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Dresdner neueste Nachrichten : 22.02.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-191202221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19120222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19120222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-02
- Tag1912-02-22
- Monat1912-02
- Jahr1912
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 22.02.1912
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Lcos o; TnIEsT LIF Istslscsnsu frle ums ltalioss.« last. Kottsh Mut-, s ). Genus-) Psbtvntåull os. 117-- sk. su· u lkllnsllslu VII-« , Fäsmtf Tat-IF vsogU to so m s. sB2 so. UND nach Norsafkikz A. bl- 17. April T F-,uste-.quis,kssjisp«å constantioo), lllle Ist-J Indus-also mit Vgp k. Ils.— k. Is. ans m lass-klim hfs 19. Msl (Tklsst, quksp skMalsskcsdikMsdcjkx » plus-, Unions-h Bsrcoloax Vers-It v. o- 000 sk. u kreisen laut- Prokung Ast-Ist WlL lamlkeisetk kos. cvok G SM- wiotx g, General-Punkt sttsssso sitz Thos. cook AM( W IS lEI L-.l E fgcmoin mlt grosser delizlösos. vorzüg- Sk- El« :xport) Iln Goblndsn Isij Stil-schen a 25 Ps» I sho- Literilaschsn Ischonslnlags) zum iakmlt Singt-sagend dfohlen »Ich In allen sit-son. schank Bräu asse s. 94856 kl- Iu EN Dresden: 111 Iplatt «l«l Es chsr 8257Ji O EI El Efsamew entzückende Neu-« eiter verleiht billiqätw stritt-Its U - Janus 5pa51,».»,3,-« akute. daß Ich meine her verkauft bade. und sfchast meinen verbind wie ene Wohlwollen. sllchstek Hochachtung Ils. Fleltchcrmeistcr. In von Löbtau aktd mituiönabma MZ Ich celiA saaz Walf, losstach , um qlltiqen Zuspruch- J achtunasvoll Ok- Weilchen-keiften Straße Rr. 21. f skältnnq sar.litsten warm k W Is, 1.10. 1.20 so, us. Mo :0, 1.85, 1.50 ps, mo. no Z, 2.20. US v, 2.95. us s, sus, M ach Itsdtot IMUW salicis-Ist- O nk. II« J gez-. 50. .Xx. Ja] r»WerNeUefteNuEffkskjfikji Laus »W- toiyneiaeile kostet ice Dresden und serv Hättst-m »Hu-arm sö M» für das Ausland 40 Prit qussiavsioct Die sweiivqliiqe Retiameseiie 1.50Mt.. mit Its-»Mein O Mk. Bei Wiederholungen und Jahre-· sltWelt Matt nach Takti. Ebiiiteåebiiht Do Bi. Its-einen II Mmäkts werden nur neuen otaasbequlunq ausge sät-m zur das Erscheinen an bestimmten Taqu und lIM wird nicht Yotaniietd Televheniiche Aufgabe von Il» » m quzuiäi q. Unite Drei-due- und auswärtigen Eis-»Fis-:»W-ii3«gk..3:x".s:.«sxsskisMeiss- «- » a r 111-V sei-bauen su- p · » nd Diese Nummer umfaßt 16 Seite-« Roman siehe Wls nnd 14. Deutscher Reichstag Sestr o· Iåsifchet Landtag Seite U· ISozialismus und Regierung. Dje Frage der Mitwirkung der Sozialisten an «Negjkkung, die zurzeit·schlechtweg die wichtigste FW unsrer inneren· Politik ist, behandelt soeben kindlich und prinzipiell der Fuhr-er der enalischcn rbkzkkkparteh R a ins a n M a cD o n a l d in seinem Mkk Volitischen Bibliothec» des Verlaaes E. Die- Mchz erscheinenden Buche über »S« i a l i s m n s lmä zskcgic ru n g«. lPreis k«art. 3 Mk» geb. 4 Mk.s Dieses Buch verdient die größte Aufmerksamkeit deutscher Politiker und Negierungen. Jnsbesondere apkk wird es interessant sein, wie sich die Sozial demokraten in Deutschland zu dieser Veröffentlichung ihres englischen Genossen stellen· Denn MacDonald sagt da mit größtem Fretmnt ein ganz qelsiinftrs Schock Wahrlseitcm die von den unenttvegten Genossen gemäß der alleinseligmachendsen Doktrin als reaktio sak oder schlimmer acbrandrnarkt werden, wenn sich» ein bürgerlicher Volitiker erlaubte. sie aanz ebenso auszusprechen s Da kritisiert der enalische Arbeitersüdrer unzwei dentig abfällig und nicht ohne Schärfe das Operieren der sozialistischen Partei mit politischen Begriffen, die nicht mehr Wirklichkeit sind und besonders den falschen Begriff vom Staate. an dem die Sozialdemokraten noch immer festhalten. Marx und Engels betrachteten den Staat als das Hatwtinftrw nent kapitalistisclyer Unterdrückung. Wenn die Sozialdemokratie irgend weiter kommen will, dann muß sie, meint MacDonald. übergeben zur oer an i ichcn Staats-auffassan Der Staat ist keine Vereinianng einzelner Personen nach Analoaie des Steinhaufen-T sondern ein Kö ro er. der sich wie ein Eböhcrer Organismus in Organe und tzsnnttionen disserenziert. Sein Regierungs korgan wird nicht von getrennten Abteilungen von Individuen tontrolliert, vielmehr empfängt es sein Leben nnd seine Ordnung von dem allg em ein en Lebender Gesellschaft Eine Wahl ist keine Aussiagnnn der Wahlen Die Abgeordneten sind nicht einfach Diener, die den Will-en der Wähler nach Vorschrift zn oollstrecken haben, mechanische Sprach oires nicht fremder Leute Meinung. sondern feine eigne bringt der Politiler zum Ausdruck- So ist ileWahl nicht der demokratische llrakt, sie stellt viel eln wesentlich ein Urteil des Gemeinwesens über evon der Regierungs-gemalt geleistete oder noch zu trichtende Arbeit dar- Wähler und Abgeordnete leiten, so führt der Eies der englischen Arbeiterpartei aus, ihr geistiges Sein und ihre sozialen Ideen aus der Gesellschaft ab, indes sie leben, und deshalb besteht zwtschen ihnen iein Subordinationsverhältnis des Herrn zum Die ni· sondern sie regeln ihre Beziehungen wie Per sonen. denen die Lebensenergien aus derselben llllllllhsllllllllk Tllllkszcilllllll Besuqsprem Jst Dresden und Vototten monatclch sc M» vierteliäbklltd I-80 Mk- frei haus. auswärtd durch unsre Ausnaheftellen monatltch 70 Pi« viettcliälikllch 2.10 Mk. tret Bau-. Mit der wöchentlichen Milan »Aus-fixierte Neu-ste« oder .Dteodaes Flicqeude Blätter-' ie w Pi. monattich mehr- Pofthezug m Deutschland und den deutsche-I Kot-Inten- Ausg A mit .Jllllstk.Neukfte· monatL DOM» vierteljähki.UO Mk . B ohne Jlluftr. Beilage , 75 . « · MS « « In Defierrelchsllngatug · Ausg. A met .Juus:k. Negeite« monatLl.7oskr.·vieceeliabrl.d.lo st lusg. B ohneslluixr. Beilage . 1.58 « , « tsl · Nach dem Auslande m Kreuz . wöchentlich I Mk. W Nunm- OW- Stkinvvecqs »Komm« Tonkunst Von unserm 8.-G.-Mitarbeiter. Berlin. 20. Februar- Zii einer nachträglichen Strindbergseier lud das « ter in der Königarätzer Straße. Es brachte etede ein Jahr nach Hamburg und München - das Diama aus dem historischen Zyklus des schwediickzen Dichtern das allein von der großen Reihe dieser qtionalschauipiele auf einiges itossliche Interesse bei Msvtechnen darf, die ~Kiiiiigin Christiiie«'. August SMUMTA hat eine sonderbare Art, Geschichte drama «ichiil,gestalten. Er hat gar nicht den dichterischen Mem in irgend etwas von der Chronik abzuweikhem « NO bunte, wirre Fülle der Geichschnisse innere Not sistidigkeit imd eine starke Einheit zu tragen.« Sein iiiiv·klick)es Gemälde gleicht einem Bilde, das in alt ««ichet Manier Einzelheiten an Einzelheiten reiht, Juki-U kvmponierem und so wirkt Strindherg an- I«!cIch mehr mit epischen als dramatischen Mitteln. i We Schimmer der großen Zeit Giistap Adolsp St ZWEI- Schweden. Seine Tochter Christine iit WUL Ihre Herrschaft scheint das starke Reich zu» , Wiens Sie treibt, von einein seltsamsten,.allen Un Schweden unerklärliehen Wesen getrieben, »« Kinderstubenpolitih wie ihr Vetter sagt, und ,".·UUle an, wohin ihre dunklen Augen sehen. -MUVHch erfahren wir von ihren alten und neuen -, Mem-den weitversponnenften Jntrigen und zahl «n Parteiungew Christines Schulden und naiv »Jale Weise, Geld zu schassen, . ihr unsäglicher ·»» « Lkichtsinm mit dem sie Kriege von unheil » Fvcdcn beginnen läßt, und die achtlose Latinen « Wi- Vi der Schneider Kammerherren werden MS erbittert das Volk und die Edleii, und man . zur Abwukuna Mit königlicher Würde « sie Wen Thron und zieht in die Verbannung MRM nach Parte. (-. um« sind die Begebenheiten der ~Kiinigin .«a - Sie scheinen ein vaterländisches Schau .» tisllitsllem das ein guter dramatischex Architekt Z« Mk bat. Aber da steht plötzlich mitten unter « eqZemlioerten Kämpfern des Dreißiaiährigen km M W miter den deremoniellen Hoileuten mit MuMckten Mantel eine Fran, die seltsame w «imd mit ein-ein Male versinkt die Historie und thWU marioncttenhastcn Hintergrund für ika Sie ist das StrindberaWeib mit der k0m ».;... « ·»nAiichk, mit der dämonischen Pathologie, dein Wesen. dessen sichtbare Erscheinungen aus Größte Verbreitung in Sachsen. Reduktion und Hauptsefchästsstelle Fadiuaudstraße 4. dumme-den Reduktion Nr. M« Erz-edition Nr. 4571. Verlag Nr. 542 Quelle zuftrötnen und die in ihren gemeinsamen Interessen übereinstimmen oder divergieren Soll aber der Gedanke der Unterordnung als Teil der repräsentativen Regierung beibehalten werden —- und er ist sehr irreleitend s—, so hätte die Gesamtheit der Gesellschaft, nicht etwa eine Partei oder eine Mehrheit, die Herrcn r o l le zu spielen. »Der Abgeordnete vertritt die Gesellschaft- er ist kein Legatär der Mehrheit, die ihn gewählt ihatx dem Ganzen und nicht einzelnen Teilen schuldeis er Rechenfchafi.« Von dieser - man kann ruhia saaem bistorischen Grundgefinnnng aus fallen für MacDonald eine Reihe von Fordernnaem die man für urdemoiratifch hält. So das Referendum, in dem er den deutlich sten Ausdruck iencr Auffassung des Staats als eines ungegliederten Haufens atoniiftischer Teile erblickt. Der Führer der englischen Arbeiter-, der bekanntlich’ s. Z. in London ein Gespräch mit Kaiser Wilhelml hatte, und die politische Arbeit fo gar nicht in der Unterwühlnna der Monatchie, der Gesellschaft und ihrer sozialen Leiitnna zu suchen pflegt, spricht hier wortwitrtlich den Satz aus: »Die Menge iii ihrem Wesen nach nichtznm Gefetzaeber a e s ch a ff e n.« Welche Schmähungen hätten unsre Genossen be reit fiir jeden, der diesen Satz nnd in diesem Ru fammenhana io deutlich zu formulieren sich erlaubte! Aber Ramsau MacDonald ist auch aus sriedlichere Einwürfe gefaßt: Ja, hat denn der einzelne nicht ein R echt darauf, gehört an werden? .Nein«- aut wortet MaeDonald, «wenigfteus nicht in dem Sinne eines mit ilnn gebotenen Rechtes. Das Er ite ist eben nicht der Einzelne, sondern der Sta a t. nnd der Staat beiaßt sich nicht mit dem Me n ich e n als einem Inhaber von ireiaesedtenH oder ihm kraft seiner Individualität natiirlichenj Rechten. sondern mit ihm als dem Tr ä a e r n n d Ersiiller von Pflichten. Es beruht auch! das allgemeine Wahlrecht nicht auf der! iblassen und schematischen) demokrati schen Gleichheitsidee, sondern in der Anerkennung des Wertes der persön lichen Erfahrung für den Staat-« - Was ist das für eine Art von lieberzeuaunm die dieser Arbeiteriiihrer ausspricht-e »Das E- rst e ist der St a a t.« Zu e rit setzt dieser Politiker dem Staats biirger die Pflicht gegen den Staat- Vor seine staatsbürgerlichen Rechte. Und offen bekennt er sich als Gegner saewaltsamer Um wa«lzn n g: Als beworragendes Kennzeichen der wahren Vertretung der Volksinteressen ailt Mae Donald, daß iich »eine Demokratie nicht me dr in revolutionärem Schilderheben betätige«. Man liest dann serner Sätze, wie den folgenden: »Die Handlungen der gesetzgebenden K ö rpe rscha s t e n können schließlich nur den Willen der Gemeinschaft. jedoch nicht den Willen einer Klasse. noch einer Mehr heit oder Minderheit, noch einer Par ie i , ausdr ü ck e n.« Liest mit steigendem Er staunen, daß die »Veranlassungen und Motive« die heute zur Kapitalanhäusnnaanspornen. vom persön- den tiefsten feelischen Gründen steigen. Königin Christine hafzt die Frauen und haßt die Frau in sich. Sie zwingt fich, im Empfian nnd Handeln ganz zMann zu fein. Mit ihrem Volk spielt fie wie mit der Liebe und ist zügellos in ihren Leidens-haften- Und sdoch bricht oft das Reinlich-Kindtiche in ihr durch mit zelementarer Wucht, daß fie sich fchmeicbelnixschmollend idem Kanzler auf die Knie fetzt und den Arm um sfcinen Hals legt. Eine gnadenlofe Grausamkeit, fener ilrhaß der Frau gegen den Mann, den Strindberg fo oft als Problem gefucht, ist auch» ibr eigen, und so schimmert ibr ins Unendliche zerfließender Charakter in einem glitzernden Spiel ihrer Sinne. Man fühlt das üppig wuchernd-e historische Beiwerk als anorga nischen Teil des Dramas und wir-d ganz gebannt von dem außerordentlichen Reiz dieser weiblichsten Frau, die mit all ihrer gezwungenen Mannbeit nur ihr Weibtum beweist. Jrene Triefch als Königin war die Beldin des. Abends, Sie gab eine azißerordentliche Leistung undi streifte in dem mannigfaltigsten Wechfel des Tons vom Rührenden, Kindhaften bis zu männlich-drunter Schärfe bis hart an das Virtuosenbafte. Der schwache Beifall galt vor allem ihr. denn sie gab der khronifti fkhen Historie die Seele. Moderne Malerei. (Bur Dreher-Ansstelluug bei Antole Wilhelm Trübner gilt uns als eine der stärksten maleriichen Potenzen der Kunst unsrer Zeit. Kaum einer, selbst Liebermann nicht, besitzt die gleiche, männlich-sachliche Kraft der Bildgestaltung inner halb der Grenzen einer rein malerisehen Anschau lungsmeiie. Wenn wir trotzdem von so vielen her vorragenden Triihnerichen Bildern uns mit einer gewissen Ernüchterung und mit unbefriedigter Sehn sucht wenden, dann sicher deshalb, weil wir hier, am klaffiichen Einzelfalle, das vermissen, was der Kunst unsrer Zeit überhaupt ermangelt: eine tiefere innere Beziehung zum Weltganzem das Getragenwerden von einem die Welt der Erscheinungen voll durch-. ilutenden Weltgefithle. Trübners Bilder, von einigen ergreifendeu Landschaften aus früheren Jahren abgesehen, wirken tn diesem Sinne oft leer und trocken· Daß er über dieie Leere nicht mit ans lackiertcn Gemütsiönen hinwegzntäufchen versucht, das ist seine eigentliche menschliche Stärke, ist das, was ihm dauernd die Sympathie aller derer sichert, die zwar mehr als eine ausgezeichnete maleriikhe Kultur suchen, die sich aber in der Malerei das lichen Genick-en bis nur Testieruna feines Ver mögens an seine Erben auch unter dem Sozialismus nicht verschwinden würden .. .« Und gedenkt nach alledem der Worte Bebels idie wir nicht nur im Wahlkamps wieder, sondern auch sonst häufig in den Blättern nnd Maniiesten der deutschen Sozialdemo kratie als Lettsag finden). daß nämlich die eine Klasse der Proletarier nicht ruhen noch rasten dürfet-is die qanse Gesellschaft,biö dieser Staaivernichtet seii Ramfay MacDonald ist der entfchiedcnftc Gegner dieses »Vernichtunqsptinztps«, der abgefaate Feind der Herrschaft einer Klasse, einer Klassen oartei. Er vertritt eine organifche Staats a u ff af« u n q, deren werwollcr Grundgedanke durch die verneinende, verödcude Phrafe der Unentwegten abgelehnt, aber in nichts dadurch entwertet wird. Mit Recht kann Dr. Fraukenberger, der wissen schaftliche Mitarbeiter des bekannten Jenaer Verlass, sagen: «MacDonnld kommt so von seiner organischen Staatsauffassung und dein sozialen Pflichtgedanken »aus zu Forderungen, dic, wenn sie in Deutschland Ydurchdrängem einen großen Segen für unsre Ent «loicklung bedeuten würden. Viele, nachgerade zum Geschwätz gewordene Uebertreibungen der Lehre vom Klassenkampf fielen zusam men, viel traditionell mitgeschleppter demokratische-: Plunder würde adgestreist, und wir erhielten eine altionsfähige, freibeweglitlje Llröeitetpartei. die und das ist eine glücklich-e For mulierung MacDonaldg nicht eine sür ein seitige Programmiuljalte kämpfende io z i a l i it i s ch e Partei wäre, sondern eine Partei dei- Sozialisierung, die gewiß ist nnd einig in dem Grundiane: Arbeit an der Belebung, Gliede rung nnd Gestaltung des Staate-Z, der aber die Mittel zu diesen-. Zweck nicht feste und un revidietlmre find. « Das deutsche Volk wird nicht lange im unklaren darüber fein können, ob die deutsche Sozial demokratie eine starr sozialistische, d. h. prak tisch unfähige, oder ob sie eine iozialisiercndc Partei sein will.« Dem muß jeder wahrhaftem Fortschritt Zu gewandte, jeder, der gerechtem Ausgleich der Klasseninteressen z-ustrebt, jeder, der dem demagogischen Schlags-eng abhold ist in der politischen Musik, zustimmen. Aber es ist doch von besonderem Reiz, wenn der Führer der englischen Arbeiterpartei. den unsre deutschen Genossen ais den ihrigen hin-Zi ziercn, offen bekennt iund das ist die Quintcssenz sseines Buches, wie es scheint), daß der gerechte iAusgleich verzögert wird durch eine sozialistische Partei, die vermeint, sie sei einer sozialisi e r e n d e n isriedliche soziale Staats arbcit leistenden) überlegen. Der eine Band von Ramsay MacDonald spricht Bände. »Dort) auf ver härtetes Fell wirkt nicht einmal die schatsc Mesivurz.« Sagte der römische Satiriker Persiiis. »Hm -Erlebnis« nur innerhalb des Rahmens malerifcher Kultur und rein malerischer Anschauunggweise dar aestellt denken können. Es ginge auch nicht, etwa Liebermann gegen Trühner auszuspielen. Lieber mann, dieser andre Siütwunit der modernen deut schen Malerei, hat vieles, was Trübner nicht hat· Dieses Mehr jedoch ist kaum etwas andres als ein starkes und zuweilen freilich außerordentlich fesseln des subjektiveö Temperament. Aber Zolas für ein ganzes Zeitalter der Kunst fruchtbare, zum min desten außerordentlich erzieherische Formel der Kunst: Wirklichkeit, gesehen durch ein Temperament, - gerade sie ist uns heute zu eng, ist uns zur Fessel geworden. Dazu kommt, daß das Liebermannsche Temperament in seiner Subjektivität nicht selten die einheiiliche Bildform zerschlägt, daß damit seine künstlerische Sprache oft mehr prickelnd nernös und aeistreikh als groß und til-erzeugend ist, daß er mit. alledem nicht zu jenen sortnal klassifchen Bildoraaui sationcn gelangt wie Triibners gesammelte Kraft. Aber dieie Bildorganisation, die wie eine eigene Welt nach ihren eigenen Gesetzen innerhalb des Vildrahmens sich ansieht, sie glauben wir ia der Kunst der Malerei ebensowenig erlassen zu können wie die Bindung an die Wirklichkeit. Denn wenn uns Zolas Formel zu eng wird, so wollen wir doch nicht die Wirklichkeit und auch nicht das Tempera ment eliminiert wissen, wir wollen diese Formel nicht umdrehen oder umstürzew sondern nur er weitern und vertiefen. Daher uns auch die großen Dichter und Propheten der neueren deutschen Malerei, die Bdcklin, Klingen Thoma, Welti und wie sie heißen, wohl als wundervolle Spezialitäten, aber gar nicht als Wegweiser. sondern durchaus als Führer in Sackgasien der Kunst erscheinen. Sie sind, was auch daaeaen gesagt werden mag, litera risch-anthropomorphisch, das Geheimnis tut sich ihnen nicht im Anblick der Wirklichkeit auf, sondern sie brauchen eine Uebersetzung, einen Apparat, eine intnbolische Formel: sie fühlen nicht, daß die Wirk lichkeit, wie sie vor uns liegt, selbst die sumbolische Formel ist, großartiaer, umspannender, ald sie die bedeutendite »mnthenbildende Kraft-' erfinden könnte. Sie sind - Thoma macht mit einigen wun dervollen Landschaften, besonders mit dem Rhein fall bei Schafshansen in der Bremer Kunsthalle, eine Ausnahme —, sie sind nicht Malernoeten, nicht Malerphilosophen, sondern Jllustratorpoeten und Jllustratoruhilosovhen mit malerischen Neigungen und Talenten. Es hilst nichts: der Weg zur deut schen Malerei der Zukunft wird nicht iibcr die weiten und lustiaen Felder dieser arosien Meister- iondern Das Ypoßmütige England. Was es uns geschenkt hat. Kaum glaubt man, daß Afchermittwoch ist, wenn man die niedlichen Fastnachtsfcherze liest, die lin einige englische Blätter erlauben. Unire Londonet Reduktion drahtet uns: OO London, 21. Februar-. (Priv.-Tel. der Dresduer Neuesten Nachrichten.) So viel vorige Woche über die deutsch-englischen Beziehungen ge sprochen und geschrieben wurde, so wenig hört man ietzt etwas davon. Es macht sich gegenwärtig ein leiser Umschwung bemerkbar und, wie es scheinen will, nicht zum besten. Gestern wußte die ~Pall Moll Gazette« aus ~zuverla«ssiger diplomatischek Quelle« zu melden, daß die Reise Sir Ernest Cas sels nach Berlin gar nichts mit der Bagdadbahn zu tun gehabt hätte. Die »Datly Mail« brachte ein Juterview aus Berlin mit dem bekannten Politiker und Geschäftsmann Sir Robert Had sield, dem sie grosse Bedeutung zuschreibt, da Hadsield mit Hoskreiseu in enger Fühlung stehe. Hadsield erklärte, daß Deutschland die Abtretung der Walsiichbai sordere, und zwar mit gutem Recht, denn nur damit könne England seine ver söhnliche Haltung beweisen. Damit ist die »Dann Mail« jedoch nicht einverstanden und erklärt an leitender Stelle, es sei nichts erwähnt worden von einer gleichzeitigen Abtretung deutscher Erde. »Wir können nur erklären, dasz eine Regierung, die britisches Besitztum an Deutschland abtritt, das Temperament der britischen Nation mißt-erstanden hätte. Wenn wir auch alle bemiiht sind, uns mit unsern deutschen Vettern wieder auf guten Fuß zu stellen, so siud wir doch nicht bereit, ihre Gunst mit Geschenken zu ersaufen. Tatsache ist übrigens, daß die Walfischbai gar nicht unser Eigentum ist, so daß wir sie auch nicht fort geben ibnnenx sie gehört zur sitdasrikanischen Union. Die Politik, Deutschland Geschenke zu machen, um guten Willen zu zeigen und seine Gunst zu erkausen, ist in der Vergangenheit ohne Erfolg versucht worden. So gaben wir Deutsch land Helgoland, wir gaben ihm Samoa, aber der-« artige großmütige Handlungen unser seits versagten. Ist es wahrscheinlich, daß ein Ge schenk wie das der Walsifchbai Erfolg haben wird? Eine Politik, bei der alles Nehmen auf der einen und alles Geben aus der andern Seite steht, ist verfehlt.« - Die ~(ssvenina News« schreiben: »Da die Walfischbai siir Deutschland nicht zu haben ist« müssen an andern Plätzen Kompensationen ge sucht werden. Da aber herrenlose Gebiete kaum zu finden sind, so besteht die Vermutung, daß England vielleicht mit einem wohlwollenden Lächeln zusehen foll, wie Deutschland sich der Be sitzung einer Nation bemächtigt, die diese nicht ver teidigen kann, mit andern Worten: wir sollen Plünderungen ermutigen, damit wir uns in Deutschland populär machen. Je früher aber Deutschland einsieht, daß England sich hier- durch die enge Pforte führen, die mit den Namen Liebermauns und Trübuch bezeichnet ist und mehr noch mit dem Trübncrs als mit dem Liebeswonns. I Es will rnir scheinen, als ob Richard Dreher, der vor einigen Jahren mit fo großen Hoffnungen Vegrüßte, anf diesem Wege rüstig unterwegs set. Die bildfortnale Verwandtschaft feiner neuen Werke mit denen Trübnch ist schon von andrer Seite an läßlich feiner letzten Ausftelluug bei Cassirer hervor gehoben worden. Wird das gefagt, dann ist notwen dig, hervorzuheben, dafi Dreher durchaus nicht von Trübner, nicht von der Bewunderung und dein Studium seiner Kunst herkommt, sondern von ganz andrer Seite, von den französischen Jmorefsionistem von Cåzaune und von van Gogh. Vor allem van Gogh ist ihm ein Befreier nnd Ermutiger geworden, befreiend von der Enge der Anschauung, wie fie in Zolaö Satz formuliert ist, ermntigend zum Sich befeftigen in der tieferen Wahrheit: Kunst ist Wirk lichkeit, geahnt und aefchaut als Ausdruck des Un wirklichen, als eine Brücke vom Großen und Wahren der Welt zu der Einzelseele. Die unerhörte Fähig keit, fich durch den rätselhasten Ausdruck auch der geiviihnlichften, alltäglichften Wirklichkeit zu den tiefsten Erfchiitterungen anfpeitfchen zu lassen, das ist’s fa, was das unglückliche Genie oan Goghs als Eröffner einer neuen Epoche der Kunst erscheinen läßt. An den großen Franzosen denkt man unmittel bar heute freilich sehr wenig vor Dreher-s Bildern. Sie sind klassifcher, nebiindigter, von einer Art umle tifcher Architektur-, die van Gogh, dem an seinen Er fkhiltterungen Zugrnndegeganaenen, fern gelegen hat. Mit dieser malerischen Architektur nähert fich Dreher den Werken Triibners, sie find wie diese —- iim Gegensatz zu den Schöpfungen van Goghs - auf dem Boden einer großen, spezifisch malerifchen Begabung erwachsen, die dann auch zu verwandten objektiven Bildgefetzmäßigkciten führen mußte. Dreherö junge wit Trübners reifer Meisterfchaft zu vergleichen, dazu liegt im übrigen kein Anlaß vor. Beckmeffer möge diese Vergleichung vor nehmen; ihnen wird ja freilich schon diefe Parallele zwischen einem noch nicht geeiehten Werdenden und einem nun glücklich Abaeftempelten ein Greuel feötu Sicher aber erscheint mir, daß Dreher alles das e stht, was wir bei Trübner fast immer so fehtnerzllch vermissen. Diese Wirklichkeitsbilder. die von fo außerordentlicher malerischer Haltung find, sind zu tiefft nicht aus der Freude am Malenkönnen und auch nicht aus einem beschränkten Wirklichkeitsfana tismug geboren. Sie find nicht mehr gesehen, fon deru auf demWeae wirklichteitssuaewaudteu Sehen-J
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