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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 14.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-189202145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-18920214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-18920214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-14
- Monat1892-02
- Jahr1892
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 14.02.1892
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Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich Gkschiifts-AMgn für Huhndorf, MbH, Bernsdorf, Kisdorf, Ä. Cgidicn, Heinricheort, Monens« u. Müsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. —— 42. Jahrgang. Nr. 37. Sonntag, den 14. Februar 1892. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. ZU Weihe Hel UM LlltheMlhe in HslMs am Sonntag LsptuaZosimas, den 14. Fe br. 1892. Hoch vom Berg herab tönt Glockenläuten, Es ruft die Gläub'gen zu dem Tempelraum, Ein hohes Fest verkündet es in Freuden. Dankopfer bringt man ohne Trug und Schaum Zum großen Tag des Herrn, drum lobet laut In tausend Zungen dessen heil'gen Namen, Des Hauses Weihe gilts, das hier erbaut, Ein' feste Burg, für die zusammen kamen. Das Haus des Herrn, wo Ehrfurcht nur wird wohnen, Vollendet steht es da, zum Tag der Weihe, An seinem Altar wird der Glaube thronen Und Gottes Güte wird erkannt aufs Neue, Sein lautres, reines Wort wird man verkünden, Gebete werden hoch zum Himmel dringen, Gedrückte werden sich im Glauben finden Und Fromme sich im Geiste aufwärts schwingen. Wie Luther einst, ein starker Glaubensheld, Sein ganzes Leben widmete der Wahrheit — So mög' dies Hans, des Namen es erwählt, Die Finsternis durchdringen bis zur Klarheit! Und dazu gieb, o Himmelsfürst den Segen, Schenk uns die Kraft, wir bitten immer neu, Daß wir auf uns'ren fe:nern Lebenswegen Bewahren Dir die rechte Glaubenstreu. Daß Glaube, Liebe, Hoffnung uns verbünde, Daß wir uns nur nach Deinem Willen beugen Und daß wir lauschen Deinem Gnadenwinke, Dies mache uns, o Herr, all uns zu eigen. Verkläre Dich in uns, Du unser Siern, Laß, Christus, uns ein Heiligtum Dir werden, Daß ewig diene dieses Haus dem Herrn Und sieghaft bleibt der Wahrheit Licht auf Erden. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 12. Februar. Auf der Tagesordnung steht zunächst 3. Be ratung des Gesetzentwurfs betreffend die Außer kurssetzung der Vereinsthaler österreichischen Ge präges. Abg. Leuschner -Eisleben (Reichspartei) bittet, den Verkauf des disponibel werdenden Silbers nicht zu beschleunigen, sondern damit bis zum Eintritt besserer Preise zu warten. Staatssekretär v. Maltzahn-Gültz er widert, daß ein Präjustiz durch Annahme dieses Gesetzes nicht geschaffen werde. Die Außerkurssetz ung werde vorläufig nicht erfolgen, sondern erst frühestens dann, wenn die österreichisch-ungarische Regierung den von ihr zu übernehmenden Betrag wirklich übernommen hat. Der Gesetzentwurf wird einstimmig angenommen. Die Beratung des Etats der Reichseisenbahnver waltung wird fortgesetzt. Abg. Frhr. v. Stumm (Reichspartei) teilt den vom Minister Thielen gegenüber den sozial demokratischen Arbeitern eingenommenen Standpunkt. Er bestreitet, daß die Sozialdemokratie überhaupt eine politische Partei sei (lebhafter Widerspruch bei den Sozialdemokraten) und weist darauf hin, wie die Sozialdemokraten gegen Alles gestimmt haben, was zu Gunsten der Arbeiter hier beschlossen wurde. Die Sozialdemokratie habe sich gegen Religion und Ehre, für Meineid, Diebstahl usw. erklärt. Sie er strebe damit einen Zustand, der die Menschen zu Bestien mache. Redner verliest einen Brief eines alten Arbeiters, der entschiedene Abwehr gegen die sozialdemokratischen Agitationen forderte. Was solle aus unserer Jugend werden unter dem Einflüsse dieser Agitation? Der Briefschreiber antwortet: „Eine Räuberbande." Es sei Pflicht der Reichs- eisenbahnverwaltung, dafür zu sorgen, daß nicht Sozialdemokraten gezüchtet werden. Die Tyrannei, welche seitens der sozialdemokratischen Partei auf die freien Arbeiter ausgeübt werde, übersteige Alles weitaus, was den Arbeitgebern in dieser Hinsicht je zum Vorwurfe gemacht worden sei. Eine Verwalt ung, wie die der Reichseisenbahnen, müsse ihre Ar beiter vor dieser Tyrannei schützen, und sie müsse einen Arbeiterstamm haben, auf den sie sich in Zeilen der Gefahr absolut verlassen könne. Er hoffe, daß das Beispiel der Reichseisenüahnverwaltung allge meine Nachahmung finden werde. (Lebhafter Bei fall rechts). Abg. Bebel (soz.): Vielleicht solle die eben gehörte Rede bei dem Einfluß des Herrn v. Stumm den Erlaß eines neuen Sozialistengesetzes einläuten,' was er beigebracht, sei nicht beweiskräftig. Es seien großen Teils die Citate aus längst vergangener Zeit. Die Partei habe nur ihre offiziellen Kund gebungen zu verantworten. Tie Behauptung, die Sozialdemokratie sei keine politische Partei, verdiene keine Widerlegung angesichts der Thatsache, daß die Sozialdemokratie im Mittelpunkt aller politischen Maßregeln stehe. Auch das neue Volksschulgesetz solle ja die Sozialdemokratie bekämpfen helfen. Die Partei des Abg. Stumm dürfe sich nicht als Hort der Sitte aufspielen: Wo seien die vielen Stempel fälschungen, die falschen Steuerdeklarationen rc. vor gekommen ? Wo herrsche eine Maitresienwirtschaft, die heute schon die freie Liebe zur Thatsache mache? Die Staatswerkstätten sollten Musteranstalten sein. Damit seien Maßregeln gegen politische Gesinnung unvereinbar. Einen Arbeiter seiner politischen Ge sinnung wegen zu chicanieren, sei ebenso unanstän dig, als wenn dieses wegen religiöser Ueberzeugung geschehe. Die Maßregelung von Arbeitern ihrer politischen Gesinnung wegen widerspreche der Kultur, der Verfassung und der Wohlanständigkeit. Abg. Haußmann (Volksp.): Stumm's Rede scheine der Ausdruck der Meinungen zu sein, die heute in der Umgebung desselben und höher hinauf herrschten. Es handele sich wohl um einen Fühler wegen einer Verschärfung des allgemeinen Strafrechts gegen die Parteien der Linken. In den höheren Schichten bestehe eine ganz immense Sozialistenfurcht, nur wolle man dieselbe nicht Wort haben. Er freue sich, daß der Chef des Reichs eisenbahnamts die Stumm'schen Grundsätze nicht teile, denn er habe nur zwei Arbeiter wegen sozial demokratischer Agitation entlassen, während die Zahl der sozialdemokratischen Arbeiter in seinem Ressort sicher eine große sein wird. Der Fall Peus erzeuge mehr Sozialdemokraten als alle Agitationsreden. Wenn man der Zunahme der Sozialdemokraten ent gegentreten wolle, so werde sich höchstens bei der Frage der Soldateumißhandlungen Gelegenheit dazu finden. (Beifall links.) Abg. Frhr. v. Stumm (Rp.): Verbrechen kämen in allen Gesellschaftskreisen vor. Was er den Sozialdemokraten zum Vorwurf mache, sei die offi zielle Verteidigung des Verbrechens. Die von ihm ausgesprochene Meinung stehe in keinerlei Wider spruch mit der Gleichberechtigung. Im Gegenteil, er handle im Interesse der Gleichberechtigung, wenn er die freien Arbeiter gegen die Tyrannei der Sozial demokratie zu schützen suche. Was den Hinweis auf die Thatsache anlange, daß nur zwei Arbeiter im Ressort der Reichseisenbahnverwaltung entlassen worden seien, könne er darauf verweisen, daß er im letzten Jahre überhaupt keine Arbeiter wegen sozial demokratischer Agitation entlassen habe. Er müßte also demnach ein den Sozialdemokraten sehr genehmer Arbeitgeber sein. Abg. Möller (ul.) hält sich für verpflichtet, einen Mann zu verteidigen, der hier in schärfster Weise angegriffen worden sei und der sich nicht ver teidigen könne. Die Papiere, welche Herrn Naare belasten sollten, seien der Staatsanwaltschaft über wiesen worden. Da längst Verjährung eingetreten, habe eine Prüfung aber nicht stattgefunden. Es sei also ganz falsch, wenn behauptet werde, die Prüfung der Papiere habe die Richtigkeit der erhobenen Be schuldigungen ergeben. Abg. Dr. Hirsch (freist) bekämpft den Stand punkt Stumm's und bittet die Verwaltung oer Reichseisenbahnen, volle Gleichberechtigung walten zu lassen. Nur dadurch könnten die Arbeitermaffen wieder auf den Boden der bestehenden Ordnung zurückgeführt werden. Äbg. Hitze (Ztr.) tritt einer Behauptung Bebels entgegen, daß die sozialdemokratischen Arbeiter die zuverlässigsten, geschicktesten und fleißigsten seien. Er nehme diese Eigenschaften für die christlichen gläubigen Arbeiter in Anspruch. Der Standpunkt Stumm's scheine ihm als zu weitgehend. Entlassungen wegen politischer Gesinnung wirkten erbitternd. Abg. v. Helldorf (konst): Die politische Gesinnung der Arbeiter solle nicht getroffen werden, aber es sei Recht und Pflicht der Arbeitgeber, der Agitation entgegenzutreten. Abg. Bebel (Soz.): Sozialdemokratie, wie Politische Agitation überhaupt innerhalb der Betriebe hielten auch seine Freunde für unzulässig. Eine solche brauche sich kein Arbeitgeber gefallen zu lassen. Zu protestieren sei aber dagegen, daß Arbeiter wegen ihrer politischen Haltung außerhalb der Betriebe gemaßregelt würden. Man werde nie nachweisen können, daß ein Arbeiter seiner sozialdemokratischen Gesinnung wegen seine Pflichten gegen den Staat und speziell auch gegen seinen Betrieb nicht erfüllt habe. Abg. Haußmann (Volksp.) verteidigt die Linke gegen den Vorwurf, die Sozialdemokratie zu begünstigen. Die Sozialdemokratie werde durch Diejenigen begünstigt, die Jnteressenpolitik treiben. Der Regierungskommissar erklärt, daß von 2300 Arbeitern der Werkstätten der Reichseisenbahn verwaltung 2 entlassen worden seien, die als sozial demokratische Agitatoren aufgetreten seien. An dem damit eingenommenen Standpunkte müsse die Ver waltung festhalten. Abg. Schrader (freist): Man schließe diejenigen Arbeiter aus, die innerhalb des Betriebes Unfrieden säen, aber entferne aus den Arbeitsordnungen jede Bezugnahme auf Bestrebungen irgend einer politischen Partei. Abg. Frhr. v. Stumm (Rp.): Von der Ge sinnung sei gar keine Rede, sondern von der Be- thätigung. Herr Wille sei aus der sozialdemokrat ischen Partei ausgeschlossen worden, weil, wie Bebel sagt, er die Partei verleugnet habe. Was thue denn aber die Sozialdemokratie gegenüber den Ar beitgebern? Gegen die Verleumdungen, die die Ar beitgeber von den Sozialdemokraten fortgesetzt er führen, müßten sie sich wehren. Abg. S i n g e r (Soz.): Die beiden entlassenen Arbeiter hätten nicht, wie behauptet worden, an einem sozialdemokratischen Parteitag teilgenommen, sondern an einem Kongreß der Eisenbahnarbeiter. Ein anderer entlassener Arbeiter, dem heute der Regierungsvertreter uachsage, er stehe im Verdachte der Unredlichkeit, sei mit den besten Zeugnissen ent lassen worden. Die bei den reichsläudischen Werk stätten bestehenden Betriebsordnungen stünden in Widerspruch mit der am 1. April in Kraft treten den Gewerbeordnungs-Novelle. Abg. v. Kardorff (Rp.) erklärt, daß, wenn die Sozialdemokratie in der bisherigen Weise ihre zersetzende Thätigkeit fortsetze, an eine Verschärfung der Preß-, Versammlungs- und Vereins-Gesetze werde gedacht werden müssen. Abg. Dr. Barth (freist): Damit würde man einen Zustand schaffen, der nahe an den Bürger krieg streife. Abg. v. K a r d o r f f (Rp.): Nachdem die Frei sinnigen bei der Wahl des Fürsten Bismarck für den sozialdemokratischen Kandidaten eingetreten, brauchte Herr Barth den Sozialdemokraten nicht noch das Entgegegenkommen zu bescheinigen.
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