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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger : 22.07.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878295829-188007229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878295829-18800722
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1878295829-18800722
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Archiv Museum Naturalienkabinett Waldenburg
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSchönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-07
- Tag1880-07-22
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SllMlmM Tageblatt — OVL .. r Donnerstag, den 22. Juli 1880 108 wurfs nicht der Regierung, sondern dem Centrum zufalle es erscheint demnach das Streben auf klerikaler Seite wohl begreiflich, den betreffenden Gesetzentwurf als überflüssig und, gegenüber den Ergebnissen der Ausgleichsverhandlungen zwischen dem Cardinal Jacobini und dem Prinzen Reuß, die als vielver sprechend bezeichnet werden, geradezu als einen Rückschritt hinzustellen. Die Andeutungen des vati- canischen Blattes über das nachsichtige Veryalten der Curie sind deshalb nicht sehr ernst zu nehmen. *Waldenburg, 21. Juli 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser nahm am 20. d. vormittags in Gastein sein erstes Bad und unternahm sodann einen Spaziergang auf der Kaiserpromenade. Das Kirchengesetz ist am 20. d. durch den „Reichsanzeiger" veröffentlicht worden; dasselbe wurde unterm 14. Juli vom Kaiser auf der Insel Mainau vollzogen. In der letzten Session des preußischen Abgeord netenhauses kam auch eine auf Aenderung des Wahlsystems zum preußischen Abgeordnetenhause gerichtete Petition zur Erwägung. Die Angelegen heitsoll in der nächsten Session wieder ausgenommen und dabei namentlich gegen das noch immer provi sorische Wahlgesetz von 1849 angekämpst werden. Die Regierung will aber trotz der vom Fürsten Bismarck mit einer vernichtenden Kritik belegten Klaffenwahl auf eine Aenderung überhaupt nicht eingehen. Schon lange war der Polizei die Nachricht zuge gangen, daß über Emmerich socialdemokratische Schriften aus England nach Deutschland gebracht würden. Vor einigen Tagen ist es nun der Polizei gelungen, einen Mann zu verhaften, welcher in einer großen Kiste ein großes Packet der von Most in London redigirten Zeitschrift „Freiheit" mit sich führte. Der Verhaftete nennt sich Stöckmer und will aus Mainz gebürtig sein; das Packet Zeitungen behauptet er von einem Matrosen erhalten zu haben. Mit dem 1. August d. I. wird das Postauf tragsverfahren im Verkehr mit Deutschland einer seits und Frankreich-Algerien andererseits einge führt. Die Einziehung von Geldern im Wege des Postauftrags kann hiernach bis zum Betrage von 400 Mk. oder 500 Frcs. erfolgen und kommt hier bei von Seiten Deutschlands das bisherige Deutsche- Post-Auftragsformular in Anwendung. Die Sen dungen unterliegen der Frankirung. Die Bewegung um Herabminderung der Gerichts kosten nimmt eine Stärke und Heftigkeit an, welche die vollste Beachtung Hervorrufen muß. Wo immer in den verschiedenartigsten Versamm lungen, Handelskammer- und Gewerbekammerberich ten und dergleichen unsere öffentlichen Zustände auf wirthschaftlichem Gebiete beleuchtet werden, ertönen die lebhaftesten Klagen über die übermäßige Höhe der Sätze des Gerichtskostengesetzes. Es wird all gemein hervorgehoben, daß durch die übermäßige Vertheuerung des Rechtsuchens geradezu eine Nechts- unsicherheit einzureißen drohe. Diese Bewegung ist im Gegensätze zu mancher anderen durchaus keine künstlich gemachte, sondern sie entspringt thatsächli- chen sehr empfindlich fühlbaren Uebelständen und wird darum nicht erlöschen, ehe sie ihr Ziel erreicht hat. Sie ist auch keineswegs eine Parteisache, an der Rechtssicherheit und Wohlfeilheit der Justiz hat Jedermann ein gleiches Interesse. Das Reichsju stizamt wird kaum viel länger davon Abstand neh men können, der brennenden Frage näher zu treten denn die Sache ist vollkommen spruchreif und die praktischen Erfahrungen liegen überzeugend vor. Wie wir übrigens anderweitig erfahren, finden schon seit einiger Zeit Ermittelungen in dieser An gelegenheit statt, deren Resultat ohne Zweisel dem Reichstag in dec nächsten Session vorgelegt werden wird. Eine Abänderung des Gerichtskostengesetzes ist mit Bestimmtheit zu erwarten, ob freilich schon in der nächsten Reichstagssesfion, ist noch nicht be stimmt. Die ungeheure Schnelligkeit, mit der zur großen Freude der Gläubiger viele Gerichtsvollzieher bei den Zwangsvollstreckungen arbeiten, ist durch eine neuerdings in Berlin von oben herab ergangene Verfügung in ein etwas ruhigeres Fahrwasser ge leitet worden. Nach dieser Verfügung soll fortan zwischen der Siegelung und dem Verkauf der Sachen eine Frist von mindestens vierzehn Tagen liegen, so daß der Schuldner einigermaßen Zeit behält, anderweit Rath zu schaffen. Die Verfügung wird von zahlreichen Gerichtsvollziehern mit Freude be grüßt, weil ihnen die Ausübung des Amtes mit drakonischer Strenge oft recht schwer fällt. Einer dieser Beamten, der früher Executor war, sehnt sich nach der alten Zeit zurück und beklagt, daß der Gerichtsvollzieher, wenn er verdienen will, ohne Herz handeln muß. Dieser Umstand und viele andere dem Amte anhängende Unannehmlichkeiten haben einige Gerichtsvollzieher bewogen, um die Zurück versetzung in die verlassenen Aemter zu bitten. Die Reichstagsabgeordneten Fritsche und Hassel mann waren bekanntlich wegen Bannbruch ange klagt worden, das Berliner Landgericht hat die bei den Angeklagten nunmehr von der Anklage sreige- fprochen. Wie die „Magd. Ztg." hört, wird der Reichskanz ler für die nächste Session im Reichstage Vorschläge formuliren lassen, die sich auf die endliche Errich tung eines Reichstags-Gebäudes beziehen. Die Sache ist eilig und soll nicht länger hinausgeschoben werden. Wie es heißt, gelangt die hieraus bezüg liche Vorlage gleich nach Eröffnung der Session an den Reichstag. 29'/r Million Mark sind für den Parlamentbau disponibel, weil mehr Geld, als von den. Architekten beansprucht werden wird. Das erhebliche Bau-Capital ist angelegt in Prioritäten der Magdeburg-Halberstädter, der Berliner-Görlitzer Bahn. Die Zinsen werden seit zwci Jahren in die Reichshauptkasie abgeführt und nicht mehr zum Capital geschlagen. Ungarn. In Ungarn will man ebenfalls die deutsche Sprache überall verdrängen. Gegenwärtig suchen die Ultra-Magyaren dieselbe sogar aus den höheren Schulen zu entfernen und bereits ist im ungarischen Reichstage ein dahingehender Antrag eingebracht worden. Ein bedeutender Gelehrter bemerkt dazu: „Das Motiv der Unterrichts-Commission ist geradezu ein lächerliches: man will die deutsche Sprache als ordentlichen Lehrgegenstand eliminiren, damit hier durch der Ueberbürdung der minder befähigten Schüler abgeholfen werde. Die geehrte Unterrichts- Commission hätte einen viel vernünftigeren Beschluß gefaßt, wenn sie ihn so formulirt hätte: Die minder befähigten Schüler sind ohne Ausnahme aus den Gymnasien zu eliminiren. Alle Sphären der gei stigen Thätigkeit sind bei uns leider zu sehr über füllt, und zwar größtentheils mit Mittelmäßigkeiten. Schon jetzt ist die Gefahr eines geistigen Proletari ats eine imminente. Ueberall, wo irgend eine An stellung in Aussicht steht, sei es eine staatliche, municipale oder private Beamtenstelle, ja wenn *Waldenburg, 21. Juli 1880. Kirchenpolitisches. In einer Mittheilung über die neuesten Acte ter preußischen Regierung in Betreff der religiösen Frage sucht die in Rom erscheinende „Civiüa cattolica", welche aus vaticanischen Kreisen inspirirt wird, in ihrem Julihefte das Verhalten der Curie rm Hinblick auf die zwischen dem päpstlichen Pronuntius, Car dinal Jacobini, und dem deutschen Botschafter Prin zen Reuß, in Wien geführten kirchenpolitischen Aus- gleichsverhandlungen zu rechtfertigen. Die von der preußischen Regierung veröffentlichten Actenstücke über diese Verhandlungen werden als unvollständig und zu einer ausreichenden Orientirung über das Verhalten beider Theile nicht geeignet bezeichnet. Das Blatt sagt: „Von neunzehn überhaupt vorhandenen Schrift stücken wurden nur neun publicirt, die übrigen zehn blieben im Regierungsschranke. Aber auch die ver öffentlichten sind nicht vollständig. Ausgewählt wur den nur Documente vom 17. März, dem Tage des Ministerialbeschlusses, an bis zum 21. Mai d. I. Von der Anbahnung der Verhandlungen in Kis- singen und der Wiederaufnahme derselben in Wien bis zum genannten Ministerialbeschluffe ist nichts veröffentlicht worden, und was veröffentlicht wurde, war eine Auswahl, welche blos eine der betheilig- ten Parteien vornahm. Zur Fällung eines richti gen Urtheils können die verkürzten, einseitig aus gewählten Actenstücke nicht genügen. Weshalb hat denn Fürst Bismarck nicht alle Actenstücke über „den ganzen Verlauf und alle Phasen der Verhand lungen", wie er dies selber in seiner Depesche vom 21. Mai für angezeigt hielt, veröffent licht? Folgend« s dürfte darüber Aufklärung geben. Vor dem Ministerialbeschluß vom 17. März gingen die Sachen gut und der Vergleich schien nicht mehr fern zu sein. Die Beschlüsse des Pronuntius Cardinal Jacobini und des Geheimen Naths vr. Hübler waren nach Berlin abgegangen und er wartete man von dort eine Antwort. Da erscheint der Ministerialbeschluß, welcher gar keine Rücksichten auf die Wiener Arbeiten nimmt. Dieser Beschluß bl. figürlich einen höchst peinlichen Eindruck auf über de'^b" Vater machen, der sich schon so sehr ^^n Fortgang der Friedensverhandlungen tweiTl^ Aus dem Gesagten gehen nun aber Verhandlung^ di. -ine, daß die Wiener nndere dak b' "kN Frieden erwarten ließen, die Verhandlungen k^rung die Friedens- NeNis-be Sinkt "gebrochen hat, und Nicht der apo- I Nerbandlun Deshalb war eine Veröffentlichung 7. Interesse oer preußischen SSL Lu«'-, gehen; das Damoklesschwert sollte für immer über dem Haupte des katholischen Klerus in Vreuken hängen bleiben, um m jedem Augenblicke darauf^u fallen. Und wenn der Heilige Vater den Ministe- Nalbeschluß angenommen hätte, so würde man auch lhn eben wegen der Annahme der vorqeleaten B^ dingungen bei jedem Schwertstreiche als mit »bä,io htnML, h°dm. D-- P°pk. n'ch7 LZ handeln, als er gehandelt hat." Der preußische Cultusminister hat bekanntlich im preußischen Abgeordnetenhause erklärt, daß die Ver antwortung für das Scheitern der wichtigsten Be- stimmungen des den Wünschen und Bedürfnissen des römisch-katholischen Theiles der Bevölkerung weit entgegenkommenden kirchenpolitischen Gesetzcnt- und Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage - Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr- ««"7l.7 »->»-» I1111^1^P titel' P»»*-"u-und Anzeiger. scheinende Nummer bis Mittags 12 Ukr Inserate pro Zeile 10 Pf., unter des vorhergehenden Tages. — Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. ""*"7
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