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Dresdner Journal : 22.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188708220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-08
- Tag1887-08-22
- Monat1887-08
- Jahr1887
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- Dresdner Journal : 22.08.1887
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V1S3 v»«»x»pr«t»» I, <»»»»«>»«» : U»i*. ^jLkrllvlir 4 ^k»r^ KO Lk. Iüill»«lo« Hlui»L»«r»: i0 kt. Lo»»«rlt»Id ä«» äsottod«» Lsiol»« tritt?o»t- m»ä 8t»wp«l«u»ctil»^ i>ü»u. 4»tkockixui»x»^»d>Ilr«» r Pär 6»» kLum «ioer s«,p»lteosll 2oilg tlsiosr Scliritt t0 ?k. Ootsr <tis 2sii« bv kV. vm T»d«II«o- lurä Aiksrvist- svttpr. ^uksokl»^. Lr»ek»l»»»r ^iFliod wit Xo«o»t»m« äsr 80110- iillä »d«llä». k«r»iprvol>-^ll»ot»lll»8: Ur. 1SSS. Montag, de» Si. August, abends. »887. DitMerIomml. Für die Gesamtleitung v«rantto»riltch: Gtto Banck, Professor der titteratnr- und Kunstgeschichte. V» L»LK»eiU»»^, I^ipttU: F> OollUllimiooLr ä« I>r«»clo«r ^oiirll»!,; LulldoiU - >«rU» - Viio >r»^»» rr»lltt»rl ». n.r ^o-isr, I«rU» -Vt«» S»»diuL- kr»U I^tp^U-7r»LllLrt ». N.-N>»«K«»: L«<i. Kto««,' k»rt, Losäo» - L«rU» 7r»llttvr1 ». N. -tatt^»rt: Da««ö« F LÄ./ LrrUo: , SSrUt»: k?. Kkütier« ^ac^/ol-sr,- SLoLo»i: 0. ScXü«isr. N»U, ». I : /. Larct <S Oo. N»r»ll«»»d«r I Lvllisl. Lrpntitioo ä« I)r«c>o«r ^oorll»!», 1>r«äoa, 2vii^vr,tr. SO. ^or»,pr»od dir. IS-b. Nichtamtlicher Teil. Geographische Wachrichten. London, 22. August, früh. (W. T. B.) DaS „Reutersche Bureau" meldet auS Simla: Um den Truppen des Emir- von Afghanistan zu entkom men, seien gegen 20VV Flüchtlinge vom Ghilzai- stamme nach Pishin und in das benachbarte Ge biet von Toba gezogen, die dem Naziristamme an- gehörenden Aufständischen seien in daS Zhobthal entflohen und hätten den Schutz Englands an- gerufen, der Aufstand werde alS vollständig unter drückt angesehen. Belgrad, 2l. August. (W. T. B.) Mit der Türkei und Rumänien find Verhandlungen wegen Abschlusse- von Handelsverträgen im Gange, welche seitens Rumänien- dessen hiefiger Geschäfts- träger, Djuvara, führt, während für die Verband- lungen mit der Türkei jüngst definitive Instruk tionen an den diesseitigen Gesandten in Konstan tinopel ergingen. Dre-den, 22. August. Die Stellung des Kabinetts und der Parteien in England. Die Frage nach dem nächsten Leiter der mini steriellen Poliük des JnselreicheS und nach dieser Politik selbst rückt immer näher heran; ja auch drohen der, denn die Art ihrer Lösung wird nicht verfehlen, ihre indirekten Einflüsse auch auf das übrige Europa auSzuüben. Ein vielseitig unterrichteter Beobachter legt über diesen Gegenstand seine Wahrnehmungen in den „M. N. N." dar. Mit dem herannahenden Schluß der parlamenta rischen Session vermehren sich die Wolken am mi nisteriellen Horizont und werden für den Bestand des Kabinetts Salisbury immer unheilverkündender. In den letzten Wochen haben sich ein halbes Dutzend Nachwahlen vollzogen, die ohne Ausnahme zu Un- aunsten der Tories ausgefallen sind und einen Um schwung in der politischen Strömung zu Gunsten der Gladstoneschen liberalen Partei bekunden. Es ist nun zwar eine alte Erfahrung, daß jede- Ministerium, während seiner Amtsdauer, an Anhang verliert und eS wäre in der That sonderbar, wenn daS gegen wärtige ein anderes Schicksal hätte. Diese Thatsache beruht in England vornehmlich auf zwei Ursachen. Während des Wahlkampfes lassen sich nämlich alle Kandidaten zu größeren Versprechungen Hinreißen (um Stimmen zu gewinnen) als sie mit dem besten Willen je erfüllen können. Die siegende Partei wird deshalb in die unangenehme Lage versetzt, ihren Zusagen nicht nachzukommen, und wie berechtigt auch ihre Entschul digungen sein mögen, so ziehen sie sich doch dadurch die Unzufriedenheit der großen Masfe zu, die sich in ihrer Hoffnung auf gewisse Vergünstigungen getäuscht sieht. Der zweite Grund liegt in einem unbeschreib lichen Drange der Engländer, eine Abwechselung zu haben. Dieselbe Liebhaberei, die jeden veranlaßt, sei nen Wohnsitz von Zeit zu Zeit auf Wochen oder Mo nate aufzugeben und sich zu diesem Zwecke oft die größten Opfer aufzuerlegen, fpielt auch in der Politik eine hervorragende Rolle. Sind die Tories im Amte, so will man sie gegen Whigs vertauschen und kaum sind letztere an ihre Stelle getreten, so sehnt man sich wieder nach den ersteren. Ganz abgesehen von diesen allgemeinen Nachtseiten, unter denen jede im Amte befindliche Partei zu leiden hat, steht das konservative Kabinett noch ganz beson ders deßhalb auf fehr schwachen Füßen, weil seine Existenz ganz und gar von der Gunst der liberalen Unionisten abhängt. Ohne den Beistand Lord Harting tons und Mr. Chamberlains könnte es sich keinen einzigen Tag halten. Die Unterstützung der Whigs und Radikalen, die sich auf Grund des Gladstoneschen Planes, ein selbständiges Parlament in Dublin zu schaffen, von den Liberalen trennten, ist aber so beschränkter Natur, daß der Fortbestand des Ministeriums, nachdem die irische Strafbill endlich beseitigt, nur zu ermöglichen war, indem jede neue Vorlage der Beurteilung und Korrektur Hartingtons unterbreitet wurde, bevor sie daS Licht der Welt erblickte. Alle Abänderungen, die die Unionisten verlangten, wurden stillschweigend an genommen und die betreffende Vorlage konnte nur da durch auf eine Majorität im Unterhause rechnen. Diese Sachlage kam ganz besonders in der irischen Landbill zum Ausdruck. Die Unionisten hatten einige Para graphen in dies Gesetz eingeführt, welche den Ueber- zeugungen des Premiers geradezu zuwiderliefen. Der selbe machte daraus auch kein Hehl, erklärte jedoch dem Wunsche der liberalen Unionisten entsprechen zu wollen. Lord Salisburys Parteigenossen sind darüber ärgerlich, daß sie nicht ihren eigenen Weg gehen können und die Wähler sagen sich, daß die Tories nur geduldet sind und nichts zu bestimmen haben und die Regierung thatsächlich von Hartington geleitet wird. Die daraus erfolgte Mißstimmung ist so groß, daß alle Mittel angewendet werden, letztern zu bewegen, Sitz und Stimme im Kabinett einzunehmen. Keine Konzession wird als zu groß betrachtet, um ihn zu diesem Schritte zu bewegen. Der Premier ist sogar erbötig, ihm seinen Platz einzuräumen und sich in Zukunft mit Leitung der auswärtigen Politik zu be gnügen. Mr. Chamberlain und eine ganze Anzahl anderer Unionisten sollen mit Posten im Kabinett und anderen Stellen versorgt werden; kurz Alles wird aufgeboten, um einen Sturz zu verhüten und die Wiederherstellung eines Ministeriums Gladstone abzu wenden. Man kalkuliert, daß daS Kabinett nicht ge zwungen sein wird, das Parlament vor Ablauf feiner gesetzlichen 7jährigen Periode auszulösen und daß man dadurch die Gefahr neuer Generalwahlen auf 5 Jahre verschieben kann, vorausgesetzt, daß sich die abtrünnigen Whigs und Radikalen zu einem Koalitionsministerium herbeilassen wollen. Allerdings hatte es Lord Hartington früher schon einmal abgelehnt, die Premierschaft des TorykabinettS zu übernehmen. Die Lage hat sich indes seit jener Zeit wesentlich geändert. Einerseits gestattete Har tington einem seiner hervorragendsten Anhänger, Goschen, die Stelle des Schatzkanzlers, die durch Chur chills Resignation erledigt war, auzunehmen und an dererseits ist seine Beziehung zu Gladstone während der letzten Monate viel gespannter geworden, so daß keine Aussicht auf Versöhnung mit dem greisen Führer vorhanden ist. Lord Hartington hat deshalb die aber maligen Vorschläge Salisburyö nicht direkt abgelehnt, obgleich er sie auch nicht angenommen. Er behauptet lediglich eine abwartende Stellung. Die Haltung der jüngeren Konservativen ist gleichzeitig den Plänen des Premiers nicht günstig. Diese Herren wollen nicht einsehen lernen, daß sie ohne die Unionisten nicht be stehen können und unterschätzen das überwiegende Ta lent der letzteren im Vergleich zu der geringen parla mentarischen Begabung der Tories. Das Chaos der Parteien, obgleich seit einer Reihe von Jahren bereits angebahnt, ist übrigens etwas neues im englischen Parlament, in dem sich seit lan gen Jahren Tories und Whigs allein um die Herr schaft stritten. Jetzt giebt es dagegen Alt- und Jung- Tories, Gladstone-Liberale, Whigs und Radikale, mit denen bei jedem Schritte zu rechnen ist. Die Wähler sind diesen Spaltungen entschieden abgeneigt und kön nen sich von der alten Gewohnheit nicht trennen, daß ein Mann entweder Whig oder Tory sein muß: ein Zwischending wollen sie einfach uicht anerkennen. Lord Hartington weiß dies auch und sträubt sich auch aus diesem Grunde, sich mit den Konservativen zu vereinigen, denn, gleichviel welche Bedingungen ihm eingeräumt werden, das Volk wird sagen, daß er ins feindliche Lager übergegangen ist. Fassen wir die Position in wenigen Worten zu sammen, so ergiebt sich, daß das Geschick des Mini steriums von den Unionisten abhängt, dann daß Lord Hartington, der Chef der letzteren Partei, augenblick lich die hervorragendste politische Rolle spielt, und drittens, daß der Stern Mr. Gladstones abermals im Aufsteigen begriffen ist. — In dem sehr hohen Alters dieses Herrn liegt rin ganz besonderer Reiz für seine Gegner. Fünf Jahre sind eine lange Zeit für einen Greis von 78 Jahren und die Wahrschein lichkeit spricht dafür, daß, wenn Gladstone die Periode überleben follte, er sich aus Privatrücksichten vom öffentlichen Leben zurückgezogen haben wird. Die liberale Partei hat aber kein Mitglied, das nur an nähernd auf solchen persönlichen Einfluß zählen kann, als Gladstone ihn auSübt, und die Tory-Spekulation lautet deshalb: „Zeit gewonnen, alles gewonnen". Wenn Lord Hartington auch nicht vor Ablauf der Session ins Kabinett tritt, so ist e» doch gewiß, daß dies Ereignis stattfinden wird, bevor das Parlament wieder zusammen kommt. Das neue Ministerium wird auf gegenseitigen Zugeständnissen basieren und die englische auswärtige Politik vorzüglich mit den Ideen der Whigs zu rechnen haben. Tatlksgeschlchtt. Dresden, 22. August. Se. Majestät der König geruhte, in Gegenwart des kommandierenden Generals Prinzen Georg König!. Hoheit und des Divisions kommandeurs Gennerallieutenant v. Holleben Excellenz, sowie des mit Führung der Brigade beauftragten Obersten Frhr. v. Hodenberg, heute vormittags 8 Uhr auf dem Kavallerieexerzierplatze der Regimentsbesich tigung des Schützen- (Füsilier-) Regiments „Prinz Georg" Nr. 108 beizuwohnen. Dresden, 20 August. Der junge Prinz, von welchem Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Josepha am 17. d. Mts., vor mittags U10 Uhr, in Persenbeug entbunden wor den ist, hat in der gestern stattgehabten Taufe die Namen Karl, Franz, Joseph, Georg, Otto, Maria erhalten. Als einziger Pathe hat hierbei der durch lauchtigste Vater des Hrn. Erzherzogs Otto, Se. Kaiserl. und Königl. Hoheit Erzherzog Karl Ludwig fungiert. Die hier eingegangenen telegraphischen Nachrichten bestätigen gottlob ein hocherfreuliches Be finden der hohen Wöchnerin sowohl, als des neu geborenen Erzherzogs. * Berlin, 2l. August. Über das Befinden Sr. Majestät des Kaisers erfährt man, daß der erlauchte Monarch eine recht gute Nacht gehabt und der Er- kältungSzustand in der Abnahme begriffen sei. — Am heutigen Vormittage nahm Se. Majestät den Vortrag des Oberhof- und Hausu arschalls Grafen Perponcher entgegen und erledigte dann die regel mäßigen Regierungsangelegenheiten. Um Uhr findet auf Schloß Babelsberg größere Familientafel statt, an welcher außer den zur Zeit in Berlin und Potsdam weilenden Prinzen und Prinzessinnen auch der Erbgroßherzog von Sachsen, welcher vor einigen Tagen zum Besuch in Potsdam eingetroffen ist, um feine beiden ältesten Söhne den Kaiserlichen Majestäten vorzustellen, sowie ferner auch die gegenwärtig zum Besuch bei dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm weilenden beiden Prinzessinnen Amalie und Luise von Schleswig Holstein, sowie der Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin und die anderen in Potsdam anwesenden hohen Herrschaften rc. teilnehmen werden. — Dem Vernehmen nach dürf ten die Kaiserlichen Majestäten schon in der aller nächsten Zeit, da die überaus kühle und nasse Witterung für den Aufenthalt auf Schloß Babelsberg gegenwärtig wenig geeignet erscheint, ihre Residenz von dort nach dem Königlichen Palais in Berlin verlegen. Prinz Ludwig von Bayern begab sich, wie aus Kiel gemeldet wird, heute vormittag aus der Dampf yacht des Stationschefs an Bord des Panzerschiffes „Kaiser", welches alsbald die bayerische Prinzen standarte am Großtop hißte. Mittags traten unter Flaggenparade das Schulgeschwader und die Torpedo- bootsflotille in den Verband des Manövergeschwaders ein. Heute nachmittag folgte der Prinz einer Ein ladung des Chefs des Manövergeschwaders, Kontre- admirals Paschen, zum Galadiner an Bord des Flagg schiffs „Kaiser Wilhelm". Die Minister v. Lutz und v. Crailsheim machten gestern nachmittag in Kissingen dem Reichskanzler Fürsten v. Bismarck einen längeren Besuch. Die Minister sind heute vormittag 10 Uhr nach München zurückgereist. Der Kaiserl. russische Botschafter in Konstantinopel, v. Nelidoff, traf auf der Reise nach Konstantinopel gestern abend ^9 Uhr, von St. Petersburg kommend, mit dem fahrplanmäßigen Blitzzuge hier ein. Dem Vernehmen nach gedenkt der Botschafter v. Nelidoff erst zu Anfang der nächsten Woche von hier wieder ab zureisen. Die offiziösen „Berl. Pol. Nachr." schreiben: „In einer Zeitungsnotiz wird bei Widerlegung der unzu treffenden Nachricht, daß erst gegen Ende nächsten Monat» dem RcichSschatzamt und dem preußischen Finanzministerium die Etatsentwürse der übrigen Ressorts zugehen würden, die Behauptung ausgestellt, daß die frühere Mitteilung der EtatSansorderungen auf einer auS Zweckmäßigkeitsgründen her zuleitenden Verwaltungspraxis beruhe und insbesondere mit den Sommerurlauben der Ministerialbeamten zufammcnhänge. Diese Behauptung trifft nicht völlig zu. Denn, abgesehen davon, daß dre Zeit der Sommerurlaube sich vom Juli bis in den Sep tember erstreckt, mithin gerade mit der Zeit der Prüfung der Anmeldungen feiten der Finanzverwaltung zusammensällt, be ruht wenigstens für Preußen der Zeitpunkt, bis zu welchem die Mehr- und Neusorderungen dem Finanzminister feiten der an deren BerwaltungSzweige zugehen müssen, auf einer positiven für die Ministerien bindenden Borfchrist. Durch eine Königl. Ordre aus dem Jahre l8S4 ist nämlich der t.Juli jeden Jahre- als derjenige Termin bezeichnet, bis zu welchem erhöhte oder neue Anforderungen für den nächsten Etat nicht nur bei dem Finanzminister angemeldet, fondern auch begründet werden müssen. Nur ausnahmsweise und im Falle besonderer Dring lichkeit sind Forderungen, welche erst nach dem bezeichneten Ter min der Finanzverwaltung zugehen, von der Berücksichtigung in dem nächsten Etat nicht ausgeschlossen. Diffe allerhöchste Be stimmung hat insbesondere auch eine erhebliche Bedeutung sür das Extraordinarium des Etats. Denn sür alle Neubauten, sür welche erste Raten in den Etat des nächsten Jahres eingestellt werden sollen, müssen Projekt und Anschlag bis zum l. Juli nicht nur ausgestellt, sondern auch superrevidiert fein. Unmittel bar vor dem Schluß der Anmeldungssrist fassen die einzelnen Ressorts die Ergebnisse ihrer einzelnen Änderungen in eine Über sicht der Mchrbedürsnisse zusammen und stellen diese dem Finanz ministerium zu. Der 1. Juli ist als Endtermin sür die Anmeldungen fest gesetzt, als das Etatsjahr sich auch mit dem Kalenderjahre deckte und die Landesvertretung im Herbst zusammen berufen zu wer den Pflegte. Sollte die jetzt übliche Berufung des Landtages im Januar zur dauernden Praxis werden, fo würde die Er wirkung eines fpäteren Termins ernstlich in Erwägung zu ziehen seien, eine spätere Ausstellung des Etats würde der Richtigkeit des Voranschlages namentlich bezüglich der Schwankungen aus gesetzten Einnahmen sich nur förderlich erweisen." Zur Errichtung einer Aktiengesellschaft für Spiri tusverwertung schreibt die „Post" folgendes: „Die Verhandlungen der schlesischen Branntweinbrennerei besitzer über ihre Stellungnahme zu der Gründung einer Aktien- Feuilleton. Letta Rubien. von H. Keller-Jordan. (Schluß.) Seine Mutter verfolgte seine schlanke Gestalt, mit dem wirklich künstlerisch schönen Kopf mit still ver- anügtem Lächeln — uno als endlich Gregor vor ihr flehen blieb, ihre beiden Hände nahm und bittend m ihre Augen sah, sagte sie mit gütigem Lächeln: „Wenn Du durchaus willst, Gregor, so lasse uns morgen abreisen, Du weißt, ich hatte ja nur Deine Zerstreuung im Auge nach der Küstern Katastrophe. — Aber ich bitte mir dann noch auS, keinen Wankel mut mehr zu zeigen, setzte sie mit drohendem Finger hinzu. Wohin soll die Reise gehen?" Noch ehe Gregor antworten konnte, meldete der Diener, daß der Wagen bereit fei, und da eS schon zu spät war, blieb ihm nur noch Zeit, seine Lippen, von einem dankenden Blick begleitet, auf ihre Hand zu drücken und dann mit Hut und Handschuhen zu verschwinden. Erst als er sich in den eleganten Wagen zurück lehnte, kam ihm das volle Bewußtsein der Gegenwart und seiner Lage. Er hatte ja bei allem Versunkensein in seiner eigenen Welt vergessen, nach dem Namen der Dame zu fragen, deren Begleiter er jetzt abgeben sollte. Er öffnete sein Portefeuille und drehte die Karte, die er au» dem AtlaSfutter nahm, langsam zwischen seinen weihbehandschuhten Fingern. „WaS hilft mir diese Karte, wenn ich nicht einmal weiß, wem ich sie senden soll? Die Dame, die in Begleitung Baron BeltenS und Fräulein Andersens ist? Eine unhöfliche Art, mich einzuführen,'.das weiß Gott/< „Es ist Zeit, daß ich wieder in die Welt trete", dachte er weiter; „denn ich habe wirklich während der Jahre im Krankenzimmer und jetzt in meinem idyllischen Stillleben am Meere fast vergessen, was Lebensart ist." In die Welt! Und wieder trat LeliaS reizvolles Bild vor feine Seele, jetzt, da er wußte, daß sie nie Baronin Velten werden würde, da die Erinnerung an den Aussatz in den Monatsheften wieder lebendig wurde in ihm, jetzt fühlte er fast bis zur Gewißheit, daß Hatte er denn noch nicht einmal bemerkt, daß der Wagen vor dem „Hotel de l'Empereur" hielt? Der Diener riß den Schlag auf. ES blieb ihm nur noch Zeit übrig, herau-zu- fpringen, um sich der Dame vorzustellen und ihr beim Einsteigen behilflich zu fein, deren lichtblaues Seiden kleid schon im Portale raufchte. Rasch wie ein Gedanke hatte sich eine kleine Hand in die seine geschmiegt und eine duftige Gestalt war im Innern des Wagens verfchwunden — starr, mit stockenden Pulsen folgte er ihr — und daun fiel der Schlag dröhnend zu. Er war ja keines Wortes mächtig, keines einzigen! Nur einen flüchtigen Moment sahen seine Augen trunken auf das Schönheitsbild, welche- da, da- toden- bleicye Gesicht mit einer Fülle von Spitzen umwogt, jetzt gleichfalls fassungslos in der Ecke lehnte. Nur einen flüchtigen Moment — dann hielt er sie, trotz Blumen und Spitzen, zum Ersticken fest an feinem Herzen. Die schweren Lider hoben sich und diese unergründlichen Traumaugen, die er nie vergessen, tauchten mit aller Liebesfülle, wie sie nur sie auSzu- strömen vermochten, in die seinen. WaS bedurfte eS der Worte? Ihre Seelen fluteten nach all' den leidvollen Stun den zusammen in einem Meere von Entzücken! Erst als einige Zeit vergangen war und er die Thränen von ihren Wimpern geküßt, richtete sie sich aus seinen Armen in die Höhe und sagte lächelnd: „Aber wir fahren, wenn auch auf einem kleinen Umwege, als Anstandspaar zur Vermählungsfeier mei ner Freundin Carla, wir müssen vernünftig fein, wie eS alten Leuten geziemt." „Und wann wird man uns zu diesem feierlichen Me begleiten, Lelia?" Ein zartes Rot färbte ihr feines Gesicht, und als Gregor immer bittender und inniger in ihre Augen sah, schmiegte sie ihren Kopf an seine Brust und flüsterte leise wie ein Hauch: „Bald." Er hatte nur noch Zeit einen Kuß des Danke- auf ihre Lippen zu drücken, und dann hielt der Wagen. Lelia ordnete mit einem geschickten Griff die weißen Rosen in ihrem glänzenden Haar, warf die Spitzen der Schleppe beim Hinuntersteigen in malerische Falten und legte dann ihre kleine Hand auf den Arm Gregor v. Labinoff-, ,,E» ist ein gute- Omen", sagte sie, „daß unser erster gemeinschaftlicher Gang in die Kirche führt; wir wollen Gott danken für fo viel Glück." Und sie schritten langsam durch den Vorhof, wo das versammelte Volk bewundernd auf das schöne Paar sah. Die Kirchenthüren öffneten sich, vor dem Altar standen neben dem Brautpaar Or. Lassen und Gregors Mutter. Ihre glückstrahlenden Augen begegneten denen ihrer Kinder. Eine feierliche, wunderschöne Musik ging durch den Raum. Baron Velten war neben Carla in die Knie gesunken. Gregor hielt tiefbewegt die Hand feiner Verlobten in der seinen. Die Trauungsformel war vorüber. DaS neuvermählte Paar hatte die Glückwünsche in Empfang genommen. Frau v. Labinoff legte ihren Arm in den Or. Lassens und Gregor folgte mit Lelia, sie sprachen kein Wort. Erst als man sich in einem behaglichen Salon des „Hotel de l'Empereur" allein befand, näherte sich Gregor seiner Mutter und schloß sie stumm in die Arme. Als dann endlich beim fröhlichen Mahle die Glä ser auf das Wohl der Neuvermählten aufgehört hatten zu klingen, erhob sich Baron Velten und meinte nicht irre zu gehen, wenn er dieselben noch einmal zu füllen bäte, und zwar diesmal auf ein zweites glückliches Paar, auf Hrn. Gregor v. Labinoff und seine Verlobte. In unendlicher Freude lag Lelia in den Armen einer geliebten Mutter, die sie zugleich mit Gregor- Liebe gefunden, und dann reichte sie beide Hände Vel ten und seiner jungen Frau. Nur Richard Lassen
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