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Dresdner Journal : 14.11.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188011148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-11
- Tag1880-11-14
- Monat1880-11
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 14.11.1880
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.V 267 l» 1^ «» ^cv.: ä«6eutx-l>«° ^""'liedr . . l« tritt?o»t- ^>6 K MrUok - 4 bt» ks 8t«np»l,mwdlo« bi»»«. stlia^loo Kumm«r»> IO?k 1n,«r,t«»pr«i»«, tz^r 6«, illuim «nor ^»ptlltouo» k«tit»»il« 20 kk. vnwr äi» Lmlo Ü0 kl. kr^ebvt»«» t »Ngltob mit Xa«v»t»ws ävr So»»- aoä kmort»»» Xd«v<t» für 6«n koljssnäs» ^»8 Sonntag, den l l. November. 1880. >Nta«»ii»te»tt«n««li«»e »»»«Lrtx I^»p»tUi 1>r. Vtl'u/uiai, ttc,, c'o.»i»I<-><u>ör ,Io» 1)rv«lQvr ^ourvitk; 4lllllllkkill ZZ-MMMZZ Hl S^BSZBsS I ^5pLlII I IIIlS Da«ö« « L»md»r,: F X/<M«iAen, ^16. Lte«««-. Verantwortliche Redactton: Ob?rredacteur Rudolf Günther in Dresden. K«r»n»,«darr Tvoisl. LrpeUitiou 6s» ttrvmlovr ^omm«l«, Drsxtsv, /vm8«r»tr»»»» I^o. 20. Amtlicher Theil. Dresden, 11. November. S«. Majestät der König hat j« genehmigen geruht, daß der Zoll- und Steuer- director a. D. Gustav Adolph Wahl »u Dresden den von Er. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ihm verliehenen Königlich Preußischen Kronenorden II. Klasse annehme und trage. Dretden, 12. November. Mit allerhöchster Ge nehmigung ist dem Director der Realschule I. Ord nung in Borna, vr. pdil. Theodor Bernhard Albert Klotzsch, dem Lonrector und ersten Oberlehrer an der Realschule I. Ordnung iv Zwickau, Friedrich Wilhelm Pietzsch und dem Oberlehrer am Gymnasium in Dresden Neustadt, vr. ptül. Gustav Hermann Hoff mann, der Titel „Professor" verliehen worden. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer ZinSbogen zu den 4"/» Schuld scheinen vom Jahre 1860 der vormaligen Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Compagnie betreffend. Gegen Rückgabe der i« Termine 1. December 1880 ablaufenden Talons der oben bezeichneten, auf den Staat zur Vertretung übergegangenen Schuldscheine sollen vom IS. November dieses JahreS au neue ZinSdocumente, bestehend aus Talon und Cou pons auf die 12 Halbjahrstermine 1. Juni 1881 bis mit 1. December 1886, bei der Staatsschulden - Buch haltern in Dresden und der Lotterie-DarlehnScasse in Leipzig wochentags während der Vormittagsstunden zur Ausgabe gelangen. Die abgelaufenen Talons find mittels doppelter, nach der Nummerfolge geordneter Verzeichnisse, zu wel chen Formulare bei den genannten Stellen zu haben sind, einzureichen. Der Umtausch der Talon» erfolgt bei der Staatsschulden-Buchhalterei in Dresden sofort Zug um Zug nach der Reihenfolge der Anmeldung, bei der Lotterie-DarlehnScasse in Leipzig wird dagegen den Einreichern zunächst das eine Exemplar de» Liefer schein» quittirt ausgehändigt, gegen dessen Rückgabe die neuen Ain»bogeu 8 Tage später in Empfang ge nommen werden können. Auswärtige Jnterefsenten haben, do die Umtausch- stellen Schriftenwechsel nicht führen können, den Um tausch entweder persönlich oder durch im Orte wohnhafte Beauftragte zu besorgen. Dre»den, den 1. November 1880. -er L»dt»t»»»sch>»ß Z> Verwaltung der StaakschRd». Or. ^ur. Minckwitz. Nichtamtlicher Theil, u e d e r s i ch t. re«»graphische Nachrichten. ZeituugSschau. (Hannoversche Post Reue Preußische Zeitung.) rageSgeschichte. (Berlin. Wien. Triest. Buda-Pest. Pari». Kopenhagen. St. Petersburg. Teheran.) Zur orieuralischen Krage. Dresdner Nachrichten. EingesandteS. Feuilleton. lageSkaleuder. Inserate. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Da» zweite Symphonie-Concert der königl. Kapelle am 12. November unter Direction de» Hrn. Kapellmeister» Schuch brachte in schönen, llar gestalte ten Au»führungev voll Schwung und Feinheit de» Bortrag» Beethoven'» Ouvertüre op. 124, Goldmark'» Scherzo, Haydn'» L^rupboui« railitair« und al» Novi tät von L. Grammann, „ Avent,ure", in den 4 Sätzen „Au-fahtt", „Am WeereSstrande", „Reigen", „Rück kehr und Hochzeitszug" betitelt. Da» letztere Werk macht durch Phantasie, geistige Frische, melodiösen Fluh und außerordentlich gewandten, farbenreichen und wohl klingenden instrumentalen Ausdruck einen gewinnenden Eindruck. Dieser wird indeß beeinträchtigt durch das in der Durchführung der Motive und in der weiter entwickelten Ä-slalnmq dominirende äußerliche, phrasen hafte und effectmrende Element ohne Bestimmtheit und Innerlichkeit der Empfindung und ohne gedank liche Vertiefung. Dies gilt aber weniger von den beiden letzten Sätzen, am wenigsten vom dritten, der sich infolge der enger begrenzenden Form al» der ge lungenste erweisen möchte. Und der Finalsatz, obwohl er von symphonischer Form ganz abwelcht, ohne eine neue in sich fertige »u gewinnen, erhält sich eine sehr an- wrechende Wirkung; denn Grammann besitzt da» Ta lent, geschmackvoll und musikalisch äußerst geschickt und im Toncolortt anziehend und blendend einzukleiden und vorzutragen, wa» er un» zu sagen hat, ohne lang- »»eilig zu werden. Proviazialnachrichteu. (Leipzig. Meihen. Löbau.) vermischtes. Lotteriegewinuliste vom 12. November d I. Börsennachrtchten. telegraphische WitternugSberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Buda-Pest, Kreitag, 12. November, AbeudS. (Corr.-Bur.) Die österreichische Delegation hielt heute, nachdem sämmtliche Differenzen beider Dele gationen beglichen find, ihre Schlußsitzung. Der Minister des Aeutzern, Frhr. v Haymerle dankte im Namen de» Kaisers für die patriotische Opferwilligkeit und für da» einträchtige Zusammen wirken mit der Regierung. — Der Präsident Graf Coronini hielt die Schlußrede, in welcher er betonte, daß die Bewilligungen zur Stärkung der Wehrkraft nicht so zu deuten seien, al» ob die Delegation eine Störung de» Frieden» für wahrscheinlich hielte. Die Delegation sei nur einig gewesen in dem Bestreben, daß die Stunde der Gefahr un» nicht unvorbereitet finde. — Nach einem dreimaligen Hoch auf den Kaiser und einem Danke des Baron» Hofmann an den Prä sidenten wurde die Delegation geschlossen. AuS Agram wird gemeldet, daß heute Abend Hl Uhr ein neuer Erdstoß daselbst wahrgenommeu wurde, welcher 2 Tecunden dauerte. (Vgl. die Rubrik „Vermischtes" in der Beilage.) London, Kreitag, 12. November, AbendS. (W. T. B.) Heute fand wiederum ein EabinetS rath Statt. Dresden, 13. November. Man klagt in deutschen Landen soviel und oft mit Recht, daß die Zugehörigkeit zu einer durch die er habensten Bande feftgeschlossenen uud gegründeten kirchlichen Gemeinschaft gering geschätzt, die Aufrecht erhaltung derselben sogar oft offen vernachlässigt werde. DaS ist der Fall in einem Lande, in dem eS allen Bewohnern so unendlich leicht gemacht wird, sich all- sonntäglich um de» Herrn Altar zu schaaren, den Wor te» de» bekannten Prediger» zu lauschen, an den be kannten Kernliedern sich zu erbauen, in dem Allen, die Eine» Bekenntnisse» sind und die sich zu dem in demselben verordneten Gottesdienste zusammenthun wollen, nicht nur bei solchem Plan nichts in den Weg gelegt, sondern vielmehr noch Unterstützung in reichem Maße zu Theil wird, wenn die eigenen Mütel nicht ausreichen. In diesem, im deutschen Lande da finden wir die Klage über allgemein sich verbreitenden reli giösen JndifferentiSmuS, während Hingtgen m Län dern, in denen Christen nicht katholischen Bekenntnisse» kaum geduldet werden, während dort die Lutheraner trotz der unzureichendsten Mittel treu und unentwegt ihre» Glauben» und ihre» Bekenntnisses leben. Eine solche Schilderung von dem uns und unser Volk be schämenden Glaubenseifer jener Zerstreuten kann aber auch wohl nütze sein, um dem deutschen Volke gleich sam ein Spiegel zu werden, au» dem die eigene Lax heit und Trägheit so recht offen hervorschaut. Welch bedrängter Zustand ist eS noch immer, in welchemz B. die evangelischen Christen Kroatien» sich befinden, von dem in der „Hannoverschen Post" folgende Schilderung entworfen wird: „LandeSgejetzr haben zu wiederholten Malen die Protestanten auS dem dreieinigen Königreiche Kroatien, Slawonien und Dalma tien gänzlich ausgeschlossen, und noch vor 30 Jahren durfte in Kroatien ein Protestant keinen Grund und Boden be sitzen, sondern wurde bloS al» Handel- und Gewerb- Goldmark'» Scherzo ist eine höchst reizende Com- positioa, so geistreich, graziö», und feinsinnig in der Erfindung al» in der formellen und instrumentalen Gestaltung und Ausarbeitung. Man erkennt in dieser klassisch erscheinenden Art der Production den Com- ponisten der „Königin von Saba" sehr schwer wieder. Aber so selbstständig und nicht al» Theil eines größe ren Ganzen hingrstellt muß dem Scherzo der nachhal tigere Eindruck sehlen; e» erscheint zu arabeSkenhaft und der Anlehnung an größere Musikstücke bedürftig. Um Beethoven'S Ouvertüre vollendet in deutlicher wirksamer Tonverfinnlichung für manch« thematische Einsätze in den Holzblaseinstrumenten, io auch z. B. für die Fagottscalen zu den Trompeten und Paulen, zu geben, wäre eine doppelte Besetzung für diese In strumente nö'.hig. Die Wiedergabe der Haydn'schen Symphonie sei noch besonder» al» meisterhaft mit Dank hervorgehoben. E. Banck. Oeffentliche Vorträge. Wie alljährlich, hat auch diesen Winter der gemeinnützige Verein einen Cyklu» von Borträgen von vielversprechendem und anziehen dem Inhalte angekündigt. Die Eröffnung derselben fand am 11. November im Saale der Stadtverord neten Statt. Rach den einleitenden und begrüßenden Worten von l)r Dunger sprach al» erster Redner der durch seine praktische und literarische Thätigkeit auf juristischem Gebiete bekannte Oberlanve»gericht»rath Wengler über Zin» und Wucherfrage. Aus gehend von dem Begriff de» Wucher», der sehr ver- schieden, relativ den entsprechenden Zeitanschauunaen aufgefaßt worden ist, giebt der Redner eine auch für treibender geduldet; wollte einer heirathen, so mußte er zur katholischen Kirche übertreten. Wenn nun auch dieser Vergewaltigung de» Gewissen» jetzt — seit dem 1. September 1859 — Einhalt gethan ist, so dauert doch die Bedrückung der kroatischen Protestanten, auf welche österreichische oder ungarische ReligionSgesetze zu folge der LandeSautonomie der vereinigten Königreiche Kroatien und Slawonien keinen Bezug haben, die von jeder Staat-Hilfe, au» jedem kirchlichen und kirchen- regimentlichen Zusammenhang ausgeschlossen sind, in gemischten Ehen und Kindererziehung noch immer fort." Da wäre eS wohl nicht zu verwundern, wenn dieser verzweifelten, schutzlosen Lage gegenüber die Pro testanten müde und gleichgiltig würden in ihrem Bekennt nisse; aber die im Jahre 1810 erfolgte letzte allgemeine Volkszählung hat gerade das Gegentheil al» thatsäch- lich vorhanden durch die Alle» beweisenden Zahlen angegeben. Auf einer Fläche von 950 Ouadratmeilen leben etwa l H Millionen katholische Christen, 500000 Griechisch-Orientalen, 10000 Juden und 20000 Pro testanten Von all diesen Bekenner« der evangelischen Lehre aber haben nur Wenige »n ihrer Nähe einen Mittelpunkt, eine Kirche. In ganz Kroatien, in einer Diaspora von mindestens 5000 Seelen, die über viele Meilen hin verstreut wohnen, bildet eine Pfarrgemeinde — Agram — den einzigen Centralpunkt. Und diese Gemeinde selbst kämpft bereits seit 25 Jahren einen bitter«, harten Kampf um ihr Dasein, ist durch äußere und innere ungünstige Einflüsse so bedrückt, daß sie sich kaum halten, geschweige denn, daß sie den in der Zerstreuung wohnenden Protestanten ringsum eine rechte Stütze zu sein vermag. In Spanien scheint die religiöse Duldung auf daS Aeußerste gefährdet zu sein, wie auS einem Artikel der „Neuen Preußischen Zeitung" hervorgeht, welcher sich mit der Unterdrückung der Religionsfrei heit in Spanien beschäftigt. In letzter Zeit, heißt e» da, sind aus Spanien betrübende Nachrichten angelaugt, daß die religiöse Intoleranz von Seiten der Regierung und eine» großen Theil» der Bevölkerung allen Denen gegenüber, welche sich nicht zur römischen Kirche be kennen, in bedenklichem Maße iw Steigen begriffen ist. In seinen letzten „Blättern aus Spanien" kommt der in wetten Kreisen bekannte Pastor Fritz Fliedner auch auf diese Thatsache zu sprechen und giebt uns etliche Enthüllungen, welche nicht unbeachtet bleiben dürfen. Die Belästigungen der Protestanten nehmen eher zu, als ad. Mit der Thronbesteigung des König- Alfonso war die von der Verfassung gewährleistete Religions freiheit auf ein eng begrenzte» Maß religiöser Duldung zurückgeführt worden, wett die junge Regierung wäh rend de» CarlistenkriegeL durch diese Concession die katholische Bevölkerung zu gewinnen hoffte Man hatte von Setten der Nichtkatholiken erwartet, daß nach der Niederwerfung des Kronprätendenten Don Carlos die alte Verfassung wieder hergestellt werden würde; doch da» Gegenthett ist geschehen. Man wird gegenwärtig nicht müde, die Protestanten durch Hindernisse jeglicher Art in ihrer CultuSausübung zu hindern. Die leitenden Staatsmänner proteglren öffentlich den Ultramontani»- mus, obgleich sie im Herzen wohl ihm fern stehen; infolge der Ausweisung der Jesuiten auS Frankreich siedeln sich viele Glieder der „Gesellschaft Jesu" in Spanien an, welche mit aller Macht den jung auf- keimenben Protestantismus zu ersticken suchen und zu diesem Zweck ihren Einfluß de» der Regierung geltend machen. So hat der Justizminister einen neuen Ent wurf zu einem Strafgesetzbuch auSgearbettet, in welchem die Vergehen gegen dte römische StaatSrettgion äußerst streng, dagegen die gegen die Gottesdienste anderer Religionsgemeinschaften sehr milde bestraft werden. Der ganze Entwurf ist ebenso intolerant wie die Strafgesetze von 1848; beide erklären den öffentlichen den Laien übersichtliche klare Geschichte deS Wucher-. Bei Halbculturvölkern kommt Capitalverleihung nicht vor, bei Culturvölkern auf den ersten EntwickelungS- stufen ist sie nur ein Darleihen in der Familie. Erst wo cha« Geld an Fremde gegeben wird, zeigt sich der ZinS und alsbald auch daS sittlich-religiöse Zin»- verbot. So verbieten die mosaischen (3. Mos. Cap. 25, B. 35—37) und die Schriften der Propheten (Jerem. 15, 10, Hesek. 18, 8), Zinsen zu nehmen von den Stammgenoffen. So nennt Cato den Wucherer eine« Todtschläger, Dante nennt ihn einen Gotteslästerer Im griechischen Alterthume fehlt die Z,n»beschränkung und seit Solon'S Zeiten mag der Zinsfuß 18 Pro cent betragen haben; das ältere römische Recht, daS auch keine Beschränkung aufweist und maßlosen Wucher zuläßt, führt erst durch daS Zwölftafelgesetz den Unzenzin-fuß (noch Niebuhr 10 Procent) ei«. Justinian'S Gesetzgebung endlich, die die Geschichte deS römischen Zinswucher» abschließt und die bereit» von christlichen Anschauungen beeinflußt >st, ordnet verschiedenen Zinsfuß an, z. B. 4 Procent für die Bauern, 8 Procent für die Kaufleute rc. Die Wuchergesetze der Römer «raren ohne Entscheid auf den Wucher selbst. Ganz neue Anschauungen über dieselbe Frage weist da» kanonische Recht auf. Mit Zugrundelegung von Luka» 6» 34—35 und bestimmt durch die scholastische Vorstellung vom Geld« al» einem unproductiven Artikel, verbietet da» kanonische Recht absolut jeden ZinS, und gilt auch da» Gesetz zunächst für den Lleriker, so wird e» doch schon seit Anfang de» 11. Jahrhundert» auf die gelammten Gläubigen (au»genommen die Juden) ausgedehnt. Machtlos beugt sich die weltliche Gewalt. Roch längere Zeit (der Gottesdienst Andersgläubiger als strafwürdiges Ver gehen. „Man braucht jetzt nur auf den Zeitpunkt zu warten, wenn die Jesuiten sich stark genug im Laude fühlen werden, und dann könnten alle protestantischen Kirchen in Spanien geschlossen und dte Pfarrer in» Gefängniß gesteckt werden. Denn, wie sich von selbst versteht, find bis jetzt noch die protestantischen Gottes dienste all: öffentlich und für Jedermann zugänglich." Die Regierung vermag je nach der Zeitrichtung, von der sie getrieben wird, und dem Einfluß, de« sie aus gesetzt ist, entweder zu Gunsten, oder zum Nachtheil der Protestanten einen sehr dehnbaren Paragraphen der Verfassung anzuwenden, nämlich Artikel 11: „Nie mand wird auf spanischem Boden in seinen religiösen Meinungen, auch in der Ausübung seines betreffenden Gottesdienstes gehindert werden, ausgenommen, wenn er die Achtung verletzt, die der christlichen Moral ge bührt. Indessen werden keine anderen öffentlichen Cere- monien und Kundgebungen als die der StaatSreligion erlaubt." Auf Grund dieser unklaren, sich selbst wider sprechenden Bestimmungen werden die evangelischen Geistlichen in Processe verwickelt; man hindert sie, die Leichen ihrer Angehörigen in feierlicher Weise zu be erdigen, Gottesdienste in den Dörfern abzuhatte»; man verweigert den Evangelischen den gemeinsamen Fried hof als Ruhestätte ihrer Todten. In den spanischen Colonien geht die Regierung noch weit rücksichttloser vor, um den Protestantismus mit der Zeit auSzurotten. Trotz dieser höchst betrübenden Vorkommnisse lassen die Evangelischen Spaniens nicht den Muth sinken, da sie der Hoffnung leben, daß die Regierung auf den Bahnen, auf die sie sich vom Jesuiti-muS hat drängen lassen, nicht lange wird vorwärts gehen können. „Die straffgespannte Schnur reißt an der dünnsten Stelle", sagt ein spanische» Sprichwort. Tagesgeschichte. * Berlin, 12. November. Der „ ReichSanz." meldet die Ernennung de» königl. preußischen UnterstaatS- secretärs im Ministerium für Handel und Gewerbe, vr. Jacobi, zum Director im Reichsamt de» Jnucrn, so wie mehrerer auderer Beamten zu Vortragenden Räthe« in diesem Reichsamt, sämmtlich für die Dauer der von ihnen zur Zeit im preußischen Staatsdienst bekleideten Aemter. Die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt hierzu: Mit der im „Reich»- und Staat-anzeiger" publicirteu Ernennung de- Unterstaat-secretär- im preußischen Mi nisterium für Handel und Gewerbe zum Direktor und mehrerer Räthe au- den preußischen Ministerien für Handel und Gewerbe, Finanzen, öffentliche Arbeiten und Landwirthschaft zu vortragenden Rächen im ReichS- amt de» Innern ist dem Anscheine nach die Lösung der seit einigen Tagen in den Blättern erörterten Frage der Errichtung einer besonder« HandelSabthei- lung im Reichsamt de» Innern gegeben. — Da» Abgeordnetenhaus begann heu.e die erste Berathung deS Budgets, wozu sich nicht weniger al» 17 Redner einschreiben keßen. Die Reihe derselben eröffnete Abg Lugen Richter mit sehr heftigen Angriffen aus den Ainanzminister Die Stenererlasie pellte er al« dtose» Blend werk gegenüber den 240 Millionen neu auszubringender Steuern hin; die Regierung habe sich fortdauernd bemüht, dies« jetzt leicht nachzuweijcnde Höhe der neuen Belastung al» zu hach gegriffen dmzustellen; die Regierung wolle, um ihre Versprech ungen aus Eltuerrrlag zu erfüllen, erst da» zu erlassende Quan tum sich neu bewilligen laffeu. Daß nach de« «urlaffungei» de« Finauzounister» die gelammte» deutschen Fluanzmiuifter io diesem Sinne emig seien, wäre nicht erstaunlich, »eil zu Mrhr- sordrrungen die Fmonzmimster immer einig seien Aber von neuen Steuern dürfe letzt schon darum »och nicht gesprochen werde», weil man da» Lnräg»iß der allen noch gar nicht über sehen könne. Der Redner beschuldigte die Regierung staat»- so ial'stijcher Principien Die Lage sei sehr ähnlich der zur Zeit der Landrathskammer Ivb«; die Reaction hält« auch jetzt schon so ziemlich ihren Höhepunkt erreicht und werde jedensall» da« jetzige irrationelle Ainanzverwaltnng«system unterstützen Redner erinnert an den Kaufmann von Beliebig) klingt das Verbot nach. Bon den Reformatoren huldigen Lulher, Melanchthon und Zwingli derselben beschränk teren Aufassung, dagegen wird Calvin mit seiner Er- laubmß, Zmsen zu nehmen, Schöpfer emer neue« gei stigen Bewegung und macht der Thorheit ein Ende, unabweisbaren Bedürfnisse« de» Lebens entgegemreten zu wollen, wie e» vergeblich da» kanonisch« Recht that. Bessere Gesittung, natürliche Entwickelung der wirth- schastlichen Verhältnisse haben ein Heradsttike» de» Zin»fuße» auf em bescheidene» Maß bewirkt. So tritt den« seit dem Ende de» 16. Jahrhundert» in Deutsch land die römisch-rechtliche ZiaStaxe vo« 5 Proceot i« Kraft. Damit tritt aber auch tue Wucherfrage in ei» neue» Stadium, und spielt bi» iu unsere Tage herein. Man bemüht sich, den Wucher al» ein rechtlich greif bares Vergehen von dem Begriff der Zinstaxe zu löseu. Die Particulargesetzgebung der letzten Jahr- zehnde, sowie die ReichSgesetzgebung, die der Vortragende ausführlich behandelt, arbeiten darauf hiu und die her vorragende Thätigkeit unserer Mitbürger, Generalstaats anwalt v. Schwarze und Justtzrath Schaffrath, ist noch in Aller Erinnerung. W«r Haden den Bortrag um seine» allgemeinen Interesses willen ausführlicher re- ferirt und wünschen, daß die Lotträge de» Verein» einen ihrem Anfänge entsprechenden gleich glücklichen Ausgang Haden mögen. vr. U. Der antike Stierkampf. I« ober« Thale des Maeauder fand mau vor zwei Jahren eine Bronzegruppt, welche das tönigl. Museum in Berlin erworben hat. Hie stellt einen vielfach von
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