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Dresdner Journal : 22.01.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186401220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18640122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18640122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-01
- Tag1864-01-22
- Monat1864-01
- Jahr1864
- Titel
- Dresdner Journal : 22.01.1864
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1864 Freitag, den 22. Januar DresdnerZomnal Verantwortlicher Redartsvr: I. G. Hartmann. l) 2) 4) Iw Lo»I»oL« tritt koit uock ktewpolru- »ebl«x bioru. beiden Mächte haben nach dem Beschlüsse vom 7. De- cember, wie vor demselben,?den Standpunkt «ingenom- men, daß die Giltigkeit deS Vertrags von 1852 von der Erfüllung gewisser, von Dänemark übernommenen Ver pflichtungen abhängr, woraus von selbst folgt, daß, wenn diese Verpflichtungen erfüllt werden, der Vertrag für die Tagen vollendet sein. Altona, Donnerstag. LI. Januar. Wir her ben 1 Grad Wärme. Zu Freitag find sämmtliche und Preußen noch mehr isoliren. Wollten die Cabinete von Wien und Berlin diesem Vorwurfe, den wir ihnen nicht ersparen können, ent- " gehen, so mußten gerade sie nach dem Bundesbeschlusse vom 7. Decembrr Alles aufbieten, damit die vorbehal- DrrSden, 21. Januar. Der bereits telegraphisch gemeldete Artikel der „Ge neral - Correspondenz aus Oesterreich" gegen das „Dresdner Journal" lautet an der betreffenden Stelle wie folgt: „Ein Artikel des amtlichen „Dresdner Journals", so auffallenden Inhalts, daß sogar der Telegraph die schleunige Verbreitung desselben übernommen hat, fin det es statthaft, über die Haltung der deutschen Groß mächte am Bunde eine Sprache zu führen, die ebenso sehr der üblichen Formen des Anstandes, als der schul digen Rücksicht gegen befreundete Bundesregierungen entbehrt. Durch die Verschiedenheit der Ansichten läßt es sich nicht rechtfertigen, wenn im „Dresdn. Journ." mit dürren Worten von einer Täuschung gesprochen wird, welche durch Zusagen der deutschen Großstaaten herbeigeführt worden sei. Den so Beschuldigten trifft der Borwurf keinesfalls; diesen Boden zu betreten, sollte übrigens gerade das Organ einer Regierung An stand nehmen, die es, da sie noch konnte, nicht ver hindert hat, daß die durch Bundesvotum beschlossene Errcution benützt worden ist, die „vdrbehaktene" * Successtonsfrage factisch zur Lösung zu bringen." Was zunächst die angebliche Verletzung der Formen des Anstandes betrifft, so scheint es, daß die „Gen.- Corr." diesen Eindruck dann empfindet, wenn „mit dürren Worten" unliebsame Wahrheiten gesagt werden. Diese Art der Verletzung des Anstandes wird sie freilich noch öfters an uns erleben. Um unsre Behauptung, daß der Vorbehalt der Euc- cessionsfrage bei dem Anträge vom 7. Decembrr eine Täuschung gewesen sei, ihr noch besser zu verdeutlichen, wird es genügen, darauf hinzuweisen, was hätte gesche hen müssen, damit jene Zusage nicht zu einer Täuschung werde. Wenn einer Person oder einer Corporation die Zu sage ertheilt wird, daß einem sic berührenden Rechtsan sprüche nicht präjudicirt werden solle, so ist diese Zusage . nur dann von Werth, wenn der vorbehaltenen Entschei dung auch die Ausführung gesichert und nicht bloS, wie neuerdings in einer Berliner Commissionssitzung geäußert wurde, eine akademische Diskussion beabsichtigt wird. Wird dagegen gleichzeitig eine Verhandlung fortgesetzt, welche auf ein Resultat hinführt, das mit der Voll ziehung jener vorbchaltenen Entscheidung geradezu in Widerspruch tritt, so liegt es auf der Hand, daß die ge schehene Zusage eine illusorische ist. So aber verhält es sich in vorliegendem Falle. Die ruseratenauaahme auswärts: paix-tU: t «. »»Lsvsrsrrs«, 6«, Orvsäasr ^ouru»I«; ttn-iieieri« L Vc>c»l.,», LsrUn: llueb- tiuoöl., tiuLXL»«»', Ijur«»u; Sr«uo«i: L. kcui-orr«; Sril-u: rrLuUMrt ». w.: UnedU.; Löw: Xvor.» ksrt«: v. (28, rn« äs doo» euk»Q»); t'». Luui-icu'» Lavbb.; Visu: Lowptoir ä. II. Viroer 2eituux, 8tekuu»pl. 887. Herausgeber: Küui^I. Lepsäition äs» Drsiäner ^ouruut», vrssäso, Xlsrisuslr»«,« Ho. 7. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. ZettrmgSschau. (Gcneralcorrespondenz aus Oesterreich.) LaggeSeschrchte. Dresden: Vom Landtage. Berich tigung einer Zeitungsnachricht. — Wien: Die An sprache des Kaisers an die nach Schleswig gehenden Truppen. Verhandlung deS Finanzausschusses über die Creditfordrrung. — Prag: Truppenmärsche. Ballfeft. Preßproceß. — Pesth: Aufruf zu Gunsten der Nothleidenden. — Berlin: Generalität nach Schleswig. Aus den Commissionssitzungen. Zur- diSpofttionsstrllung. Versetzung. — Kassel: Zur schleSwig-holsteinschen Angelegenheit. — Koburg: Eine „Deutsche Wehrzeitung." — Frank furt: Dom Bunde. Holsteinsche Deputation. Bei träge für Schleswig Holstein. — Bremen: Antwort de» Senats in der schleSwig-holsteinschen Frage. — Paris: Aus der Adreßdebatte. Der „Kaiser von Merico" erwartet. Vermischtes. — Turin: Aus der Kammer. — Kopenhagen: Tagesbericht.— Athen: Die Militärreorganisatiotr und ihre Folgen. — Ost indien: Aus der neuesten Ueberlandpost. — New- Pork: Freiwillige einberufen. Vom Kriegsschauplätze. Schleswig-Holstein. (Dänische Note. Nachrichten aus den Herzogthümern.) tige „Timet" schreibt: Dänemark macht jetzt, wie gerüchtweise verlautet, das versöhnliche Anerbieten, fich, vorerst natürlich unformrll, zur Tutpendiruug der Rovemberverfassung zu verpflichte». einer Entscheidung der Erbfolgefrage nach dem Rechte «ine Täuschung. Man sagt uns zwar, die Verabredungen von 1851, E i'sen blhn Wagons' Hitler "bestellt!' "et 'soH'an» "«n die Besetzung Schleswigs vorgrnommen wor- zweistündlich ein Militärzug nordwärtt adgehen. seien unabhängig vom Londoner Vertrage Wenn Eine Verordnung der »undetcommiffare an di. ^;ber einmal die G.lt.gke.t und Durchfuhrbark-.t des Holstein lau.nburgtschen Polizeibehörden sagt u.A.: ^-tzt-rn von der Erfüllung i-ner V-rb.ndl.chke.1en ab- An einzelnen Orten gemachte »ersuche zur Orga- daß Maßregeln, nifirung von Webrvrreinen veranlaßt un«, die welch« die Erreichung dwser Erfüllung rum Zwecke Ha- Wachsamkeit der Behörden auf dat Ungesetzlich. ben auch "n Londoner Vertrag befestigen und den Bund, solche« Vorhaben« zu lenken, wodurch dem Lande, gegen denselben, von Oesterreich Telegraphische Nachrichten. Wie«, »0. Februar (Tel. d Boh.) Hent. Abend fand eine Clubfitzung der Ntrderöster- reicher, Oberöst.rrrichrr und Gteirrr wegen der Ereditfordernng von 1v Millionen statt, Stür mische Debatte, die Beschlüsse wurden geheim ge halten, eine Einigung nicht erzielt. Die Sektion brrirth 4 Stunden ohne die Minister, »« kam zu keinem Beschluß, morgen abermalt Srctiontfitzuna. Die Berathuug im Plenum findet erst nächste Woche statt. Berlin, Donnerstag, 21. Januar. Im Abge ordnetenhaus« wurde beute die Anleihe und die Schulze-Earlowitz'sche Resolution in der Grneral- ditcusfion zusawmeugefaßt. Groote und Genossen bringen ein Amendement zu der Resolution ein dahin gehend, daß da« Ziel der Politik der deutschen Großmächte die Hrrzogthümer zum zweiten Male Dänemark überliefere. Ref. Aßmann spricht für Verwerfung der Anleihe. Herr v. Bitmarck berichtigt den Au«schußbericht; nicht: „Dänemark könne Schleswig iucorporiren, wenn Preußen den Londoner Vertrag verlasst, son dern werde e« auch thun," habe er gesagt; auch „Geld nehmen werde die Regierung, wo sie e« finde", habe er nicht in dieser schroffen Form gesagt. Hier auf verliest der Ministerpräsident Mittheilungen au« einer preußischen Depesche an die Gesandten bei den deutschen Regierungen und legt Verwahrung gegen Mißdeutung ein. Der europ. Standpunkt sei: Personalunion beider Herzogthümer al« Gvrutua- lttät, fall« die Einsetzung einer besonder« Dy- Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Dem Ministerium d-S Innern ist im diplomatischen Wege der Todtenschein des am 17. November vorigen Jahre« zu Celle im Königreiche Hannover verstorbenen «indes der Dienstmagd Wilhelmine Schüßler, an geblich au» Maren, zugegangen. Da die Schüßler in Maren nicht bekannt, noch sonst Etwa« über deren Verwandte zu ermitteln gewesen ist, so werden alle diejenigen, welche ein Interesse an diesem Vorgang haben, hiermit aufgrfordert, wegen Empfang nahme de« betreffenden TodtenscheinS sich in der Tänz let deS Ministeriums des Innern zu melden. Dresden, am 16. Januar 1864. Ministerium des Innern. Für den Minister: Kohlschütter. Schmiedel. auf Entfernung deS Herzogs gerichteten Antrag abge lehnt habe. Ihr Verhalten war ihnen hierdurch genug sam vorgezeichnet. Wir zweifeln nicht, daß die takt volle und angemessene Weise, wie di« Commiffarr hier bei verfahren, auch von Seiten der kgl. sächsischen Re gierung, obschon diese nicht ihre vorgesetzte Behörde war, Würdigung und Anerkennung gefunden hat. Wie aber diese Regierung dazu kommen soll, für den Verlauf der Sache verantwortlich gemacht zu werden, ist nach Obi gem schwer zu begreifen. An die „Gen. Correjp." haben wir hiernach nur noch die Frage zu richten: Was-töohl mehr den Gesetzen des wahren Anstandes widerstreitet, ob ein Artikel, der „mit dürren Worten" die Wahrheit sagt, oder eine boshafte Insinuation, die entweder auf ein geflissent liches Jgnoriren bekannter Verhältnisse oder auf absicht liche Entstellung derselben hinauSläuft? Der auf telegraphischem Wege bereits im Auszug mtt- getheilte Artikel der „Morning-Post" in Bezug auf das von Oesterreich und Preußen in Kopenhagen über reichte Ultimatum klingt noch weniger kriegerisch, als die Fassung des Telegramms vermuthen ließ; der Schluß lautet: „Hier zu Lande muß man jede Bewegung, die auf der Bahn zum Kriege ftattfindet, nicht nur mit Be dauern, sondern mit lebhafter Unruhe ansehen; denn es können Interessen gefährdet und Verbindlichkeiten verletzt werden, wodurch wir unsrerseits zur Erwägung gezwun gen wären, ob uns nicht die Pflicht obliegt, zum Schutze der europäischen Ordnung und der Heiligkeit der Ver träge eine entschiedene Haltung anzunehmen." ApMNttmeitsprrise: ckSbrlied: 8 H>Ir — kl?«- io >»»ä»«o. s säMrl.: 1 „ IS „ ,, „ «Souutliek io vr—»«>: 15 Xxr. ^iorslo« Huwo»«n>: 1 dtxr. 1 tzaseratenpreise: kiir äso N»luo «io«r gs,p»Iteusu 2«il«: 1 klzr. Uot«r „Liox»»»iac" <ii« 2«ii«: 2 dl^r. Erscheinen: Unlieb, mit Kusuubm« 8oon- uoä K.b«uä» kür ä»o kolßeoäso nastie nicht erreichbar sei. BloselErbfolge sichere nicht die Rechte der deutschen Schleswiger. Au« der Zusammengehörigkeit mit Holstein folge nicht da« Recht de« Einspruch« für Schleswig. München, DonuerStaa, 21. Januar. Die „Bayr. Ztg." meldet aut Frankfurt: Das Refe rat de« Krhrn. v. d. Pfordten iu der Erbfolge- - Mächte giltig und erecutorisch ist. Mit dem Eintritt frage sei noch nicht fertig und dürfte erst in fmrf "es" Eventualität ist also die Zusage des Vorbehalts Tagtsgeschichte. Dresden, 21. Januar. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer erfolgte zuvörderst die münd liche Begründung eines Antrags auf Bildung von Hei- mathsbezirken seilen des Antragstellers (Vicepräs. Oeh- michen), und wurde dieser Antrag zur Berichterstattung an die dritte Deputation verwiesen. Sodann gelangte Abthrilnng 8. des Ausgabebudgets, daS Grsammtmtni- sterium nebst Dependenzen betreffend, zur Berathung, deren Postulate im Gesammtbetrage von jährlich 31,840 Thalern durchgängig bewilligt wurden. Dresden, 21. Januar. Die außerordentliche Deputation der Zweiten Kammer zur Fortberathung der schleSwig-holsteinschen Angelegenheit hat soeben ihren ersten Bericht erstattet. Derselbe betrifft den Beschluß der Ersten Kammer auf den Antrag de« Herrn Vicepräs. Oehmichen und Genossen, sowie neue, von der Deputation gestellte Anträge bezüglich der schleswig-hol» steinschen Angelegenheit. Dir Deputation (Ref. Lbg. Mammen) beantiagt, dem desfallfigen (in Nr. 5 unser« Blattes mitgelheilten) Beschlüsse der Ersten Kammer vom 7. Januar beizutreten, und bringt sodann im Hinblick auf die Bundestagssitzung vom 14. Januar „al» Aus druck Dessen, was man in diesem Augenblicke für noth» wendig hält", nach ausführlicher Motivirung folgend« neue Anträge ein: Die Kammer wolle beschließen, im Verein mit der Ersten Kammer die hohe Staatsregierung zu ersuchen: ' im Verein mit den bundestreuen deutschen Regierungen da« Ansehen und die Autorität deS Bundes gegen bundeswi drige Unternehmungen energisch zu vertheioigen, für di« sofortige Anerkennung des Herzog» Friedrich von Schleswig-Holstein beim Deutschen Buude kräftigst einzu treten, für den Fall, daß eine sofortige Abstimmung über die Erb- fvlgefrage beim Bunde nicht zu erlangen sein sollte, im Verein mit den gleichgesinnten deutschen Regierungen eine Eiklarung beim Bunde abzugeben, worin da» Erbsolgerrcht de» Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein anerkannt und, sobald die Majorität dafür sich herausgestellt Hal, aus sofortige Zulassung eines Bevollmächtigten desselben beim Bundestage angetragen wird, im Verein mit den bundestreuen Regierungen sowohl aus eine sosortige Verstärkung der Bundestruppen in Holstein, als auch sobald wie thunlich aus die Besetzung Schleswigs durch Truppen bundestreuer deutscher Regierungen hinzu wirken. Morgen findet die Berathung darüber i« der Kammer statt. wie einzelnen Gemeinden uothwrndig Verwickelun gen erwachsen, Die Polizeibehörden haben grßrn derartige Bestrebungen nötigenfalls nachdrück lichst einznschreiten und sofortige Anzeige zu "" London, Donnerstag, 21. Januar. Die Heu- , ^ne Erbfolgefrage bald erledigt werde, und bis zu diesem — - - - - AuStrage sich irder Verhandlung unter sich und mtt aus ¬ wärtigen Mächten über den Londoner Vertrag enthalten. Dann wäre die Zusage der vorbehaltenen Entscheidung keine Täuschung gewesen. Gern wollen wir zu mehrer Rettung „der Formen des Anstandes" annehmen, daß die genannten Cabinete selbst bei der Auffassung deS Beschlusses vom 7. Deccm- ber einer Täuschung sich hingegeben haben. Der königl. sächsischen Regierung, welche in der ganzen Angelegenheit überhaupt, von Anfang an sich sehr offenherzig gezeigt hat, ohne „dir Formen des Anstandes" zu verletzen, ist dies allerdings nicht widerfahren, wie ihr damaliges Vo tum beweist. Sind wir nun aber der „General-Correspondenz" zu deutlich gewesen, so ist sie cs uns gegenüber um so we niger. Die Bemerkung: „solchen Boden zu betreten, sollte daS Organ einer Regierung Anstand nehmen, die es, da sie es noch konnte, nicht verhindert hat, daß die durch Bundesvotum beschlossene Erecution benützt wor den ist, die vorbehaltene Successtonsfrage factisch zur Lösung zu bringen" ist ziemlich unverständlich und nur im Wege der Conjectur dahin zu erläutern, daß die Wflschr Mgierung es hätte verhindern sollen, daß der Herzog Friedrich in Holstein erscheine und daß Kund gebungen zu seinen Gunsten erfolgten. Betrachten wir die Sache etwas näher. ^Die Regierungen von Sachsen und Hannover, welch: in erster Linie mit der Bundcserecution, ehe noch deren Ausführung beschlossen wurde, beauftragt waren, haben die Civilcommissare zu ernennen gehabt. Von dcm Augenblicke an aber, wo diese Commiffarr in Thätigkeit traten, hatten sie ausschließlich ihre Instructionen von der Bundesversammlung zu empfangen und waren nur dieser verantwortlich. Die Instructionen, welche ihnen bei ihrem Abgänge entheilt wurden, waren unter dem Referate des königl. preußischen BundestagSgesandtrn, nachdem der königl. bayersche Gesandte infolge des Be schlusses vom 7. Decemder darauf verzichtet hatte, aus gefertigt worden. Sie sind allerdings, so viel uns be kannt, nicht geeignet gewesen, den Commiffaren für Vor kommnisse, welche gleichwohl allgemein vorhergesehen wurden, wie Demonstrationen zu Gunsten des Erbprin zen von Augustenburg und dessen Erscheinen in Holstein, irgend einen Anhalt zu gewähren. Was die sächsische Regierung betrifft, so ist es bekannt, daß sic den Herzog Friedrich von dem Erscheinen in Holstein abgerathen und in der Bundesversammlung sich gegen die Zuträglichkeit seines Aufenthalts in Holstein während der Dauer der Bundesverwaltung ausgesprochen hat. Die Commiffarr ih- restheils holten alsbald nach der Ankunft des Herzogs Fried rich, in FrankfurtJnstruction ein. Diese ließen auf sich war ten, wogegen die Commiffarr in den Zeitungen zu lesen hat ten, daß die Bundesversammlung in ihrer Majorität einen, A e uillet o u. Zur Geschichte der deutschen Bühne haben wir durch den „literarischen Nachlaß" deS 1860 verstorbenen HofrathS I. V. Teich mann — heraus gegeben von Fr. Dingelstedt (Stuttgart, Cotta'sche Buchhandlung) — einen sehr wrrthvoüen Beitrag er halten. Teichmann hatte daS Glück, seine früh erwachte Theatrrpasfion über vierzig Jahre lang (von 1815 an) al» geheimer Thratersecretär der Berliner Hosbühne be friedigen zu können. Er gehörte zu den hinter den Eoulifsen und im Bureau der Gcneralintendantur im Geheimen schaffenden und ordnenden Kräften der Ber liner Bühne. Er war die lebendige Chronik derselben, da» literarische Faktotum unter vier Intendanten, der vollendete Diplomat deS Theaters, ebenso eingeweiht in dessen Geheimgeschäste, als schweigsam darüber, und ge wandt in Behandlung schwieriger Personen und Dinge. ehrrnwerthem Charakter, aufrichtig humanen Sin- »es, »n vielseitiger Bildung und Erfahrung reich, war «r für die geistigen Interessen der Kunsttmstalt unab- thätig, für ihre Mitglieder stets mit Rath und T^tttel^^ ""d 1" Angelegenheiten fördernd und Scho» L. Tieck hatte Teichmann 1846 aufgrfordert, durch historisch« Aufzeichnungen über dir Berliner Hof bühne eine Lücke in der theatralischen Literatur au»zu- füllen und dabei di« wichtigen Papiere und Briefe zu benutzen, die thnr allein in seiner Stellung zu Gebote ständen. Der Erfüllung dieser Aufgabe widmete fich Teichmann mtt Gewiffenhaftigkett und Neigung, ohne diese Arbeit noch bet feinen Lebzeiten zum Abschluß zu bringen; sie liegt nun in dem „literarischen Nachlasse", von Franz Dingelstedt geordnet und mtt paffendem Bor- und Nach ¬ wort versehen, vor uns. DaS Werk enthält von Trich- mann'S Hand: Hundert Jahre aus der Geschichte des k. Theaters in Berlin, 1740 bis 1840, sodann den Briefwechsel klassischer Dichter und Schriftsteller mit der k. Hoftheatervrrwaltung, endlich als Beilagen drei chrono logisch-statistische Tabellen: Verzeichniß sämmtlicher Neuig keiten von 1771 bis 1842 — der Personalbestand nebst Gehaltangabe von 1790 bis 1827 — die Dichterhonorare von 1790 bis 1810. Wie sehr gewissenhafte und be denkliche Rücksicht den verstorbenen Autor beherrschte, er hellt schon aus dem Abschlüsse seiner Arbeit mit dem Jahre 1842; daß er aber dabei eigne Urtheile und Meinungen bcscheidentlich zurückdrängte, macht unS seine Aufzeichnungen als unbefangene, treue Mitthrilung der Bühnen-Vorgänge und Erlebnisse um so werthvollrr. Sie sind ein annalistischer Beitrag zur „Geschichte der deutschen Bühne au» ihrer blühendsten Periode und an einer ihrer glänzendsten Stellen, und der beigegebene Briefwechsel bietet eine Nachlese au« dem goldnen Alter der Literatur." In mehr al» hundert Briefen von Schiller, Goethe, Tieck, Kleist, Werner, Jffland, Brühl u. A. lernen wir namentlich auch unsre großen Dichter im geschäftlichen Verkehr kennen und in eignen Aussprüchen und Andeu tungen über ihre Werke, wa« besonder» hinsichtlich der Dramen Schiller'« von höchstem Interesse ist. Jffland ist in seinen Briefen an ihn von höchster Verehrung sei ne« Genin» erfüllt und zeigt überhaupt so redliche Offenheit, Zuverlässigkeit, so kunstsinnige» Urtheil und tüchtige Fachkenntntß, daß er allen Bühnrndirectorrn al» nachahmrn»wetthe» Muster erscheinen muß. Kleist schreibt sehr grob und witzig über sein abgewtesene» „Käth- chen". In Tieck sehen wir einen recht empfindlichen jungen Dichter, der von Jffland eine entschiedene Zurecht weisung erhält. Auch Kotzebu« ist ein leicht verletzlicher Autor, der mit einer gewissen Derbheit beruhigt werden muß. Werner schreibt statt Briefen Abhandlungen im lamentablen Tone. Jfsland's scharfe Kritik seines „Wanda" ist meisterlich. Aus dieser Bnrfsammlung hat die deutsche Tagespreise bereit» so mannichfache Auszüge gebracht, daß wir auf specielle Mittheilungen daraus verzichten und e» vor ziehen, au» Teickmann'S historischen Aufzeichnungen über die Berliner Bühne einige Notizen zusammenzustellen, die für die Entwickelung des deutschen Theaters überhaupt und der dabei mitwirkcnden Geschmacksrichtungen beson der» interessant und auch für dir Theilnahme deS größern Publikums wohlgeeignet erscheinen. Die erste nennenswerthe deutsche Bühne in Berlin — zur Zeit, al» Lessing dort anwesend und seine ersten Stücke edirt hatte -- war unter Schuch auf einem Hofe in der Behrenstraßc. DaS kleine Hau» für 700 bis 800 Personen war wie ein Puppentheater, da» nicht ärmlicher sein konnte; hier sind „Hamlet", „Götz von Berlichingen", „Otto von WittelSbach", die „Räuber" und ,,Fie»co" erschienen, und hier feierten Brückner, Brockmann, Schröder, Reinicke, Fleck, Unzelmann, die Baraniu» und die Beethmann ihre schönsten Triumph. In Döbbrlin (1766) aber sah Berlin eigentlich den ersten deutschen Akteur auf seiner Bühne, auf welcher bi» dahin nur der Hanswurst herrschte. Er vertrieb diesen, bildete in kurzer Zeit den Geschmack und befreite da« Publikum von einer Menge Dorurthrilr: Döbbrlin war der erste Akteur, der in Jamben declamirte, und suchte bald auf einer eignen Bühne den Sinn für da» Trauerspiel zu beleben. Die große Vorliebe für da» französisch« Theater verstattrtr indeß dem deutschen Schauspiele nur ein küm merliche« Leben. In größter Roth brachte „Minna von Barnhrlm" 1768 Rettung, da» Stück mußte in 21 Tagen 19 Mal wiederholt werden. Mit dem Privilegium, wel- ckes 1771 Koch erhielt, dem wieder Döbdelin folgte, kann man die erste stehend« und vom Hofe begünstigte Bühne in Berlin datiren. Die Vorstellungen wurden mit Lessing'» „Miß Sara Eampson" eröffnet; 1774 wurde „Götz von Berlichingen" zum ersten Male ge geben. Der Theaterzettel sagt: „ein ganz neue» Schau spiel von 5 Acten, welches nach einer ganz besondern und jetzo ganz ungewöhnlichen Einrichtung von einem gelehrten und scharfsinnigen Verfasser mit Fleiß ver fertigt worden; eS soll, wie man sagt, nach Shake»- pearr'schem Geschmack abgefaßt sein rc." Die erste Zei tung, welche den Namen des Dichter» nannte, spricht von einem vr. Göde in Frankfurt a. M. Kein drama tisches Werk hat -so mächtig eingewirkt, kein», weder vor- noch nachher, einen solchen Sturm der Begeisterung erzeugt, wir diese-. Die Ehre de» ersten HerauSrufen», welche einem Schauspieler rn Berlin zu Theil wurde, widerfuhr Brockmann al» Hamlet 1777. Al» Lessing 1781 gestorben, war bei seiner Todtenfrier di« Bühne schwarz auSgrschlagen, sämmtliche Schauspieler umstanden Lessing'» Bildniß in tiefer Trauer, und bei der folgen den Tragödie „Emilie Galotti" waren alle Mitwirkrnd«, soweit da» Costüm e» zuließ, abermals in Trauer kleidern. Döbbrlin richtete auch schon da« erste Sommer theater ein, um seine Einnahme durch die Sonntag»- spaziergänger zu vermehren. Die Führung de» Theater« war schon bedeutend kostbarer geworden, so bescheiden sie auch im vergleich« mit den Bedürfnissen späterer Jahr« erscheint. Döbbrlin'» Wochenetat betrug 1-780: 663 Thlr.; der Gehalt seiner 37 Schauspieler und Schauspielerinnen betrug 344 Thlr. Der berühmte Fleck steht darunter i» Jahre 1784 mit 12 Thlr. Wochengag« verzeichnet. Nach Friedrich'» N. Tod« 1786 wurde Döbbrlin'» Theater mit 6000 Thlr. Zuschuß zum k. Rationaltheatrr, uuttr arti stischer Leitung de- Prof. Engel, erhoben und ihm da«
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