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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188410065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18841006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18841006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-06
- Monat1884-10
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1884
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ErschsiNt täglich ft»h M/.UHr. AeDaeU« nt LkpE»» Joha»»e«gaffe 33. chrkchidulte» »er Lrt«ti-iu vormitta,« 10-1» llhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. ?ÄWk'" r »tzr »achmttta, „e»»r»tzl »er N«»»er Heft« W«chrnt«,e» tt» an kann- ,u» -efttage» »lerat« an »is'^E In den /Malen str Znf.-Inantzme: Ott« Ule«», UniversttätSstraße 31» Laut« Lisch», Kathartneastraße 18, p. «nr »t» '/.» Uhr. Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 280. Montag dm S. Oktober 1884. Meß.»«f»age L8,7»0 AhOnnnnrnIgPrri» oiertüj. 4'/, Mk. Incl. vringerlohn 5 Mk.. durch dir Post berogen Ü Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilaaen liu Tageblatt-Format gesalzt» «tz»e PostbesSrderung 39 Mk. »tt PostbesSrderung 48 Mt. Inserate Ogrspaltene Petitzeile 20 Pf. Größere schriste» laut uuserem Preis- Verzeichnis Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höheroi T-ris. Nrcla»en anter de« Ledarlian-Ürich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet« an die t-rpedtttan za lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruevumeruwlo oder dura, Post, »achnahine. 78. Jahrgang. Amtlicher The«. Vekanntmachung, Reich»taq»«ahl betreffend. Die wegen der Wahl eine» Abgeordneten zum Deutschen Reichstage für hiesige Stadt ausgestellte Wählerliste soll während der Zeit vom 29 September bi« mit 6. Oktober ». o. täglich Bormrjtag« von 8 bis 1 Uhr und Nachmittag« von 3 vis 8 Uhr im Stadthause, Obstmarkt 3, I. Etage. Zimmer Nr. 87, zu Jedermann« Einsicht ausgelegt werden. Unter Hinweis auf tz. 3 des Reglement» zur Ausführung de« Wahlgesetze« für den Reichstag vom 28. Mai 1870 wird die- mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß. wer die Liste sitr unrichtig oder unvollständig hält, die» innerhalb acht Togen nach dem Beginn der Auslegung, also bis mit 6. Oktober lsdn. Js. bei uns schriftlich anzeigen, oder bei dem in dem angegebenen Local anwesenden Beamten zu Protokoll geben kann und die Beweismittel für sein« Be hauptungen, fall» dieselben nicht aus Notorietät beruhen, bri- bringen muß. Leipzig, am 26. September 1884. Der Rath d»r Stadt Leipzig. vr. Georgi. N. MWntmachungT^ Wegen der Umlegung von Wasserrohren wird die PoniatowSkystraße don ARoataa, den 8. diese» Monat» ab aus die Dauer der Arbeiten für den durchgedeade» Fahrvee, kehr gesperrt. Leipzig, am 3. Oktober 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trönvlin. Hennig. rkller-Vtrmirthung. In dem der Stadtgemeinke gehörigen Hause Grimmaiscke Straße Nr. 37 ist von» I. Zauuar I88Z an rin Keller- loeal gegen eiavterteljahrltche Kündigung anderweit zu verariethe«. Mielbgesucke werden auf dem Rathhause'. I. Etage. Zimmer Nr. 17. entgegengenommen, auch können ebendaselbst die VermielhuugSledingungen eingesehen werde». Leipzig, den 29. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. > vr. Trönvlin. Stöß. londoner Ausltrllnng von SrSMngen vnd von mukkalifiiien Instrumenten. Bon dem Königlichen Ministerium deS Innern ist unS eine Mit- lheilunq über die im Wai 1885 in London zu eröffnende inte» nationale Ausstellung der Erfindungen (d. i. von Maschinen, «teräthschaftcn, Proceffen und Produkten, welche ieit 1862 erfunden oder in Gebrauch gekommen sind) und der musikalische» Instrumente zugegangen. Da die Anmeldung noch vor Sem I. Novciiibcr d. I. erfolgen muß, so ersuchen wir alle Diejenigen, welche daran Interesse nehmen, dies baldmöglichst auf unserem Bureau, Neumaikt 19, I., anzumeldcn. Leipzig, den 2. October 1884. Die Handelskammer A. Thie m c, stellv. Bors, vr. Geniel, S. veffellilleke änmel<lun?en rum küntritt in <iis Vedrllnffu-^dtdollnax verckeu von vieantux, Ken 7., di, vaanerst»?, ckea A. Oetoder von 11—13 vkr Vormitta?, evt?e?eu?«nommon. ^ukaaüweprllkuu? i'reita?, äeu 10. Oetoder, krilk 7 vbr. t'nrl »olkrum, virootor. Vekanntmachüng^ Da» unter dem Namen „rheresienstiil" bekannte commuuliche HauSgrundstück Nr. 40 an der Hauptstraße hier soll Freitag, den 10. Oktober d. I.. vormittags Ist Uhr an Ort und Stelle aus den Abbruch versteigert werden. Die Bersteigerungsbedingungen werden im Termine bekannt gemacht, könne» auch vorher im Gemeindeamte hier eingeiehen werden. Aohli», am 3. October 1884. Per Gemeinberatb- Paalos. Nichtamtlicher Theil. Der Krieg in Lhina. Der längst erwartete Zusammenstoß der Chinesen mit den Franzosen an der anamitiscken Grenze ist am 4. October erfolgt und allem Anschein nach nicht zum Bortheil der Franzosen. Es liegen zwei Meldungen über den Kamps vor: die eine, welche die „Agence HavaS" bringt, besagt, daß die Kanonenboote „MonSqucton", „Massue" und „Hache", welche vor dem Marsch der Truppen das Thal von Lochnau recoqno- sciren wollten, von regulären chinesischen Truppen angegriffen wurden und Verluste erlitten bähen. Ei» Ossicier sei gelobtet und 30 Mann leichl verwundet. Die Meldung schließt mit der BeruhigungSnachricht. daß Verstärkungen angekommen seien und daß General Negrier mit Truppen auS Hanoi unterwegs sei. Die osficielle Meldung laulel ein wenig ander». Da nach hat General Briöre. als er von der AngrissSbewegung der Chinesen zwischen Bakle und Langson Kenntniß erhielt, sofort Maßregeln getrosten, um den Feind zurückzuweisen. Drei Kanonenboote, welche das Lochnauthal rccognosciren sollten, seien mit 4000 Chinesen ins Gefecht gekommen und hätten denselben erhebliche Verluste bcigebrackt, der Verlust der Franzosen betrage 2l Matrosen unv lO Soldaten, der Capitain des Kanonenboote» „Maffne" sei getödtet. Die Depesche schließt gleichfalls mit einer Beruhigung: Die Chinesen würden fortdauernd zurückgedrängt. Wenn man diese beiten Depeschen mit einander vergleicht, so ergicbt sich daran» das Bestreben beider Verfasser, die Sacke so günstig als möglich darzustrllen, der eine Kat ge glaubt, die Zahl der Gefallenen durch den Zusatz „leicht ver wundet" verschleiern zu sollen, der andere hat den Rückzug der Franzosen in den der Chinese» verwandelt. Offenbar ist die Wahrheit die, daß die drei französischen Kanonenboote genau so wie einige Monate zuvor die Colonne de» Capitains Crstin, in einen chinesischen Hinterhalt geratben und zum Rückzug gezwungen worden sind. Die chinesische,, Schütze» habe» die Franzosen sehr genau ans» Korn genommen, wie daraus hervorgeot, daß der Capitain de» Kanonenboote» Massue getödtet worden ist; auch die Zahl der bei diesem Anlaß ae- sallenen Matrosen und Seesoldalen ist verhältnißmäßig be trächtlich. besonder» wenn man die wirklichen Verluste an die Stelle der angeblichen setzt. Wären die Chinesen wirklich zurückgedrängt worden, wie die osficielle Depesche angicbt, dann würde die Mannschaft der Kanonenboote die Landung bewerkstelligt und die Chinesen in die Berge getrieben haben. Statt dessen ist der Verlaus des Kampfe» der gewesen, daß das vorderste der drei Aanonenboole von den im Hinterhalt liegenden Chinesen beschoffen unv zur schleunigen Flucht gezwungen worden ist. Die Chinesen haben ihnen natürlich nicht mit gleicher Schnelligkeit folgen können, und so ist es den Kanonenbooten gelungen, mit der Landmacht der Franzosen wieder Füblung zu bekommen. Tie Chinesen sind diesen aber so sehr an Zahl überlegen, daß es erst des Nach schubes de« Generals Negrier auS Hanoi bedurfte, um die Franrosen gegen weitere Angriffe der Chinesen zu schützen. Man ersteht auch au- dieser Affaire wieder, daß die fran zösische KriegSleitung in Tonkin sich immer noch nicht auf der Höhe ihrer Ausgabe befindet, daß sie auS den gemachten Erfahrungen immer noch nicht die entsprechenden Lehren gezogen hat. Seit dem Kampfe bei Bacle scheint sich General BriSrc de L'Jsle gar nicht mehr »m die dort lagernden Chinesen gekümmert zu haben, der Versuch. Langson zu besetzen, wurde, nachdem er daS erste Mal verunglückt war. nicht wieder ausgenommen, der sraiizösische Obergeneral begnügte sich mit dem Bewußtsein, daß die den Zugang zur Festung Langson verlegenden Chinesen den Franzosen an Zahl zu sehr überlegen seien, um sie mit Erfolg angreiscn u können. Wahrscheinlich hat General BriSre auch aller einer Truppen dringend bedurft, um sich in Tonkin nur überhaupt halte» zu können, trotzdem hatte er aber doch ge prahlt. daß er alle Maßregeln getroffen habe, um die An griffe der Chinesen zurückzuweisen. Nach der bisherigen Kriegführung der Chinesen ist kaum anzunebmen, daß sie ihren Erfolg weiter anSnutzen und zum Angriff gegen die Franzosen übergehen werden, aber unmög lich wäre auch das nicht. Gcnerial Briüre de L'Jsle ist nun aber durch seine Meldung, daß die Chinesen fortdauernd zurückgedrängt werden, genölhigt, seiner ersten Meldung bald weitere folgen zu taffen, sonst werden die Pariser ungeduldig werden und sich die Meinung bilde», daß auch Vieser General den aus ihn gesetzten Erwartungen ebenso wenig entspricht wie seine Vorgänger. Für Ferry ist der neue Schlag im Lochnauthale besonders fatal, weil er für den Wiederzusam mentritt der Kammern Siege-nackrichten braucht, durch welche er die Herren von der äußerste» Linken zum Schweigen bringen kann. Der Zusammenstoß im Lochnauthale zeigt aber wiederum unwiderleglich, daß sich die Fabel, nach welcher sich Frankreich mil China gar nicht im Kriege befindet, aus die Tauer doch nicht aufrecht erhallen läßt und daß deshalb die Forderung Barcdet's nach Einberufung der Kammer» völlig gerechtfertigt war. Ferry stellt sich bekanntlich aus den Standpunct, daß eS sich nur um die Durchführung des Friedens vo» Tientsin handle. In Uebereinstimmung damit wurde Courbet beauf tragt, sich in den Besitz von Pfändern zu setzen, um dadurch die von den Chinesen zu zahlende Kriegsentschädigung sicher zu stellen. Courbet ist aber trotz aller ihm erlbeilten Lobes erhebungen seiner Aufgabe bisher nur sehr unvollkommen gerecht geworden, denn er hat zwar den Chinesen i» Kcclung und Fontscho» Schaden zugesügt, aber ein Pfand ist bis heu tige» TageS nicht in seinen Händen, ja es ist ihm sogar der Unfall passirt, durch da» woblgezielte Feuer der Forts von Kcelung zum Rückzug genöthigt zu werden. Die Franzosen werde» jetzt vo» einer Woche zur anderen aus die Aussüh- rung des neuen Schlage» vertröstet, welchen Courbet gegen Kcclung führen will. Zuerst hieß es, daß er erst Kohlen und Proviant einnehmen müsse, dann sollte er wiederum aus Ver- stärkungen warte», endlich bat er um Verhaltungsmaßregeln, um die Interessen der Neutralen nicht zu verletzen und so wurde au» dem 15. September schließlich der 6. October, ohne daß er irgend etwa» Entscheidende» unternommen hätte. Von der Vermittelung ist eS auch wieder still geworden. Bor Kurzem wurde triumphirend gemeldet, daß die Kaiserin von Cbina fest entschlossen sei, Frieden zu schließen, zur Un- terstützung dieser Nachricht wurde auf die Wiedereinsetzung Li-Hling-Chang's in feine Aemter und Würden bingewiesen. Jetzt kommt der hinkende Bote in Gestalt der Meldung nach, daß der amerikanische Gesandte in China schon wiederholt mit Li - Hung - Chang Zusammenkünfte gehabt hat. um über eine Vermittelung in dem Conflict mit Frankreich mit ihm Rücksprache zu nehmen, von einem Ergebniß dieser Verhand lungen ist aber nicht» bekannt geworden. E» ist sebr leicht möglich, daß die chinesische Regierung selbst der Auf fassung Vorschub geleistet hat, al» stände ein baldiger Ausgleich in Aussicht, um unter dem Schutze der dadurch auf französischer Seite entstandenen Sorglosig keit um so sicherer wieder irgend eine hinterlistige Unter nehmung inS Werk zu setzen. Ter Zusammenstoß im Locknau- tbnle scheint die Richtigkeit dieser Annahme zu bestätigen. Auch von einer Vermittelung Deutschlands war in letzter Zeit viel die Rede, aber eine solche würde sich nur aus etwaige entgegenkommende Schritte, wohl kaum jedoch aus eine dirccte Dazwischenkunst erstreckt haben Allem Anschein »ach beharrt die .Kriegspartei in China aus ihrer Weigerung, für den Ucbcrsall von Bacle eine Entschädigung zu zahlen und unter den veränderten Verhäitniffen wohl auch mit vollem Recht, da Frankreich sich durch da» Bombardement von Keelung und Fonlschou und durch die Vernicklung eines Tbeilc» der chinesischen Flotte selbst Gcnugthuung für den Uebersnü von Bacle ver schafft hat. Die französischen Kanimern sind zum 14. October ein- barusen. die Frage, ob Cbina der Krieg erklärt werden soll, muß also in ackt bis zehn Tagen zur Entscheidung kommen. Ob bi» dahin Courbet die Besitznahme deS Forts von Keelung auSgesührt haben wird, bleibt abzuwarteu, ebenso, ob es Brisre de L'Jsle gelingen wird, die Schlappe, welche er im Lochnauthal: erlitten, durch eine» Sieg über die Chinesen wieder auSzugleichen. Für Fern, ist beides nicht nur sehr wünschenswertb, sondern geradezu eine Notb- wendigknt, um seinen Widersachern mit Erfolg entgegen treten zu können. Die französischen Abgeordnete» sind an gesichts von äußeren Erfolgen lehr schmiegsam, »uv cs ist für einen Minister leicht, mit ihnen erlig zu werten, wenn er ihnen auf diesem Gebiete Genüge lechen kann. llm so schwerer fällt ihm da-. wenn er ge» nökkigt ist, die Verantwortiing für erlittene Niederlage» zu übernehmen; in solchem Falle sind sie sehr geneigt, die Ver antwortlichkeit de« Minister» in vollem Maße in Anspruch zu nehme». Kerry hätte wahrscheinlich bester gethan, wenn er dem verlangen nach Einberufung der Kammern Folge ge leistet hätte, da er da» nicht getban hat, so ist seine Ver antwortung natürlich um so größer geworden. Ferry ist ein tüchtiger und um AuSwege au» schwierigen Lagen nicht ver legener Staatsmann, aber unter den gegenwärtigen Um ständen wird er seiner ganzen Kraft bedürfen, um der auf ihn einstürmenden Schwierigkeiten Herr zu werden. * Leipzig, 6. October 1884. * Ueber die Besprechung de» Reichskanzler» mit den Chef» der an dem afrikanischen Handel betheiliglen Ham burger und Bremer Firmen wird mitgetheitt, daß hin sichtlich Angra PequenaS und der nördlich angrenzenden Küste eie Meinungen dahin gingen, daß eS genüge, wenn das Reich lediglich da» Protcctorat übernehme, wie eS thatsäcklick ge schehen ist. Dagegen stellten die Hanseaten Bismarck vor, daß die Verhältnisse in Kamerun verwickelter seien, und daß die deutschen Besitzer der dortigen Factoreien die Verantwor tung für eine dauernde Ordnung nicht übernehmen könnten. Sie erklärten eS für wünschenSwerth, wenn diese Gebiete in eine engere Verbindung mit Deutschland gebracht und durch eine von der Centralstelle in» Reich reffortirende Colonial regierung verwaltet würden. Nur auf diese Weise würde die Ausdehnung der Colonie in da» Innere deS ContinentS erreichbar sein. Es wird bchauptel, daß in dieser Beziehung die Meinungen BiSmarck's mil denen der hanseatischen Export firmen sich decken. * Die nationalliberale Partei hat ihre Can- didatenausstellung zur Zeit nahezu vollendet. Nach einer sorgfältigen Zusammenstellung zählen wir gegenwärtig lZ4 Candidalen, die unS als Mitglieder der nationalliberalen Partei bekannt sind oder von denen wir guten Grund zu der Annahme haben, daß sie im Fall ihrer Wahl der national- liberalen Fraktion beitreten werden. In einigen Wahlkreisen steht ferner noch die Ausstellung nationalliberaler Candida- luren bevor; manche Compromißcandidaten von zweifelhafter Parteistellung, die wir in unserer Zusammenstellung nicht ausgenommen haben, dürsten sich ebciisall» noch der national- liberalen Partei anjchließen. So haben wir z. B. die Can- didake» der deutschen Partei in Württemberg nicht mitgerechoet, iveit un» deren Anschluß an die nationalliberale Fraction nicht-sei Sicherheit bekannt ist. Alle» in Allem werden sich schließlich die nationallibcralcn Candidaturen wohl auf etwa >50 belaufen. Es koinnicn davon bi» jetzt aus die Provinz Westpreußen 2, auf Brandenburg 1, auf Posen 1, aus Schlesien 4, auf die Provinz Sachsen 8, also aus die alten östlichen Provinzen zusammen 16. E» ist die» bekannt lich der ungünstigste Boden für die nationalliberale Partei und überhaupt für jede mittlere Richtung, auS Gründen, die oft genug erörtert worden sind. In der Provinz Schleswig-Holstein zählen wir bis jetzt 7 Candi- datcn der nalionalliberalen Partei, in Hannover >6, in Westfalen 4, in Hessen-Nassau 8, in der Rheinprvvinz 6, in ganz Preußen also 57. Aus Bayern komme» l9. auf Sachsen lt, aus Baven 11, aus Hessen 8, auf die beiden Mecklenburg 4. aus Oldenburg 2, aus Bra»,»schweig 3. aus Thüringen und die kleinen mitteldeutschen FürstenthUnicr >2, aus die freien Städte 4. Wir geben unS nun freilich nickt der Hoffnung hin, mit allen diesen etwa andcrthalb- hundcrt Candidalen durchzudringen. ES ist indessen zu bemerken, daß sich nur sehr wenige sogenannte Zäbl-Candi- daturen darunter befinden. Mit wenigen Ausnahme» bieten alle Wahlkreise, in welchen nationalliberale Candidaturen ausgestellt sind, i» Ver That auch ernstliche Aussichten oder eine begründete Möglichkeit, mit denselben durchzudringen. Keine andere Partei dürfte so wenig von vornherein aussichts lose reine Zählcandidaturcn ausgestellt haben. * Die seit dem Rücktritte deS Vicc-AdmiralS Bätsch am 21. Juli v I. in dem activen Osficiercorps der deutsche» Marine nicht vertretene Charge eine» Vicc-AdmiralS ist durch EabinetSordre vom 24. v. M. dem Contre-Admiral Gras von Mont», dem derzeitigen Cbes der Marincstation der Nordsee, verliehen worden. Das Datum des Patents läßt errathen, daß die Beförderung al» eine Anerkennung der Führung und der Leistungen de» die»jäbriacn UcbiiiigS- geschwalcr» zu betrachten ist. Nach dein Chef der Admira lität nimmt nunmehr Gras von MonlS die erste Stelle in der kaiserlichen Marine ein, eine Stelle, die er mit allen Ehren, aber sicher doch leichter gewonnen, als die neue Excellenz vor 6 Jahren geglaubt hat. Selten hat ein Ossicier mit widrigeren Verhältnissen zn kämpfen gehabt, als Gras Mont» nach dem Untergang deS „Großen .Kurfürst". DaS kaum fertige, mit ungeübter Mai»,schuft besetzte Schiff ging in Folge Rammen» durch die Panzersregattc „König Wilhelm" zu Grunde, und obwohl die Kieler Havaric- coinmission die Ursache de» Unglücks richtig erkannte, wurde zwei Mal ein Kriegsgericht berufen, um über da» Verbalten de» Grafen von MontS als Commandante» des „Großen Kurfürst" zu uriheilen. Die doppelte Freisprechung war. wie die „Vossischc Zeitung" hervorhcbt, eine wohlverdiente Gcnugthunng für den braven Ossicier, der in der Stunde der Gefahr nickt nur. wie es seine Pflicht als Commandant eines von Sr. Majestät Schissen ist, der letzte lebende Mann war, welcher das sinkende Schiss verließ, sondern auch später sein Leben einsetzto, um Ankere zu retten. Nach der Frei sprechung blieb Gras MonlS allerdings im activen Dienste und wurde am 12. April 1881 sogar zun, Contrc-Avmiral ernannt, aber so lange Herr von Stosch die Geschäfte führte, hat er ein lLchif'fs- oder Geschwader-Coiiiinanbo nicht wieder erhallen. Als zweiter Admiral der Nord seestation halte Admiral MonlS keine Gelegenheit, seine Tbatkrast und seine Initiative zu zeigen, doch blieb ibm Zeit die Entwickelung der deutschen Marine genau zu verfolgen und die Fehler eine» einseitigen Systems an erster Stelle zu studircn. Der plötzliche Wechsel in der Admi ralität im Frühjahr vorige» Jahre» brachte nach dem Rück tritte keS Ecittrc-Aviiiirat Berger am 24. Juli 1883 Graf Monts die Ernennung zum Chef der Marinestation der Norblee. Hier entfaltete sich die so lange zurückgedrängte Tbätiqkeit ticKS ausgezeichneten O'ffciers in fruchtbringender Weise. Der neue Skitionsches selbst durchforschte die Meere und die Küsten vcS ihm anvertraulen Gebiete» und wurde dann später auch zu der Kritik über die Uebungen de» letzrjäbrigen PiiizergeschwaderS unter Bescbl von Contre- Admiral vo» W ckede bcrangezogen, während er in diesem Jahre selbst die Uebungen de» Geschwader» geleitet bat. Gras Moiit» gehört nicht mehr der alten Schule an, welche durch die Admirale Henk. Klatt, Werner, Kinderling, PrzevinSki vertreten wurde, aber er gehört der Gencratiön an, welch« ihr gefolgt ist und die Tradition der alten See mannschast in Ehren hielt. Seine Vormänner, die mit ihn, gleiche» Alter- und vor 20 Jahren mil ihm im gleichen Range standen, »m ihn später zu überhole», wie Coiilre- Adiniral Mac-Loan und Vice-Admiral Livoniu», sie stehen heute ebensowenig, wie der brave Capitain Weickhman». welcher als Führer der „Augusta" einen Namen in der Geschichte der deutschen Marine behalten wird, noch im activen Dienste. Hoffentlich wird die Zukunft nicht so viele Admirale verbrauchen, wie die letzten lO Jahre eS gethan haben. Die deutsche Marine hat jetzt einen Vice-Admiral und sieben Contre-Admirale, doch sind nur fünf Stellen rtalsmäßig. * Oesterreich-Ungarn scheint der Säumigkeit, welche die Türkei nach wie vor trotz aller Abmachungen und Verträge dem Eisenbahnbau von Salonichi und Konstanti- nopel nack dem Anschlußpunctc Vranja (zur Vollendung der Bahnverbindung zwischen Pest und dem Aegäischeii Meere so wie dem Bosporus) entgegenzuletzen beliebt, von jetzt an mit größerer Entschiedenheit gegenübertreten zu wollen. Wie englische Blätter» die sich für diese Frage stark intcressiren, berichten, wäre eine Note de» Wiener CabinetS nach dem Goldenen Horn abgegangen, welche die Hobe Pforte an ihre Verpflichtung erinnert, bis zum 15 d. Mt», wenigstens den Nachweis zu liefern, daß die Contracte zur Fertig stellung deS Baues der ibr ziikomnienden Eiscnbahnstreckeii abgeschlossen und unterzeichnet sind. Wir wolle» lin der Hoffnung hingebcn, daß diese Erinnerung ihre Frucht tragen wird, sonst ist nicht abzusehen, wie die Orientbahnen, deren Betriebsbeginn von so durchgreifender Bedeutung für Deutschland. Oesterreich und die Balkanhalbinsel selbst ist, bi» zum vertragsmäßigen Termin (l88k) fertig werden sollen. Ebenso wie die Türkei ist übrigens Bulgarien im Rückstände, dessen Regierung hoffentlich nicht minder eine erinnernde Note erhalten hat. Oesterreich und Serbien haben die ihnen zukomnienden Bahustränge (hi» aus ein kurzes serbisches An schlußstück) schon jetzt fertig hergestellt. * Die Wiedereröffnung der parlamentaris.chen Sessionen steht binnen Kurzem sowohl in England al» in Frankreich zu gewärtigen, unv sowohl diesseits wie jenseit» de« Canal» beeilen sich die Regierungen, mit den schwebenden Affairen möglichst aufzuräumen. DaS SchmerzeuSkind Glad- stone'S heißt Egtzpten, Ferry'» Hauptsorge bildet nach wir vor der Conflict mit Lhina. Wa» die egyptischcn Wirren betrifft, so haben sie dirrch die vertragswidrige Haltung de» dortigen CabinetS und den Protest der Mächte eine Wendung genommen, die kritischer auSsieht, al» c» in der That der Fall ist, und sogar der AuSgangSpunct neuer, befriedigenderer Couibinationen werden kann, al» sie seit Jahren zu verzeich nen gewesen sind. Und wenn der kräftige Anstoß, den die Mächte mit ihrem Proteste der egyptischen EtaatSmaschine gegeben haben, zu weiter nickt» führte, al« eine Versumpfung der dortigen Zustände zu hindern, so wäre er nicht zwecklo« und fruchtlos erlassen worden. Daneben macht die mrlitai- rischeDegagirungCnglandsimSudan reißend schnelle Fortschritte. Gordon'S Einzug in Berber ist der schwerste Schlag, den die Aufständischen erleiden konnten. Der Gefahr eine- weiteren Umsichgreifens der Jnsurrcetion erscheint nunmehr die Spitze abgebrochen, und Gladstonc kann wesentlich erleichterten Herzens dem Parlainente wegen Egypten Rechenschaft geben. — Ferry'S chinesische Action steckt einstweilen noch ziemlich lief i», Sumpfe der Unklarheit; ein einziger gelungener Coup deS Admiral» Courbet reicht aber hi», die ostasiatisckc Politik des CabinetS so sehr zu sundamentire», daß Herr Ferry de», Ansturm der Opposition getrosten Muthes Trotz bieten kann. Admiral Courbet bat seine Vorbereitungen so getroffen, daß der Erfolg im Princip gesichert erscheint und die Realisirnng desselben nur von Zeit und Orttimsländen abhängt Bis zur Kammer- eröffnung wird er die noll-wendigen Substrate sur Frankreichs Psändiingüsystcin in Sicherheit gebracht Iiabc» und wird es dann für Ferry ein Leichtes sei», der Opposition in Paris den Mund zu stopfen. * Tie Nachricht von der Wicdereroberung Berbers durch Gor don ist durch ein amtliches Telegramm deS britischen GeilcralconsulS Baring in Egypten bestätigt worden. Wir begnügen u»S für den Augenblick, auf die sachliche Bedeutung dieses Ereignisses hinzuiveisei,. Berber, etwa 40 deutsche Meilen stromabwärts von Khartum gelegen, ist derjenige Puncl, von welchem an die Slromfahrt nach Khartum keine Hinterniffe mehr bietet. Außerdem fällt hier die auch von einen» größeren Truppenkbrpcr binnen l l Tagen Icickt z»rück;ulegc»de Straße von Suakim in daS Nillhal ei». Für Truppen und Reisende, welche sich entweder den Nil herausgearbeitet habe» ober von Korosko bis Abu Hamed durch die Nnbiscke Wüste gezogen sind, ist Berber wieder (und zwar sür die erstcren von Dongola an) die erstere größere Niederlassung. wo sür alle Bedürfnisse Vorsorge getroffen werden kann. Tie Wichtigkeit des PuncteS springt also in die Augen. So lange Berber in den Händen der Anhänger der Mahdi sich befand, war Gordvn ebenso von der Verbindung mit Suakim wie inil Dongola» dem letzten i»> Besitze der Egypter gebliebenen Pnnct. abgeschnittcn, während der Weg »ach Maffowah wegen seiner Länge und Unsicherheit so gut wie nicht in Betracht kommen konnte. Von Khartum »äch Dongola kann man zwar auch zu Lande über Anibukat oder Tebbah gelangen, aber nur mittelst eines sehr gefährlichen WüslcnmarschcS, doppelt gefährlich natürlich, so lange auch diese Wege von den feindlichen Sudanesen be setzt waren. Jetzt ist die definitive Freimachung der Straße zwischen Berber und Suakim eine leichte Ausgabe, unv bat die englische Regierung nicht die bestimmte Absicht, ibre Waffen aus der ganzen Länge des NilS von Wadvbalsa bis Berber zu zeigen, so ist die Nilerpedition jetzt überhaupt un- nöthig geworden, da Munition und Verstärkungen dem General Gordon weit schneller vo» Suakim auS zugesührt werden können. Die Einnahme Berber» geschah jevensalls vom Fluße aus mittelst deS Feuers von den durch Gordon «it schußsestcn Brustwehren versehenen Nildampsern au«. Jur Wahlbewegung. * Im NeichStaaSwalilkreise Osch atz. Wurzen wurde von der dkuffck.sreisinniqen Parte« Herr Or. Robert-Meiften, den kein Mensch im Wahlkreis kennt, all Zählcandidat iür die bevorstehende ReichS- iagSwahl ausgestellt.
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