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Dresdner Nachrichten : 09.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188405097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-09
- Monat1884-05
- Jahr1884
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- Dresdner Nachrichten : 09.05.1884
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verkt«. schied au» der vo«( sraction au«. w«U er verwei gerte. sich dem FraclionS- »wange »u unterwerfen. London. In einer Fabrik dri Ayr (Schottland) fand «ine Dynamit-Exvlosion statt, wo durch 10 Personen getödtet und 2 schwer verletzt wurden. o. «->. B»ul«»«r». 20 „«e»'e 78.80. «»1.107,85. Fl.l. Spa».'il.ro. 221,60. Oii-Uione« 672,6a. Franznkk« — —. l!,mbiir»cn —. chclchimolo». Tageblatt für Politik, »iteitMilil. KesWrenllelji. MMkMl, Irmdeiilill«. ÜM.KVW L. UoLl»t»r»»t, > vr«»6en, k>Luen«ti'.I0l Vrveite» L,»G«r onxl., kranr. u. äoulaedor DoUrtte-SeUd», 8ck»ninn»k, ilLLrain» u Vtv I.a.ek-, ?irmss- uuä vö1kLrbsü-?s.drL von «wMsdlt idrv A'i»I»rtIt«»1v ru ctsn «»MtUutero krsison. vatailvorlcsuk: 4. HVSl«SI»IN«vI, von Vvl»r. 8trvut»«1, krotdorg (Laedsou). u. ^Virlllsvkatts-Lüekkr, ' «i»»n«»r»brit»t. von Un»pt>u.c»»»-60c6»rn, Ti »clut-i-eontr«» «tv »io. 8x»oi»>ii1t: tioplrdUelier u »a«l>«r kür 7»»>I»Ir«I»>ed»N. L»tr»»r>kvrU^unxo>, zsüor Lrt rclwoU noN kru^ip: L»dlo« ilK»«ri»I, xnt» »5>ii v»rIIU»Uck« 2rd»lt. 8. ll. Kelikvlck L 8»du, Vrsaäeu-K., kkauptstrusso 24. I>ü8 kabrik KtAdl>88«Mnt olofLvdvr u. vlvKLlltor illllÄvr-kLrävrobo vo r ^ivxLvüor kküipsolw öesinöet stclj zeü ^u°!uk!'onäuu;"rs^m^t. ? VrttKSL 8t» »88« V- 8«8«ntsl»t>r «t«,- ; LLwilltlieds Xoubsitan äor b'rüIzjubrsLLisou in^rö«8tor Itunnt»k»vvr'Irvt»»U«. f L.ur>NitI>I kür kimbvn uoä Llüäehso di-, 16 ckahro. Nk. 130. 20. I-Hrga«,. Ausl-ge: 40,000 Lrpl. Aussichten für den 9. Mai -. Mäßiger Südwcstwiiid, ziemlich heiter, trocken, Temperatur etwas wärmer. Dr-sden. >884. Freitag, s. Mai. «kriniwortUch« «kd-ttcur sUk Politische» Vr. «mil »««re «in Dre«d«u Den widersprechenden Berichten über die Aussichten deö Sozialistengesetzes wird die Schluhadstimniung daS allseitig ersehnte Ende bereiten. Allerdings erst die Abstimmung der 3. Leimig, aber diejenige der zweiten ist denn doch ziemlich maßgebend, falls sich nicht zwischen beiden allerhand Vorgänge hinter den Eouiissen abspielen. Einstweilen wogt in Berlin die Redeschlacht unentschieden hin und her. Unter den Gründen, welche die Neusortichrittler gegen die Verlängerung des Sozialistengesetzes mit Vorliebe ansührcn, figurirt namentlich auch der, daß unter und trotz seiner Geltung die Sozialdemokratie gewachsen sei. Daß das Sozialistengesetz die Entwickelung der Sozialdemokratie nicht zerstören könne, haben sich die Regierungen und die Konservativen stets gesagt; aber ebenso sicher ist es, daß dieses Gesetz insofern großen Nutze» gehabt bat, als cs die wüste Agitation von der Straße fegte, wie sie damals in den Versammlungen und Zeitungen Most und Genossen betrieben. Most hätte, wenn er seine Agitation im Vaterlande ungenirt forttreiben durfte, zweifellos denselben Entwickelungaprozeß nach der Gcmeingcfnhrlichkeit hin genommen, den er in England und Amerika durchgemacht hat. Wenn die Fortschrittler so tliun als hätten sie gewiß die Sozialdemokratie besiegt, wenn nur das Sozialistengesetz nicht die öffentliche DiScussion mit ihr in Presse und Versammlungen unn'öglich gemacht hätte, so ist das einfach lächerlich. Zu einer Besiegung der Sozialdemokratie gehört rin festes, volksthümlicheS WwthschastSprogramin, ein solches, wie es die kaiserliche Botschaft entrollt hat, dessen Verwirklichung jedoch aus Schritt und Tritt dem zähesten Widerstande gerade der Fortschrittspartei begegnet. Was bat denn die als freisinnig-deutsch verjüngte NcusortschritlSpartci der Sozialdemokratie entgcgenzusetze» ? Nichts als das abgedroschene Manchestcrtbum. aus denr gerade die Sozialdemokratie hervorgegangrn ist! EL ist eine greifbare geschichtliche Tbatiachr. daß daS Manchesters»»» eS nicht verstanden hat. die Gesellschaft vor den verderblichen Folgen der im Laufe der letzten 20 Jahre slattgefundenen wirthschastlichcn Umwälzung zu schützen. Der Cijcnbadnbau, die reißende Entwickelung des Maschinenwesens und der Dampskrast, des Handels, der Geldwirtkschaft und der Börse haben in der Güter-Erzeugung eine Umwälzung erzeugt, die aus die Erwcrbs- verhä'ltnisse des Einzelnen wie der VolkSmossen neben tausend segensrerche» Einwirkungen sicherlich auch eine Reihe bedrohlicher Einflüsse ausüben. Es ist eine Auslösung und stellenweise geradezu eine Atomisirung der Gesellschaft eingetrcten. Aus der einen Seite steht sich zu immer größerer Macht zusammenballend, das durch Börse und Aktien gehäufte Kapital, aus der anderen die durch Auslösung oller bestehenden Organisationen zusammcnbangSlos gemachtc und dadurch wehrlos gewordene Gesellschaft. Hiergegen regt sich im Volke eine Reaction. Was soll geschehen, um diesem unheilvollen Prozesse Einhalt zu thun? Denn daß geholfen werden muß, zeigt jeder Blick in unsere Entwickelung. Soll der Staat die Hände in den Sckooß legen, obwohl er steht, daß das gehäufte Kapital den ganzen Gewerbebetrieb und alle Macht immcrmebr in die Hände einzelner Kapitalistenkreise bringt und die große Masse des Volkes immermehr proletarisirt? DaS Manchesterthum unserer Neufortschrittler steht diesem Prozesse nicht nur rathloS gegenüber, sondern will gerade dielen ZustaiH der Vereinzelung und Auslösung der Gesellschaft dem Kapital gegenüber aufrecht erhalten. Die immer als RettungSmittel empfohlenen freien Arbeiter-, Gewerbe-, Vorschuß-, Consum- und anderen Vereine u. s. w. haben sich dazu ebenso ohnmächtig erwiesen, als die mittelst des EoalitionSrechtes ausgesührten Streiks. Die Sozialdemokratie giebt vor, einen besseren Zustand durch eine mehr oder weniger gewaltsame Revolution herbcizuführen, wodurch der ganze WirthschaftSbetrieb, Kapital und Arbeit, gemeinsam gemacht wird So vorsichtig auch die parlamentarische Sozialdemokratie ihr Endziel verschleiert — eS ist doch kein anderes als der StaatSkommuniS« muS, der, wie ihre vorgeschritteneren oder unvorsichtigeren Genossen ausvlaudcrn, wieder nur die Vorstufe zu der ersehnten Anarchie bildet. Dieser unheilvollen, das Grab unserer Kultur schaufelnden, durch ein Meer von Blut führenden Entwicklung kann keine Macht, als die deö Staats Halt gebieten. Einzig der Staat kann da ret tend eingreifen. Er allein ist befähigt, die Bevölkerung von der Herrschaft des Kapitalismus sreizumachen, gerade sogut, wie der Staat zu Anfang dieses Jahrhunderts cintrat, um die Bevölkerung von dem Feudalismus sreizumachen und einen freien Bauernstand zu begründen. Die Einzelnen hätten daS damals auch nicht ver mocht. DaS war damals auch ein StaatSsozialismuS, wie der jetzige zur Rettung unseres gewerblichen Mittel- und des ArbeitcrstandcS vor der Macht des Kapitalismus. Den Staat in diesem ruhmvollen Streben nicht durch die wüste Agitation der Sozialdemokratie be hindern zu lasse», das ist eben mit eine der Hauptaufgabe» deS Sozialistengesetzes. Nicht gegen die Arbeiter und ihre Interessen ist dieses Gesetz gerichtet, sondern lediglich gegen ihre Verführer, Aufhetzer und ihre heillosen revolutionären Bestrebungen- Kommt es z» einer Fortsetzung der Reichstagsarbeiten, so er scheint unS eine Interpellation in Sachen der Zuckerdestcucrung höchst dringlich. Wider alles Erwarten verzögert sich die Vorlage eines neuen ZnckcrgcsctzcS. Daß eine Reform der Zuckerbesteueruug unerläßlich, wird nachgerade von allen Seiten, selbst von den Fabrikanten zugegeben. Eine sich Monate lang hinschleppcnde Enquete über die Zuckerreform hat stattgefunden; Sachverständige sind abgehört und Vorschläge auSgearbeitet worden, die gewiß nicht die Welt aus den Kops gestellt haben würden Aber e« ist auf fällig, daß man diese Vorschläge geheim hält. Man muthmaßt, daß st« doch einigermaßen anders ausgefallen seien, als di« preußi sche Regierung erwartet hatte. Die Vorschläge mögen denen, die eine rationellere Zuckersteuer fordern, im Ganzen Recht geben und sich nicht aus den Standpunkt der preußischen Regierung stellen, die durchaus nicht auf eine weitere Herabsetzung der Anüiuhrver- gütung eingehen will. Eine wunderlichere Vergünstigung als die den Zuckerfabrik«»!«» so harlnäckig gewährte, ist un deutschen Reiche noch nicht erlebt worden! Die Eiiuiahmen der Reichskasse sind mit der wachsende» Zuckerproduktion rapide zurUckgcgangcii. weil das Reich den Fabrikanten mehr für die Ausfuhr vergüten und alü Prämie zurückzahlcn muß, alü die Fabrikanten an Steuer entrichtet haben. Diese enormen Äteucrprämicn haben gleichwohl nicht ver hindern könne», daß der ZuckerprciS aus einen nie gekannten Stand gefallen ist. Im Äegentheil ist der niedrige Preisstand des Zuckers als direkte Folge der Steuerprämien auzusehe». welche eine Uebcrproduktwn an Zucker grobgezogen bat, der nun um jeden Preis im Auslande verkauft werden muß. Eine schärfere Vcr- urtlieilung des jetzigen ZuckersteuersustemS ist nicht zu denken. Allen Warnungen zum Trotze hält inan cs aufrecht und hat jetzt eine Lage auf dem Zuckermarkt herausbeschworen, die für die Zucker- sabrikanten selbst schivere Verluste unvermeidlich erscheinen läßt. Nur eine Ermäßigung der Ausfuhrprämien kann einen großen Krach in der Zuckerindustrie verhindern. Es ist kurzsichtig, wenn die Zuckerbarone die Reform hinausschiebcn, um noch einmal von der diesjährigen Rttbenernte die ungebührlich hoben AuSsuhrvrr« gütungen einzubcimsen. Die vermeintlichen Beschützer der Zucker- «ndustrie, wie sie in der preußischen Regierung sitzen, leisten der selben durch das ewige Vertagen der Reform den schlimmsten Dienst. Finder sich denn aber im Reichstage Niemand, der aus die Sch de» hinweist, die für die Steuerzahler und die Rcichskassen aus der ungerechtfertigten und ihr selbst schädlichen Begünstigung der Zucker- industrie erwachsen? Berlin. Die Kaiserin konnte, rose der „Rnchsanzeiger" meldet, beute den Versuch einer Ausfahrt! im geschlossenen Wäger» unternehmen. — Der BundeSrath nahm das Dynainitgesetz an, welches sofort dem Reichstage zuging. Demselben ging ferner die Vorlage wegen R.Vision der Maaß- und Gewichtsordnung, sowie ein« andere Vorlage zu, welche 135,000 Pik. aus Reichsmitteln als Danktribut für die deutsche Cholerakomnnssion forderte. Die Mit- thcilung dieser letzten Vorlage wurde vom Reichstage beifällig auf- enomurcn. Die Vorlage wegen emcr Subvention der Postdampfer- inie nach Ostasicn und Australien ist gleichfalls eingegangen, end lich siebt eine Vorlage in Aussicht, wonach behufs Beschleunigung des Umtausches der älteren Kassenanweisungen gegen die neuen, den elfteren die Eigenschaften als Zahlungsmittel nach einer gewissen Frist entzogen wird. Wien. Wegcrr eines Passus der letzten Parlamentsredc des Abg. v. Schönerer, in welcher der verstorbene Giskra mit Kaminöly und Lfenheim auf eine Stufe gestellt worden war, hat der Sohn Giskras dem Abg. v. Schönerer seine Zeugen geschickt. Kairo. Erst im Juni soll eine größere englische Expedition abgehe», um dem General Gordon in Ebartum Hiise zu bringen. Washington. Der deutsche Gesandte von Eisendecker wird von seinem hiesigen Posten auf den kleineren nach Karlsruhe versetzt. An seine Stelle kommt der deutsche Gesandte im Haag, v. Alvensleben. grankluri ». V,.. «. Mal. lirrou 26S. ei-Llivaün 2Ü8>/«. Lombarde» >22. «0cr Loo>« . cesterr. EUberreiUe —. Papierrenle —. Solijter . Oellerr. »oidrenie —. <«/« Una. Boldreni« . 77cr Nullen —. S0er Rulle» —. L. Orltnlanletbe —. Neueste Ungar. SoldonleUic—. L. OrlenloiUeitze —. Ilu»«r. Pavlerr.—. Lliconto 2VU.76. Egvpler07>I,. SottbLrdb. —. Nulle»—. Ruhig. «ten, S.tMat. Credit 82».il0. StaatSbalui »16.70. Lomb-rde» 146,20. Nordwstb. IS».0». Mordtaten Llt.lü. Ung.Lred. 210,72. Tadol-Aek. —. Fest. Vor»». 8. Mat. (Schluß.» Reute 78.0». Lnlethe 107,70. Italiener »6.80. kiaalibahil 602,<ü. Lomb. — —. da. vriorltäteu . ttgdvlcr 22S. vtsterr. »oldreutc —. Svanicr —. O tomanen 872. Todal-AcUen—. Schwankend. «iarts, 8. Mal. Au brr MUtagoborse herrschte leichte Rcactia» auf Otto«»»«». Neueste Telekramme Ser „Dresdner Nachr." vom 8. Mai. Berlin. Reichstag. DaS HauS ist gut besetzt, die Tri bünen sind übersüllt; Hunderte, denen der Zutritt nicht gewährt werde» kann, ziehen betrübt wieder ab. Der Platz des Reichs kanzlers ist leer. Abg. Meyer-Breslau erstattet ein humoristisches Relerat über die Beleidigung de-Reichstags durch einen bayrischen Müller und einen bayrischen Dienstknecht. Die Ermächtigung zur strafrechtlichen Ve»folgu»g Beider wird analog dem bisher cr»> geschlagenen Verfahren versagt. Der Präsident v Leoctzow macht dann dem Houie Vorschläge über die Art und Weise, in welcher über die vorliegenden Anträge zu der Vorlage über die Verlängerung deS Sozialistengesetzes zu berat!»«» und leitet dieselben mit der mächtige Heiterkeit hervorrnfeuden Bemerkung ein: Es giebt zwei Wege, welche nach Rom sichren. Bekanntlich rühren die vorliegenden Anträge von vr. Windtborsi der. Ueber die vom Präsidenten gemachten Vorschläge entspinnt sich eine längere Debatte. Das Ceutrum wünscht, daß zunächst über olle Abänderungsauträge Beschluß gefaßt wird, ehe das Haus vor die Frage der Verlängerung gestellt werde. Schließ lich bleibt eS bei den Vorschlägen des Präsidenten, woraus der Abg. Freiherr v. Härtling die Debatte mit kurzen Worten einleitet. Abg. v. Stausfenbe»g. der Führer der Fusiouisten, wendet sich im Flüstertöne gegen die Verlängerung. Er verkenne nicht das Nochivehrrecht des Staates; mit dem Sozialistengesetze habe aber kein dauernder Recktszustand geschaffen werden sollen. Mit dem Gesetz habe ferner nicht die Sozialdemokratie in allen ihren Bestrebungen unteidrückt werden sollen, sondern nur die Umsturzbestrebungcn. Die tzandhabuirg des Gesetzes habe aber daraus etwas ganz anderes gemacht. Daraus mache er den Regie rungen keinen Vorwurf, vielmehr habe sich der Reichstag in der Tragwrite des Gesetze- grläuscht. Die schädliche Wirkung der Verlängerung deS AusnabmegrsetzcS erblicke er darin, daß man dadurch immer mehr und mehr von dem gesetzlichen Wege abtenke. So sei die Sprache des ossizicllen Organs der Sozialdemokratie „Der Sozialdemokrat" unter dein So,ialistcn- geletz immer revolutionärer geworden und die Entwickelung der anarchistischen Partei führe er im Wesentlichen aus die lange Dauer des Sozialistengesetzes urück. (Zustimmung UnkS, Widerspruch rechts.s Arll drr ösfentiiche Sicherheit habe daS Sozraliueiigcsctz in gewisser Richtung recht ungünstig gewirkt. Früher haben sich die sozial demokratischen Ausschreitungen ander Lbcrflächegezcigt: beute halte sich die sozialdemokr. Organisation im Geheimen. Darin liege tue Gefahr, v. Stauffenberg führt weiter aus, die Gefahr liege in der Anwen dung der Geheimpolizei, die, um Geheimnisse zu erforschen, als Agents Provokateurs wirken inüste. Wolle man das Gesetz so lange beibekalten, bis die Sozialdemokratie verschwunden sei, dann wäre kein Ende abzuseben, man werde im Gegenthcil das G-setz immer mehr verschärfen müssen. Minnigerode plädirt für die Ver längerung. DaS Gesetz habe slckr bewäbrt. Es müsse init Rücksicht auf Vorkommnisse in den Nachbarländern aufrecht erhalten werden. DaS Gesetz habe den TerroriSmuS, den die Sozialdemokraten auf die Arbeiter übten, beseitigt. Die vereinzelten Dynamit-Attentat« seien fast Kinderspiel gegen die fortgesetzten Aufreizungen gegen Staat, Gesellschaft, Kirche und Ehe. DaS seien kleine Dynamitpa tronen, um Gesellschaft »nd Staat zu sprengen. Er erinnert Bam- brrgcr an dessen Eintreten für das Gesetz im Jahre 1878. Wie die Sozialdemokratie» io säe auch die Fortschrittspartei Unfrieden zwischen die Klasse» der Gesellschaft. Die Fortschrittspartei könne, sich ja Manches leisten, da ihr die Schätze des Orients zur Verfügung stünden. Während der Rede Minniqerodes tritt der Reichskanzler rin und verweilt während eine« Neils der Rede Windthoisli im Hause, welcher erklärt, daß die Sache zu wichtig sei, um sie als Parteifrage »u betrachten, jedweder vom Centrum gebe sein Votum nach eigenem Ermessen ab. Alle seine Parteigenossen seien darin einig, daß die sozialdemokratischen Bestrebungen durchaus verwerflich seien, aber auch darüber, das» da« Sozialistengesetz keine dauernde Institution werden könne. Er spreche »ur für seine Person. Er sei gegen alle Ausnahmegesetze, wert die Katholiken am meisten un«er Ausnahmegesetzen zu leiden hätten. Seine Anträge bade er nur zur Vermittlung gestellt. Eine Verdrängung der sozialdemokratischen Bestrebungen von der Oberfläche bietet vie größte Gefahr. Beweis dafür habe Rußland geliefert. Marguardsen crsäbrt, daß die Na- tionaliibrralen einstimmig für die Verlängerung «intrcten würden. Minnigerode habe vor der Umgarnung durch die Linke gewarnt. Aber Du bist der best« Bruder auch nicht (Heiterkeit). Frobnie (Sozialdemokrat) bestreitet, daß Sozialdemokraten und Anarchisten dasselbe seien Daß, was bestehe, bestehe nur durch Macht und könne durch größere Macht bes-.it'lt werden. Gras Bchr ist für die Ver längerung de« unveränderten G etzcS, Wintern (Elsässer) gegen die Verlängerung, obgleich er d>. Gefährlichkeit der Sozialdemo kratie anerkennt. Hierauf wurde Vertagung beschlossen. Berlin. Der Kaiser wird Sonnabend nach Wiesbaden ab- reiscn. die Kaiserin nach Baden-Baden. — Die Kaiserin von Ruß land koiiimt demnächst nach Deutschland. rr«»d«». 8. Mai. Uonlolü 161,82. 1872er Russen 92,46. Lombarlen . Türken 8,428. 4"'„ snndirtc Amerikaner . 4--„ Ungarische Goidreutc . Ottomane» 162,66. Pr. lsons. . Snez-Aetle» 82,82. EgiNUer 62,72. Fest. Lokale- und TichsUches. — Se. K. H. Prinz Georg begicbt sich heute früh 5 Uhr in Begleitung des Chefs drü Generaistabcs, Oberst v. d. Planitz, lind deS Adsutantcn beim General-Kommando, Rittmeister von Hinüber, nack, Chemnitz, um den Vormittags siattsindenden Besich tigung der Bataillone des 2. Ins. - Regiments 101 beizuivohnen. Se. K. Hoheit kehrt Nachmittags wieder nach der Villa Hoster- witz zurück. — Sc. K. H. Prinz Georg traf am Dienstag früh 8 Uhr mittelst Schnellzuges in Zwickau ein und begab sich mit seiner militärischen Begleitung in bcreitgestellter Equipage durch die reich beflaggten Straßen alsbald nach dem Garniionö - Exerzierplatz zur Abnalnne der Bataillonsoorstellung deS 9. Jnsanterie - Regiments Nr. 133. Der Besichtigung wohnte auch der Brigade-Kommandeur Generalmajor Freiherr ö Born bei. 10 Uhr 45 Min. setzte der Prinz die Weiterreise bez. Inspektionsreise nach Freiberg fort, wo selbst er Nachmittags 3 Uhr cintras und von den Spitzen der Be hörden begrüßt ward. Nack Abnahme der Paraden auf dem großen Exerzierplatz nahm Se. K. Hoheit auf dem Bahnhof im rescroirlen Königsziminer den Kaffee ein und fuhr dann »iit dem »/«6 Uhr- Zuge zurück nach Dresden. — Se. Erc. der Herr Staatsniinrsicr v. Nostitz-Wallwitz hat sich zur Thcilnahme an den Verhandlungen über die Verlän gerung des Sozialistengesetzes nach Berlin begeben. — DaS Ritterkreuz 1. Klasse vom Verdienstorden erhielt Gym- nastaldirector Pros. Franz Giesel in Leipzig, daS Aibrechtstreuz Obersteiger Hernr. Richter in HalsbriickeÜund der pens. Revier- werkmeister Earl Gottlieb Ulbrich zu Freiberg, das Dcrdienstkrruz Hostheater-Beleuchtuiigsinspector Hugo Böhr. — Der hiesige Kaufmann Gustav Emil kreinsen erhielt daS Prädikat „Königlicher Hoflieferant". — Der I. Kouunissar bei der Lotterie - Direktion Finanzratb Robert Deumer erhielt den Titel und Rang eines „Obcrfinanz- rathes" in der 3. Kaste der Hosrangordnung; unseres Wissens erscheint dieser Titel zum ersten Male- — An Stelle des verstorbenen Hosvbotosiravhen Scherer ist für den vbotographischen Sachverständigenverem vom Ministerium Herr Hosphotograpb August Teich, hier, als stellvertretendes Mit glied ernannt worden. — Die große silberne Medaille „für Treue in der Arbeit" er hielt auf dem Rittergute Otzdors der Tagelöhner August Drehe. — Daß die Einkommendekiaration in Leipzig gegenwärtig die Genrüther in ungewöhnlicher Art erregt, ward hier bereits erwähnt und in unserer gestrigen Korrespondenz aus Leipzig war schon miigcthcilt, daß auch der „Siattvcrcin" entrüstet gegen das diesmalige dortige Steucreinschätzungsgebahren Front macht. Es ist denn, wie wir heute melden können, in diesem „Stadtvcrein" nach langer heißer Debatte eine Kommission eingesetzt worden, die eine Petition an den Landtag entwerfen soll, worin um Abänderung einzelner Bestimmungen des Einkommensteuergesetzes nackgesucht werden soll und die gleichzeitig ein Gesuch an die Stadtdehördc auSarbeltct, welches Abänderung beim Verfahren der Einschätzung, besonders bei Bildung der EinschätzungSkommisstonen anslrebt. — Man siebt, die Bewegung wird ernstdast. Dem „Leivziger Tage blatt" ist in der Angelegenheit ein Artikel zugegangen, welcher einige allgemeine Gesichtspunkte höchst beachtlicher Art berührt. «Nach der Sozialdemokratie ist das Einkommensteuer-Gesetz mit seiner Handhabung der größte Feind der Regierung. Dieses an öffentlicher Steile ausgesprochene Wort ist »ur zu wahr, und eS haben namentlich die neuesten Einschätzungen in unserer Stadt wiedcrunr, auch in den loyalsten Kreisen, die wcitgrciscndsten Er bitterungen hervorgerufcn. Die Veranlassung dazu sind besonders: daS grundsätzliche Mißtrauen. wclckeS bei der Einschätzung den Steuerzahlern, auch den vertrauenswürdigsten entgegen gestellt wird, und die indiskrete Behandlung privarer Verhältnisse Bcbörde und Kommissionen begründen rkr Verfahren in Bezug aus den ersten Punkt damit, daß öfter Fälle vorgekommen, in denen falsch deklarirt worden. Daß dies geschehen, kann nickt in Abrede gestellt werden; allein eS wrrd dadurck nickt gerechtfertigt, daß recksickaffenc Leute des halb den nicht gewissenhaften gleichgestellt werden und ihre Deklaration ohne jede Motiviruna unbeachtet bleibt. Es ist gesagt worden, daß die Einschätzungs-Kommission gleichwie die Deklaranten „nach bestem Wissen und Gewissen" vcrfabren, und wir sind weit entfernt, den ebrenwertben Mitgliedern diese Absicht abzu- svrechen; allein der Deklarant kennt seine Verhältnisse, der Einschätzer vcrnruthet sie »ur. Deshalb aber sollte die Verwerfung einer Deklaration bei Leuten, die vollen Glaube» verdienen» nur bei hinreichenden Beweisen statifindcn. Wie unsicher sind die Bemtheilmiaen der Lerniögensverhältniffe seiten« der Orssenflrchkcit. Nacht-Telegramm am Kopfe
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