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Dresdner Nachrichten : 06.09.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187609061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-09
- Tag1876-09-06
- Monat1876-09
- Jahr1876
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- Dresdner Nachrichten : 06.09.1876
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«»ttevltr»»« l». Ad,»» eme»t»«rei» ittettellitdr» ich 2 Mark LU Psge„ durch le Hast 2 Mark ?» Pta«, iiijel. Nummern lUPfge. »Hi,,« 30000 2t»l. Aür dt» NllitgLde «In»»« laudier Mamilcrtrte «Ich! sich dt« Redattta» »ich» verbtiidlich. Jn>eratrn.«nnal>me »n». wärt»: Ho»«»»»«!» »och V»Ul«r t« Hamburg, Ber it», küte», Letpttg. vosel, vrcZliu, Nranksurl a M. — Koch, dka»»» in verlln, Letpzt», Wien. Hamdnrg, 'raulsurl n M.. Miin« je». — v»ud» ch tn ranksurt a M. — kr. ch»>»t in Stiemnls. — II»- ^»,L»lltt». «u»I,r ch V» ta Vart». Tageblatt für Uolitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr, Uörfenbericht und Kremdenlijte. Druck und Eigenthum der Herausgeber: ßitpslh Lr Nktlhardt m Dresden. Verantw. Nedacteur: Fritör. Goedfche in Dresden, >»t,r»», »nd„ M-tte». Wirotie >:> ongindm«»» dt« Ad.!»Ui,i, Sonntag» »>» Mittag» IL Ndr. S» «cujladt. arvf.r »tolle», gaffe L di» Nachm, ch Ubr. — Der Viaum riner e>n- Idilttgen Ptttt«eür «oft«» IL Pfae. tttnqeiandt dt» Zette S„ Psge. Ptne USarantt« far d«d »ach st tägige »trscho» »,n der Inserate wird nicht gegeben. «„«wattige Annoncen» «lnstiäge von uns unde» kannie» girmen und Per« Ionen inserire» wir nur aeqcn Pränumerando» «aglniia durch Brtej- marlen oder Postttmab» luug. Acht Süden kostc» IL Piae. Inserate ttir die Montag» Nummer »der „ach einem Festtag» die Pelitjeile 20 Plge. Rr.ZSV. Eimnidzwanzigstcr Jahrgang. Mttrrdacteur vr. Li»» Für das Feuilleton: i.n«iviir Dresden, Mittwoch,6. September 1876. KolkswirthschastltcheS. Nichts konnte die wirthschastliche Nothlage dcS deutschen Rei ches greller beleuchten, als der mißlungene Versuch der preußischen Finanzverwaltung, eine Anleihe von lOO Millionen Mark im Jn- lande unterzubringen. Nur 2ö Millionen wurden von dem Publi kum zum Eourse von 07 Procent genommen und 75 Millionen blieben in den Händen der Seehandlung zurück, welche sie nun in kleinen Posten zum bestmöglichsten Eours an die Börse bringt. Dieser mißglückten Finanzoperation eines mächtigen Staates mit geordneten Schuldverhältnisscn steht die überraschende gleichzeitige Beschaffung einer 4procentigen Anleihe der überschuldeten Stadt Paris von gleicher Höhe gegenüber. Diese Anleihe wurde am 22. Juli d. I. in Paris 36 Rial, in den Departements 1? Rial, also zusammen 50 Mal überzeichnet. Als Unterpfand für diese Zeich nungen flössen in die Eassen der Stadt Paris baare 700 Millionen Francs. Diese für uns Deutschen beschämende Thatsache findet durch die Eoursdifferenz beider Anleihen von 03 und 97 Procent keine befriedigende Erklärung, denn die preußische Eisenbahnanleihe würde wohl bei einem niedrigeren Course ein besseres Resultat, aber sicher nicht solche Ueberzeichnung wie die Pariser Anleihe gefunden haben. Mit der Selbsttäuschung wird nichts genützt, bekennen wir lieber offen: die Kaufkraft Deutschlands ist durch eine verfehlte Handels- und Finanzpolitik so geschwächt, daß selbst zu den besten Anlagen die Mittel fehlen. Die fünf Milliarden der französischen Kriegsentschädigung haben Franlreich nicht ärmer und Deutschland nicht reicher gemacht. Der feste Glaube des Franzosen an die Un- erschöpflichkeit seines Vaterlandes, das alte günstige Vorurthcil des Auslandes für Frankreich, die der colossalen Schuldenlast gegen- überstehenden nutzenbringenden Anlagen aller Art, besonders der Canäle, die Beibehaltung der minder empfindlichen indirekten Steuern und der Schutzzölle — alle diese glücklichen Umstände glichen den vorübergehenden materiellen Schaven Frankreichs in wenig Jahren völlig aus. In Deutschland hingegen hielt man die fünf Milliarden für einen unerschöpflichen Schatz und glaubte den günstigen Zeitpunlt gekommen, den Uebergang zur Goldwährung, eine neue freihündlerische Handelspolitik, Aufhebung der directen Steuern, Rückzahlung von Staatsanleihen, Bahnbauten zu militairi- schen Zwecken und eine kostspielige Reorganisation der Bewaffnung ins Werk zu setzen, Dinge, zu welchen viel größere Mittel und eine viel längere Zeit nothivcndig waren, als man voraussetzie. Die Rückzahlung der 4>/.,procentigen Anleihe veranlaßte die Besitzer, für das flüssig gewordene Capital eine neue Anlage zu suchen, und statt der sicheren Staatsanleihe hatten sie Kalo auslän dische Papiere oder unsolide Actien in den Händen, Die Aufhebung der indirccten Steuern gereichte nur gewissen Classen zum Nutzen, n achte Fleisch und Brod nicht billiger, schmälerte aber das StaatS- cinlommen. Der Ausfuhrzoll für Lumpen wurde unter Heiterkeit der gesetzgebenden Versammlung beschlossen, als ob der Ruin der Papierindustrie etwas Komisches wäre. Die Eisenzölle wurden pr. 1. Januar 1877 gekündigt, und wenn es bei dem Wegfall derselben bleiben sollte, so ist damit dem Nationalwohlstand Deutschlands eine noch schlimmere Wunde geschlagen. Die Benutzung des vorhandenen EapitalS zu Nutzen bringenden Anlagen unterblieb, dafür baute »nn strategische Bahnlinien, Bahnen zu Militairzwccken. Es ließe sich über die begangenen Fehler noch Vieles sagen, aber damit würde nichts genützt und dem Verfall der witthschafllichcn Verhält nisse Deutschlands nicht vorgebeugt. Macht man jetzt der preußischen Verwaltung den Vorwurf, daß sie unterlassen habe das Ausland für ihre Anleihen zu intercssiren, so scheint derselbe bei-dem Gcld-Uebersluß in England auf den ersten Blick gerechtfertigt. Der Zinsfuß in England war jetzt so niedrig, daß eine Anlage des flüssigen EapitalS in sicheren preußischen Werthcn den Engländern willkommen sein mußte. Das Miß trauen Englands gegen die rasch wachsende Seemacht Deutschlands, ber Groll Frankreichs über den Verlust zweier Provinzen, das Vor- urtheil des gesammten Auslandes gegen den friedlichen Ausbau un serer inneren Verhäl.nifse zwangen Preußen, unabhängig von dem guten oder bösen W llc» des Auslandes, seine Anleihen im eigenen Lande unterzubringen. Das ist kein Unglück, wenn daraus die rechte Lehre gezogen wird. Deutschland für die Deutschen — die deutschen Anleihen auf deutschen Märkten untergebracht, aber auch durch Wandlung unse rer Handelspolitik dafür gesorgt, daß die deutschen Maaren auf deutschem Martte untergebracht werden können und nicht das deutsche Geld mehr und mehr in das Ausland abfließt! Deutsch land ist Deutschlands wegen da, voltsivirthschaflliche Fragen ver tragen keine weltbürgerlichen Lösungen. Auf den Ausgleich, der sich nach einem Jahrhundert freihändlerischer Politik segensreich zwischen uns und dem Auslande vollziehen würde, haben wir weder Kraft noch Lust zu warten. Wie weit wir mit der sogenannten Manchester lehre kommen, welche gebietet, die Dinge gehen zu lassen wie sie eben gehen, das haben wir genugsam erprobt. Wir brauchen deshalb keine chinesische Mauer um Deutschland zu ziehen, aber wenn wir unser Eigenthum nicht einhegen, können wir uns nicht beklagen, wenn der Nachbar unsere Wiesen abweidet. Die Handels-Verträge mit dein Ausland laufen demnächst fast sämmtlich ab. Jetzt liegt es in der Hand des deutschen Reichstages, auf gründliche Revision derselben zu dringen. Verlängerung der Frist bis zur Aufhebung der Eisenzölle, Schutz für unsere Webe- Industrie, welche selbst in dem schutzzöllnerischcm Amerika einen ge fährlichen Concurrenten bekommen hat, Erlangung billigerer Ein fuhrzölle in Frankreich und Holland für unsere Mahl-Produkte, Schutz unserer Thon-Industrie gegen die englische Concurrenz u. v.A., das sind Dinge, die uns sehr wünschenswerth erscheinen. Das Aus land bemüht sich, die deutschen Fabrikate mehr und mehr entbehren -u können, suchen wir dasselbe zu thun und schützen den eigenen Markt. An den Ausgaben wird Deutschland schwerlich sparen, auch leider nicht an denen für daS Heer, so lange ein Weltkrieg mög lich ist. Nun, so müssen die Einnahmen sich steigern durch Rück kehr zu dem System der indirccten Steuern, Aufgabe der Freihan delspolitik und Bevorzugung inländischer Produkte bei öffentlichen Bauten u. dergl. Fragen wir die Männer, welche sich um ein Mandat zum Reichstage bewerben, eindringlich, was sie zur Abhilfe der wirth- schaftlichen Nothlage ihres Vaterlandes thun wollen! Wählen wir nur Solche, welche den alten Manchester-Theorien und Phrasen ent sagt haben und uns nicht darauf vertrösten, daß unsere späteren Enkel, wenn wir überhaupt welche haben, uns einst segnen werden. Wir wollen das gelobte Land besserer wirthschaftlicher Verhältnisse noch selber schauen! Locale» and Sächsisches. — Von unserem Herrn Julius Reichardt empfangen wir soeben Abends 7^ Uhr aus Leipzig das folgende Telegramm: Kaiser Wilhelm ist halb 5 Uhr auf dem Berliner Bahnhofe in Leipzig eingctroffen und nach dem bairischen Bahnhof gefahren. Daselbst fand die feierliche Begrüßung durch den Bürger meister Georgi statt, für welche der deutsche Kaiser mit großer Liebenswürdigkeit dankte. Tie Begrüßung des Königs von Sachsen war überaus herzlich. Im Gefolge des Kaisers befan den sich Prinz Karl, Prinz Friedrich Karl, der Herzog von Altcn- burg, Fürst Neuß, Graf Moltke, Fürst Nadziwill, Graf Solms, Graf Arnim re. Der Kaiser fuhr mit König Albert im Wagen nach dem königlichen Schloß. Der Jubel der Bevölkerung war nament lich am Königsplatze enthusiastisch. Der Fremdenzufluß ist enorm; das Wetter wahres Hohenzollcrn-Kaiserwetter. — Gestern früh 0 Uhr fuhr I. M. die Königin und Frau PrinzeßGeorg programmgemäß nach Leipzig. Im allerhöchsten Hofstaate befanden sich Frlu. v. Fabrice, Gräfin Vitzthum, Frln. v. Palm, Oberhofmcisier v. Lüttichau, Herr v. Arnim und Hofmarschall v. Gut schmid. — Der Obcrcvnsistonalrath G. Stclzner in Dresden ist zum Geheimen Rath in der 2. Elasse der Hofrangordnung ernannt, und dem Geh. Nathe vr. Feiler, sowie dem Geh. Nathe vr. Gilbert in Dresden das Comthurkreuz 2. Elasse dcS Verdienstordens verliehen worden. — Soeben empfangen wir den ofsieicllen WohnungSnachweis der allerhöchsten und höchsten königl. sächsischen und Hemden Herr schaften nebst Gefolgen und Offizieren, welche zu den Hcrbstübungen des XII. Armee-EorpS im September 1876 in Leipzig anwesend sind. Ebenso sind wir in der Lage, das folgende Programm zum Zapfenstreich am 6. September er. mitzutheilen: l. Ouvertüre zur Oper „Tanuhäuscr." 2. Armee-Marsch Nr. 7. 3. Ouvertüre zur Oper „Fra Tiavolo." 4. Harmonische Retraile der Eavalerie. 5. Nctraite der Infanterie und Gebet. — Se. Maj. der König hat für die Abgebrannten in Breiten brunn im Erzgebirge und in Niesendorf bei Wnigswartha je 150 Mark gespendet. — Schweizer Brieie. Scho» die alten Römer und Grieche» ... soll Ich mich wirklich dicics beliebten schäkerbaitcn Satzanlaugo bedienen? Warum nicht ? Zumal die alten Römer und Griechen in Dem. wovon ich reden will, vollständig Recht batten. Ihre großen Aerztc. Hippoklates, Paracelsus u. Galen baden nämlich über die Bekäinplung der Lungenschwindsucht scbr rich tige Gedankc» ausgesprochen. Erst der »eueren medieinischen Wissenschaft gefiel cs, a» die Lehren der Alten anzukiiapfen und alö einziges RettuiiqSmlttcl gegen Lnngenlcidcn Gebirgsluit an- zurathcn. ES ist nicht das erquicklichste Thema, aber seine Wich tigkeit leuchtet Jedem ein, der eine Lterblichkeitstadclle vor Auge» bekommen. Man lese z. B. die amtlichen Mouatö-Berichte über die Tvdcoartcn im preußischen, sächsischen und würlcinbcrgischcn Heere. Ich habe augenblicklich leinen derselben zur Hand, aber ich erinnere mich deutlich, daß stO—40 Proccnt alter verstorbenen Soldaten der Tuberkulose und andern Lungcukrankhctten zum Opfer sallc». Und daö sind innge kräftige Männer im Alter von 20-2st Jahren! Bei der Aushebung wurden sie untersucht und für gesund befunden! Oder wir blicken an die Stcrbctabellen eines Krankenhauses l Dasselbe traurige Bild. Ucbcrvölkerung, Straßcnstaub, schlechte Wohnungen, sticklui'lhaltige Schlairäumc, das Einatbmcn schädlicher Substanzen bei einer großen Anzahl von ArbeilSgattuimen, ungesunde Fabri'räumc und Werkstätten sind neben ber Vererbung die bauvtsächlichstcn Ursachen der Schwindsucht, dieser Geißel deö Menschengeschlechts. Wer die enorme Sterblichkeit iniolgc der Lungculcidc» mindert, der macht sich, um die ganze Menschheit verdient. In neuerer Zelt sangen nun die Aerztc an. ihre Lungenkranken nicht mehr nach dem war men Süden zu schicken. ES klingt so süß, so einschmeichelnd, wenn man von der lauen, linde» Luit, die im Süden sanft vom blaue» Himmel weht, spricht! Orangenbaum, Oleandersträuche, Pinicnwäldcr n.nd die ganze lachende Szenerie eines italienischen Frühlings tauchen vor dem matten Blicke eines Lungenkranken hoffnungsreich aut. Wie Viele sind da schon enttäuscht worden! Da sitzen sie in San Remo, dem staubigen Nizza, in Eanncö. In Catania, aus Madeira auf den Proinenadenbänken, die Unglück lichen, lassen den Blick über daS blaue Meer schweifen, langweilen sich, besprechen Farbe und Beschaffenheit der Erzeugnisse ihrer kranken Lungen, klagen sich gegenseitig ihr Husteiileid und nur Wenige finden Heilung. J>n Gegcntheil. das rauhere Klima der wicbcrerreichtcn nordischen Heimath Nährt den Zerstörungöprozcß der an weichere Lust gewöhnten Lungen um so rascher durch. Wie ganz anders im Höhenklima! Entfernt von den schädlichen Dünsten und Galen großer Städte, umgeben von einer Wald luft, OzougaS und Sauerstoff, athmet die wunde Brust ohnehin schon freier. Die hohe geographische Lage eines höhenkllmatischcn Kurortö vermindert aber — und das Ist die Hauptsache — den Druck der Luit aus die Oberfläche deS Körpers und den inneren Druck auf die Lungen; sic fördert die mechanische Thätlgkeit der Lungen »nb !ührt gleichsam eine permanente gymnastische Uebung der menschlichen AtbmungSwerkzeuge herbei. Stimmt man die Appetit reizende Mannigfaltigkeit ber Nahrung, daö obligatorische Höhenstclgen und die Anwendung von Douche ober kalten Ab reibungen und der Elektrizität hinzu, so bat man die hauptsäch lichsten der Faktoren zur Heilung kranker Atbmungöorgane. Einer der renommlrtcstcn Luftkurorte ist zweifellos Davoö in Grau- bünbten. Wohl giebt eö noch eine gute Zahl anderer heilkräf tiger Kurorte, wohl bat Davoö auch seine Mißstände, aber namentlich für Winterkuren wüßte ich kaum einen glücklicheren Aufenthalt. Den Sommer über sieben sich ja die Patinnen tn einer Reihe hochgelegener, nebclireier und waldreicher Kurorte meist recht gut. Die böse Zelt Ist der Winter Ta stcbl nun Davoö einzig da. Sticht taff cS in den Alpciilhäleru nicht noch eine Reihe von anderen Orlen gäbe, die alle klimatischen Vor bedingungen von Davoö in sich vereinigten, aber in keinem sind soviel Millionen Francs für Verrichtungen zumWintcraulenthalt angelegt wie in Davoö. Die Langeweile der Winrertage zu be kämpfen, den Kranken bedeckte Spaziergänge zu bieten, allerhand Eomiort zu verschaffen, den man entfernt von der Heimath dop pelt vermißt - dazu gehört viel Geld, viel Erfahrung und Um sicht. Man kann wohl sagen, daß in den zwcckentiprecheuten Davoscr Hotels gegen 20 Mill. Francs stecken. A» schönen Som- mcctagen schätzt man diese Bequemlichkeiten, diese Lcic-Läle, Billardzimmer, Wanderbühnen, Damensalons, Couvmalionö- und Musikräume. diese Tivoli-, Brcl und andere Spiele gar nicht nach ihrem Werthe. In Wintertagen aber kommen diese Einrich tungen den 500 t>00 Brustkranken, die sich hier oben auihalten und am die Dauer gründlich langweilen, recht wohl zu Passe. Denn im Winter macht man hier die bessere Kur. Reklame für Davoö zu schmieden ist nicht meine Absicht. Aber pure Undank barkeit wäre es, wollte ich verschweigen, baß Brustkranke in den ersten Stadien hier fast mit absoluter Sicherheit aus Heilung rechnen können, daß schon ausgegcbcnc Schwcrkranke, wenn sie nur sich entschließen und die Mittel dazu besitzen, jahrelang hier oben zu bleiben, schließlich gesund in ö Thal bcrnicdersteigcn. Wohl bevölkert sich auch der Kirchhoi von Davos. Wunder kann es nicht tdnn und gar Viele kommen, säst unverantwortlich von den Acrztcn herauigeichickt, als Hcilbstcrbcndc hier oben an. Aber nach Hunderten zählen auch Jene, denen Davos das Leben rettete oder verlängerte. - Indem ich daö blöder aui'S Papier Geworfene überfliege, um hie und da einen flüchtigen Ausdruck zu seilen oder ein Fremdwort deutlicher zu schreiben, damit eö der Setzer leichter lese, merke ich, wie ernst ick' über ernste Dinge geschrieben. Aber außer dem traurigen Gegenstände hemmt ein anderer Kummer den treten Fluß woher Laune, wie sie von er starkender Gesundheit naturgemäß gezeugt wird: ich werft einen Blick auf die lio—40 Schwindsüchtige und Lungenkranke, die gerade jetzt draußen aui den Promenaden umberichleichen. und unwillkürlich ziehe ich einen Vergleich zwischen diesen Unglück lichen und dem Bilde meines verewigten Freundes Liepsch. Ihn verließ Ich alö das Bild fester Gesundheit, und wenn Ich die Koffer, die ich jetzt zur Heimkehr packe, in Dresden auögepackt habe, finde ich in ber Redaktion der Nachrichten die gewohnte Arbeitsstelle leer und aus dem Kirchhoie einen Grabhügel mehr. Von jenen armseligen Gesellen wird sich die Mehrzahl wieder hcrauSkrabdcln, mein lieber Freund, ein rüstiger Mann, wird mir nicht mehr die kräftige Hand beim Willkommen reichen. Jede Trauer hat zwei Wurzeln: eine egoistische »nd eine edle. Beide sind dem Menschen natürlich. Die erste läßt unö fühlen, waö wir verloren und mißt ihre Stärke nach der Einbuße, die durch einen Todesfall wir selbst erleiden. Die andere fragt einzig nach dein Schicksal eines Heimgegangenen Tbcurcn, um welche ferneren Lebensgenüsse ihn selbst der Tob betrog und welche Lei den er ihm ersparte? Sic wägt seine vernichtete Zukunft, deren Freuden und Enttäuschungen ab. Die erste Ursache einer Trauer soll man bekämpfen, der zweiten mag man sich voll bingcbcn. In beiden Fällen aber halten gewiß Alle, die daS stille, freund liche Wirken unseres guten Liepsch kannten, sein Andenken lieb und werth. - Das sprichwörtliche dcuttche Katserwetter ist seit gestern früh, dem Tage terAnlunit Sr.Mai. in Leipzig, wirklich cingetreten, freilich mit einer Vehemenz, daß, wenn eö in Leipzig so heiß wie in Dresden ist tAdendo 6 Ubrnech iasl Ltvli.-i-), die Truppen von der Hitze recht sehr leiten können. — Am vergangenen Sonntag wurde an Stelle deö scheiten den Geistlichen beim hiesigen königl. Bezirksgerichte Herrn Pfarrer Locke, Herr Pfarrer Ackermann feierlich in sein neues Amt cm- gewiesen. — Der Slabtrath hat auö pnrer Sorge um die Ruhe der Bürger sogar die EiS-TranSporte in der Sonntags-Frühe Ver bote». Recht hübsch wäre cö, wenn man, bestnkeiö in der Pirnaischen Vorstadt, und jetzt sogar bis Neustriesen er Stadtseite. dem Höllenlärm der Kohlen-Aeckäuftr <Ambu- lanccn) stacträtblicherseitS zubörcn wollte. Dies Klingeln ist ent setzlich und jür Wöchnerinnen, Kranke. Kinder geradezu gesund heitsschädlich. Warum dürfen diese Ambulancen an Lärm thun, was Anderen verboten würde ? Daö kleinste Zeichen genügt dem. der Kohlen bedarf. Wer aber keiner bedarf, wird auch trotz allen Kllngelnö keine kaufen. Auch die Gemeinde Blasewitz mag dies beherzigen, wo jetzt daS Ambnliren auch anfängt unerträglich brutal zu werden. — Der vom 27. September blö 4 Oktober in Brüssel slatt- findende Kongreß snr Gciundbcitopilcgc und Ret - tungöwcsen sieht unter dem Protektorat deö Königs der Belgier, welcher persönlich ein reges Interesse iür das Unter nehmen zeigt. Er thcilt sich in drei Scctionc». entsprechend den drei Gruppen der bereits Mitte Juni daselbst cröffnctcn Aus stellung, zu welcher er eine Ergänzung bieten soll, in der Weise, daß er die dort zur Anschauung gebrachten Gegenstände seinen Bcratbungen zu Grunde legt, allseitig erwägt und erörtere, be gutachtet, empfiehlt re. Zugleich wird damit die Vcrtdciiung der Preise au die Aussteller verbunden. Die l. Sectio» dem;,: sich mit der öffentlichen und häuslichen Gcsundveitspstege. ferner mir deren Anwendung auf Fabriken re., überhaupt am die Industrie und mit den Beziehungen zwischen GcsuiikhcilSpficge und Ehemie. Heil- und Wundarzneiklinde. Die 2. besaßt sich mit den Vor- vcugungö- und Rettuiigsmittcln für Fälle der FeuerSgeiahr. der Uchcri'chwcmmttngcn, sowie der Fährlick'kcfteu am Eisen und Pferdebahnen. Landstraßen, in Kohlengruben, Bergwerke», Stein- brüchcn, Werkstätten, und mit den in Kricgszcitcu auitrctenten Gciahren. Die st. hat zum Gegenstand alles, was zur Verbesse rung deö Looscö der arbeitende» Elasse irgend beitragen kann. Politische und religiöse Fragen sind vom Programm völlig aus geschlossen. Am Vormittag berathcn die einzelnen Sektionen; am Nachmittag treten sie zu vereinigten Sitzungen zusammen. In der reichen Fülle von Fragen, welche da» Programm ver zeichnet. begegnet man einer großen Anzahl solcher, die ei» hohes Interesse bieten. Wir nennen nur die Frage deö besten Ersatzes der Muttermilch, der zweckmäßigste» Eonstruction der Kinder wagen. deö Nützcnö besonderer Heilstationen an den Meeresküsten für scrophulöft Kinder, der Mittel zur Beförderung der Spar samkeit und Vorsorge in den arbeitenden Classen. Sehr eingehend ist auch daö Verhältniß zur Thierweit bedacht, besonders durch Erwägung wirksamer Vorbeugungömaßregeln gegen Viehseuchen, sowie durch Erörterung solcher Krankheiten, welche von Tbicr aus Mensch übertragen werden können, wie die Tollwnih der Hunde u. a. m. Ilm die Fragen dieses letzteren Gebietes recht
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