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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188211236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18821123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18821123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-11
- Tag1882-11-23
- Monat1882-11
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1882
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kich 6'/» Uhr. U^arNnl >ut«rpe»iNn JshanurS-affe SS. -PMhßsatt« irr Uedsrtt»»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. W» SN ME»»»« »u>^i»»»tkr «»milcMa» »acht >ch «, n«-L», «», mMimuch «mm»», h«r f»r »tr «»chftf«!,»,», stummer öelttmmtmt Ansernte a» Wache,,»«,,« hi» S Uhr -iachmtN,,». «« La«»»««» -e»»a,«« 1r»»hh»',,» Uh». 3« »k» FUinlt, f»r I«s.-A,,nlm«: vtta «nm». llntverfftüwstrahe »1. L* *»tB Lösche. Katharinrnftrahe 18,». «r ht» Uhr. ^ 327. Zur gtkMgen Dichtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag, de« 24. November, Bormittag- nur bis j»S Uhr geöffnet. kxpvältlon Ses 1-vlprlKvr 7'uxvdlLttvs. noMer Tageblatt Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschLstsverkehr. Donnerstag den 23. November 1882. der Colonialfrage anzubahnen. Zu de» Begründern de-1 der zu dem sogenannten rechten Flügel der Fortschrittspartei Berein- zählen Männer wie Rudolf v. Bennigsen. Otto » gehört." Gras Stollberg-Wernigerode, der ehemalige Birekanzler, 4 * Herr v. Gier« ist in Berlin selbstverständlich auch Vom Gras Arnim-Boytzenburg, der frühere Oberpräsikent von 'Kaiser emvsanaen worden und hat darauf — wie uns Amtttcher Theil. Der Borbereitung-gotte«dienst für oen zweite« diesjährigen Bußtag findet Donnerstag den AS dieses Monats Abends 8 Uhr und zwar «ur i» der Matthaikirche statt. Leipzig, am 17.. November 1882. Die Kircheainspeetioa für Leipzig. DerG»pertate»de»t. Der Rath der StadtLetpztg. v. Lechter. vr. Georgi. Harrwitz. Vrkauulmachung. Nachdem wir dem hiesigen Kaufmann Herrn Rudolph Philipp Friedrich Wilhelm Granpensteta am heutigen Tage Coneesswn zur gewerbsmäßigen Beförde rung von Auswanderer« nach überseeischen Häfen und Ab. schließung von Schiffscontracten im Auftrag« des General- Bevollmächtigten der Hamburg-Amerikanischen Packelsahrt- Actien »(Gesellschaft in Hamburg, des Herrn August Bolten, Wm. Miller'- Nachfolger, in Hamburg ertheilt haben, bringen wir dies hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, am 15. November 1882. D*e Rath der Stadt Leipzig. vr. Grorgi. . Uhlmana. Rachdemder vmba» de« Postgebäude» am Bayerischen Bahn- Hofe Hierselbst vollendet ist, wird der Dienstbetrieb de« Postamt« S vom 24. d. Mts. ab in die neuen Räume verlegt. Leipzig, de» 17. November 1882. Der tatferliche Vöev-Pnftötreetnr. Waller. 1) Bei de« Unterzeichneten «emeuiüerorhe soll am 1. Januar 1888 die mit jährlich 1M0 ^l Gehalt dotirte Stele einet Pottzei» Expedienten ««d Eporteir«sstrer« anderweit besetzt werden. Im verwaltu«a«fache tnchttge veomte, welche namentlich mit dem Melde-, Brandversicheruna-», Miiitair» und Impfwesen dinreichentz vertraut sein müssen und eine Lautiou bi« zu 300 stelle» könne», werdcn anfgefordert, ihre Besuch« »nter Beifügung der erforderlichen Nachweise bis zum 8. December v. ^"r^o'sa^die mit jährlich S30 ^k Gehalt incl. veveidungsgeld dotirte 4. Schutzmumisfteüe glrichsall« anderweit besetzt «erde». Hierzu geeignete Bewerber werden ansgeforbert» Besuche unter Beifügung von Zeognißabschrtstr» bi« zu gleichem Ta» hier eiuzureichen. Volkmartdorf-Leipzig, dn, 22. November 1882. ver Srmrin-erath. Lehmann. Nichtamtlicher Theil. Der deutsche Lolontalverein. Seit geraumer Zeit ist von den verschiedenste« Seiten die Forderung nach Gründung deutscher Kolonien erhoben wor den. aber bisher leider vergeblich. Deutschland bedarf eine« Abzugscanat« für seinen Neberschuß an Kräften; da- Land vermag di« in unheimlichen Dimensionen wachsend« Bevölke rung nicht zu ernähren und dennoch kann es auf da« Zuviel seiner Kinder nicht vollständig Verzicht leisten. Es muß sich auch den Zusamnieirhang mit den, an das Ausland abge gebenen Proccntsatz der Bevölkerung erhalten. Da- ist der große Rachtheil der Auswanderung, die gegenwärtig für den Üeberschuß der Bevölkerung in Deutschland da« einzige Mittel darbietet, um die Kräfte, welche im Vaterland« keine Ver- wenduag finden können, im Ausland« zu verwerthen. Denn wir die übrigen Cnlturvölkcr betrachten, die Eng länder und Franzosen, die Holländer und Spanier, so finden wir, daß sic sämmtlich schon früh den Nutzen der Eolonien für die gedeihliche Entwickelung der Nation erkannten und sich überseeische Gebiet« erschlossen, aus welchen sie neue Kraft sogen: nur die deutsche Nation ist bisher dieser Wvhl- lhat mcht theithaftig geworden, wohl hauptsächlich deshalb, weil sie bis vor wenigen Zähren überhaupt aus den Namen einer Ration keinen berechtigten Anspruch erheben konnte, weil sie in lauter einzelne Stämme und Staaten zerfiel, welche de» organischen Zusammenhanges entbehrten. Daher kommt es aaH daß kein andere» Volk von Europa so große Massen von Auswanderern über da- Weltmeer sendet, wie das deutsch«. Und alle dies« Kräfte, die Deutschland nach Amerika abgiebt, sind für da- Heimatbland dauernd ver loren; sie tragen zwar dazu bei, den deutschen Name» auf der ander« Hälft« der Erde bekannt und geachtet zu machen, aber das Vaterland hat von seinen Söhnen, sobald sie in Amerika Unterkunft «nd lohnenden Erwerb gefunden haben, nicht« «eh, z» hoffen; der Zusammenhang ist vollständig zer rissen, »ährend st« als Eolonistei» auch jenseits des Oceans de» Vaterland« »erthvolle Dienste leisten könnten. Diese« täglich gebieterischer austretende» BedÜrsuiß will ei» Verein Abhilfe schaffen, welcher sich gegenwärtig «ater Theil»hm« «in«, groben Anzahl hervorragende, Männer mit de« Gib in Aranksnrt a. M. gebildet hat. Der debffch« Eolonialverem stellt sich die Aufgabe, das Verständniß von der Nothwendigkeit der Eolonisation in weite Kreise zu tragen, den bisher vereinzelt austretenden Bestrebungen dieser Mittelpunkt z» geben und die praktische Lösung Auflage 17^00. Ahonnrmnnsnrri, viertelst 4'/, KUl., incl. Bringerlob» S Mk.. dura, die Po- bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SL Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iür Exrrabeilaqen ohne Posrbeiörverung ^ Mk. Mit Poslve'örsernng 48 Mk. Inserate Sgeipaitene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Lcyriilen laul unserem Preis- »rrzeichnitz. Tabellarischer Say naa> dinieren» Taris. Lrrinirn »nter üni Kritactionskrich di» Lvaltzeile äO Ls. Jmera» sin» neu an sie vrprdnlo» zn jraoen. — Nadan wird n>wi gegeben. Zahlung prneuuiii.'l.m,,« »ücr »urq Post- »amnnkime. 78. Jahrgang. Schlesien. Friedenthal, der preußische Landwirthschastsministcr a. D., dann Gustav Freytag, Friedrich v. Hellwald, Roscher. Gerhard RohlfS. Skbliemann, bedeutende Industrielle uuv Kauslcute wir Meier-Bremen. Slomann-Hamburg, vr Ham- »lacher. Gelehrte wie vr. Kirchhofs in Halle, vr. Theobald Fischer in Kiel, vr. v. Löher in München und Andere. Schon diese Männer leisten Bürgschaft dafür, daß e» eine ernst«, wichtige Sache ist, um welche e- sich handelt, und zu gleich wenden sie ihr diejenige Aufmerksamkeit zu, welche sie verdient. Da- deutsche Reich hat heute eine Flotte, welche deutschen Colonicn den erforderlichen Schutz zu gewähren vermag, und deshalb ist jetzt ver geeignete Zeitpunkt da. um der Ausführung nahe zu treten. Die nölhigen Vorbedingungen für den Beginn der deutschen Eolonisation, eine große und geachtete, in sich gefestigte Nation und eine leistungsfähige Marine, sind vorhanden, aber e- fragt sich, ob daS Ziel, welche- sich der Eolonialverem gesteckt hat, nicht über seine Kräfte geht, und abgesehen davon, ob ein Berein die geeignete Stell« ist, welche der Eolonisation als Ausgangspunkt dienen kann. Um den Bestieöungen für die Eolonisation eine feste Grundlage zu geben, um das Verständniß für die Bortheile derselben zu verbreiten, dazu ist der deutsche Eolonialverein gewiß das entsprechende Mittel, aber die Ausführung selbst muß von der RcickSregierung au-gchen. HandclSstationen als AusgangSpuncte für größere Unternehmungen zu errichten, ist gewiß ein dankenswerthe» Streben, aber der Verwirklichung stellen sich große Hindernisse in den Weg, wenn nicht eine mächtige Hand die Leitung über nimmt. Der Berein will die Initiative zur Eolonisation ergreifen und da» Reich mit der Flotte soll nur als schützende Macht zur Seite sichen. Wäre eS da nicht bester, wen» die Schützerin zugleich als Gründerin aufträte? An kühnen Männern, welche bei der Eolonisation al» Führer und Weg weiser austretcn können, fehlt es in Deutschland nicht, da« zeigt da- Beispiel de« Lieutenant Wißmann, welcher im April von Loanda ausaegangeu ist und bereit- am 17. d. Mts. der Afrikanischen Gesellschaft in Berlin sein« glückliche Ankunft ich Zanzibar melden konnte; zählt doch auch der Asrikareisrnde Gerhard Roblss zu den Unterzeichnern des Programms de« Vereins. Aber damit ist eS nicht gethan; eine Eolonisation» die Erfolg haben soll, muß mit bedeutenden Mitteln auS- gestattet sein und gleich von vornherein zieldewußt auftrcten. Wenn da- nickt der Fall ist, so wird man in Deutsch land dieselben Erfahrungen machen, wie sie gegenwärtig in Belgien und Frankreich zur Lehre dienen. Die Expedition Stanley'« hatte auch den Zweck, am Eongo HandeiSnieder- lastungen zu gründen. Da kam eine« Tage- der SchiffSsiihndrich Brazza und nahm im Namen Frankreichs von dem Eongouser Besitz, schloß mit den dasselbe bewohnenden Völkerschaften Ver träge ab, und jetzt hat Stanley trotz aller Bemühungen. Brazza lächerlich zu machen, das Nachsehen. Die französische Regiernng hat die Verträge bestätigt und wird in den näch sten Tagen eine Erpedition auSrvsten, „m in aller Form vom Eongogebiete Besitz zu ergreifen. Di« Franzosen beeilen sich überhaupt, alle nur irgend coloiiisationssäkigen Land striche in Besitz zu nehmen, ehe ihnen andere Nationen zuvor kommen: sie haben sogar bereit- Befürchtungen in Bezug auf die Südfeeinseln geäugert, von denen sie meine», daß Deutsch land sie al« Coloilisatioii-aebiet in« Auge gefaßt habe. Immerhin habe« di« Männer, welche den deutschen Co lonialverein begründeten, °da» unschätzbare Verdienst, die all gemeine Aufmerksaiz,keit auf eine hochwichtige Angelegenheit ONlmikt zu haben. Kaum eia andere- Volk in Europa bedarf der Eolonien für sein fernere- Wohlergehen so zweifellos wie daS dentsche. Unser deutsches Heimatbsland bedarf de- Bei standes günstig gelegener, von der Natur reicher bedachter Gegenden, um die mangelnde Ergiebigkeit des Heimathlande- auszuglrichen. Die Erschließung ausgedehnter Absatzgebiete für die heimische Production ist auch nicht geradezu von der Hand zu weisen, aber, sie kommt nicht in erster Linie m Betracht. Di« wichtigste Seite der Eolonisation für Deutschland ist die sociale; wir brauchen Unterkunft für den Theil der BovSlkerung, welcher im Heimathland« keine entsprechend« Berwerthung seiner Kräfte finden kann. Wird diesem Bedürsniß entsprochen, dann verliert- die sdciale Frage sofort an ihrer Furchtbarkeit, die bestehenden Ver hältnisse, mögen sie auch bescheiden sein, werden weit gedul diger «nd bereitwilliger ertragen, wenn nickt fortwährend die Gefahr de« Verlustes de, Existenz durck Eoncurrenten besteht, welche kein Mittel scheuen, um Den, welcher sich im Besitz einer ihn nährenden Stellung befindet, daraus zu verdrängen. Für diesen immer unerträglicher werdenden Zustand, der sich überall fühlbar macht, muß Abhilfe geschafft werden und dazu empfiehlt sich die Eolonisation als das beste und aeeig- netste Mittel. Leipzig, 23. November 1882. * Aus Bexlin wird uns vom Dienstag geschrieben ,D<rr Bücktemann wird morsen in der GeneralbiScussion zum Etat Namen« de, Fortzckrittsvartei da- Wort nehmen, da« ist die neueste Nachricht, welche au« dem Paria- mentsleben bekannt wird und auch ein bedeutendes Interesse in Anspruch nimmt. Di« Organe des Herrn Eugen Richter, voran die hiesige „Bossifche Zeitung" und die „Botkszeitung", demnächst die „Berliner Zeitung", haben zwar mit möglichster Eneraie in Abrede geitrllt, daß Diffe renzen zwischen den Herren Richter undHäuel obwalten und daß dieselben zum Gegenstand der Erörterung in der ersten Fraktionssitzung der Partei gemacht worden sind. Indessen stammte mein« Mittheilung aus »u guter Quell«. Die Erörterungen haben » der von mir geschilderten Weis« ftattgesunden, und da die Anhänger de» Herrn Richter gegenüber denen de« Herrn Häuel in außer- ordentlichtr Minderheit blieben, da Herr Richter sogar — und ««, ihn kennt, weiß wie sauer es »hm ankommt — sich für besiegt anfah, so wurde schließlich vorgeschlagen und auch einstimmig acceptirt, ihn diesmal nicht als Verlrauen-mann und Redner der Partei bei der Budgetberathung da» Wort nehmen M lasse». Herr Richter ist angeblich unwohl. Viel leicht hat dieser Vorgang noch weitere Folgen. Jedenfalls ist in Herrn Bücktemann ei» durchaus sachlicher Redner ge wonnen, ter entsprechend seiner Berganaenheit auch den wick- tiasten Tbeil de« Etat», die Eisenbahn-Angelegenheiten, mehr als jede- andere Mitgtied seiner enger» Parte» beherrscht und Zweiter au- Berlin gemeldet wird — an dem Diner bei Herrn v. Saburow Theil genommen. Zu demselben waren auch der englische Botschafter Lord Amphtyll, der deutsche Botschafter General Schweinitz und die Vertreter einiger kleineren Höfe zuaezogen. Der französische Botschafter Baron de Courcelle«, ist, iva« seiner Regierung gewiß nicht an genehm kommt, gerade jetzt von Berlin abwesend. Selbst verständlich habrn, wie bei jeder solchen Gelegenheit, wiederum eine Anzahl Journalisten sich Mühe gegeben, den russischen Staatsmann zu interviewen. Es wird uns mvesien versickert. daß alle etwa noch folgenden Berichte Über Unter- hallungen mit demselben erfunden sind. Herr v. Gier- hat keinen einzigen Mann der Feder empfangen. Im klebrigen spricht man in Berliner politischen Kreisen unverhohlen seine Genngthuuna darüber aus, daß Herrn v. Gier« feine Reise auch nach Wien führen wird. Wenn schon das Drei-Laiser- Vündniß nicht mehr in der Auffassung de« Jahres 1872 rristirt, so findet man doch in dieser Reise eine um so größere Bürgschaft sür die friedlichen und sreundschastliche» Be ziehungen der drei Großmächte, welch« durch ihre geographische Lage und Geschichte nichr als andere Nachbarrelche aus ein Zusammenwirken angewiesen sind. Von guter Hand wird uns «och au« Berlin ge schrieben: „Das Märchen, welche» ein bekannter Berliner Eorrespondent verschiedenen Zeitungen über die Entstehung der Thronrede und besonder- der Theile, welche den Eulturkampf und die auswärtigen Angelegenheiten behandeln, geschrieben hat, ist wohl kaum von diesen selbst ernst ge nommen worden. E» steht fest, daß es allgemein Aussehen erregt hat, daß die auswärtigen Angelegenheiten, weiche durchaus Sache de« Reich« sind, diesmal in einer preußische» Thronrede erwähnt werden. Es ist Die« seit Gründung des Norddeutschen Bunde« nicht vorgekouimen. Ter betreffende Herr Eorrespondent steht bekanntlich dem literarischen Bureau ziemlich nahe, ja er war sogar früher ein Mitarbeiter des- sßlbep; daher seine jetzige Inspiration, daher diese Geschichte, welche iin Ganzen plausibel klmgl, aber durchaus unwahr ist. Di« „Ratkvnal-Zeitung" hatte völlig Recht, wenn sie darauf hinwirs, daß es daraus abgesehen war. wie auch wir bervor- gehoben haben, den Reichstag, wenn möglich, eine Stufe tiefer zu stellen, um ihm so da» Mißwollen unsere« leitenden Slaattzmanne« zu erkennen zu geben." * Ein ganz unberechtigte» Aufsehen hat ein Passus der »digt gemacht, welche der Oberhos- und Domvrediger Kögel gelegentlich der Eröffnung des Landtages im Dom zu Berlin gehalten. Herr Kögel soll gesagt haben: „WaS murren die Völker und lehnen sich aus gegen den Gesalbten, während eine furchtbare Krisis in vulkanischen Zuckungen^ich ankünkigt"? Diese Worte sind doch offenbar nur in Rücksicht aus die socialistischen. staats- und gesrllschastSseindlichcn Bewegungen gebraucht, und sie sind von der Mehrzahl der Anwesenden, den, Hose und den Landtag-Mitgliedern, so sehr allein in diesem Sinne verstanden worden, daß die auS- schweisende Phantasie der Hintermänner der „Kreuzzlg." und des „Reichsboten" dazu gehört, um jenen, vielleicht nicht sehr geschmackvollen Ausspruch eine andere gchcimnißvoUe Deutung unlerzulegen. Von Personen» die mit Herrn Vr. Kögel Beziehungen unterhalten, hört man denn auch bestätigen, daß tkcttfächlich seine Aeußerung keinen anderen Sinn hatte nnv baden sollte. Herr.Kögel selbst soll erstaunt gewesen sein, daß ex gerade von solchen politischen Persönlichkeiten, die ihm ihrer« ganzen Richtung nach näher stehen, mißverstände» wwtz« könnt». * Die .Krclczzeitung" bemüht sich, die Spaltung, die neuerdings wieder innerhalb der conservaliven Frattion io Folge der verschiedenen Auffassungen über den Erlaß der vier untersten Stufen der Elassensteuer und dessen Deckung anszubrechen dr»bt, in Abrede zn stellen. Doch wird uns von zuverlässiger Seite mitgetheilt, daß die Beamten innerhalb der Partei, wie eS in der Natur der Sache liegt, mit den Vorschlägen de- Herrn Scholz durchaus eioverstaaden sind, daß dagegen di« Herren, welche, wie sie sich auS- drücken,, mehr Fühlung mit dem Volke haben, wie Slöcker. Wagner, Kropatscheck» von der Annahme de- Er lasse« sür di« vier untersten Stufen der Elassensteuer und die Nichtbetheiligung an der Wohlthat für die daraus sol genden Stufen eine Mißstimmung in den niederen Hcuidwer kerkreisen, welch« sie jetzt für sich gewonnen zu haben glauben, befürchten. Es ist richtig, daß sowohl innerhalb der konser vativen Fractioa wie der Liberalen Vereinigung noch keine formelle Debatte über diese Vorlage staltgejunden hat (das wäre ja auch kaum anaänglich, da sie noch nicht vorliegt), aber die vertraulichen Besprechungen lassen bereits klar er- kennen, daß eine Uebereinstimmung der Ansichten in der Be urtheilung der Vorlage schwer zu erzielen sein dürft«. » Daß zu Diäten und Reisekosten sür die Mitglieder de» LolkSwirthschaftsrath» im neuen preußischen Elat eine Forderung (von 16,000 ^) ausgenommen ist, kann einigermaßen überraschen. Man hätte erwarten dürfen, daß diese Körperschaft, nachdem sie das Tabakmonopol ada«lehnt hat, bei dem Reichskanzler nicht mehr in Gnade und Ansehen stehe, sondern stillschweigend außer Thätigkeit gesetzt werden würde. Statt dessen wird nunmehr für den volkswirth- schastsrath. dessen Kosten bisher aus dem Dispositionsfonds de» Handelsministeriums bestritten worden, »ine eigene Etats position eingestellt. Diese Entschließung ist wieder ein Be weis, wie fest der Reichskanzler trotz aller Schwierigkeiten und unangenehmen Erfahrungen an den einmal gesoßten Plänen scnhält. Au« der Ekatsforderung für de« preußi- schen volkswirthschastsralh geht hervor, daß der tag zunächst mit der Errichtung eine« deutschen Volks- wirthschastsrath« nicht wieder befaßt werden soll. Im vorjährigen preußischen Etat war die Einstellung eines Posten« für den Volkswirthschastsrath nach ansdrvck- licher Erklärung darum unterblieben, weil beabsichtigt war, diese Institution von Preuße» aus bas Reich za über- trag«,. Man muß also schließen, daß »an den Plan einer Ueberlragung dieser Einrichtung aus das Reich zunächst nicht mehr glaubt verwirklichen zu können, «nd da« ist auch bei der gegenwärtigen Zusammensetzung de« Reichstag« begreif, lich genug. Es wird sich nun fragen, ob da« Abgeordneten- Haus bereit ist. dem bisher nur aus königlicher Verordnung beruhenden Volkswirthschastsrath im Elat eine gesetzliche Grund» läge zu geben. Daß, seitdem man diese „Sacbverständigen-Ber- sammlung" bei der Arbeit gesehen, über ihren Werth und Nutzen die Ansichten günstiger geworden, wird man nickt behaupten können. J»i Reichstag ist die Forderung mit einer ansehn lichen, aus den liberalen Fraktionen und dem größeren Theil de- Centrumö gebildeten Mehrheit abgeichnt worden. In dessen, daS Ccntrum hat sich schon damals gespalten, und wenn e« jetzt nur die Hälfte seiner Mitglieder mit den kon servativen Parteien siir Bewilligung ter Forderung vereinigt, so wird der preußische BoikSwirthschaftSrath ausrecht erhallen bleiben. ES ist mit einiger Wahrscheinlichkeit anzunebmen, baß die- geschehen wird. UebrigenS wird, wen» aus den BvikSwirthschaslSralh nun einmal doch nicht verzichtet werden soll, die Frage wieder gestellt werden müssen, ob nian nicht lieber durch ein eigenes Gesetz als durch den Etat die Ein richtung begründen soll. * Die „Allg. evang.-lnth. Kircken-Ztg." erzählt in einem längeren Artikel über die Situation in Preußen von einer Unterhaltung, welche Herr von Bennigsen mit dem Fürsten Bismarck im vergangenen Frühjahr über den Eulturkampf gehabt haben soll. Wie weil die Angaben deS BlatleS richtig sind, können wir nicht entscheiden; wir begnügen u»S selbst damit, da« wiederzugcben, waS wir in dem Artikel lesen. Es heißt dort: WaS der Kanzler der Kammer bringen wird, weiß Niemand. Herr von Bennigsen dagegen hat im Frühjahr sein Programm lehr deutlich sormulirt. Wenn dieser vorsichtige Mann der «Kompro misse, der stet- bemüht ist, sich die Zukunft offen zu Hallen, eS an der Zeit fand, so bestimmt zu sprechen, so ha« er eS sicher gethan, weil er einsah, Last weitere- Laviren seine nach recht- und link- zusammeu- schmelzende Partei um allen Lredit bringen müsse; von jenem Früh- johrSprogramm kann er mit Ehren nicht mehr zurück. Namentlich aber ist er mit dem Kanzler in der Frage de- LnunrlampfeS vollständig auseinander. In einer Unterredung, welche er mit demselben im Frühjahr hatte, hat er dem Kanzler mit vollster Deutlichkeit gesagt, daß dieser da» Spiel verloren habe. Herr v. Bennigsen sprach damals die Ansicht au-, daß, wenn die Regierung nur noch einige Jahre fest geblieben wäre, die schon müde römisch-katholisch« Kirche sich den Maiaejetzen gefügt haben würde; statt dessen Hab« der Fürst um vorübergehender finanzieller Zwecke willen sich bei der Tarisreform dazu herbeigelasseo, mit dem Leotrnm »u pactiren; hierdurch, sowie durch die Unterhandlungen mit Rom, sei er aus rin« abschüssige Ebene gerathe», auf der e» keinen halt mehr gebe. Der Kanzler suchte die» mit dem ganzen Aufwand feiner Dialektik z» bestreiten und z« zeigen, daß er die Sache »och gay in seiner Hand habe; aber Herr von Bennigsen blieb bei seiner Ansicht. Sehr wahrscheinlich ist gerade diese Unterredung der AnSgangSpunct der neueren schroffere» Stellung de- Kanzler» in der Ktrchensragr geworden * * » * Wenn Hie europäische Donau-Commission dem nächst zusammcntrilt, wird sie verwuthlich in erster Linie die Frage der Verlängerung ihrer Vollmachten zu berathen haben, denn in der Angelegenheit der gemischten Commission hat Frankreich erklärt, von jeder weiteren Initiative absichen zn müssen, und waS die Flußpolizei betrifft, so glaubt man. daß dieselbe den Gegenstand direkter Verhandlungen zwischen Wien und Bukarest bilden werde. In der Kilia-Frage bat Rußland den Rückzug anqetreten. Da» Petersburger Cabinct bezeichnet eS als ein Mißverständnis, wenn angenommen wurde, daß eS da- Controlrecht der Donau-Commission über den Kilia-Arm bestreiten wollte; eS sei ihr lediglich um die Bucht von Olschakvw zu thun gewesen, und der russisch« Coinmissär hätte sich ungeschickt auSgcvrückt, wodurch er einen Verbackt erweckte, zu dem man in Petersburg irgend eine» Anlaß zu geben keineswegs gesonnen war. * In Lemberg hat da» ganz unter der Leitung der Jesuiten stehende Melropolitan-Eonsistorium den au» dem ruthenischen HocbverrathSproccsse bekannten ruthenischen Priester Naumowitsch seiner Psarrersielle enthoben und Uber ihn die große Exkommunikation verhängt. Naumo- witsch protestirt in scharfer Weise gegen kiese römische Ver gewaltigung. Der Fall macht in Galizien und ganz Oester reich großes Aussehen und beweist wieder einmal, daß dort der Einfluß der Jesuiten noch iinmer ein mächtiger ist. * Dem galizischen Landmarschall Zyblikiewicz, ein polonisirter Ruthen«, der in Galizien ganz besonders im In teresse de» Polenthum» sich bcrinerkbar macht, ist von der russischen Regierung die Reise nach Warschau nicht ge stattet worden, wohin er sich zur Trauung de« Grasen Roman Potocki, de» Sobnes de- galizischen Statthalters, begeben ivvllte. Diese- Verbot wirst wieder ein bezeichnendes Streif licht aus die Haltung, welche die russische Regierung gcge»i- über Galizien und Oesterreich beobachtet. * Petersburger Correspondenlen berichten von der im Geheimen betriebenen Gründung einer „Gesellschaft zum Kampfe gegen den TerroriSmuS". welche die Be kämpfung der Nihilisten bezweckt, und deren Mitglieder in zwei Kategorien getrennt sind, in solche, welche in die Mysterien de» Bunde» vollkommen eingeweihi sind, und in selche, welche sich erst den Eintritt in die erste Kategorie durch hervor ragende Betbäligung ibreS Anti»il>il>sten-E>»er» zu erringen haben. Die Begründer dieser neuen Anflaae der „heiligen Tru- schi»a"aIicm..Ochrana",welche nach turzemBeiiede» ein so schmäh liche» FiaSco gemacht haben, versendete» seit einiger Zeit Circular« mit der Aufforderung zum Eintritt in die Gesellschaft; den Mitgliedern wird die Geheimhaltung ihrer Namen zn- gesichrrt, politisch rompremitlirlen Personen, welche sich in den Bund aufnehmen lassen wollen, wirk die volle Amnestie oder fall» die» nicht möglich, vir AuShäukigung eines Aus landspasses sowie hinreichender Geldmittel zur Reise in das Ausland verheißen. Die Leiter der Gesellschaft versichern, über genügende Geldmittel zu verfügen, um den Kampf gegen die nihilistischen Terroristen mit Nachdruck führen zu können. Nach dem kläglichen AuSgang, den die von dem Grafen Ignatieff prolegirke „heilige Liga" genommen, dürfte auch diescin Anlitcrroristenbunve kein besonderes Gedeihen in Aussicht stehen. Um den Terrorismus der Nihilisten zu brechen, bedarf e« ganz anderer Mittel als die Stiftung eine« Geheimbundes. * In Odessa macht seit einigen Tagen die dort erfolgte Verhaftung von vier Polizeideamten große« Aufsehen. ES sind die« die Vorsteher von vier Stadtbezirken, nlmltch die Polizeiräthe Alexander woSesechmnskl, Knsmia. Drrgat« scher» und Strepetow, die wegen Betrnq«. Mißbrauchs der Amtsgewalt «nd Erpressung augrklagt Pud. * Au« Belgrad wird vom Dienstag gemeldet: „Gegen über der anderweitigen Melkung auswärtiger Blätter wird versichert, daß der Patriarch Joachim in Konstantinopel
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