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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 05.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192704054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19270405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19270405
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1927
- Monat1927-04
- Tag1927-04-05
- Monat1927-04
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Sächsische »tt Lvschwther Anzeiger >t«>«numaM« »M». 11 ühr. ASr da« Erscheine» «d» pt-tzW, svvft« für «lephialsi-« Aufträge vir» sei« 1921 Nr. 80 «EMt die amtlichen »«»anntmachungen de» Rate» ,u Drr»de« Mr dl« StadtteN« 27227^. —/a »X m vern>alt»»g,b«,irl») der «emelndrn wach. mt»/»l«L«r»oorM. Softerwttz, Pillnitz, weihig «nd SchLnseld, sowie der «mtahauptmannschaf« Dr«»d«n. VV.1L0, d«ech »iepasi ch— Zuftei^bchtzr «vW^l Sei späterer Zahlung wird der «u La-e »e -edracht. ^»5aftaospruch «lischt: d.eerspät. Dienstag, den S. April Staal mi» Kirche im Kamps um die Schule Verstimmung zwischen Zentrum und Deutscher Voltspartei wegen einer Stresemann-Red« — Interessant« Aussage« im Plauener Prozeß — Sine bemerkenswerte politische Zreundschast: Ungarns Ministerpräsident bei Mussolini WkWk W MWlM Eine für das deutsche Geistesleben ungemein wichtige Krag«: Brauchen wir ein Konkordat mit der katholischen Kirche, das aus das (Schulgebiet übergreist? Stresemanns umschriebene Verneinung Auf einer Kulturtagung der Deutschen Volkspartei hat am Sonntag Neichsaußcn- minister Dr. Stresemann nicht etwa in seiner Eigenschaft als Mitglied der Reichs regierung, sondern lediglich als Führer der Deutschen Volkspartei eine Rede ge halten, die in parlamentarischen Kreisen eine überaus stark umstrittene Beurtei lung gefunden hat. Im ersten Augenblick war man sogar geneigt, die ganze Ange legenheit als eine grotze innerpolitische Sensation zu behandeln, denn in einem Teil der Presse wurde von einem entscheidenden kulturpolitischen Vorstoß Dr. Strese manns gesprochen, der in Anlehnung an die liberale Vergangenheit die Absicht verfolgt habe, grundsätzlich gegen die schul- und konkordatspolitische Einstellung des Zentrums anzukämpfen. Das Zen trum hat denn auch die Rede Dr. Strese manns mit einiger Ueberraschung aus genommen. In sehr bemerkenswerter Weise äußert sich daS führende Zentrumsorgan, die „Germania", die sich folgendermaßen an Dr. Strese mann wendet: „Das ist daS Erstaunlichste an der Rede, daß sie von dem Außenminister des Deutschen Reiches gehalten worden ist. Ist der Herr Minister blind gegen die Bedeutung des Vatikans als eines gewichtigen außenpolitischen Faktors'? Hat er die vielfachen guten diplomati schen Dienste, die der Vatikan im Krieg und nach dem Krieg Deutschland erwie sen hat und heute noch erweist, vielleicht in viel höherem Maße noch erweisen kann, vergessen?" Gestern nachmittag ist der Zentrums fraktionsvorstand im Reichstag zusam- mengctreten, um zu der Rede Dr. Strese- manns Stellung zu nehmen. Wie man hört, werden jetzt interfraktionelle Bespre chungen stattfinden, um etwaige Mißver ständnisse zu klären und einer recht un angenehmen Auseinandersetzung, die jetzt im Lager der Regierungsparteien aus zubrechen droht, die Spitze zu nehmen. Keine Lleberftürzung! Auf der gestern in Berlin abgehaltenen Versammlung Ler Parteibeamten der Deutschen Bolkspartei hielt Reichsaußen minister Dr. Stresemann ein Referat über Lie Außenpolitik. Anläßlich dieser Aus- sührungen nahm Dr. Stresemann auch Veranlassung zu den Berichten Über seine Rede aus der kulturpolitischen Tagung der Partei Stellung zu nehmen und führte dazu folgeu-eS auS: Die Berichte über meine Rede zu den kulturellen Fragen tragen ganz überwie gend die Ueberschrift, daß diese Rede eine Kampfansage gegen den Gedanken eines Konkordats gewesen sei. Wie auch aus den gekürzten Berichten über meine Rede hervoraeht, habe ich an den Anfang meiner Ausfüh rungen den Gedanken gestellt, daß die Frage des Konkordats nicht von prinzi piellen Gesichtspunkten aus gelöst werden soll, sondern daß man diese Dinge prak tisch ansehen müsse. Nachdem in Bayern ein Konkordat abgeschlossen worden sei und man in Preußen über ein Konkordat ver handele, stehe man bezüglich der Frage des Neichskonkors Lats nicht mehr ohne Bindungen da und habe zu der Frage des Reichskon kordats neben den Länderkonkordaten oder an Stelle von Länderkonkordaten Stellung zu nehmen. Gegenüber der prinzipiellen Ablehnung eines Vertragsabschlusses zwi schen dem Staat und der Kurte überhaupt habe ich darum ersucht, diese Frage leidenschaftslos zu behandeln «nd die Entwicklung ab zuwarten. Ich befinde mich in meinem Standpunkt zu dem Gedanken eines Reichskonkordats, zu dem ich als Mitglied des Reichskabi- nctts bereits Stellung zu nehmen hatte, in voller Uebereinstimmuna mit den Erklä rungen, die der Reichskanzler seinerzeit über den Stand dieser Dinge und ihre Entwicklung abgegeben hat. Der zweite Teil meiner Rede, der sich auf die Entwicklung der kulturellen Ver hältnisse im Reich und in den Ländern be zog, war nicht auf den Gedanken des Kon kordats in erster Linie oder allein abge stellt, sondern umfaßte entsprechend der Tagesordnung dieser kulturpolitischen Tagung die Stellung der Deutschen Volks partet überhaupt gegenüber einer etwaigen Entwicklung, die wichtige Grundsätze der Gewissens freiheit ausgeben könnte. Demgegenüber habe ich den der Oeffentlich- keit bekannten programmatischen Stand punkt der Deutschen Volkspartei vertreten, der bereits wiederholt zum Ausdruck ge kommen ist und habe darauf hingewiesen, daß im Falle einer solchen Entwicklung die Deutsche Volkspartei die Verpflichtung hätte, führend an derAbwehr derartiger Bestrebungen mitzuwirken. Vas Zentrum ist verschnupft Wie daS B. T. erfährt, ist matt in den Kreisen des ReichStaaszentrumS von der Schärfe, mit der Dr. Stresemann in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Deutschen Bolkspartei gegen das Konkordat Siel- lung genommen hat, betroffen. Man mache kein Hehl daraus, daß diese Aktion eine schwere Belastung der gegenwärtigen Ko alition im Reiche sei, und fürchte nn Zen trum, daß die Haltung -er Volkspartei zu Schwierigkeiten bet den interfraktionellen Besprechungen über das Reichsschulgesetz führen dürfte. Koch geht mit Stresemann überein Der Parteivorsitzende der Deutschen Demokratischen Partei, Reichsminister a. D. Koch-Weser erklärte vor einem Journa listen, über seine Stellungnahme zur Stresemann-Rede befragt: „Ich bin hocherfreut über die entschie dene Stellungnahme, die Dr. Stresemann zur Frage des Konkordats eingenommen hat. Die Deutsche Demokratische Partei hat niemals einen Zweifel daran gelassen, daß sie weder durch ein Reichs- noch durch ein preußisches Konkordat auch nur die geringsten Rechte des Staates auf die Schule zugunsten der Kirche preisgeben wird. Wir hoffen, daß die Deutsche BolkSpar- tei in Zukunft bet der Abfassung des Reichsschulgesetzes, für das sie als der Koalition angehörende Partei eine beson dere Verantwortung trägt, die gleiche Ent schiedenheit aufbringen wird, eine Ent schiedenheit, die wir bei den früheren Be ratungen über ein Schulgesetz im Bil dungsausschuß auf feiten ihrer Vertreter manchmal vermißt haben. Oemolratifche Anträge zur Kontor-atsfrage Im Reichstage haben die Demokraten eine Entschließung eingebracht, in der die Reichsregierung ersucht wird: 1. Kein Konkordat abzuschließen, daS die Freiheit der kulturpolitischen Gesetz gebung beschränkt und -essen Bestimmun gen Fragen -es Bildungswesens berüh ren. 2. Auf die Länderregierungen im glei chen Sinne einzuwirken. 8. In dem angekündigten Reichsschul gesetz: aj die verfassungsmäßigen Rechte der Gemeinschaftsschule; bj die Schulhoheit des Staates; cj die Beamtenrechte und die Gewissensfreiheit des Lehrers zu gewähr leisten und dj der Schädigung des deut schen Schulwesens durch Zersplitterung vorzubeugen. Oie Stellung -er O-utfchnationalen Wie man bei den Deutschnationalen über die Sache denkt, zeigen folgende Aus lastungen der offiziellen Deutschnationalen Parteikorrespondenz: „Ein praktischer Anlaß zu den Aus führungen Dr. Stresemanns bzw. zu die sem Vorstoß der Deutschen Bolkspartei liegt nicht vor. In Preußen ist auf Betreiben der Demokratischen und Ler Sozialdemokratischen Partei, die Sonkor- datsfrage von der Tagesordnung abaesetzt, nachdem sie bereit- ziemlich weit gefördert worben war. Im Reiche wird fle noch im Dienstgang bearbeitet. DaS Sabi»ett hat «och kein« Gtell««- ge«o»«e», wobei der Herr Außenminister Ler am meisten interessierte und verantwortliche Beteiligte ist. WM mil Sen MrzWM! Tausend« der besten Deutschen ziehen all jährlich verhältnismäßig planlos in die Welt, wodurch die Heimat wertvoller Kapitalien an Dolkskrast verlustig geht. 2m ersten Halbjahr 1926 sind 34 231 Auswanderer ge- zählt worden, die das Reichsgebiet verlasten haben. 2m ganzen wird eine Zahl von etwa 100000 nicht zu hoch gegriffen sein, die versuchen müssen, sich jenseits der Reichs- grenzen ein« Existenz zu schaffen, die ihnen die verarmte Heimat nicht bieten kann. Es fragt sich nun, ob nicht — solange die Ko- lonialpolitik nicht energischen Erfolgen ent- gegengeführt werden kann, — ein« staatliche Außenkolonisationspolitik getrieben werden kann, um dem deutschen Volke ein Ventil zu schaffen. Vorläufig erstreckt sich die deut- sche Auswandererfürsorge lediglich auf ein« unzulängliche Auswandererberatung in der Heimat und vielleicht noch auf eine Unter stützung durch die deutschen Auslandsbehör den. Andere, kleinere Länder, find dem Deutschen Reiche auf diesem Gebiete weit voraus, in erster Linie 21alien, dann auch Griechenland, die Tschechei und Polen. Grie chenland gibt für Kolonisationszwecke über 50 Millionen Mark aus. 21alien hat mit Australien einen Vertrag geschlossen, wonach sich dieses verpflichtet, jährlich 20000 2ta- liener aufzunehmen. 2n gleich konsequenter Weise treibt 2talien in Südamerika die ge schlossen« Ansiedlung. So ist auch die deutsche Auswanderung planmäßig in ein geregeltes Bett zu lenken. Mit Staaten, die als Siedlungsgebiete für Deutsche in Betracht kommen, sind Nieder- lassungsverträge abzuschließen, deutsche Sied- lungsgesellschasten sind zu gründen und von Staals wegen zu finamieren. Das Betäti gungsfeld ist riesengroß, die Mittel sind im Verhältnis zum Gewinn durch Erhaltung des Deutschtums gering. Von den Millionen, die in Deutschland für unsere Erwerbslosen ausgegeben werden, genügt ein Teil, um erfolgreiche Auhenkolonisation zu treiben. Land in geschlossenen größeren Kampieren ist leicht käuflich oder im Wege der Pachtung zu erwerben. Die lateinamerikanischen Staa ten zeigen solchen Bestrebungen gegenüber sehr großes Entgegenkommen und begün stigen die deutsche Einwanderung in jeder Weise. Die bereits in diesen Ländern be stehenden deutschen Zellen gewähren eine gute Anlehnungsmöglichkeit und verstärken das hinzuwandernde deutsche Element. Der Einwand, daß eine solche planmäßige Siedlung lediglich für das landwirtschaftliche Element als Ventil in Betracht kommt, läßt sich leicht widerlegen. Allerdings ist der deutsche Landmann der Pionier, der voran- zugehen hat. Aber er zieht in weitestem Maße Angehörige anderer Berufe nach sich. Gerade in diesen Tagen ging durch di« Press« wieder eine Warnung des „Deutschen Kauf mann im Ausland«" vor übereilter Aus reise nach Argentinien, also einem Landes das für die Aufnahme deutscher Auswande rer besonder» geeignet ist. Hier erkennt man deutlia, die Folge der mangelnden Ctaats- fürsorg« für das deutsche Volkstum im Aus land«. Bei planmäßiger Förderung der deutschen geschlossenen Siedlung wäre es möglich gewesen, auch dem Auswanderer strom der Kaufleute «nd Techniker in diesen Gebieten eine Erchen, zu biete».
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