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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.01.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010130020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901013002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901013002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-01
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Diese» Blatt wvck den Lesern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit» al» kerugrgeduhr: Abend-Ausgabe zugestellt, während e» die Post-Abonnenten am Morgen m einer GesammtauSgabc erhalte«. Anreigen-tLkis. »ieuchaLru» r Dit. -ur- tie V-ck » M. Dn«!>nkrd!o»riibte»''«»'»kb»m I«,l>» vier»«»«; die «egeber i» ln^dni md txr »LLllen Umaedun«. »o dir -:u» »au«« durch »tarne Boten »«itlr-nmolimiLre ertolat. erkalten da> Bla» an Lioaientaaen. die rüdlaui-von oderheiertaaciolreo. u> Mt Z>ni>au»aat>en *»«»»« und vier,,»« jugeliellt. hü Riickaade »tnaelaadter Schrift- ,Mc leuik BcrdmdlichleU. Kernlvrechanichlnk: No» l Sir. 1l »ich »kr. XVS«. Telearamm Adrelle: «achrtchteu rreede». Verlag von Lispscti L Reichardt. Die «mialtme von AnkLndtatmoen enolat in dkrvauviacichastsitrlli; uud den Üicdenwruavmeüellrn in Dresde» Ins Nachmitiaa» Lllbr Sonn und i>e>ertaar. nur Maricimiaß» M von n dis>/,l U>rr, D» I wa!»ae Grww »eile ,ca s Silben» ao Pi».. An iülidiaunaenuui der Privatieite 3eil' »s Bla.: die rnvaltiae ..eile al» „Linaumidi' oder aul Lertleiic «i Pia. l>n Ni„nE» noch Somi undgelec lauen I- l>cz. »lvaltiae Gnindjeilen Lo, «o t>e^. so nnd « Psa. »ad. lniionderrm Lall'. AuswLrliae Aiorraae nur a«>cn Porausdeialilun,. Lclceblätter werde» mü lit l»c«a>iiel. Mur, vloedwLiw L Lo. M«I Vep-Miiii« ^tzr veMi,«» ksck?rL8vr8tr»88v 2. Lodert Vödmv juu. ompkskll. 8Iviävr8teüv in rk«88ter L« MdI EkvvrßplLlL18. «r.zv. MB:s-v-s«-- s°««nann. zo. Januar 1SV1. Neueste Drahtmeldungei» vom 29. Januar. Berlin. GeneM'eidmarichall Gras Waldersec meldet - US Peking voui 27. d. M.: Prinz Tschuna und sein Bruder Luiden gestern im Kaiserpalast vom Grafen Waldcrscx empfangen. Berlin. General der Infanterie z. T. v. Ranch Ist heute tzicr gescorben. Wien. Ein orkanartiger Sturm richtete in ganz Oestelreich §n'»en Schaden an. »Zn Karlsbad 'ging ein heftiges Gewitter nieder. bolu. Amtlich wird gemeldei: Gestern Abend km; nach 11 UIn sl i e ß bei Borringen der Güterzug 2tr. 3031 bei der 'liiiö'aiiri in der Richtung auf Renn mit dem von dort kommenden Micimge Nr. 1280 zusammen. Ein Heuer des Zuges Ar. IM wurde getödtel, ein Brcmier des Zuge» Nr. 3(>8l ichwer uerlckl. Ter Materialschaden ist erheblich. Durch den Unfall war die Stteckc bis heute früh gesperrt. Tirschaii. Die Postbeamten deö Abendzuges Nr. ,">16 Tiricinnl-Tanzig wurden gestern, wie die „Dirickaner Zta." meldet, n.n! ziuei Personen, die sich in den Postwagen eingcschüchcn (!) lalle», » Versal len. durch Schüffc verlebt »nd geknebelt. Geld landen die Räuber, obgleich sie den Wagen durchsuchten, nicht. He Räuber sprangen auf der Station Ohra aus dem Wagen und entflohen. Paris. Der dramatische Dichter Henri de Boruier. Mitglied der Akademie, ist gestern gestorben. Paris, rille Angestellten der Pariser Stadtbahn haben die Arbeit eingestellt. Der Zugverkehr ruht. Du: Bahnhöfe >n>d müitäriich beseht. c, v rc. Infolge Sturmes ist der Dampferverkehr zwischen thiglnnd und Frankreich eingestellt. London. Die englischen Drchsabrikanien wollen an de» Köniz wegen Abkürzung der Hoftrauer petilionircn. London. Ter König ordnete an. daß die Trauer- dcknrativn der Gebäude an den Straßen, durch welche sich (er tzeichenzug bewegt, purpurn, nicht schwarz sein soll. Co wes. Bei der Eerenionie der Investitur des deutschen Krimvrinzen mit dem Hosenbandorden stand der König in tldmlwchallsilniwrm vor dem Throne, die Königin zu keiner Acchlc», der Kaiser zu seiner Linken in der Uniform Ser englischen lbardedragoncr Der Kronprinz trug die Uniform des 1. Garde- Regimcnls z. F. und kniete am' einem seidenen Kissen Vor dem König, als dieser ihm den Orden um den Hals legte. Alsdann dielt der König an den Krrmvrinzen eine herzliche Äuiprachc und wandte sich hierauf mit tief bewegten Worten an den Kaiser, be wach den?» Besuch, der in eine Zeit schmerzlichen Verlustes falle, und verweilte dann bei den persönlichen nnd anderen Beziehungen, die beide Lander Verbünden. Während der Feier standen hinter dem König die Herzoge von Cambridge und von Sachsen-Kobnrg und lsiotba, Prinz Karl von Dänemark und die übrigen Fürstlich- teilen. Alle in Uniform. Patden waren Prinz Christian von Dänemark nnd der Herzog von Eonnaughk. Zur Linken der Königin standen die Prinzessinnen. Lady Roberts und Ladr> Aorwil waren gleichfalls anwesend. D ie Ansprache des Königs machte einen großen Eindruck. Petersburg. Gelegentlich des Gratulationsbesuches, den d« Minister des Acußercn Graf Lamsdorff denr deutschen Bot- chaster Fürsten Radolin abstaltetc. überreichte er diesem die Brillanten zum Aler nnder Newski-Orden. Heute wurde Fürst Aadnli» von, Kaiser und später von der Kaiserin in Abschreds- Alldicnz empfangen. Petersburg. Der Staatsraih Tr. Ierschofs wurde wegen s gebändes zwischen Tevrieniitraße und Oska-MerkNiederuserstraßri. Bigamie zmu Verlust aller Reckte u»o Einreihung in olc, durch welches Ersaß für duS alte Malersaalgcbäude an der Oitre Arrcstaiitcnabtheilung auf:: Jahre verurtheilt. ^ ! Allee ge'chasjk werden soll, ist eine Verdrückung des Ostra-Ujei-i Shanghai. Ein Telegramm der „North Syina Daily! elbwürtS vom Rathe als Baupolizeibchörde genehmigt worden. ghai. Gtn Telegramm der „North ÜHina News" berichtet, Li - Huug - T > ch a n g leide an hochgradigem Fieber An seinem Aufkommen werde gczweiseli. Am 27 Haimar wurden Tschwang und Auisin hingerichict. OertlicheS «nd Sächsisches. Dresden. 2ll. Januar. —* Seine Majestät der König jagte beiile mit mehreren Kavalieren aut Gopvelner Revier. Die Jagdtafel findet um ü lchr ! in der Königlichen Billa in Strehlen statt. . . ! —' Sc. Majestät der König zeichnete, begleitet vom Flügel- adjutanten M aior Senfst von Pihach. den Kunsbalon von Emil Richter (Pragerstraße) durch einen längeren Beinck aus, um die Sonderausstellung von Porträts der Malerin V- Parlaghr (Furskiu Lwoss> i» Augenschein zu uelnucn. - 2e. Köuigl. Hoheit Prinz Georg muß noch immer !das Bett hüten. Die vergangene Nacht war unruhig. Die > Ficbcrericheinungcn haben noch nicht nachgelassen. Se. Königl. Hoheit Prinz Fricdrick August beehrte den Kunsb'alon von Emil Richter sPragcritcaße) niit cineni längere» Besuche, »in die Bildnisse von Frau B. Parlaghi nnd i die Sonderausstellung der künstlerischen Photographien in Augen- . schein zu nehmen. j — Das Finanzministerium hat die Bazirksstenereinnahmen und diejenigen Gemcindcbehörde». welchen in Ttaatscinkvinmen- sreuei-Aiiaelegeiihetten die Zwongsvollsirccknugsbcsngniß crtheili s worden ist. mit Anweisung versehen, daß zm» Konkurse über das Vermögen irgend eines Bciiragspilichtigen nur solche j S ta a tse iu k om in enst euer l> ctraye auz um eld en sind, deren Zahlbarkeit bereits vor oder spätestens an dem Tage der i Konkurßcrösimiilg cingetreten ist. Diese Bestimmung findet natür- I '.ich sinngemäße 'Anwendung bei allen etwaigen übrigen Stcucr- > reiten. —*Mitiheilungen aus der Gesanilntrarhs- ! Sitzuiim Der Rath genebmigte die von dem Skcuereinnchmer Sekretär Schulze sür 1. Mai lAll erbetene Versetzung iu den Ruhestand. — Durch übereinstimmenden Vcichiuß der städtischen Kollegien ist die Kautionspflicht der Gemcindebeamien aufgehoben worden. Bor Aussühnmg dieses Beschlusses ist erforderlich, den 17 des Örtsliatuts. welcher die Sicherheitsleistung sür alle mit der Verwaltung von Geld und Geldeswerth betrauten Beamten vorichreibt, förmlich uufzuheben. Zu diesem Zwecke ist ein 12. Nachtrag zum Ortsstatut entworfen worden, welcher die Ge- § nehmigung des- Ralhcs fand. — Die Geschäfte des Steueramtes ! -V. sind so beträchtlich gewachsen, daß das vorhandene Personal an Lteuerboten nickt mehr ausreicht, um die nöthig werdenden Be- bändigungen und Zustellungen, insbesondere die,eiligen im Mahn verfahren, rechtzteiig zu bewirken. Der Rath beschloß, vom 1. Avril ab 1b Stcuerbotenstellcn ne» zu begründen. Weiter wurde beschlossen, vom gleichen Zeitpunkt ab zur Gewinnung eines besonderen Vorstandes für die neue Steueramtsnebenstelle in der Südvorstadt eine Kanzlcibeamtrnstclle nnd drei Kassendienerslellc» sür die 'Nebenstellen in der Neustadt, in Vorstadt Striesen und in der Südvorstadt zu begründen. — Auch bei dem Nathsvollstreck- ungsamt erfordert das stetige Anwachsen der Geschäfte, welches rum Tbeil unmittelbar durch das Wachötbum der Geschäfte des Steueramtes I bedingt wird, eine Vermehrung des Personals, insbesondere der Vollzieher. Der Rath beschloß, vom l. Juli ab die Stellen von vier Vollziehern und eines Kanzlcibcamlen zu begründen. Zn Gunsten des Neubaues eines Tvcatcrreouisiten- Hicrdmch wird zwischen StaatsflskuS und Stadtaemeinde ein Arealntiülauich hinsichtlich des abgeworsenen und des yinznkommcn den Straßenlandcs erforderlich, der beidencits unentgeltlich ei folgen soll-- Der Rath beickloß, die Vorbereitung der oll gemeinen Wahl der Armenvfleger dem Ausschüsse Kr die . Gemciudcwahlen zu übertrag^, und ihnen dazu um ie zwei Mit glieder des Nathes und der Stadtverordneten zu verstärken. Dei Rath wählte die Stadträtke Kaiser und Kahn. — Um das Ent weichen von Insassen der Arbcitsanstalt wirksamer als bisher zu Perbindern, soll die Einfncdigungsmauer längs der Königsbrückcr fräße erhöht und cm Thor mit Stacheldraht verwahrt werden. — Tie Kirchgemeinde Plauen bei Dresden beabsichtigt, zur Bedeckmi » der Kosten des Erweiterungsbaues ihrer Kirche ein Darlehn von um die M Olü Mk. aufzunehmen Der Rach beschloß, die hierüber ab gefaßte Schuldurkunde mitzuvoUziehen — Bei Rath und Stadl verordneten sind Gesuche um Anlegung von Straßenbahn-Halte stellen an der Marschnerstraßc sowohl in der Pillnitzer- wie in der Canalettostraße angebracht worden. Der Rath vermag weder die Anlegung neuer Haltstellcn an dieser Straße als ein öffentliche- Bedürfnis,, noch auch die Verlegung bestehender Haltestellen, welche nicht ohne Bcnachthciligung anderer Interesse» ausführbar wäre, siii zweckmäßig zu erachten» und beschloß daher, die angebrachten Gesuche abzulehnen. Rechte undPslichten desMiethers nach dem neuen b ü rgerlicheii R echt" bildeten den Gegenstand des dritten rechtüwisscnschastlichen Vortrags, weichen Herr Landrichter Doehn am 2!. Januar ini Verein Volkswohl hielt. Redner hob zunächst den engen Zuwinmenhang zwilchen der Wohnungsfrage nnd der rechtlichen Ausgestaltung des Mictbervcrhältnisses durch das Bürgerliche Gesetzbuch hervor. Darauf besprach er den dos neue Micthrccht beherrschenden Grundsatz „Kanj bricht nicht Micthe", um sich sodann in ausführlicher Weise über die Rechte nnd Pflichten des Micthcrs zu verbreiten. .Hierbei verfuhr Redner derart, daß er vorerst die gesetzlichen Bestimmungen und im Anschluß hieran die zumeist in den Miethveriragsformularen enthaltenen Verein barungen über MieihzinZzahlung. Kündigung. Asterwiethe, Pfand recht des Vrrmietbers. Revaraturpflicyt des Vecmieihers und Haftung desselben kür Mängel der Wohnung genau erörterte. Zum Schluß ermahnte Redner die Anwesenden, vor Eingebung eures schriftlichen Miethvertrags die darin enthaltenen Borkchristen sorg fältig durchzusehen, ans Beseitigung besonders drückender Bestimm ungen zu dringen oder überbaupt keinen besonderen Micthvertrag abzuschließcn. um der durch das Gesetz dem Miether zugedachtcn Wohlthaten tbeilhastig zu werden. Am Donnerstag spricht Herr Amtsrichter Dr. Hosinann über „Rechte und Pflichten der Eltern und des Vormundes nach dem neuen bürgerlichen Rechte". — - Was wir seit Wochen, ja seit Monaten sehnlichst erhofft, ein Wintertlild mit allen seinen durch ein Schneekleid erhöhten Reizen, bot sich heute endlich unseren staunenden Augen. lieber Nacyi war Scqneesall cingetreten und zwar in so reichem Maße, wie im gegenwärtigen Winter überhaupt noch nicht, und Straßen und Gärten, Feld und Flur zeigten heute Morgen jenen zauberischen Anblick, der uns den Winter erst zum vollen Bewußtsein bringen kann. Am glücklichsten war die kleine Welt, die rasch die so lange zur llnthätrgkeit uerurtbeilten Schlitten hervorholtc und nun Skraßen »ndWegc okkupirtc, um sich beim Schlittenfahren in jugend lichcr Lust zu tummeln. Schade nur. daß das Vergnügen laum lange währen dürfte, denn die Sonne meinte es heute wieder recht gut und schien sich um das Sehnen und Trachte» der Kinder nach Schlittenfahren und Schneeballwerfen nicht sonderlich zu kümmern. Sei dem. wie ihm wolle, wenn vielleicht auch nur aus kurze Zeit, wir Kunst nnd Wissenschaft. t* Der Mozart-Verein veranstaltete zu Ehren von Acozart's Geburtstag einCvnccrt im Bcieinshause. das durch den Besuch Sr. Majektät dcöKönigS ausgezeichnet wurde. Tn !m Ccmrertiaal selten gehörten Jdomcneus-Ouverture schloß sich die Aufführung eines in Dresden noch nicht dargebotenen llrnccrtes sür Klavier (Ln-ckur. L. V. 182) von Mozart an. Der Reister toll es zuerst in seinem Subskriptionsconcert, Dezember i7K in Wien, wozu es komponirt gewesen, gespielt Koben und das Andante soll von so großem Eindruck gewesen »ein, daß es wieder hol, werden mußte. Da« Werk hat seitdem sicher in Nichts ver loren. Jnaendfrisch, gcist- und schönheitsvoll, als ob es gestern erst von Meisterhänden geschaffen, fesselt eS in allen Tbeilen mit einen edlen, herrlichen Melodien, graziösem Rhythmus und der Genialität der Erfindung und Arbeit. In Frl. Maria Bender von Berlin, elnstiae Schülerin von Alois «Schmitt, jetzt bereits an der Berliner Hochschule anaeftellt, fand eS eine ausgezeichnete Künstlerin, die es, echt im Mozart'schen Geiste, fein und klar ab- getont in der Technik zur vollen Geltung brachte. DaS Werk ver lang! vor Allem nach Geist. Annmth, Liebenswürdigkeit und in einen getragenen Sätzen nach poetischer Verklärung. Allen dielen Anforderungen ist Frl- Bender in so reichein Maße gerecht ge worden, daß unter ihren Fingern und unter der Leitung ihres ehemaligen LehrerS. der auf das Sorgfältigste die Orckestrrbegleitung dem Solopart anpaßte, das Concert zmn Höhepunkt oervorm krigen Vorträge wurde. Nicht weniger vortbeilhart zeichnete sich Frl. Bender mit der sinnig-schönen und künstlerisch abgetönten ÄuS snhrung der von Saint-SaLns für Klavier übertragenen Ballet musik aus Gluck'S .Alceste" aus. der sic, aus allgemeines Verlangen, eine Zugabe folgen lassen mußte. Neben Fräulein Bender trat eine junge Sängerin, Fräulein Anna Stephan an- Berlin, aus. zunächst mit dem Vortrage eines Mozart- schm Stückes: Rezitativ und Rondo .,6k'io wi soonU äi ie?" lohn sagt über diese, sti Dresden sicher auch noch nicht gehörte Komposition: .Als Nancy Storace, welche im „Figaro" die Susanne acsnngen batte. Anfang 1787 Wien verließ, komponirte Mozart für sie die schöne Arie mit obligatem Klavier, daS er selbst !» ihrem Eoncert spielte. Er wählte dazu den Tert der Arle, welche zu der Wiener Aufführung d«S IdomeneuS für Ivamante nacklkomvonirt war: ,Lioa tswer kMiklto bsns" <L. V. 4S0). Der Umstand, daß Jdamante sich mit «einen Klagen und Bethruenmgen an die anwesend« Jlia wendet, veranlaßte vielleicht, daß für sie die Begleitung eine» obligaten Instrument» besonder» paffend er» lchk» und ui der That übernimmt da» Klavier an manchen Stellen auf überraschend schöne und anSdruckSvolle Weise die Stelle de» liebenden Wesen», mit welchem die Sängerin sich unterhält, indem «S ibrc Aeußerungen bald heranszuwider», bald zu erwidem scheint. 2n dieser Hinsicht, wie durch Ton und Haltung, übertrifft diese Arie bei Weitem die früher mit obligater Violine komponirte. der Geist des Figaro weht in derselbe» und man erkennt das durch einen leisen Hanch von Schwärmerei be seelte inniae Gefühl der Gräfin in ihr wieder." Frl. Stephan gab sich sichtlich viel Mühe, die nicht leichte Aufgabe zu bewältigen und es gelang ihr auch ehrenvoll zu bestehen, die ganze Wirkung aber, die man voraussetzen darf, vermochte sie nicht zu erzielen. Die Mittel hätten schließlich genügt, im Vorträge aber blieb Frl. Stephan doch merklich hinter dem zurück, was man von einer Mozartiängerin erwarten kann. Einige später dargebotene Lieder: »Mit Myrtden und Rosen" (Schumann), „In deu Beeren" (Brahms), „Rastlose Liebe" (Schubert) gelangen der jungen Dame nicht übel, trotzdem brachte e» Frl. Stephan auch hier über einen Achtungserfolg nicht hinaus. Me obligate Klavierstimme gelang Frl. Bender dagegen tadellos. DaS von Herrn Hofkapellnieister Alois Schmitt geführte Mozart-Orchester bot in trefflicher Aus führung dos bereits früher aehörte Divertimento ,8. V. st'.l) und einen Marsch von Mozart (8. V. 108, Nr. 3) und entledigte sich sehr sicher und diskret der Orchesterbegleitung. Der Saal war. wie bei den Eoncerten des Mozart-Vereins seit Jahren Lblick, dis auf den letzten Platz gefüllt. ü. 8t. ttiusevve Verdi -j-. Auf welche Laufbahn darf dieser Meister zurück,chauen! „Oderto". „Nabucco" und.Ernani' — „Rigolest»'. „Trovatore" und ^Traviata" — schließlich das Requiem. „Aida". „Othello" und „Falstaff" I Je größer, entschiedener die künstlerische Läuter ung eines großen Mannes ist. um so interessanter wird uns der Künstler sein; je ruhiger, vrunlloser und bescheidener nach außen hin diese Wandlung sich vollzog —um so sympathischer der Memck. Ohne rcklamehaste Vorverkündigung, ohne daß eine Schaar ver zückter Verehrer marktschreierisch in die Trompete gestoßen hätte, in ruhiger Zurückgezogenheit seinen Genius walten lassend, tbat Giuseppe Verdi den großen Schritt vom „Trovatore" zur „Aida", von der.Traviata" zum „Requiem". Er näherte sich vollends Jenen, die seinen intensiven künstlerischen Gaben zu Liebe ihm manche Zügellosigkeit, manches Rauhe und Rohe nachgesehen, und versöhnte Diejenigen, die sich bisher scheu von ihm abgewandt hielten, nur die Mäng l deS großen Italieners, nicht auch dessen reich« Vorzüge gewahrend. So von Allen geliebt und verehrt, von seinen Landsleuten vergöttert ist er, als der Größte unserer musikalischen Zeltgenossen. dahinaeichieden. Simeppe'Berdi ist am S. Oktober 1818 in Roncvle. einem gap» klemm Dorfe nahe bei Buffets, im ehemaligen Herzogthnm Pärma geboren. Seine Eltern hielten «in kleines WirtlishauS nnd -ine» ebenso kleinen Kramladen: sie nährten sich redlich und kümmerlich. Im kleinen Giusepvc offenbarte sich von Kindheit an ein leidenschaftlicher Hang zur Musil. Dm ersten Unterricht gab ihm der arme Organist des kleinen Dörfchens, dann kaufte ihm der Vater mit großen Opfern ein kleines, vollständig abgenützte» Svinett; ein Mechaniker Cavaletti setzte es „in einigermaßen brauchbaren Stand, unentgeltlich, um der guten Anlage und de-. , Fleißes willen, dm der kleine Giuseppe zeigte". So lautet ein ^bcil der Inschrist, die Ghislanzoni, einer der vielen italienischen Biographen Verdi s, unter der Tastatur gefunden Hai. In seinem ll- ^>ahrc war der Knabe schon so weit vorgeschritten, daß er al-- Stellvertreter des Organisten in Roncole verwendet wurde: dann brachte ihn der Vater »ach Busseto. wo er die Schule besuchen und »eine musikalischen Studien weiter führen sollte. Die erste llntcrkunst fand er ffn Hause eines Schuhflickers, für 80 Centesimi täglich. Das Orgcmistenamt i» Roneole — mit 30 Frauken jähr lichem Gehalt — versah er noch immer und ging irden Sonntag zu Fuß dahin, um die Pflicht zu erfüllen. Bald ward er in das HauS des Spezereihändlers und Präsidenten der Philharmonischen Gesellschaft, Barezzi, eingesührt und nun änderte sich Manche-' Barezzi verschaffte ihm eine Unterstützung der Gemeinde und fügt.: von dein Seinen bei. auf daß der Schützling nach Mailand gehe» konnte, um dort ieineStudien zu vollenden und dann sein Glück zuvei suchen; empfahl ihn auch einem sehr befreundeten Gymnaffalprofeffor so warm, daß dieser ihm sofort in seinem Hause Unterkunft gal'. Kaum in Mailand angekommen, stellte sich Verdi der Prüfungs kommission des Konservatoriums vor. um als zahlender Schüler auigenommen zu werden. Der berühmieu Lehranstalt Direktor iCensor) war damals ein alter Maestro Francesco Bastln (geb.1706 . Sein Name würde längst vergessen sein, knüpfte sich nicht die Erinnerung daran, daß nnier seiner Direktion deS Mailänder Komervaioriumö Äerdi's Ersuchen um Aufnahme zurückgewiesen ward. Zwei Jahre nach dieser Zurückweisung starb der Organist der Kathedrale nndKcwcllmeister derPhilharmoinkcrin Buffctv, Provc». Berdi's Lehrer: Verdi wurde dessen Nachfolger. Im Jahre 1830 hcirathete Verdi die älteste Tochter Barczzi'S. seines edlen Freundes »nd Beschützers, in dessen Hause er wohnte. Zwei Jahre darauf ging das junge Paar nach Mailand, wo Verdi seine erste Over ans die Bühne brachte. Dieses Erstlingsivcrk „Oberto" wurde am 17. November 18N zum ersten Male aufaeführt. Die Oper hallo günstigen Erfolg, manche Kritiker begrüßten „das neue Genie : ein Beweis, daß die Italiener ihre Musik mit anderen Obren hören, als alle Nationen diesseits der Alpen. Merelli sch.oß sofort einen Kontrakt mit dem so hoffnungsreichen Komponisten: er sollte drei Opern hinter einander von acht zu acht Monaten liefern. Er be kam zuerst das Textbuch „Prolerüto" (der Verbannte), das ihm nicht gefiel, das Nicolai komponirte. und mit großem Mißerfolge ans die Skala brachte. Dann wandte er sich aus Merelli's Anregung der komischen Oper zu und komponirte ..llu aiorno cki Raxan". die ein so ganz heilloses Fiasko machte, daß er sich verschwor, niemol-' mehr eine Oper zu lomponiren. und Merelli ersuchte, ihn scmci Verpflichtung zu entbinden. Verdi hat in der Mittheilnng an den
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