EINE GESCHICHTE AUS COCHINCHINA Von L. v. R a 111 i u Illustrationen von Ottomar Starke F ür jemanden, der zum ersten Male eine längere Seereise unternimmt, mag das von jeder ändern Form des Da seins so ganz abweichende Leben an Bord eines großen Überseers seine Reize haben. Hunderte von Menschen, verschie den von Beruf, Nation und Art, auf einem relativ kleinen Raum zusammengeworfen! Die völlige Losgelöstheit von ihrer sonstigen Existenz führt sie dem stillen Beobachter sozusagen in Reinkultur vor. Eine sonder bare Steigerung macht sich bemerkbar. Nur durch den allgegenwärtigen elektrischen Funken mit dem Festlande verbunden, er höht sich eines jeden Leben zu einer Art von Superlativ. Als Korrespondent einer großen Pariser Zeitung hütete ich mich, irgendeiner Gesell schaftsclique anzugehören. Ich mußte „auf allen Wellenlängen funken“ können durfte nur eine Art Seismograph sein, der die Beben der Gesellschaftsseele dieses schwimmenden Hotels registrierte und aus allen Ge sprächen seine Schlüsse zog, die gewisse Ingre dienzien für seine Artikel abgaben. So war ich der Neutrale auch dieses Schiffes — gut Freund mit allem, aber kei nem engeren Zu sammenschluß verbunden. Mit einer Ausnahme! Bald nachdem wir Cherbourg verlassen hatten, schloß sich mir ein junger Mann Dann verloren wir uns für Stunden in das Be reich einer zeitlosen Plauderei 88J