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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189009309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-09
- Tag1890-09-30
- Monat1890-09
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1890
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Srsch srüt ei«t täglich ^rüh 6'/, Uhr. Urdartion und Lrpröition J»b»nne«gass» 8. H»rrchKunSrn -er Ne-attion: vormittag« IO-1L Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. W» «n »e»«»« M-auIcr,,»» ««chl sich «i» „ch, «rdl»»ln». Am,«4»» »er sär »t, nSchfts-Igenbe N«m»«r »eftimmten Ansrrate an »ach«nt«,rn »t« 3 Uhr Nachmttt-a«. «»Gannr un» Festtagen früh bt» '/,d Uhr. 3a tea Filialrn für 3ns.-Ännahme: Vit« >le««'« Earttm. (Alfretz Hahn). UniversitätSstrab« 1, Laut» Lösche. Ratharümlstr. >4 pari, und KSaiglpiatz 7, »ur bi» Uhr. rimmer. TllMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. EllrortneineirtAHreiD vierteljährlich 4»/, Mk tacl. Bringerloha 5 Mk., durch dt« V> bezogen 6 Mt. Jede «inzeln» srununa SO Belegnemplar 10 Pf. Gebübreo für -xtrabrll aa«n (tu Taaeblatt-Formiit gesalzt) Ohne Po'tbeiürderullg SO Mk. »tt Poltbesürdernag 70 Mk. Inserate 6 ge Gröbere Schrift, Tabellarischer». Ztfferasatz «ich höher« Kectlnaen srudra. — Rabatt wird nicht gegeben-, Zahlung praennweravcko oder durch Post» Nachnahme. ^ 273. Dienstag den 30. September 1890. 8t. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, di» staatliche Gi»ko«me«steuer betreffend. Nach dem Finanzgesetze vom 26. Marz 1890, in Ver bindung mit ß. 5 der zum Einkommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 erlassenen Ausführungsverordnung vom 11. October desselben. IahreS, ist der zweite Termin der die-jähriaen staatlichen Einkommensteuer am ittt. «Levtember dieses IahreS mit der Hälfte des NormalstcucrsatzeS fällig. Die Steuerpflichtigen werden desbalb aufgefordert, ihre Steuerbclräge ungesäumt und spätestens binnen it Wochen, vou dem Fälligkeitstage ab gerechnet, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eiotretenden gesetzlichen Maßnahmen zu bezahlen. Die Zahlstellen sind für Alt Leipzig Erdgeschoß; fürLeipziq Reudnitz,Leipzlg-Anger-Erotten dorf, Leipjta.Tbouberg und Leipzig-Ren reudniy im Rathhause »u Leipzig-Reudnitz; für Leipzig - Reustadt, Leipzig»Neuschüne- seid, Leipzig - Volk,»arSdorf und Leipzig- Sellerhausen im Rathhause zu Leipzig, NolkmarSdorf; für Leipzig-Eutrttzsch im dortigen Rathhause und für Letpzig'Gohlt» im frühereu Gemeinde amt» daselbst. Leipzig, den 27. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung. der zweiten südlichen Borfluthschleuße Leipzig. Leistner. im Stadthau-, Obstmarkt Nr. S, Bekanntmachung, die Beiträge zur Handels- und Gewerbekammer betreffend. Mit dem am 3V September diese- IahreS fälligen zweiten Termine der staatlichen Einkommensteuer ist zur Deckung des Aufwandes der hiesigen Handels- und » Gewerbekammer von den betheiligten Handels- und Gewerbe, treibenden ein Beitrag für die Handelskammer «ach Höhe von vier Pfennigen und für die Gewerbekammer nach Höhe von zwei Pfennigen auf jede Mark desjenigen Steuersatzes, welcher nach der nn Einkommensteuergesetze enthaltene» Staffel aus das in Spalte ä de« EinkommensteucrkatasterS eingestellte Einkommen der Beitragspflichtigen entfällt, zu erhebe». Diese Bekanntmachung gilt als vorschriftsmäßige Benach> richtigung der Beitragspflichtigen. Den betheiligten Steuerpflichtig-» wird bei Abführung der Einkommensteuer an der Einnahmestelle Eröffnung über den entfallenden Betrag gemacht werden. Der Betrag ist biuueu drei Wochen, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, an die in der obigen Bekannt, machung angegebenen Stcuerbebestellen bei Vermeidung der sonst eintrrtenden gesetzlichen Maßnahmen zu bezahlen. Leipzig, am 27. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Wegen Einlegung wird die BiSmarckstra-e von der Plagwitzer Straße an bis zur Einmündung de«! Fahrwegs von hente ab auf die Dauer de« SchleußenvaueS s für allen Fahr- und Reitverkehr gesperrt. Leipzig, am 29. September 1890. Der Rath der Stadt IX. 8325. vr. Georgi. Holzauktion. Mittwoch, den I. October cr. sollen im Forstreviere Connewitz die unverkauft gebliebenen, jetzt trockenen Schirr Hölzer und Reisiglanghaufen und zwar: I. von Vormittags 8 Uhr au in Abth. 23 (Gautzscher Spitze) ca 4« Laubholzlanghaufe» und II. von Vormittags t l Uhr an in Abth. 35 (au der Leipzig-Plagwitzer Verbindungsbahn) ca. IVO Rüstern-Schirrhölzer und 4« Rüstern Langhaufen unter den im Termine näher anzugcbenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend ver kauft werden. Zusammenkunft: zu I. auf dem ueueu Fahrwege durch die Gautzscher S zu II. an der Kreuzung deS Schleußiger Weges mit der Eisenbahn. Leipzig, am 22. September 1890. DeS RathS Forst-Deputatto». Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, die zwischen der und der Heiligen Brücke gelegene Strecke der in da« Eigenthum der Stadtgemeinde und zur ferneren Unter haltung durch dieselbe zu übernehmen. Leipzig, am 23. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Rüling. allgemein angenommenen j^^^bngcn Parteien demokratro von l-der Gemeinsch f ^ ReickstagSwahlea auSaeschloffen werdev. Daß d w nicklS weil bi« erst im Jahrt t895stattfindro. ändert ^ ^lche dahin fortdauernd Ersatzwahlen » wie die Hauptwahlen. unter denselb-nB.rhattn.ff.n stattfinden w.edev p social. Eine weitere Verschärfung des Kampsrg gege ^Arbeit- Die Richtschnur, für ba« Verhauen res rbeiter und Geltung zu bringen. bildet in erster Arbeitgeber« bc. der ^u-wahl semer Arbe b beiden Linie das friedliche und rühme Verhaltn ß zw kW ^ Thcilen, die zum Widerspruch »"d zur Tä've s tz w men, sondern auch die Arbeitgebermuffen ihr gegenüber s?>niiiiknsteben E« baden schon bisher viele Arleitgeb L mch, d-sch-!,ig>. ,um Grundsatz erhoben werden. Die Socialdenwkraten haven das Coalitionsrrchl der Arbeiter so ausgwbig für ihre Par ^ -wecke benutzt und auSgebeutet, daß sie Streiks nicht nur oiaanilirt sondern auch, wo sie ibnen unzweckmäßig erschienen, Ä B^Lt. zu st«il°^'ergeh!n ließen. Li. Arbeitgeber haben gleichfalls das Recht, die Bedingungen zu bestimmen, unter Neu st- Arbeit vergeben, und deshalb 'st --nur und billig wenn sie Störenfriede in ihren Werkstätten ri dulden Auch diese Form des Kampfe« gegen dl- Soc.al- demokratie ist schon vielfach in Uebung, aber sif ^ubt "ich auf gemeinsamen Bcschliiffen der Arbeitgeber, st- st bas Er- gebniß der freien Entschließung dieses oder jene« Arbeltgebei. und tbut ihre Dienste oder versagt sie auch, je na^deni Arbeiter der Branche in der Lage sind, dem -lrbcitgelei bereiten oder nicht. Wenn aber Arbeiter, ar- u- ie Plagwitzer Straße er Moschelesstraße In Gemäßheit des tz. 1 der Vorschriften für die Aus führung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Ernst Ehrhardt, L -Volkmar-dors. Eisenbahnstraße Nr. 91, ur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldct und en Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach- gewicsen hat. Leipzig, den 27. September 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 5884. vr. Georgi. Wolfram. chwierigkeiten ,u bereiten oder n.cdt. Lvenu aocr welche zugleich Socialdemokraien sind, wissen, daß sie durch die Zugehörigkeit zu dieser Partei ihre Existenz au,- Spiel setzen, kann werden sie sich in Zukunft hüten, es mit Leuten zu halten, die ihnen zwar goldene Berge versprechen, aber nicht einmal in der Lage sind, sie vor Hunger und Elend zu ^"Aeben diesen KampfeSmittcln, welche augenblickliche Wirkung verbiiraen, giebt eS noch andere, deren Ergebnisse erst allmalig reifen, and unter diesen ist das wichtigste die Erziehung. ES bar am Itakfe der Zett eine gewiss« Gleichgilttgleit gegen d>e Erscheinungen heraus,''bildet, die uns aus Schr-tt und Tritt in der Oesfeiillichkett begegnen. Man läßt die Buben gewähren, welche sich aus der Straße ungezogen und roh gegen Erwachsene, besonders gegen Frauen benehmen, kann sich deshalb nicht wundern, wenn daran« sich nach und nach unerträgliche Zustände entwickeln. Junge Leute, welche friedliche Männer und Frauen aus reinem Uebermiilh auf der Straße überfallen und mißhandeln, stellen täglich vor Gericht und keine strenge Strafe ist im Stande, sie und ihre Nachahmer vor ähnlichen Rohheiten zurück;»!,allen. Der Bekanntmachung. , ^ ^ ^. r ... . . > »ich,,- mit bekannt gegeben wird, daß, falls sich der Berlusttriiger nicht meldet, nach Verlaus eines Jahres, vom Erscheinen dieser Bekannt machung ab gerechnet, den gesetzlichen Bestimmungen gemäß ver fahren werden wird. Mockau, am 27. September 1890. Der Gcmeiiidcvorftand. Paulus. sogar das Leben der Diener der öffentlichen > gefährdet wird. Wie selten finden sich Männer, welche sic in der Ausübung ihre« schweren Berufs unterstützen, sie gehen theilnahmlos vorüber und sind nur auf ibre eigene Sicherheit bedacht. Hier ist ein Feld, auf welchem die gemeinsame Abwehr sehr viel zu wirken vermag. Jeder friedliche Bürger müßte cs als seine heilige Pflicht ansehen, Buben, welche Frauen beschimpfen und beunruhigen, sofort exemplarisch bestrafen, und eö müßte eine Solidarität aller anständigen vr. Georgi. koch. I zu bestrafen, und cs mugke eine «oiwarnai auer aiisianoigen Der Kampf gegen die Socialdemokratie, deute bestehen, um übermütbige Raufbolde der verdienten - - I Aburtheilung durch die Gerichte zu überliefern. Es ist ein und Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein breiter goldner Tamenring mit blauen Steincheu den einaravirten Buchstaben „8. X.", am 2. d. M.; 2) eine silberne Urochc in Blattsorm mit Maiblümcheuverzicrung, am 24. d. M.; 3) eine silberne Ankeruhr mit Secunde, am 21. d. M.; 4) rin Thermometer (Reaumur), ca.'/«m groß, mit Weingeist. Scala und der Firma „X. X. Baller", am 1b. d. M.; 5) eine goldene Uhr-tHalS-sstcttc, mit goldenem Schieber, seit Mitte Mai d. I.; 6) ein vergoldeter durchbrochener Armreif mit blauen und rothen Steinchen, eine Schleife darstellend, ein schwa Portemonnaie mit gelbem Bügel, enthaltend 13 .4i'in div., Münze und ein altes sächsisches Zweigroschcnstück, 2 weiße gestrickte Bettdecke» mit Muster und Fransen, vom 24. bis 2«. d. M.: 7) ein fast neuer schwarzer Frack mit übersponnenen Knöpfen und hellgestreiftem Acrmelsntter, sowie der Bezeichnung „Xord" unter dem Henkel, auf weißer Leinwand, am 24. d. M.; 8) 4 Körbe mit Pflaumen, mit grünem Strich und den Buch- staben .,(). 11." gezeichnet, vom 23. bis 24. d. M.; 9) 40 bi» 50 Flafchrn Rothwein und 8 bis 10 Flaschen alter kornbraiiiltwrin (die Fla,chcn halten ca. '/.Liter und sind von grünlichem Glas), vom 20. bis 24. d. M.; 10) ein neuer Mcssing-Bierhahn mit ca. 1 m langem Stand-! rohr, vom 18. bis 19. d. M.: 11) eine fast neue amerikanische Bockleiter mit der aus den Schenkeln angebrachten Bezeichnung am 22. d. M.: 12) ein großer, ziemlich neuer, 2rcldriger Handwagen, blau- grau gestrichen, mit 4 sogen. Rungen und der Finna „v. Uedvsdrsit,! Zimmermcistcr", am 22. d. M.: ! 13) ein irädriger, blaugestrichcner Kinder-Leitrr-Wagen mit eisernen Achsen, am 24. d. M.; 14) ein großer schwarzer Zirh-Hund mit weißer Brust und! Stutz^hren, am 20. d. M.; 1b) ein Sommerüberzlehcr von hellbraunem rauhen Stoff mit stahlblauem, gelbcarrirtem Schooßsntter, hell- »nd rothgestreiftem Äermelfiitter, Sammetkragen, braunen Steinnußknöhsen und ve» decktec Batterie, am 27. d. M.; 15) ein Soniinerübrriirher von grauem Stoff, mit grün» und ! schwarzcarrirtem seidenen Futter, einer Reihe Steinnußknöpsr und I schwarzem Sammetkragen, sowie eine Hose aus grau- und schwarz gestreiftem Stoff mit einer Hintertasche, am 27. d. M.: 17) eine 3'/,'<»ige deutsche RkichSaiilkthr über 300 «l, 1>it 8 ! Nr. 116,610 vom Jahre 1888, sammt Talon und Eouponbogcn, am 11. d. M Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder den Tdäler sind ungesäumt bei unserer Lrtmtnal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig/ am 29. September 1890. La« Potttet-»«1 der Stadt Leipzig. Br»tfih»»th«r. v- ES ist eine unrichtige Auffassung der Sachlage, wenn man meint, daß der Kampf gegen die Socialdemokratie von Seilen der übrigen Parteien mit dem Tage de« Ablaufs des SocialistengesetzeS erst beginnen solle. Dieser Kampf ist unter der Geltung de- Gesetzes schon mit großem Eifer, ja theil weise sogar mit Erbitterung und allen zu Gebote siebenden Kräften geführt worden, aber woran eS bisher gefehlt hat, war der organisirte, der systematische Kampf. Es war ein unverzeihlicher Fehler, die socialdcniokratische Partei bei den Wahlen als einen Factor zu betrachten, mit welchem man rechnete, um mit seiner Hilfe den Sieg über den Candidatcn einer gegnerischen Partei zu gewinnen. Wenn z. B. die rcisinnige Partei oder das Centrum die sccialdemokratische ßartei als Feind bezeichnet, so hat das nur eine» Sinn, wenn diese Parteien zugleich auf jedes Zusammengehen mit den Sonaldemokraten bei den Wahlen unbedingt Verzicht leisten. Den Socialdemokraien gegenüber müssen alle anderen Parteien zusammenstehen, der Kamps gegen diese Partei muß gemeinsam sein, Rücksichten, welche von Parteiinteressen ge- eilet werden, giebt eö den Socialvemokraten gegenüber nicht. Ist eS nicht ein Widerspruch, wenn die Freisinnigen und die Centrumspartei erklären, daß sie aus dem Boden der vor handenen Staats- und Gesellschaftsordnung sieben, und den noch mit den grundsätzlichen Feinden dieser Ordnung Com promiffe eingeben? So tief auch die Kluft ist, welche die conservative und nationallibrrale Partei von den Freisinnigen trennt, so dürfen sie eS doch nicht verschmähen, mtt diefcr Partei sich über die gemeinsame Bekämpfung der Social- dcmokratie zu verständigen. Es ist bisher immer so gehalten worden, daß die Socialdemokraten von der Presse der übrigen Parteien als politische Gegner behandelt worden sind, daß aber bei den Wahlen lediglich die Zahl der Wähler ohne Rücksicht auf ihre Parteistellung in Betracht gezogen wurde Wie oft ist eS bei den Stichwahlen geschehen, daß sociab demokratische Candidatcn von anderen Parteien unterstützt wurden, um die Wahl von Candidatcn der Ordnnngsparteien verhindern! Da« ist derselbe Verrat- an der Sache der bestehenden Staat«- und Gesellschaftsordnung in anderer Form, den wir bereits in einem früheren Artikel gcbrand markt haben. Es hat bisher eine große Anzahl Wähler für Socialdrinokraten gestimmt, die dazu lediglich durcb ihre Ab neigung gegen gewisse Steuern bewogen wurden, sie wollten die Socialdemokraien al» Mittel gebrauchen, um ihren mate ricllen Wünschen Befriedigung zu verschaffen, mit den Social- demokratrn als solchen hatten sie nichts gemein. Wenn die Socialdcmokraten in Zukunft bei den Wahlen lediglich auf sich selbst angewiesen sind, dann werden wir ganz andere Wahlergebnisse auszuweisen haben, aber dazu gehört ein« f»p« Or-auisattou d«r übrigen Partei«» mit bestimmten, übel angebrachter Egoismus, welcher nur den eigenen Neigungen zur Nnke und Bequemlichkeit entspricht, er rächt sich durch die allgemeine Verrohung, welche dadurch befördert wird. Die Thorheit gebt oft so weit, daß Jemand, der einen nichts nutzigen Buben für irgend eine Tbat des Nebermutbe« und der Bosheit abstraft, sich dadurch das Mißfallen von zu fälligen Zeugen zuzicbt, welche gar keine Ahnung von dem habe», was vorgesallen ist. Es ist aber von der größte» Wichtigkeit für die zukünftige Entwickelung, daß die Freunde von Ruhe und Ordnung für die Aufrcchthallung derselben in jeder Gestalt stets mit vereinten Kräften cintretcn. Tenn die Verächter der Autorität der öffentlichen Ruhe und Sicher heit gewähren durch ihre Ausschreitungen der Socialdemokratie eine sehr willkommene Grundlage für ihre Bestrebungen. Socialdemokratci, und Raufbolde sind zwar nickt identisch, aber eine durch schlimme Bestandtheilc in ihrer ruhigen Ent wickelung gestörte Gesellschaft ist für socialdemokratischc Aus schreitungen ein wohlbereiteler Boden. * * Leipzig, 30. Leptember. Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph treffen am 2. October aus Hetzcndorf mit der Bahn in 7>"ubera em, begeben sich von dort zu Wage» nach dem vkagdschloß Murzfteg und jagen in dem dortigen Revier bis zum 5. und im Eisenerzer Revier bis zum 8. October. Alsdann erfolgt die Abreise des Kaisers Wilhelm über Hicflan, BudweiS, Eger. Der Namenstag des Kaisers Franz Joseph wird am 4. October in Mürzsteg gefeiert. treibt: „An den jüngsten Aufenthalt des SlaatSmiNisters von Pnttkamer in Berlin werden in der hiesigen Gesellschaft Combinationen geknüpft, von denen wir Notiz nehmen wollen. Wie es scheint, sind diese Comb.nattonen von dem Umstande ansgegangen daß üerr von Puttkamcr zu derselben Zc.t nach Bert,,, kam^ Herrfurth au« Karlsbad zurück Pnttkamer sei dazu au« ^"Wolffs Nachfolger al- Oberpräfident Sachsen zu werden. Tic Combinal'vnen L "" "°ch ^'e"er. als behauptet wird, Herr v. Wolfs Spitze des Rechnungshofes berufen worden, um den Posten in Magdeburg für Herr» v. Putt- A " — Augenscheinlich handelt eS sich n ^e Gerüchte, die wenig wahrscheinlich sind Daß indessen den oberen Verwaltungsbehörden Ver ö'p'am w"den. geht aus einer Meldung hervor wonach erst nach Rückkehr de« Kaisers der Posten eines R.-,.ru»g,-Präsident.» i-W.eSbad.». welch« dürch den Tod des Herrn von Wurmb erledigt ist, wieder besetzt werden soll. Man nimmt wohl mit Recht an, daß der Kaiser auch in der Civilverwaltung, wie beim Militair, eine Verjüngung herbciführen will. Freilich da- Gerücht, Herrn von Putlkamer wieder mit einem hohen Posten zu betrauen, spricht nicht gerade für die Verjüngung. * Der die Vernachlässigung de« österreichischen Geschichtsunterrichtes in den galizischen Volks schulen rügende Erlaß des NnterrlchtSministerS an den galizischen LandeSsHulrath hat in der polnischen Presse ein überaus charakteristisches Echo wachgerufcn. Dir polnischen Blätter finden nämlich, daß die Erziehung in Galizien nicht wie man nach den Wahrnehmungen des KriegSministerS, die das Einschreiten de« UntcrrichlöministerS herbeigesührt haben, glauben sollte — zu wenig österreichisch, sondern daß sie noch viel zu wenig polnisch sei. So verlangt da« Muzeum", das Organ deS galizischen Lehrervereins, daß die Pflege der nationalen Ideale, welche das Bindeglied zwischen der „glänzenden" geschichtlichen Vergangenheit und der Zukunft der Polen bilden, noch weit intensiver betrieben werde als bisher, und „Dziennik PolSki" äußert sich durchaus sympathisch über die Ausführungen des „Muzeum". * Wie der „Kreuzzeituug" aus Rom berichtet wird, fällt eS dort auf, daß, während die „Niforma" sich von Neuem veranlaßt sieht, sich dagegen zu wahren, daß Italien der Einmischung in die Tessiner Vorgänge verdächtigt werde, der „Moniteur de Rome" in ziemlich unverblümter Weise Partei ergreift. Cr geht soweit, in einem neuesten Artikel die schweizerische Bundesregierung davor zu warnen, daß sie mit der vollzogenen Thatsache paktire, indem cr ihr vorhält, daß hierdurch ein Präccdcnzfall geschaffen werden könnte und auch andere Cantone verleitet werden könnten, dem Tessiner Beispiele zu folgen. Cs sieht diese Acußerung ganz darnach aus, als würde in den Kreisen, die daS er wähnte Blatt vertritt, an die Möglichkeit einer Wieder holung der Tessiner Vorgänge in anderen Cantonen geglaubt. Jedenfalls waren, wenn in der Schweiz Aeußcrmigeii laut geworden, welche den Verdacht auösprachcn, daß man in Rom bei den Tessiner Vorgängen die Hand im Spiele habe, diese Aeußerungen, sofern sie auf die italienische Regierung Bezug halten, nicht an die richtige Adresse gerichtet. — Der selbe Correspondent berichtet, daß nach dem „Secolo" die Bestrebung der venetianischen Bifchöse, die Canonisirung PiuS' IX. zu erzielen, bei dem Papste Leo XIII. nicht nur keinen Anklang finde, sondern daß cr sich entschiede» gegen die erwähnte Absicht aussprcche. * Dem Berichte, welchen der eidgenössische Commissar im Tessin, Oberst Künzli, an den Bundr^rath erftottrt hat, entiicbiiicn wir folgende Darstellung der Lage: Wenn auch die Ruhe und Ordnung für einmal wieder hergestellt ist und die bewaffneten Banden verschwunden sind, so gährt es doch noch gewaltig in den Massen. Die Befürchtung der Wiedereinsetzung der alte» Regierung ist es, welche die liberale Hülste der Bevölke rung nicht zur Ruhe kommen laßt. Lbschon ich den Ausstand vom 11. September durchaus vernrthcile, so mnß ich doch sagen, daß derselbe nicht etwa nur von Gesindel unternommen worden, sondern daß dabei Glieder aus vielen der angesehensien »nd begülertsten Familien des Eantonö und der weit größere Theil der gebildeten Junginannnschast bethciligt waren. Sie haben Leben und Vermögen miss Spiel gesetzt, um Zustande zu beseitigen, die sic als unhaltbar bezeichne». Sie erklären aber auch einmütbig, die Gemäßigten wie die Feurigen, daß, wenn Reipini wiederkehre, sie den Kamps un bedingt »nt allen zu ihrem Gebote stehenden Mitteln weilcrsühren würden, denn überall, mit Ausnahme TessinS, herrscht doch Freiheit und kein über alle Rechte sich himvegsetzendes Priestcrreaimenl. Die Rückkehr Rcspinis an die Regierung wäre also eine nicht zu unter- chätzeiide politische Gefahr für die Eidgenossenschaft, und Sie mögen deshalb erwäge», ob das formelle Recht einzig hier in Betracht fallen kann ober ob höhere Rücksichten nicht außerordentliche Maß nahmen erfordern. Selbst einzelne Eonscrvative geben zu, daß Reipini große Schuld an den Zustände» des Cantons Tessin trägt, während allerdings die große Masse der Partei ihm unbedingt er geben ist. Die Einsetzung der alten Regierung mit Respini wäre die permanente Unruhe. Die Regierung könnte sich nur halten, so lange die Occupationstruppen sie schützten oder «ine Leibgarde sie bewachte. Frieden und bessere Zustände können nur wiederkehren, wenn jede Partei die Vertretung in den administrativen und richter lichen Behörden erhalt, die ihr »ach ihrer Stärke gebührt, und wenn die vernünftigen Theil« beider Parteien auf dieser Grundlage zu einer Verständigung gelangen. Infolge deS Todes von Rossi ist eine Stelle im Stamsrctth frei. Falls Bvnzanigo wirklich zurücktritt, wie er mir persönlich mittheilte, und wenn Rcspint im Stande wäre, durch seine Tcinission ein patriotisches Opfer zu bringen, so wäre die Möglichkeit zu einem Ausgleich vorbanden. Aber cs bedürfte hierzu eines starke» Druckes der Lcntraigcwalt. Ter gegenwärtige Zustand ist rin sehr provisorischer, der nicht zu lange dauern kann. Im klebrigen wird die nächst« Abstimmung, wenn von oben kein Druck ausgeübt wird, einmal Ausschluß geben über die wirkliche Stärke der Parteien * Im südlichen Rußland, und zwar hauptsächlich im Norde» und Westen vo» Odessa, ferner in der Nabe von Nikolajew.BarcSlaw.AlcrandrowSk, JekaterinoSlaw, Melitopol, BcrdianSk und auf der Halbinsel .Krim, leben in etwa 500 Ortschaften gegen 400 000 Deutsche, die, von der russischen Regierung bisher wenig bedrückt, sich gut entwickelten, zu großem Wohlstände gelangten und, da Unterricht und Gottes dienst deutsch waren, an deutscher Sprache und Sitte fest- haltcii konnten. Die Einführung der russischen Sprache in den deutschen Dorfschulen, die Russisicirnng der deutschen Ortsnamen, die Strenge, mit der die Regierung plötzlich die Ausbreitung der deutschen Colonisten zu hindern versuchte, und allerhand Plackereien haben Tausende von deutschen Bauern veranlaßt, dem Lande den Rücken zu kehren und sich «>»« neue Heimath zu suchen. Wie der in Konstantinopel > sind in den ersten Odessa und andere eine erscheinende „Lcvant Hcralv" berichtet, sieben Monaten dieses Jahres über russische Hasenplätzc de« Schwarzen MccrcS 12—15 000 Deutsche an« Süd-Rußland ansgcwandcrt, um sich thcilS nach Rumänien und der Dobrndscka, tbeilS nach Klcinasicn, wo bei Amasia schon 5—600 Deutsche angesiedclt sind, theils nach Südamerita, «Heils auch »ach dem Caplande zu wenden. Alle diese Leute haben ihre Ländereien und auch ihren HauSrath zu einem sehr niedrigen Preise verkauft; dennoch waren sie froh, Rußland verlassen z» tonnen. Jetzt werden aber den Auswanderer» große Schwierigkeiten in den Weg gelegt; »ur diejenigen dürfen sich cinschisscn, die einen vom Gouverneur ausgestellten Auswanderungsschein vorwcisen können. Einen solchen Schein baden aber nur die Wenigsten, so daß Hunderte von Bauernsamilien wieder nach ihren früheren Wohnorten zurückkehren mußten. Wer das nickt wollte, dein würbe gestaltet, sich iy TranSkaspicn und Nussisch-Turkestan nicderzulassen. Bon dieser Vergünstigung haben bereit« 400 deutsche Colomsteu-Familicn mit etwa 1300 Köpfen Gebrauch
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