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Dresdner Journal : 03.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190206034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-03
- Monat1902-06
- Jahr1902
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- Dresdner Journal : 03.06.1902
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1902. O125 Dienstag, den 3. Juni nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den LandgerichtSrath bei dem Landgerichte Leipzig vr. Ernst Henrich Anger zum Land- gerichlSdirektor bei diesem Gerichte zu ernennen und zu genehmigen, daß der LandgerichtSrath bei dem Landgerichte Freiberg vr. Rodert Ot«o Schmidt zum Landgerichte Leipzig versetzt werde. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Fürstl. Hohenlohe- Oeringensche Oberforstmeister, Kgl. Sachs. Ober förster a. D. Riedel zu Schloß Ujest (Oberschlesien) den ihm von Sr. Majrstät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Adler- Orden 4. Klasse annehme und trage. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staats angehörige Königl. Preußische Professor dec Musik Heubner in Coblenz das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Rumänien verliehene Ritterkreuz des Ordens der Rumänischen Kione annehme und trage. ^Bekanntmachung. Die bisher von dem Lotterie - Kollekteur E. F Ritter in Löbtau verwaltete Agentur der Altersrentenbank ist eingezogen worden. Dresden, den 3l. Mai 1902. Finanzministerium, I. Abtheilung. 52sa vr. Diller. Die Direktorien der Stände von Land und Städten des Königlich Sächsischen Markgrafthu mö Oberlausitz haben beschlossen, znr Vornahme der Vorschläge für die Wiederbesetzung einer in der Oberlausitz zur Erledigung gekommenen Stelle eines AmtShauptmannS einen außerordentlichen Landtag abzuhalten. Diesem Anträge wird entsprochen. Die Mit glieder der provinzialständischen Corporation werden daher sür S ounabcnd, den 14. Juni 1902 Vorm, lt Uhr zu einem außer»» deutlichen Landtag einberufen. Bautzen, am 1. Juni 1902. Die Königliche Kreishauptmannschaft. rsor v. Schlieben. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. Im Geschäftsbereiche »e» Ministeriums -er Finanzen. Bei der Post-Lerwaltungist ernannt worden: Sippel, zeither gegen Tagegeld beschäftigter Postatsiftent, als etat mäßiger Postassistent im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdireltio» Chemnitz. 3« Geschäftsbereiche -es Ministeriums -es Innern, versetzt: Bezirk-asseflor Edler v. d Planitz bei der Amts- hauptmannschrst Annaberg zur AmtShauptmannschast Dresden- Neustadt und der Polizeiassessor bei der Polizeidirektion zu Dresden Schäffer, olS Bezirksassessor zur AmtShauptmann schast Annaberg — Verstorben: Bureauassistent Hüller bei der AmtShauptmannschast Schwarzenberg. — Entlassen aus Ansuchen: Expedient Hoschke bei der AmtShauptmann schast Kamenz. — Angcstellt als Expedienten: die Militär- anwärter Ernst bei der AmtShauptmannschast Dresden Alt stadt und Laue bei der AmtShauptmannschast Grimma. Versetzt: der Bezirks-Assessor vr. Lotze als Polizei- klsfissor zur Polizei-Direktion zu Dresden. Bei dem Landgendarmerie-CorpS. Verstorben: Gendarme Langer in Weißig bei Weißer Hirsch und Berger X in Marienberg — Prnsionirt: Bendarin Stephan in Wechselburg. — Versetzt: Sendarme Schindler IV in Broßgraupe nach Wechselburg, Rüger in BSHlitz nach Broßgraupe, Rudolph IV in der Brigade Wilsdruff al» DistriNSgendarm nach Böhlitz, Eckert in der Brigade SchSuherde in die Brigade Wilsdruff. — An- gestellt: Bizeseldwrbel Bernhardt al» Bendarm in der Brigade Schönheide. Bei der Polizeidirektion zu Dresden. Verstorben: Sekretär Heubner. — Pensionirt: Stadtgrndarm Saal bach — Entlassen auf Ansuchen: Stadtgrndarm Erler und Gefangen-Aufskher Schmöller. , - Im Geschäftsbereiche de- ev-luth LandeS- consiftorium» sind solgrude Stellen erledigt und im regel mäßigen Besetzungiverfahren zu besetzen: da» Pfarramt zu Po ftwitz (Oberlausitz) — Einkommen-seftstellung Vorbehalten — Coll: der Stadtrath zu Bautzen; da- I. Subdiaconat für den Bcsammtbezirk Alt-Leipzig (Leipzig I) — Ci. 1 — Coll.: der Stadtrath zu Leipzig; da-Pfarramt zu Burkers dorf (Dippoldiswalde) — El VII (Ü) — Loll.: da- ev- luih LandrSconsistormm. — Dagegen wurden augeftellt bez. befördert: k. Karl Bergsträßer, SubdiaconuS in Leipzig, und Robert Theodor Lieschke, Hils-geistlichcr in Plauen i/V-, al- I. und bez. II. Diakonu» an der Luther- kirche in Plauen i/B. (Ephoralort); Hugo Rudolf Rau, Pfarrvicar in Drebach, alt Hilf-geistlicher in Frankenstein mit Kirchbach (Chemnitz II). (Behvrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Leit. Zum Friedensschluffe iu Südafrika. Die mit Spannung erwarteten Bedingungen de- Friedens, der den südafrikanischen Krieg den Ereig nissen der Vergangenheit zugesellt, sind am gestrigen Tage von der englischen Regierung in beiden Häusern des Londoner Parlaments bekanntgegeben worden. Es darf nicht verkannt werden, daß ihr Inhalt für das tapfere Burenvolk manche Bitternis birgt. Dieses hat, was mit da« Wesentlichste ist, auf die eigene Unabhängigkeit verzichtet. Ein scharfer Unterschied ist gemacht worden zwischen den Abmachungen, die England mit den Bürgern der früheren Re publiken traf, und denen, die die Aufständischen aus Natal und der Kapkolonie betreffen. Und was die Kaprebellen insbesondere anlangt, so ist ihnen keine Amnestie gewährt worden, wenn auch Eng land zusagt, ihre Bestrafung nur nach dem bestehenden Rechte der Kolonie vorzunehmen, und sich bereit er klärt, die Todesstrafe auSzunehmen. Die britischen Zugeständnisse in bezug auf die Wiedererrichtung der Farmen und über eine gewisse Selbstverwaltung, deren die Buren unter Umständen teilhaftig werden sollen, sind auch nicht allzu weitgehende. Dagegen bleibt die Stellung der holländischen Sprache in Südafrika unverändert und der Besitz von Gewehren wird daselbst auch gestattet. Jedenfalls muß aber angesichts der bisher bewährten Liebe der Buren zu ihrem Lande davon auSgegangen werden, daß sie bei Eingehung auf Bedingungen dieser Art nur von dem zutreffenden Gesichts punkte geführt wurden, daß sie eben nachgerade am Ende ihrer materiellen Kräfte angelangt sind. Es wäre aber auch eine überideale Handlungsweise ihrer Vertrauensmänner gewesen, wenn sie jetzt nicht jenen rein realpolitischen Grundsatz maßgebend sein ließen. Und wenn bei dieser Sachlage jemand be haupten wollte, der Friede wäre ein für die Buren ehrenrühriger, so würde dieser Vorwurf, wie hiermit betont sei, als unberechtigt bezeichnet werden müssen. Sache einer klugen Versöhnungspolitik der englischen Negierung aber ist es jetzt, zu bewirken, daß in Südafrika die langersehnte Ruhe nun auch zur That werde und Handel und Wandel bald wieder blühen können. Die neuesten Nachrichten lauten: Da» Unterhau« war in allen Teilen überfüllt. Kriegs- Minister Brodrick, Erster Lord de» Schatzes Balfour und Kolonialsrkretär Chamberlain wurden mit lautem Beifall, letzterer geradezu stürmisch begrüßt. Balfour verlas das unterzeichnete Abkommen über di« lieber- gäbe der Burenstreitkräfte, die von der britischen Re gierung gebilligt worden ist. Es lautet: Artikel I: Die Burghers im Felde legen sofort die Waffen nieder, übergeben alle Kanonen und Waffen sowie die Kriegsmunition, die in ihrem Besitze sind oder unter ihrer Kontrolle sich befinden. Sie stehen von weiterem Widerstande gegen die Autorität König Eouard» Vll. ab, den sie als gesetzlichen Souverän an erkennen. Artikel 2: Alle BurgherS im Felde außerhalb der Grenzen Transvaal» und der Oranjekolonie und alle Kriegsgefangenen, die jetzt außerhalb Südafrika« sich be- finsen und Burghers find, werden, sobald sie ihre An nahme der Stellung al« Unt.rhanen König Eduard« erklärt haben, zurückgebracht, sobald die notwendigen Beförderung«- und Subsistenzmittel beschafft und ge sichert sind. Artikel 3: Die auf diese Weise sich ergebenden und zurückkehrenden Bargher« werden ihrer persönlichen Frei heit oder ihres Eigentum« nicht beraubt. (Beifall auf den Opposition-bänken.) Artikel 4: Weder ein Zivil-, noch ein Straf verfahren wird gegen sich ergebende oder zurückkehrende Burgher« eingelntet für Handlungen im Zusammenhang mit dem Kriege. Diese Klausel bezieht sich jedoch nicht auf gewiße Handlungen, die den Kriegsgedräuchen wider sprechen. Diese sollen sofort nach Schluß der Feindselig keiten vor einem Kriegsgerichte verhandelt werden Balfour fuhr fort: Die holländische Sprache (Vaal dialekt) wird in den öffentlichen Schulen Tran«- vaa.. und der Oranjekolonie gelehrt, wo die Eltern die« wünschen, und ist auch vor den Gerichtshöfen ge stattet, wenn es für eine wirksame Ausübung der Recht-g pflege nötig ist. Der Besitz von Gewehren ist in Transvaal und der Oranjekolonie den Personen gestattet, die sie zu ihrem Schutze bedürfen, wenn sie einen gesetz- mäßiyen Erlaubnisschein dafür erhalte» Die militärische Verwaltung soll sobald wie möglich durch die Zivil verwaltung ersetzt werden, und sobald die Umstände es gestatten, sollen repräsentative Institutionen, die zur Selbstverwaltung führen, eingesührt werden. Die Frage, ob den Eingeborenen das Wahlrecht zu gewähren ist, soll erst nach Einführung der Selbstverwaltung ent schieden werden Eine spezielle Steuer zur Zahlung der KriegSkosten soll auf den Grundbesitz in Transoaal und in der Oranjekolonie nicht gelegt werden Sobald die Verhältnisse es gestatten, wird in jedem Distrikte eine Kommission ernannt werden, in der ein Beamter den Vorsitz führt und die Einwohner de» Distrikt» vertreten sind, um den Leuten bei der Wiedereinsetzung in ihre Heimstätten Beistand zu leisten und denen, die infolge von KriegSoerlusten außer stände sind, sich damit zu versehen, Nahrung, Obdach, Saatgut und andere«, wa« zur Wiederaufnahme normaler Beschäftigung nötig ist, zu liefern. Die englische Regierung wird der Kommission 3 Mill. Pfv. Sterl zur Verfügung stellen und gestatten, daß alle Noten, die unter dem Gesetz I von 1SOO in der Südafrikanischen Republik emittiert wurden, und alle von Offizieren oder auf ihre Ordre gegebenen Empfangs scheine einer juridischen von der Regierung ernannten Kommission eingehändigt werden, und wenn solche Noten und Empfangsscheine von der Kommission al« berechtigt zum Ersatz und al« sür eine wertvolle Gegenleistung ausgegeben befunden werden, sollen sie al« Beweise der Krieg«oerlrrfie gelten, die die Personen erlitten haben, denen sie ursprünglich gegeben worden find. Außer der oben erwähnten freien Dotation von 3 Mill, wird die Regierung bereit sein, Vorschüsse al« Darlehen für den selben Zweck zinsenfrei auf zwei Jahre zu gewähren, die hernach mit 3 Proz Zinsen rückzahlbar fein sollen Kein Au«Iänder oder Rebell wird berechtigt sem, von dieser Klausel zu profitieren. (Lauter Beifall auf den Bänken der Ministeriellen) Balfour erklärte alsdann: Es giebt gewiße wichtige Punkte, die in dem soeben verlesenen Schriftstück, das da« am Sonnabend abend unterzeichnete Dokument ist, nicht enthalten sind. Milner hat an Chamberlain eine Depesche gerichtet, die da« verlesene Schriftstück ergänzt und in der e« heißt: Nachdem ich den Burendelegiertea ein« Abschrift de« Ertwurf« de« Abkommen« eingehändigt hatte, la« ich ihnen folgende Erklärung vor und gab ihnen eine Abschrift der letzteren: Die Behandlung der Kap- und Natalkolonisten, die im Aufstande waren und die sich jetzt ergeben, wird, wenn sie nach ihren Kolonien zurückkehren, von den kolo nialen Regierungen und gemäß den Gesetzen der Kolonie entschieden; englische Unterthanen, die sich dem Feinde angeschloßen haben, werden dem Gerichtsverfahren de« Teile« des britischen Reiche« unterworsen, dem sie an gehören Die englische Regierung ist von der Kap- regierung benachrichtigt worden, daß ihre Ansichten hin sichtlich der Bedingungen, die denjenigen britischen Unter thanen, die jetzt im Felde stehen oder sich ergeben haben oder seit dem 12 April 1SOI gefangen worden sind, gewährt werden sollen, die folgenden sind: Gemeine Soldaten sollen, nachdem sie sich ergeben und ihre Waffen ausgeliefert haben, vor dem Magistrate de» Distrikt», wo die Uebergabe erfolgt, »in Schriftstück unterzeichnen, in dem sie sich de« Hochverrat« schuldig bekennen; ihre Strafe soll, vorausgesetzt, daß sie nicht des Morde« oder einer Handlung schuldig sind, die gegen die Gebräuche zivilisierter Kriegführung verstößt, darin bestehen, daß sie lebentlänglich nicht berechtigt sind, in die Wählerlisten eingetragen zu werden oder bei Parlaments-, Provinzialrat«- oder Munizipalwahlen zu stimmen. Friedensrichter, Feldkornett« und über haupt alle Personen, die eine amtliche Stellung unter der Kapregierung, oder eine autoritative Stellung bez. ein Kommando bei den Rebellen- oder Burgher-Streit kräften hatten, sollen wegen Hochverrat« vor die ge wöhnlichen Gerichtshöfe des Lande« oder vor solch« Gerichtshöfe gestellt werden, die hierfür gesetzlich gebildet worden sind; ihre Bestrafung soll diesen Gerichten mit der Maßgabe überlaßen sein, daß unter keinen Um ständen Todesstrafe zu verhängen ist. Die Regierung von Natal ist der Ansicht, daß die Rebellen gemäß dem Gesetze der Kolonie zu behandeln sind. Balfour teilte ferner mit: Da» Abkommen ist unter zeichnet worden von Kitchener und Milner im Namen der englischen Regierung, von Steijn, Dewet, Olivier, Hertzog im Namen der Oranje Regierung und von Schalk Burger, Reitz, Loui« Botha und Delarey im Namen der Transvaal-Regierung Nach Balfour ergriff Campbell Bannerman da« Wort. Er beglückwünschte den König und da« Land zu dem Abkommen und erklärte, er behalte sich jeden Kommentar vor, bi« die Schriftstücke vorgelegt würden. Auf eine Frage Lockwood«, ob das Hau« nicht bi» heute vertagt werden solle, erwiderte Balfour, er könne diese Anregung nicht unterstützen, und fügte hinzu, er werde baldigst ein DankeSvotum für Kitchener und da» Heer beantragen. Im Oberhaus« gab Premierminister Lord Salis bury dieselbe Erklärung ab wie Balfour im Unter Hause. Lord Rosebery beglückwünschte die Regierung auf» herzlichste zum Friedensschluß und sprach die Hoffnung au», daß von nun an eine neue Epoche des Frieden», de» Wohlstände« und der kommerziellen Entwickelung für Südafrika beginnen werde. Kunst und Wissenschaft Verein für Erdkunde. Am 30. vorigen Monat« trug im Dresdner Verein für Erdkunde ein auswärtigk« Mitglied desselben, Hr Oberstabsarzt vr. Wilke au» Grimma, „Reisreindrück« auS Ostserbien" vor. Vortragender hatte die betreffende Reise von Belgrad au« unternommen Die serbische Haupt- und Residenzstadt liegt auf einer Landzunge, di« durch die sich hier vereinigenden Ströme Donau und Save gebildet wird, um einen mächtigen Kalksteinfelsen, auf dem sich die alte, einst sehr wichtige, jetzt jedoch ziemlich verfallen« Festung erhebt. Die Stadt macht in den vornehmeren Vierteln einen beinahe westeuropäischen Eindruck, obschon der Hauptteil ein fremdartige« Gepräge trägt. Von der Hauptstadt ging die Reise mit der Eisenbahn an dem anmutigen Topschider vorbei nach oem Thate dec Morava, tn oem du» Desitee von Stolac nicht bloß landschaftlich, sondern auch geschichtlich inter essant ist; denn hier leisteten die Serben in den Frei- heitskriegen von 1807 bi» 1813 den Türken wiederholt tapferen Widerstand, und auch in den Oktoberkämpfen von 1876 hat da« Desile« eine große Rolle gespielt. Bei der Annäherung an Nisch, da» den kleinen russischen Gouvernement«- und Kreitstäbten gleicht, nur daß e« — wenigsten« auf Straßen, Plätzen und in den An lagen — cine größere Sauberkeit zeigt, erblickt man hinter der Stadt die mächtige Kette der Babicka Planina mit ihrem malerischen Gipfel Von Nisch au« ging Hr. vr. Wilke durch den vom Verkehr noch völlig abgelegenen östlichen Teil von Serbien. Da« Nifchavathal, durch da« ihn die Post führte, ist ziemlich breit, die Berg- hänge sind kahl, und nur wenig« Ortschaften zeigen sich; aber die einzelnen Hütten machen, obwohl sie klein und ärmlich erscheinen, infolge de« weißen Kalkanstriche», de» roten Dache« und der freundlichen Blumengärtchen mit ihren Laubbäumen keinen abstoßenden Eindruck. Dem Westeuropäer fallen die zahlreichen Truthühnerscharen auf, ebenso die Menge der teils einzeln, teil« in Herden weidenden Schweine und Pferde, letztere völlig frei um herlaufend. Au» dem Nischavathale ging di« Reise weiter nach dem Thale de» Weißen Timok. E» ist stellenweise eng, die Bergkuppen und die Abhänge sind größtenteils be waldet, in da« nach Bulgarien zu gelegene und bis in diese» Land sich au»dehnende Gebirge, da» von schön geformten Gipfeln überragt wird, schneiden schluchten artige Seitenthäler ein Durch alle« da« wird da» LandschaftSdild freundlicher und romantischer Auch treten im Timokthale hinter Knjascheoac zahlreicher« und größ«r« Dörfer auf; die Maisfelder, die sich im Nischavathale endlo« neben der Straße hinziehen und einen eintönigen, langweiligen Eindruck machen, werden dann und wann durch ein paar Weinberge unterbrochen du ihrer hübschen Er,cheinung em wirlu.rgrvoües Kolorit giebt. Der zweite Gast, Frl. Claire Witzschold, konnte in ihrer Rolle „Leonore" nicht genügen; diese hätte in Frl. Hilpert eine beßere Vertretung gefunden. Der brave, aber etwa« beschränkte Rittergutsbesitzer Wieberg wurde von Hrn. Friese in vollendeter Maske und mit außerordentlicher Komik — manchmal sogar etwas zu stark — dargestellt; ihm fiel der Hauptanteil an der Heiterkeit de« Publikums zu Hr. Witt erfreute als liebenswürdiger Konsul Wieberg und Hr Janda als jovialer Justizrat Kaiser. Viel Heiterkeit ries auch Hr. Paulig in seiner kleinen Episodenrolle als Damenschneider hervor Zu erwähnen sind noch Frau Hänsel und Hr. Gähd Da« Zu sammenspiel war sehr frisch und angeregt, die Jnscemer- ung gut Da« mäßig besetzte Hau», zum größeren Teil eine kleine „Erl-Gemeinde", spendete lebhaften wohl verdienten Beifall, vor allem Frl Erl und Hrn. Friese. Die Aufführung kann nur warm empfohlen werden. R. B. Einen großen Reiz d»«tei in den Dörfern die Sitte der Sedjenka, die etwa unserer Spinn- oder Rockenstube gleicht, nur daß die Mädchen nicht in einer Stube zu sammenkommen, sondern sich vor einer Hütte auf der Straße oder Wiese um ein hellloderndes Feuer versammeln und nicht da« in Serbien unbekannte Spinnrad, sondern die Spindel drehen. Im Städtchen Zajecar hielt sich vr. Wilke einige Tage auf, um «inen Viehmarkt, der gerade in diese Zeit fiel, ab zuwarten und durch ihn Gelegenheit zu erhalten, die ostserbischen Bauern in ihrer malerischen Sonntagstracht zu sehen und das Volksleben kennen zu lernen. Diese Hoffnung wurde auch in reichem Maße erfüllt. Unter dem Schmucke der Frauen fielen breite, plumpe, meist mit linearen Ornamenten verzierte messingene Armbänder auf, in der Tracht der Frauen au« einer bestimmten Gegend besonder« die beiden roten oder bunten Schürzen, die über den bunten Röcken getragen werden, die eine vorn, die andere hinten, zusammengchalten durch einen ledernen oder gestickten breiten Gürtel mit messingenen oder silbernen scheibenförmigen Schließen Dieser Gürtel trägt auch die Praslitzka oder den Rocken, obne den man nebst der Spindel in der Hand bei solchen Gelegen heiten die Frauen niemals sieht. Dem größtenteils engen, von waldigen Bergen ein gerahmten, vielfach gewundenen Thale de« Timok, de« Grenzflüße« zwischen Serbien und Bulgarien, da« namentlich auf dem bulgarischen Ufer, an dem die steilen Felsen bi« dicht an den Fluß herantreten, fast ohne Siedrlungen ist, folgte der Reisende bi« zur Mündung des Fluße» in die Donau Dann gelangt« er durch eine Gegend, deren Wegeverhältniße geradezu fürchterlich waren, nach dem nordwestlich von derTimokmündung gelegenen großen Dorfe Radujevac, da» durch seine Schweinezucht bekannt ist In d«m durch seine Weinberge und seine Wein bauschule berühmten Negotin, wohin er von Radujevac einen Abstecher machte, gaben ihm sechs gleichzeitig er- Refidenztheater. — Am 2 d. Mt«.: Erste« Gast spiel de» Frl. Dora Erl vom Thalia-Theater in Ham burg „Die beiden Leonoren", Lustspiel in vier Aufzügen von Paul Lindau Die Schauspielkunst, deren Technik und Ausdrucks mittel haben sich im Laufe der Zeiten mehrfach geändert, find auch bei verschiedenen Völkern zu gleicher Zeit oft abweichend gewesen Diese Verschiedenheiten entsprangen nicht falschen Auffassungen oder einer Minderwertigkeit der Kunst, sondern sie wurden bedingt durch die unter schiedliche oder veränderte Art der Gefühlsäußerungen, Manieren und Gebräuche der Menschen. Die höchste Kunst war stets diejenige, die diesem „Eichgeben" der Menschen im Leben em meisten entsprach und damit dem Zuschauer nicht fremd, sondern vertraut und richtig erschien Je mehr sie die« traf, desto mehr war sie „natürlich". Solchem „natürlichen" Spiel ist aber doch eine Grenze gesetzt Alle« auf der Bühne muß vrrgrößert und herau«- gearbeitet werden, um bei den Zuschauern zur vollen Wirkung zu gelanaen; dir Weise de« tägliche« Leben« allein genügt nicht. Die« wird von Frl. Dora Erl, die gestern hier erstmalig das „Lorchen" in dem früher am hiesigen Königl Schauspielhaus« schon aufg«sührten Lust spiel „Di« beiden Leonoren" gab, nicht genug be ichtet Sowohl in Sprache und Organ wie in Be wegungen ließ sie vielfach die für di« Bühne not wendige Abrundung und pointiert« L«rfein«rung ver mißen und gab sich zu „natürlich". Für da« „Lorchen" muß sie auch mehr Liebreiz und Liebenswürdig keit entwickeln und weniger Burschikofität Sehr ge fallen hat indeflen ihre Sicherheit und Gewandtheit, ferner zeichnet sie eine frische Herzlichkeit erfreulich au«, Dresdner Journal Herausgegeben von ds» König!. Expeditton de» Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraß« 20. — Fernspr^ Anschluß Nr. 1295. Erschein«»» Werktag» nach« 5 Uhr. «„„»»rei«: Bet« vezuae durch di« Gefchäft»«»"« innersak» 5 «»»e»» «,so M. (nascht. Zulragung), durch di« Hsaß i« Deutschen Reiche » M. («»»schließlich Bestellgeld) vierteljährüch Wn-elne Nummern 10 Pf Wird gurücksenduna der für die Schriftleituug bestimmten, «der von dieser nicht eia- aesorderteu Beiträge bean- zpmcht, jo ist da- Postgeld oeizusügen. «ntündtiungSgrbKtzrrnr Di« Zeile Keiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gung-- s»ite oder deren Raum >o Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz » Ps Aufschlag für die Zeile Unterm Re- vaktionSstrich (Eingesandt) di« Textzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren. Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bt» mittag« 17 Uhr sür du nach mittag« erscheinende Nummer
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