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Scherl's Magazin
- Bandzählung
- 9.1933, H.2, Februar
- Erscheinungsdatum
- 1933
- Sprache
- Nicht zu entscheiden
- Signatur
- ZB 14390
- Vorlage
- Deutsche Nationalbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id363877630-193302009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id363877630-19330200
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-363877630-19330200
- Sammlungen
- Varia
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Der Mensch schwimmt
- Untertitel
- Aus: "Der Mensch schwimmt". Verlag Gebr. Giehrl, München
- Autor
- Weideneder, Franz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftScherl's Magazin
- BandBand 9.1933, H.2, Februar -
- DeckelDeckel -
- WerbungWerbung -
- ArtikelZwei neue Groß-Tonfilme 65
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis 66
- ArtikelTitelblatt 67
- ArtikelEin Mann flieht in den Faschingstrubel 68
- AbbildungUnendlicher Frieden unter der weißen Decke des Winters 74
- Artikel8 Tage bei meiner Tante 76
- AbbildungMacht der Gewohnheit 80
- AbbildungFamilie Hering hat Faschingssorgen 81
- ArtikelSystem ist alles - Glück ist nichts 82
- ArtikelSport in der Ehe 88
- ArtikelLand..! Dort unten ist Land! 94
- ArtikelMummel Petermanns letzte Liebe 98
- AbbildungEs war einmal ein kleines Mädchen auf Tahiti, [...] 102
- ArtikelWittenberg-Platz 5 Minuten vor 8 h 104
- ArtikelDarlikind und der Hundemann 108
- ArtikelZwei feine Leute: Er heisst Marco, sie heisst Nell 112
- AbbildungDer prophetische Zigarrenrauch 117
- ArtikelWo find' ich nur ein Alibi? 118
- ArtikelDer Mensch schwimmt 120
- ArtikelHamburg 122
- WerbungWerbung 123
- ArtikelZur Kurzweil 124
- WerbungWerbung 127
- DeckelDeckel -
- BandBand 9.1933, H.2, Februar -
- Titel
- Scherl's Magazin
- Autor
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QrcAkmthjS 1 «,,«/ Von Franz Weideneder Hier also wohnte Mac Kennedy, der Reiche, Mächtige, meine letzte Hoffnung auf eine Anstellung, durch die ich Frau und Kind vor dem Hungertod bewahren könnte. Warum wohl hielt ich Mac Kennedy für meine größte Hoffnung? Weil er, der selbst einmal über Nacht aus einem Millionär ein Bettler,, dann aber, so ziemlich in der nächsten Nacht, aus diesem Bettler ein vielfacher Millionär geworden war, sozusagen der einzige Beweis für mich war, daß eine Rettung von heute auf morgen, so wie ich sie benötigte, überhaupt möglich sei. Und das war er also selbst, der reiche Mac Kennedy, dem ich nun gegenübersaß, dem ich mich mit meinem Anliegen anvertraut hatte und der nun Tod oder Leben über mich verhängen konnte. Er aber schien sich dessen wohl kaum bewußt, denn seine Stimme klang seltsam geschäftsmäßig, als er nach einer Weile, offenbar auch rein sach lichen Erwägens, antwortete: „Momentan, mein Herr, ist leider nichts frei, aber, wer weiß, vielleicht läßt sich noch ein mal über die Sache reden, wenn . . „Wenn ich mit meiner Familie verhungert bin?!“ Da streifte mich Mac Kennedy wieder mit einem Blick, als könne er nicht recht verstehen, daß es so aufgeregte Menschen in der Welt geben könne, und hielt dann eine Rede, die auch mehr zu seiner eigenen Selbstberuhigung denn als Antwort auf meinen Einwurf gehalten schien. Gleichsam um an dieser Rede den Spiegel seiner Seele, in dem durch meine Heftigkeit wie durch einen Steinwurf vorüber gehend ein System von unruhigen Wellenringen erzeugt wurde, wieder zur alten Glätte ab zureagieren: „Warum denn so aufgeregt, junger Mann? Nur keine Angst! Sie glauben gar nicht, wie viele Rettungsmöglichkeiten aus den ver schiedensten Katastrophen sich dem jeweils Rettungsbedürftigen auftun allein dadurch, daß dieser die Angst in sich nicht-aufkommen läßt, wie viele Rettungsinseln andererseits nur deshalb nicht erreicht werden, weil der Schiff brüchige im Augenblick der Katastrophe die Angst in sich nicht unterdrücken konnte. Sehen Sie doch, wie es mir ging! Über Nacht war ich aus einem Millionär zum Bettler ge worden. Ich hatte noch vier Dollar in der Tasche als einzigen Rest meines früheren Reichtums. Es war Abend, und ich überlegte, was ich beginnen sollte. Fürs erste einmal zu Abend essen! Aber natürlich, wisperte auch mir damals die Angst zu, nicht mehr in einem so teueren Lokal, wie du es bis jetzt gewohnt warst: Du hast jetzt noch vier Dollar. Wenn du dir’s richtig einteilst, das heißt, deinen jetzigen Verhältnissen entsprechend, so reicht es dir noch etwa auf vier Tage zum Not wendigsten, und du hast vier Tage Zeit zum Überlegen gewonnen, was nun weiter geschehen soll. Gehst du aber in ein teueres Lokal, so stehst du schon morgen früh vor dem absoluten Nichts. So sprach auch zu mir damals die Angst. Ich aber erwiderte der Angst in mir: Liebe Angst, ich glaube, du rechnest falsch; denn du läßt außer acht, daß ich für heute schon genug der Besorgnis erlebt habe, da mir das Schicksal die Augen darüber öffnete, wie ich nun auf einmal kein Millionär mehr, sondern ein Bettler bin, um mich für heute noch mit weiteren Sorgen zu befassen. Ich dächte vielmehr, ich könnte auf den heutigen Schrecken hin wohl ein Abendessen nach der alten Gewohnheit genehmigen, zumal ja die Mittel hierfür noch vorhanden sind. Und ich ging in eines meiner teueren, vornehmen Stammlokale — und lernte dort meine Frau kennen, die reiche Tochter — nun ja, Sie wissen. Sie hatte sich in mein unbesorgtes Aussehen verliebt, als ich eben durch die Türe ins Lokal getreten war. So auffallend, sagte sie später einmal, sei der Zug der Un besorgtheit in meinem Gesicht gewesen, daß ich sie geradezu gebannt hätte mit meiner Unbesorgtheit. Ja, junger Mann, darum behaupte ich, der Mensch geht nicht unter, derMensch schwimmt, genau so wie auch der körperliche Mensch im Wasser schwimmt, selbst wenn er nicht gelernt 120
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