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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.02.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187902149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18790214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18790214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1879
- Monat1879-02
- Tag1879-02-14
- Monat1879-02
- Jahr1879
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.02.1879
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Amtsblatt für dir königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg Md Braud. verautwortttcher Redakteur Iuliu» vrauu i» Freiberg. 37. Erscheint jeden Wochentag Abend« S Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mart 2d M., zweimonatlich 1 M. bv Pf. n.emmonatl. 7dPf- uo. Jahr,an,. — Freitag, den 14 Februar. Jnfrrate werden bi» Vormittag» 11 Uhr angenom men und beträgt der Preis für die gespaltene Zelle oder deren Raum 1b Pfmnige. 1879 Die Thronrede. Gestern Nachmittag um 2 Uhr versammelten sich im Weißen Saale deS königlichen Schlosses zu Berlin die Vertreter des deutschen Volkes zur Eröffnung der gegen wärtigen ReichstagS-Session. Nachdem die Kronleuchter zu beiden Seiten des Thrones entzündet waren, begab sich der Bundesrath unter Vortritt des Reichskanzlers Fürsten v. Bismarck, der in der Gala-Uniform seines Kürassier- Regiments mit dem großen Bande des Schwarzen Adler- OrdenS erschien, in den Saal und stellte sich zur Linken des Thrones auf. Der Reichskanzler begab sich darauf zu Sr. Majestät, um die vorschriftsmäßige Meldung zu machen. Gefolgt von den Prinzen des königliches Hauses trat der Kaiser ein, den Helm im rechten Arme tragend, und nahm auf dem Throne Platz, zu feiner Rechten auf der mittleren Stufe der Kronprinz, dann die Prinzen Karl und Friedrich Karl, dahinter der Feldmarschall von Manteuffel. Beim Eintritt des Kaisers erhob der Reichstagspräsident vr. v. Forckenbeck den Ruf: Se. Majestät der deutsche Kaiser, König Wilhelm von Preußen, er lebe hoch! — hoch! und immer hoch! Die ganze Versammlung stimmte begeistert dreimal in den Ruf ein. Der Reichskanzler trat nunmehr vor den Thron, verneigte sich und Überreichte aus roth und goldener Mappe folgende Thronrede, welche Se. Majestät das Haupt mit dem Helme bedeckend, mit lauter und ver nehmlicher Stimme verlas: Geehrte Herren! Indem ich Sie willkommen heiße, drängt es mich, auch von dieser Stelle meinen Dank für Gottes Gnade zu wiederholen, die mich in Gefahr beschirmt und von schweren Leiden geheilt hat. Ich spreche zugleich meinem Sohne, dem Kronprinzen nochmals meine Aner kennung seiner Führung der Negierungsgeschäfte aus und danke Ihnen, geehrte Herren, für die Unterstützung, welche Sie den verbündeten Negierungen gewährt haben, um im Weg« des Gesetzes einer gegen die Grundlagen unseres staatlichen und Kultur-Lebens gerichteten Agitation Einhalt zu thun. Ich darf demnach auch für die Zukunft in gleichem Maße auf Ihre Mitwirkung rechnen, soweit die Heilung unserer sozialen Schäden sich als unvollendet erweisen sollte. Die verbündeten Regierungen berathen über die Mittel, welche die Gesetzgebung zu gewähren vermag, um Uebel- stände, unter denen wir auf wirlhschaftlichem Gebiete leiden, zu heben oder zu mindern. Die Vorschläge, welche ich meinen Bundesgenossen theils gemacht habe, theils zu machen beabsichtige, haben zunächst den Zweck, durch Beschaffung neuer Einnahme-Quellen für das Reich die einzelnen Regierungen in den Stand zu setzen, daß sie auf Forterhebung derjenigen Steuern zu verzichten vermögen, welche sie und ihre Landesvertretungen als die am schwersten aufzubringenden erkennen. Zugleich bin ich der Meinung, daß unsere wirthschaftliche Thätigkett in ihrem gesammten Umfange auf diejenige Unterstützung vollen Anspruch hat, welche die Gesetzgebung über Steuern und Zölle ihr zu gewähren vermag, und in den Ländern, mit denen wir verkehren, vielleicht über das Bedürfntß hinaus gewährt. Ich halte es für meine Pflicht, dahin zu wirken, daß wenigstens der deutsche Markt der natio nalen Produktion insoweit erhalten werde, al« dies mit unseren Gesammt-Jntereffen verträglich ist und daß dem gemäß unsere Zoll-Gesetzgebung den bewährten Grundsätzen wiederum näher trete, auf welchen die gedeihliche Wirk samkeit des Zoll-Vereins fast ein halbes Jahrhundert beruht hat, und welche in unserer Handels-Politik seit dem Jahre 1865 in wesentlichen Theilen verlaßen worden sind. Ich vermag nicht zu erkennen, daß thatiächliche Erfolge dieser Wendung unserer Zoll-Politik zur Seite gestanden haben. Die Vorlagen in der angedeuteten Richtung werden, insoweit und sobald die Einigung der verbündeten Regie rungen über dieselben stattgefunden haben wird, Ihrer Befchlußnahme unterbreitet werden. Für den diesjährigen ReichShauShaltS-Etat, welcher Ihnen ungesäumt zugehen wird, haben neue Einnahme- Quellen noch nicht in Aussicht genommen werden können, und es ist daher, um den Etatsabschluß bis zum 1. April zu ermöglichen, die Deckung der Bedarfsziffer durch Matri- kular-Umlagen in Ansatz zu bringen gewesen. Ich darf hoffen, daß noch während Ihrer diesjährigen Session Ihnen die Vorschläge der verbündeten Regierungen über Ersetzung der Matrikularbeiträge durch andere Einnahme-Quellen werden zugehen können. Als einen dringlichen Gegenstand Ihrer Verhandlungen darf ich den am 16. Dezember v. I. mit Oesterreich ab- geschloffenen Handelsvertrag bezeichnen, welcher Ihrer Ge nehmigung bedarf. Die Verträgt, durch welche der zu Bern 1874 begrün dete allgemeine Postverein befestigt und, im Abschluße seines Grundgedankens, der G.sammtheit der Verkehrs länder zugänglich gemacht ist, werden Ihnen zur Genehmi gung zugehen. Ebenso wird der Gesetzentwurf gegen Ver fälschung der Lebensmittel Ihrer Berathung von Neuem unterbreitet werden und werden die Entwürfe zur Ergän zung der Justizgesetze Ihrer Beschlußfassung unterliegen. Um dem Reichstage die Möglichkeit zu gewähren, die Ehre der Mitbürger, welche dem Reichstag nicht angehören- gegen die Ausschreitungen einzelner Mitglieder zu schützen, und seiner eigenen Autorität da, wo sie verkannt wird, vollen Nachdruck zu gewähren, haben die verbündeten Re gierungen zu Ihrer Befchlußnahme einen Gesetzentwurf vorgelegt, durch dessen Annahme die verfassungsmäßigen Befugnisse des Reichstags, nach Artikel 27 seine Disziplin selbst zu regeln, eine erweiterte gesetzliche Unterlage ge winnen würden. Die beunruhigenden Nachrichten über den Ausbruch der Pest im Osten Europas haben uns in die bedauerliche Nothwendigkeit gesetzt, Vorsichtsmaßregeln zu treffen, welche dem Verkehr lästig fallen. Die jüngsten Nachrichten geben der Hoffnung Naum, daß die baldige Unterdrückung der Krankheit wenigstens in Rußland den energischen Vorkeh rungen der kaiserlich russischen Behörden gelingen werde. Sobald sich dies bestätigt, wird der Grenzverkehr sofort auf den, den politischen Beziehungen beider befreundeten Länder entsprechenden nachbarlichen Fuß gesetzt werden. Die Ungewißheit, in welcher die Schlußbestimmung von Artikel V des Prager Friedens von 1866 die Zukunft der Einwohner der nördlichen Distrikte von Schleswig erhielt, hat mich, nachdem die Lösung dieser Frage in wiederholten Unterhandlungen mit Dänemark nicht gelungen war, ver anlaßt, mit Seiner Majestät, dem Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn in Verhandlung über eine Abän derung jenes Artikels zu treten. Den gegenseitigen freund schaftlichen Beziehungen beider Reiche entsprechend, ist eine Vereinbarung beider Höfe in dem gewünschten Sinne zu Stande gekommen und am 11. Januar d. I. ratifizirt worden, deren Wortlaut zu Ihrer Kenntntß mitgetheilt werden wird. Die Hoffnung auf eine baldige Beendigung deS Krieges im Orient, die ich beim Beginn der letzten ordentlichen Session aussprach, hat sich erfüllt und eS ist den im vorigen Sommer versammelten Vertretern oer Großmächte gelungen, sich über Anordnungen zu verständigen, von deren Durch führung der Schutz der Christen, die Sicherung der Ruhe >m türkischen Reiche und die Wahrung deS Friedens der Mächte Europas zu erwarten ist. Die durch den Berliner Vertrag bekräftigten friedlichen Beziehungen der auswärtigen Mächte zu Deut'chland und unter einander zu fördern, soll auch ferner die Aufgabe ein und bleiben, in deren Dienst ich die große Macht, welche Deutschland durch seine Einigung gewonnen hat, verwenden will, soweit sie in meine Hand gelegt ist. Wenn mir Gott die Erfüllung dieser Aufgaben gewährt, fo will ich mit dem dankbaren Gefühl, daß meine Regierung bis her eine reich gesegnete sei, auch auf die schweren Erfah rungen des letzten Jahres zurückbltcken. Die Versammlung nahm die Thronrede mit ehrerbie tigem Schweigen entgegen. Bei den Stellen, welche sich auf die harten Prüfungen des letzten Jahres bezogen, war eine tiefe Bewegung in der Stimme Sr. Majestät erkenn bar. Der Herr Reichskanzler erklärte nunmehr den Reichs tag auf Befehl Sr. Majestät im Namen der verbündeten Negierungen für eröffnet und brachte der königlich bairische Gesandte am Berliner Hofe und Bevollmächtigte zum BundeSrath v. Rudhart wiederum ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser aus, in welches die Versammelten begeistert, etnstimmten. Se. Majestät, mit erhobener Linken huldvollst nach allen Setten grüßend, verließ darauf den Saal. Nachmittags 3'/, Uhr eröffnete v. Forckenbeck die erste Sitzung des Reichstages und berief die provisorischen Schriftführer. An Vorlagen waren eingegangen die ge sammten Etats, die Vorlagen über die Anleihe für Zwecke der Post und Telegraphie, für dis Militär- und Marine- v.-rwaltung, der Münzreform, über die Erwerbung eines Grundstücks für das Neichsgesundheitsamt, das Nahrungs mittelgesetz. die Gebührenordnung für Rechtsanwalte, über den österreichischen Handelsvertrag und den Weltpostvertrag nebst den neueren Uebereinkommen. Der Namensaufruf ergab die Anwesenheit von 200 Mitgliedern. Das Haus war also beschlußfähig. Sämmtliche sozialdemokratischen Abgeordneten fehlten. Heute Nachmittag 4 Uhr erfolgt die Präsidentenwahl. Tagesschau. Freiberg, 13. Februar. Das preußische Abgeordnetenhaus genehmigte gestern in dritter Lesung ohne Debatte die Gesetzentwürfe, betreffend die Abänderung des Gesetzes über die hannoversche Kredit anstalt und betreffend die Wegegesetzgebung in Schleswig- Holstein. Sodann folgte der Generalbericht der Budget kommission. Abg. Rickert referirte Namens der Kommission, rechtfertigte dieselbe gegen den Vorwurf des langsamen Arbeitens und befürwortet die von der Kommission bean tragten Resolutionen. Nach längerer Diskussion wurden die Resolutionen 1 und 2, betreffend die Aufforderung an die Regierung zu erhöhter Sparsamkeit, mit großer Majorität angenommen. Sodann folgte die Resolution gegen Ankauf der Vollbahnen durch den Staat, wie für Begünstigung der Sckundärbahnen und Vorlegung der Uebelsicht in dem nächsten Landtag über die Unterstützung solcher Unternehmungen durch den Staat. Abg. Rickert befürwortet die Resolutionen. Abg. Staffe ist gegen die selben und für das Staatsbahusystem. Abg. R chter spricht für die Anträge der Budgelkommission und fordert den Handelsmintster auf, sich über die Frage, ob Staats- oder Privatbahnsystem, zu äußern. Der Minister erklärt, er wolle mit seinen Ansichten nicht zurückhalten, werde sich aber morgen äußern. — Die heutige „Pcov.-Korresp." sagt anläßlich der Breslauer Wahl, der Streit über dis Wahltaklik der einzelnen Parteien ist von untergeordneter Bedeutung gegenüber der Wahrnehmung, daß die Ver breitung der Organisation, welche die Sozialdemokratie be reits gewonnen hat, stark und tiefgehend genug war, um zunächst auch ohne die Mittel der äußeren Agitation, welche ihr durch das Sozialistengesetz entzogen find, noch ihre Wirksamkeit zu bewahren. D.ese Wahrnehmung und diese Erfahrung ist in hohem Maße lehrreich, aber nicht etwa in
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