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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020120026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902012002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902012002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-01
- Tag1902-01-20
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ontag, nuar 1902. adressirt sind, er 1901.) uf zuckere nrnmsionerS of zuckerhaltigen :r Angabe des gab« des Ein- für den eng!, nenn der Ein- > Untersuchung lls zollfrei an- ag des Zolles lnalhse ausge- 6 cl declarirr llbeamten der , Süßstoff ent- flichmg, unter- Lrade Journ.) arif-Ent- (Schnitzei, ig von Blart- Bronzepulvcr deitung (Ein- die zollfreien die nicht be im Satze von früheren Ent- > aufgeführtes Wcrthe nach räuter in nach § 2 des und 48 Pror. enge webe r (Grenadine, wend einzelne ht unter die irifs, Zollsatz ngewebe nach er Baryt, Schwerspath, r) unterliegt von 26 Vroc. is ist aus den it beschränkt, winde aus mhmung von nückung von lletallwaaren llen, sondern !5 deS Tarifs cy Decisions t deren Her- and befassen, en davon im We-rthe von D.-Ltr. mit vergangenen D.-Ltr. und Bezugsquelle stand in Be j Proc. der kanren 128 von Anilin- naten dieses 213 000 573 D.-Ctr. er auch um 'voc. zurück- en Staaten, gesarnmten i«n. 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Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postausschlag bei den Postanstolten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/»? Uhr, die Abend-Au-gabe Wochentag- um 5 Uhr. Re-action und Expedition: JvhanniSgaffe 8. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm's Sortim. UmversitätSstraße 3 (Paulinum), Louis Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. ciWM.TagMM Anzeiger. Amtsblatt -es Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes ««- Polizei-Amtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen. Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reclamen unter dem RedactionSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familtennach» richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zisfenisatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürderung 60.—, mit Postbesürderung .st 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: BormittagS 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei dru Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. . Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 35. Montag den 20. Januar 1902. 98. Jahrgang. Drr Krieg in Südafrika. Wieder eine Hinrichtung. * Graaffreinet, 18. Januar. Das Urtheil gegen ScheeperS, da- auf Todesstrafe lautet, ist veröffentlicht und von Kitchener be stätigt worden. Die Untersuchung gegen Kruitzinger beginnt nächste Woche. * Graaffretuet, 18. Januar. Scheepers ist heule Nachmittag erschaffe» worden. Scheepers, der den Engländern in der Capcolonie bitter zu schaffen gemacht hatte, war ihnen bekanntlich als todt- kranker Mann am 11. October bei Katting im Süden 'der Colonie in einem Farmhause in die Hände gefallen. Er war angcklogt, Eingeborene ermordet, Eisenbahnzüg« in die Luft ge sprengt und Farmen geplündert zu haben. Die Verhandlungen, die in Graaffreirret stattfanden, mußten einmal wegen eines Krankheitsrückfalles Scheepers' vertagt werden und waren am 27. Dccember wieder ausgenommen worden. Scheepers wies nach Berichten, deren Glaubwürdigkeit wir nicht prüfen können, alle Verantwortung für die sechs oder sieben Morde von sich ab, die ihm zur Last gelegt wurden, und erklärte, daß einige von diesen Morden von Van der Merwe's Leuten begangen worden seien, während in den übrigen Fällen entweder eingeborene Kundschafter in einem Rückzugsgefechte getödtet, oder die Opfer sonst durch Fouche's oder Kruitzingec's Leute ermordet worden seien. Er gab zu, daß er einen eingeborenen Spion bei Worcester getödtet habe, aber erst, nachdem der Mann durch ein Kriegs gericht für schuldig befunden worden sei. Züge hätte er zerstört, um die Versorgung der britischen Truppen mit Vorräthen zu verhindern. Er habe seine Gefangenen mit großer Milde be handelt. Er hab« sie zwar gezwungen, zu gehen, aber in schwie rigem Gelände habe er ihnen Pferde gegeben und sie mit der selben Nahrung versorgt, wie seine eigenen Leute. Er leugnete, seine Gefangenen dem Feuer ihrer eigenen Kameraden ausgesetzt zu haben und erklärte, er habe sie im Gegentheil geschützt. Er gab zu, in zwei Fällen Eingeborene gepeitscht zu haben, weil sie die Anwesenheit der Boerm auf Farmen gemeldet hätten, aber diese Bestrafung sei auf Wunsch der Farmer selbst erfolgt. De Wet's Befehl sei gewesen, solche Angeber streng zu bestrafen. Bei einer Gelegenheit habe er einen eingeborenen Kundschafter nur gepeitscht, den er nach De Wet's Anweisung hätte erschießen muffen. Seit seinem Einbruch in die Colonie habe er De Wet's Kundmachung mit Anordnung von Vergeltungsmaßregeln im „Graffreinet Advertiser" gelesen und danach gehandelt wie Fouche, Van der Merwe und aridere Commondanien. Er habe strengen Befehl gehabt, allebritischen Unter- thanen in der Colonie, die die britischen Truppen gegen die Boeren unter st ützten, zu bestrafen und Regierungsgebäude zu zer stören, und darum habe er Regierungshäuser nievergebrannt und Eisenbahnen zerstört. Er habe niemals Van der Merwe oder Fouche Befehl gegeben, bestimmte Maßregeln auszuführen, denn diese Commandanten, die denselben Rang hätten wie er selbst, hätten seine Befehle nicht annehmrn können oder wollen. Er fügt« hinzu, er sei Freistaater und mit der heliogra phischen Abtheilung in Bloemfontein verbunden gewesen. Zum Schluffe erklärte er, seine Gefangenen hätten sich niemals bei ihm beklagt, daß sie Hunger litten oder sonst schlecht behandelt würden. * Kimberley, 19. Januar. („Reuter's Bureau".) Bei der Einnahme einer Boeren st ellung mkt dem Bajonett in der Nähe von Griquatown wurden «inMajor und vierManngetödtetundfünfMannschwrrver- w u n d e t. * Calcutta, 19. Januar. Etwa 6000 Mann, di« ver schieden«» in v i schen Regimentern entnommen sind, gehen demnächst nach Südafrika ab. vom Präsidenten Krüger. Ueber mehrer« Unterredungen eines Mitarbeiters der »Täg lichen Rundschau", PfarrerSchowalter mit dem Prä sidenten Krüger in Audienzen vom 8. und 15. d. M., ist ein amtliches Protokoll ausgenommen. Die »Rundschau", welche stets energisch für die Boeren eingetreten ist, sieht sich in den Stand gesetzt, die Hauptsache daraus, di« zugleich die Anschauung aller in Europa sich befindenden Regierungsvertreter der beiden Boerenrepubliken wiedergiebt, im Auszug zu veröffentlichen. Herr Schowalter: Ist Ew. Hoog Edelen immer noch der zuversichtlichen Hoffnung, daß der Boeren Sache siegen wird? Präsident: Ich bleibe fest in der Ucberzeugung, daß der Herr unserer gerechten Sache zu seiner Zeit, sei eS, wann es sei, Rettung und vollen Erfolg schenken wird. Herr Sch.: E. H. E. vermag also zu bekräftigen, daß der Krieg, was die Brtheiligung der Boeren dabei anlangt, aus keinerlei Motiven entsprungen ist, die gegen die Gerechtig keit und gegen Gottes Wort sind? Es wird aber oft behauptet, die Politik Transvaals wäre anders gew«sen und hätte den Krieg vermeiden können, w«nn sie nicht auf di« Hilfe be freundeter Mächte vertraut hätte. Man will sogar die Regierung gewarnt haben, nicht allzu sehr auf fremde Hilfe zu vertrauen! Präs.: Die Republiken hätten nie Krieg geführt, wenn sie nicht dazu gezwungen worden wären, um ihre Selbstständigkeit und Freiheit zu behaupten. Sie haben nur das Schwert von sich gewendet, das auf sie gerichtet war. Und sie haben daS ge than allein im Vertrauen auf den gerechten Gott. „Setze dein Vertrauen nicht auf Fürsten". Dieses Wort stand immer vor meiner Seele; vielleicht mit Ausnahme eines Momentes mitten im Kriege. Aber dabei hatte ich und habe ich noch allezeit daS Vertrauen, daß derselbe gerechte Gott die Mächte, die heute noch von ferne zusehen, dazu aufrufon kann, das Wort auszusprechen: „Haltet ein mit dem Mord!" Und dann muffen si« gehorchen. Es liegt Alles in Gottes Hand. Herr S ch.: Ist es wahr, daß, wie auch in manchen Boeren- versammlungrn gesagt wird, die Boeren gar kein« Inter vention mehr wünschen, weil sie den Boeren blos ihre Vor- theike nehmen könnte? Präs.: Wir werden jeder Zeit für Inter vention dankbar sein, denn wir wollen keine Vortheile, sondern nur Ruhe und ehrenvollen Frieden. Und wenn eine Vermittelung den Krieg auch nur um einen Tag kürzen könnte, so würden wir es mit Dank begrüßen müssen im Namen Derer, deren unsagbares Lei'den dadurch vermindert würde. Aber wir wären nicht dankbar für eine Intervention, die nicht mit unserer Forderung der Unabhängigkeit rechnete. Einen Frieden, wie man ihn von englischer Seite oft vorgeschagen hört: „Erst Unterwerfung, dann ein« Art von Selbstregierung!" werden wir nie annehmen. Was hätte sonst alle Freundschaft für unser Volk für «inen Sinn? Das hieß«, den britischen Strick um den Hals tragen, hängen, und nun anhören müssen, wie man uns sagt: „So, nun könnt Ihr nach Belieben Körper, Arme und Beine bewegen, wir haben Euch Selbstregierung ge währt." Ob man diese Glieder dazu noch m«hr oder weniger schön costllmirt, das kann für uns nicht von Bedeutung sein. Nein, dann lieber auf das Recht allein weiter vertrauen. Herr Sch.: Was werden die Boeren einst höher schätzen an der Arbeit ihrer Freunde: den Protest gegen die Verletzung des Völkerrechts oder die Geldsammlungen? Präs.: Den höchsten Werth haben beide Dinge erst in ihrer Verbindung. Die Geldsammlungen sind hohen Dankes würdig, denn das Elend bleibt bei Allem, was gethan wird, noch gar groß.*) Aber wenn es so weiter gehen soll, wi« bisher, so werden Frauen und Kinder bald ausgestorben sein; dann bedarf es auch keiner Geldunterstüdung mehr. Herr Sch.: Was erscheint E. H. E. wünschenswerther für die Sendungen an die Lagerbewohner: Geld oder Kleider? Präs.: Es ist sowohl Geld nöthig als auch Kleidungsstücke. Für Dinge, die an Ort und Stell« billig zu haben und dort allein zweckmäßig herzustellen sind, empfiehlt sich Geld sendung, für andere Ankauf in Europa und Ueber - srndung nach dorten. Fertige Kleidungsstücke empfehl«!, sich weniger, als Stoffe und Ntaterralien zu ihrer Herstillung. Denn dadurch bekommen di« Frauen in den Lagern selbst Beschäftigung, dir sie etwas aufrafft und ihre Lage orrgeffen läßt. Welche Sachen an Ort und Stelle zu beschaffen sind und welche nicht, läßt sich bloS im Einvernehmen mit dortigen Comitös bestimmen. Herr Sch.: Würde es von Werth sein, wenn die deutsche Re gierung von der englischen für rin Mitglied eines deutschen HilsScomitss di« Erlaubniß erwirken könnte, selbst die Con centrationslager zu besuchen und die plan mäßige Vertheilung der Gelder, die bisher fehlt, vorzu nehmen? Präs.: Ich halte das für einen guten Gedanken; voraus gesetzt, daß diese Person die Sprache bes Landes versteht und sich mit unterrichteten Freunden über die Orte, wo die Noth am dringendsten ist, besprechen kann und will. Herr Sch.: Wird das Boerenvolk durch Alles, was es in diesem Kriege durchmacht, seinen religiösen Glauben und die Schwungkraft seiner Ueberzeugung nicht einbüßcn, so daß da durch der ganze Volkscharakter wird verändert werden? Welche Wirkung auf daS Volksleben würde nach E. H. E. Meinung ein Unterliegen im Kampfe Hervorrufen? Präs.: Ich glaube in keinem Falle an «ine Einbuße an religiöser Kraft. Die Wunder, die in diesem Kr.cge bisher ge- fcheb«n sind, sind für jedes Volk und jeden Menschen so auf fallend, daß man darin die Hand Gottes erkennen mutz. Mein Butt wird, hierdurch gestärkt, in des Herrn Kraft stets seine eigene Kraft erneuern. Und sollte der Zeitpunct kommen, wo es den Menschen scheinen könnte, aks ob unser Volk unterginge, so wird es doch, aus der Vergangenheit neue Kraft schöpfend, sich wieder aufrichten im Glauben und den Kampf fortsetzen bis zum endlichen Siege. Denn es weiß, daß der Herr, wie vor Altars, so auch nun noch ein Volk, das auf ihn vertraut, wohl prüft, aber nie völlig untergehen läßt. Ja, ich glaube, dieser Krieg mit seinen wunderbaren Er scheinungen wird nicht blos unser Volk, sondern auch andere Völker stärken in dem Vertrauen zu Gottes Wunder thuendec Hand. H r. S ch.: Von mancher Seite sucht man die Sympathie mit dem Geschick der Boeren abzuschwächen durch die Behauptung, die Boeren hätten auch nie Mitleid mit den Eingeborenen ihres Landes gehabt und z. B. der Mission entgegengearbeitet. Nun habe ich wohl dieser Tage die E. H. E. bekannte Schrift von *) Wenn z. B. auf einmal eine Million Mark unter die 100 000 Lagerbewohner vertheilt würde, so bekäme Jeder 10 I Das würde bei den dortig«» Lebensmittelpreisen ungefähr für I eine Zugabe von Kartoffeln auf eine Woche langen. I Pfarrer Spoelstra („Sind die Boeren Feinde tder Mission?") in deutscher Bearbeitung herausgegeben, möchte aber doch gern von Ihnen persönlich hören, wie sich E. H. E. zur Missionssache stellen. Präs.: Ich muß auf das Entschiedenste bestreiten, daß die Klage über die Missionsferndschast der Boeren 'begründet ist. Die Regierung hat von Anfang an die Verkündigung des Evan geliums unter den Heiden auf alle mögliche Weis« befördert, z. B. durch Schenkung von Grund und Boden an Missionsgesellschaften, durch Vorbereitung des Missionswerkes bei den Häuptlingen der Koffern, durch Schutz der Missionaare u. s. 'w. Ebenso haben sich privatim Viele für das Missionswerk interessirt. (Der Prä sident führte dabei einzelne Beispiel« an, darunter auch sich und seinen Bruder.) Di« Missionare, die ihrem Wirkungskreise getreu blieben — und zur Ehre der Missionare darf ich sagen, daß es nur ver einzelte nicht blieben —, wurden von Regierungswegen unter stützt und gefördert. Aber es gab auch Misstonare, die sich neben der Verkündigung des Evangeliums noch mit der Reparatur von Gewehren für die Eingeborenen beschäftigten. Hierdurch wurde der Schmuggelhandel unterstützt, und das konnte die Regierung nicht dulden. Sie durfte es auch nicht, sonst hätte England über gebrochene Verträge klagen können. Der Zandriviertraktat von 1852 bestimmte in § 5, daß keine Munition über den Vaakfluß gebracht werden dürfe ohne Genehmigung der Boeren; und in 6 verpflichten sich Boeren und Engländer, „daß aller Munitions verkauf an Eingeborene verboten ist, sowohl seitens der britischen Regierung wie auch seitens der Boeren-Emigrantcn zu beiden Seiten des Vcralfluffes". Fortwährend wurden nun aber mit Hilfe von Engländern aus Kimberlen und auch anderen Orten Gewehre und Munition für die Eingeborenen einge schmuggelt. Die Missionare unterstützten durch ihr Verhalten — mit Absicht oder aus Mangel an Einsicht — die Munitions lieferungen. Dadurch kam cs zu unangenehmen Auftritten zwischen ihnen und den Boeren. Die Boevenregierung mußte zu'dem auf Grund ihres Vertrages den Eingeborenen die Waffen wieder abnehmen lasten, und di« Folgen lagen dann auf der Hand: die Eingeborenen wehrten sich, und die Regierung, die den Aufstand unterdrücken mußte, kam in den Ruf der Grau samkeit gegen die Schwarzen. politische Tagesschau. * Leipzig, 20. Januar. Die social demokratisch en Agitatoren sind zu be neiden: ihre Gegner liefern ihnen fast täglich den wirksamsten Stoff zur Verhetzung. Am Sonnabend war der Reichstag Stoffliefcrant; daS Bild der Oede, daS bei der Weiter besprechung der socialdemokratischen Interpellation über die Arbeitslosigkeit bot, ist wie kaum ein anderes geeignet, den „Genossen" als Beweis für die Gleichgiltigkeit der „herr schenden Elasten" gegen die Leiden der „unterdrückten" vvr- aesührt zu werden. Wenn zur Erörterung eines solchen Themas kaum drei Dutzend Abgeordnete sich cinfinden, so müßten die socialdemokratischen Redacteure und Redner ihr Geschäft schlecht verstehen, wenn sie eine solche Thatsache nicht gründlich für ihre Zwecke auöbeuteten. Es glanzte ja allerdings auch die Mehrheit der socialdemokratischen Fraction durch Ab wesenheit, aber daS wird von den „Genossen" übersehen oder entschuldigt, und jedenfalls entschuldigt eS die Mitglieder der Feuilleton. Rittmeister Eckhoff. Roman von A. von Trystedt. Nachdruck verboten. Erstes Capitel. „Sie bedürfen der Erholung, Fräulein Stephanie, bitte, verplaudern wir doch den nächsten Tanz!" Die junge Dame, welcher diese, in einem iief zärtlichen Ton gesprochenen Worte galten, lehnte in der That, heftig äthmend, wie aufgelöst im Arm ihres Tänzers. Zum ersten Male vernahm sie die Laute inniger, angstvoller Besorgniß von diesen Männerlippen, zum ersten Male wagte Bernhard Eckhoff es, sie bei ihrem Vornamen zu nennen, und aus treuen, werbenden Augen die Sprache des Herzens zu ver- rathen. Und so bestimmt Stephanie diese Wendung vorausgesehen hatte, so fatal war sie ihr. Es war dem schönen Mädchen Alles daran gelegen, ein Alleinsein mit diesem Manne zu ver meiden. Ein Etwas in ihr warnte sie davor, ihn zu demüthigen, wie sie, die „Salonkönigin", schon so manchen Anderen ent täuscht« und abfertigte. Einen Moment freilich war sie versucht, all' die Unnatur abzustreifen, die ihr junges Gemüth einengte, wie di« Larv« den bunten Falter umschließt. Ihr Herz wallte der Sonnengluth reiner Liebe entgegen, ihre Seele lechzte, jauchzte dem freien Lichte zu! Ach, sich jetzt hingeben zu dürfen, sich tragen zu lasten von dem Glücke, das aus der Brust emporflukhet — nicht äußere Vortheile, anspruchsvolle, praktische Lebensbedingungen erwägen zu müssen, daS dünkte sie Himmelsseligkeit! War all' d«r Prunk, der gleißende Schein, der sie rings um gab, denn im Stande, dauernd über ein liebeleeres Dasein hin wegzutäuschen? Der blendende Glanz des Glühlichtes, das gleichmäßig, in TageShelle vom Kronleuchter herabfloß, erschien ihr plötzlich so kalit, und mit dem Blumendust, der die weiten Räume durch wehte, glaubte sie, eine feindliche Macht auf sich eiichringen zu fühlen; die seidenen Schleppen, die rauschende Musik, de- Ball- festeS ganzer Zauber, dem sic sich sonst so bedingungslos hin zugeben Pflegte, ödete sie plötzlich an, jagte ihr etwas wie sinn lose Angst ein, und fröstelnd in sich zufamminschauernd, schmiegte Stephanie sich enger in den Arm, der sich wie ein« feste, sichere Stütze um ihre schmiegsame Taille gelegt hakte. Einen Moment Preßte Bernhard die schlanke, herrliche Ge stalt fest an sich, einen flüchtigen Augenblick lang nur, dann legte er ihre schmale, reizend geformte Hand fest auf seinen Arm, und führte sic langsam einem der lauschigen Nebenräume zu, wo das Licht weniger indiscret strahlte, und die wahrhaft betäubende Atmosphäre des Ballsaales einem frischeren Luft strom wich. Stephanie wußte allerdings, daß sie hier geliebt wurde, aber nicht entfernt ahnte sie, welch' ein stürmisches Glück ihre scheinbare Hingebung, ihr schweigendes Zugeständniß auf eine stumme Frage hervorriefen. Bernhard hätte es ja am liebsten hrnauSjubeln mögen, daß sein Vertrauen ihn nicht getäuscht, daß Stephanie die Probe be standen hatte, glorreich, in echter, selbstloser Liehe. Dort, gegen eine Säule gelehnt, stand Erich von Schleinitz, der „Skeptiker, der ungläubige Thomas", welcher mit seinem Mißtrauen auch Bernhard fast angesteckt hatte. Schleinitz hatte sich der jüngeren Schwester Stephanie'- zu- gewanvk, er tanzte fast ausschließlich mit der blonden Eva, ohne freilich dasselbe Verständniß zu finden, wie Eckhoff bei seiner Stephanie. Eva lachte den flotten Tänzer aus lustigen Kinderaugon an, die leisen, zärtlichen Andeutungen Erich'» verstand sie nicht einmal, ihr Herz war ganz unbetheiligt. Freilich lag oft ein verträumter Ausdruck in diesen blauen, schelmischen Augen, aber Schkinitz galt diese kaum bswußte Sehnsucht nicht, das hakte er sich bereits seufzend eingestanden. ES war etwa- wie ein Geheimniß, da- die beiden Freunde Bernhard Eckhoff und Erich von Schleinitz mit etnander theilten und streng vor Jedermann behüteten. So viel sei jedoch verrathen, daß Erich den Freund ein dringlich vor Stephanie'S Nixenaugen gewarnt hatte, daß er ihr jede wärmere Seelenregung absprach, und sie zu jenen Koketten rechnete, denen wahres Empfinden fremd ist, welche Unheil stiften ohne Ende. Bernhard aber hatte sich eines Bester«» nicht belehr«, lasten wollen. Er vertraute diesen unorgründkichen Sternen, die ihn so strahlend grüßten. Mit der ganz«» Schwärmerei eine» unberührten Herzen hatte er sich dem LultuS dieser Liebe gewidmet! Stephanie war sein« Göttin, seine Heilige, seine Gebieterin — »sie liebt« ihn" — dafür pachte er sie mit oll' dem R«ichkhumr seine» goldtreuen GemlltheS zu überschütten, all' die herrlichen Eigenschaften seine» groß veranlagten Sinnes ihr zu Füßen zu l«g«n — sie war zum Inhalt seine» Leben» geworden, alle Hoffnung«» und Wünsche, dir drr Zukunft galten, waren mit Stephanie eng verknüpft. Seit wenigen Monaten erst kannte er sie, vorher hatte Erich ihm nur von ihr gesprochen, ihn gewarnt und beschworen, Sie- phanie zu meiden; Bernhard aber schüttelte zu all' den Er mahnungen den Kopf. „Fürchte nichts für mich, mein Herz ist von einem feuer sicheren Stoff umschlossen, es liegt mir aber daran, ein be stimmtes Urtheil über jenes Mädchen zu erlangen. So war er nach L. gekommen, hatte jene Festlichkeiten be sucht, deren Stern Stephanie war, und auch bald Gelegenheit genommen, sich ihr verstellen zu lasten. Er erkannte sogleich, daß sie Gefallen an ihm fand, und dieses Bewußtsein, von dem schönen, vielumworbenen Mädchen ausgezeichnet zu werden, beglückte ihn so grenzenlos, daß er alle skeptischen Vorsätze vergaß, seinem Herzen, das in heißer Liebe entflammte, keinen Einhalt gebot, und jetzt kaum den Moment erwarten konnte, wo er seine Werbung aussprechen, der Heißgeliebten sein ganzes Sein zu Füßen legen durfte. Während er sich bedingungslos eimm süßen, betäubenden Liebesrausch hingab, wurde tue junge Dame an seiner Seite von den widerstreitendsten Gedanken und Empfindungen bewegt. Sie hakte ihre Haltung und auch ihren Gleichmuth zurück gewonnen. Allerdings bemitleidete sie sowohl Bernhard wie sich selbst. Ihres Herzen» wegen auf äußer« Vovtheile zu ver zichten, erschien ihr jedoch schon jetzt, wo sie den Ausgang des Saales noch nicht einmal erreicht hatten, so abgeschmackt wie zuvor. Nur kurz rang sie mit einem Entschluß. Dann sah sie zu ihrem Begleiter auf. Und da verließ sie die Ruhe nun doch wieder ein wenig. Sin Seufz« stahl sich von ihren blühenden Lippen. Er war ein so ungewöhnlich stattlicher, intereffairter Mann, dazu so herzig, so recht geschaffen, um ein Mädchenherz zu gewinnen. In seiner schlanken Gestalt lag etwas Eisenfcstes, sie er innerte an einen Baum, der wilden Stürmen trotzt. Auch das breite Kinn verrieth Energie, von der hohen Stirn leuchtete ein unbeugsamer Wille. Aber der von einem flotten Schnurr bart gezierte Mund konnte so harmlos, so herzlich lachen, und aus den blauen, etwa» tiefliegenden Augen strahlte so viel Güte und naiver Humor, daß man leicht geneigt war, Eckhoff für einen ebenso vergnügten wie anspruchslosen Menschen zu halten, welcher sich allen Situationen widerstandslos anpaßte. Stephani« war nun aber nicht nur «in schöne», sondern auch ein kluge» Mädchen, und mit dem den Frauen eigenen Fein gefühl hatte sie recht wohl erkannt, daß Eckhoff, wenn es darauf ankam, sicher nicht giwillk war, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Ha, sie fürchtete sogar, daß er zonnaer, starrsinniger sein könne, aks alle anderen Cavaliere ihres Bekanntenkreises, welche bei Weitem nicht so harmlos dreinschauten wie Bern hard, und sich weniger geduldig verhielten den Launen und Capricen schöner Mädchen gegenüber. Stephanie seufzt« noch einmal so recht aus tiefstem Herzens grund, denn soeben hatten sie den Ballsaal verlassen — wohl- thuendes, gemäßigtes Licht und liefe Stille umfingen sie nun Beide. Wie durch einen rosigen Nebel sah Bernhard das leuchtend schöne Antlitz der Geliebten, das lichtgrüne, duftige Ballkleid, die weißen Rosen, mit denen die entzückende Toilette ge schmückt war. Stephanie erkannte, daß die nächste Secunde die gefürchtete Wendung bringen mußte. Was sollte sie beginnen? Wie hilfe suchend hielt sie Umschau. Aber keiner ihrer „Getreuen", den sie hätte heranwinken können, befand sich in der Nähe. Sie nahm all' ihren Muth zusammen und verbarg ihr wachsendes Unbehagen unter einem muthwilligen Lächeln. Jctzl verrieth auch ein Aufleuchten ihrer Augen, daß sie endlich einen Ausweg gefunden. „Misten Sie, was eine Mädchenverschwörung bedeutet?" fragte sie mit schelmischer Geheimithuerei. „Stephanie —", sagte er nur, bebend, von Liebe und Sehn sucht nach einem Kuß von den blühenden Mädchen tippen über wältigt.' Sie legte ihre kleine Hand auf seinen Mund. „Nicht jetzt, nicht heute, bitte, bitte, mein Freund, hören Sie mich an!" Sie hatte ihre Hand, noch ehe sie Bernhard fcsthalten konnte, schon wieder zurückgezogen. Er stand unter ihrem Banne. Nur seine trunkenen Blicke verriethen alles Entzücken, alle Selig keit, die ihn durchfluthete. Stephanie vermied es, still zu sichen. Langsam durchschritt sic mit dem jungen Mann zwei Räume und kehrte dann wieder bi- zum Saaleingang zurück. Man konnte das Paar dort ge nau beobachten und Jeder mußte sehen, daß es sich in zwangloser Unterhaltung befand. „Wie gefällt Ihnen meine Freundin Margot Franke?" fragte sie ganz unvermittelt. Bernhard deutete durch eine ungeduldige Bewegung an. daß er nicht verstehe. „Was kümmert mich Margot Franke?" wollte er sagen, aber kein Ton drang über seine bebenden Lippen. Die Situation war zu ungewöhnlich und seine Liebe zu tief, zu heiß empfunden. Das Einzige, dessen er fähig ge wesen wäre, feinen Arm um Stephonie's Schultern zu legen und sie in stummer Ucbcrseligkeit an sich zu ziehen, wehrte sie ihm. Er respectrrte ihren Wunsch, aber er war unfähig, etwas Anderes zu empfinden, als ihre beglückende Nähe, als den seltsamen Zauber, der diese unvergeßliche Stunde umspann.
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