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Dresdner Nachrichten : 22.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188006223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 6-7, 10-11 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-22
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.06.1880
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Vrvsäva, 188V. »W, ssoöo, .chl,erd!»dLtW. LPKÄ , Lerttn, (!«t»pa. W>«», »ur«, Srinksutt » M„ MNn< La»»« ä La. ti> IrinUur« »», —Sure«»,» „Aaaaltd»«» tzMt«» — >.»-,(«, vaM« » 0«, t« V»rt«. Hagekkatt für Politik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Lörsenbericht, Fremdenliste. 85. ^Ldrsims. Wtr5s> M »t»«iit«»i i»v»i. 8» «rufl.di »Ul »aW«ch,»^»»», L ««„««ff, S»«äk«»L — Dcr >»u« «Ine« cii>I»^U»e» Peliltkttt I»vtg«. EIni«s«nta dt« Z«U« ro Pf,«. «n, »«Halt« «ü» da» «Ich». »alwirtl,« »««,««,. »«» un» u»d«k«n»t»»fftr»» und Verton«» «»leetre, »t, »ur,«,«« Vr»nu««e«»»»<Aa»t»»«»urch »r>«>«,rlka «der P,„et,»«dt»»i. »cht «Üd«, I» P»«e. I». tr«« wr dt« Monia«». «>u»»«v «»«r »»ch rtnrm^eMog, dt« yettl» 1)»8 Ü!lNliAV8eUrlt'1 von »»«Uuilvt „t< I» bi« Iilocs-Ktr»»«« tv, Loks der Lpororgasso. rankretch. »Amneltiegesetz. Die Kominlsswn der Kaminer besteht durchweg auö »Anhängern der Verlage. — In dem Bureau der Kammer erklärte der Polizeichei Andrieux, wen» die »Amnestie gewählt sei, müsse dte Negierung, unterstützt vonbenKainuiecn, WM" Sl»vlit-rvl««r»iiiuie. "WW Frankreich. Die Drputlrtenkammer nahm die Amnestie« Vorlage mit :«:«:! gegen >4» Stimmen, unter Ablehnung beö Amendement Basthe, die Verbrecher gegen das gemeine Recht auözuschiießcn, an. Gabetta wleS nach, die Amnestie schwäche keliieöwcgS. sondern concentrlre die Politik. Man mitsse die Amnestie so lange als möglich vor den Neuwahlen gewähren, damlt die selndiiche» Parteien keinen Nutzen daraus zögen. Man «nässe eine» Grabstein rem Verbrechen der Kommune setzen. lm Lande entschlossen handeln gegen die Kommune. Die Ne glerung gewähre die Amnestie nicht sstr. sondern gegen die Kommunemitglieber. Amerika. Tilden lheilte ln einer New-Borkcr Versammlung Losorgung und Vercvortkuua von katsntsn im lu- und ^urmudo. ' Itogistr irung von radrUewart»»» - und nlustvrsovut». 8oüloss-8tra»so 12, 1. rLosedallung von Ll»»odtn«n, i ^pxaratsa, giVsrlrssuLSN vto. vito z als Deleglrter bei der vemokratlschen Konvention briesitch seinen Enschluß mit. dte Führerschatt der dcmokratiickien Partei nieder- zuicgen und die Kandidatur tcS Präsidentschastopostens nicht mehr anzunehmen. Wahrscheinlich lehnt auch Scymour ab. «r. 174. -KM«. Eieustag. 22. Juni. A v » « « e m e « t. Die geehrten auswärtigen Leser der „Dresdner Nachrichten'' ^ bUten wir das Abonnement für das dritte Quartal 1880 baldigst erneuern zu wollen, daniit wir die Nummern ohne Unterbrechung weiter liefern können. Sämmtliche Postanstalten deS deutschen Reichs und AuS landeS nehmen Bestellungen auf unser Blatt an. In Dresden abonnirt man (incl. Bringerlohn) vierteljährlich mit 2 Mark 50 Pfg., bei den kaiserlichen Postanstalten in Sachsen mit 2 Mark 75 Pfg. Expedition der Dresdner Nachrichten, Marienstr. LS. Politische». Wenn einmal die Debatten über die Kirchcndikiaturvorlage vorüber sein werden, ergreift gewiß das Publikum dasselbe Gefühl, das in unserer ackerbautreibenden Bevölkerung wach wurde, als die ununterbrochenen Regengüsse deS Mai und der ersten Junihälfte alle Ernteausfichten zu ersäufen drohten. Bis zum Eintritt schönerer Witterung muß man aber diese parlamentarischen Herzensergüsse ruhig über sich ergehen lassen. Ein Langes und Breites ward am Sonnabend über den roouriu« ab adusu verhandelt. Jeder Leser wird hoffentlich so gebildet sein, zu wissen, was dieser roeursus ad »bu,u ist. Nicht? Nun denn! Wenn die geistlichen DiSciplinar- gerichtShöfe über einen Geistlichen der katholischen Kirche zu harte Strafen verhängen, ihn vielleicht wider seinen Willen durch Einsperren in ein Strafkloster seiner Freiheit berauben, dann will der Staat sich das Recht wahren, seinen Unterthan gegen diesen Mißbrauch, adusns, zu schützen durch einen rooursus, den der Oberpräsident einwendet. DaS Centrum bekämpft aber diesen RecurS als einen „Eingriff" deS Staate» in die Rechte der Kirche. Es ist schon schlimm genug, daß der Staat seinen Unterthailen daü bisherig« Recht entzieht, selbst den RecurS gegen harte Kirchenstrafen einzuwenden und das Recht dazu bloS seinem eigenen Beamten zuspricht, der unter Umständen taub ist gegen die Klage einer um ihr« Freiheit gebrachten Nonne, eines von seinem harten Bischof unerhört gemaßregelten Dorfkaplan«. Der ganze Artikel über diesen AbusuS-Recurs wurde abgelehnt, so daß, wenn das Kirchendiktatur gesetz fällt, jeder Priester da» Recht zur Beschwerde behält. Aber ob die Vorlage fällt? Wie einfach und leicht hätte es die preußische Regierung, den Kirchenstrett zu beendigen und ihren katholischen Unterthanen eine geordnete Seelsorge zu bieten l Sie brauchte bloS die harten Bestimmungen der Maigesetze, die, wie von allen Seiten anerkannt, sogar Eingriffe in die Gewissensfreiheit der Katholiken enthalten und die außerdem undurchführbar sind, auszugeben und abzuändern. Sie fände dazu allemal eine hilfsbereite Mehrheit im Abgeordnetenhaus«. Die Konservativen wie die Nationalliberalen gingen mit tausend Freuden mit ihr diesen verständigen, aussichts- vollen Weg. In Verhandlungen mit dem Papste, das erklärte neulich das Organ der evangelischen Orthodoxen zutreffend, hat sich der Staat überhaupt nicht einzulassen, er zieht dabei stets den Kürzeren, er steigert damit nur di« unersättlichen Machtansprüche Roms. Zieht der Staat in seiner Souveränität die über da» Ziel hinausschießenden Mißgriffe der Falschen Maigesetze zurück, sorgt er selbstständig für ungehinderte Neligionsiibung seiner katholischen Unterthanen, so schwinden rasch deren berechtigte Klagen und man wird sehen, wie hurtig der Papst Vernunft annimmt, weil er die neue Lage der Dinge anerkennen muß, da dann die Katholiken treu zu ihrer Regierung stehen. Wie flink läuft nicht jetzt der Papst mit der Bitte zu der belgischen Regierung, doch um Gottes Willen nicht dte Gesandtschaft aus dem Vatikan wegzuztehen, seitdem das katholische Volk der Belgier bei den Neuwahlen die Haltung seiner Regierung gegenüber dem Papst gebilligt hatl Der Vatikan giebt hurtig sein Doppelspiel aus (öffentlich die belgischen Bischöfe wegen ihre» schroffen Wider stande» gegen da» Schulgesetz zu tadeln und sie insgeheim darin zu ermuntern), er erkennt vielmehr das dasige Schulgesetz an. Warum? Well die katholischen Belgier zu ihrer Regierung halten. Wie sollten das die katholischen Preußen nicht auch thun, wenn sie nicht besorgten, daß vermittelst de» Kirchendiktaturgesetzes nicht für ihre geistige Freiheit und Wohlfahrt gesorgt, sondern mehr zur Schmäle rung ihrer ohnehin geringen bürgerltchenFrriheiten gewirkt werden soll. Obwohl der BundeSrcqh die Ausführung der Verlegung der Zollgrenze an die Elbmündung erst nächstes Jahr vorzunehmen beschlossen hat, so kommt Hamburg doch nicht zur Ruhe. Apch die gewährte Galgenfrist von einem Jahre bringt den Hanseaten und ihrem Freihafen die schwersten Sorgen. Die für Altona auSgedachten Hafenbaupläne führen nämlich unbedingt zu einer faktischen Absperrung de» nach Hamburg hinausführenden tiefen Fahrwassers der Elb«. Die Hälfte der nicht zu breiten Fahrrinne, durch welche allein die großen Seeschiffe Hamburg erreichen können, will Preußen für einen anzulegenden Hafen bei Altona benutzen. Riesige Quai bauten würdm nicht allein die größere Hafenhälfte den Hamburgem entziehen, sondern, wa« ein unermeßlicher Schaden, den Strom so abletten, daß ein Theil de» Hamburger Hafen« versandten müßte. Zu dieser Gefahr für di« Elbe unterhalb, gesellt sich eine zweite für dm Strom oberhalb Hamburg». Diese» hat seit acht Jahren eine Correetur der Oberelb« vorgenommen, indem es eine Krümmung de» Flusse» durchstechen ließ. Die Elbe kann nämlich nur durch unausgesetzte Baggerung eine so tiefe Fahr rinne behalten, wie fl« jetzt für große Seeschiffe unerläßlich ist. Vor TaüAltschicvte.) Lb Jahrm genügten 15 Fuß, jetzt bedarf e« einer Tiefe von 22 Fuß. - ^ Nur durch Zuhilfenahme der Spülkrast de» Strom» selbst ist eine solche, dm Ingenieuren viel Kopfzerbrechen» verursachende Tieft der zu beschaffen. Da» geschah durch einen Durchstich der ' " Über4ll" ßens ausgeführt, ohne daß dieses einen Pfennig dazu gab. Jetzt messen, nivelliren und sondiren preußische Wasserbautechniker die neue, kostbare Stromregulirung und stellen die Behauptung auf, daß durch Abschneidung und Umlegung einiger kleinen Flußarme dem gegenüberliegenden Harburg Wasser entzogen worden sei. Dem zu begegnen, sollen oberhalb Harburgs kostspielige Uferwerke angelegt werden. Dann versandet die mit solchen Opfern tiefer gelegte Fahr rinne Hamburgs wiederum, die großen Seeschiffe können nicht mehr hin und die Hansestadt bekommt einen tödtlichen Schlag. Wer nun in Deutschland auf dem Standpunkt steht, daß Hamburgs Größe und Rcichthum ein Stolz von ganz Deutschland und zu erhalten ist, Hamburg aber seine Pflichten gegen die Gesammthcit besser zu er füllen hat, kann nur mit Besorgniß auf diesen Stand der Dinge blicken. Ist es denn preußischerseits nöthig, Millionen über Millionen in die Elbe zu werfen, um Hamburg zu ruiniren? Können nicht andrerseits die großbrodigen Hainburger Kaufherren ihren star ren Nacken beugen und um Einsetzung einer Commission von Reichs wegen bitten, diese Differenzen friedlich auszutragen? Ist Deutsch land so reich, Unsummen überflüssiger und gemeinschädlicher Weise zu verbauen? Dis Sache ist jetzt so bös geworden, daß ein un beteiligter Bundesstaat die Angelegenheit vor den Bundesrath bringen sollte, um nicht durch Ruinirung Hamburgs in blindem Wüthen dem ganzen Vaterlande eine schwere Verletzung zu schlagen. Die G.iechenconserenz ist in guter Stimmung. Ihr Präsident, Fürst Hohenlobe, empfing einen Correspondenten der „N. fr. Pr.", der ihn interviewte. Zunächst erklärte der Fürst, daß er sich auf seinen Botschasterposten nach Paris zurücksehne, der chm viel mehr Annehmlichkeiten biete, als sein jetziger Aufenthalt in Berlin. Auf die Conferenz übergehend, meinte Fürst Hohenlohe: er hoffe eine Vereinigung derselben zu erzielen, so daß Griechen wie Türken die neue Grenze freiwillig anerkennen und es vermieden wird, eine Commission an Ort und Stelle zu schicken. Dieser müßte man ja zu ihrem Schutze cine erhebliche Waffenmacht beigeben. Der Streit drehe sich, ob man Janina den Griechen geben solle. Frankreich, England und Deutschland wollten das, Rußland, Oesterreich und Italien widerstrebten; er hoffe, Italien herüberzuziehen. Wenn sich nur nicht der Confercnzpräsident täuscht! Ist schon da» Widerstreben der Hälfte der Conferenzmächte bedenklich, so erscheint die Zustim mung der Pforte zu dieser starken Amputation noch viel weniger gewiß. Mit dein griechischen Feuer ist eben nicht zu spielen. Ruß land erträgt nur ungern das Aufkommen des den Slaven feindlichen griechischen Elements; Oesterreich aber besorgt, daß, wenn Europa jetzt die Stadt Janina den Griechen deshalb zuspricht, weil es wesent lich griechisch ist, eines schönen Tages auch der wesentlich griechische Handelshafen Salonichi, auf welchen Oesterreich von Bosnien aus lüsterne Blicke wirft, ihm wieder entzogen und den Griechen zugc- sprochen wird. Oesterreich erwärmt sich daher plötzlich sehr für die Erhaltung der Türkei, obwohl soeben der Türkenfreund Lord Layard in einer klassischen Depesche nachgcwiesen hat, daß die Türkei ver fault und rettungslos verloren ist, wenn man nicht den Sultan ab setze. Oesterreich intriguirt daher iix vem Sinne, daß der Spruch der Conferenz blos ein guter Rath sei, der keine bindende Kraft für die Türkei besitze. Das glauben die Griechen selbst auch und sie erhöhen darum ihr« Wehrkraft auf schlagfertige 36,000 Mann. DaS Gescheidtcste, was sie thun können. Gambctta's Einfluß allein hat durchgesetzt, daß die französische Regierung die ehrenvolle Rückführung auch der allerärgsten Mord gesellen der Commune beantragt. Als Grund führt man hierfür an: „4000 Amncstirte seien »ach Paris zurückgekebrt und tbr ruhiges Verhalten hätte alle Besorgnisse, die man auch von geg nerischer Seite zur Schau trug, Lügen gestraft. Warum sollte man also vor der Amnestie für einige Hundert Personen, die noch übrig sind, zurückschreckcn? Es sei auch nothwenbig, das Wahl- Terrain für dir Gegenwart und Zukunft von dieser störenden und ausrelzendcn Frage zu befreien. Beinahe ln allen Wahlen der letzten Zeit hätte die Amnestie ein sehr zweideutiges Motiv ln die Bewegung cingesührt; unter der MaSke einer grohmütbigen Idee verberge man anarchische Programme. Dieses »Manöver müsse enthüllt und unschädlich gemacht, die Anarchisten müßten gezwungen werken, mit offenem Visir zu kämpfen. Die republi kanische Partei möge auch In diesem Falle die Einheit bewähren, welche ihre Stärke auSmacht und deren sie jetzt dcn unter kleri kaler Führung verbündeten reactionären »Parteien gegenüber mehr alS je bedarf." Gambetta spielt rin verwegenes Spiel. Statt Dank von den Rothen zu ernten, sagen diese: „Seht Ihr, jetzt ist es klar, Gambetta hat allein bisher die Amnestie verhindert!" Zunächst ist er der Re gent von Frankreich. Cr besetzt alle Stellen im Civil- und Militär dienste mit seilten Vertrauten, nach London schickt er sogar einen Mann als Votsckmster, dessen Ehre persönlich untadelhaft sein mag, für den aber eine Ahnenreihe von Galeerensträflingen und Fälschern doch keine Empfehlung ist — ihn, Gambetta allein trifft Ehre wie Schmach, wenn sein Wagniß gelingt oder fehlschlägt, in einem Augenblicke, wo er die religiösen Gefühl« von Millionen Franzosen durch Vertreibung der Orden tief verletzt, die Mordbrenner der Commune glorreich heimzuführen. machen, wenn 1)r. MelcturS nach einem solchen Srkenntntß wie der in daS Amt zurückgesübrl werde? (Ru!: den besten!) Nur den Eindruck eincr schweren Niederlage des Staates und deS Triumphes deS römischen Stuhles über denselben. Cultusminlsler v. Putkam er bedauert diese Erklärung des Vorredners. Der vorhandene geistliche Nothstanb erheische drin gend gesetzliche »Abhilfe. Durch de» Widerstand der Nattonal- liveralen würbe sich die Regierung nicht abtchrecken lassen. daS Gesetz auS den Händen beö Centrumö und der Conservativen an zunehmen (Sensation), um den kirchlichen Bedürfnissen der katho lische» Bevölkerung zu entsprechen. Bennigsen sage: Die Rück kehr der Bischöfe werke den Eindruck der »Niederlage des Staates mache», aber aus den bis setzt hervorgetretenen Manifestationen ergebe sich das Gegentbeil. Sogar die Kölnische Ztg. habe in einem Leitartikel bargethan, daß die Nationallivcralen einen großen Fehler begingen, wenn sie das Geictz ablebnten. (Rui: Der Artikel war aus Berlin nach Köln geschickt!) Alö in den 40er Jahren der abgelebte posensche Btscvos Duntn wieder in sein Amt eingesetzt worden sei, worin hätten denn damals die Demonstrationen des Volks bestanden? Der Thell der Stadt, tu der sich daS erzbischöfliche Palaiö befand, war illumlnirt; bie noch heute aufbcwahrten Transparente lauteten: „Möge der Himmel den König segne» iür die Freigabe teö Erz- blschols!" „Dankbarkeit dem König!" „»Verehrung dem König!" u. s. w. Das waren die Manifestationen, dte damals stattfande». (Rui: Mit Genehmigung derPolizci!) So werte es auch jetzt wieder bet der Heimkehr der begnadigten Bischdse sein. Der Justizminister Friedberg weist nach, daß der Monarch daS Recht habe, auf Grund seines Begnadigungsrechts die Bischöfe zurückzuruseu. 0r. Gneist dagegen. K 4 gebe alles preis, ohne daß dafür eine Gegenleistung gewährt werde. Die Autorität der Staates sei die einzige Waffe gegen Rom. welches nur unter dem Zwange dieser Autorität die evangelische Kirche neben sich dulde, v. Zed litz-Neukicch iür §4 in der ammendirren Fassung, da ohne derselben daS ganze Gesetz seinen Zweck verfehlen würde, die Eurle zum Nachgeben zu veranlassen. DaS gestellte Amendement werbe auöschlleßen, baß der Mann zurückgeruien werde, brr sichPrlmaS von Polen genannt, sowie Derjenige, der seine Verweisung seiner agitatorischen Tbätigkeit verdankt und die dem Lanteösürstrn schuldige Ehrerbietung außer Augen letzte. Dte vom Vor redner gegebene Kennzeichnung des ErzblichoiS MelcherS von Köln ries tm Eentrum einen Sturm von Entrüstung hervor, worauf er einen Tbeil der gegen Melcherö erlassenen Entscheidung, bie von fortgesetztem Eidbruch spricht, vortrug. vr. Virchow er widerte. baß gerade LedochoirSkv s. Z. von Bismarck „gesunden" worden und daß e- nun eigenthümllch sei. daß vielleicht der einzige Mensch, der se von UtSmarck proteglrt worden ist. nun allein von der Amnestie ausgeschlossen werden soll. Zu einem definitiven Frieden könne es zwischen der katholischen Kirche und dem Staate nicht kommen, nur zu einem Waffenstillstände, da dte katholische Kirche zur Weltherrschaft dränge. Wenn bie Herren von der protestantischen Seite von der „einen christlichen Kirche" gesprochen, so existire eine solche nur In einigen Par- tlkuiarköpscn; die katholische Kirche erkenne eine solche nicht an. Der bekannte Herr Pastor Stöcker werde sich vielleicht gelentlich einer kleinen Reise nach Tirol davon überzeuge». (Sehr wahr! Heiterkeit). Die Meinung der Herren Stöcker und Strosse! sei ja ganz wohlwollend, aber erzielt könne die „eine Kirche" nur dadurch werden, baß wir mit Sack und Pack zum Katholizismus übertreten, vr. W in bth orst erklärt, alle jetzt vom Eentrum bewirkten Abstimmungen seien nur interimistisch; seine Schlußabsttmmung behalte sich das Eentrum vor. biö daS Gesetz vorlteae. Die katholische Kirche sei intolerant, weil sie allein «m Besitze der Wahrheit zu ieln glaube. (Widerspruch.) Sie glauben bleS auch. Zwei Wahrheiten giebt es nicht. (Heiterkeit.) Gelen Sic auch Intolerant. (Rute: Nein!) Richter: ES lebe «-die Dummbeit! (Lärm.) Winvthorst verlangt den OrdnungS- rut wegen dieser Jnteriektlon. Der Präsident bittet, solche Zwischenrufe nicht zu Diskussionen auStrbnen zu wollen. Der »Antrag der Freiconservativen verletze daS monarchische Prln- clp, indem er das Begnadigungsrecht beschränke. Die Angriffe gegen Ledochowskt) und Melchers hätten nur den Zweck, künstlich öffentliche Meinung zu machen. Für sich und seine Freunde seien die beiden Greise, die der Vertraute Btömarck'S so maßlo» angegriffen, ehrwürdige Zeugen für die Wahrheit, die sie erkannt; sie seien die modernen Märtyrer. (Widerspruch.) Wlnbthorst fuhr kort: Er könne so lange nicht an den Ernst de» Kanzlcrwillenö, Frieden mit der katholischen Kirche zu schließen, glauben, so lange bie von ihm adhängigcn Freikonservativen und v. Bennigsen gegen den Bischof-Paragraphen in der Regierung»« lassung kämpften. Damit verbergen diese nur ihre Uniriediertig« kelt. An den Untversttätcn würden Dinge gelehrt, bestimmt, den letzten Rest deS Glaubens zu vernichten. (Oho!) Wenn da freikonservative »Amendement bleibt, das eine Unterwerfung der heimkehrendcn Bischöfe verlangt, bann sei schon deshalb daS Gesetz iür das Centrum unannehmbar. — Dieses »Amenbeinrnt wird trotzdem mit 252 gegen 150 Stimmen angenommen. Die Haupt- abstlmmung über d 4 findet morgen statt. Berliner Börse vom 21. Juni. AuS Wien trafen «te« drtge AnsanaSconrie ei», welche die hiesige Börse matt eröffnen ließen. »Bald darauf ctabllrte stch lnteß eine Hausse in Franzosen, von Paris aus tu Scene gesetzt, und dieses leitende Effekt inspi« rirtc die andern Spekulationöpapiere so. daß auch deren Course anzogen. Andererieits waren wieder die Russischen Werthr kehr bevorzugt und steigend, dock) vermißte man auch heute Unter stützung durch größere Orvrcö auS den Provinzen. Sächsische Industrie- und Eisenbahn-Papiere sowie Dresdner Bank-Aktien gesucht und zu höheren Eourscn gehandelt. Dampfmaschinen Wlcve sehr geiragt. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin. Am Sonnabend Abend wurde ein obdachloser Strolch mit Namen Nietzel wegen groben UniugS verhaltet. Auf der Wache stieß er dem Abendbrod essenden Schutzmann Schulz (Familienvater) ein Brodmesser in daS rechte Auge, daß das Messer lm Genick herau-drang. Schul- war soiort tobt. (Siehe Lokales und Sächsisches. - Ee. Mas. derKönigkam gestern Vormittag '/,11 Uhr vom köntgl. Schlosse Pillnitz auS nach der Residenz, um Mel dungen von Offizieren und von '/-12 Uhr an die Rapporte der lrmburg über 4 Millionen Mark aufwenkete. l. Juni. DaS Abgeordnetenhaus diScutirte den eil wichtigsten K 4 der Kirchenvorlage. Derselbe will de» urch richterliches Unheil ihres Amtes entsetzten Bischöfen bie Rückkehr I» ihr Amt gestatten, v. Bennigsen erklärt, baß die nattonalllderale Partei den 8 4 sowohl, alS ein Gesetz, das einm solchen Paragraph enthalte, ablebnen müsse. Redner theilt unter Lärm da» gÄrn den Erzbischof vr. Paulus Melchers — ZI. MM. der König und die Königin haben am Sonn, abend dein Eentral-Komitee der Wollcn-Jndttstrle-Anöstellung in Leipzig amtlich eröffnen lassen, bah sie her Eröffnung der Ausstellung an, l. Juls c. betwohnen werden. — Die»AmtShauptleute vonTdielauzu Lkbau und vo> Ebrenstetnzu Pirna baden da» Ritterkreuz 1. Kl. vom Vrr- dlenstorben, vr. mod. Faust zu Dresden den Charakter alS Hol- rath und der Untersteiger Johann Earl Mbckel da» allgemeine Ehrenzeichen erbalten. - Dieser Tage bat auch Ihre Mal. die deutsche Kaiserin Augttsta. dein ihr von Berlin wohlbekannten Herrn Reichstags- Vizepräsidenten Ackermann, hier, 000 Mark In hoch-er-Wsr
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