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Feierabend : 15.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id497197782-190501152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id497197782-19050115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-497197782-19050115
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFeierabend
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-15
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Titel
- Feierabend : 15.01.1905
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— Feierabend. ' f ^ ^ V s ^ ^ ^ „Lachs. Bolkszeüung . .M 3. Sonntag, den 15. Januar. 1808. — — — —.——_ ^ Me schwarze Schar. Roman, nach dem Französischen von Ludwig Wechsler. 20. Fsrlsetzung. (Nachdruck verdaten., Zum ersten Male wagte Greliche das junge Mädchen ! anzublicken, und dabei lag ebensoviel Staunen, als Angst in seiner Miene. „Wenn man das täte," erwiderte er mit gepreßter Stimme, „aber Sie wissen wobl nicht, wer ich bin? Wer ! könnte für einen nichtswürdigen, verkommenen Menschen wie ich, Interesse baben?" „Antworten Sie mir offen und rückbaltlos," fuhr Johanna mit Nachdruck fort. „Wären Sie fähig, sich dank bar zu erweisen, wenn man Ihnen die Beweise dieses Inter esses, dieser Anteilnahme geben würde? Würden Sie die erforderliche Energie besitzen, um auf Ihre verbrecherischen Bekanntschaften zu verzichten, und den Entschluß fassen, sparsam und rechtschaffen zu sein und ehrlich zu arbeiten?" t „Ich würde es versuchen — ja, ich verspreche Ihnen, daß ich es versuchen werde," sagte Jacques, der dem Drän gen des jungen Mädchens nicht länger widerstehen konnte. „So hören Sie mich an. — Viel kann ich nicht für Sie tun — allein ich habe Freunde und werde mich an diese wenden, vielleicht wird es diesen möglich sein. Ihnen einen Dienst zu leisten. — Inzwischen sollen Sie Ihre Mutter nicht verlassen. — Ich werde Ihnen Bücher geben — nur dürfen Sie nicht von der Seite Ihrer Mutter weichen. Sie bedarf der Pflege des Trostes, und wenn ihr die Freude beschiedcn wäre, daß Sie auf den Pfad des Rechten zurück- kehren, so würde sie alle Leiden nnd Kümmernisse vergessen, die sie bisber kennen gelernt." Jacques Greliche ließ den Kopf sinken, und Johanna glaubte zu merken, daß er gerührt sei. Jetzt trat Klara ein und brachte einen Korb mit sich, welcher eine Flasche Wein, Fleisch und Suppe enthielt. Auch ein Bündel Kleider übergab sic ihrer Gebieterin. „Hier," sagte das junge Mädchen, nachdem die Diene rin das Zimmer wieder verlassen, „diese Dinge übergeben Sie Ihrer Mutter. Für das Geld, welches ich ihr gegeben, werden Sie Heizmaterial kaufen. Ich binde Ihnen noch- i mals dringend auf die Seele, Ibre Mutter nicht zu ver-t lassen. Bleiben Sie bei ihr, hoffentlich werde ich Ihnen bald mitteilen können, daß ich Arbeit für Sie gefunden." „Ich danke Ihnen," sagte Greliche, dessen Verwirrung in dein Maße zuznnehmen schien, je mehr er sich von der^ Aufrichtigkeit der Worte des jungen Mädcheirs überzeugen mußte. „Ja, wenn jedermann wäre, wie Sie —" Er nahm die Dinge, die'sie ihm gegeben, an sich und schritt zur Tür. Doch plötzlich blieb er, wie von einer lebhaften Er regung erfaßt, stehen. Sein Blick war auf ein Bild Lacedats gefallen, welches kurz vor seinem Tode angefertigt worden nnd sebr ähn lich war. Johanna entging seine Verwirrung nicht. Sie zuckte erschrocken zusammen. Sollte es sich als wahr erweisen, ^ was sie in der Nacht gedacht, als sie Greliche auf offener > Landstraße angefallen? Sollte er den Mörder ihres Vaters ' kennen? Die unverkennbare Verwirrung, die sich seiner ^ bemächtigt hatte, war jedenfalls ein Anhaltspunkt. Es wäre ! aber vielleicht unklug gewesen, ihn auf der Stelle zu befra- gcn, eine vorzeitige Frage konnte sein Mißtrauen erregen. Es war jedenfalls Tätlicher, zu warten, bis er von besseren Empfindungen erfüllt, von Abscheu für seine bisherige Le- bcnsweise erfaßt wurde und geneigter sein durfte, die be gangenen Verbrechen durch ein umfassendes Geständnis zu sühnen. Das junge Mädchen begnügte sich daher damit, auf die Photographie zu deuten und zu sagen: „Dies ist das Bild meines Vaters — meines Vaters, den man ermordete." Jacques betrachtete noch immer das Bild, dann wen dete sich sein Kopf dem jungen Mädchen zu. Er schien un schlüssig zu zögern und sie glaubte schon, daß er freiwillig sprechen werde. — Allein er wendete den Kopf ab, schlug den Blick zur Erde und scbritt hinaus, ohne ein Wort gesprochen zu haben. Dritter Teil. I. Ten Tag nach dein gefährlichen Besuche, welchen Bidache und Patrick in der Spelunke des alten Iorre abgestattet, verbrachte Johanna zn Hause, denn sie war schon von großer Unruhe erfaßt worden ob des Ausbleibens jeglicher Nach richten seitens der beiden jungen Leute. Es war schon fünf Uhr nachmittags geworden, als sich Bidache endlich bei ihr einfand. Bei seinem Eintreten rief das junge Mädchen erfreut aus: „Gott sei Dank, daß Sie endlich da sind! — Und wo ist Herr O'Keddp?" fügte sie ein wenig errötend hinzu. „Er befindet sich vollkommen wohl," beeilte sich Bidache, sie zn beruhigen. „Wir gingen mit heiler Haut aus dem Scharmützel hervor, obschon es einen Augenblick recht ge fährlich zu werden versprach." Und sofort berichtete er dem jungen Mädchen ausführ lich, was sich abends vorher zugetragen, und daß die Art und Weise, in welcher sich Patrick des von Herrn Merentier geschriebenen Briefes bemächtigt hatte, tatsächlich den Beweis erbracht habe, daß der junge Irländer der richtige Ver bündete bei dem geplanten Rachewerk sei. „Fürchten Sie aber nicht, daß der Mann irgend welchen Verdacht schöpfen konnte?" fragte Johanna. „Das ist nicht möglich. — Als er den Verlust des Briefes entdeckte, dachte er gewiß, daß ihm derselbe »nährend des Kampfes aus der Tasche gefallen sei." Dies war ein doppelter Irrtum, den Bidache beging. Doch wie hätte er auch erraten können, daß der Peruaner ans übergroßer Vorsicht den Büffel beauftragen würde, statt seiner den Brief bei Iorre zu reklamieren? Auch täuschte er sich in der Voraussetzung, daß der Büffel glauben könnte, er habe den Brief während des Kampfes aus seiner Tasche verloren. Im Gegenteil, — der Bandit hatte den wahren Sach verhalt erraten und unverzüglich die Polizei verdächtigt, als er sich seines Verlustes bewußt ward. Bidache war eben auch nicht unfehlbar und sein Irrtum war ein 'ehr verzeihlicher, trotzdem derselbe von den unan- genehmsten Folgen begleitet war.
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