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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.04.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050422010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905042201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905042201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-22
- Monat1905-04
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Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen <nur mit der Morgen» Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 biS abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig tJnh. vr. R. L W. Klinkdardt). Herausgeber: vr. Bictor Klinkhardt. Nr. M. Sonnabend den 22. April 1905. SS. Jahrgang. Amtlicher Teil. Die Räume der RechnungS- und Kassenverwaltnng der Gasanstalten im Erd» und I. Obergeschoß des Grundstücks Kurprinzstraße 14 (Markthallen»Eckgebäude) bleiben wegen vor» zunehmender Reinigung Mittwoch, den 2S. April di seS Jahres, und Donnerstag, den 27. April diese» Jahres für den Verkehr mit dem Publikum geschlossen. Leipzig, am 20. April 1905. Der Rat der Ltadt Leipzig. vr. Dittrich. Winzer. Der städtische Lagcrhof in Leipzig, lagert Waren aller Art zu billigen Tarifsätzen. Die Lagerscheine werden von den meisten Bankinstituten beliehen. Leipzig, den 7. Januar 1899. Die Deputation zum Lagerhofe. Var Aicbtigzle vom Lage. * Die Beisetzung des verstorbenen Reicks» Gerichtspräsidenten Dr. Gutbrod bat gestern nachmittag in Stuttgart stattmfunden. (S. letzte Nachrichten.) * Prinz Karl Anton von Gohenzollern ist am Donnerstaa vom mantschurischen Kriegsschauplatz nach Japan zuriickaekehrt. * Die gesamten Gebäude der deutschen Dampf» fischerei-Gesellschaft „Nordsee" in Nor denham sind aestern niederaebrannt. (S. letzte Nachrichten.) * Infolge desAusstandes der Bäcker hat der Gemeinderat von Nantes um 150 Militärbäcker aebeten. um den Brotbedarf der Stadt decken zu können. * Die Gerüchte, der Präsident des russischen Minister» komitees Witte habe seinen Abschied einaereicht. sind nach offiziöser Meldung unbegründet. * Die neuerdings ausgetauckiten Nachrichten über eine serbische M i n i ste r k r is e beruhen, wie amt lich gemeldet wird, auf freier Erfindung. kill offen« (von über Züälvertafrilrs. Die Literatur über Südwestafrika hat im letzten Jahre eine überaus große Ausdehnung gewonnen, Broschüren und umfangreiche Werke sind in großer Zahl erschienen, und auch die in neuerer Zeit immer mehr verwendete Illustration ist reichlich auf ihre Rechnung gekommen. Die große Mehrzahl dieser Er scheinungen hataber referierenden Charakter, währenddie Kritik nur einen beschränkten Raum einnimmt. Es war dies zu erwarten, weil naturgemäß eine Schilderung der bestehenden Zustände zunächst gegeben werden muß, lvenn man Mittel zur Verbesserung Vorschlägen will. Mit diesen Vorschlägen war es aber bis jetzt nur knapp bestellt, und doch taten solche bitter not. Daß in Süd» westafrika von Seiten der Verwaltung Fehler gemacht worden sind, wird heute all genrein zugegeben, streitig ist nur die Frage, ob diese Fehler in Berlin oder im Schutz gebiete selbst ihren letzten Ursprung haben. Ein näheres Eingehen auf diese Frage und damit auf Vcrbesssrungsvorschläge wurde vielfach deslralb nicht beliebt, weil eine große Anzahl von Staatsbürgern im lieben deutschen Vaterlande von jeher auf dem Stand punkt standen und noch stehen: „Südwestafrika ist für uns nichts wert." Daß der Aufstand jetzt von uns große Opfer an Menschenleben und Geld kostet, dient nur dazu, diese Leute in ihrem Urteil noch zu bestärken. Da» bei besteht tatsächlich über die Kolonie selbst große Un kenntnis, und manches harte, abfällige Urteil ist lediglich auf diese Unkenntnis znrückzuführen. Es ist daher dankenswert, daß der vielgenannte Afrikaforscher Tr. Eugen Wolf in Münckxn es unternimmt, gewisser maßen in letzter Stunde noch „ein offenes Wort über Südwestafrika" zu sprechen. Die im Verlage der Ioh. Käselschen Buchhandlung in München erschienene Broschüre übt eine herbe Kritik, macht aber den Eindruck einer durchaus ehrlich ge meinten Beurteilung, die sich auf alle Instanzen, vom Gouverneur über die Missio.mre bis zum Kolonialamt und dem Reichstag erstreckt. Die Bedeutung Südweitafrikas für uns liegt nach Wolf vor allem darin, 'daß das Land mit seinen großen Steppen gutes Weideland für Groß- und Kleinvieh bietet, also mit der Zeit unsern ganzen Bedarf an Wolle decken und uns so von den ausländischen Wollmärkten allmählich unabhängig rnachen kann und gleichzeitig Ge legenheit zur Errichtung großer Fleischerportansralten bietet. Wolf sagt darüber: „Wir haben es in Deutsch-Südwestafrika mit weiten Steppen zu tun, die während der Regenzeit einen wundervollen GraSwuchs und einen Blumenflor erzeugen und alsdann vorzügliche Weiden abgeben. Aber sie gewähren auch m der Trockenheit noch Futter für große Massen von Vieh. Wer solche Steppen zum ersten Male siebt, würde es wohl kaum für möglich halten, daß solch ansgetlxicknetes. goldgelbes oder braunes, stellenweise überhaupt kaum erkenntliches GraS noch irgendwelchen Nährwert hoben kann. Aber sowohl Rindvieh wie Meinvieh finden noch ihre Rech nung auf denjenigen Steppen, welchen der Uneinge weihte kaum einige Gräser für wilde Schafe oder Ziegen zutrnuen würde Am besten wird die Richtig keit des Gesagten bewiesen durch die zahllosen Gerden von Wild, die unsere deutsch - slldwestasrikaniscken Steppen zum Glück heute noch bevölkern. Wo dieses seine Lebensbedingungen findet, da ist dies auch für Vieh möglich. Daß Wild außer dem Gras auch Feuch tigkeit, respektive Wasser Huben muß, ist klar: das Wild wittert die Wasserstellen auf große Ent fernungen. Zieht man den Wildspuren nach, so kommt inan zu den Wasserstellen. So. haben es auch die Buren gemacht, als sie mit Kind und Kegel loszogen in 'die Steppe, um sich einen neuen Wohnsitz zu gründen." Ueber die Gründe des Aufstandes sagt Wolf n. a.: „Vor allen Dingen sind die Behörden, sowohl im Mutterlande, hauptsächlich in der Kolonie, als schuldig zu bezeichnen, dann teilweise mit die An siedler: selbst die Missionare sind indirekt von Schuld nicht ganz freizusprechen. Jeder, der etwas von der Welt gesehen, und wer Kolonien kennt, wird mir 'darin Recht geben, daß es außerordentlich erstaunlich ist, daß solche Aufstände hintereinander ausbrechen können in einem Gebiet, welches schon jahrzehntelang von einer europäischen Macht verwaltet wind Die Gründe waren rein praktischer Natur. Nachdem über ein Jahrzehnt lang private Unternehmer, Kauf- leute und .Händler den Eingeborenen die unsinnigsten Kredite gewährt batten. Kredite, die oft den zehnfachen Betrag der Möglichkeit eines normalen Bealeichs innerhalb der übereingekommenen Frist überstiegen, erschien die unglaubliche Verordnung, daß alle Schulden, die nicht innerhalb vier Monaten (!) bei Gericht eingeklaat seien, verjähren würden Die Regierung überließ es bis dahin 'den Händlern, sich selbst zu schützen und ihre Ausstände einzukassieren. Nachdem aber diese ungeschickte gesetzliche Verfallsrist eingeführt war, kam es vor, daß Händler im Ver trauen auf die Unterstützung des Bezirksamtmannes es hie rmd da versuchten ihre Forderungen auf nicht ganz gesetzlichem Wege schnell einzutreiben: mußten sie doch erwarten, daß sonst ihre Ansprüche verloren gingen. ... Ist diesen Uebergriffen sind mit die Ursachen der Entstehung der Unruhen zu suchen. . . . Den Missionaren muß gesagt werden, daß sie sich allzu- sebr mit dem Einimpfen von Reliaionslehre und all- zuwenig mit der Heranbildung der Einwohner zu arbeitswilligen Mitgliedern der Kolonie beschäftigt haben. Es darf der Vorwurf den Missionaren nickt erspart bleiben, daß sie sich leider immer wieder als Leitmotiv: ora et ladora anstatt lnbara et ara zu Herzen nahmen Zweifellos hat sich das Gouvernement überraschen lassen. Daß cs so unglück lich überrascht werden konnte, l>at man hauptsächlich der erwähnten übergroßen Sparsamkeit zuzuschreiben. Es kann wohl heute nickt mehr bestritten werden, daß das Gonverirement mit Truppen. Krieasmittelw. Munition, Vorräten nickt genügend versehen war, daß es der Friedfertigkeit der Eingeborenen zu sehr vertraut und nickt genügend Befestigungen angelegt bat. Es darf 'daher nickt wieder Vorkommen, daß ein Gouverneur laviert zwischen seinen Pflichten der Kolonie gegenüber und dem Wunsche, es auch in Berlin recht zu macken." Was mm die Mittel zur Abstellung der Mißstände betrifft, so ist nach Wolf das Entscheidende die Persön lichkeit des Gouverneurs. Mag dieser von Haus aus Militär oder Assessor gewesen sein, er darf jedenfalls nur kaufmännischen Ehrgeiz besitzen, insofern al? er seinen einzigen Stolz darein setzen muß. die Kolonie ergiebig zu macken, den Mut seiner Meinung zu haben und da durch das Interesse für die Kolonien im Mutterlands zu erwecken und zu stärken. Wenn dadurch in der Deutschen Koloniaigesellschaft auch etwas Opposition hervorge rufen würde, so wäre das an sich noch durchaus keine Sckande und jedenfalls besser, als wenn, wie jetzt, fast alles kritiklos gebilligt würde. Wolf fährt dann fort: Nach all dem Gesagten wäre es nickt zu ver- wun'dern. wenn Se. Majestät der Kaiser kein größeres Interesse für unsere Kolonien zeigte, es fei denn, daß er bester, freimütiger' und offener unterrichtet würde, als dies bisher geschehen zu sein scheint. Es ist kein Geheimnis, daß der Kaiser, der für das Heer, für die Marine und die überseeische Entwickelung unserer Handelsflotte, im fernen Osten, in China, in Klein asien und über allen Weltmeeren ein großes Interesse an den Tag legt, einen großen Umschwung in der öffentlichen Meinung zu Gunsten unserer Kolonien Hervorrufen würde, wenn er sich im selben Maße für unsere Kolonien interessierte. Ick brauche nickt an die Fälle zu erinnern, in welchen innerhalb der letzten zehn Jahre zum deutschen Kaiser bezüglich kolonialer Information die Unrichtigen befohlen worden sind. — die Toten wollen wir ruhen lassen: — aber wenn es nickt gelingt, den Kaiser mehr für unsere Kolonien zu interessieren, als dies jetzt der Fall zu sein scheint, so werden sie um so langsamere Fortschritte machen. Wolf schlägt dann zweckmäßig vor. der Zentrrrlver- waltung kaufmännische und landwirtschaftliche Beiräte aus der Kolonie zuzuteilen, die sich auf Regierungskosten in bestimmten Zeiträumen versammeln, und erinnert schließlich cm den vor einigen Jahren schon von ihm dem Reichstage unterbreiteten Vorschlag, es möchten sich aus jeder Partei 6 dis 8 Mitglieder finden, die eine vier monatige Reise nach den afrikanischen Kolonien unter nähmen und sich so ein eigenes Urteil aus der An schauung bilden könnten. Wie dieser Vorschlag ausge nommen wurde, geht aus folgender Bemerkung Wolfs hervor: Wenige Tage 'darauf kam ins Hotel Kaiserhos in Berlin, wo ich wohnte, ein Mitglied der konservativen Partei, das sich immer als großer Kolonialfreund aus gegeben, auch an kolonialen Unternehmungen beteiligt ist. und sagte mir: „Na. Herr Wolf, Ihr Vorschlag ist ja sehr vernünftig, und wenn der Staat oderSie uns dieReise zahlen wollen, gehen wir alle mit." Wolf empfiehlt sodann, ein Reichsgesetz zu schaffen, das auch wenig Bemittelten die Beteiligung an kolonia len Unternehmungen gestattet (Anteile von 20 ^), und schließt: Zaghaftigkeit und Umhertasten in der Kolonial abteilung, Zaghaftigkeit des Gouverneurs, Unent- schlossenheit, verkehrte Behandlung der Eingeborenen. - Eigenmächtigkeit der Ansiedler, irrige Auffassung ihrer Mission von Seiten der Missionare. Interesse losigkeit in der Heimat, koloniale Scheintuerei und Heuchelei, verhältnismäßige Kühle Sr. Majestät des Kaisers für unsere Kolonien: alles das hat. möchte ich sagen, zusammengewirkt, um zu dieser Katastrophe, zu dieser furchtbaren Katastrophe zu führen, die uns, bis wir wieder da sind, wo wir vor 20 Jahren ange fangen haben, voraussichtlich 300 Millionen Mark kosten wird, die in unendlich viele Familien Deutsch lands Wehmut und Trauer auf Jahre hinaus ver breitet hat. Möge diese schwere Lektion uns aufrütteln und er mahnen, möge sie die einzige und letzte schwere Lektion gewesen sein, die uns außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches beschieden ist! Dann wird auch Dsutsch-Südwestafrika wie der Phönix aus der Asche emporstcigen. ver -luttlanO in Zijcllvertattilra. Vie militärische Lage. Die Operationen am Nossob gegen die Reste der am Anod geschlagenen Witbois baden nur etwa 30 km von der Grenze von Britisch-Beischuana ihr Ende gesunden. Konnte schon der dis an den Nossob von HarucdaS am Auob vorgedrungene Hauptmann Manger seinen Rückmarsch nur noch mit Hülse vom Auob entgegengesandter Wasserwagen wirrer bewerkstelligen, so darf eS nach allem, was schon vorher über den Wassermangel dieser Gegend bekannt war, nicht wunder nehmen, daß auch der unermüdliche Estorfs nur noch wenig weiter vordringen konnte. Es ist dabei auch mit Sicherheit anzunebmen, daß die Reste der Wit bois hier aus demselben Grunde sich nicht länger haben halten können, sie sind also entweder auf britisches Gebiet getreten oder nach Süden ausgewichen. Auch Estorfs gebt nun vorläufig mit dem Hauptteil seiner Kräfte an den Auob nach GockaS zurück, während er Awadaob am Nossob besetzt behält. Awadaob liegt noch NO km von Britilch-Betschuana entfernt, da, wo die Wasserlosigkeit des Sandfeldes beginnt. 50 km weiter nördlich liegt das jetzt mehrfach genannte AminuiS, dessen Besatzung von Gobabis aus verstärkt wird. Das Sandfeld ist dann durch die Linie AminuiS—Awadaop— GochaS nach Westen abgesperrt. Im ganzen sind hier nun am Auob und Nossob unter Estorfs und Meister N/, Kom pagnien, 3i/r Batterien und 2 Züge Maschinengewehre ver sammelt. Auch im Süden in den KaraSber^en ist der Klein krieg weiter im Gange, wie das hartnäckige Gefecht des 7. April zeigt. Der Ort, wo cs stattgefunden, sind die mehrfach genannten, am schwersten zugänglichen Nurudas- schluchten, wo augenblicklich 1'/« Ersatzkompagnien — 4s, und >/r 3s — sowie Batterie — von der 9. und 2. Gebirgs batterie — stehen. Diese Truppen müssen daher auch daS Gefecht geführt haben. Auch im Bezirk Bethanien haben sich die Neste der dort geschlagenen Banden d:S Feldkurnetts EliaS und des Hottentotten Gorub wieder gerührt. Da die Gefechtsorte Gamdau und Thannarob weit auseinander liegen, der erstere im Süden, der zweite im Norden des Bezirkes, so kann man auch nicht übersehen, welche Abteilung die schweren Verluste erlitten hat. Äm Süden steht nach der „Kreuz-Ztg." ans der Linie Bethanien-Keetmannshoop eine Etappenkompagnie, die voraussichtlich bei Gamdau gekämpft bat, da dies nur l5 Kilometer nordöstlich Bethanien liegt, während im Norden Zwebl mit der lO. Kompagnie Regiments Nr. 2 eine halbe Batterie Stublmann und Böttlin mit den Bastards operieren, wozu noch die 2. Ersatzkompagnie mit 2 Maschinenkanonen aus Maltahöke kommen können. Daß im Norden Hererobanden noch umherschweisen, ist nichts überraschendes, so auch, daß sich jetzt wieder eine solche Bande aus den Komasbergen, westlich der Eisenbahn, wo mehrfach Ergebungen stattfanden, sich wieder über die Babn nach Osten gewendet bat. LebenSmiticl, Futter, Wasser werden hier oft noch zu derartigem Umherschweifen nötigen. Vie Wrir i« vuttiano. Von der Vemiffion Witter batte vom Mittwoch die „Neue Freie Presse" abermals ge redet und sich dafür verbürgt, daß die Meldung diesmal nicht der Begründung entbehre. Da» Blatt beruft sich aus zwei Ereignisse. Nach dieser Darstellung blieb Wittes dem Zaren überreichte Denkschrift über die Notwendigkeit der Kirchen reform in Rußland unberücksichtigt, denn Nikolaus II. stimmte der Ansicht Pobjedonoszew» bei und wieö daS Ver langen nach der Kirchenreform ab. Als unmittelbarer Anlaß jedoch gilt die vor kurzem erfolgte Auslösung deS wirtschaft lichen Rate» und die Einsetzung einer Bauernreformkonserenz unter^Goremykin. Der aufgelöste wirtschaftliche Rat war eine Sch öpfung Wittes. Er sübrte daS Präsidium in dieser für die Bedürfnisse der Landwirtschaft in Rußland wichtigen Kommission und verstand es, die hervorragendsten Fachmänner aus diesem Gebiete um sich zu vereinigen. Die Auflösung der Konferenz und di« Einsetzung einer neuen Bauernreform- kommisfion überraschten Witte völlig. Am 13. d. fand unter dem Vorsitze Wüte» die übliche Sitzung der Konferenzmit- glirder statt, in welcher die Fragen über den Austritt der Bauern aus der Gemeinde und über das Erbrecht der Bauern in Beratung gezogen wurden. Die Sitzung wäbrte bis l l Uhr nachts. Tags darauf aber erschien die kaiserliche Order über die Auflösung der wirtschaftlichen Konferenz unter Witte und die Einsetzung einer neuen Bauernreform- koiiimission unter Goremykin. Dennoch erscheint es nicht glaubhaft, daß Witte vom Schauplatz abtreten sollte. positives über die sinischen Reformen bietet eine Mitteilung der „Köln. Ztg." aus Helsingsors, wonach für Rußland selbst die Verzichtleistung auf die Wehr pflicht in Finland gar keine Rolle spielt, da die Zahl der Auszuhebenden nur gering ist. Auch hatte schon General gouverneur Bobrikow den Gedanken aufgeworfen, die Wehr pflicht durch einen Geldbeitrag Finlanbs zur russischen ReickSkasse abzulösen, weil er es nicht für ratsam hielt, die Finländer im Waffendienst auszubilden, selbst wenn dies in Rußland geschehe. Im Landtag wurde nur wenig gearbeitet. Er beschränkte sich auf die not wendigsten Sachen, denn die Ausschüsse, die alle Vorlagen zuerst behandeln, batten Auftrag, sie bis zum Eintreffen der Antwort auf die Bittschrift nur vorzubereiten. Gegen Schluß gelangten eine Menge Gutachten der Ausschüsse an die Stände, darunter auch über Schadenersatz für solche Fin- ländcr, die ohne gesetzliches Urteil ihres Amtes oder ihrer Freiheit beraubt oder ausgewiesen werden. Die Erledigung der Gutachten wurde jedoch durch den vorzeitigenLrndtagSschluß verhindert. Daß einige Stände aber die Aufhebung der Wehr pflicht noch keineswegs als eine genügende Vorbedingung für die Wiederaufnahme der Arbeiten betrachten, zeigt die Be handlung der S timmrechtvorlage. Sie soll eine Erweite rung des eng begrenzten Wahlrechts bringen. Kurz vor Toresschluß nahm der Landtag die Vorlage in Angriff, aber nur der geistliche Stand trat in die nähere Beratung dieser Vorlage ein, während die übrigen Stände die Behand lung bis zum nächsten Landtag vertagten. Am selben Tage fand in Helsingsors eine gewaltige Kundgebung der Arbeiter schaft zu gunsten des Stimmrechts statt, wobei die Arbeiter ibrem Unmut über das Schicksal dieser Frage Luft machten und dem geistlichen Stand ihre Sympathie bekundeten. (Überhaupt müssen sich die Konstitutionellen auf starke An griffe ihrer Gegner, der altsinischen Partei, gefaßt machen, weil da« Vorgehen der Konstitutionellen nur einen teilweisen Erfolg batte und der Landtagsstreik eine Ver zögerung aller Arbeiten im Gefolge hatte. Aus Warschau meldet eine vom Donnerstag datierte Depesche des „L. A.": Abends 9 Uhr drangen vier bewaffnete Anarchisten in zwei Häuser der Widokstraße ein, erdoljchten einen und ver wundeten tödlich den zweiten Hausbesorger aus Rache dafür, daß sie Genossen verraten hatten, die später zu Zwangsarbeit verurteilt worden waren. Als die Verbrecher verfolgt wurden, feuerten sie Revolverschüsse auf ihre Ver folger ab, verwundeten einen, entkamen aber durch ein HauStor der Widokstraße. — In der Spitzenfabrik von Feinkind terrorisierten bewaffnete Sozialisten die Beamten unter Drohungen mit dem Revolver, während ein anderer Revolutionär stundenlang aufrührerische Reden an die versammelten Arbeiter hielt. Deutsches Deich. Leipzig, 2l. April. * Zur Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes Der Dresdner Zweigverein des Evangelischen Bundes veröffentlicht folgenden Aufruf: „Noch zittert die Entrüstung nach, welche die Aufhebung von 8 2 des Jesuitengesetzes im gesamten evangelischen Deutschland hervorgerufen hat; da beunruhigt rin neuer Borstoß des Ultromontanismus, dessen Tragweite nicht abzusehen ist, die Gemüter. Der sogenannte Toleranzantrag des Zentrums, der die Vernichtung der Oberhoheit des Staates über die Uirche, die Zerstörung der evangelischen Landeskirchen und die schrankenlose Herrschaft Roins bezweckt, beschäftigt wiederum den Reichstag und ist einer Kommission zur Beratung überwiesen. Bei dieser Sach lage fordern wir alle, die ihre evangelische Kirche und ihr Vaterland lieb haben, Männer und Frauen, dringend auf: Schließt euch dein Evangelischen Bunde an, der die Wabrung der deutsch protestantischen Interessen auf seine Fabne geschrieben bat! Der Evangelische Bund ist beute unentbehrlich. Die neuesten Ereignisse müssen alle deutschen Protestanten mahnen: Kommt und tretet ein in unsere Reihen! ' * Berlin, 21. April. * Zur Mittelmeersahrt »es Kaiser». Der Kaiser batte auch einen Besuch in Palermo geplant und angesagt, unter ließ ihn aber. Der römische Vertreter des „B. T." melket über die Stimmung der dortigen Bevölkerung folgendes: „Das unerklärliche Unterlassen des Kaiserbesuchcs in Palermo bat übereinstimmenden Nachrichten zufolge in Sizilien pein lichsten Eindruck hervorgerusen. Palermo hatte, da der Besuch bestimmt angesagt war, bereit» Festgewand angelegt und alle Vorbereitungen zu einem glänzenden Empfange getroffen. Große Mengen von Provinzialen waren eingetroffen, um dem Kaiser zuzujubeln. Da kam wie eine kalte Dusche plötz lich die Absage, und die enthusiastische Stimmung der sizilianischen Bevölkerung machte der herbsten Ent täuschung Platz." * Tic Wirkung »er lex Ltrngel. Die offiziösen „Berl. Pol. Nackr." schreiben: Es darf angenommen werden, daß die Erträge, welche die Zölle und Verbrauchssteuern im Etatsjabre 1904 abaeworsen babrn, demnächst werden ver öffentlicht werden. Voraussichtlich wird sich darau» ergeben, daß die Zölle den im Etat ausgeworfenen Betrag nicht er reicht baden, sondern hinter ibm zurückgeblieben sind. Mit dem Weniger wird diesmal aber nicht die vom Reiche den Einzelstaaten zu zahlende Ueberweisung belastet, sondern die Reichskasse selbst. Man wird hierin eine für die Einzel staaken günstige Folge der lex Stengel zu erblicken bade». Die Einzelstaaten sind im Etat für 1904 scbon sowieso recht schleckt fortgckommen. Den ihnen darin aufgepackten Matri- kulardeiträgen in Höhr von 23ü Millionen Mark stehe«
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