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Dresdner neueste Nachrichten : 11.05.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-194005111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19400511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19400511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1940
- Monat1940-05
- Tag1940-05-11
- Monat1940-05
- Jahr1940
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 11.05.1940
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Nachlaß nach Malstaffel I oder Mengenstaffel 8. Briefgebühr für Zifferanzeigen Z0 Aps. au-schl. Porto. Zur Zeit ist Slnzeigenpreisliste Nr. S güliig. Gonnabend/Gonntag, 11.12. Mai 1940 Verla- und Schrifileittm-: Dresden «, Ferdinandstra-e 4 « poffanschri-: Dresden A1, Postfach * Fernruf: vrtsverlehr Sammeluummer riö-i, Feruverkehr 27-si« Telegramme: Aeuefie Dresden * -»Meck: Dresden 2vso Aichtverlangte Einsendungen an bl« Schrifileitung ohne Rückporto werben weder zurstckgesandt noch aufbewahrt. - 2m Faste htiherrr Gewalt ober Letriebsstörung haben unsre Lezleher keinen Anspruch auf Aochlleferung ober Erstattung des entsprechenden Entgelt- Nr. 1VS * SonnabendGonntaa, 11/12. Mai 1940 48. Jahrgang Westheer in rasch sorffchrettendem Angriff Erster Großangriff gegen die Bafis -er feindlichen Luftwaffe — Maastricht und Malmedy in deutscher Hand Zoo bis M) Feindffugzevge vernichtet Bombentreffer auf britische- Schlachtschiff und einen Kreuzer vor Narvik XFührerha«ptq«artler,11. Mai Das Oberkommando der Wehrmacht gibt be kannt: Das deutsche Westheer hat mach Ueberschreiten der holländischen, belgischen «nd luxemburgischen Grenze diefeindlichenGrenztruhpenin Holland und Belgien überall gewor fen «nd ist, trotz Zerstörung zahlreicher Brücken und Sperren aller Art, in rasch fortschreitendem Angriff. Fallschirm, «nd Luftlande truppen stnd an verschiedenen Plätzen abgesetzt und im Begriff, die ihnen obliegenden SichernngS- aufgaben durchzuführen. Im rollenden Einsatz unterstützten Verbände der Luftwaffe das Vorgehen des Heeres, in dem sie Befestigungsanlagen und Stellungsbauten, Marschkolonnen und Truppenlager angriffen, Straßen, Eisenbahnlinien und Brücken durch Bombentreffer beschädigten oder zerstörte«. Die weitreichendeAufklärung brachte Klar heit über die feindlichen AeereSbewegungen. Mit massierten Kräften führte die deutsche Luftwaffe ferner am 10. Mai den ersten Groß angriff gegen die Basis der feind- liehen Luftwaffe in Frankreich, Bel gien «nd den Niederlanden. 72 Flug- Plätze wurden angegriffen, ZV0biS400feind- licheFlngzeugeamBodenvernichtet, zahlreiche Flugplatzanlagen und Hallen durch Brände und Explosionen zerstört. Besonders emp findlich wurden die französischen Luftstützpunkte Metz, Nancy, Reims, Rommillh, Di jon und Lyon getroffen. In Lustkämpfeu verlor der Feind S3 Flugzeuge. 11 eigene Flugzeuge wurden abgeschosie«, IS «eitere werden vermißt. Der Feind griff, wie schon gemeldet, am 10. Mai die Stadt Freiburg mit Bombe» a» und wars i« der Nacht vom 10. zum 11. Mai Braud- «ud Splitterbomben aus drei Orte im Ruhrgebiet, wobei zwei Zivil- persoue« getötet, mehrere verletzt und geringer Sach schaden verursacht wurde. Drei feindliche Flngzeuge wurde« durch Flak abgeschosseu. Versenkt wurden: dnrch Bomben zwei Handelsschiffe mit SNOO «nd 2000 Tonne« zwischen Valais und Dünkirchen, durch ein eigenes U-Boot ein feindliches U-Boot, durch em Schnellboot eiu feindlicher Zerstörer. I« N o r w ege « ist die Lage unverändert. Bor Narvik gelang es, ei« britisches Schlachtschiff und eine« Kreuzer mit mehrere» Bombe« ver schiedenen Kalibers zu tresfe». Den Gegnern zuvorgekommen Stärkster Eindruck der blitzartigen deutschen Aktion gegen die Aggressoren * Berlin,11. Mai Der blitzschnelle deutsche Gegenschlag gegen die neuen Äewaltpläne der Westmächte hat in der ganzen Welt den größten Eindruck hervorgerusen. Durch Extrablätter, ausführlichste Berichte der Zeitungen und Rundfunk sendungen werden die neutralen Völker aufs ausführ lichste orientiert. In Lissabon, in Buenos Aires, in allen Hauptstädten der neutralen Welt stauten sich die Menschen vor den Zeitungsgcbäudcn» in Mexiko, in Washington, in Moskau, in Stockholm und überall sah man auf den Straßen Gruppen, die die neuen Nachrich ten diskutierten. In Madrid wurden den Zeitungs verkäufern die Exemplare aus der Hand gcrifscn, und die jugoslawische wie die amerikanische, die russische wie spanische Presse stehen ganz im Zeichen der Kühnheit und Schnelle des deutschen Gcgenschlages. „Deutschland hat nunmehr mit seiner ganzen Schlagkraft zur Ent scheidung angcsetzt und wird die Entscheidung er zwingen-, schreibt ein finnisches Blatt, und überall ist der Eindruck überwältigend, daß Deutschland wieder einmal den Gegnern zuvorgekommcn ist und ihre Pläne durchkreuzt hat. Die spanischen Zeitungen veröffentlichen aus führliche Berichte über die deutsche Sicherungsaktion in Holland und Belgien und unterstreichen die Blitz artigkeit und den raschen Erfolg der deutschen Aktion. „Jnsormacioncs" schreibt, Hitler sei den Feindmächtcn wieder einmal zuvor gekommen. Die Beweggründe der deutschen Aktion seien für jedermann verständlich und das Memoran dum bedürfe keines Kommentars. Die Zeitung „Madrid" zitiert Erklärungen aus dem britischen Unterhaus, in denen „nnvorgesehene" Aktionen Eng ¬ lands gefordert wurden, und schreibt, wieder einmal sei Deutschland schneller gewesen und habe den Gegner mit seinen eigenen Waffen geschlagen. Aus der Ausmachung der Berichte im Mos kauer Rundfunk und der bevorzugten «nd ausführ lichen Wiedergabe der deutschen Erklärungen ist bereits jetzt zu erkennen, welche entscheidende Bedeutung man hier dem deutschen Vorgehen beilegt, das — wie bei der Wiedergabe der amtlichen deutschen Erklärungen hervor gehoben wurde — sich nicht gegen die Völker und Lebens rechte der drei westlichen Nachbarländer Deutschlands richte, sondern allein bezwecke, die Neutralität dieser Staaten unter den bewassnetcn Schutz Deutschlands zu stellen und sie vor einer Vergewaltigung durch die West mächte zu schützen. Die Nachricht über das Vorgehen der deutschen Truppen in Belgien, Holland und Luxemburg wurde der Stockholmer Öffentlichkeit durch eine Sonder sendung des schwedischen Rundfunks bekannt. Gleich zeitig erschienen in den Schaufenstern der großen Stock holmer Blätter die ersten Laufzcttel, auf denen in rie sigen Lettern die sensationellen Ereignisse bekannt gemacht wurden. Vor den Schaufenstern sammelten sich sofort große Gruppen von Menschen, oie das große Er eignis lebhaft diskutierten. Man kann bereits fest stellen, daß sich die Ucbcrzeugung durchsetzt, daß Deutschland eine derartige Aktion nicht in Gang gesetzt haben würde, wenn ihm nicht absolut einwand freies Beweismaterial für die Pläne Englands und Frankreichs zur Verfügung stände. (Siehe auch Seite 2) Sie geheimnisvolle Einschiffung in Liverpool Nom enthüllt englische Vorbereitungen zur Hollandlandung — Deutsches Vorgehen gebilligt Telegramm unseres Korrespondenten Rom, 11. Mai Die römischen Zeitungen zeigen wieder das Bild außerordentlicher Tage. Uebcr alle Spalten laufen die Schlagzeilen, in denen die Besetzung Maastrichts und Malmedys gemeldet wurdeu: „Die dentschen Truppen an der Assel und an der Maas. IVO feindliche Appa rate von dentsche» Fliegern vernichtet" heißt es dann weiter, nm den gewaltigen Einsatz des Reiches zu würdigen. „Gemäß seinem Stil hät das deutsche Ober kommando die Operationen mit blitzartiger Schnellig keit begonnen", sagt „Popolo di Roma-. Die Tat sache, daß di« Regierungen von Bplgieu «nd Holland bei den Weltmächten um Hilfe ersuchten, beweist Rom, -aß „eine schon vorher bestehende Wassensolidaritiit beider Länder nn« öffentlich «ud offiziell manifestiert wurde.- f„Popolo di Roma" ) Sodann würden Holland und Belgien nunmehr auch bas Privileg haben, daß -er Krieg in ihren Terri torien ausgefochten wird. Diese Länder hätten also, statt ihren Frieden zu retten, von sich ans den Krieg erweitert. Bon einem so guten Beobachtungs posten aus, wie die Hauptstadt Italiens cs ist, ließe« sich die kriegshetzerischen Bemü hungen der Wcstmächte gstt vcrsolgen, und in den letzten Tagen lagen viele Anzeichen vor, die die Mitschuld der belgischen und holländi schen Regierung an den KriegSrttstungcn -er Westmächte klar erkennen ließen. Vor zwei Tagen bereits wurde bekannt, baß in Liverpool unter strengster Absperrung des Häsens ein neues englisches Expeditionskorps mit unbekannter Be stimmung eingcschifst wurde. Gleichzeitig — und diese Gleichzeitigkeit dürfte nicht zufällig sein — verhängte die niederländische Regierung eine absolute Urlaubs- sperre für ihre Wehrmacht. Zu den Kriegsvorberei- tungcu Hollands in den letzten Tagen berichtet auch ein Sonderberichterstatter des „Corriere della Sera" in Holland ergänzend, daß seit drei Tagen die Ein heiten der holländischen Armee an den Straßen Hun derte von Kilometer lang gefechtsbereit standen. Alle dreißig Meter waren Maschinengewehre» Flug- und Panzerabwchrgeschütze ausgesahren. „Lastwagen, Flug zeuge, Kanonen, Helme, Bajonette in der Farbenpracht der Tulpen! Wenige Länder können heute den Blicken des Reisenden ein so kriegsentschlossenes und drohendes Bild bieten!" Mit diesen Worten faßt der Sonder berichterstatter des „Corriere della Sera" seine Ein drücke zusammen, die eindeutig beweisen, daß die Niederlande gerüstet waren, um den neuen engli schen Anschlag mit allen Mitteln zu unterstützen. Das deutsche Eingreifen wird in Rom rückhaltlos gebilligt. Dienstagnacht stellte die faschistische Presse seft, baß aunmehr mehr als eine Million Man» italienischer Truppe« an der Grenze bereitstünde«, «m sich in jedem gegebene« Augenblick in Marsch z« setze«. Vom Balkan melden die italienischen Beobachter, daß die deutschen Maßnahmen in Belgien und Holland die Ruhe im Südosten nicht im geringsten beeinträchtigt habe und daß gleichzeitig von allen Hauptstädten der Balkanstaaten erneut der Wille zur unbedingten Neutralität wiederholt worben ist. Wie man in Sofia erklärt, hat die neue Eugagierung der Weltmächte in Belgien und Holland die Balkan- absichten der Demokratien vorerst durch kreuzt. Oer entscheidende Kamps Deutschlands Antwort Entscheidende Tage sind angebrochen für Großdeutschland, für das deutsche Volk. Wieder ist der Führer blitzschnell einem neuen AktionSplan der Kriegs- auswciter gegen das Reich zuvorge kommen. Die deutsche Wehrmacht führt den stahlharten Gegenschlag gegen die neue Aggression der West möchte, gegen den Stob, den man sich als Vorstoß über Holland und Belgien in das Ruhrgebiet erträumt hatte. Von Anbeginn des Krieges an hat der glühende Witte, neutrale Länder in Schlachtfelder für den Krieg der Plutokraten zu verwandeln, die Machthaber in London und in Paris beseelt. Was in ihrer Vor bereitung des Krieges die Einkreisung war, Grund lage und die Grundbedingung aller Pläne im Westen, ist im Kriege die Kriegsausweitung geworden, der Schrei nach Kanonenfutter, die Sucht nach „Blut spendern" für die Citymiltionäre. Unablässig hat man diesem Ziele zugestrebt, rücksichtslos hat man ein Volk nach dem anderen geopfert, auf allen Seiten hat man die Aggression versucht. Zuerst hatte das ehemalige Polen den Stoß aus dem Osten zu führen; als es von der deutschen Wehrmacht in wenigen Wochen zer schmettert worden war, beschloß man an der Themse und an der Seine den Angriff auf das Reich auö dem Norden und wollte man das Schlachtfeld Skan dinavien. Auch dieser Versuch endete mit einer Katastrophe für die Kriegsausweiter, mit einer eng lischen Niederlage, die Weltgespräch, Weltereignis, Welterkenntnis ward. Denn es war eine Niederlage der eng lischen Flotte, die man vor der ganzen Welt al- den Garanten des englischen Sieges gepriesen hatte. Drei englische Minister, der Ministerpräsident Cham berlain, der Luftfahrtminister Hoare und der Marine minister Churchill, mußten in der Norwegcndebatte im Unterhaus zu Kronzeugen des deutschen Erfolges werden in ihren Eingeständnissen, daß die englische Flotte dem Angriff der deutschen Luftwaffe nicht habe widerstehen können. Der Fliigelschlag der Geschichte ging durch bas Unterhaus, als ein Admiral in voller Uniform mittetlte, daß Churchill die Einfahrt -er eng lischen Geschwader in den Drontheimfjord für zu riskant erklären mußte, und als Churchill selbst ein gestand, daß jeder Einsatz der britischen Flotte im Kattegat und im Skagerrak mit einer Katastrophe für sic hätte enden müssen. Noch niemals hat ein eng lisches Parlament solchen Verzicht aus dem Munde eines britischen Marineministers hören müssen. Es war eine schwarze Stunde für Alt-England, das nicht nur seine Leicesters und Foresters, das auch seine Schlachtschiffe und Kreuzergcschwader in Nor wegen geschlagen sah und in der Versenkung eines Schlachtschiffes in Sekundenschnelle durch eine Stuka bombe eine Revolution der Seekriegführung schauernd ahnte. Aggressoren vergeblich getarnt Ein Sturm der Erbitterung durchtobte das Unter haus, Spiegelbild der Erregung im Lande, die Oppo sition nannte Chamberlains Rede seine Todesanzeige, ein Drittel der Abgeordneten der Regierungspartei rebellierte und unterstützte offen durch Neinabstimmung oder im stillen durch Enthaltung den Antrag der Partei, deren Sprecher Chamberlains Rücktritt ge fordert hatte. Das Unterhaus — denn auch die schwache Mehrheit war nur eine Majorität der Disziplin, nicht der Ueberzeugung — sprach Chamberlain schuldig —, schuldig aber nicht etwa der Aggression, sondern der zu schwachen Kriegsausweitung. Nicht gegen die Brand stiftung, nur gegen die mißglückte tobte die Wut des englischen Parlaments, und verstärkte Kriegs ausweitung lautete die Parole aller Sprecher, ob sie auf den Bänken der Regierungspartei oder denen der Opposition faßen. Churchill, der brutalste im Kreise der Kriegsausweiter, hat jetzt Chamber lains Nachfolge angetretcn, und der Außen minister Halifax sagte den entscheidenden und aufschlußreichen Satz, man habe sich aus Norwegen zurückgezogen, um an anderer Stelle die Aggression zu beginnen — ein Geständnis von größtem, von geschichtlichem Gewicht. England setzte seine Kriegsausweitung fort, nach Polen, nach Norwegen kamen Holland und Belgien an -die Reihe, und die Flottenbemonstration im Mittelmcer sollte den Start zum Vorstoß über die niederländischen und belgisch«» Gebiete ins Ruhrgebiet tarnen. Mancherlei Motive spielten bei dieser Demonstra tion mit. Die Anfahrt der englischen und französischen Geschwader nach Alexandria sollte die Blicke der Welt vom Anblick des Rückzugs aus Andalsnes und Namsos ablenken: man wollte den „starken Mann" im Mittelmeer spielen, nachdem man der schwache Mann in der Nordsee geworden war — wo bei man sich aber von italienischer Seite sagen lassen mußte, daß in Wahrheit die englischen Schiffe Schutz vor den deutschen StukaS suchten —, aber das wesent liche war der Wunsch, die Aufmerksamieis Deutschlands auf den Südosten abzulrnken, währen» man selbst die Landung in Holland«»- Belgien und den Einmarsch in diese Länder vorbereitete. So inszenierte man die Alarmmeldungen aus dem Nahen Osten; aber ein Blatt in USA. schrieb ahnungsvoll, daß vielleicht der ganze Lärm nur deutscher Ablenkung nach dem Südosten diene, um dann im Westen gegen das Reich selbst vorzustoßen, und wenn Duff Coo- per im Unterhaus feine Hoffnung bekundete, daß die nächste Ueberraschung in Europa von der englische« Regierung gestartet werde, so wußten er und die Sei nen, daß diese Ueberraschung in Holland und Belgien erfolgen solle. Belgiens Sünde wider die Neutralität Aber Deutschland wußte es auch. Die Reichs regierung kannte seit langem diesen Angrisssplan der Westmächte, Nachrichten über englische Truppenlandun gen nach holländischen und belgischen Häsen in den letzten Tagen waren aufschlußreich genug und am Donnerstag wurde der deutschen Rcichsfnhrnng be kannt, daß England Brüssel und Ten Haag über die unmittelbar bevorstehende Landung englischer Truppen ans belgischem und holländischem Gebiet informiert hatte. Eine Mitteilung, die das Bild vollkommen rundete, das die in deutschen Händen befindlichen dokumentarischen Be weise über den bevorstehenden englisch-französischen Angriff auf das Ruhrgebiet dnrch Holland und Bel gien boten. Deutschland läßt sich nicht überraschen, es handelte. Es schlug zurück und das deutsche W e st- hcer trat auf der breitesten Front zum Gegen schlag an. Denn es war — die Berichte des Ober kommandos der Wehrmacht und dss N e i ch ö i n n e n m i n i st e r i u m S belegen eS über zeugend — klar, daß Belgien und Holland nicht nur nicht einen solchen Angriff der Westmüchtc dulden, daß sie vielmehr sogar ihn unterstützen würden, wie sie ihn seit Monaten schon in engem Bund mit den West mächten vorbereitet haben. Nicht allein nur stimmungs mäßig durch immer häufigere Erklärungen führender Belgier und Holländer, daß der Platz der beiden Länder an Frankreichs und Englands Seite sei, sondern auch durch klare militärische Maßnahmen. Belgien hat vordem des öfteren proklamiert, daß cS seine Neutralität nach allen Seiten gleichmäßig wahren werde; daß ein solcher Grundsatz die Tatprobc durch gleichmäßige Befestigung der Grenzen an allen Seiten bedingt, um glaubhaft zu sein, ist von Belgien selbst nicht bestritten worden. Man erklärte vor Jahren schon, daß Belgien zwar aus seiner Versailles- Tradition heraus in seinen Grenzbefestigungen Front nach Osten mache, aber in absehbarer Zeit Deutschland Gelegenheit haben werde, zu beobachten, daß man sich nach allen Seiten sichern werde. Zwei einhalb Jahre vergingen, der Krieg kam und Deutsch land hatte nur Gelegenheit, zu beobachten, daß die belgische Grenze gegen Frankreich unbe- festigt ist. Wozu allerdings hätte sie auch befestigt werden sollen, nachdem das belgische Heer allein gegen Deutschland aufmarschiert ist? In den ersten Kriegswochcn zwar waren die Truppen Belgiens — und die der Niederlande — gleichmäßig ungefähr an den Grenzen verteilt; im Oktober 1039 wurde jedoch in beiden Ländern die Aufstellung der Truppen geändert. Die holländischen Divisionen kon zentrierten sich an der Ostgrcuze des Landes, und zwei Drittel -er belgischen Divisionen marschierten an der belgischen Ostgrcuze auf, während die belgische Küste und die belgisch-französische Grenze völlig entblößt von Truppen sind. Die Frontrichtung gegen Deutschland ist so deutlich wie die Einladung an die Weltmächte, der gesamte Aufmarsch war das Ergebnis belgisch-französisch-englischcr Gencral- stabsbesprechungen, und seit diesem Herbst 1939 bereitete man in Belgien die offene Unterstützung der West mächte eifrig vor. Vorhut der Westmächte Anfang November lasen die belgischen Gendarmen an der französischen Grenze die Order, im Falle eines französischen Einmarsches die Wege für die Einrückpn- dcn sreizumachcn, in den nächsten Wochen erschienen in Lüttich und in den Ardennen Urlauber, die aber in ihrem Koffer französische Uniformen trugen und Vor kommandos für einen französischen Einmarsch waren. Sie arbeiteten nicht verborgen vor den belgischen Militärbehörden, man wußte in Belgien, wer diese „Urlauber" in den unwirtlichen Winterwochcn waren; aber man protestierte keines wegs gegen sie. Man legte vielmehr Stellungen an, die die Leistungskraft der belgischen Truppen bei weitem überstiegen und augenscheinlich für den Einsatz weiterer Truppen bestimmt waren, die nur englische und französische sein konnten, und man brachte fran zösische Ingenieure in belgischen Militärkraftwagen zu den Stätten bei Dinant, an denen Befestigungen ge baut wurden. ES kann bei dieser Entwicklung nicht Wunder nehmen, wenn bann Anfang Dezember die Bürgermeister der Arbennendörfer über die Ein quartierung französischer Truppen orientiert wurden, und Mitte Januar trafen sich in Breda belgische, holländische, englische und französische Gencralstabs- offiziere zu eingehender Besprechung. Tags darauf schon wurden noch mehr belgische Truppen nach dem Osten verschoben, marschierte — etwas verfrüht aller dings — eine französische Kolonne über die belgische Grenze, telegraphierte die Zentrale der belgischen Eisenbahnen an alle Stationen, baß einer Benutzung der belgischen Bahnen durch die fran- züsifch-brtttfcheW Truppen nichts im Wege stehe. Sehr verständlich, daß am nächsten Tag allen bel gischen Truppen an der französischen Grenze verboten wurde, auf einrückenbe Engländer oder Franzosen zu schießen, und daß man an dieser Grenze auch die Spreng ladungen aus den Kunstbauten beflissen entfernte. Diese Tatsachen bedürfen keines Kommentars, und nachdem, die härtesten Winterwochen vorüber waren, erschien
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