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Deutsche allgemeine Zeitung : 18.07.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185707185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18570718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18570718
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1857
- Monat1857-07
- Tag1857-07-18
- Monat1857-07
- Jahr1857
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 18.07.1857
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Deutsche Allgemeine Zeitung Wahrheit u»d Recht, Freiheit und Gesetz I Preis für das Vierteljahr l'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Zu beziehen durch alle Postämter des In« uud Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Znsertionsgebübr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Leipzig. Die Zeitung erscheint mit Ausnahme de» LonntagS täglich Nachmit tags für den folgenden Tag. Deutschland. LI Vom Westen, 15. Juli. Die Regierung von Luxemburg bietet das Mögliche auf, bei den bevorstehenden Wahlen der Ständcversammlung den Sieg davonzutragen. Sie stellt demgemäß in allen Gemeinden ihre Candidaten für die Wahlmännerwahlen auf und schreibt in einem Circu lar den Beamten ihr Verfahren bei den Wahlen vor. Darin ist unter Anderm gesagt, daß die Beamten die Regierung nicht nur gegen irrige oder böswillige Angriffe in Schutz nehmen und vcrthcidigen müssen, son dern auch verpflichtet sind, „mit allen ihnen zugebote stehenden Mitteln der Wahl von Kandidaten entgegcnzutreten, welche dem jetzigen Stand der Dinge abhold sind". Die Regierung von Luxemburg betritt dergestalt jenen be denklichen Weg, auf dem der konstitutionelle Satz, daß die Volksvertre tung das Organ des vernünftigen Volkswillens sein solle, über den Haufen geworfen und damit der Constitutionalismus selbst in ein Scheingebilde aufge löst, zu einer Lüge gemacht wird. Dieselbe widmet zugleich sich selbst ein Mis- trauenSvotum und macht sich, indem sie das Ministerium mit der Krone identificirt, zu einer Partei, obgleich es doch ihr Beruf ist und ihre Pflicht, über den Parteien zu stehen. Die „Ministerregierung", einmal an die Spitze der „Regierungspartei" gerückt, steht so mitten im Parteitreibcn und sucht sich, indem sie die öffentliche Meinung misachtet oder verfälscht, auf künstliche Weise eine Majorität zu schaffen, womit sie alles Das un terdrücken kann, was nicht etwa der Krone oder der Dynastie, sondern am Ende nur dem „jetzigen Stande der Dinge" aus Gründen „abhold" ist, die, gibt es anders noch eine Willensfreiheit, eine Ueberzeugungstrcue, doch ihre Berechtigung haben. Darf das Volk nicht mehr frei wählen, soll jede Opposition verstummen, will die Regierung die Wahrheit nicht mehr hören, fragt sie nichts mehr nach der öffentlichen Meinung: ei nun! so gebe sie wenigstens ihre Zwecke offen kund. Die Zukunft mag dann zwischen ihr und dem Volk entscheiden. Wir möchten nicht, daß die Regierung von Luxemburg sich ein Beispiel daran genommen, wie der „Imperialismus" die „neuen Institutionen" Frankreichs versteht und wie er durch seine Präfec- ten und sonstigen Organe eine „unabhängige, aber diesen Institutionen und seiner Sache ergebene Wahlkammer" zusammenzubringen weiß. Ist dies der Fall, dann hat jedoch die Regierung von Luxemburg vergessen, daß der „Imperialismus" nichts weniger als ein Abschluß der Revolution, sondern nur ihre Fortsetzung in anderer Form ist, daß in Frankreich von „Institu tionen" oder konstitutionellen Einrichtungen auf solange keine Rede sein kann, als an der Spitze des Systems ein modernes „I'ötat v'o8t moi", nämlich da- „der Kaiser will es" des Hrn. Granier aus Caffagnac und Consorten steht und daß dieses System den Stempel der Unwahr heit schon deshalb an der Stirn trägt, weil seine Satelliten in dem gleichen Athcm, in dem sie z. B. erklärten, daß „die Regierung des Kai sers sich auf die Bolkssouveränetät und die Principien von 1789 stütze", die nothwendigen Consequenzen verleugneten und in Frage stellten, ja so gar dreist behaupteten, daß die Wahlfreiheit darin bestehe, nach dem Willen des Kaisers zu wählen, und daß, angesichts dieses Willens, eine Candida- tur der Demokratie nichts Anderes bedeute als Revolte und Anarchie. Unter allen Voraussetzungen war das Beispiel von der luxemburger Regierung nicht gut gewählt. Vielmehr liegt in der französischen Wahlgeschichte eine Lection nicht bloS für das französische Gouvernement selbst, sondern auch für die Regierungen der constitutionMen Staaten des Auslandes. Ob und wie der französische Imperator die Lektion benutzen wird, das ist eine Frage der Zukunft. Auf dem jetzigen Punkte kann er nicht verbleiben; er muß rückwärts zu einem auch formell noch ausgeprägtem Absolutismus oder vorwärts zu einem konstitutionellem System. Entschließt sich der Impe rator zu letzterm, so wird ihn die Erwägung, wie sehr das jüngste Gebah- ren der Regierungspresse seiner Sache schadete, auch dazu bestimmen, der Presse eine größer« Freiheit zu gewähren. Die Regierungen der konstitu tionellen Staaten des Auslandes aber werden wohl daran thun, nicht auf die Worte des kaiserlichen Magisters zu schwören, sondern vor den franzö sischen Zuständen auf der Hut zu sein und für alle Eventualitäten das eigene HauS, Hand in Hand mit dem Volke, rechtzeitig gehörig zu bestellen. Preußen. 1 Berlin, 16. Juli. In den hiesigen diplomatischen Kreisen unterhält man sich angelegentlichst von gewichtigen Unterhandlun gen, welche in diesem Augenblick zwischen Frankreich und Rußland in Bezug auf die Anknüpfung engerer freundschaftlicher Beziehungen gepflo- gen werden sollen. Diese Annäherung Rußlands an Frankreich soll gerade von denjenigen russischen Staatsmännern am lebhaftesten und eifrigsten bc- fördert werden, welche gegenwärtig den meisten Einfluß im Petersburger Cabinet haben. Von anderer Seite scheint aber, um diese Verbindung Ruß lands und Frankreichs zu vereiteln, auf die Wiederherstellung der Heiligen Allianz zwischen Rußland und den beiden deutschen Großmächten hinge- wirkl zu werden. Diese angestrebke Wiederherstellung soll aber gerade in Rußland auf bedeutenden Widerstand stoßen. So wird wenigstens in den i Kreisen der Diplomaten behauptet. Wie es den Anschein gewinnt, wird von beiden Seiten Alles aufgcbotcn, Preußen für sich zu gewinnen. — Man hegt hier die Hoffnung, daß Frankreich infolge des von Seiten Ruß lands erlassenen neuen Zolltarifs sich auch herbeilassen werde, den bisjetzt aufrechtgehaltenen strengen französischen Zolltarif einer Umwandlung zu unterwerfen, wie es der Verkehr der europäischen Völker untereinander nothwendig erheischt. Frankreich, welches sich stets für einen Träger euro päischer Bildung und Gesittung ausgibt, nimmt hinsichtlich des von ihm befolgten Handelssystems unter den größern Staaten Europas die unterste Stufe ein, indem Frankreich gegenwärtig das einzige Land ist, in welchem dem Handel mit andern Nationen solche Schranken entgegenstchen, daß sie für eine große Anzahl von Erzeugnissen des Gewerbfleißes die Wirkung einer völligen Ausschließung haben. Die französische Nation wird durch dieses System, welches in den andern großen europäischen Staaten längst überwunden ist, als unmündig hingestellt und gleichsam für unfähig erklärt, den freien Handelsverkehr mit den andern Nationen ertragen zu können. ES läßt sich wenigstens erwarten, daß Frankreich damit beginnt, dir Ein fuhrverbote aufzuheben. Die französischen Organe der Presse räumen selbst ein, daß beinahe neun Zehnthcile von allen Fabrikcrzeugnissen entweder mit dem Einfuhrverbot oder mit unerschwinglichen Zöllen, welche einem Verbot gleichkommen, belegt sind. Wie bekannt, liegt das Hindcrniß in dem Eigen nutz der französischen Fabrikanten, nicht in dem Mangel an gutem Willen auf Seiten der französischen Regierung, welche letztere eine zeitgemäße Ab änderung des französischen Tarifs mehrfach in Anregung gebracht hat, je doch nicht durchzudringen vermochte. — Der diesseitige Gesandte am rus sischen Hofe, Baron v. Werther, welcher einen Urlaub erhalten hat, ist von Petersburg hier cingetroffen. Wie man hört, soll das dortige Klimas nicht günstig auf dessen Gesundheit wirken. — Uebcr die Wiederherstellung des in Pillnitz erkrankten Königs von Preußen berichtet das Dresdner Journal aus Dresden vom 16. Juli: „Der König von Preußen ist von dem Unwohlsein, welches ihn befallen hatte, vollständig wicderhergestelll und wird sich, wie wir erfahren, wahrscheinlich morgen Mittag nebst der Königin von Preußen nach Berlin zurückbegeben. Der königlich preußische Ministerpräsident Frhr. v. Manteuffel ist in ver gangener Nacht um 1 Uhr hier cingetroffen, hat beim königlich preußischen Gesandten Grafen v. Redern übernachtet und sich heute Morgen in deS Letzter« Begleitung nach dem königlichen Hoflager zu Pillnitz zu dem Kö nig von Preußen begeben." — Die reformiere Gemeinde zu Elberfeld hat im Anfang« d«s vorigen Jahres den Beschluß gefaßt, ihre sämmtlichcn Kirchenbedürsniffe, welche über 7000 Thlr. betragen, lediglich durch freiwillige Sammlungen aufzubringen. Zu diesem Zweck wurden 500 Sammler aufgestellt, welche die einzelnen Gemeindeglieder in ihren Häusern ausgesucht und den Bedarf vollständig zusammengebracht haben. Für das laufende Jahr ist der Be darf auf 9000 Thlr. gewackscn. Man hofft aber auch jetzt und ferner lediglich im Wege der Freiwilligkeit die nöthigcn Mittel zu beschaffen. Baiern. LI München, 1ä. Juli. Einen eigenthümlichcn Eindruck Hal es gemacht, daß der Präsident des protestantischen OberconsistoriumS Dr. v. Harleß der am ä. Juli stattgehabten Beerdigung des CabinetS- predigerS und Ministerialraths vr. Schmidt nicht beiwohnte. Freilich war Schmidt, dieser würdige Nestor der protestantischen Geistlichkeit, ein 95jährigcr, aber noch geistig thätiger Greis, mit der Richtung, welche das Oberconsistorium eingeschlagen hatte, nicht einverstanden und hatte sich na mentlich in einer Schrift über die Gesangbuchsfrage gegen dasselbe ausge sprochen; aber eine solche Meinungsverschiedenheit hätte den Herrn Präsi denten des Oberconsistoriums doch nicht hindern sollen, sich dem äußerst zahlreichen Leichenconduct anzurcihen. Wie sich die Zeiten ändern! Als Schmidt im Jahre 1799 mit dem Baicrns Thron besteigenden Kurfürsten und nachherigen König Max und seiner Gemahlin hierherkam, konnte er als der erste protestantische Geistliche keine Wohnung finden, und der Kur fürst sah sich gezwungen, ihm in seinem Schloß eine Wohnung einzuräu men. Ein Jahr später wurde der erste protestantische Bürger nur auf nachdrücklichen Befehl des Kurfürsten ausgenommen, und jetzt zählt Mün chen gegen 12,000 protestantische Bewohner. — Dem Gesuch des prote stantischen Kirchenvorstandes zu München bezüglich der Wahlen zur Ge ri eralsyno de und den Diöcesansynoden ist dasselbe Schicksal widerfahren, welches dem Gesuche der protestantischen Bürger Augsburgs zutheil wurde, d. h. es wurde zurückgewiesen. Ueber den Zeitpunkt der Abhaltung der Generalsynode und über die Vorlagen an diese wird noch immer das tiefste Schweigen beobachtet, und wahrscheinlich will man mit beiden soviel als möglich überraschen. — Die Gemeindebevollmächligten der Stadt München haben nun die Kosten des Baus einer Brücke über die Isar, welche die
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