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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970624018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897062401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897062401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-24
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Morgen-Ausgabe Druck und Berlaa vou E. Polt tu KeivziL- Jahrgang. 316 Donnerstag den 24. Juni 1897 » .. ?bs. Die Morgen-AuSgabe erscheiut um '/,7 Uhr. di« Tb«»b-A»-gab« Wochentag» um b Uhr. it ro ». ooo. i»!F. Annahmeschluß fir Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Bormittag- 10 Uhr. Morgeu - Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Deutsches Reich. Juni. Das Bessere ist der Feind deS „Berliner Tageblatt" gebrachten Nach» Nr-actio« und Expedition: -ohemne-aaffe 8. Di« Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh S bi« Ab«nd- 7 Uhr. * Leipzig, 23. Guten. Die vom richten über Fortschritte der Waffentechnik, welche unser neues vortreffliches Infanterie-Gewehr schon wieder weit überholt daben, sind — man muß sagen „leider" — richtig. Aber ebenso schnell ist auch unsere stets wachsame NnzeigenPreiS die 6 gespaltene Prtitzeile LV Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4g- spalten) bO/H, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40/^. Gröbere Schriften laut unserem PrelS- verzeichntß. Tabellarischer und Ztffrrnsatz nach höherem Tarif. * ,S i.o. i. o »0. «o. »v. Extra »Beilagen (gefalzt), nur mit d„ Morgen-Ausgabe, ohn« Postbeförderung LV.—, mit Postbesörderuug ^l 70.-. Filiale«: Vtt» Rlemm'A Torttm. (Alfred Hahn), NniVersitätSstratze 3 (Pauliuum), LoniS Lösche, Aatharlnrnstr. 14, pari, vud K-nig-pl<ch 7. »0. ».0 l. 0 »v. Vv.AI »v »0. dabei stieß dieselbe mit solcher Gewalk die „Hohenzollern", daß daS kleine Schiff BezugS-PreiS h, H« Hauptexpedttion oder de« km Stadt bezirk und den Borortrn errichteten Au«- ^stellen abgrholt: vierteljährlich^«^), bei zw«imalhg«r täglicher Zustellung M- Han- ^ti köL Diäch die Post bezogen für Imltfchland und Oesterreich: virrteüädrlich —. Dirrcte tägliche «rru-bandsrndung NG Ausland: monatlich 7.S0. unter daS Ganze unterzuordnen. Um so freudiger verweilte er bei der in den gegenwärtigen Kämpfen eine frohe Zukunft deS liberalen Gedankens verbürgenden Einmüthigkeit und tranl dann auf die Zukunft der Partei. In kernigen Worten brachte darauf der Adg. v. Eynern einen Trinkspruch auf Crefelr und Magdeburg aus, worauf Namens der Stadt Magdeburg der Oberbürgermeister dieser Stadt, Herr Schneider, deni Wunsche Ausdruck gab, daß noch lange daS deutsche Burger thum in Magdeburg sich dieses Vertreter« erfreue. Es folgte dann noch eine Reihe von Trinksprüchen, so des Abg. Rei- chardt, der Namens des national-liberalen Wahlvereins der Stadt Magdeburg dem Jubilar dankte und hervorhob, was er für die geistige Freiheit und Milderung socialer Noth gethan. Namens der Tischgesellschaft im Hotel du Nord überreichte Abg. Junghenn ein Album. Es kamen dann Telegramme zur Verlesung; so hatte der Staatsminister Falk in Hamm des alten Kampfgenossen gedacht, desgleichen Wirkl. Geh Rath Planck in Göttingen, Abg. Siegle und der frühere Abgeordnete So mb art, der einen poetischen Gruß aus Rügen gesandt. In angeregtester Stimmung blieben die Festgenossen lange vereint. (Nat.-Ztg.) (-) Berlin, 23. Juni. (Telegramm.) Ter „Ham- burgtsche Correspondent" meldet aus Kuxhaven: Bekannt lich war eS bei dem am Sonntag herrschenden starken Seegange dem Kaiser nicht möglich, von der weit hinaus auf der Rhede liegenden kaiserlichen Dacht „Hohenzollern" auf die „Columbia" zu gelangen. DaS kaiserliche Ge folge, namentlich der Chef deS MarinecabinetS, Contre- Adrnral von Senden-Bibran, und der Leibarzt vr. Leut hold baten Se. Majestät, der in Begleitung des Grafen Walders ee in die Pinaffe stieg, um an Bord der „Columbia" zu gehen, den Versuch aufzuHeben. Die Pinasse wurde durch die Wellen hoch hinauf ge schnellt, und flog gleich darauf wieder in die Tiefe herab; gegen .... . . im Bug ein fast fußgroheS Loch bekam und Wasser nahm. Dann wurde ein Ruderboot mit zwölf Matrosen beordert, in dem der Kaiser trotz der stürmischen See Platz nahm; eS war den Ruderern jevoch nicht möglich, bei dem herrschenden Seegang vorwärts zu kommen, und es sollte ein Minenleger das Boot zur „Columbia" schleppen. Mir Rücksicht auf die Schwierigkeit des Anlegens, auf welche von dem mittlerweile aus der „Columbia" angelangten Gefolge des Kaisers durch Telegramme hingewiesen wurde, unterblieb sodann die Fahrt nach dem Amerikadampfer. Gras Waldersee hat darauf am Dienstag Herrn Bürgermeister I)r. VerS mann besucht, um ihm im kaiserlichen Auftrage daS Be dauern deS Kaiser« darüber auszusprechen. (-) Berlin, 23. Juni. (Telegramm.) Dem „Reichs anzeiger" zufolge genehmigte der Kaiser daS Entlassungs gesuch des Generaleonsuls Jordan in London unter Per leibung des Charakters eines Wirkl. Geh. Rathes mit dem Prädicate „Excellenz". tztz Berlin, 23. Juni. (Privattelegramm.) Der Tenioren-Convent de- Reichstags beschloß, außer der Handwerksvorlage nur die Besoldungsvorlage, den NachtragSetal und den ServiStaris zu erledigen. Präsident von Buol wurde beauftragt, dem Reichskanzler mitzutheilen, daß dem Schluß der Session am Freitag nichts im Wege stehe. 88 Berlin, 23. Iuin. (Privattelegramm.) Der Reichstagsabgeordnete für Neustettin, Professor Or. Paul Förster, ist aus der Fraction der deutsch-socialen Reform - Partei auSgeschied en. lH Berlin, 23. Juni. (Privattelegramm.) Die Generalversammlung des LentralveretnS der deutschen 1 Böttcher setzte den Minimallobn auf 20 pro Woche und mit den ersten Flammensäulen steigen tausend Iubelruse empor. Die Frauen und die Kinder, welche kleine aus Schwertlilien und künstlich geflochtenem Binsenmark ver fertigte Kreuze in der Hand halten, nähern sich mit hastigem Eifer dem Feuer, um dies geheiligte Zeichen darin zu reinigen und zu weihen, welches noch an demselben Abend an den Balken über der HauSthür genagelt wird, um HauS und Hcf vor allem Unglück zu schützen. Bald darauf wird auch das Feuer selbst zerstört, da Jeder einen geweihten Brand zu er Haschen sucht, den man oft noch ganz brennend auf daS Dack> wirft, um dadurch die Gewitter zu dannen. Während dieser Zeit springen die jungen Leute durch die Flammen, gleichsam um die Feuertaufe zu empfangen. In Limousin traaen zwei in weiße Gewänder gehüllte Bauern da- Bild Johannes de- Täufers um daS Feuer herum. Ebenso bringen die Ammen ihre Säuglinge von allen Seiten herbei und lassen diese siebenmal den brennenden Holzstoß umkreisen. Um seine Andacht pünktlich und voll kommen zu verrichten, muß man barfuß gehen und in der einen Hand eine brennende Kerze und in der andern einen belaubten Zweig tragen, den man zu wiederholten Malen durch die Flamme zieht: dieser Zweig wird bei jeden: Fenster aufgehängt und für ein Heilmittel gegen unzählige Uebel gehalten. In den ba-kischen Landstrichen singt man am brennenden Holzstoß die Litaneien der Jungfrau Maria. Die Bauern tragen gewöhnlich einen Wundkrautstengel, Fetthenne (seckuw települum), den sie durch die Flamme ziehen und dem sie die Kraft zuschreiben, die düsen Hausgeister zu vertreiben. Wenn diese Pflanze um Maria Himmelfahrt (lS. August) neck blüht, so ist die- «ine glückliche Vorbedeutung, wenn sie aber verwelkt, so ist da« ein Zeichen, daß ein Glied der Familie im Latife de« Jahre- sterben muß. Die Fetthenne ist glück licher Weise eine sehr ausdauernde Pflanze, und e- ereignet sich nur selten, daß sie die Segnungen und Freuden des Iohanni-tageS stört. Die Fetthenne grub man auch im Westerwald« au« am Johanni-morgen und hinasie in die Kammer oder steckte sie in die Wand über der Thür. Sv und seine Verwandtschaft dafür mit einer Abendmahlzeit. Mitten durch diesen Scherz schaut noch der alte ernstgemeinte Zweck hervor; Alles deutet auf die Reinigung mittels Feuers, auf die heidnische Weihe zurück, denn der kirchliche Brauch, der hier allein nachgeahmt scheint, ist ja selbst nur ein dem Heidenthum abgesehen«! und uachaemachter. Alles, was im Bauernhause war, Menschen und Vieh, krankes und gesunde«, wurde früher zwischen diese Feuer hindurchgetrieben; die Enge de« Orte«, die Lage zwischen dem Bache und den Bergen erlaubt keinen Ausweg; entsprang ein Thier etwa seitwärts, so war es mindestens durch eine der Keuerzeilen gegangen und schon dadurch heil. Burschen und Mädchen sprangen vereint über die Flammen. So schloß aller Orten vormal- dieser Abend bei der Feier der Sonnenwende. Da- Iohannissest wird überall mit denselben Gebräuchen gefeiert und giebt zu abergläubischen Meinungen Anlaß, die wenig von einander verschieden sind. In den Pyrenäen bietet da- Fest, welche« Haillole« (Fackel) genannt wird, ein prächtiges Schauspiel dar. Die gewandtesten und lustigsten Burschen jedes Dorfe«, Fackeln tragend, die au« Tannenholz spänen gemacht sind, steigen von den Bergen herab und zünden dieselben tanzend an dem großen Iohannisfeuer an, worauf sie sich in den Tbälern zerstreuen oder die Abhänge de- Gebirges um die Wette erklimmen. Wenn dann die Nacht herniedersinkt, so erhellen sich all jene dunkeln Berg» riesrnmaffen plötzlich mit tausend Lichtern, welche die finsteren Höhen und Thälec nach allen Richtungen durchstreifen, sich bald kreuzen und sich bald von einander trennen, bi- sie sich endlich um die leuchtenden Brrnnpuncte sammeln, die auf allen Gipfeln der Gebirgskette flammen, gleich einer riesen» mäßigen Illumination. In den südlichen Theilen Frankreich« besteht da« Johannis feuer aus einigen zwanzig Reisbündeln, welche man in der Mitte de- großen Dorfplatzes um eine Stange herum auf» stapelt, die der St. Iohanni-baum genannt wird. Der Geistliche, an der Spitze einer mit brennenden Kerzen ver sehenen Procession, umwandelt den Holzhaus» sieben Mal, weiht ibn und zündet ihn mit eigener Hand an. Sowie dies geschehen ist, lösen sich die Mitglieder der Procession auf und Heeresverwaltung bei der Hand, sich die genialen Leistungen der Technik zu Nutze zu machen. Wie in anderen Armee- Corps, so ist auch im königl. s äch fischen ein Bataillon bereits mit einem Gewehr neuesten Modells zum Massen versuch bewaffnet, dessen Hauptvorzüg« in noch kleinerem Kaliber als dem bisherigen und in einem Mechanismus be stehen sollen, welcher alle Ladeverrichtungen außer der Füllung des Magazins selbstthätig besorgt. Allem Anscheine nach steht uns dadurch schon wieder eine völlige Neubewaffnung der Infanterie bevor. ick. Leipzig, 23. Juni. Der Präsident deS Reich« - Ver- sicherungSamte«, Herr vr. Bödiker, hat da« nachstehende Schreiben an die Vorstände der Berufsgenossen schaften, sowie der Invalidität«- und Altersver sicherungsanstalten rc. gerichtet: Berlin, 18. Juni 1897. Seine Majestät der Kaiser hab n huldreichst geruht, meinem An träge auf Enthebung von dem Amte des Präsidenten de« Reichs- VersicherungSamts in Gnaden stattzugeben. Ich werde dieses Amt zum 1. Juli d. I. niederlegen und damit aus einerThätigkeit scheiden, der ich durch dreizehn Jahre meine Kräfte gern gewidmet habe. Es drängt mich, den Borständen der Berufsgenossenschaften und der Invalidität«- nnd Alter-Versicherungsanstalten, den Schiedsgerichten und allen anderen Organen der Arbeiterversicherung, mit denen das Reichs-Versicherungsamt in Verbindung steht, meinen herzlichsten Dank für das Vertrauen und die Unterstützung auszusprechen, welche das Reichs-Versicherungsamt bei ihnen stet« gesunden hat. Auch den Aerzten, welche auf diesem neuen social politischen Gebiet« mit Rath und That die gute Sache gefordert haben, kann ich nicht umhin, bei diesem Anlaß angelegentlichen Tank zu sagen. Nur das einträchtige Zusammenwirken Aller hat es im Verein mit der verständnißvollen Hingabe der Staats- und Communalbehörden ermöglicht, die Hoffnungen, welche bei der Ein führung nnd immer weiteren Ausdehnung der Arbeiterversicherungs- Gejetze gehegt wurden, nicht zu Schanden werden zu lassen. Sicherlich wird nach ferner der gleiche Geist alle Betheiligten beseelen und die versicherten Arbeiter, deren Vertreter au den verschiedensten S'llei und nicht zum Wenigsten im Reichs- Versicherungsamt zur Lösung der großen Aufgabe redlich beigetragen haben, immer mehr davon überzeugen, daß unter dem Schutze von Kaiser und Reich zu ihren Gunsten geschieht, was irgend möglich ist, um ihre Lage zu bessern und zu heben.. vr Bödiker. * Berlin, 23. Juni. Zur Feier des 70. Geburtstages des Landtagsabgeordneten Seyfsardt fand gestern im Zoologischen Garten ein Festmahl statt, das vom Central vorstand der national-liberalen Partei in Gemeinschaft mit den beiden Fraktionen deü Reichstag« und des Landtag« ver anstaltet war und zu welchem sich außer den parlamentarischen Vertretern der Partei Verehrer und Freunde de« Jubilar« in großer Zahl eingefunden hatten. Der Abend verlief in angeregtester Stimmung und war ein sprechender Beweis für die Verehrung und Freundschaft, deren sich Seyfsardt erfreut. Die Reihe der Toaste eröffnete der zweite Vice präsident des Abgeordnetenhauses Abgeordneter Vr. Krause mit einem Trinkspruch auf den Kaiser. Dann entwarf mit dem ihm eigenen Feinsinn der Führer der Landtags- fraction Abg. Ho brecht da« Charakterbild deS Jubilar« mit allen seinen Zügen, die ihm so viel Liebe gewonnen haben; wie er in der Fraction gewirkt und politisch thätig gewesen, wie man ihn mit Recht das Gewissen der Fraction genannt, und daß er für die schweren, politischen Zeiten, die bevorständen, noch lange der Fraction und der Partei erhalten bleiben möge. Im Namen des Centralvorstandes und der beiden Fraclwnen überreichte er dann die kunstvoll gebundene Adresse, deren Wortlaut wir schon mitgetheilt haben. Mit einem freudig ausgenommenen Hock aus den Jubilar schloß die Rede. Tiefbewegt erhob sich Abg. Seyfsardt zur Ant wort, dankte für die ibm bewiesene Liebe und Freundschaft und entwarf dann ein Bild der Parteikämpfe, indem er de« geistigen Ringen« der siebziger Jahre gedachte, der trüben Zeit, wo der deutsch-nationale Eigensinn im Einzelnen sich sträubte, sich Enden mit Werg, da« mit Oel und Harz getränkt ist. Hierauf wird ein klafterlange« Seil in einmaliger Schlinge darum gebunden, zwei Burschen, die Brüder sind, oder gleiche Taufnamen und gleiches Alter-jahr haben, fassen die beiden Seilenden, ziehen sie wechselweise an und beginnen so die Stange wie einen Wellbaum bin und her zu drehen. Durch daS schuelle Umdrehen der Stange und das Reiben de« Strickes an beiden Bohrlöchern bricht au« diesen allmählich Rauch und Gluth hervor und wird mit bereit gehaltenem Zunver genährt und gemehrt. Endlich bat man da« begehrte neue und pure Feuer. E» wird mit einem allgemeinen Freuden ruf begrüßt, einige Sprüche und Reime werden dazu gesagt und gesungen. Nun greift man zu dem schon vorher im Dorfe zusammengebettelten und hier in der Nähe auf geschichteten Brennmaterial. Die Haufen von Bobneustroh, von Hanf- und FlachSabgang, von zerrissenen Körben und Reifen werden in Brand gesteckt, lodern in doppelter Reihe durch die schmale Gaffe hinunter und beleuchten die beiden Wände der Tbalenge. Auch dem Bächlein werden seine Feuerbüschel auf Brettern und in Körben zugetragen, die e« lustig thalab wirbelt. Während der Abglanz der still binschwimmenden Feuer büschel da« nächtliche Ufer umleuchtet, bemächtigt sich der staunenden Knabengemüther eine enthusiastische wilde Lustig keit. Sie halten ihre Kienfackeln bereit, entzünden sie an der neu gewonnenen Flamme und rennen damit in langer Feuerzrile hinaus auf dir Almend (Gemeinweide), um diese zu durchräuchern. DaS ist dir „Weidvräuki", dir Beräucherung der Viehweide, damit vertreibt man alle die Frucht beschä digenden Feldgespenster, alle da- Milchvieh behexenden Weiber. Sind die Fackeln auf «inem Ziel der Hutung schließlich auf einen Haufen geworfen und »usammengebrannt, so streut man auf dem Rückwege die Asche in die Saatfelder und macht sie damit fruchtbar. Heimgrkehrt, folgt riu noch ernstere» Geschäft, da«jenige der „Hu-bräuki". Nicht allein die Weide, sondern namentlich auch dir Wobnstatt soll mit reinrm Feuer neu geweiht werden. Hat der Bauer einen Neubau bezogen, hat der MirtbSmann die Wohnung gewechselt, so brräuchert ihm die Knabenschaft da» neue Quartier, und er beköstigt sie Eine geistliche Drohung gegen das Cenirum. Q In Bayern spielt sich der Kampf zwischen dem Centrum und dessen zum Bauernbünde abgefallenen früheren Anhängern im Ganzen so ab, daß der Klerus gegen die an stürmenden Beichtkinder den Schilv vor die alte Partei bält. Die radicale Richtung hat jedoch ohne Zweifel sehr viele geistliche Anhänger, mehr heimliche al« offene, und jene werden von der im Besitze befindlichen Partei be sonder« gefürchtet. Im außerbayerischen Deutschland bat, von Schlesien abgesehen, wo eine gut polonisirte Caplanokratie mit Erfolg sich Bahn zu brechen be ginnt, da« Centrum von geistlicher Seite bisher noch verhältnißmäßig wenig Anfechtungen zu erleiden gehabt. Vielleicht rübrt das daher, daß das Löken wider den Stachel der Oberbirten, die hier wie vort da« Centrum stützen, in Preußen neu, in Bayern aber alte Uebung ist. Es ist aber zweifelsohne ein nichtbayerischer Pfarrer, der jetzt im „Frankfurter Anzeiger für die katholische Geist lichkeit Deutschlands" zum Kampfe gegen das Centrum aufruft. Seine Stimme verdient außerhalb de« Centrumslagers Be achtung, weil sie solche innerhalb der Partei gefunden hat. Ein anderer Geistlicher erwidert dem „Herrn Confrater" unv zwar in der „Germania", die dafür bekannt ist, daß sie un bequeme Erscheinungen im eigenen Hause nur dann nicht todtschweigt, wenn sie e« nicht darf. Diesmal darf sie nicht, weil der Empörer, e« wird dies ausdrücklich anerkannt, nicht allein steht. Sein KriegSruf lautet: DaS Centrum hat feine Mittagshöhe überschritten und neben Freunden leider auch seine Gegner — besonder» in landwirthschastlichen Kreisen, die mit den Segnungen mancher «euer Gesetze gar nicht einverstanden sind. Im Kleru« sind Viele stutzig geworden, seit La« Centrum im neuen Bürgerlichen Gesetzbuch« den sakramentalen Charakter der Eh« preis gegeben. Lrunt seissuras — die nächsten Wahlen werden es zeigen, daß es bröckelt. Wäre es da nicht gut, wenn ausschließ lich für den Kleru«, besonders in der Seelsorge, ein monatliche« Organ erschiene (etwa wie hist. pol. Blätter), da- die Directive giebt für eine einheitliche, auf katholischen Principien ruhende Politik in Deutschland? Wenn wir so 10 000 Seelsorger uns einigen und derLuratel entwinden, die in polttiei, vielfach uns zugemuthet wird, so bilden wir mit dem Volke hinter uns eine lsgio triariu, mit der gerechnet werden muß. Das Geschrei über „katholische Inferiorität" dürfte dann verstummen, wenn die Gegner sehen, daß in Deutschland doch was „einig" ist. Ich bemerke nur, daß Rom nicht gut zu sprechen ist auf poli tische Maßregelungen der Geistlichen. Der jetzige Papst hat besonder» wegen Frankreich sich entschieden geäußert gegen Maß- regelung. Zudem stehen die politischen Rechte in jedem Staate dem Geistlichen so gut zu, wie jedem Bürger, und das cks jure uaturali. Rom wird sich hüten, die bürgerlichen Rechte und Freiheiten zu beschränken, da diese die Basis der kirchlichen Freiheit bilden. Was da und dort ein Kircheabureaukrat sich an Bevormundung er laubt, dürfte in Zukunft sich nicht wiederholen, wenn der Clerus durch ein entsprechendes Organ daS nöthige politische Selbstbewußt- sein erlangt hat. N. — K., Pfr. Man erkennt, der Mann sieht oberhirtliche Unzufrieden heit mit seinen Gedanken und Absichten voraus und beugt durch Berufung auf den Papst vor. Sein FeldzugSplan weicht von dem bayerischen ab. Er will die Laien durch die Geistlichen vom Centrum lösen, während in Bayern Geistliche sich dem von Laien abtrünnig gemachten „Volke" — der Priester Ratzinger bekleidet kein Kirchenamt — an geschlossen haben. Dagegen geschieht die Benutzung der wirthschaftlichen Gesetzgebung und die des Ehe rechtes deS Bürgerlichen Gesetzbuches als Kampfmittel gegen das Centrum nach neuerem bayerischen Vorbild. Bis vor Kurzem haben die Wieland, die Gäch, gelegentlich auch I)r. Sigl, recht heftige Worte gegen den geistlicken Stand gefunden. Davon sind sie neuerdings abgekommen. Aber etwas ist von ihrer Agitation an den Bauern „hängen" geblieben. Der nichtbayerische Kleriker des Frankfurter Organs gedenkt offenbar von vornherein jeden Anreiz zu bäuerlicher Kritik am Klerus zu beseitigen, indem er die Geistlichen an die Spitze deS Kampfes gegen daS Centrum gestellt sehen möchte. DaS hat gute Wege — namentlich im Westen, wo die Kirche als solche so gut wie die CentrumSpartei mit einer industriellen Bevölkerung zu rechnen hat. Auf diesen Punct concentrirt auch die Entgegnung in der „Germania" ihre Kräfte. Es heißt da, den Folgen der Umbildung Deutsch lands in ein Gemeinwesen, in welchem die Industrie eine immer mächtigere Roll« spielt, vermöge auch ein Parlament von lauter Landwirthen (und, wie hätte hinzugefügt werden dürfen: Landpfarrern) kein Heilmittel entgegenzusetzen. Zunächst erhält der „Frankfurter" eine leise aber ver ständliche Warnung vor Ketzerei: „für uns, Herr Con frater, liegt die Sache insofern klar, als wir darin (in der fortwährenden Weiterbildung des Erwerbslebens deS Volkes) eine Einwirkung des göttlichen Planes in der Ab rollung der Weltgeschichte erblicken". Hierauf wird auS- einandergesetzt, daß man, d. h. das Centrum, die Landwirth- schaft gar nicht einseitig bevorzugen und nicht auf eine Agrar politik eine Parteipolitik begründen dürfe, eben weil die Landwirthe nicht allein da seien. „Weshalb sind denn die Ostelbier in Deutschland so unbeliebt? Gerade deSbalb, weil sie ihre materiellen Interessen mit Nicht beachtung der übrigen deutschen Gaue lediglich zum Ausgangspunkte jeder politischen Thätigkeit machen". Setzt man statt „Gaue" — „industrielle Wählergruppen de» CrntrumS", so darf man annehmen, daß e« dem Straf prediger in der „Germania" e.nst ist mit seiner Aburisung. Wo die Industrie und ihre Arbeiter eine untergeordnete Rolle spielen, wie in Niederbayern, bequemt sich da« Centrum, um mit dem Bauernbunde Schritt zu kalten, ebenfalls mehr und mehr zu einer reinen „Gaupolitik", un bekümmert darum, daß, worauf die preußischen Geistlichen mit Recht aufmerksam gemacht werden, die Einseitigkeit deS Ostelbierthums die Quelle „seiner notorischen Unfruchtbarkeit an gemeinnützigen Leistungen" sei. Nicht so leicht wie mit dem geistlichen Agrarpolitiker wird der Fractionsanwalt mit dem Politiker schlechthin fertig. Das muß er einräumen, „daß das Centrum heute nicht mehr dieselben Aufgaben zu erledigen hat, die ihm in der Hitze deS CulturkampfeS gestellt waren". Daß der Mann hierbei nicht einschränkend auf die in ibrer Grundlosigkeit entlarvten Paritätsklagen und auf daS Iesuitengesctz hingewiesen hat, zeugt für seinen guten Geschmack. Den Beweis für seine Behauptung, daß das Centrum trotz des kirchlichen Sieges auf der ganzen Linie sich noch „auf der Mittagshöhe" befinde, versucht er gar nicht anzutreten. Wohlweislich. Denn das Centrum trägt die große politische Bedeutung, die eS besitzt, nicht in sich selbst, sondern empfängt sie einerseits von der parlamentarischen Constellation, andererseits von dem Drange nach dem ruevs in ssrvitium ecolsslasticum, von dem man die Machthaber er füllt sieht. Gebrauche am Johannistage. Bon E. Glaser. Nachdruck »«rbdtrn. Der Tag Johanne« de» Täufer« spielt im Bolk-aber- glaubrn eine bedeutsame Rolle. Der Ursprung diese« Festes hat mit Johannes dem Täufer nicht« zu thun, sondern ist ein heidnische« Fest unserer Altvordern und zwar da» Fest der Sommersonnenwende. Die alten Deutschen verehrten die Sonne, der sie so Viele» zu verdanken hatten, nicht nur da ganze Jahr hindurch, sondern besonder- zur Zeit der Sonnen wende. Sie hatten folgende Vorstellung: um di« Zeit des genannten Festes erreiche der Sonnengott mit seine» Sonnen pferden den höchsten Punct am Himmel, er halte hier einige Tage, überschütte die Fluren mit Glanz und Segen, kehre dann um und fahre di« Sonnenbahn wieder abwärts. Dem Sonnengott zu Ehren veranstalteten die alten Germanen in den Tagen, da sie den Souneawagen still stehend dachten, LaS Sommersonnenwendefest oder Mit sommerfest und von dieser Verehrung stammen die JobanniSfeuer. Am Sonnenwendtage suchte man durch Reibung ein neur und reine- Feuer zu erzeugen. Ein katholischer Bauer au» dem Luzernischen Amte Münster schildert rin solche» Knabenfest au» seinen Jugend erinnerungen: Zur Zeit der Sonnenwend« (namentlich um Johannis, d. 24. Juni) hat sich die Kuabenschaft de- Orte» ein HauS ausgesucht, besten Lage an einem Bächlein in der Tbalenge zum Ankenmilchbohren eine paffende, und dessen Eigenthümer mit dem Spiele im Vorau« einverstanden ist. Man wählt gern ein wohlhabendes HauS, vaS die ganze Genossenschaft zu beköstigen vermag. Mit anbrechendem Abend macht man hier in gleicher Höhe der beiden Thür- pfosten ein doppelte« Bohrloch, spreizt der Quere nach eine stark« widrrhaltige Stange hinein und verstopft sie an beiden ttprigerTagtblalt Anzeiger. Amtsvlatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Natljes und Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig.
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