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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 06.08.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-190708068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19070806
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19070806
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1907
- Monat1907-08
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Ziilhsislhk ! «rstkitiliis ObMllpreffe 69. Jahrg Dienstag, den 6. August 1907 Nr. 181 — Frrnsprecher: A»i Dresden Nr. 809. Der König von Liam ist gestern in Berlin einge- trofsen. — so —.74 -.70 RediktimrSschkch r » Uhr «itst-gS. Sprechstunde der Redaktion: S S Uhr NnchmittngS. Zuschrilten in rrdaktionellen Angelegenbeiten sind nicht an den -irdakleur persönlich, sondern ausschließlich an die Redaktion zu adressieren Beilagen: „Illustriertes UnterhaltnnpSblott- * .Rach Feierabend- nnd »arte,wirtschaft- A „FremdevListe-. Druck und Verlag: Elbgau-Buchdruckeret und BerlagSanstalt Hermann Beyer L Co., Vlasewitz; verantw. i. B: A. Andrae, Dresden. über nicht diejenige "feindselige Haltung, in der sich, eine ganze Anzahl russijcherPanslavisten und altrussischer Mos kowiter gefallen, und für die Persönlichkeit unseres Kai sers hat er entschieden sehr viel Sympathie. Zur Bekräf tigung dessen sind alle langen Ausführungen überflüssig; es genügt, auf die bekannte Tatsache hinzuweifen, daß er in der schwersten Zeit des ostasiatischcn Krieaes, nach der furchtbaren russischen Niederlage in der Seeschlacht von Fushima, freiwillig Kaiser Wilhelm II. in der Ostsee auf suchte und mit ihm eine lange Unterredung ohne Zeugen hatte. DcH in derselben das Oberhaupt des deutschen Rei ches seinem Besucher dringend zum Frieden geraten hat, ist erst viel später bekannt geworden. Auch heute ist die Lage Rußlands keine rosige, aber die neueste Zusammen kunft gilt nicht der inneren Politik, die ist durch die Auf lösung der zweiten Duma und Ausschreibung der neuen Wahlen bereits festgelegt, sondern auswärtigen Angelegen heiten. Deutsche und russische Interessen kreuzen sich nir gends; es kann daher auch nicht etwas ganz Neues aufge- haut werden. Wohl aber mögen manche Äeine aus Sem Pfade der gegenseitigen Beziehungen noch aus dem Wege lichkeit war, etwas anders war die britische Haltung doch noch, nämlich viel kühler, wie die der Regierung des Zaren. Warum sollten wir also erneute Bemühungen aus Peters burg, zu einem noch besseren nachbarlichen Verhältnis zu komnien, abweisen? Kein Grund liegt dafür vor. Der Zar kam, was er mitgebracht, werden wir sehen. Noch wenige Tage, und auch König Eduard ist Kaiser-Gast in Wilhelmshöhe. Reicht er uns herzlich die Hände und läßt Vergangenes vergessen sein, weshalb sollten wir nicht ein schlagen? Aber treiben wir keine Zukunftsmusik, harren wir der Tatsachen, die allein Wert haben. Es ist in den letzten Jahren viel „zusammengekom men", viel „angebändelt", viel „verbündet" worden u. hin terher hat doch manch ein Diplomat erkennen müssen, daß all' unser Wissen Stückwerk ist. Wie es gehen sollte, ging cs schließlich doch nicht. Die Flitterwochen der einst so glutheißen französisch-russischen Freundschaft sind lange, lange vorüber, beinahe scheint es, als wollte der Zar mit seinem deutschen Besuche seinen Verbündeten an der Seine ebenfalls einen kleinen Wink mit dem Zaunpfahl geben, und wer weiß, wie viele Abkühlungen noch nachfolgen. Kö- geilste Ereiziiffe. Zu Ehren des Zaren läuft heute vormittag die ge samte deutsche Flotte von Swinemünde aus. Ein großes Seegefecht wird veranstaltet. durch die Voß bezogev . . . de»-l. frei iuS Hau« -»iieferl durch Boten srer ins Haus gel kxi «dßoluug in der rrpedüto onrltljLhrlich wonallich Ast. 1.80 - „ L22 . 2 — , I SO Imt 1 dIä 11 im Äie llgl. Hmtrbauptmannrcdaften vreroe» HtttlaA u. keurtastt, öas sigl. llmlrgelicbk vrercken, tül sie sigl. Zupennlencientuk vrezäen II, «sie sigl. Tossttentämler vtescken, Moutrbulg una s «le 8r»tI»0t»! romevur, vodMr, Aicdvm, Mt«tlp»Vlltr. korttnvttr. enwl«. readawk unck 6or»«diickt. >!»»»»«unck «iir VIrrewilr, c«r»«ilr. Kvckwilr. weirr« Muck», bükläu. ckie lärrmlrgememcken. vresckrn.;!,irren unck Neugrunn. Telegramm - Adresse: Elbgaupreffe vlasewitz. Der Hamburger Dauerfahrer Thom Süden erlitt durch einen Sturz in den gestrigen Leipziger Sportplatz- Hennen eine schwere Gehirnerschütterung. Infolge der günstigen Versuche mit dem lenkbaren Rilitärluftschiff soll ein zweites Luflschifferbataillon ge schaffen werden. , prsch«ml stdea «och-ut-g «chmittugS »Uhr fv »n» fol-«ch-« »S-. »! ««»itaeu-Auuahme eckvlgl btzst mttl«^ I Uhr. ft -»„«erste kost dir S-grsp. VrMzeile 20 Ps., kleine «nzeign, 15 Pf., l Aeklamezetle 50 PI Für die Aufnahme an bestimmter Stelle wird keine Garantie übernommen Annahmestellen: letzte Seite. Bei Pontodece in Frankreich entgleiste ein Eisen- bahuzug» wobei einige Wagen in die Loire stürzten. 50 Personen sind tot, 16 verletzt. Die letzten Nachrichten aus Casablanca melden, daß ziert große Panik herrsche und die Europäer die Stadt ver lassen. Vas Naser uvd seine Kalken. geräumt werden können, und gelingt das, so wird es uns freuen. Denn die russische Verwaltung lieht, wie allbe kannt, mitunter seltsames Rechnen, bei der kann zwei mal zwei nicht nur vier, sondern auch fünf bedeuten. Der Zar ist Frankreichs Verbündeter und kommt doch zum deutschen Kaiier; das allein will schon etwas be deuten, und es bekräftigt, daß die Revanche-Männer an der Seine und die Einkreisungs-Politiker an der Themse nicht daraus rechnen dürfen, in Rußland einen Turm zu sehen, mit dem sie Deutschland matt setzen können. Wir haben keinen Anlaß, wie vor zwanzig Jahren schon Fürst nig Eduard war der Hoifnungsstern aller, die viel haben wollten; aber so viel vermag er auch nicht, um alle Behag lichkeit .zu stillen. In seiner Politik war ein gewisser hin reißender Zug, aber dafür bleibt die hausbackene deutsche Politik doch ^praktischer. Und so wollen wir hoffen, daß das Wasser wirkliche Balken in den Scgrfssplanken der bei den Kaiserschisfe aufweist, die verstärkte, den Frieden ver bürgende nachbarliche Freundschaft zu tragen, die sa auch praktischen Interessen, z. B. in Asien, dienstbar gemacht werden kann. „Wasser hat keine Balken," so sagt der Volksmund. Tie Diplomatie traut dem flüssigen Element mehr zu, denn auf den Wogen der Ostsee fand die Begegnung zwi schen dem russischen Zaren und dem deutschen Kaiser un ter Beisein der beiderseitigen Leiter der auswärtigen Po litik statt, die die deutsch-russischen guten nachbarlichen Be ziehungen aufs neue bestätigte. Zar Nikolaus II. ist durch einen Vertrau mit seiner Macht an die französische Repu blik gebunden; aber darum betätigt er Deutschland gegen- Bismarck mitbezug auf Rußland betonte, hinter Jemand herzulaufen, aber wir haben auch keinen Anlaß, Bezieh ungen, die uns nützen können, kurzer Hand abzubrechen. Wir haben England während des Burcnkrieges durch eine überaus wohlwollende Neutralität sehr viel genützt, wir haben Rußland während des Japan-Krieges durch unsere tiefe Friedens-Politik die Entblößung seines europäischen Besitzstandes von Truppen ermöglicht. Zugegeben, daß der russische Dank dafür nicht von überströmender Herz Z«» jm-f i» -trimer -tuse»erke. Die tumultarischen Auftritte vor dem Ouartier der arbeitswilligen Bauarbeiter am Elisabethufer haben die Polizei veranlaßt, die Straße von der Oranienbrücke bis zur Waldemarbrücke zu bestimmten Tagesstunden vollstän dig abzusperren. Es dürfen nur diejenigen Passanten den Weg benutzen, die glaubhaft nachweifen, daß sie nach ihrer Wohnung wollen. Ein großes Polizeiaufgebot ist ständig -nliiek -nef. Bon A. SilviuS. (Nachdruck verboten.) kit Psychopaten bei der Arbeit. — Bersin in banger Furcht. — Kinder- irsorge. — kritiscber Pessimi-muS. — Ueberschwemmung in Berlin. — Unterirdische Arbeit — Stadtbahnkommission. — Der zweite Stock. — Der Lenkbare. — Die klugen Berliner. — Zukunftsbild. Man mag nun vom Stadtpunkt des Berliner Psycho paten über die jüngsten Attentate auf Kinder denken wie man will: Geisteskrank — Epileptiker oder dergleichen De generationen, eins steht fest, es hat sich der Familien einer breiten Bevölkerungsschicht Berlins ein Gefühl banger Furcht bemächtigt. Die Kinder der Straße sind täglich und stündlich Gegenstand lebhaftester Debatten. „Ihr habt gut eden," rufen arme Leute; „wo soslcn wir unsere Kleinen «Men, wenn wir selbst aus Arbeit gehen müssen?" Das ,sut Reden" bezieht sich auf die, welche nur immer sal bungsvoll predigen: „Wie kann man bloß die Kinder im- verfort unbeaufsichtigt auf der Straße lassen!" Die De batte in dieser Weise zu führen, ist natürlich Heller Blöd- inn; aber sie wird augenblicklich in Berlin so geführt, glück- icherweise wird sie aber auch noch anders geführt. Sie wird luch so geführt, daß man dem Nebel auf den Grund geht. Fürsorge-Anstalten für Kinder" werden in Berlin geför- >ert, das heißt Kinderhorte, ähnlich wie sie schon in be- cheideneu Anfängen bestehen. Tas sollen keine Asyle sein, andern nur eine Art „Kindergärten" für die Zeit, mäh end welcher die Eltern außer stände sind, die Kinder zu be aufsichtigen. Wenn dieses Kindcrthema in Berlin jetzt ge- »ügend durchgepeitscht ist, wird die Frage lebhaft disku- iert: „Warum sind die Mörder noch nicht entdeckt? Die Körber!" — Es handelt sich in Berlin augenblicklich wie- er um zwei uneMwckte Mörder. Der Gelegenheits-Lieb- aber der verliebten alten Köchin Plath deS Varietee-Di- ektors in der Schmidtstraße hat sich bisher noch allen Nach arschungen entzogen (soll inzwischen festgenommen worden n'n, s. *Kl. Chronik". D. R.) und auch der Kindermörder ruft noch unentdeckt umher. Das ist wieder ein sehr un ¬ angenehmes Empfinden, trotzdem anerkannt werden muß, daß der neue Chef der Berliner Kriminalpolizei mit gro ßem Eifer cingegriffen hat. Man kommt in der Diskussion über die Erfolglosigkeit der kriminalistischen Tätigkeit dann wieder auf die Fehler zu sprechen, welche unserer Kri minal-Polizei anhaften sotten. In breiteren Schichten der Bevölkerung behauptet man es, andere wieder glauben, daß böse Zufälle bei diesen polizeilichen Fehlschlägen mit spielen. Es ist hier nicht meines Amtes, darüber zu spre chen, ich gebe nur die Stimmung wieder, welche in diesem regenreichen Sommer sich der zu Hause gebliebene Ber liner und derjenigen, die auf Grund ihrer wirtschaftlichen Lage zu Haute bleiben müßen, bemächtigt hat. Pessimistisch kritisch angehaucht und dazu noch jeden Tag Regen und nichts als Regen! Wir dürfen uns durch ein oder zwei schöne Tage nicht täuschen lassen, oder gar noch besondere Hoffnungen hegen. Die letzte Sturmflut oder Ueberschwem mung in Berlin hat das bewiesen. Der endlich einmal wirklich heitere Himmel hatte sich im Augenblick verdun kelt und ein Wolkenbruch von unglaublicher Intensität ging über Berlin hernieder. Ueberschwemmung! Berlin unter Boasser? Der Gesundbrunnen in Gefahr! Das wa ren so die Schrcckensrufe. Leider eine alte Erscheinung, daß bei diesen himmlischen Sturzwellen in Berlin immer etwas passiert. Diesmal hat der Gesundbrunnen dran glauben müssen; es soll dort wie bei wirklicher verheeren der Wassersnot ausgesehen haben: Straßen waren zu Strö men, Keller zu Seen verwandelt. Schwimmende Betten und schwimmende Tische, schwimmende Spiegel und schwim mende Garderobenstücke, aber auch schwimmende Menschen in den unter Wasser gesetzten Kellern, Menschen, die retten wollten und gerettet sein wollten. Man möchte kaum glau ben ,daß m einer wohlgeordneten Großstadt dem nassen Element es möglich sein kann, solche Macht über Menschen kraft zu erlangen, man möchte es nicht glauben, wenn man die Meisterwerke der Technik sieht, die sich eben jetzt dem Beschauer durch die enorm komplizierten Untergrundbau ten für den Verkehr unter den Straßen der Großstadt bie ¬ ten. Die Einbettung der Riesenkanäle lockt täglich Tau fende von Zuschauern an, die bei Wind und Wetter kritische Beobachtungen anstellen, wie der unterirdische Weg entsteht, den die Berliner Untergrundbahnen künftig hundertrmale täglich fahren werden. Und kaum ist die Eröffnung der vielumstrittcnen Strecke Potsdamer Platz—Spittelmarkt festgesetzt, verlautet, daß neue große, weite Strecken dem- nächst unter dem Berliner Straßenpflaster zu bauen be gonnen werden sollen. „Alles unter der Erde!" Neidisch blickt die preußische Eisenbahn-Direktion auf dieses unter- irdische Getriebe und denkt: „Ist denn die Stadtbahn ganz vergessen?" Es ist wahr, die Berliner sind gegen ihre Stadtbahn, gegen ihr bisher erfolgreichstes Beförderungs mittel etwas undankbar geworden, trotzdem sie es nach wie vor sehr stark benutzen. Aber sie haben allerlei an der guten alten Stadtbahn auszusetzen. Das eben mag die Eisenbahn-Direktion wohl empfunden haben und sie hat flugs eine Stadtbahn-Kommission ernannt, die sich dieser Tage auf Reisen begeben soll, um namentlich in Newyork die Stadtbahn-Verhältnisse zu studieren. Es handelt sich hierbei in der Hauptsache um die Elektrisierung der Stadt bahn und um die Fraax, ob ihr noch eine Etage aufgesetzt werden soll. Man wird mich verstehen; es handelt sich n:cht um Höherlegung der Stadtbahn, sondern darum, daß den Wagen noch ein Wagen aufs Dach gesetzt wird. Im gewöhn lichen Eisenbahnbetrieb hat es vor langer Zeit solche dop peletagige Wagen gegeben. Es ist schon lange her aller dings, aber ich entsinne mich dieser Monstra noch sehr deut- lick. On revient toujours. . . Wenn also die Berliner all' diese technischen Wunder betrachten, so lenken sie jetzt und dabei hauptsächlich ihr Augenmerk auf das Lenkbare. Das Nachschauen nach einem Luftballon ist etwas Alther gebrachtes; man kennt diese Szenerie, wie die Leute in die Höhe gucken und den Kindern das fliegende Ding da oben hoch in den Lüften zeigen. Jetzt beobachtet man ähnliche Szenen, aber doch sind sie ganz anders in Haltung und Stimmung. Der Lenkbare fliegt über Berlin dahin. An vielen Orten stehen die Passanten, die Spaziergänger,
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