhau, als der Verwaltungsbehörde dieses Ortes, die Anzeige, daß der Jugendvercin zu Olbernhau an seinem, am 27. Juli l. I. im Hore! zur Gerichtsschänke daselbst abge haltenen Stiftungsfeste das Tanzvergnügen bis früh 4 Uhr ausgedehnt habe, während die zuständige Verwaltungsbehörde in dem, dein Vorstande genannten Vereins, dem Holzarbeiter Dietel in Olbernhau, ausgestellten Erlaubnißscheinc das Tanzen nur bis 2 Uhr früh versiattet gehabt habe. Er beantragte ausdrücklich die gesetzliche Ahndung dieser Uebertretung. In Folge dieser Anzeige ist von dem Gemeindevorsiande zu Olbern hau, wegen Uebertretung der Vorschriften und 8 15 und 17 des Regulativs über bas Tanzwcscn sür den Verwaltungsbe zirk der Königlichen Amtshauptmann,chast Marienberg vom 22. Dezember 1876 wider den Vorstand des Jngendvereins Dietel, als den Veranstalter des Tanzvergnügens, und den Hotelier Windisch in Olbernhau, als den Saalbesitzer, unter dem 2. Slugust 1879 Strakversügung aus je 10 M. Geldstrafe erlassen worden. Beide Strafverfügungen sind infolge recht zeitig erhobenen Widerspruchs Seiten der Beschuldigten außer Kraft getreten, und ist nach Abgabe der Sache an das Gerichts amt Zöblitz von dirser Behörde wider Dietel und Windisch, wegen gedachter Ueb-rtretunaen, mit der Untersuchung ver fahren worden. Die Beschuldigten haben das ihnen zur Last Gelegte bestritten und angegeben, daß das Tanzvergnügen zu vorgcschriebener Zeit, und spätestens ewige Minuten nach der selben, seine Endschaft erreicht habe. Hübler selbst hat die An gaben der Beschuldigten in einem, an das GerichtSamt Zöblitz unter dem 5. September 1879 gerichteten Schreiben, in welchem er seine Anzeige als „auf Versehen" beruhend und irrtbümlich erstattet, darzustellen versucht hat, bestätigt. Es ist daher zwar wider Dietel und Windisch das Verfahren eingestellt worben, man hat aber Hüblern sür verbächtig angesehen, daß er die Anzeige wissentlich falsch erstattet habe. Derselbe hatte sich in baS vom Jugendvercin zu Olbernhau abgehaltene Tanzver gnügen uneingesührt hineingedrängt, hatte dessen Mitglieder beschimpft und war deswegen von Dieteln weggewiesen worden. Hübler wurde hierauf wegen falscher Anschuldigung in Anklage stand versetzt. In der Hauptverhandlung zog nun aber Hübler sein früheres Gcständniß zurück, was die Sammlung weiterer Beweismittel nöthig macht und daher eine Vertagung der Verhandlung zur Folge hatte. Die 3. Sitzung wurde unter Ausschluß der Oeffentlichkeit abgehalten und betraf die Untersuchung gegen den 45 jährigen, von Naundorf bei Oschatz gebürtigen, noch unbestraften Hand arbeiter Christian Gottlob Werner, wegen Gotteslästerung und Störung gottesdienstlicher Handlungen. Der Gerichtshof erkannte auf 4 Monate Gesängniß wegen Gotteslästerung nach 8 166 des Strafgesetzbuchs unter Freisprechung von der Anklage aus 8 167 desselben Gesetzes. Königliches Amtsgericht Freiberg. Vor dem Schöffengericht zu Freiberg kamen im Laufe des gestrigen Tages 4 Anklagen zur Verhandlung. Den Vorsitz führte der Herr Amtsrichter Oeser, als Schöffen waren ker Herr Oberkommissar Ritter rc. Münzner und Herr-Kaufmann Harlinghausen von hier, als Beamtcr der Königlichen Staatsanwaltschaft Herr o>-. Knauf und als Gerichtsschreiber Herr Referendar Brühl gegenwärtig. In der ersten Sitzung ist der 22jährige Bergarbeiter Ernst Moritz Krumbiegelaus Rothenfurth, zur Zeit in Sand wohnhaft, beschuldigt, am 13. Oktober 1879 in der Wunter- wald'schcnDcstillaticmswirthschastinFreibcrgerzebirtunb groben Unfug verübt, ferner den herbeigeruicnen Schutzmann Sterl, einen Exckutivbcamten der hiesigen Polizei, als derselbe ihn zum Verlassen der Wirthschaft aufgefordert hatte, während der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes an Halö unk Brust gepackt, also thätlich angegriffen, nicht minder dem ge nannten Beamten, als derselbe nach verhängter Arrctur ihn der Stadtfrohnvcstc zumhrcn wollte, in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes durch Gewalt und durch Bedrohung mit Gewalt Widerstand geleistet zu haben, indem er sich renitent bewiesen und mit seinem Stocke gedroht hat, — Vergehen gegen 8 11» und Uebertretung 8 360 Ziffer 11 des ReichsstrafgesetzduchS. Krumbiegel wird nach Abhörung der geladenen 5 Zeugen und seinem thetlweise Geständnisse zu folge für überführt erachtet und erhält eine Gerängnißstrafevon 17 Tagen sowie eine Hattstrase von 4 Tagen zuerkannt. In dei 2. Sitzung waren 1. der Bergarbeiter Gustav Hein rich Lichtenberger aus Brand, 44 Jahre alt, 2. der Berg arbeiter August Hermann Kreher aus Brand, 17 Jahre ast 3. der Bergarbeiter Karl Heinrich Kreh er aus Brand, 22 Jahr alt, 4. der Bergarbeiter Karl Heinrichs Drechsler aus Brand 45 Jahre alt, angeklagt, daß sie am 4. Oktober d. I. Abend-' von einem, dem VorwerkSbesitzcr User in Zug gehörigen Kar toffelseide ein Jeder eine Quantität von etwa '/, Hektoliter Kartoffeln in der Absicht rechtswidriger Zueignung wegge nommen haben. Die Angeklagten sind durchweg geständig und werden gemäß 8 242 des ReichSstrafgesetzbuchs, und zwar Lichtenberger, Karl Heinrich Kreher und Drechsler mit je 4 Tagen, August Hermann Kreher mit Rücksicht auf die Jugend aber nur mit 3 Tagen Gelängniß belegt. In d:r daraus folgenden Sitzung wurde der Handarbeiter Karl Ferdinand Brückner genannt Goltzsch aus Schellenberg und dort wohnhaft, 30 Jahre alt, noch unbestraft, auf die An klagebank vorgesührt. Derselbe ist angeklagt, daß er 1. am 23. Oktober v. I. in der Absicht, sich einen rechtswidrigen Vermögevsvortheil zu verschaffen, das Vermögen deö Hausbe sitzers Hermanni« Kleinschirma dadurch beschädigt zu haben, daß er durch Vorsvtegelung der falschen Thatsache, „er sei der Doktor auS dem Stern", überhaupt ein medizinisch gebildeter Arzt, in Hermann den Jrrthum erregte, eö verhalte sich so, und dadurch bewog, ihm eine ««gebotene Büchse mit Pflaster, welches sich als eine Arzenei darstellt, deren Verkauf nicht frei gegeben ist, vielmehr polizeilicher ErlauSniß unterliegt, um 3 M. abzukausen, 2. am 25. Oktober d. I. in gleicher Absicht dem rc. Hermann unter derselben Vorspiegelung, beziehentlich mir Unterdrückung des Umstandes, daß er der von Hermann vermuthete Arzt sei, um ihn hierüber zu täuschen und so zum Ankauf einer 2. Büchse mit dergleichen Pflaster zu bewegen, eine solche Büchse mit Pflaster zum Kaut angeboten zu Haven, wiewohl erfolglos, — Vergehen beziehentlich Uebertretung »3 1 gegen 8 263, 360 Nr. 8, 367 Nr. 3 «i 2 gegen 8 263, 43, 360 Nr. 8, 367 Nr. 3 des Reichs-Straf-Gesetzbuchs. Als Zeugin war die verehel. Hermann aus Kleinschirma und als Sachverständiger Herr Apotheker vr. Mylius von hier zugegen. Brückner gicbt nach einigen gehaltlosen Widerreden zu, baß Alles so sein könne, wie die Anklage laute und erhält nach obigen Gesetzesstellen eine Gesammt-Gefängnißstrafe von 14 Tagen, unter Anrechnung von 7 Tagen erlittene Unter suchungshaft, zuerkannt. Die Schlußsitzung behandelte die gegen den Handelsmann Albert Friedrich Vogel auS Elterlein wegen Sachbeschädigung und groben Unfugs erhobene Anklage und zwar ist derselbe beschuldigt, I. am 11. November d. I. Vormittags auf hiesiger Weingasse gelegentlich des Jahrmarktes dem dort mit Tüchern seilhaltenden Handelsmann Kloß aus HeinrichSort bet Kahlen berg 12 Stück Tücher im Werthe von 3 M. 60 Pf., somit fremde Sachen, dadurch beschädigt zu haben, daß er dieselben auf die Straße in den Schmutz geworfen hat, 2. hierbei ungebührlicher Weise durch lautcö Schimpfen und Schreien ruhestörenden Lärm erregt, beziehentlich durch Herbeiführung eines Auflaufs groben Uniug verübt zu haben — Vergehen gegen 8 303, 360 Ziffer 11 des Reichsstrafgesetzbuchs. Nachdem der Ange klagte, der etwas Wesentliches nicht geltend zu machen ver mochte, vernommen, und der Zeuge befragt worden war, kon- statirte der Herr Vorsitzende aus den Akten den Mangel eines vorschriftsmäßigen Strafantrags wegen Sachbeschädigung. Die König!. Staatsanwaltschast beantragte Bestrafung gemäß 8 360" des Strafgesetzbuchs und behielt sich Beibringung eines Antrags auf Bestrafung wegen Sachbeschädigung behufs späterer anderwciter Strafverfolgung Vogels vor. Das Urtheil lautete auf 1 Tag Haft — durch erlittene Untersuchungshaft kür verbüßt erachtet — wegen groben Unfugs und auf Ein- stellunA^des Verfahrens im Uebrigen Telegraphische Depesche«. London, 14. November. sW L. B.) Nach einer Meldun« des „Burean Reuter" aus Konstantinopel bat die Pforte um Aufklärung wegen der neuerlichen AbfahrtSordre der britischen Flotte. Bei der jüngste« Besprechung des Sultans mit dem Botschafter Layard erklärte der Sultan, die Pforte schlug ihm die sofortige Einführung von Reformen vor, sein Ansehen würde aber schwer erschüttert, wenn es den Anschein gewinne, daß er unter dem Drucke Englands handle. London, 14. November. (W. T. B.) Nach einer Meldung auS Simla von heute erließ General Roberts eine Proklamation, in der er die Amnestie Allen zu sichert, welche den Engländern bei dem Marsch aus Kabul Widerstand leisteten, wenn sie die Waffen aus- lirsern. Keine Amnestie erhalten die Theilnehmer an dem Angriff aus daS englische Gesandtschaftsgebäude in Kabul, dieselben sollen alSRebellen behandelt werden. Madrid, 14. November. (W. T B) In der Kammer erklärte der Minister deS Auswärtigen, die auswärtige Politik Spanien- bestehe darin, mit allen Mächten gute Beziehungen zu Pflegen, die Entwickelung spanischer Interessen zu fördern, sich zu sammeln bis zur vollständigen Rekonstituirung deS Landes und jede Abenteuerpolitik zu meiden. Belgrad, 14. November. (W. T. B.) In der Skuptschina erklärte RistitS die Nachricht von einem Schutz- und Trutzbündniß zwischen Serbien, Bulgarien und Montenegro für gänzlich erfunden. Stattflnde« werden die Verhandlungen nach de« Vereinbarungen. London, 15. November. Die Nachricht, datz Hornby angewiesen sei, in vier Tage« ostwärts zu segeln, ist der „Times" zufolge ««begründet, ebenso wenig habe Layard jemals die ausschlieszliche Anstel- lnvg von Engländern in Kleivafim gefordert. (Tel. d. „Freib. Anz.") vermischtes. * Ein Stückchen sächsischer Gemüthlichkeit hat vor Wochen in der Umgebung des deutschen Kaisers und des Königs von Sachsen unendlich viel Vergnügen bereitet. Die Szene spielte im Hochsommer auf einer größeren Eisenbahnstation des sächsischen Voigtlandes. Kaiser Wilhelm, von Gastein kommend, übernachtete in Eger, als am selben Abend König Albert, nach Beendigung seiner Reise durch die Schweiz und Tirol ebenfalls Eger passirte. Beide Majestäten verbrachten beim Thee ein höchst behagliches Stündchen, dann fuhr, es war gegen Mitternacht König Albert heimwärts weiter. Er hatte Befehl gegeben, unterwegs alle Empfangs- und Begrüßungs- fcicrlichkcftcn zu unterlassen. Der Bürgermeister und sonstige Spitzen der Behörden jenes voigtländiscven Städtchens hatten sich icdoch trotz des König!. Wunsches nicht abhalten lassen, auf dem Bahnhofe zu erscheinen, mußten aber auf die Freude ver zichten, den geliebten Landeöherrn zu begrüßen. Als Trost wurde ihnen mitgctheilt, daß wenige Stunden später Kaiser Wilhelm dieselbe Station passiren und ein Aufenthalt von etwa 15 Minuten dort entstehen würde. Die Herren beschlossen sowrt, nunmehr den Kaiser zu begrüßen. AIS der Kaiserliche Zug nahte, fiel dem Bürgermeister ein, daß er aus dem Buffet im Gastzimmer ein prachtvolles Blumenbouqnet habe stehen
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