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02 Deutsche allgemeine Zeitung : 25.07.1851
- Titel
- 02
- Erscheinungsdatum
- 1851-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-18510725027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-1851072502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-1851072502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1851
- Monat1851-07
- Tag1851-07-25
- Monat1851-07
- Jahr1851
- Titel
- 02 Deutsche allgemeine Zeitung : 25.07.1851
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25. Juli 185 l FrBag IlnsertlonSgebübr für dcn Rarm einer Zeile r Ngr. Dl« Zeit«», er. schein« täglich ,w,i mal und Nr. 8) und lvretden 8. Höckner, Neustadt, der Brück«, Nr. ». (bei An Zu beziehen durch alle Poft- tmter de«3n- und Ausland««, sowie durch die ErpedUtonen in Leipzig sOuerstraße Die „Reuen Gespräche" des Hrn. v. RadowiH. ui. Deutschland. » Berlin, 24. Juli. Wie weit wir noch immer davon entfernt sind, für unser konstitutionelles Leben eine nur einigermaßen erträgliche Basts . gewonnen zu haben, zeigt neuerdings die Unsicherheit, in der man sich hinsichtlich der Grundlage und Normen befindet, nach denen daö defini tive Wahlgesetz für die II. Kammer abzufassen wäre. Bekanntlichha ben die Neuwahlen für die Kammern Mitte deS nächsten Jahres statt- (Bgl. Nr. 354 u. 367.) *s-* Dresden, 24. Juli. ES ist ein Ding der Unmöglichkeit, in einem Auszüge die mannichfachen Beziehungen wiederzugeben, in denen das Radowitz'sche Buch zur offenen und zur geheimen Geschichte unserer Zeit steht. Eben deshalb habe ich mich in diesen Aufsätzen an feste Rich tungen der „Neuen Gespräche" gehalten und habe namentlich unter die sem Gesichtspunkte die kirchliche Seite gänzlich fallen lassen. Wir stecken in dem Jammer der Politik noch zu tief, haben des äußern Leids noch genug zu gewärtigen und zu tragen, als daß wlr schon wieder mit rech ter Seele die inner« Fragen zur Entscheidung bringen könnten. Mit dem politischen DiScurS wendet Hr. v. Radowitz sich der Vergangen heit, vielleicht noch der Gegenwart zu, ich zweifle aber nicht, daß in dem kirchlichen Stoffe die Bedeutsamkeit seiner Gespräche für die Zukunft liegt. Die Debatte um das himmlische Heil ist dem Deutschen ja eine tröstliche Zuflucht, auf die er sich um so bereitwilliger zurückzleht, je klei ner ihm daS Maß seines irdischen Glückes dünkt: die „Neuen Gespräche" Zwcitc Ausgabe. Abends k Uhr — Nr. 378. —- sind ein Buch der Resignation. Dari» liegt eS, daß nach der stufen mäßigen Entwickelung der Zeltstimmnng ihr Erfolg sich wahrscheinlich in dem Maße vergrößern wird, in dem er bei andern Büchern abzu nehmen pflegt. Die Resignation hat etwas Rührendes bei gewöhnlichen Menschen; was Wunder, wenn sich die Wehmuth häuft gegenüber einem Manne, der sich den Freund eines Königs nennt. Ich weiß, daß die Entsagung in der Politik anders beurtheilt sein will als in dem Misere deS All tagslebens, ich weiß auch, daß die scharfe Sacherklärung eineö berühm- i ten Zeitgenossen: Resignation sei nur nichtsnutzige Feigheit, die sich mit den Lappen deS Idealismus herausputze, bloS die halbe Wahrheit trifft und deshalb mehr dem sinnlichen Reize genugthut als dem Gemüth. Mag aber der Verstand auch trennen, wie er wolle, möchte er selbst Theilnabmlostgkeit predigen, Kälte gegenüber einem Handeln, das ihm nicht ohne Schuld scheint, wer will dem Herzen gebieten, nach der Scha blone des Verstandes zu fühlen, wenn er den Mann von Erfurt über die Frage, was aus ihm geworden sei, bekennen hört: „Ein Katholik, der seiner Kirche mit Leib und Leben angehört, ohne die christliche Ge meinschaft mit den gottesfürchtigen Protestanten aufzugeben; ein Mann, der dem Königthume angehört, ohne aus die Freiheit zu verzichten und der deshalb mit Denen die Gemeinschaft bewahrt, die die Freiheit wol len, ohne der Monarchie abzusagen." Mit dieser Verkündung wendet sich Hr. v. Radowitz im Buch zunächst an das Neupreußenthum, aber sie gilt jeder Partei und trägt in sich unverkennbar einen stillen Keim der Hoffnung. DaS Neupreußenthum, ruft er den Urbildern der Gals- dorf zu, ist nicht der Repräsentant unsers großen, ruhmvollen, deutschen Landes. Und je fester sich hieran sein Glaube hängt, desto fester faßt bei ihm mitten im Schoose der Entsagung neues Vertrauen Wurzel. Immer noch klingt in seiner Brust der Gedanke der nationalen Einheit und in diesem Sinne wendet er den Zuruf, mit dein einst Arcadius von seinen blutenden Gliedern sagte: Auch' euch wird Gott wieder herrlich zu sammenfügen! auf Deutschland an. Er wird mit seinem mythologischen Glauben vielleicht vereinsamt dastehen, aber daö irrt ihn nicht. Die jetzige Ebbe ist deshalb doch ebenso wenig das wahre Niveau als die Sturmflut deS Jahres 1848 und über die neuerwachende Zuversicht schreibt er daö schöne Motto: „Nicht immer werden die Tugenden auf unserer Seite zum Schaden, die Laster auf der andern zu Erfolgen führen!" DaS ist es, waS sich wahrsagen läßt aus dem bleichgewordenen Lichte des Kometen von Erfurt. Niemand glaubt, daß er ihn zum zweiten male werde neu aufgchen sehen. Eine so rasche Wiederkehr wäre ja wol auch gegen Kometennatur! Am Schluß dieser Aufsätze stellen wir noch einige Urtheile über Personen und Zustände zusammen, die daS Interesse in hohem Grade in Anspruch nehmen. Hinsichtlich der Wirksamkeit der Dresdener Con- ^erenzen hat Hr. v. Radowitz sich nicht einen Augenblick der bittern Täu schung hinaedeben, zu wähnen, man könne den Abgrund, der sich auf- gethan, mit den CommisstonSarbeiten und den Protokollen eines Diplo- matencongresseö schließen. Nicht bloS Anderes, sondern Besseres verlangt Deutschland, diesem Ausrufe tritt er bei. „Nicht bloS die Reorganisa tion des Bundes mit einer Steigerung seiner Polizeigewalt, sondern eine Organisation der Nation mit einer Herstellung ihres politischen Gesammt- lebens! Die Freien Conferenzen konnten ein heilsames Glied werden in der Wiedergeburt Deutschlands; abgetrennt von allen andern Bedingun gen deS großen Werkes sind sie nichts alö die Wiederholung von Trop- pau und Karlsbad. Wer dort zu reden hat (Radowitz schrieb sein Buch vor Schluß der Conferenzen), der erfülle seine Pflicht, wie der Augen blick eS gebietet, ohne rechts und links, vorwärts und rückwärts zu se hen. Aber er wird nichts schaffen als ein Transitorium statt deö Pro visoriums, des Nothbehelfs, der viel geschmäht zu Grabe gegangen. Daö ist nicht Deutschland, daS ist nicht seine nationale Verfassung, die dort verhandelt wird!" Mit besonderer Beachtnng wird Jeder die Urtheile lesen, deren Ge genstände nicht innerhalb der deutschen Grenzen liegen. Schon auS Cour- toisie müssen wir auö ihnen die die Stellung deS Zaren betreffenden andern voranstellen. „Die Stellung deS Kaisers Nikolaus" — und diese Worte werden bedeutungsvoll dem Vertreter-deS ultraistischen Neupreu- ßenthums in den Mund gelegt — „die Stellung deö Kaisers Nikolaus, denn dieser ist daö russische Cabinet, denn außer ihm gibt eö keinS, faßt man gewöhnlich viel zu klein und engherzig auf. In dem Kaiser lebt die tiefe Ueberzeugung, daß er von Gott berufen und an die Spitze der größten physischen Gewalt deS Erdballö gesetzt worden ist, damit er die Ordnung Gottes in den irdischen Dingen aufrecht erhalte. Die unter geordneten Rücksichten auf Landerwerb, auf Ausdehnung der Grenzen seines Reichs, wie sie seine Vorgänger erfüllten, sind ihm ganz fremd. Indem er die Revolution bekämpft, ihr den Boden entzieht, sie da mit den Waffen, dort mit seinem moralischen Einflüsse niederwirft, sucht er nicht sich, ja nicht einmal Rußland, sondern die Ehre Gottes und dessen Gerechtigkeit. Dieses klare Bewußtsein, dieses reine Gewissen, Daö ist eö, was ihn stark macht, und wenn er zum Schiedsrichter geworden ist, so sind eö nicht Soldaten oder diplomatische Kunstgriffe, die ihn dazu gemacht, sondern seine innere Ueberlegenheit in einer Zeit, wo schlechte Principien und furchtsame Halbheit sich die Hand geboten haben, um alle europäischen Cabinete zur Ohnmacht zu verdammen." Ueber die englischen Zustände dünkt eS dem starren Neupreußen, alö träten an der Themse statt der alten Parteien jetzt auch die Conti- uentalgegensätze in Wirksamkeit. „Bald genug werden wir nicht mehr von Torieö und Whigs, sondern von Conservativen und Radicalen und etwa einer richtigen Mitte reden hören. Peel hat dazu den ersten An stoß gegeben und vielleicht Altengland hierdurch mehr gefährdet wie alle Gegner." „Wahres und Irriges ineinander!" entgegnet hierauf der Go- thaner; „daö ist ganz richtig, daß die alten Parteien dort zurücktreten, oder vielmehr ihren Charakter verändern. Sonst drehte sich die Stel lung um einen einfachen Gegensatz. Die Einen herrschten und die An dern wollten herrschen, und mit ihnen ihr politisches System. Jetzt aber ist die Schärfe und Schneide der Systeme abgebrochen; die Whigs möch ten den Foderungen der Zeit zögernd nachgeben, die Torieö ihnen zö gernd widerstreben; der Accent für Beide liegt aber auf zögern. Diese Parteien als solche haben sich wirklich überlebt und werden andern Ge staltungen deS öffentlichen Bewußtseins Platz machen. Peel's Unsterb liches Verdienst ist eö, daß er sich zuerst aus den traditionellen Fesseln losgemacht, daß er zuerst auözusprechen wagte, die Regierung müsse sich nicht auf Parteicombinationen stützen, sondern auf den innern Werth ihrer eigenen Maßregeln. Dahin wird eS kommen müssen, wenn auch noch durch üble Zwischenzeiten hindurch." Zur Charakteristik der „Neuen Gespräche" noch eine Bemerkung. Hr. v. Radowitz stellte in ihnen die Hauptformen der politischen Parteien gegenüber. Ist es Niemandem aufgefallen, daß der Standpunkt der heu tigen Regierungen keine Vertretung erhalten hat? Vielleicht ging Hr. v. Radowitz bei seiner Anordnung davon auö, daß jener Standpunkt nicht sowol ein selbständiger alö vielmehr nur ein Uebergangöstandpunkt sei. DaS ist nicht falsch; das Buch hat dadurch keine Lücke erhalten und verdient daher auch die gerechte Beachtung Derer, die scheinbar in ihm ignorirt wurden. Endlich hat eS gegen miögünstige Urtheile von gewisser Seite her den Schutz eines biblischen Wortö: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf ihn! ----- Deutsche Mgeuiklue Zeitim Vrei« für da« Wlrrt-ljahr I - 'm« VNgr"'"""" -Wahrheit und Recht, Freiheit Ulld Erseh I»
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