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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040411019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904041101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904041101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-11
- Monat1904-04
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BezugS-PreiS 1» d«e Haupterpedtttcm oder der«, Auraade» pelle« aogetzolt: viertrliährttch 8.—, bet jweimaltgrr täglicher Z»ftell»»g t»t Hau« 8.7b. Durch die Post bezogea für Deulsch- laud ». Oesterreich vierteljährlich ^l 4b0, für di« übrige» Länder laut ZrituugSpretSltstr. Ae»«ktto> m»d Extzedtttour Aoh«m1«gaste 8. Fernsprecher lüS u. SSL. Ktltalertzedtttone«: Slsredtzahu, Buchdandlg., UniversttätSstr. S Gernspr. Nr. 4Ö4Ü). ü Lüsche, Katharine»« Miß» (Kerusprech« Nr 2V8K, u. Künig«. platz 7 (Fernsprecher Nr. 7Ü0K). DreStzenr Marirnstraße 34 (Ferusprecher Amt INr. 171». 0«»Pt-Filt«le verlt»: LarlDuucker, tzerzg'.Bayr.Hofbuchbaudlg- Lützowsttaß« tO(FerusprecherLmtVLRr.46Ä.) Morgen-Ausgabe. WpMer.Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt ves ÄSniglicheu Land- «nd des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates «nd -es Vokizeiamlcs der Ltadt Leipzig. Nr. 182. Montag den 11. April 1904. Anzeigrn-PrriS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklame» unter de« Redakttouüflrich (4grspallr»> 7V L. «ach de» Famtlirnnach- richteu (6 gesparte») bO -ch. Tabellarischer u»d tziffernsatz rutsprechend höher. — Gebühre» für Nachweisungen »»d Osfertenannahme 2K 4- Otztr—veUu«e« (gefalzt), »ur mit der Morgen-Ausgabe, oh ar Postbefücdemmg ^l SOt—, mit Postbefdrderung 76.—. Atmatzmeschlus, für Aazft«e«r Abend-Ausgab«: vormittag- »0 Uhr. Mor-e».*«»saber »achmitt»-« 4 Uhr. Anzeige» find stet« au die Expedition zu richte». Die «rvedttio» ist Wochentag« uaunterbroche» geSflnet von früh 8 bis abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pal» i» Leipzig (Inh. vr. R. A ». »tt»ktz«r»^ S8. Jahrgang. Feuilleton. Theater. Leipziger Scha«spielha«». Gastspiel Felip Schweighoser. Wie wir schon in unserer gestrigen Vornotiz be richteten, hat Felix Schweighoser am Sonn abend sein auf mehrere Abende vorgesehenes Gastspiel begonnen, und die Auspizien, unter denen dies geschah, sind glänzende, vielversprechende gewesen. Der Künst ler bat seit ungefähr zwei Jahrzehnten nicht mehr auf Leipziger Brettern gestanden. Es ist schon deshalb als ein Verdienst der Direktion Hartmann anzusehen, ihm Gelegenheit gegeben zu haben, sich vor seinem Abschiede von der Bühne auch in Leipzig noch einmal zu be tätigen. Und das Leipziger Schauspielhaus hat mit diesem Gastspiele einen guten Griff getan. Der einst so gern gesehene Gast bat keinen seiner hiesigen Ver ehrer verloren. Das Theater war dicht beseht und nach dem lauten und ehrlichen Beifall zu schließen, den der Künstler fand, werden die folgenden Abende ausver- kaufte Häuser für Herrn Direktor Hartmann bedeuten. Schweighoser will sich verabschieden von seinen Leipziger Freunden. Er ist willkommen, nicht als Scheidender, sondern als Agierender, denn trotz der zweiundsechzig Jahre, die er zählt, hat seine Frische, seine Agilität kaum nachgelassen. Vor zwanzia Jahren etwa, alS der gefeierte ehemalige Wiener Darsteller noch am Residenztheater in Dresden tätig war, soll eS in Leipzig zum guten Ton gehört haben, Gchweighofer in den kraftvollen Tvpen österreichischer DolkSstücke ge sehen zu haben. Er ist dem Genre, das er in jüngeren Jahren pflegte, treu geblieben. DaS bekannte „Nul- lerl" von Karl Morre mit der gefälligen Musik von Vincenz Vertl hat er mitgebracht, und am Sonnabend als Null Nnerl mit Geschick und Frische jene weichherzige, etwas sentimentale Vorsehung gesvielt, die die wahrhaft Liebenden zusammenfiibrt, die Guten be lohnt, die Dösen straft, und schließlich selbst von der Mutter Schicksal das verdiente Zuckerplätzchen in Form einer Sinecura oder dergleichen erhält. Schweiabaser gehört zu den Darstellern, die auf einen handfesten derben Realismus eingeschworen sind. Die Leute, die er uns zeigt, sind scharf gesehen und gut wiedergegeben, und eine Menge kleiner Beobachtungen verleiht seinen Menschen den Stempel des Festen des Ueberzeugenden. Er ist ein guter Charakteristiker und von der Seite des Charakteristischen her empfangen alle Wirkungen, die ernsten wie die heiteren, Leben und Vertiefung. Wie vortrefflich hat er die Scenen gespielt, in denen es sich um den Ring des Gabi handelt. DaS Wohlbehagen, mit dem er sich dem Genüße deS Butterstrudcls hingibt« die Liebe, mit der er an seiner Zither hängt, die Er schütterung, die ihn packt, als der Ouarzhirnbauer ihn einen Kuppler und Tagedieb nennt, der verärgerte Eifer, mit dem er an der Drehbank arbeitet, während er die alte Einlegerin Agerl abkanzelt, nachdem sie zum so und so vielsten Male beteuert, daß ihr Vater ein reicher Bauernsohn gewesen sei, und schließlich, wenn er vor dem Trünke daS Bier aufschllttelt, — das alles sind vor trefflich beobachtete und ebenso vortrefflich neugestaltete Einzelziige gewesen. Und doch ließen sich an der Leistung ScbweighoferS Ausstellungen machen, Ausstellungen, die man immer findet, wenn man einenSchansvieler in einer Rolle siebt, die er schon Hunderte Mal gespielt hat. Auch die Maske, so weit es sich um das Gesicht handelte, ist zu schwer, zu derb gewesen, sie war, was man ..ver- schminkt" nennt. DaS kann jedoch der Gesamtleistung keinen Eintrag tun, Schweiabaser wird ftir die kom mende Wache die Sehenswürdigkeit Leipzigs sein. Die Aufführung selbst war im großen und ganzen gut und auch die einheimischen Kräfte, auf deren Leistun gen des Raummangels wegen nicht näher eingegangen werden kann, gaben mit wenigen Ausnahmen recht ante schauspielerische Leistungen. 7,. sss, Wissenschaft. ch Ein Wichtiger «rchiolv^scher Au»d ist von Professor Furtwängler, der zur Feit m Griechenland Uebei» ietzungen und Ausgrabungen unternimmt, gemacht worden. Der große, von dem Künstler Batbykle» Magnesia ge« arbeitete, ausS reichste geschmückte Thronsessel, welcher un Heiligtum de« Apollon von Smvtla« bei Sparta unter freiem Himmel stand und da» alte Idol d«« Avollon trug, da» etwa 1V w hoch war, ist 1SV1 von einem griechischen Gelehrten luügegraben worden; dieser glaubte al» einzigen Rest di» "NironeS ein rohe? auS Feldsteinen gemachte» halbkreisförmige» Fundament anseben zu müssen, das er ausdeckte. Die neue Untersuchung und Grabung durch Furtwängler hat mm nach der Münchener „Allg. Ztg." ergeben, daß dies nicht das Fundament deS Thrones, sondern nur das ernes großen alten Opferaltars war, daß das Fundament des Thrones dagegen, von schönster Quaderarbeit, zum Teil noch unter der auf de: Spitze des Hügels gelegenen alten Kirche Hagia Kyri aki erhalten ist (neben und unter einem bisher allein fiche baren, byzantinischer Zeit angehörigen anderen Fundament aus antiken Blockens, sowie daß zahlreiche, auS Marmor be stehende Stücke deS Throne» sowohl in diese Kirche als in andere alte Kirchen der ganzen Umgegend verbaut sind. Mehrere für die Rekonstruktion des Thrones sehr wichtige Stücke ist es, freilich mit großen Schwierigkeiten, gelungen, aus diesen flir. chcn herauSnehmen zu lasten; andere wurden bei den Aus grabungen gefunden. Der Thron kann nach diesem Funde kaum vor dem Anfang des fünften Jahrhunderts entstunden sein. Leider mußten die Untersuchungen für jetzt unterbrochen werden, da die für die Vcrvollständiauna unumgänglich not» wendige gänzliche Niedcrlegnng der Kirche Hagia Kyriaki, in welcher noch viele Stücke des Thrones stecken und unter der das Fundament desselben quer durchgeht, zur Zeit noch nicht ausführbar ist. Es sind dazu noch Verhandlungen mit den geistlichen Behörden nötig. Das griechische Ministe rium des Unterrichts hat Prof. Furtwängler bereit willigst versprochen, alle nötigen Schritte nach dieser Ruhlnnz zu tun, und ihm das Vorrecht überlasten, die Untersuchung an Ort und Stelle zu Ende zu führen. 1. Die Vulkane der Erde. Die Belgische . Gesellschaft für Astronomie" hat ein Programm für die Veröffentlichung einer Monographie über die Vulkane der Erde angezeigt. DaS Werk wird einen Atlas enthalten, der eine allgemeine Karte der Bulkan- verbreitung im Maßstab von 1:40 000 000 und lO besondere Karten für die einzelnen Gebiete im Maßstab von 1:8 MO 000 bringen soll. Außerdem sollen Beschreibungen, Tabellen und kleinere Karten zur Veranschaulichung der verschiedenen vulkanischen Zonen beitragen. Das Unternehmen wird unter der Leitung des berübinten Geologen ElisSe Reclus stehen. Um den Erfolg zu sichern, ist eine Subskriptton eröffnet worden; der Preis des ganzen Werkes ist auf nur 20 festgesetzt worden. D Et«e neue wiffenschaftltche «ründ»ns in England. In England ist «ine Bewegung »ingeleitet worden, von der die Be- gründung einer Art von naturwissenschaftlicher Gilde bezweckt wird. Di» Absicht ist, al» Mitglieder alle Leute im ganzen britischen Reich zusammenzubringrn, die an der Naturwissenschaft und ihren Anwen dungen Interesse haben, und dann durch gemeinsame Arbeit darauf hinzu« wirken, daß dem Volk ein Verständnis für die Notwendigkeit der Ver wertung solcher wissenschaftlicher Methoden in allen Zweigen der menschlichen Betätigung beigrbracht werde. Die Organisation soll aus eine ganz populäre Grundlage gestellt, die Mitgliedschaft jedem, obne Unterschieb de» Geschlechts, zugänglich gemacht werden. An der Spitze der Bewegung stehen nach einer Angabe deS „English Mechanik" di« hervorragendsten Vertreter der Wissenschaft: William Ramiay, Archibald Geikit, der erste Lord der Justiz, Michael Foster ». A. Var Aichligrtt vom Lage. * Die Matrikularbeitriige der Bundesstaaten werden die Ueberweisungeu für 1903 um etwa 24 Millionen Mark übersteigen. DaS finanzielle Verhältnis der Einzel staaten zum Reiche hat sich also nicht besser gestaltet als erwartet. * Ma» erwartet, daß die Stilllegung von Zechen im Ruhrreviere nicht zu Arbeitseinstellungen führen wird. * Der schwedische Reichstag bat einen Gesetzentwurf, betreffend die Einführung der fakultativen Zivil ehe, auch für den Fall, daß Mann und Frau Mitglieder der StaatSkirche sind, angenommen. vir rSchrirche ?aklameittr«o»e. „Volldampf voraus!" ist jetzt die Losung. Gleich am Mittwoch erledigten die von den heimatlichen Penaten mit neuen Kräften zurückgekehrten Landboten eine statt liche Tagesordnung. Leipzig war an den Bewilli gungen dieses TageS besonders stark beteiligt. Acht Millionen wurden als zweite Rate für die neuen Bahn- hofkanlagen und reichlich zwei Millionen für Loko motivenstände in Leipzig-Engelsdorf bereit gestellt. Dann hatte der Geheime Rat vr. Ritterstädt, der sich trotz mancher ernstlichen Anfechtung aus der Aera Watzdorf in die neue Zett herübcrgerettet hat, einige Sünden jenes überschreitungssrohcn Systems zu verteidigen; er erhielt aus der Kammer die tröstliche Versicherung, daß die Finanzdeputation v. die Nachpostulate für den Bau dec Linien Altenburg-Langenleuba und Schönbörnchen- Meerane so scharf wie irgend möglich unter die kritische Lupe nehmen werde. Bei der Schlußberatung zu dem Gesetz über die Orga nisation des ärztlichen Standes in der Zweiten Kammer ist über die eigentliche Vorlage herzlich wenig geredet wor den. Im Vordergründe stand der Leipziger Aerzte streik oder „Aerztestreit", wie er in den amt lichen Kundgebungen genannt wird. Die Regierung batte keinen leichten Stand. SanitatSrat vr. Brückner ent puppte sich als ein temperamentvoller Redner, der die Sache seiner Standesgenossen maßvoll, aber mit aller Energie vertrat, der Abgeordnete Zimmermann übte an der Haltung der Aufsichtsbehörden in dieser Frage eine äußerst scharfe Kritik und auch der Senior der Agrar konservativen, der Geheime Oekonomierat Hähnel, legte eine Lanze für die Berechtigung der Forderungen der Leipziger Aerzteschast ein. AuS den Zwischenrufen war unschwer zu erkennen, daß der weitaus größte Teil der Abgeordneten mit seinen Sympathien auf der Seite der Aerzte stand. Einigermaßen sonderbar mutete die Stellungnahme deS Reformers Enke an. Er fiel mit seinem Auftreten gegen die Aerzte seinem Parteigenossen Zimmermann direkt in den Rücken. Daß der Abgeord nete Günther die Negierung für die von ihr eingenom mene Haltung mit Lobsprüchen bedachte, dürfte diese auch nicht übermäßig erfreut haben. Es wird sie vielleicht ogar nachdenklich gestimmt haben. Die Erste Kammer hate am Donnerstag eine kleine Katholiken-Debatte. Dabei wurde ec- reulicherweise die „gänzlich unhaltbare Lage der Katho- iken in Sachsen" wieder einmal klar gestellt. Der Kultus- Minister konnte dem „Bischof von Samos" und aller Welt an der Hand klaren Zahlenmaterials nachweisen, daß der ächsische Staat für die Katholiken auf den Kopf berechnet zu Kirchen- und Schulzwecken erheblich mehr ausgibt, als für die Evangelischen. Es galt in dieser Sitzung einen Ansturm gegen das Parochiallastengesetz abzu weisen. Dieses ist in seiner ganzen Anlage durchaus pari tätisch und nötigt in katholischen Majoritätsgemeinden den Protestanten ebenso, zu den katholischen Kirchen- und Schullasten beizutragen, wie im umgekehrten Falle den Katholiken den evangelischen Säckel verstärken zu Helsen. Aber ist es nicht ein alter Zentrumsgrundsatz -. „Was nützt die Parität, wenn dabei kein Vorteil für uns heraus springt?" In Preußen und im Reiche hätte man sich wahrscheinlich beeilt, ein so unzulängliches Gesetz, für das seinerzeit freilich auch der katholische Prinz Johann und der sächsische Bischof gestimmt haben, schleunigst abzu schlachten. Bei uns in Sachsen aber ist Zentrum glück lichcrweisc immer noch nicht Trumps. Dem Wanderer kürzt sich der Weg, wenn er erst sein Ziel vor Augen sieht. Die letzten Wochen der Landtags session werden sehr schnell vorübereilen, denn es sind noch Berge von Arbeit zu bewältigen, und schon am 11. Mai soll das Feierglöckchen erklingen. Die Rechenschafts deputation hat noch 46 Etatskapitel nachzuprüfen, die Finanzdeputationen haben noch 40 Kapitel des ordentlichen und einen großen Teil des außerordent lichen Etats zu bewältigen, und in dem übervollen Kessel der Gesetzgebungsdeputation schmoren in lieblichem Durcheinander Judengesetz, Oberrechnungs kammer und Komptabilität, Wahlreform, Gemcinde- steuerwesen und Kompetenzverhältnissc zwischen Justiz- und Verwaltungsbehörden. Außerdem versprechen die Petitionen um Bauten von Eisenbahnen, Straßen und Landgerichten ein Unmaß von Zeit zu verschlingen. Die Deputationen arbeiten mit größter Ausdauer. Hat doch die Finanzdeputation am Donnerstag nach einer an strengenden Plenarsitzung noch bis in den späten Abend getagt. Allein, da jede Frage, jeder Etatposten mit Pein- lichster Gründlichkeit geprüft wird und da hierzu unge zählte Auskünfte eingeholt werden müssen, läßt sich die erwünschte schleunige Erledigung der Geschäfte nicht er zwingen, und es ist sehr fraglich, ob es möglich sein wird, die Session vor dem Himmelfahrtstage zu schließen, ohne daß wichtige Vorlagen unter den Tisch fallen, zumal da ja auch die Erste Kammer noch zu den Beschlüssen der Zweiten Kammer Stellung zu nehmen bat. Um das Schicksal der Wahlreform muß man unter diesen Umständen aufs äußerste besorgt sein. Aus welcher Hoch- flut von Anregungen aus dem ganzen Volke wurde sie ge boren, wie ward für sie gewirkt und gestrittenI Und „soviel Arbeit um ein Leichentuch"!? 2. ver ftukrtantl Oer Herero. * Das Gefecht bei Okaharui. Der Vormarsch der Ko lonne Glasen app von Owikokorero in südöstlicher Richtung nach Otjikuoko hat, wie bereits telegraphisch ge meldet, am Ostersonnabend zu einem heftigen Gefecht mit den Herero geführt, das zwar für die Deutschen siegreich verlaufen ist, ihnen aber auch empfindliche Verluste zu gefügt hat: 1 Offizier und 31 Mann sind tot, 1 Offizier und 15 Mann verwundet. Von den Namen sind bis jetzt erst die der beiden Offiziere, Leutnants Noerr und Hilde- brandt, bekannt, von denen ersterer gefallen, letzterer ver wundet ist. Die Namen der getöteten und gefallenen Mannschaften werden jedenfalls in den nächsten Tagen eintreffen und dann sofort veröffentlicht werden. Da das Gefecht bei Okaharui, etwa 10 Kilometer südsüdwesllich von Otjituara und ungefähr ebensoviel südöstlich von Owikokorero stattgefunden hat, so dürfte es sich um den Teil der Herero handeln, der unter dem Häuptling Tetjo steht nnd kurz vor dem 22. März von Owikokorero süd- wärts abgezogen ist, und dem Major v. Glasenapp mit den Kompagnien Fischel und Lieber des See bataillons, der Kompagnie des Oberleutnants v. Winkler vom Ablösungskorps, 50 eingeborenen Schutztruppen reitern, vier Maschinenkanonen und einem Maschinen gewehr am 1. d. M. nachgerllckt ist. Ob der Zweck des Gefechts, die Herero am Ausweichen zu verhindern, er reicht worden ist, läßt sich nicht ohne weiteres beurteilen, kann aber fraglich erscheinen, weil die Herero in nord östlicher Richtung abgezogen sind und ihnen Glasenapp am 3. April bis nach Otjikuara gefolgt ist, um sie von neuem anzugreifen. Auch weiter südlich, östlich von Okahandja, in der Gegend von Otjosasu und Onganjira, hat warscheinlich der Kampf schon begonnen. Otjosasu und Onganjira liegen an einem der östlichen Zuflüsse des von Owi kokorero her südwestwärts gegen Okahandja fließenden Swakop. Zweifellos bieten dort die Geländeverhältnisse, welche die Karte kaum andeutet, den Herero eine außer ordentlich günstige Verteidigungsstellung, denn sonst hätten sie sich dort, in der Nähe von Okahandja, nicht so lange gehalten. Otjosasu war, wie die „Nordd. Allg. Ztg." in Er innerung bringt, der Sitz des Hererokapitäns Johannes. Dort wirkte der Missionar Brockmann von der rheinischen Mission. Einen Kaufmannsladen besaß dort der Händler Martens, den die Herero für einen Engländer hielten, ein Irrtum, dem Martens seine Rettung verdankt. Der Aus stand kam dort am 12. Januar mittags zum Ausbruch, indem die Herero den Laden Martens' plünderten, den Händler selbst aber unverletzt zum Missionar Brockmann führten, da Samuel Maharero geboten hatte, Missio naren, Boeren und Engländern, Frauen und Kindern 'ein Leid zu tun. Andere Europäer, der Ansiedler Friedrichs aus Katjapia und der Händler Franke aus Okanjira, die sich auf die Missionsstation geflüchtet hatten, wurden daher von den Herero nicht geschont, sondern er- chossen. Viele Herero von Otjosasu beteiligten sich an »er Belagerung von Okahandja, wobei Kapitän Johannes eicht verwundet wurde. Am 26. Januar erhielten die Boeren und Engländer, die bei Missionar Brockmann Zu lucht gesucht hatten, von den Herero den Befehl, Otjosasu zu verlassen und sich teils nach Karibik, teils an einen andern Ort zu begeben. AIS am 28. Januar der Ka nonendonner am Kaiser-WilhelmS-Berge den Herero ver riet, daß Okahandja von der Gchutztruppe entsetzt sei, zogen sic mit allem Vieh von Otjosasu ab, nicht ohne dem Missionar das Vieh gestohlen zu haben. Am folgenden Lage begab sich der Missionar nut den bei ihm befindlichen Frauen und Kindern nach Okahandja. AuS dem Briefe eines Soldaten der 2. Kompagnie der Schutztruppe ist jetzt bekannt geworden, daß am 30. Januar die große Hererowerft Otjosasu. von unseren Truppen nieder gebrannt wurde. Von Otjosasu führt über Oganjira in einer etwas gegen Süden abweichenden Richtung der Weg nach Onjati (Okanjati) und König-Alberts-Höhe (Otjosonjati) am Kaparaka. einem dem Swakop nordwärts zuströmenden Nebenfluß, und am Westfuß der Onjati-Berge, wo sich nach früheren Meldungen die Herero aufhalten sollten. * Die Waffenfrage. Im Hinblick auf daS in Süd- afrika zutage getretene Mißverhältnis, daß den reichlich mit Waffen und Munition versehenen Einge borenen die meisten Ansiedler mit durchaus un zureichender Bewaffnung gegenüberstanden, fordert die „Deutsch Ostafrikanische Zeitung" eine Revision der Be stimmungen der Brüsseler Akte von 1892, wonach der Handel mit Feuerwaffen in den .Kolonialgebieten verboten sein soll. Sie schreibt: Diesem ganz ungesunden und halllosen Zustande muß ein Ende gemacht werden; denn was vor Jahr zehnte, als reisende europäische Händler auf ihren Touren nur Dcutsch-Ostafrika berührten, eine gute ge setzliche Maßnahme war, ist jetzt, da Hunderte von Europäern im Innern des Landes seßhaft sind und wohl auch seßhaft bleiben, nicht mehr als Gesetz auf recht zu erhalten. Wir stellen deshalb an das Gouver nement die dringende Bitte, ehe es zu spät ist, in dieser Beziehung Wandel zu schaffen, und zwar durch ge eignete Maßnahmen, wodurch vor allem das Beschaffen nnd Kalten von guten Schußwaffen und hinreichender Munition dem Europäer erleichtert, dem Neger aber erschwert wird. ver russirch-japamrcde Weg. Verftärkirng der russischen See »nacht in Osiasien. Man schreibt uns aus Petersburg: Dem Ge schwader des Baltischen Meeres, das sich unter dem Be fehle des Kontre-Admirals Rofchdestvensky nach den ost asiatischen Gewässern begeben soll und dessen Abreise gegen Ende Juni erfolgen dürfte, werden folgende Schisse angehören: die Panzerschlachtschi ffc „Generalissimus Knjas Suvoruw", „Borodino", „Kaiser Alexander III." und „Orel", die sämtlich nach dem Typ t. Eine Warnung vor dem Hypnotismus erläßt der fron zösische Gelehrte Jounet, indem er verlangt, daß niemand fick hypnotisieren lassen solle, außer von einer Person, die in mora- lischer Beziehung als durchaus einwandfrei bewachtet werden könne. Die Wissenschaft hat den Beweis geliefert, daß die Hypnose eine mächtige Wirkung auf die Herztätigkeit auSzuuben vermag und daß ibr Einfluß aus den Puls noch lange nach Beendigung des hyp nottschen Zustandes erkennbar bleibt. ES ist zwar noch nicht er- wieseiu daß ein Hypnotiseur das Herz eines Menschen überhaupt zum Stillstand bringen kann, aber die PnlSschläge können erheblich beeinflußt werden, und zwar, wie Jounet nach ctgenelnExpcrimenren versichert, in beliebigem Grade, joweit eö bei seinen Versuchen die Borsicht zulietz. Somit kann es als sicher angenommen werden daß der Blutkreislauf und dir wichtigsten Organe des Körper-- ernstlich durch die Hypnose an» ihrer ordentlichen Tätigkeit gebracht werdcn können, und die Möglichkeit einer Gefährdung der Gesund heit erscheint danach noch großer al» nach der bisherigen Annahme. T. Wissenschaftlicher Preis. Die Akademie der Wissenschaften in Turin hat die Hälfte ihre» Balla»ri-Pretse- im Betrage von 24 000 dem Professor Giovanni Battista Grassi in Rom verliehen in Anerkennung seiner wertvollen Arbeiten über die Entstehung und Bekämpfung der Malaria. ünnft Kalender für Fetpstg. Theater. Leipziger Stadttheatrr. Im Neuen Theater gebi heute „Der fliegende Holländer" in Scene. Mor gen Ivird Lorhings romantische Zauberoper „Undine" ge geben. — Das Alte Theater bringt heute Beuerlems Drama „Zapfenstreich" und morgen Hauptmanns Schauspiel „Rose Bernd". Mittwoch sind« da» erste Gastspiel des Kgl. Hofscham'pielerö und früheren beliebten Mitglieds unseres StadtthectterS Herrn Ern ft Müller von Berlin als Bäcker Rur in der ausgelassenen Posse „Kyritz- Pyritz" statt. — Zu dem Gastspiel der berühmten Kgl. Kammersängerin Frau Erica Wedekind von DreOden am Sonnabend im Neuen Theater al» „ Negi » mentStochter" wird der Villetivorverkanf Mittwoch von 10 bi» 8 Uhr eröffnet. Leipziger Scha»spi«lhau». Montag wird Morre» VoltS- stück „'» Nullerl", welche» am Sonnabend mit Aelir Sötzoeig- hofer al» Gast vor au»vcrkauftem Haufe einen großen Erfolg erzielte, wiederholt. Dienstag setz« der geschätzte Künstler sein Gastspiel in „Der Detektiv" fort. Mittwoch nnd Freitag tritt Herr Scbweighoser als Adolf Müller in „Gebildete Men schen" auf Al« volkstümliche Vorstellung bei halben Preisen gelangt am Donnerstag Philipps erfolgreiche« Schauspiel „Da* große Licht" mit Direktor Hartmann al* Ferlettner zur Aufführung. G* sei an dieser Stell« besonder» darauf An gewesen, daß da» Gastspiel Schweihofer am Freitag außer Abonnement stattsindet und dafür Lunnabenb rm Freitag» < Abonnement Blumenthal« Schauspiel „Gin Tropfen Gift" ze- g«Len wird.
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