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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.05.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040512024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904051202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19040512
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904051202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-12
- Monat1904-05
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An künbiaunaen ani der Privaliette Zeile ss Ma : die s tvalliae Zeile a»i Leu leite so Pf, . als Einaeiandt Zeile so Pf,. In Nummern nach La»»- und Fetertaae« I ivalliae Arundicile so Pig. aus Privatleitc so Pf, s lvalnse Zeile aui Tcrtieite u»,d als Emaelandt so Bi,. Audwärliae Aul - traae »ur aeae» vorauSbc»at>luna. BeleabUttter werden mit ro Pia- derechner. SernivreLanlchluk: «mt l Rr. U und Rr. L0SL ^üknxckepfLe^ökne Dperrlen xr. plsuensckestr. 20 ^ukLÜ^e allen Rr. 132. Ruisisch-iapanitchrr Krieg. Neueste Drahtberichte. Holnachrichten. Verband Sächs. Industrieller, Schutz- gemeinichaft für Handel nnd Geweibe, Gerichtsverhandlungen. .Carmen". Himmelfahrt. Donner stall, 12. Mai 1W4. Der russisch-japanische Krieg. Iden Graben zu dem Tore führte, Zahlreich« Personen wurden erdrückt oder in den Graben geworfen. Die Zahl der Toten beträgt über 20, die der Verletzten über 70. Aus dem Jubel Petersburg. 10. Mar Ern Telegramm deS ru fischen ist plötzlich in ganz Tokio Trauer geworden. Sacharow an den Genera stab °°m 8. Ma, lautet: > Ein Vertreter d°S „Reuterschen Bureaus» hatte eine Unter- Die Japaner blechen, nachdem sie Fonghwangtschena ^dung mit dem in London weilenden japanischen Staats- Strrlswachen sind auf dem Hauvtwege nach Baron Suyematsu, in deren Verlauf der letztere besetzt haben dort. Liaujang und zu beiden Seiten davon' abgeschickt^ Kuan»^ bezug auf verschiedentlich ausgesprochene Befürchtungen über ^onghwangtscheng Zukunft sich dahin äußerte: Japans hauptsäch- lregt, wurde von den Japanern am 5. Mai eingenommen. j lichstes Ziel ist, Rußland soweit als möglich zurückzudrängen. Aus bestrnformrerten Petersburger Kreisen wird nach der Es soll Rußland unter keinen erdenklichen Umständen gestattet »Tagl. Rundsch." gemeldet, Kuropatkin habe angeratcn, l werden, künftig im geringsten einen politischen oder territorialen die südliche Mandschurei auszugebe^ und dre russi-. Halt in Korea zu finden. Der Status Koreas werde der scheu Truppen nordwärts zu konzentrieren. Er habe aber aus Petersburg den Befehl erhalten, vie Südmandschurei zu halten, besonders die Eisenbahn zu schützen und Port Arthur womöglich noch in diesem Monat zu entsetzen, da sonst die dortige Flotte verloren sei und die Entsendung der Ostsee-Flotte nach Ostasien aufgegeben werden müsse. — Erwiesen diese Mitteilungen sich als begründet, bemerkt hierzu das angeführte Blatt, so würde dadurch die Sache der Russen in einem sehr bedenklichen Lichte erscheinen. Ein Feldherr, dem vom grünen Tische aus ins Handwerk gepfuscht wird, ist immer eine unglückselige Erschei- nung. Uno äußerst bedenklich wäre es, wenn Kuropatkin in der Tat der Meinung sein sollte, daß dre Russen mit Mulden als Basis immer noch nicht im stanoe seien, dem Kampf eine günstige Wendung zu geben. Noch einer Meldung des Reuterschen Bureaus, die bereits in einem Teile der Auflage des gestrigen Blattes mitgeteilt wor den ist, hat abermals ein Gefecht stattgefunden. Das erste japanische Korps, das den auf dem Rückzug vom Jalu begriffenen Russen gefolgt sei, habe diese am 9. Mai 20 Meilen südlich von Liaujang eingeholt. Es habe sich ein schweres Ge fecht entspannen, bei dem die Japaner Geschütze auf Hügel hinausschleppten, die man für unübersteiglich hielt. Darnach hätten die Russen den Rückzug nach Norden fortgesetzt. Eine Division des japanischen ersten Korps nähere sich jetzt Niutsch- wan g, in welchem gegenwärtig nur eine ganz geringe Zahl Russen seien; japanische Vorposten seien bereits in einer Ent fernung von 6 Meilen von der Stadt gesehen worden. Aus Niutschwang in Schanhaikwan eingetroffene Frauen bestätigen, daß der Platz von den Russen geräumt ist. Nach amtlicher russischer Meldung ist in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai die Eisenbahnverbindung mit Port Arthur wiederhergestellt worden; die Telegraphenlinie wird repariert. Dem „Reuterschen Bureau» w>rd aus Niutschwang vom 9. Mai gemeldet: Von 5 Regimentern, die bisher hier waren, sind 4 abmarsckiert; das 5. sollte heute obgehen, hat aber Gegen- befehl erbalten. Nach einer Meldung aus bisher bewährter Quelle landen die Japaner gegenwärtig Truppen in Kaitschou, während die Russen die Berschanzungcn und Forts von Änping besetzen, wohin Geschütze der Festung Niutschwang gebracht worden sind. Einem Gerücht zufolge sollen die Japaner 30 000 Mann stark sein. — Der militärisch« Berater des Vizekönigs Juanschilki, Oberst Munthe, ist hier ein getroffen. Man nimmt an, dag er sich mit den russischen Be hörden besprechen will, die einer Meldung zufolge damit ein verstanden seien, Niutschwang China zu überlassen. Es steht fest, dag die Russen mit Räubern in Verbindung sichen, um die Einwohner einzuschüchtern. Die Russen hinderten den amerikanischen Konsul daran, dem amerikanischen Ge sandten in Peking Bericht über die gegenwärtige Lage zu er statten. Erst auf energischen Protest des Konsuls gestattete man, daß die betreffende Depesche abgesandt wurde. In Niutschwang befinden sich viele als Bettler verkleidete japanische Spione. Diese haben die Minenlcitungen an der Mündung des Liao durchschnitten. Die Katastrophe in Tokio anläßlich der Sieges- seier wurde durch einen Irrtum der Polizei verschuldet, die aus Berschen ein Tor des Palastes schloß. Die Menge wußte nichts davon, und drängte weiter über die Brücke, die über eines javanischen Aegyptens sein. Was die Mandschurei angeht, so wünscht Japan dort keine anderen Rechte als die. welche die Mächte gemeinsam genießen. Die Mandschurei soll China zurückgegeben werden, doch wären Maßregeln zu treffen, weiche für die Zukunft jede Rückkehr zu den vor dem Kriege vorhandenen Verhältnissen möglich machten. Vielleicht werbe eine Art Pufferstaat unter Chinas Souveränität in der Mandschurei zu schaffen sein. Was China betrifft, so kann kein Zweifel über Japans angelegentliche Sorge bestehen, daß die Neutralität Chinas erhalten bleiben soll. Die Hauptaefahr liegt bei Rußland selbst, denn die Russen unternehmen Dinge, welche die Chinesen erregen und auf diese Weise zu einem Bruch der Neutralität Chinas hinleiten können. Aus keinen Fall lege ich den auf dem Festlands geäußerten Befürchtungen Wert bei, daß irgend ein Wechsel in der Haltung Chinas eine kontinentale Großmacht in die Streitfragen des Krieges hineinzichen würde. Welche immer di« Erfolge Japans sein mögen, seine Politik ist, absolute Bewegungsfreiheit für alle Mächte in Ostasien zu sichern. Keine westländcsche Macht braucht die geringste Besorg- nis zu hoben, daß Javan möglicherweise infolge dSs gegen wärtigen Kampfes an Größenwohnsinn leiden werde. Die neuesten Meldungen lauten: Paris. Wie dem „Motin» von seinem Korrespondenten aus Petersburg gemeldet wird, besteht dort das Gerücht, bei dem Motien-Posse habe eine Schlacht zwischen den Russen und General Kuroki stottgefunden. Die Russen hätten aber- mals eine Niederlage erlitten und schwere Verluste ge habt. General Sossulitsch sei unter den Toten. Tokio, iReuter-Meldung.) Admiral Togo berichtet, seit dem 6. Mai höre man von P o r t A r t h u r her viele Explosionen. Die Ursache derselben sei nicht festzustellen. Hier in Tokio neigt man der Ansicht zu, daß die Russen, am Erfolge der Verteidigung von Port Arthur verzweifelnd, ihre Kriegsschiffe zer stören, um dann die Festung zu räumen. Neueste Drasitmeld,ingen vom 11. Mai. Berlin. lPriv.-Tel.j Die Budgetkommission des Reichstags beende^ heute die Beratung der Vorlage über die Togo-Anleihe. Es wurde beschlossen, tue Anleihe nicht auf die Kolonie, sondern am das Reich zn übernehmen. Es soll ein Darlehen bis zum Höchstbetrage von 7,8 Millionen Mark zur Verfügung gestellt und die Mittel im Wege des Kredits flüssig gemacht werden. Das Darlchn soll in 30 Jahren vom Schutzgebiet Togo nach einem vom Reichskanzler aufzustellenden Tilgungsplan zurückcrstattet nnd mit 31/2 Prozent verzinst werden. Die Spurweite der Bahn soll 1,067 Meter betragen. Ferner wurde folgende Bestimmung angenommen: Die nn Verkehrs bezirk der zu erbauenden Eisenbahn tätigen Gesellschaften und Plantagenbesitzer sind, soweit sie besondere Interessen am Bahn baue haben, M emem ihren Interessen entsprechenden Beitrage heranzuziehen.» — Die Wahlprüsungstommission des Reichstags erklärte die Wahl des Abp. Meyer (frei). Vereinig., Lippe) für gültig. Berlin. Die wer Schiffe der Kreuzerdivision in Ostamerika gehen statt noch New-Port-News zunächst nach den haitianischen Gewässern, um dort die deutsche Flagge zu zeigen, da Unruhen erwartet werden. Als Rendezvous gilt Port au Prince, sodann Weiterreise nach New-Port-News. „Gazelle» bleibt, wenn es nötig sein sollte, dort. Paris. Das Amtsblatt veröffentlicht heute das am 15. April in Nnm Unterzeichnete französisch-italienische Uebercinkommen, nach welchem den Arbeitern beider ^laaten der auf Gegenseitigkeit beruyende Genuß oer Wohlfahrts- nricht»uc.en gewährt wird. — Der „Figaro" will wissen, das; die Verhandlungen Delcasses mit dem spanischen Botschafter in Paris über die marokkanische Angelegenheit zum Ziele geführt haben, und daß der Abschluß emes Uebereinkommens als bevorsteyend angesehen werden könne. Es handelte sich darum, unter Schonung der wesentlichen Interessen Spaniens eine Formel zu finden, nach welcher, entsprechend dem französisch-eng lischen Abkommen, ausschließlich der französischen Regierung es zustehen soll, über die Ruhe im östlichen Marokko zu wachen und diesem Lande Beistand zu leisten. Diese Formel, die erst nach ziemlich langen Besprechungen festgestellt worden sei, soll die Grundlage für ein neues Uebercinkommen bilden. Haag. Die Königin und Prinz Heinrich der Nieder lande sind heute nach Schloß Loo abgereist. Sevilla. Als gestern abend monarchisch gesinnte Studenten König Alfons mit Zurufen begrüßten, entstand ein Zusam menstoß zwischen ihnen und republikanischen Kommilitonen, der Panik verursachte. Die Läden wurden geschlossen. Eine Verhaftung wurde vorgenommen. Konstantinovel. In der heutigen Sitzung des heiligen Synode des ökumeniichen Patriarchats wurde der vatriarchistische Priester Teodor in Monastir wegen kutzowollackischerPr0- paganda der Priesterwnrde für verlustig erklärt und der Metro polit von Monastir telegraphisch hiervon verständigt. Die Pforte wurde ersucht, die Vilajetsbehörden zu beauftragen, den genannten Priester an der Ausübung seines priesterlichen Berufs zu ver hindern. Falls dies nickt geschehe, würden weitere Maßnahmen gegen Teodor und die Gläubigen, die von ihm Sakramente und andere geistliche Dienste empfangen, ergriffen. Deutliches und Sächsisches. Dresden. 11. Mai. —* Heute vormittag 9 Uhr 45 Min. wurde folgendes Bulletin auSgegeben: Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg leidet schon seit längerer Zeit an Unterleibsbeschwerden, zu deren Beseitigung die Vornahme eines operativen Eingriffs notwendig erschien. Am heutigen Tage wurde in der König!. Frauenklinik die Operation ausgeführt. Diese war schwer, ist aber glücklich und ohne Zwischenfall verlaufen. Das Allgemein- befinden Ihrer König!. Hoheit ist den Umständen angemessen zufriedenstellend. gez. Dr. Leopold, gez. Dr. Fiedler. —* -In einem Artikel „Vom Königlichen Hofe» weiß die „Cbemn. Allgem. Ztg.» einiges zu berichten, was mit unseren Znsmmativnen durchaus übereinstlmmt: „In der Presse tauchten leit Monaten Nachlichten über angebliche Reiseprojekte Sr. Majestät des Königs Georg aus. Alle diese Mitteilun gen. mochte es sich um eine Wiederholung der „Reste an den Gnrdaiee» oder, wie küizlich. um eine „Kur in Reichenhall» han deln, — mußten dementiert werden. Aber ein wahrer Kern liegt doch den Gelüchtcn von lolchen Plänen zu gründe. Die ärztlichen Berater Sr. Maiestät haben einen Besuch der Saiinenfindt Reichenhall empfohlen. Das steht fest. Es ist nicht abzuschen. ob cs den Aerzken vielleicht doch noch gelingt, den König für die Reichenhaüer Reise zu gewinnen. Noch am ve>aa»aenen Freitag fanden darüber unter den ärztlichen Beratern Kcxneienzen statt. Gewiß würde der Einsluß der salzgeschwänaerten Lust wohltätig den Gesundheitszustand des Monarchen beeinflussen, denn trotz all grineiner Rnstig'eit leidet der König an semem hartnäckigen Katanh immer »och sehr. Vom Verrcsten will aber Sc. Majestät nicht viel hören. Er genießt den Zauber des leider nur allzu kurzen deutichen Frühlings, den bekanntlich alle Wnndcrpracht des Südens nicht überbicten kann, in dem Hosterwitzcr Idyll. Die in Kunst und Wisieuschaft. Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof theater. Im Opernhause wird Freitag, den 13. d. M., zum ersten Male aufgeführt: „Großmütterchen erzählt», Tanzmärchen in drei Bildern von August Berger. Musik von Charles Maröchal. In den Solopartien sind die Damen Hörn lein und Gabler und die Herren Bonfiglio und Dietze be schäftigt. — Die Besetzuim der beiden Werke, die Sonntag, den 15. Mai, im Schauspielhause als Volksvorstcllungen zur Auf führung gelangen, ist dre folgende: 1. „Demetrius": Demetrius: Hr. Wiecke; Marina: Frl. Pölitz: Marsa: Fr. Voigt-Aly; Sapicha: Hr. Blankenstein; Odowalsky: Hr. Froböse; Sigismund: Hr. Winds; Erzbischof: Hr. Bauer; Hiob: Hr. Wiene. 2. „Der zerbrochene Krug: Adam: Hr. Müller: Eve: Irl. Gasny; Marthe-Null: Frl. Schendler; Walter: Hr. Eggerth; Ruprecht: Hr. Deitmer; Licht: Hr. Helsing. Der Verkauf findet ausschließlich Sonnabend, den 14. Mai, abends 8 bis 9 Uhr in der Turnhalle der 4. Bürger schule, Tieckstraße, statt. Ein Verkauf am Tage der Vorstel lung findet nicht statt. — Das Programm des 3. volkstüm lichen Sinfonie.Konzerts im Opernhause, Montag, den 16. Mai, ist wie folgt festgesetzt worden: 1. Schumann, Sinfonie O-ckur, 2. Serenade von Draeseke, 3. Ouvertüre zu „Sakuntala» von Goldmark. Königs. Hosoper. Herr Carlen von Mannheim sang gestern den Jose der „Carmen", und zwar in weitaus gün stigerer Disposition, wie kürzlich den „Propheten". Das Beste bot er indes auch diesmal mehr mit der Haltbarkeit und Zu verlässigkeit der Mittel, als mit der künstlerischen Ausgestaltung der Rolle. Die Stimme bewährte sich von neuem als guter, tragfähigcr Tenor, von soliden, künstlerisch gepflegten Qualitäten, die am vorteilhaftesten nn Affekt und im Forte der Tongebung zur Geltung kommen. Dagegen fehlt es dem Organ an Schmelz und Zartheit beS Ausdrucks, an lyrischem Dust und Reize, von dem Jos6 doch wohl vor allem getragen sein will. Er verlangt nach tiefem, ehrlichem Empfinden, nach Herz und Gemüt. In ähnlichem Maße, wie in rein musikalischer Hinsicht trat, nach dem gemessen, was wir in Dresden zu sehen und hören gewohnt sind, das Unzulängliche der Darstellung hervor, eine kaum mehr als trockene Verkörverung der an temperamentvollen und rassigen Zügen so reich bedachten Figur, die unfehlbar rühren und tief «greifen muh und nicht versagen kann, wenn 'sie in ihrem ganzen lyrischen und tragischen Gehalt uns vor Auge und Ohr geführt wird. Dies befriedigend zu erreichen, blieb Herrn Carlen zum Teil versagt. Immerhin wußte er sich in manchem lobens wert zu halten und als zeitweiliger Vertreter der Rolle ehren voll zu bestehen. Auch fast in allem übrigen zählte die Vor stellung nicht zu den glücklichen. R. 8t. Himmclfahrt. Die Himmelfahrt Christi ward in den ältesten Zeiten mit zur Auferstehung gerechnet und daher nicht als ein besonderes Fest, sondern als ein Test der Fünfzig Tage-Feier lzwischen Ostern und Pfingsten) begangen. Erst seit dem Ende des vierten Jahrhunderts wird immer em eigenes Himmelfahrtsfest genannt, das am vierzigsten Tage nach Ostern gefeiert ward. Am Himmelfahrtstagc haben sich noch viele Gebräuche er halten, welche ein hohes Altertum bekunden und diesen Tag als einen heiligen Donnerstag in Beziehung zu Donar setzen. In man das sogenannte Himmelfahrtsblümchen sgnaphaliuin cleolouiu). Ost schon vor 2 Uhr in der Nacht ziehen die Mäd- chen meist in größeren Gesellschaften an die Orte, wo die Blumen wachsen, sammeln sie ein und hängen dann die davon gemachten Kränze über dem Familientisch und im Stalle über dem Vieh auf zum Schutze gegen den Blitz. Im Harz sucht man den Allermannsharnisch laUium). Diese Pflanze bringt Glück für Menschen und Vieh und bewirkt, daß die Mäd chen noch in demselben Jahre einen Bräutigam bekommen. Der Botaniker Hieronymus Braunschweig erzählt, daß diese Wurzel von den Kriegsleuten um den Hals getragen wurde, „weil sie nicht wund werden und ihren Feind überwinden, darum wird es Siegwürz oder Aller Mannes Harnescht genannt, weil ihre Wurzel überzogen ist wie Härlein in Gestalt eines Panzers". Diese Siegwurz wird in den Sennhütten gegen Behexungen aufgchängt, man legt sie gegen den Alp auf das Bett, trägt sie zum Schutz gegen Zauber bei sich und bindet sie, um Krampf und Zahnweh zu verhüten, in ein Lüchlein genäht, um den Leib. Sic schützt auch die Bergleute vor bösem Wetter und dient zum Festbannen der Diebe. Man legt sie den Pferden und Kühen in die Tränke, um sie vor bösen Einflüssen zu schützen und ver gräbt sie unter der Schwelle, damit nichts Böses aus und ein könne. Nach fast allgemeiner Ansicht mußte an diesem Tatze ein Gewitter sein und in Süddeutschland wurden am Himmel fahrtstage die Kräuter geweiht, die als Schutz gegen Gewitter das ganze Jahr ausbewahrt werden. Die Mädchen bringen Büschel von allerlei Blumen und Kräutern und stellen sie auf den Frauenaltar zu Füßen der heiligen Maria, aus welchem si-- der Priester weiht. Ein echter Kräuterbüschel muß aus 77 Kräutern gebunden sein, in der Mitte steckt als Hauptzierde die Königskerze. Jede fromme Haushaltung liefert ihren Kraut bündel zu dieser Segnung und derselbe wird aufs sorgfältigste in den Wohnungen aufbewahrt. Naht nun ein Gewitter, so leg: die Hausfrau eine dürre Dolde oder einen Stengel des Kraul bündels unter dem frommen Spruche „Gott walt's» auf den Kohlenherd, schließt alle Türen und Fenster und sucht den Dampf, so viel sie kann, im Hause zu verbreiten. Dies, so glaubt man. wende den Gewitterschaden von Haus und Feld und hemme den schon auf die Wohnung zuckenden Strahl. Diese Kräutcr- wcihe findet auch am Tage Mariä Hlinmelsahrt statt und ge wühnlich ist die Zahl der Kräuter die deutsch-heidnische Neunzah!. Dieser Umstand läßt daraus schließen, datz der Gebrauch dc-s Kräutcrbüschels, welchen die Kirche ausgenommen, altdeutschen Ursprunges ist und wahrscheinlich der Freya und dem Donar galt. Tie schöne Legende, daß die Apostel und Jünger, als sic am dritten Tage nach der Bestattung der heiligen Jungfrau Maria zu ihrer Gruft kamen, um ihren Leichnam noch einmal z» sehen, die Stätte leer, aber voll duftender Blumen und Kräuter fanden, bot einen passenden Anhalt, die Sitte der Kräuterwcihe als Erinnerung an die Mutter Gottes auf diese und ihr größtes Fest zu übertage». Die neunerlei Kräuter waren Alant, Donner- traut, Baldrian, Bcifuh, Eberraute, Nachtschatten, Wermut, Rainfarn, gelbes Lcbkraut. Letzteres war bei der Einführung des Christentums in den Marieukultus iibergegangen. Im Äolks- miinde heißt cs: „Unserer lieben Frauen Bettstroh». Nach dem frommen Glauben der Laudleute hat die Mutter Gottes aus diesem Kraut ihr Lager und das Wiegensäcklein des Christkind- leins bereitet. Deshalb wird auch das Kraut hier und da Säug lingen in die Wiege gelegt, um sic vor Krankheit zu bewahre». Legt man cs aber in eine Stube, in welcher gezecht wird, auf den Ösen, so geraten die munteren Gäste in Zank und Streit, sobald das Kraut warm wird. Charakteristisch sind dem Himmelfahrtsfeste die Flur- umzüge, in katholischen Gegenden als Segnungen der Felder, in protestantischen als Bestimmungen der Flurgrenzcn. In Schwaben fand die Eschprozession, der Eschgang oder Flurgang zur Segnung der Saatfelder statt. Man umzog die gesamte Ge-
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