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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 02.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189011029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18901102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18901102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-02
- Monat1890-11
- Jahr1890
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 02.11.1890
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lO Pf. -m, ro „ - 20 „ » Rüstern, eanta. tnebnrg. »n« >00 Paar 3,50, so- ipfichlt zu- mgafle^ tttt chen n. o und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Braud. .1- 255. Erscheint jeden Wochentag Nachmittags 6 Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 2b Pjg., zweimonatlich 1 M. bO Ps. und cinmonatlich 7b Pi. 43 Jahrgang- Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angcnom-I! Sonntaft, den 2. November. -n-n und be,-Sgt der Preis ,Ur di-gesp°l>cn-Zeile 188". oder oeeen Naum io Psg. Bekanntmachung. Wegen Einweisung des Herrn Bürgermeisters vr. Böhme sind Montag, den 3. November er., Vormittags von 10 bis 12 Uhr sämmtliche Expeditionen im Rath- und Stadthause, sowie diejenigen der sonstigen städtischen Verwaltungen geschlossen. Freiberg, den 30. Oktober 1890. Der Stadtrath. iküssler. Kßlg. Auetion betr. Bei der für Montag, den 3. d. Mis., angekündigien Auction kommen Seifenwaarcn nicht mit zur Versteigerung. Freiberg, am 1. November 1890. Aktuar bit liualOt, G.-B. Das Kirmesvetteln und Kuchenfingen in Oberbobrttzsch wird streng untersagt. Der Gemeinderath. » , G.-V. Das MeMeln während des Kirlhlvchfestes ist streng untersagt. Niederbobritzsch, den 1. November 1890. Der Gemeindevorstand. Die Woche. Die deutsche Nation darf stolz sein auf die Einmüthigkeit, mit der Deutschland und seine Fürsten den Helden, der des Reiches Einheit auf dem blutigen Felde der Ehre gegründet, am Tage der Vollendung seines 90. Jahres gefeiert. Es wird schwer fallen ein einziges deutsches Blatt zu nennen — aus genommen bleibt das leitende Blatt der „deutschen- Sozial demokratie — das nicht in Vers oder Prosa der Heldengestalt des greisen Heerführers gehuldigt hätte. Neben der glänzenden Ovation, welche die Stadt Berlin dem greisen Feldmarschall am Vorabend seines Geburtstags darbrachte, bildete die persönliche Beglückwünschung des Jubilars durch Kaiser Wilhelm und König Albert den Höhepunkt der Feier. Mit wunderbarer Ausdauer und Rüstigkeit hat der Greis die großen An strengungen der beiden Tage überstanden. Auch das Ausland hat dem Grafen Moltke aus Auslaß der nationalen deutschen Feier seine Huldigungen dargebracht. Eine seltene Einmüthig keit bekundeten hierin namentlich die englischen, österreich-unga rischen und italienischen Blätter. Selbst die französische Presse hat sich dazu verstanden, dem deutschen Heerführer Gerechtigkeit angedeihcn zu lassen. Der Wiederhall, den die Moltkefeier in Frankreich gefunden, ist insofern bemerkenswerth, als die Moltkefeier die Stimmung, die aus ihm herausklingt, das all gemeine Denken und Empfinden der Franzosen, wie es sich in neuester Zeit dem deutschen Reich und deutschem Wesen gegen über ausgebildet hat, in bemerkenswerther Weise kennzeichnet. Man denke sich, welches Echo der nationale Jubel, der unsern siegreichen Feldmarschall umgab, vor wenigen Jahrm noch in Paris erweckt haben würde: die Brandschriften der Hetzblätter, die Klagen der verschämten Chauvinisten über deutschen Militarismus, — und nun lese man die Artikel, welche jetzt eine jede französische Zeitung dem Ehrenfeste des greisen Feld herrn widmete: saft überall zeigt sich eine Schätzung des Gegners, die vom Gefühl für internationalen Anstand durch drungen und von dem sichtlichen Wunsche, mit Deutschland aus höflichem Fuße zu leben, eingegeben ist. Jedermann bemüht sich, objektiv zu urtheilen, und wenn dies auch nicht Allen ge lingt, so ist doch das Streben nach Sachlichkeit schon ein schätz barer Fortschritt. Die Rüpelei des halbverwirrten Boulangisten Laur, der an den Grafen Moltke ein sich in Schmähungen er gehendes Telegramm absandte und sich dessen öffentlich rühmte, stand so ziemlich vereinzelt da. Daß in Deutschland die Moltke seier nicht vorübergehen konnte, ohne den Gegne.n des Fürsten Bismarck neuen Stoff zu gehässigen Anfeindungen zu liefern, ist betrübend, darf uns aber bei der bekannten Kampfweise der bismarckseindlichen Presse nicht Wunder nehmen. Das Fernbleiben des Fürsten von der Feier konnte natürlich nicht unbemerkt bleiben, da man allseitig fühlte, daß Moltke und Bismarck in großer Zeit zwei gleichzeitig wirkende ge schichtliche Persönlichkeiten waren, deren gemeinsame, sich er gänzende Thatcn zum Besten und zur Wohlfahrt des Vater landes auch ein gegenseitiges, inniges, persönliches Verhältniß bedingten. In einer Zusammenfassung der hieran geknüpften Preßvetrachtungen kommt die „B. B. Ztg." zu folgendem Er gebniß: „Das Bedauern, daß Fürst Bismarck nicht nach Berlin kam, war bei allen Einsichtsvollen allgemein. Die Verehrer des Fürsten würdigten jedoch dessen Zurückhaltung, die Gegner aber fanden oder ergriffen auch diese Gelegenheit, dem unver geßlichen Staatsmann etwas am Zeuge zu flicken. Und dazu mußte ihnen die Ansprache des Monarchen an den Jubilar die Handhabe bieten. Der Kaiser hob es bekanntlich als be sonders verdienstvoll hervor, daß Moltke nicht allein steht, sondern eine Schule zurückläßt, die in seinem Geiste weiter arbeitet. Von oen Bismarck-Gegnern wird nun behauptet, der Kaiser habe das Wort „allein" besonders betont. Daraus Wird des Weiteren gesolgert, daß eine Art Vorwurf für Bis marck darin lag, da er ja keine Schule machte und keine grund legenden Gesetze der Kunst, ein Diplomat zu sein, vererbte, welche seinen Nachfolgern zur Richtschnur dienen könnten. Die Beschränktheit dieser Auffassung, die Gehässigkeit der Aus legung liegt offenbar zu Tage. Denn daß ein Staatsmann vom Genie Bismarcks, dessen Größe in der schöpferischen Kraft, wie in der Initiative von Fall zu Fall sich kundgab, un möglich in konkreter Weise Vorschriften und Lehren hinterlassen kann, wie ein Stratege, der mit vorhandenen Faktoren rechnet, ist ebenso klar, wie daß der Kaiser dies besser als irgend Jemand, gerade seines eigenen, unverkennbaren staatsmännischen Genies wegen, weiß. Die Sache ist nur darum erwähnens- werth, um wieder einmal an einem eklatanten Beispiel sest- zustellen, bis zu welchen Entstellungen, zn welcher bedauer lichen Legendenbildung bei uns der Parteihaß zu führen ver mag. Moltke selbst, der ein ebenso lauterer und gerechter Charakter, wie ein klarer Denker ist, wird sich von dieser Ver- quickunq der Berichterstattung über seinen Ehrentag mit der Parteipolitik am ersten befremdet abwenden." Nächst der Moltkeseier brachte die letzte Woche dem deutscken Kaiserhofe noch eine Reihe glänzender Festlichkeiten. Sie galten dem Besuche des Königs der Belgier und sind als eine Erwiederung der Aufmerksamkeiten zu betrachten, welche dem Kaiser Wilhelm bei seinem diesjährigen Besuch in Ostende erwiesen worden sind. Politische Motive sind hinter dem Besuch des belgischen Herrschers kaum zu suchen. Man weiß, daß Belgien ein neu traler Staat ist, dessen Monarch sich niemals auf politische Abmachungen einlaffen könnte, die einem Dritten Anlaß zu Einwendungen gäben. Das vor einiger Zeit aufgetauchte Märchen von geheimen Verträgen zwischen Deutschland und Belgien entstammte der politischen Kinderstube und hat sich bald genug in Dunst aufgelöst. Man kennt die persönliche Neigung des belgischen Königs für das deutsche Kaiserhaus und die engen Beziehungen, die er insbesondere von je mit der Familie des Kaisers Friedrich unterhielt. Diesen Bezieh ungen entstammt auch das Verhältniß zum jetzigen Kaiser, dessen Herzlichkeit in dcrBegegnung vonOstende deutlich zumAusdruck kam. Daß die belgischen Franzosenfreunde und die französischen Chau vinisten Zetermordio schreien ob dieser Herausforderung Frank reichs durch den König der Belgier kann uns in Deutschland nicht berühren, und König Leopold und seine Regierung werden schon selbst wissen, auf welcher Seite sie ihre wahren Freunde zu suchen haben. Auch auf kolonialpolitischem Gebiete hat die letzte Woche ein bedeutsames Ereigniß gebracht: Der englische Admiral Freemantle hat am Montag, da sich der Sultan von Witu weigerte, für die Ermordung der Expedition Küntzel's die verlangte Genugthuung zu geben, die Hauptstadt Witu erobert und zerstört. Die neueste Meldung über diese Vor gänge lautet: „Admiral Freemantle landete mit 900 Matrosen und Marine-Infanterie, 150 Mann indischer Truppen, welche die ostafrikanische Gesellschaft zur'Unterstützung entsandt hatte, und 250 Trägern am 25. d. M. in Kapini und setzte alsbald den Vormarsch gegen Witu fort. Die Avantgarde wurde von dem Feinde angegriffen und hatte 3 Verwundete. Am 27. d. M. wurde Witu mit Sturm genommen und die Stadt zer stört. Der Feind verlor zahlreiche Todte, die Verluste der an greifenden Streitkräfte bestanden in einigen Verwundeten. Für die Gefangennahme des Sultans von Witu ist eine Belohnung von 10000 Rupien ausgesetzt." Das siegreiche Vorgehen des englischen Admirals ist insofern als eine geschichtliche Ergän zung der Thaten Wißmann's zu betrachten, als es weit und breit in Afrika das Ansehen derjenigen europäischen Mächte erhöhen wird, welche im dunklen Erdtheil Interessen zu ver treten, Ansiedler zu beschützen haben. Klar ist, daß England die jetzige Lage, in der die englische Macht zur alleinigen Herr schaft im Witusultanat gebrachr ist, ausnützen wird. Die Frage ist nur, ob dies auch tiefer im Innern mit derselben Leichtig keit möglich sein wird, wie in den der Schiffsmannschaft zu gänglichen Gebieten. Die Somalis, deren Chefs schon vorher mit dem Sultan Fumo Bakari gemeinsame Sache gemacht haben sollen, sind als ein wilder und kriegerischer Stamm bekannt; das Gleiche gilt von den Massais, die nicht weit davon im Innern wohnen und mit denen gleichfalls für die Folge zeit vielleicht zu rechnen sein wird. Zu hoffen ist nur, daß nach Herstellung geordneter Verhältnisse seitens Englands auch die Interessen der in Witu ansässigen Deutschen gewahrt wer den, indem die britisch-ostafrikanische Gesellschaft zu entspre chenden Entschädigungen veranlaßt wird. Der Graf von Hartenau, Exfürst Alexander von Bulga rien, ist nunmehr endgiltig in österreichische Kriegsdienste getreten und zwar als Oberst des Jnsanterie-Regimems Nr. 27. Als schneidiger und tüchtiger Offizier und kriegskundiger Heer führer wird der Besieger der Serben nur ein Gewinn für die kaiserliche Armee sein. Die Entschließung der österreichischen Regierung wird ohne Zweifel den stärksten Eindruck in Ruß land machen. Um den unausbleiblichen Angriffen der russi schen Presse von vornherein die Spitze abzubrechen, wird auS Graz berichtet, man betone in der Umgebung des Grafen Hartenau, daß dieser durch seinen aktiven Eintritt in den österreichischen Heeresdienst feierlicher als je seinen Bruch mit der politischen Vergangenheit und seine Verzichtleistung auf jede politische Rolle ausgesprochen habe. Die Aus gleichsverhandlungen im böhmischen Landtage nehmen einen schleppenden Fortgang. Bemerkenswerthe Beschlüsse sind nicht zu verzeichnen. Der Klub der Altczechen zerbröckelt hierbei mehr und mehr. Den Zersetz«msstoff bildet der Ausgleich. Jüngst mußte vr. Rieger neun Klubmitgliedern die verlangte Freiheit des Handelns gegenüber den Ausgleichdsestsrtzungen zugestehen, weil sie drohten, sonst aus dem Klub auSzutrrten. Die gleiche Bewilligung werden, wie vermuthet wird, nun auch andere Mitglieder des Altczechenklubs für sich in Anspruch nehmen, um gegen den Ausgleich zu stimmen. In den letzten Tugen haben ferner in Prag Besprechungen zwischen den beiden Par teien des böhmischen Großgrundbesitzes stattgefunden, welche die Verlheilung der 54 Mandate dieses Wahlkörpers auf die beiden Parteien zum Gegenstände haben. Von den zu fassenden Be schlüssen hängt die Feststellung der Wahlbezirke für den Groß grundbesitz und die Vertheilung der Mandate auf die einzelnen Wahlbezirke in dem vom Landtage zu beschließenden Gesetze über diese Wahlkreis-Eintheilung ab. Bisher sind die Ver handlungen zu keinem Abschlusse gelangt. Wie bekannt, ver langen die verfassungstreuen Großgrundbesitzer eine solche Ein- theilung der Wahlbezirke, durch welche ihnen 21, also wenig stens annähernd jo viele Mandate gesichert würden, als ihrer Zahl und ihrer Steuerleistung entspricht. Die feudalen Groß grundbesitzer waren jedoch bisher nur 15 Mandate zuzu gestehen geneigt. In der Schweiz haben am Sonntag die Erneuerungs wahlen zum Nationalrath und zum Ständerathe stattgefunden. Das Gesammtergebniß derselben entspricht der gegenwärtigen politischen Gestaltung des Nationalrathes mit einer entschieden liberalen Mehrheit. Gewählt wurden 75 Radikale, 9 Demo kraten, 19 Liberale und 34 Klerikale. Anfangs hieß es, die Wahlen seien ohne Störung verlausen; nachträglich jedoch wurde be kannt, daß es sowohl im Kanton Tessin wie in Freiburg zu erheblichen Ruhestörungen gekommen ist. Nach den jetzt vor liegenden schweizer Blättern wurde am Montag in der Um gebung von Lugano, in welcher bei der Wahl am Tage zuvor die Klerikalen gesiegt hatten, zur Feier des Wahlsieges mit Mörsern geschossen. Darauf antworteten die Liberalen in Lugano ebenfalls mit Freudenschüssen. Gegen 5 Uhr erschien ein Offizier des 42. Bataillons und verbot den Luganern das weitere Schießen. Diese erklärten,' daß sie das Schießen ein stellen würden, wenn auch in der Umgegend das Schießen auf hören würde. Der Offizier antwortete, daß die nöthigen Be fehle hierzu auch gegeben seien und entfernte sich. Da trotz eines nochmaligen Verbots mit Schießen fortgefahren wurde, erschien derselbe Offizier mit zwei Kompagnien Soldaten, welche die Bajonette aufpflanzten und die Mörser fortschafften. Damit schien der Vorfall beendet. Als aber später Militärpatrouillen zur Herstellung der Ruhe die Straßen durchstreiften, wurden sie von der erregten Volksmenge mit Steinen angegriffen. Es kam zu einem Handgemenge, in welchem zwei Zivilisten und drei Soldaten nicht erheblich verletzt wurden. Diese Szenen wieder holten sich noch mehrfach am Abend, bis es endlich in den späten Abendstunden gelang, Ruhe zu schaffen. Aehnliche Un ruhen werden aus Freiburg und Murten gemeldet. In Frei burg hat die Regierung, welche sich bedroht glaubte, zu ihrem Schutze eine Kompagnie aufgeboten und Bauern nach der Stadt kommen lassen und dieselben bewaffnet. Hierauf bewaffneten sich die Liberalen ebenfalls. Jetzt ist die Ruhe völlig wieder hergestellt. Nach langem Zögern ist in den Niederlanden die Re gentschaftsfrage endlich in Fluß gekommen: die Generalstaaten (beide Kammern) haben in Anbetracht der Regierungsunsähig- keit des Königs Wilhelm III. mit 109 gegen 5 Stimmen die Einsetzung einer Regentschaft beschlossen. Schon einmal haben die Generalstaaten diesen Beschluß gefaßt, am 26. März des vergangenen Jahres. Damals war der Zustand des Königs
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