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Deutsche allgemeine Zeitung : 06.10.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185710065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18571006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18571006
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1857
- Monat1857-10
- Tag1857-10-06
- Monat1857-10
- Jahr1857
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 06.10.1857
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«. Oktober 18S7 Nr. 233. DknW Allgemeine Zeitung Wahrheit und Recht, Freiheit »nd Erseh! PreiS für das Vierteljahr 1'/, Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Jnsertionsgebühr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Dienstag. Leipzig Die Zeitung erscheint mit Ausnahme des Sonntags täglich Nachmit tags für den folgenden Tag. In Sachen dec St.-Helena-Medaille. Die Weimarer Zeitung hatte kürzlich einen Artikel über die St.-Helena- Medaille gebracht und darin die Bewerbung um dieselbe als undeutsch be zeichnet. Es ist ihr darauf eine anonyme Erklärung zugcgangcn, welche die Zeitung mit einer Vorbemerkung ihres Rcdacteurs abdruckt. Wir geben Beides, und werden den Artikel der Weimarer Zeitung selbst noch nachtragen. Hr. Biedermann sagt in seiner Vorbemerkung: „Mit dem Postzeichcn «Baden» gehl uns folgende Erklärung zu, die wir einfach ab drucken, ohne ein Wort der Erwiderung beizufügen. Es gibt Dinge, die sich selbst richten und auf welche die beste Antwort unter allen das Schwei gen der Verachtung ist. Wir wünschen, daß diese unsere Ansicht auch von unsern Gesinnungsgenossen getheilt und eine Polemik vermieden werde, welche uns, solchen Anschauungen gegenüber, ebenso unnöthig als unserer und die ses Blattes unwürdig scheint. Nur Eins dürfen wir nicht ungesagt lassen. Die Verfasser dieser «Erklärung» klagen Diejenigen, welche gegen die St.- Helena-Medaille (vielmehr nur gegen deren Annahme seitens deutscher Ve teranen) schreiben, nicht blos der «Leidenschaftlichkeit» und «Anmaßung», sondern sogar der « Feilheit» (!!) an. Wer solche Anklagen öffentlich aus spricht, muß wenigstens den Muth haben, dieselben mit seinem Namen zu vertreten. Wir haben jenen Kampf mit offenem Visir begonnen — wir erwarten und verlangen von den «Vielen Veteranen» aus Badeu, daß sie daS Gleiche thun schon um deswillen, damit nicht die Schmach einer An- schauungsweise, wie sie diese «Erklärung» enthält, auf den chrenwerlhcn Veteranen Badens hafte. Für eine gute Sache wird Niemand sich scheuen, auch mit seinem Namen einzustehen." Die „Erklärung der Veteranen" lautet: Einige Zeitungen haben die Gcdächtnißmedaille für die Veteranen der Napo leonischen Kriege zum Gegenstand ihrer Beurtheilungen gemacht. Ware dies in bescheidener und würdiger Sprache geschehen, wie es sich gegenüber den Männern, an welche sie zunächst gerichtet scheinen, geziemthätte und erwartet werden mußte, so könnte man das — in dem gegenwärtigen Augenblick jedenfalls — Unschickliche solcher Beurtheilungen in den Zeitungen doch noch mit Stillschweigen übersehen. Aber diese Beurtheilungen sind zum Theil in einem so anmaßenden, leidenschaft lichen und wegwerfenden Tone geschrieben, daß sie die Quelle der Partcileidcnschaft und noch schlimmerer Einflüsse nicht verleugnen können, und daß man sic schwer lich nur der Unwissenheit in der Geschichte und den Verhältnissen Deutschlands zu schreiben könnte; weil sie dann wenigstens mit mehr Mäßigung geschrieben sein dürften. Es erscheint uns daher ganz überflüssig, den Verfassern oder Veranlas sern solcher Zeitungsartikel die thaffächlichen — nicht erträumten — Verhältnisse und den Bestand Deutschlands in selbständigen souveränen Reichen und Ländern jener Zeit, und der auch noch heute die politische Organisation desselben ausmacht, unbeschadet des jetzigen Deutschen Bundes, wo derselbe gelten will und zu handeln vermag — das Nähere in Erinnerung zu bringen. Nur soviel sei hier in Kürze bemerkt: daß in diesem Jahrhundert und seit Errichtung des Rheinischen Bundes— dem später auch Preußen beitrat, und welchem sich auch Oesterreich gegen Rußland angeschlossen hatte — keine deutschen Truppen gegen Deutschand oder gegen eine deutsche Sache die Waffen geführt haben, noch führen konnten oder wollten; und daß der Rheinische Bund in jener Zeit die einzig mögliche und wirkliche Sache Deutschlands *) gewesen sei. Wenn aber dennoch in diesem Jahrhundert zu wie derholten malen Deutsche gegen Deutsche kämpfen mußten, so ist dies leider! der Fluch Deutschlands aller Zeiten gewesen, bis zum Dreißigjährigen und Siebenjäh rigen Kriege hin; und es kann uns nicht zustehen, die tiefer liegenden Ursachen hier nachzuweisen. Wir wollen jedoch Ein Beispiel anführen, deren die deutsche Geschichte wol noch manche ausweiscn könnte. Wir ehren noch heute das Anden ken Gustav Adolfs in dankbarer Anerkennung, dessen Heere, im Verein mit deut schen Fürsten und deren Heeren, gegen andere deutsche Heere siegreich kämpften, und deren Thaten das damalige Deutschland seine Rettung und menschlichere Zu stände verdankte. Auch in der Napoleonischen Zeit ist nicht Alles zur Unehre und zum Schaden Deutschlands gewesen, am wenigsten das selbstthätigc Mitarbeiten an dem Aufbau und der Erhaltung des Vaterlandes. Und wenn auch nach dem unvermeidlich gewordenen Sturze Napolcon'S, infolge übereilter und übertriebener Pläne, nun alle Völker Deutschlands auf den Ruf ihrer Fürsten gegen ihn kämpf ten und seinen Sturz vollendeten: so ist damit doch nichts von allem Dem untcr- gegangen, was er Gutes und Haltbares gestiftet und selbst für Deutschland be wirkt hatte. Es wäre undankbar und des deutschen Charakters unwürdig, dies leugnen zu wollen; oder man müßte gänzlich blind sein, um die wunderbare Ver wandlung . des weiland „Heiligen römischen Reichs" in das heutige Deutschland nicht sehen zu können. Gleichwie das eben drohende Zurücksinken in die Finster niß vergangener Jahrhunderte. Oder man müßte annehmcn wollen, daß Deutsch land seine politische Verwandlung aus sich selbst hätte bewirken können? Glaube dies wer da kann! Die Veteranen jener Zeit — welcher das heutige Deutschland sein« achtungSwerthcrn Zustände, seine höhere Bildung und seinen Wohlstand ver dankt; diese Veteranen, sagen wir — die in fast allen Theilen Europas neben ihren Bundesgenossen, den Heeren des französischen Kaiserreichs, ehrenvoll gekämpft — jedenfalls die Sache ihres Kriegsherrn und ihres Landes überall mit ihrem Blute vertreten haben — sie fühlen sich nicht gestimmt, die unberufenen Einmischungen *) Alle diese Kriege, wozu England die Subsidien bezahlte, führte immer nur eine der deutschen Großmächte — vereinigt mit Rußland in den Jahren 1805 und 1807 —gegen Frankreich und den Rheinbund; die andere deutsche Großmacht blieb jedeSmal neutral. Der Rheinbund repräsentirte daher die einzige deutsche Solidarität; und da eine gemeinsame Sache ohne Solidarität nicht bestehen kann, so repräsentirte auch der Rheinbund die einzig mögliche deutsche Sache jener Zeit. : in ihre Angelegenheiten — in Sachen der Vaterlandsliebe und der Ehre des deut schen Namens — zu dulden! Männer — die nun Alle nahe dem Grabe stehen — nachdem sie an den schwersten Kämpfen irgendeiner Zeit, und an den Schicksals wechseln der Völker theilgcnommen haben — buhlen nicht um äußerliche Auszeich nung; aber sie wollen nicht dulden, daß jenes Zeichen der Erinnerung mit dem Geifer der Parteileidenschaft oder von feilen Federn besudelt werde! Sic erklären hiermit im Angesicht Deutschlands — daß sie jede fernere angcmaßte Bevormundung ihrer Gefühle und ihrer Gesinnungen als nicht von deutschen ehrenhaften Männern herrührend betrachten und jederzeit als Ungebührlichkeiten zurückweisen werden. Schließlich sei noch bemerkt: daß die Stiftung dieser Denkmünze für Frankreich nur als ein Act der Billigkeit und Angemessenheit betrachtet werden kann; daß cs aber als unbillig hätte erscheinen müssen, wenn andere Nationen, die als Verbün dete theilgcnommen hatten, davon ausgeschlossen worden wären. Endlich ist zu bedenken: daß in dem Tragen dieser Medaille ebenso wenig — ja noch weniger etwas Verfängliches von dem Gesichtspunkt des deutschen Patriotismus erblickt werden könnte als in dem Tragen des Ehrenlegionsordens und jedes andern frem den Ordens; denn diese Medaille spricht Geschichte, d. h. Vergangenheit; das Tra gen fremder Orden ist Gegenwart. Die Erinnerung an Dasjenige, was diese Me daille sagt, für verwerflich achten, und den heutigen Bestand Deutschlands doch anerkennen, hieße das Fundament eines Hauses ausreißen und das Haus selbst be wohnen zu wollen. Baden, im September 1857. Viele Veteranen. Die berliner officielle «Zeit» bemerkt zu der Frage über die St.-He lena-Medaille: „Die Stiftung der St.-Helena-Medaille hat zu Ausdeu- tungen und Hoffnungen Anlaß gegeben, welche eine nähere Kenntniß der Sachlage als irrthümlich erscheinen läßt. Infolge dieser irrthümlichen Aus fassung über die Bedeutung der St.-Helcna-Medaille Hal man lheils den Kreis der Anspruchsberechtigten zu weit gezogen, theils an ihre Verleihung die Hoffnung pccuniärer Vortheile geknüpft. Allerdings hat der Kaiser Na poleon wenige Tage vor seinem Tode in seinem Testament bestimmt, «daß die Hälfte seines Privatvermögens an die Offiziere und Soldaten der fran zösischen Armee fallen solle, die seit 1792—1815 für den Ruhm und die Unabhängigkeit der Nation gekämpft haben«. Indessen ist der größte Theil dieses Privatvcrmögcns theils von Napoleon selbst verausgabt, theils dem nächst in andere Hände übcrgegangen, sodaß die Erfüllung dieser Bestim mung im Sinne des Testators gegenwärtig nicht mehr ausführbar erscheint. Es ist daher auch mit der Creirung der St.-Helena-Mcdaille eine derartige Vertheilung von Legaten nicht verbunden worden. Vielmehr liegt die Auf fassung nahe, daß die St.-Helena-Mcdaille bestimmt ist, an die Stelle der Legate zu treten, welche der Kaiser Napoleon aus St.-Helena den Soldaten der französischen Armee in Aussicht gestellt. Hierfür spricht auch der Um stand, daß (in Uebercinstimmung mit dem Wortlaut jener testamentarischen Bestimmung) die Medaille nur an diejenigen Krieger Verliehen werden soll, welche in der französischen Armee selbst gedient haben. Es können hiernach alle diejenigen Angehörigen deutscher Staaten, welche in der Nheinbund- armce an den Feldzügen des Kaisers theilgcnommen, kcinc Ansprüche auf die Medaille machen, und der Kreis der Anspruchsbcrechtigtcn beschränkt sich vielmehr auf die alten Krieger des linken Rheinufers, während dasselbe mit dem französischen Reich unmittelbar verbunden war." Deutschlano. Preußen. ^Berlin, 4. Oct. Unsere Angabe, daß keine neuen Noten nach Kopenhagen gegangen seien, wird durch die gegcntheiligcn Mitthcilungcn, welche jetzt in den Blättern wieder erscheinen, keineswegs aufgehoben. Wir bleiben dabei, daß keinerlei Note nach Kopenhagen abgc- gangcn ist. Daß ein anderes Schriftstück nach Kopenhagen gerichtet wor den, kann zugegeben werden; indessen bedarf es darum doch durchaus kei ner subtilen Unterscheidung zwischen Depesche und Note, um unsere An gabe daneben in allem Wesentlichen aufrechtzuerhalten. Die deutschen Mächte haben ihre Stellung durchaus nicht verändert, und wenn sie ihren Gesandt schaften in Kopenhagen sagen, daß das Verhalten der holsteinischen Stände Anerkennung verdiene und daß sie wünschten und hofften, daß die dänische Regierung sich mit den holsteinischen Ständen verständigen werde, so ist damit nichts Neues gesagt, sondern eben nur wiederholt, was schon oft ' gesagt worden. Die deutschen Mächte bleiben also nach wie vor in ihrer abwartenden Stellung; es ist, mit andern Worten, gar nichts Neues ge schehen. — Die weimarische Besprechung scheint eine Lösung der po litischen Fragen noch nicht zur Folge gehabt zu haben. Die Kaiser von Oesterreich und Rußland haben sich einander persönlich genähert; dabei scheint aber das politische Resultat der Zusammenkunft, wenigstens fürs erste, auch sein Bewenden finden zu sollen. Man würdigt die Zusammcn- kunstauf russischer Seite vollkommen; aber die Sprache, die man auf die ser Weite führt, ist in politischer Beziehung noch keineswegs die rückhalt lose und herzliche, wie man sie als die natürliche Folge einer wirklichen und faclischen Verständigung doch zu erwarten berechtigt wäre. Uebrigens ist dabei auch nicht zu verkennen, daß das einmal glücklich Eingelcitete im Laufe der Zeit noch weitcrgeführt werden kann, und cs dann auch an Wahrscheinlichkeiten nicht fehlt, daß cs dahin auch wol sactisch kommen
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