nierend. Er trug einen kleinen Frack, der alle Konzertsäle erlebt haben mußte, Von etwas grünlichem Ton, der so infolge seines vorgerückten Alters und seiner bewegten, glänzenden Laufbahn geworden war. Die langen Haare fielen ihm bis auf die Schultern; sie färbten mit einem röt lichen Ton den Hemdkragen und ließen reichliche Spuren von Fett auf dem Seidenaufschlag des Rockes zurück. Er war zur Zeremonie mit einem wundervollen Heft gekommen, das in purpurrotes Leder gebunden war. Die Blätter aus handgeschöpftem Bütten, mit ausgefransten Rändern, waren weiß. Jedes Blatt war für ein Mitglied der Konferenz bestimmt. Die einen hatten ihre Photographie in dem Heft, die anderen bloß ihren Namen. Padcrewsky, sein Heft in der Hand, lächelnd, vergnügt wie ein Kind, drehte sich übereifrig von einem Tisch zum ändern, von oben nach unten, der Länge und der Breite nach durch den Saal, um die eigenhändigen Unterschriften der Konferenzmitglieder zu sammeln, eine auf jede Seite und an die Stelle, die der kluge Pianist und Staatsmann im vorhinein fest gesetzt hatte. Man muß, um gerecht zu sein, sagen, daß Paderewsky nicht allein auf den Gedanken gekommen war, sich eine Unterschriftensammlung anzu legen. Der Vertreter der chinesischen Republik hatte auch dieselbe Idee gehabt. Er war zur Konferenz gekommen mit einem wirklichen Buch, das imposanter in seinem Pergamenteinband und mit seinen Blättern aus wun dervollem Chinapapier und seinen Miniaturen war, als das von Paderewsky erdachte. Der Mensch, selbst wenn er ein großer Politiker ist, bleibt ein Lebewesen, das mit einem Nachahmungstrieb allerersten Ranges begabt ist. Sobald die anderen Vertreter der siegreichen Nationen die Bedeutung des eigenartigen Spazierganges des Pianisten und des chinesischen Mandarins erkannt hatten, verloren sie nicht eine Minute. Die verschiedensten Papiere, Post karten, Umschläge, alles wurde genommen, um darauf die Unterschriften zu sammeln. Wilson, der immer lächelte, Unterzeichnete höflich-geschäftig, ohne Unterlaß, und entblößte dabei eine schöne Reihe weißer Zähne, welche von einem Ohr bis zum anderen ging. Lloyd George Unterzeichnete eben falls, wenn er auch ein wenig aus der Fassung gebracht war durch das unvorhergesehene Ereignis. Clemenceau, den vielleicht diese Atmosphäre der Unordnung und den auch die grauen Handschuhe, die er um alles in der Welt nicht von der Hand gezogen hätte, ein wenig störten, unterschrieb knurrend. Er wäre darin ebenso wie die anderen fortgefahren, wenn er seine Nerven hätte meistern können. Plötzlich sah man ihn ein Blatt, das man ihm vorgelegt hatte, in die Luft werfen, die Feder auf den Tisch schleudern und mit nervösen Fingern auf die Tischdecke trommeln. Er hatte seine Geduld verloren. Eigentümlich, daß er sie gerade in dem Augen- 112