Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 03.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192712035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19271203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19271203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-12
- Tag1927-12-03
- Monat1927-12
- Jahr1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.12.1927
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
72. Jahrgang IS SSS Sonnabend, S. Dezember 1927 Vrabtanschrttt- ptn-det-Gt«« Vo««d«» FrnNvrechrr-Sammelnumm«: 20241 Nur iür Nachlaelvrächk! 2OO11 Gegründet 1838 14» Wk. lunesaebül«. Bezugs-Gebühr El»»«lmi««e» 1« «vt,ao», Bi» Amrloeu werden nach Goldmart berechne«: die »tnIpaMae w nun drell« sslnioiaon-lsirolso- L«"' MPsg., >Lr auswärts 40 Ptg. Famllienan,eigen und Slellengksuchr obne Ltlizklgen-Rabatt « > Pia., aukerkalb 2i> P«g„ dt« «u mm breite Retlamezeile rav Pia.. augerbaldrsaPig. OffertengebübrnoPig. Ausw.Autträge gegenPorausbe»ablg. SchrMleitun, und LauvtgeichSttsstel«: Marieuitrake SS 42 Druck u. Verlag von Ltapich ck Reichardt in Dresden Postscheck-Konto 10SS Drr.dr« Nachdruck nnr mit deutlicher Quellenangabe .Dresdner Nackr.' niläilig. Unverlangte SchrNtftück« werden nicht auibewabrt. l-iolel Velievue mit Koursrt. k^Iittsg- unct /^dsiict-Dstsl lm Tsrrosssn-Sani »r, cksr ^lbs. Ssksnnts vornstirns Dstslrnusill. kv»t»Sl« »1 Nonkvrvnntmmvr. NittWovk unü 8onn»bvn6 liesellsvlisklsslisi!!! Jas Reichskabinett -eckt Keudell gegen Braun. Ae Abriistungsverhaudlullgen vorläufig beendet. — Wkrtschastsdebatte lm Reichstage. Draun, Keudell und -le Sludenlen. Die Nachrichten über den „Krieg zwischen Preußen und Reich' sind nachgerade zur ständigen Zcitungörubrik ge- worden. Kaum glaubt man. ein Disserenzpunkt sei glück lich erledigt, da wird schon wieder ein beliebiger Vorfall, bei -cm sich der gewöhnliche Sterbliche nichts denkt, zum ossus Kolli erklärt, und schon geht der Tinienkricg frisch- fröhlich weiter. Dte beliebteste Zielscheibe für die Scharf schützen der Prenfienrcgierung ist aber nun einmal der NeichSInnenmInIster v. Keudell. Seit seinem Amtsantritt hat er alle Lanze» der Linken ans sich gerichtet gesehen, und -er Mißerfolg der verschiedenen Großangriffe, die unter -ein Fcidgeschrci „Treskow" und „Badt" gegen ihn gerichtet worden find, verstärkt nur die Wut seiner Widersacher. Zu Hilfe kommt ihnen dabei der Umstand, daß Herr v. Keudell, dessen vornehme Gesinnung von allen Koalitionspartnern und auch von ehrlichen Gegnern gerühmt wird, und der in den großen Fragen seines Ressorts vielfach übervorsichtig und zurückhaltend ist, gerade bei Nebensächlichkeiten gern etwas unvorsichtig vorprellt und damit der lauernden Linken will kommene Angriffsflächen bietet. Nicht anders ist es mit dem neuen „Fall" seines Telegramms an die Berliner Studenten. Er hat hier den Gefühlen seiner Sumpathie mit ten Bestrebungen der Studentenschaft in spontaner Weise und ganz sicher ohne parteipolitisch böswillige Hintergedanken Ansdruck gegeben nnd ist dabei bet der Prenßenregiernng an- gecckt, iveil sic im Studentcnkonflikt die gegenteilige Meinung vertritt. Men» man wirklich, wie daS.volksvartcllichc Organe tun. in dem Keudell-Tclegramm eine Entgleisung leben will, so rechtfertigt eine solche noch lange nicht die ganz unge hörige und in der dentschc» Geschichte einzig dastehende Gegenaktion dcS preußischen Ministerpräsidenten. Bevor er unter Nichtachtung alter gesellschaftlichen und ds''lo"'^t!tchen Formen mit -cm schwersten Geschütz aiissuhr. hätte er sich znm wenigsten über die wirkliche Absicht des Keiidell-TclegrammS Gewißheit verschossen müssen. Ei» Anruf in der Reichs kanzlei hätte genügt, um ihm eine beruhigende Aufklärung z» verschaffen. Wenn aber schon geschrieben werden mußte, dann in der üblich höflichen Form und ohne die vollständig über, flüssige Berössentlichung. Diese Art der Behandlung ver schiebt bei der jetzigen ungliicklichen Zuspitzuna des Kon fliktes alle Schuld auf die preußlsche Seite, denn sic beweist, daß cS Herrn Braun nicht um die Beilegung des Streites zu tun ist. sondern um die Fortsetzung dcS Kabi nettskrieges. den er seit Zustandekommen der RechtS- rcgierung gegen das Reich führt. Nu» scheint es ia, nach den an anderer Stelle mitgetcilten Bcrlautbarnngcn aus dem ReschSkabinett, daß Herr Mar? »nd seine .Kollegen dte An gelegenheit wett ruhiger beurteile», als cs dein preußischen Ministerpräsidenten beliebt. Tie voreilige» Propheten, die aus diesem Anlaß schon dte von der Linken so emsig betrie bene „WeihnachtSkrtsc" sich entwickeln sahen, werden nicht recht behalten. Man muß der RcichSrrgierung dankbar sein, daß sie den Fall mit der vornehmen Handbcwegung abtut, die HerrBraun leider nicht gesunden hat. Aber abgesehen von dessen Hanptverantwortltchkcit muß doch daraus htngewtcscn werde», daß uns das ganze leidige Schauspiel, das -cm Ansehen der Negierungsaiitorstät Im Inlands und im NnSlande ge schadet hat. erspart geblieben wäre, wenn die Zentrums- mliilster im Preußenkabincit nicht wieder ihr beliebtes Doppelspiel getrieben hätten. Ein wenig Rücksichtnahme ihrerseits auf die Zcntrumöministcr im Reiche hätte sicher genügt, um den sozialistischen AngrtfsScifer in normale Bahnen zu lenken. Als Ersatz für die aiißblelbenbe Krise wird nun zweifel los die Linke, damit das Feuer nicht auSgeht. agitatorische K c » d e l l - I n t e r p c l l a t t o n e n in den Parlamenten onichiiren. Deshalb sind von vornherein zur Richtigstellung der Tatsachen noch einige grundsätzliche Feststellungen not wendig. dte sich als Lehren ans dem neuen „Fall Braun" ergeben. Und zwar zunächst die eine, daß die übertriebene preußische Empfindlichkeit gegenüber politischen Acnßerungen anderer Staatsmänner nur dann zutage tritt. >»enn eS sich u„i rechtsstehende Persönlichkeiten handelt. Sonst stehen ja bekaimtlich gerade die in Preußen regierende» Links. Parteien aus dem Standpunkt, daß zwischen Reden eine? Ministers als obersten Vertreters des Staates »nd seinen Kundgebungen als Partctpolitiker und Privatmann scharf zu unterscheiden ist. Besonders gelegentlich der vielen Hörsing- Zwiichcnsälle wurde von Preußen m>t einer wahren LammeS- geduld der Grundsatz pratti.'icrt, daß ein hoher Staats- beamter. ungeachtet seines Amtes, zu poN'ilchen Fragen po; Mische Bekenntnisse ableoen darf. Auch Herr Braun selber Ein freies Wort im freien Staat gestattet! Kurze Nachricht an die preuhllche Negierung. Berlin. 2. Dez. In einer Besprechung der Reichsminister, die heute vormittag unter dem Borsiß des Reichskanzler- Dr. Marx stattsanb, legte Innenminister ». Keudell seine Auffassung über die Assäre seines Telegramms an die Stu« bentenschas« dar. Er hat dabei den Standpunkt vertreten, daß er das Telegramm als Staatsbürger «bgeschickt habe nnd daß er dazu auf Grund derReichSoersassung, die jedem Staatsbürger freie Meinungsäußerung gestatte«, berechtigt gewesen sei. Die ganze Angelegenheit habe mit seiner Stellung als Ncichsiunenmintster nichts »« tun. DaS Rcichskabinet« soll sich dieser Aufsassung des RetchSinncn- ministers angeschlosseu haben. Reichskanzler Dr. Mar; wird sich daraus beschränken, dem preußischen Minister präsidenten Braun von dieser Auffassung des NeichSkabinetts lediglich Kenntnis zu geben. Wie weiter zu der Angelegenheit gemeldet wird, glaubt man, daß die Antwort heute oder morgeu der preußischen Negierung übergeben uud daun vom Reichskanzler »er« Ssscn «licht werden wird, lieber den Inhalt im einzelnen will man wissen, das, der Reichskanzler sehr entschieden da gegen Stellung nehmen werde, daß die preußische Regierung ohne weiteres den Nries an den Reichskanzler vcrösscnt- licht habe «nd daß der preußische Ministerpräsident im Schlußsätze dieses Briefes den Abbruch der Beziehun gen zum Reichöiuncnminifter androht. Es ist anzunchmen. daß der Reichskanzler in seinem Schreibe« auch ansührcn wird, baß es sich mit der Drohung dcS preußischen Minister präsidenten um etwas versaffungsrechtlich Unmögliches handle und daß diele Drohung um deswillen nicht am Platze war weil das gesamte NeichSkabinctt eluschließlich des Herr« ». Keudell grössten Wert aus eine enge Zusammen arbeit zwischen Reich und Länder» aeleg» habe »ub noch lege. Was bas Telegramm des Innenministers selbst betrisst. >o wird in dem Briese dcö Kanzlers dargelegt «erde», daß dieses «ach der Absicht des Verfasser« keinerlei politische Aktion dargcstellt habe. Wie an amtlicher Stelle erklärt wird, ist daS geplante Antwortschreiben deS Reichskanzlers Marx a» Le« prcußi- fchcu Minksterpräsidcute« noch nicht fertiggestellt. SS läßt sich infolgedessen auch kein Termin iür lein« Ueberreichung a« Brau» nennen. Die Antwort des Kanzlers vor -er Zenlrumslraktivn. iDratztmelbung unsrer Berliner Schrtstteltnng-s Berlin, 2. Dez. Die ZcntrnmssraktioudcS Reichs tags hielt hcnte abend eine längere Sitzung ab, ln der Reichs kanzler Dr. Marx zunächst den Entwurf des Äntwortbricses, den er an den preußische» Ministerpräsidenten richten will, bekauntgab. Dir Erörterungen, Lene» auch Angehörige der prenßischea ZentrnmSsraktion beiwohnten, drehte» sich sodann in der Hauptsache um die unangenehme Lage, in die daS Zentrum dadurch gekommen ist. daß sein« Mitglieder tu Preußen den Schritt Brauns unterstützen, der von dem größte« Teil der Angehörigen des NeichstagSzentrums al pine ziemlich starke Unverschämtheit empfunden wird. In der Debatte kam wieder einmal znm Ausdruck, einen wie unmöglichen Zustand es darstellt. daß das preußische Zentrum Methoden einer sozialistischen Regierung unterstützt, die sich gegen das Neichskabinett richten, an dem das Zentrum alS eine der maßgeblichste« Parteien beteiligt ist. Der frühere Generaladiu!ant -es Kaisers -f-. General «. D. ». Löwenscld in Berlin verstorben. lDrahtmel-ung unterer Berl. Schriftletluns.) Berlin, 2. Dez. Der frühere Generaladjutant des Kat» serö und ehemalige kommandierende General des Garde- korpv, Gcneral der Jnsantcrte a. D. Alfred v. Löwen, seid, ist tm Alter von 8l> Jahren verstorben. General v. Löwenscld gehörte zu den hervorragendsten Persönlichkeiten der alten Armee. Geboren in Spandau tm Jahre 1848. trat er ln daS 1. Garöercgiment zu Fuß ein. wurde später bet St. Privat schwer verwundet und zum Ossizier besvrdcrt. Später kam er zur Kriegsakademie und zu dem Große« Geueralitab. 18W ernannte ihn der Kaiser zum Flügel» odjuianten und Kommandeur der Schlvßgardetompagnie und im nächsten Jahre zum Obersten. lM4 Übernahm v. Löwenscld, inzwischen Gcnerallculnant und Gencraladju» taut, dte 1. Gardcdiviswn. Als im Jahre 1N07 das Earnegle- nstitut in Pitts bürg etngewetht wurde, entsandte der aller General v. Löwenscld als deutschen Vertreter dorthin. Während des Krieges bis Anfang des Jahres 1918 war Löwenscld als stellvertretender kommandierender General des Gardckorps tätia und machte sich um die Aus stellung der militärischen Neusormatioiicn wie um die Aus bildung des Kriegsersatzes verdient. ist in seinem parteipolitischen Kampf, den er mit feinen Pflichten als Regierungsches für wohl vereinbar hält, ein Freund von starken Worten — man erinnere sich nur an seine Polemik gegen den RetchSverkehrSministcr Dr. Koch, wo er mit unparlamcntarischen Ausdrücken, wte „dumm und läppisch", »nr so herumwars. Was dem einen recht ist. sollte aber auch tm politischen Leben dem anderen billig sein. Auf diese Feststellung muß Wert gelegt werden, weil es die kommende Mahlzeit ganz von selbst mit sich bringen wird, daß auch Minister sich häufiger »nd pointierter parteipolitisch betätigen werden, als das in gewöhnlichen Zellen der Fall ist. Herr Braun ist tn seinem Briese aber nftht nur un gerecht geworden, er hat zu allem Ucbcrfluß auch sich und dte Sozialdemokratische Partei blamiert. Denn wer einen Politiker, wie in diesem Falle Keudell. der einst mit dem Vorwurf bekämpfte, daß er einen Standes» genossen aus politischen Motiven gesellschaftlich zu bovkot- tirren versucht habe, der verliert jedes Recht zu solcher Kampscsart. wenn er mit dem gleichen Mittel arbeitet. Dir Ansichten über die Berechtigung der Boykott- strase scheinen sich in den preußischen Regiernngtzkrellen gründlich gewandelt z» haben; denn sie sind zur Regierungs- methobe geworden. Erst wurde sie gegen dte Berliner Hotels angewandt, dann an den Provtnzialvertretern im Rcichsrat geübt, und letzt soll die RctchSregierung an dir Reihe koin- men. Zuletzt wird sich Herr Braun bet allen Veranstalt»»- gen eine» eigenen Tisch reservieren lassen müssen. Daß er mit seiner Boykottankünbignng bedeutend banrbcngehauen hat. wird sogar von einem io weit linksstehenden Blatte, wie die „Franks. Zig." erkannt. Sie meint, daß eS besser ge- wesen wäre, diese Drohung nicht auszusprechen, weil sie ja doch nicht durchgcsührt werben kann. Denn der gesellschaft liche Verkehr zwischen den Ministern de» Reiches und der Länder Ist eine Sache, die die Herren persönlich angelit: den dienstlichen Verkehr aber kan« di« Regierung eine» Landes nicht etnstcllcn, ebensowenig wie die Regierung deS Reiche- es dürste. Wenn also sogar die Gesinnungsfreunde deS Herrn Braun ihm versichern, daß er Philosoph geblieben wäre, wenn er geschwiegen hätte, dann muß eS schon wahr sein. Daß sich dir preußische Regierung in ihrer Sache nicht mehr so recht sichersühlt, zeigt auch der hilflose Recht, fertignngöversuch, den sie jetzt veröffentlicht hat. Sie geht dabet auf den Ausgangspunkt des Konfliktes ein und spricht Herrn v. Keudell sogar das Recht zu. von Amts wegen in der Studenicnfrage ein Wort mitzurcden — nnr sei der von ihm eingeschlagene Weg nicht der richtige gewesen. Der Spieß wird aber ganz nnzuläisigerweise umgedreht, wenn die preußische Auslassung so tut. als Hube der preußische Kultusminister für „StaatSantorität und Staatspolitik" ge kämpft. Keudell aber dagegen. Wenn man schon sachlich sich auSelnandersctzen will, dann doch nicht unter Verdrehung der Tatsachen.' Was Herr Becker wollte, daS war — von Nebensächlichkeiten abgesehen — die Aufhebung der Koalitionen, die die deutsche Studentenschaft mit den deutschen Brudcrvcrelnigungen an den Hochschulen Oester reichs, Danzigs »nd der Tschecho-Slowaket zur Stärkung der großdcntschen Idee unterhält. Daß diese studentischen Selbst- Verwaltungen nach dem völkischen, b. h. nach dem Ab- st a m m u n g s Prinzip aufgebaut sind, war Herrn Becker und der preußischen LanbtagSmehrhcit schon lange ein Dorn im Auge. Sie sollten sich gleich der Verfassung der retchS- deutschen Studentenschaften zum staatsbürgerlichen Prinzip belehren, also alle Studierenden ansnchmen, die die Staatsangehörigkeit in dem betreffenden Lande besitzen, auch wenn sie nicht deutscher Abstammung sind. Nun haben sich aber die auslandsdeutschen Studenten geweigert, aus Grün den. die st« selbst am beste» beurteilen können, ihre Zu sammensetzung zu ändern, und Herr Becker hat zur Durch, setzung seines MachtwtllenS den preußische« Studenten daS
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite