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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188109282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-09
- Tag1881-09-28
- Monat1881-09
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1881
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Uköaition und Lrpediti»» JohanneSgaffe 33. Aprrchlj»n-ril Lrr NrdarUra: Bonnittag« IS—12 Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. " - LÄLA" —' ^ A»«atz«e »er für die »ichftf«l»r»»e Nu««er bestimmte» Inserate an «»chenra,eu bi» 3 Nhr Nach«tttag», anLonn- und Festtage« früh bi«'/.»Uhr. 3n den Filialen für Ins.-Annahmn Ltta Klemm, UniversitätSftraße 22, Laut» Lüsche, Katlx»riucustraß« 18, p. «ar bi» '/,3 Uhr. tiWgerMWblaü Airzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, tzandels- «nd GeschSstSverkehr. Mefi-Auflage 17,ISO. Adonnrmrntsprris viertclj. 4'/, rncl. Briugerlohn 5 Mk , durch dir Pest bezogen « Mk. Jede einzelne Nummer 35 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ahne Poslbejürderung 30 Ml. «it Postbcsörderung 48 Mi. Illserate Sgespaltenc Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer Sah nach höherem Tarif Lrliamrn unter den Xedactionsstrich die Spaltzeile 30 Pf. I»serate sind stets an die stxpebttl«» z» senden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung prneuumernnäo oder durch Post nachnahme. ^ 271. Mittwoch den 29. September 1881. 75. Jahrgang. Zur geWgkil Veachlung. Um bei Ausgabe der Legitiwatiouskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, können die geehrten Abonnenten - Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang nehmen lassen. LxpeMion äes I^elprlxer T'a^edlatles. Amtlicher Thetl. Vekannlmaihung. Die Wirlhschastswäffer aus den Grundstücken werden häufig nickt direct mittelst der Beischleußen in die Haupt- schleüße geführt; cs sind vielmehr in den Kellern sogenannte Schlammsänge angebracht, in Lenen die WirthschaslSwäffer zuvorderst einen Theil des Schlamme« und sonstige» UnratbeS absetzen. Derartige Anlagen sind jedoch wegen der damit verbundenen Ansammlung und Zersetzung von Fäulnißstoffen inmitten von Wohnhäusern völlig unstatthaft. Wir unter sagen daher hiermit das fernere Anlegen von dergleichen Schlammfängen ul den Kellern der Grundstücke und ordnen die ungesäumte Beseitigung derartiger Anlagen hiermit an. Gleichzeitig bestimmen wir, daß über alle beabsichtigten Nenanlagcn von Kiichcnwasser- nnd Abtrittsableitungcn ge naue Zeichnungen, in denen die Lagt und Richtung, die Weite und da- Gefälle aller Rohrleitungen genau angegeben sind, zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt werden. Bevor eine derartige Anlage nicht von unS in jedem einzelnen Falle genehmigt ist, darf mit deren Ausführung nicht begonnen werden und hat sowohl der betreffende Grund stücksbesitzer, als auch der ausführende Gewerke für Beobach tung der vorstehenden Borschriften zu hasten. Zuwiderhandelnde haben eine Geldstr«fe btS z« vv Mark zu gewärtigen, außerdem sind eigenmächtig hrr- aestcltte und den gegenwärtigen Vorschriften nicht entsprechende vchleußenanlage» wieder zu beseitigen. Leipzig, den 30. August 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. I>I. Georgi. vr. Wangcmann. Bekanntmachung, die Besetzung einer Armenarzt-Stelle betr. In Folge Ablaufes der auf 3 Jahre normirten AnstellungS- zcit gelangt bei dem unterzeicknclen Armeudirectorium eine Armenarztstellc Schluß dieses Monats zur Erledigung bcz. Wiederbesetzung. Die Function wird ans 3 Jahre über nommen und jährlich mit 810 Mark honorirt, doch bleibt dem Armeudirectorium vierteljährige Kündigungsfrist Vorbe halten. -- Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche bis zum 3. October ». o. unter Beisungung der erforderlichen Zeug nisse einreichen. Leipzig, den 26. September 1881. DaS Armrndtreetortnm. Ludwig-Wolf.. Eröffn«»« etner neuen Poftanftalt ta Letzyt». Am 1. October wird in Leipzig — Körnerstraße Nr. 1 — eine neue Postanftalt eröffnet. Dieselbe wird die Bezeichnung Leipzig 11 führen und sich mit der Annahme von Postsendungen jeder Art besahen. Bon einem späteren Zeitpnncte ab, voraussichtlich noch ln der ersten Hälfte des Monats Oktober, wird niit der neuen Postanstalt «ine Telegrabhen-Betriebsstelle vereinigt werden. Weitere Bekanntmachung hierüber bleibt Vorbehalten. Leipzig, den 25. September 1881. Ter Kaiserliche Vber-P«ft»irertar. Walter. Lönigl. siichl. Standesamt. Wege» Reinigung der Localitäten find die Expeditionen des Standes« ml es Dienstag, »en 27. Septe«»er and Mittwach. Sen 28. September ». Z. von Mittags 12 Uhr ab geschlossen. Leipzig, am 25. Sepicmbcr 1881. Der Standesbeamte. Direktor Julius Burckhardt. Städtische Gewerbeschule. Die Studien des Winterhalbjahre- 1891/82 beginne» Freit«,, »en 30. September ». der TageScursn« früh 8 Uhr, und d« AbendcursuS »m 7 Uhr. Anmeldungen zur Ausnahme in die Keioerbeschulc nach Maßgabe -. 7 der Schulordnung werden im Schulgebäude, Grimmaischer Vtetnweg Nr. 18, i» ver Zeit vo» 12—1 Uhr Mittag« entgrgen- genommen. — ^ Leipzig, den »0. September 1881. Der Direkt«»: Rieper. OeKentlieks Hanäetstekrunslalt. ^nmelckuugeo rum käotritt In äis I-edrllnanndtlielloog vercken Ulgiieb rav 11—12 vkr Vorwitt»«» im Sedativ»!» ent- «Nremrenommev. ^uko»dmepriUtu»«: kreit««, äen 7. October, kttlb 7 Vdr. t'»rl Akoikram, virector. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 28. September. Die Berliner Regierung-Presse setzt mit einem Nebelwollen und mit einer Kunst der Entstellung ihren Feld zug gegen die nationalliberale Partei fort, die »ack- gerabe ernstlich zu denken geben. Der nationalliberale Wahl aufruf soll die Reichsregierung der Absicht beschuldigen, die Einheit »nd Freiheit Deutschland» zu zrr» stören. ES gehört eine starke Bosheit dazu. Derartige- zu ba- hanptcn. Setzen wir statt „Regierung" da- Zutreffendere, nämlich „Fürst BiSmarck", so ist weder in den oisiciellen und nichtossiclellcn Kundgebungen der nationalliberalen Partei, noch in dem ganzen thatsächlicken Verhalten derselben auch nur der Schalten eines AnhaitSpuncte» sür eine solche An^ fagung zu sinken — zum Mindesten nicht, soweit die Einheit in Frage kommt, lieber daS zweckmäßigste Maß politischer Freiheit ist Fürst Bismarck wahrscheinlich anderer Meinung als wir; daß ihm aber die Erhaltung der Einheit Deutsch lands ebenso sehr am Herzen liegt wie den Nationallibr- ralen, darüber besteht unter allen denkfähigcn Menschen so wenig ein Zweifel, daß eS ein höchst ungeschickter und lächer- lieber Advocatenknisf wäre, Jemandem etwa- Andere» weis macken zu wollen. Wenn der nationalliberale Ausruf vo» „Nolh und Gefahr" für die Einheit und Freiheit Deutschland» redet, so geschieht TicS im Hinblick auf die Lage, durch welch« der gegenwärtige Wahlkampf beherrscht wird. „Es ist unsere feste Ucbcrzeuaung", sagt der Ausruf, „daß eine nationale deutsche Politik dauernd und heilbringend nicht zu führen ist im Gegensatz und Kamps gegen die Bestrebungen eines maß vollen Liberalismus." Gerade dieser „Gegensatz und Kampf" aber wird heute nicht allein von den Conservativen und Ultramon tauen, sondern auch von der RegicrungSpress« in der unverblümtesten und maßlosesten Weise gepredigt. Die ..Nordd. Allg. Ztg." verlangt eine starke conservative Mebrbeit, als die einzige Möglichkeit, den Reichstag wieder zu Ansehen und Einfluß zu bringen, und die ofsicielle „Prov. Corresp." beschuldig! die Liberalen, in unverkennbarem An» klang an die „Neichüglockc" und ähnliche Blüthen der traurig sten Pul'licistik, der „Verzettelung" der Milliarden. Wozu aber bedarf eS noch einzelner Beispiele? Ist nicht da- monatelange Gesammtverhalten der Regierung-Presse Beweis genug dafür, daß Allem. waS nur einen Hauch von Liberalismus an sich trägt, der Krieg aus Leben und Tod ge macht werden soll? Wen» man daher, »ach der Versicherung der Ossiciösen, „aus derjenigen Seile, wo man den nattonah- liberalen Führern nicht den- Verlust der Fähigkeit zugetraut hatte, die allgemeine politische Lage richtig zu erkenn«"» durch den Aufruf sehr überrascht worden ist, so ist unS Da» schlechterdings unbegreiflich. Wir können doch unmöglich an- - zlc. ...... habe. Hat sie ihn aber mit seiner Billigung geführt, so halten wir unS, getreu dem oben angeführten Grundsätze, zu der rückhaltlosen Erklärung verpflichtet, daß nach unserer Meinung der Kanzler sich auf dem falschen Wege befindet. Denn wenn der gemäßigte Liberalismus, die kräftigste Stütze der Biöniarck'sckcn Politik in der Zeit ihrer größten Erfolge, fortan von der tatsächlichen Mitwirkung an den ReichS- geschästen ausgeschlossen werden soll — welche parlamenta rischen Parteien bleiben alsdann zur Erbaltniig und Förde rung von Deutschlands Einbeit und Freiheit? N»S wenigstens will eS nickt in den Sinn, daß diese wcrthvollsten Güter am sichersten geborgen seien unter dem Schutze des preußischen IuiikcrlhumS und seines Anhangs orthodoxer Fauatikcr oder gar unter den Fittigen der Partei Windthorst. 1l»S darüber zu beruhigen, daß Fürst BiSmarck einer solchen Verbrüderung jemals nachgeben könnte, sind am allerwenigsten Diejenigen geeignet, welche tagtäglich behaupten, daß derselbe Fürst BiSmarck zehn Jahre lang gegen seinen besseren Willen die Politik der Liberalen getrieben habe. Aber auch davon ganz abgesehen: waS soll denn werden, wenn Fürst Bismarck seinem irdischen Wirkungskreise entrückt würde ? wo wäre daun die starke Hand, welche die Begehr lichkeit dieser neuen Stützen seiner Politik zu beugen vermochte unter die wahren Interessen de« Reichs? Die nationallibe rale Partei hat eS stet- sür ihre Ausgabe gehalten, das Reich aus den einmal geschaffenen Grundlagen unter steter Berück sichtigung aller Bedürfnisse dcS VolkSwohlS auSzubauen. Eine Politik aber, die zunächst den Ausbau eines Jahrzehnt- wieder abtragen oder Umstürzen will, um Gott weiß waS an seine Stelle zu setzen, hatten wir für verderblich, und darum das Wort von „Nolh und Gefahr." Nach einer Depesche aus Baden-Baden fand am Montag bei Sr. Majestät dem Kaiser ein Diner von 26 Gedecken statt, zu welchem der Fürst von Fürstenberg und die dort anwesenden Mitglieder dcS diplomatischen Corps Einladung erhalten hatten. Der Geh. Commerzienrath Krupp wurde von dem Kaiser in drciviertelstündigcr Audienz empfangen. Se. Majestät arbeitet viel nnd macht regelmäßig NawmittagS Spazierfahrten. Am TieuStag früh 9 Ubr beabsichtigte der Kaiser nach Stuttgart zu reisen, woselbst nach cinemArühstttck beim Könige ein Bestick der Ausstellung und dcS Theater-, dann Souper im Schlosse stattsindcn sollte. Am Mittwoch wird Se. Majestät das Caimstädler Volksfest besuchen, im Lustschlosse Wilhelms beim Könige ein Dejeuner einnehmen nnd alsdann die Rückreise nach Baden antreten. Die große StaatSreLe, welche Rudolf v. Bennigsen am Sonntag in Hannover vor einer Überaus zahlreich besuchten Bersammluag der nationalliberalen Partei bielt (siebe den besonkern Artikel), wird noch lange Zeit da- Tbcma der politische« Discussio« bleiben. ganz entsprechend ibrer Bedeutung. Der „Hannover'fche Courier" bemerkt über diese Kundgebung und über da» Auftreten de- verehrten Führer- >n der Versammlung: . Wer auch noch geschwankt hatte: ein« Partei, der sich ein solcher Führer geweiht hat. eine Partei, die so »reu zu diesem Führer steht, ganz abgesehen einmal von den inneren und höheren Bedingungen, aus denen ihr Lebe» bafirt, «ine solche Partei steht noch lange nicht aus dem AuSsterbe-Ttat. Bon einem „Bankerott" unserer Hattet, von der die Blätter der Rechten und der Linken faseln, kann da nicht die Rede sein. Singe sie einmal, wenn mich nur dem Namen nach, zu Geunde, so mähte eine gleich«, wi, Herr von Bennigsen mil Recht sagte, bald wieder erfunden werden. Indch so stehen die Dinge glllcklichcnveü« nicht. Li« Beruhte aus der Provinz ergebe» die lischst erfreulich« AuSstcht, daß die Partei hier wahrscheinlich nicht nur ihren Stand behalte» wird, sonder» daß sie auch im günstigsten Fall« noch einig« Sitz« gewinnen kann. Immer- hin freilich ist die Lage ernst genug, aber sie ist eS nicht für un« «llrln: Allen, di« e« mit dem Vaterland« «obl meuien, wird nach menschlicher Voraussicht et» harter Kamps veichlede» sein. Wir National.Liberalen werden unseren Charakter getreu da« Unsere thun, die schroffen Gegensätze zu .ermitteln. Wir wKaschen den Kamps nicht, aber wir scheuen ihn at«h nicht! > In den conservativen Kreisen Preußen- giebt sich nach unverdächtigen Zeugniffen von Abgeordneten der Rechten eine große Mißstimmung kuud, und die Führer der Partei, die in Berlin zu Berathungen über die bevorstehenden Wahlen zusammengetrelen waren, hatten Gelegenheit, beredt« Klagen über diese Lauheit unter einander auszutauschen. Mau beklagt sich namentlich darüber, daß die Mittel zur Agitation in den Provinzen nur spärlich fließen, ganz im Gegensatz zu den reichen Aufwendungen, welche für Berlin «macht werden und daselbst eine effektvolle conservative Wühlarbeit ermögliche». Die Stimmung auf dem Dciegirlcn- tage der Partei war nach alledem keine sonderlich gehobene, auch die Anzahl der erschienenen Vorstandsmitgtteder blieb nur eine verhültnißiniißig geringe. So kehlte u. A. Herr v. Helldorf-Bedra und der Führer der badischen Conserva tiven. von Marschall. Da» Austauchen der socialdcmokratischen Pro paganda in der polnischen Bevölkerung, wie jüngst durch di« Verhaftung mehrerer, aus der Schweiz herüber- gekcmmener Agitatoren in Posen sestgestelll worden, hat nicht bloS in Regierungskreisen daS peinlichste Aufsehen erregt. E» gehen unS Andeutungen zu, nach welchen dieses Aussehen leider im vollsten Maße zu rechtfertigen sein dürfte. Di« Fäden leiten über die Socialdemokratie als DurchgangSpunct hinweg dirert zur nihilistischen Bewegung und zu der geheimen Leitung derseibe» in Zürich und Genf zurück. Man scheint in jenen Zirkeln di« aberwitzig« Vorstellung za hegen, daß vom deutschen Boden ans sich leichter erreichen ließe, waS selbst in Rußland stet« mißlang, nämlich da nihilistische Gift, für welche« bisbcr nur die Russen und allen falls die Bulgaren sich empfänglich erwiesen, auf die Polen zu übertragen. Unleugbar hat LaS Auftreten der Agitatoren m Posen und Brvmberg Etwas von der charakteristischen Locatfarbe, die wir au» den Berichten über da« Treiben der Nihilisten kennen. Ist doch, damit der ernsthaften politischen Leidenschaft die Würze nickt fehle, gleichzeitig mit dem polnischen Socialdemokraten Mendelsohn auch seme Geliebte, ein« gleichfalls auf die bekannten Irrlehren in Eid und Pflicht genommene „Studentin", verhaftet worben. Mit Be friedigung wird übrigen» wahrgenommen, daß di« versuchten Wühlereien beinah« ganz ivirkungsloS geblieben sind. Es lieam bereit- Kundgebungen aus der polnischen Arbeiterwelt, ». ». vom »Herein lunger Gewerbetreibender" «Vase», vor, in wekchev nachdrückltchst die Entrüstung über die Verwirrung ausgesprochen wird, „welche uns feindliche Elemente unter den polnischen Arbeitern zu verbreiten bestrebt gewesen sind." Bischof Korum von Trier hat einen in durchaus fried lichem Sinne gehaltenen Hirtenbrief erlaffen, in welchem er hervorhrbt, daß er Bedenken getragen habe, die Verant wortlichkeit der Stellung eines preußischen Bischofs zu über nehmen, daß er aber dem Befehle de« Papstes nach gegeben habe. Er wünscht seinen Diöccsanen Gnade und Frieden. Die feierliche Inthronisation des neuen Bischofs fand am Sonntag Vormittag statt. Bei dem Nachmittags stattgehabten Festmahle saß der Bischof zwischen dem Regierungspräsidenten Nasse und dem Commandeur der lk. Division, Gcneral- lieutenant v. Wichmann. Der Bischof brachte einen Toast aus den Papst und Se. Majestät den Kaiser au-, der Dom probst Holzer toastete auf den Bischof. Abends war die Stadl, wie der Tclegrah sehr bescheiden hinzusügt, „theil- weise" illuminirt. Man schreibt unS au« Berlin: Die Ultra montanen sollten sich beruhigen: so übel stehen die Aussichten de- kircken- poiilischen Ausgleich- für sie nickt, wie die Ossiciösen glauben machen wollen, indem sie „wirkliche Verhandlungen" leugne», Herrn von Schlözer'S Mission nur als eine Informations reise gelten lasten wollen und die möglichen Zugeständnisse des Staat« von den bevorstehenden Ministerbcrathungen abhängig machen. Soweit dieseMittheilungen sachlicher Natur sind, stimmen sie durchaus mit unseren eigenen Meldungen überein, nach welchen bisher nur persönliche Fragen zwischen der Regierung und der Curie zur Entscheidung gekommen; soweit fi« aber den Schein erwecken wollen, dag noch Alle« in der Schwebe, in unbestimmtester Vorbereitung befindlich sei, ver stoßen sie gegen die inner« Wahrhaftigkeit. Die k/rckcn- politischen Verbandlungen zwingen jeden der beiden Vertragschließenden» auf der Baba zum Frieden weiter und weiter zu gehen. Er giebt kein Zurück, also kann es nur noch ein BorwärtS geben. Man mag sich wenden wie man will, unleugbar macht doch der Papst ein großes Zugeständniß, indem er di« Erzbischöfe Melchers und Levochow«ki fallen läßt. Dag Die» aber thatsächlich aeschiebt, dafür liegen die triftigsten AnhaltSpuncte vor. Unter Andern» wird eS mit Recht bemerkt, daß am selben Tage der vorigen Woche, wo von hier auS die bezügliche Nachricht verbreitet wurde, daS Diener „Vaterland" eine inhaltlich gleichlautende Meldung auS dem Vatikan brachte. DaS Zusammentreffen war nur eia zufälliges, aber e» ist doch bezeichnend. Solche Schritte de« Entgegenkommen« werken und können auch in anderen Beziehungen nickt auS- blcibcn. Man braucht sich nur eiumal die Lage des Bischofs Korum in Trier zu vergegenwärtigen, um sich aus den ersten Blick zu sagen, daß sie so wie sie ist aus die Dauer nicht bleiben kann, und daß sür Herrn Korum'« Stellung erst ein kirchenpolitische« Fundament neu geschaffen werden muß. wenn nicht die erzielt« Verständigung wieder ganz in Frage gestellt werden soll. Herr v. Schlvzer hat sich nach Washington begeben. Er wird, wie e- jetzt heißt, nichl uumittelbar seine Abberu fung anzeiaen. sondern e« muß abgewartet werden, ob der preußische Landtag di« Errichtung einer Gesandtschaft beim päpstlichen Stuhl« genehmigt unv die dafür erforderlichen Kosten bewilligt. In diesem Falle wird Herr Schlözer zum Gesandten w Rom ernannt werden. Der Urlaub de» Grasen Hatzfeldt ist zu Ende und von einer Abberufung von Konstantinopel ist noch Nicht» zu hören. Gras Hatzfeldt hat sich jrdrnfall» seinen Botschafterpostcn bi« auf Weitere» gesichert. Herr von Radowitz, der Deutsch land in Petersburg und Pari« interimistisch vertreten hatte, begiebl sich auf den bescheidenen Posten »u Athen zurück. Ern» Klärung dieser vielbesprochenen Verhältnisse scheint daher in unmittelbarer Aussicht nicht zu stehen. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." mittheilt, hat Se. Majestät der Kaiser den Geschäftsträger in Washington telegraphisch beauftragen lasten, den Hinterbliebenen de» Präsidenlcn Garsield seine tiefste Thettnahme au-zudrücken. Eine Begegnung zwischen den Kaisern Franz Joses und Alexander wird neuerdings bezweifelt, ebenso eine Zusammcukunst zwischen dem österreichischen Monarchen unv dem Könige von Italien, obwohl gutem Vernehmen nach gerade von deutscher Seite bei der Tanzigcr Zusammen tunst betont wurde, daß eS sür Rußland unumgänglich nothwcndig sei und in seinem Interesse liege, mit Oesterreich iu ein gleich intimes Verhältnis zu treten wie mit Deutsch land. Der Kaiser von Rußland soll auck gern bereit sein, ein solche» Verhältniß hcrzustellcn und die in letzter Zeit stattgesundenen Verstimmungen zwischen Rußland und Oester reich zu beseitigen, und auch dieser Entschluß ist, wie man hört, von dcuticher Seite nach Wien gemeldet worden. Nach einer Depesche au- Laibach hat der LandcSpräsidcnt dem Landtag eine Vorlage der Regierung überreicht, in welcher der Landtag zur gutachtlichen Aeußerung über die ftaat»r«chtticke Zugetwrigkeil dcS Sichelburger Militairgreiiz- districte» und der Gemeinde Marienlhal ausgeforkcrt wirk. Bon dem LandtagSabacordnclen Potocnik unv Genosscn ist die Erwirkung eine« ReichSgesctzcS bchusS Erbauung einer Eisenbahn von Triest bis zu der Station Laak der RudolsS- bahn in Oberkrain beantragt worden. DaS Pariser Blatt „Tül6graphe" meldet, eS könne bestätigen, daß der russische Botschafter Saburow, welcher sich kürzlich über Pari- nach London begeben hatte, für Frankreich und England den von Deutschland unterstützten Vorschlag des Kaiser- von Rußland über einen AuSliese- runa»vertrag iu Betreff der Mörder und Verschwörer in politischen Dingen überbrackl habe. Wie kak genannte Blatt hört, sind mehrere Mitglieder dcS französischen Cabinct» geneigt, auf Verhandlungen über diesen Antrag einzngehen. Die in Paris auS Tunis cingclausenen Nachrichten lauten keine-weg« hoffnungsvoll -cs ergiebt sich auü denselben, daß der Ausstand im schnellsten Wachsen begriffen ist und die Insurgenten sich wieder in unmittelbarer Nähe der Haupt stadt befinden, deren Besetzung immer nothwendiger wird. E« werden rührende Einzelheiten über die Abschied-scene zwischen dem Bry und seinem Güustling Mustapha, welcher demnächst in Paris cuitrifft, mitgelhcilt. Ter Bcy hat dem scheidenden Minister einen kostbaren Diamantschmuck und einen Check von einer Million aus die Bank von Frankreich zum Geschenk gemacht. Mustapha kann übrigens in Pari» aus eine gute Ausnahme rechnen. Der Sultan soll in Erwägung gezogen haben, auch de» jetzigen Khedive, Tewfik Pascha, wie s. Zi den Pater deffelbm, Imail Pascha, abzusetzen «nd Ha lim Pascha mit der Würde des Bicekönia« von Eghplen zu bekleiden. Jedenfalls ist au- diesem Gerückte rrsichllich, wie schwankend die Zustände in Kairo sind. Halim ist der Onkel dcS jetzigen Kbcdive; er ist nach morgenländischem Erbrechte der eigenlliche Thron folger in Egvpten — Imail änderte zu Gunsten seine» Sohne« Tewsik diese« Erbrecht. Es geschah die- zu einer Zeit unttr Umständen, welche Halim eine Flucht räthlich erscheinen ließen. Dieser sticht nun schon seit Jahren, ins besondere von Pari- aus, wo er ständigen Wohnsitz genommen, seine Tbronansprücke gellend zu machen. Immer mehr gewinnt die Ansicht an Boden, daß die Militairrcvolution m Kairo einen tieferen Grund hat, aiS daS unkriegerische Wesen Tewfik'S. Sie ist anscheinend ein Ausfluß der großen Bewegung, von wclcker die gcsammte islamitische Welt seit den Unglückssällen deö TürkcnreichcS ersaßt ist und welche durch den Angriff Frankreichs auf Tunis zum offenen Ausbruche kam. Der ISlam empfand von diesem Llugenblicke an, daß man im Begriffe sei, ihm die letzten Lebensadern zu unterbinden. „Von dem Inneren Marokkos bis zu den Pyramiden EgyptcnS", sagt Lorenz von Slcin in einem Artikel der (alten) Wiener „Prcgc", „erhebt sich jetzt der MoS- lim, von Einem Gedanken, von Einer Ansicht bewegt: die europäische Welt ist im Begriffe, den letzten Halt der Gläubigen endgültig zu vernichten. Ist Afrika sür den Koran verloren, so giebt es keinen Islam mehr und die Ccenen in Egypten sind zuletzt Nichts, als der Rester der Kämpfe, in denen der Islam mil dem Franken um Algier und den Weg nach Egypten über Tripolis streitet. Ist der aber gewonnen, gleichviel von welcher europäischen Macht, so ist da« Ende der LsmanliS gekommen. Co sehen wir iu dem kleinen Pronuncianiento von Egypten eine zweite Gestalt jener großen nationalen Bewegung in Europa, die aber hier eine anti europäische ist. Wer diese Bewegung überwindet, wird Herr von Egypten sein. Für die Muselmänner, weil er sic be wältigt, für die Europäer am Nil, weil er sic kort schützt." Präsident Arthur hat beschlossen, die Leiche Gar» fild's nicht nach Cleveland zu begleiten, sondern in Washington zu bleiben. DaS Cabinel hat. wie eS heißt, seine Entlastung eingereicht, dock sind die Minister ersucht worden, bi« aus Weiteres die Geschäfte weiter zu führen. Nach dem Washingtoner Correspondcntcn dcS „Standard" wird der SchatzsecretärMr. Windom nickt lange ans seinem Posten bleiben, da Exsenator Conkling auf denselben An spruch macht. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden »och vor End« de« Jahre- die Mitglieder deS gegenwärtigen CabinetS, mil Ausnahme de« KriegSsecrctärs Lincoln,' durch neue Männer ersetzt werden. Für das unglückliche Lim im Lanlon Glarus. Am Abgrund leitet der schwiudlichte Steg, Er führt zwischen Leben und Sterben: E« sperren die Riesen den einsamen Weg Und drohen Dir ewig Verderben; Und willst Du die schlafende Löwin*) nicht wecken. So wandte still durch die Straße der Schrecken. Berglied von Fr. Schiller. 8 Abermals ertönt auS den Bergen der Schweiz, die daS beliebte Reiseziel so vieler deutscher Landsleute auS dem Flachlande sind, ein Schreckens- und Hiilserus zu unS herüber. Wieder, wie vor zwei Jahrzehnten — GlaruS die Cladt brannte im Mai 1861 ab — kommt er au« dem Canton GlaruS. Aber diesmal ist eS nichl daS vulkanische Element, nicht da« Feuer, welche» zerstörend bereingeörocken ist über die Stätten, wo ein friedliches betriebsame» Voik sich seine bescheidenen Wohnungen gegründet hat. Wobt war eS wie damals der elfte Tag de- Monat», der elfte diese- September», wo sich da« Entsetzliche ereignete, daß die Berge zu wandern begannen und mit furchtbarem Anprall und Donner in die *) Dir Lawine.
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