Preis: »lerttljäh, rige Pränumeration v ngr. in's HanS, «ngr. bei Abho« lung in der Lxpe« dition. Wochenblatt für Zschopau und Umgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) JnserkionSgebühren werben die Zeile oder deren Raum mir i ngr. berechnet. 39. Sonnabends, den 27. September I8S6. Der Kampf mit den Wölfen ( Fortsetzung.) Anna wußte bis jetzt noch nichts von Furcht, Alles, was sich seither zugetragen, war nicht im Stande, sie auö ihren Träumen von den nahen Ereignissen im väterlichen Hause, und von den fernern, in welchen vorzüglich das Bild ihres heißgeliebten Leo vor ihre Seele trat, zu wecken. Länger konnte ich sie aber in dieser glücklichen Unbekanntschaft mit der uns drohenden Gefahr nicht lassen, denn schon unterschied ich die ein zelnen Gruppen dieser wüthcnden Thiere, schon eilten mehrere der großen Masse voran, schon näherten sie sich auf Schußweite unserm Schlit ten. Ich erhob meine Flinte und legte auf das erste der Ungeheuer an. „Bücke Dich!" rief ich aus, und Anna erwachte wie auö einem tiefen Schlafe. Sie blickte mich an, als wollte sie mich fragen, aber sie las auch sogleich in meinen Mienen, daß jetzt nicht der Augenblick zur Auseinandersetzung sei, und bückte instinktmäßig den Kopf und die Brust. Der Schuß traf den ersten und größten der Wölfe in den Kopf; er stürzte zusammen. Von dem Lärm war die Kammerjungfer auf gewacht; sie erhob ein gewaltiges Geschrei, weil sie glaubte, wir wären von Räubern angesallcn. „Es sind nur Wölfe," ries der alte Rosko mit einer fürchterlichen Kaltblütigkeit aus, „sie zerreißen, wen sie in ihre Klauen kriegen. — Von einem Feinde haben wir uns befreit; aber hundert andere bleiben uns zur Seite, bis sie uns...." Hier hielt er inne und wollte uns nicht weiter mit der schrecklichen Lage bekannt machen, worin wir uns befanden. Von dem Schuß belebt, eilten die Pferde mit neuen Kräften vorwärts, während die Wölfe bei dem tobten Körper Halt machten. „DaS wird sie nicht lange aufhalten," mur melte Rosko, „ich kenne sie, bald werden sie von Neuem hinter uns sein, und unsere Pferde müssen unterliegen." Jetzt hatte ich Gelegenheit, Anna's Geistes stärke zu bewundern; sie war einzig mit der Kam merjungfer beschäftigt, sie tröstete sie, sprach ihr Muth zu und ermahnte sie, vor Allem dem zu vertrauen, dessen Wille allein die wilden Thiere bändigen kann. Sie warf sich im Schlitten auf dw Kniee nieder, die Kammerjungfer folgte ihrem Beissuel, aber die letztere vermochte nicht, ihre Gedanken zum Gebet zu sammeln; sie brachte nur Angstrufe und Klagetöne hervor, und verwünschte die unglückliche Reise. Dagegen strahlte Anna's schönes, vom Mondlicht beleuchtetes Antlitz wie eine Glorie; sie blickte, die Hände gefaltet, gen Himmel und betete mit halblauter Stimme in größter Fassung. Ihr Anblick ermuthigte mich wieder, und gab mir einige Hoffnung. Ich lud von Neuem mein Gewehr und hielt es bereit. Die Pferde thaten ihr Möglichstes, um ihren blut dürstigen Verfolgern zu entrinne». Aber in dem selben Augenblicke hörten wir wieder bas Geschrei des Haufens und bald erblickte ich einige derselben, welche die übrigen überflügelten und auf unö zu kamen. Ein zweiter Schuß streckte den dreistesten zu Boden, und ich hoffte, nochmals Zeit zu gewin nen und begünstigt von dem öfter» Halt der Thiere bei den Kadavern, das Ende des WaldeS oder eine schützende Wohnung zu erreichen. Aber ach, wie . sehr hatte ich mich verrechnet! Dies Mal hielten sich die Wölfe nur einige Augen blicke auf, um ihren tobten Kameraden zu ver schlingen, und ich hatte kaum Zeit wieder zu laden, als sie schon wieder hinter uns waren. „Das hilft Alles nichts," zischelte mir Rosko zu, „bald werden die Pferde unterliegen und dann sind wir verloren." In der That bemerkte man schon ein Nach lassen ihrer Kräfte, ihr Athem wurde kurz, ihr Lauf unsicher, sie thaten Alles, was sie vermoch ten, weil sie wußten, baß nur die größte Eile sie retten konnte, aber ihre Kräfte schwanden immer mehr und mehr. Schon öfters war bald das eine, bald daö andere gestürzt, und nur eine ver zweifelte Anstrengung brachte eS jedes Mal wie der zum Stehen. Wir befanden unö in einer fürchterlichen Lage. Ich zitterte, nicht für mein Leben, aber für das meiner Anna. Noch mehr mals tödtete ich einige dieser Ungeheuer, aber nichts konnte sie in ihrem Laufe mehr hemmen;