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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 19.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-188006193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-18800619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-18800619
- Sammlungen
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSchönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-19
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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonnabend, den 19. Juni 188» 14» Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für dre nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 4 Mk. 30 Pf. Alle Postanstaltsn, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Bekanntmachung. Für den Klempner Karl Hermann Gottesmann aus Grumbach ist unter dem 12. d. M. der Materialwaarenhändler und Hausbesitzer Karl August Gottesmann in Grumbach als Abwesenheitsvormund ver pflichtet worden. Waldenburg, den 14. Juni 1880. Das Königliche Amtsgericht. Baumbach. M. ^Waldenburg, 18. Juni 1880. Der Protest der tiroler Bischöfe. Während man in Deutschland bestrebt ist, der katholischen Bevölkerung einen Beweis friedlichen Entgegenkommens zu geben, kommt aus dem be freundeten Nachbarstaate Oesterreich Kunde von einem Proteste der Fürstbischöfe von Trient und Brixen, sowie des Erzbischofs von Salzburg gegen die Verletzung der Glaubenseinheit des Landes durch die gestattete Bildung zweier evangelischer Pfarr gemeinden in Innsbruck und Meran. In dem Proteste heißt es: „Angesichts des hohen Landtages halten wir es für unsere heilige Pflicht, am Beginne unserer Mitwirkung gegen eine That- sache, welche sich vor wenigen Jahren in Tirol vollzogen hat und mit uns zugleich die gesammte katholische Bevölkerung des Landes mit dem tiefsten Schmerze stets fort erfüllen mußte, feierliche Ver wahrung einzulegen. Es ist dies die Bildung zweier evangelischer Pfarrgemeinden mit dem Rechte der Oeffentlichkeit ihrer Religionsübung in Meran und Innsbruck. Aufrichtig theilen wir den bitteren Schmerz, den jedes tirolische Herz darüber empfinden muß; gilt es doch den Verlust des bisher ausschließ lich katholischen Charakters, der schönsten Zierde an dem theuern Heimatlande, ja wie ein erlauchtes Mitglied unseres österreichischen Kaiserhauses das Gut der Glaubenseinheit bezeichnete: „der Perle seiner Vorzüge." Noch mehr aber muß sich das katholische tiroler Volk, das in der reinen Gebirgs luft eine kernige Denkungsart gewohnt ist und sich nicht in dem matten Schlummer des Jndifferentis- mus wiegt, in seinen innersten religiösen Gefühlen verletzt finden, da es nun seinen heiligen Glauben, für welchen seine Ahnen so oft gekämpft und ge blutet haben, im eigenen Lande urplötzlich in den Bereich subjectiver Meinungen und Ueberzeugungen erniedrigt sieht. Unverwandten Blickes schaute das katholische Volk von Tirol zum Throne seines aller höchsten Landesfürsten hin, vertrauensvoll suchte es dort sein gutes altes Recht, gern bereit, dafür ein neues Pfand der Treue einzusetzen. Aus innerster Ueberzeugung für sein Recht fühlt es um so mehr die Pflicht, jeder Zeit für dasselbe mannhaft einzu stehen und dem Vaterlands das theure Erbgut, die edelste Zierde zu erhalten. Darin erblickt es die Grundlage seines geistigen und materiellen Wohles, und fände es auch letzteres nicht oder sogar be einträchtigt, so wäre es doch immerhin ein ge fährliches Spiel, einem Volke zuzumuthen, daß es sein Ideal einem behaglichen Materialismus opfern möge. Was wäre wohl jetzt Tirol, wenn es dereinst in den Tagen seines höchsten Ruhmes, anstatt Gut und Blut zu opfern, in niedriger Ge sinnung seine Glaubens- und Kaisertreue dem behaglichen Materialismus zu Füßen geworfen hätte?' Die Reichs- und Kaisertreue der Tiroler wird also von der Glaubenseinheit abhängig gemacht. Das ist ein starkes Stückchen. Und was ist es, was der mächtigen katholischen Kirche widerfahren ist, daß ihre Diener sich erkühnen, mit dieser seltsam feierlichen Sprache dem Staate gegenüber zu treten? Zwei kleinen evangelischen Gemeinden werden einfach die Rechte gewährt, die sie in allen europäischen Cul- turstaaten genießen. An diesem Beispiele, und die Geschichte hat deren ja noch Hunderte aufzuweisen, ist zu ersehen, welche Duldung der Katholicismus zu gewähren bereit ist, und wie er sofort den Patriotismus in Frage stellt, wenn das hierarchische Herrscherthum nicht unbe schränkt seinen Willen durchzusetzen vermag. Dieser Fall mahnt Deutschland erneut zur Vorsicht bei ferneren Verhandlungen mit Rom. ^Waldenburg, 18. Juni 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. An dem Diner beim Kaiser für die Mitglieder der Conferenz nahmen auch der Kronprinz und Fürst Bismarck theil. Die Kaiserin, die Kronprinzessin und Prinz Wilhelm mit seiner jungen Braut beabsichtigen, wie das „B. Tgbl." hört, am 11. August sich nach Kiel zu begeben, sich dort an Bord der kaiserlichen Dacht „Hohenzollern" einzuschiffen und mit derselben nach England zu gehen, um daselbst einen Besuch abzustatten. Von London werden die hohen Herr schaften über Land nach einem Hafen am Canal reisen, woselbst die Dacht wieder bereit liegt, um mit derselben dem Prinzen Heinrich entgegenzufahren. Fürst Bismarck nahm den s. Z. vom Reichstage auf Antrag seines Sohnes gefaßten Beschluß sehr günstig auf, die Wechselfähigkeit den Landwirthen, Offizieren, Studenten und Beamten zu entziehen. Er soll auch beabsichtigen, den Handwerkern die Wech selfähigkeit zu entziehen und sie blos auf Kaufleute zu beschränken. Trotzdem vollständige Geheimhaltung der Conferenzverhandlungen beschlossen worden ist, weiß der Telegraph doch Folgendes zu berich ten: „Unter den Conferenbevollmächtigten zeigt sich in jeder Weise eine Uebereinstimmung, wie solche in den früheren Phasen der orientalischen Frage seit 1876 nicht zu constatiren gewesen ist. Die Delegirtenconferenz findet vielleicht erst am Sonn abend statt. Ueber die Zeit der Entsendung einer Commission an Ort und Stelle wird die Con ferenz voraussichtlich in den letzten Sitzungen be stimmen. Die Lokalcommission wird seiner Zeit von der Conferenz, die bestimmte politische Grenze, der die technisch-topographische Arbeit der Delegirten zu Grunde liegt, lokal traciren. Bei der Frage über die Zeit zur Entsendung der Lokalcommission wird zu entscheiden sein, ov sofort oder ob nach der Antwort der Pforte oder ob nach Verlauf einer bestimmten Zeit die Commission die Arbeiten zu beginnen hat, hierbei wäre auch die persönliche Sicher heit der Mitglieder der Commission zu erörtern." Oesterreich. Die Commission des böhmischen Landtags zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung der böhmischen Wahlordnung, hat nach lebhafter Debatte mit 13 gegen 7 Stimmen beschlossen, über die Vorlage zur Tagesordnung überzugehen. Die Minorität der Commission meldete ein Separatvotum an. Frankreich. In parlamentarischen Kreisen wird versichert, in dem Ministerconseil vom 17. d. bei Freycinet habe sich die Majorität der Minister für die Amnestie der Communards ausgesprochen. Italien. Dem „Diritto" zufolge ist Italien mit Frankreich und England bezüglich der griechischen Grenz linie vollkommen einig. Das Blatt spricht die Ansicht aus, daß auch die übrigen Mächte diese Trace acceptiren würden; Schwierigkeiten könnten erst entstehen, wenn es sich darum handele, die neue Grenze praktisch zu ziehen. In dieser Bezie hung wird es ohne Gewalt nicht abgehen. England. Abrüstung ist ein schöner Gedanke und die Be seitigung der Kriege ein noch schönerer. Aber dabei wird es auch bleiben. Denn daß der Krieg in gewissen Fällen geboten und daß es ein Eingriff in die Rechte der Völker sei, wenn man ihnen zu- muthen wollte, das zu thun, was eine Versammlung von Diplomaten über sie beschließen sollte, hat selbst das englische Unterhaus kürzlich anerkannt bei Ge legenheit eines Antrages von Mr. Richard, wonach die Regierung aufgefordert werden sollte, Schritte zu thun zu Gunsten einer gleichmäßigen Entwaff nung der Mächte in Europa. Der Premierminister Gladstone erwiderte auf den Antrag: Durch die Kriege, welche im Laufe der letzten 30 Jahre in Europa geführt worden, seien Operationen vollzogen worden, welche einen andauernden Frieden begünstig ten. Die Einigung Italiens, die Wiederherstellung des deutschen Reichs und die jüngste Befreiung der Slawen seien durch nicht friedliche Mittel erreicht worden; ungerecht geführte Kriege müsse er mißbil ligen, nicht aber Freiheitskriege. Es wäre wohl er wünscht, rationellere und minder kostspielige Mittel als den Krieg zur Schlichtung von Differenzen der Nationen zu finden; es müsse aber der Regierung Discretion in einer so delicaten Frage überlassen bleiben. Courtney beantragte ein Amendement, in dem ausgesprochen wird, daß es die Pflicht der Re gierung sei, jede passende Gelegenheit zu ergreifen, um den fremden Regierungen die Entwaffnung an zuempfehlen. Der Premier Gladstone erklärte, er könne das Amendement zwar nicht empfehlen, wolle es aber auch nicht bekämpfen. Der Antrag Richard's wurde hierauf abgelehnt und das Amen dement Courtney's angenommen. Aus einem soeben veröffentlichten parlamentari schen Berichte geht hervor, daß im verflossenen Jahre in London 80 Todesfälle stattfanden, über welche das Verbiet der Leichenschau-Jury auf „Tod durch Verhungern" oder „Tod, beschleunigt durch Ent behrungen" lautete. Von diesen Todesfällen ereig neten sich 48 im Central-District, 28 im Osten und 1 im Westen der reichsten Stadt der Welt; 2 fan den in Westminster und in Greenwich statt. Das reiche England! Türkei. Die Türkei scheint sich mit aller Gewalt den Schutz der Mächte, dem sie doch ihre noch bestehende Existenz zu verdanken hat, verscherzen zu wollen. Eine jetzt veröffentlichte Depesche des englischen Bot schafters Layard vom 27. April constatirt die Ge reiztheit des Sultans gegen England. Die Consu- larberichte bewiesen, daß das türkische Reich sich noch niemals in einem solchen desorganisirten und kriti schen Zustande gesunden habe. Der Sultan habe auf die Vorstellungen Layard's stets mit Verspre chungen geantwortet, die er aber nicht erfüllte.
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