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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.08.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050822016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905082201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905082201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-22
- Monat1905-08
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Morgen-Ausgabe: «chmttta»» 4 lltzr. vnzetgrn ftn» ftei» « dt»rzp«dttto» ^richte». Ertr«-Ve>ta,ea «»» «U da Morgen. Ausgabe) »ach besonder« vereinbar«-. Ltr ExnebMo» W Wochentag« «nnterdrochea geöffnet v« früh 8 dt« abend» 7 Uhr. Druck «d Verlag von G. «al» in Leipzig (Jnb. vr. «, «. A W. Elinkbardtl Herausgeber» vr. View» Vllnktzarvt. Nr. iW. Dienstag 22. August i905. 89. Jahrgang. Var Mcdtigrir vom Lage. * Samuel Maharero befindet sich mit seinen Söhnen und Unterhäuptlingeu nach wie vor in englischer Polizei gefangenschaft. * UeLer ganz Kurland ist der Kriegszustand ver- hängt worden. Die Befugnisse des Generalgouverneurs wurde« dem Kommand»erenven des 20. Armeekorps über- trage». * Der Betrieb der Warschau-Weichselbahn ist unterbrochen. Biele Fabriken stehen still. Für heute ist eine BetriebSeinschräutung auch auf der Warschau- Wiener Bahn und ein allgemeiner Ausstand in Warschau, in Lodz und anderen Städten zu erwarten. * Ja Mloziuy bei Warschau fand zwischen Kosaken und einer 80 Mann starken Gruppe der terroristischen Kampforganifatioa ein Zusammenstoß statt, de» dem 10 Manu getötet wurden. * Präsident Roosevelt bot sich »ach einer Ports mouther Melvung zum Schiedsrichter zwischen Japan und Rußland au. * Die russische Missioa erhielt Telegramme von den im Felde stehenden Generalen, worin sie bitten, keinen unvorteilhaften Frieden zu schließe«, da die Armee d«S Siege» sicher sei. ver tote Vekädigu»grnacblveir. Mit der gewerbepolitischen Reaktion geht es abwärts. D»c neue Mittelstandspartei ist auch nur. eine Station auf diesem Wege. Was sie will, das haben igz, Wesent lichen auch schon früher dre Konservativen, Zünftler, An- tiserniten, in gewissem Sinne auch daS Zentrum ange strebt. Was davon erreicht ist, da- hat dem Handwerker stände wenig Freude gemacht und kaum irgend welchen Nutzen eingetragen. Nach den eigenen Erklärungen der Handwerker geht eS ihnen nicht besser als zuvor, obgleich eine ganze Anzahl Novellen zur Gewerbeordnung in ihrem Sinne von Konservativen und Ultramo.ntanen zu- stände gebracht ist. Lange Zeit und zuletzt noch waren Befähigung s- nach weis und Meistertitel die hauptsächlichsten Schaugerichte auf der Tasel deS Neuzünftlertums. Da- neben noch ein Kampf gegen die Konsumvereine, den wir heute nicht näher in Betracht ziehen wollen. Der Be fähigungsnachweis sollte unS den angeblich verloren ge- gangenen ehrsamen Handwerksmeister wieder bringen. DaS Handwerk sollte wieder den „goldenen Boden" fin- den, Len eS immer nur gehabt hat, wenn die klagenden Jeremiasse von einer entlegenen Vergangenheit sprachen. Schon im Mittelalter ertönen Ausrufe des Bedauerns, daß die gute alte Zeit für den Handwerker entschwunden sei. Schon der Satiriker Ioh. Fischart. der im sechzehn- ten Jahrhundert im Elsaß lebte, tadelt bitter die Zeit init ihren Neuerungen, weil sie den Handwerkerstand ins Ungemach gebracht hätten. Seitdem hört die Klage nie- mal- auf. In alten Zeiten herrschte eine ständische Ordnung. In den Städten richtete man Zünfte ein, die bald strenger bald nachlässiger die Verhältnisse des Handwerks ordneten. Das galt nur für die Städte, denn das Land, soweit es nicht im Bann der Städte stand, hat immer Gewerbefreiheit gehabt. Die Städte konnten in der Ver- gangenheit mangels jeglicher allgemeinen Sozialpolitik die Erlangung des Bürgerrechts selbst bestimmen und von diesem hing jeglicher Einfluß innerhalb des Stadtregi- mepts ab. Die Handwerker bildeten einen großen Teil der städtischen Bevölkerung, sie hatten ansehnliche Ge walt und sorgten für deren Ausnutzung. Wie der Kreis der Bürger geschlossen war oder sich nur langsam erwei- terte, so die Zahl der Angehörigen einer jeden Zunft, d. h. der Meister, der Unternehmer, soweit man dieses Wort auf die damaligen Verhältnisse anwenden kann. Einer Zunahme der Gesellen stand nichts im Wege. Aber man hinderte ihr Selbständigwerden. Wenn die Zahl der Zunftmeister besetzt war, so konnte nur Meister werden, wer der Sohn eine- Meisters war oder eine Meister-Witwe heiratete. Der Zweck der Einrichtung war offenbar und unbestrittenermaßen der, dem Zu- drang zum Meisterstand Hindernisse zu bereiten, damit die Zahl klein blieb, die Gesellen genötigt waren, in ihrer abhängigen Stellung zu verbleiben und auch das Publikum die Preise bezahlen mußte, die der Hand werker verlangte. Oft setzte die Zunft die Arbeitslöhne und die Preise fest. — An eine Wie derherstellung der Abhängigkeit deS selbständigen Be triebes von den erwähnten Familienverhältniffxn oder von der Erlaubnis von Zünften hat selbst der kühnste Neuzünftler nicht denken können. Aber der Befähigung-nachwei- sollte da- Wunder vollbringen. Auf ihn allein wurde daS ganze Licht konzentriert. Er sollte vom Handwerk die Schmutz konkurrenz der Pfuscher, die kaufmännische Konkurrenz von Nichtfachleuten, die jüdische Konkurrenz abwehren. Viele Jahre lang hat man die Werbetrommel für den Befähigung-nachwei- gerührt. Mancher brave Hand- werker, der tagsüber fleißig in seiner Werkstatt schaffte und abends nur sein zünftlerische- Blatt la-, geübte daran. Wer selbst die Sache kritisch durchdachte, ist wohl niemals darauf hereingefallen. Jetzt hat man den Befähigung-nachwei» al» hoffnung-lo» über Bord geworfen. In Köln waren dieser Lag«, wie wir berichteten, 71 Handwerk», und Gewerbekammer-Delegierte beisam- men. Nochmal» ackert« man die ganze Frage durch. Aber di« Reihen der Anhänger lichteten sich. Der konservativ« Reich-tag-a-geordnet, Iakob-kotter. der immer zu den Rufern im Streit gehört hatte, erklärte, eines Besseren belehrt worden zu sein und gab das gepriesene Heilmittel preis; ein Innungsmeister wollte nichts davon wissen, daß man ein Heilmittel vor sich habe, es sei vielmehr „eine Krankheit des Gewerbes." Andere betonten, daß gerade das Handwerk dadurch in Fesseln geschlagen würde, die andere Berufe nicht kennten. Und nun begab sich daS Entscheidende. In diesen» Kreise von Neuzünftlern, wo der Befähigungsnachweis samt der Masse der reaktionären Bestrebungen seine feste Burg gehabt hatte, wurde ihn» eine schwere Niederlage beigebracht. Mit 46 gegen 26 Stimmen be schloß die Versammlung: „Der Kammertag lehnt den Be fähigungsnachweis für sämtliche Handwerkszweige, als unter den heutigen Verhältnissen nnereich- har, ab." Wenn der Kreis der allernächsten Anhänger so etwas beschließt, so kann natürlich gar keine Rede mehr davon sein, daß außerhalb noch auf Verteidiger gerechnet werden könnte, die sein Schicksal zu ändern vermöchten. Herr Iakobskötter hat schon vor zwölf Jahren den An trag auf Einführung deS Befähigungsnachweise- gestellt. Obgleich die Konservativen und das Zentrum mit Freu den darauf eingingen, ist doch nichts daraus geworden; eSkonnte nichts daraus werden, denn die Verhältnisse batten sich zu sehr geändert, als daß, „die mittel alterliche Forderung des BefähigungS- nachweise s", wie der Regierungsvertreter Geh. Rat v. Seefeld in Köln sagte, hätte erfüllt werden kön nen. Da nun sogar der „Kammertag" dies einsieht, so wird wohl dem Befähigungsnachweis der Totenschein nicht länger verweigert werden können. In der Tat, Gewerbe und Industrie haben sich in einer Weise umgestaltet,, daß sie sich ebensowenig wieder auf die Vergangenheit zurückschrauben lassen wie die sozialen Verhältnisse. Spinnermeister haben die alten Zünfte nicht gekannt, weil das häusliche Spinnrad die Wolle und den Flachs zu Fäden verarbeitete. Aber die Weber waren eine mächtige Zunft. Heute sind Spinnerei und Weberei un wiederbringlich der Fabrik, der Großindustrie verfallen. Wollte man sie wieder an das Handwerk ausliefern, so wäre erstens unserer riesigen Ausfuhr (viele Hunderte von Millionen Mark, wovon Hunderttausende leben) mit einem Schlage ein Ende gemacht. Der Befähigungsnachweis kann gar nickt erzwingen, daß an die Spitze eines jeden Unternehmens ein ..gelern ter" Mann koinme. Denn es bieten sich jedem tüchtigen Geschäftsmann auch bloß kaufmännischer Vorbildung stets Tausende dar, die den Befähigungsnachweis leisten können, die ihm also ihren Namen leihen und die gesetz liche Verantwortlichkeit abnehmen können. Der Be- fähftungsnachweis wird also auch dem Handwerkerstande gar nicht einmal etwas nützen. Das hat man in Oester reich erfahren müssen, wo man der gewerbepolitischen Reaktion das Feld überlassen batte. Noch nach zwei anderen Richtungen hat gerade Oesterdeich den Beweis geliefert, daß solche abständige Werkzeuge der Reaktion nur verderblich für das Hand werk selbst sind. Schon die Vergangenheit hatte die größten Schwierigkeiten mit der Abgrenzung der benachbarten Gewerbe gehabt. Seitdem sind die Grenzen aber noch immer mehr zerflossen; ein jeder, Handwerksmeister oder nicht, arbeitet, wie es ihm ge rade nützlich erscheint. Nach Einführung jenes unseligen Zwangsmittels muß er bei jeder Kleinigkeit bedenken, ob er auch in die Gerechtsame deS Nachbars kommt, der Drechsler z. B. in die deS Tischlers, der Maler in die des Tapezierers oder Glasers usw., wenn er nicht der Denun ziation und Strafe verfallen will. Sodann hat sich — selbstverständlich — ergeben, daß der Befähigungsnachweis jene hunderttausende von Gesellen nicht am Selbständigwerden hindert, die dasselbe können wie der Meister. Von hier ist der Nachschub gar nicht fernzuhalten, er ist uner schöpflich In Oesterreich hat die Einführung die Folge gehabt, daß sich eine erbrückende Anzahl von Gesellen etabliert hat, weil sie an die Segnungen des gepriesenen Heilmittels geglaubt haben. Und die Folcre: die Konkurrenz war großer als zuvor. Freuen wir unS. daß wir in Deutschland mit der bloßen Drohung davon gekommen find, daß wir aus den bösen Erfahrungen gelernt haben, die Andere ge- »nacht haben. Ver R«lrta«a in LSamrtakrttra. Der GesrverneurVeehsel. Die bereit- im gestrigen Abendblatt gemeldete Ernennung deS Herrn v. Lindequist zum Nachfolger LeutweinS stand bekannt lich schon feit Monaten fest. Durch die nun auch formell voll zogene Verabschiedung LeutweinS, in dessen Vertretung General v. Trotha die GouvernementSgeschäste führte, enthält daS Schutzgebiet wieder einen definitiven DerwaltungSchef. Da ferner Aussicht besteht, daß durch di« bevorstehende, sür Ende dieses Monat« angekündigte militärische Hauptaktion geaen Hendrik Witboi der Feldzug in seinen entscheidenden Phasen beendigt werden wird, so dürste man nach der „Nat.- Ztg." in der Annahme nicht fehlgehen, daß der hochverdiente Oberkommaadiereude von Süd westafrika im Spätherbst — wenn auch vielleicht nicht unmittelbar im Anschluß an daS Eintreffen Lindequist- — nach der Heimat zurücktrhren kann und daß dann neben dem neuen Z'vilgouverneur ein Offizier von weniger hohem Rang« als Trotha al« Kommandeur der Schutztrupp« den Feldzug iu feinem natürlich »och sehr lange dauernde» Guerillastadiom zu E«de führen wird. Im „8.-A." wird der Wechsel in der Person de- Gou verneurs aascheinend offiziös wie folgt kommeutiert: Au Stell« der bisher befolgten Politik der uudediugten Nieder- kämpfung der Aufständischen scheint der vou verschiedene» einflußreichen und sachverständigen Persönlichkeiten befür wortete Versuch treten zu sollen, mit den Eingeborenenstämmen auf friedlichem Wege zu einer Einigung zu kommen. — Es ist Wohl anzunehmcn, daß Generalleutnant von Trotha nach Eintreffen deS neuen Gouverneurs sich nach Deutsch land zurückbegeben wird. Verlautet doch schon feit längerer Zeit» daß die Gesundheit des nun schon so lange in dem Schutzgebiet tätigen Generals durch die dort unvermeidlichen Strapazen erschüttert sei, und daß außerdem eine lang wierige und sehr gesährlicbe Erkrankung seiner Gemahlin seine wenigstens vorläufige Rückkehr für ihn wünschenswert macht. Wenn, wie es häufig in letzter Zeit geschehen, General von Trotha als Vertreter rücksichtsloser AusrottungSpolitik gegenüber den Eingeborenen angegriffen und für die lange Dauer der Erhebung verantworilich gemacht wird, so dürste daS nach Ansicht unterrichteter Personen auf vielleicht nicht ganz zutreffenden Voraussetzungen beruhen. Der General hat ledenfalls während seiner früheren Tätigkeit in Ostafrika sich als ein humaner und im Umgang mit den Eingeborenen sehr geschickter Mann gezeigt, und die englische Preffe, welche an seiner Tätigkeit eine besonder- scharse Kritik übt, scheint ganz vergessen zu haben, daß die Maßnahmen deS Herrn von Trotha fast durchweg nur eine Nachahmung der von der englischen Heeresleitung iu ihren Kolonien geübten Gepflogen heiten barstellen. Einer zu raschen Erfolgen führenden energischen Kriegführung in Südwestafrika stehen ferner derartige durch die dortigen geographischen und klimatischen Verhältnisse begründete Schwierigkeiten entgegen, daß europäische Truppen dagegen ziemlich machtlos sind. Wie schon die wiederholte Erfahrung der Engländer in Südafrika und im Somalilande, die man in Deutschland viel zu wenig beachtet zu haben scheint, bewiesen haben, bedarf eS zu erfolgreichem Vorgehen in einem derartigen Lande besonder- geschulter Offiziere und Mannschaften und vor allem sehr vieler Geduld. Zu Be ginn des Ausstandes in Südwestafrika haben Summen, welche auf diese Sachlage hinwiesen, kein Gehör gesunden. ES hat deu Anschein, daß die so überaus kostspieligen Er fahrungen, welche während der letzten zwei Jahre in Süd westafrika gemacht worden sind, einen Umschwung in dieser Hinsicht herbeigeführt haben. Generalkonsul v. Lindequist ist bereit- mehrere Jahre lang in dem Schutzgebiet tätig gewesen und mit den dortigen Ver- bältnisieu veuraul. Er wuroc am 18. Mai 1886 als Referendar beim Oberlandesgericht Stettin verpflichtet, ging danu zur allgemeinen Staatsverwaltung über und war RegierungSreferendar in Trier. Im Juni 1892 zum Regie- rungSassessor befördert, trat er in die Dienste deS Auswärtigen Amt-, arbeitete zunächst in der Kolonialabteilung und ging im Februar 1894 als rechtskundiger HülfSarbeiter nach Windhuk, wo er 1895 zum Stellvertreter de- Landes hauptmann« ernannt wurde. In dieser Stellung blieb er, seit Februar 1897 als RegierungSrat, bi- er im Juni 1900 mit der Verwaltung deS deutschen Generalkon sulats in Kapstadt beauftragt wurde. Während seiner Wirk samkeit im Schutzgebiete hat v. Lindequist auch an den Kämpfen gegen die Eingeborenen reilgenommen und sich dabei den Kronenorden 4. Klasse mit Schwertern erworben. Seine endgültige Ernennung zum Generalkonsul erfolgte 1902. — Seit Anfang November v. I. weilt Herr v. Lindequist in Berlin, wohin er berufen worden war, um wegen der Ueber- nahme der Verwaltung von Südwestasrika gebört zu werben, da Gouverneur Leulwein, der damals seinen Urlaub antral, nicht in das Schutzgebiet zurückzukehren beabsichtigte. Sainnel rNaharer». Ein Telegramm deS deutschen Generalkonsuls in Kapstadt meldet, daß nach Berichten der englischen Behörden vom 6. August der Hereroobcrdäuptling Samuel Maharero sich mit seinen drei Söhnen und mehreren Unterbäupt- lingen, 'dai unter Traugott, JustuS, Kayata und Julius unter englischer Polizeikontrolle noch am Nyami-See in Britisch - Betschuanaland befindet. Die Gesamt zahl der dortigen Hereroflüchtlinge, einschließlich Frauen und Kinder, betragt 730; alle sind entwaffnet worden. Hiernach stellt sich die in der letzten Zeit durch die Preffe verbreitete Nachricht, daß Samuel Maharero mit einigen Getreuen zu den OvamboS im Norden des südwcst- afrikanischen Schutzgebiete- geflüchtet sei, als unrichtig berauS. Sri rurrirch-iapanircbe Krieg. Die Aonferenz. Trotz den BermittelungSversuchen Roosevelt» und dem darauf gegründeten Optimismus der ameri kanischen Preffe bereiten, wie aus London gemeldet wird, alle Vertreter der leitenden Blätter auf ein er gebnislose« AuSeinandergehen der Konferenz vor, unter überwiegender Betonung de« Rechte« der Japaner, an deu in den noch unerledigten Klauseln enthaltenen For derungen festzuhalten. Dem „Times"-Korrespondenten erklärte ein japanisches Konsrreazmitgliev, daß die Herabsetzung dieser Forderungen den Sturz der Tokioter Regierung be deuten würde, die sich in ihren Ansprüchen bereit- auf da- Mindestmaß dessen beschränkt habe, wa« die öffentliche Meinung de« Landes gebieterisch verlangt. Komura hat nach einer weiteren Meldung ein UebrigeS getan, indem er die Abtretung von Sachalin mit der Maßgabe vorschlug, daß e- Rußland freistehen solle, für eine der verlang»«« Kriegsentschädigung gleiche Summe die Hälft« der Insel zurückzukaufen. Di« einzige Hoffnung auf einen möglicherweise doch noch glücklichen Aus gang gründet sich be» den englischen Gewähr-männer» darauf, daß die Zeit vielleicht Rat bringt, da ein gänzlicher Abbruch der Debatten und Abbruch der Konferenz für morgen wenigstens nicht sicher sei. — Nach einer Pariser Meldung bingegen ist daS angekündigte Arrangement wegen der wirtschaftlichen Verwertung von Sachalin «nd der Maotschurei durch eine groß« int«rnatio»ale Ge sellschaft, welche an Japan beträchtliche Summen z« entrichten bereit wäre, in vollem Gange. Die Zustimmung Rußland- hängt von dem Zustandekommen gewisser Präl»- mmarverträge zwischen Rußland »ad Japan, beziehungsweise zwischen Rußland, Japan uad Korea ab. — Aus London meldet das .B. T.": Wie einer unserer Mitarbeiter an hiesiger unterrichteter Stelle erfährt, ist die Meldung dec> „Daily Telegraph", wonach Marschall Oyama und alle seine Generäle dem Thron eine Denkschrift, in der sie energiscb schärfere FriedenSbedingungen befürworten, eingereicht hätten, eine Erfindung de« Tokioer Korrespondenten des Londoner Blattes. Allerdings gibt eS in Tokio eine kürzlich organi sierte Vereinigung von Journalisten und Kaufleuten, die in einem Memorandum ihre Ansichten über die von Rußland bei Friedensschluß zu erfüllenden Bedingungen niedergelegr bat, doch wird sich die verantwortliche japanische Regierung, die allein Kenntnis von den in Washington aufgestellten Forderungen hat, in keiner Weise davon beeinflussen lasten. Da« im Felde befindliche japanische Heer oder seine Führer denken nicht daran, der kaiserlichen Regierung einen wie auch immer gearteten Rat erteilen zu wollen. Hier wie in Tokio beklagt man sich übrigen« bitter über die Mitteilungen Wittes und seiner russischen Kollegen an die ameri- kanische Presse. Die ;apanischen FriedenSunterhäob- ler hätten im Vertrauen auf eine durch Vermittelung des Präsidenten Roosevelt erlangte Zusicherung der russischen Regierung, während der Verhandlungen in Portsmouth un bedingte Geheimhaltung der erörterten Fragen zu bewahren, bisher streng vermieden, die amerikanischen Journalisten durch allerhand für sie wertvolle Auskünfte in einem der japani schen Sache günstigen Sinne zu beeinflussen. Ein Scheitern der FriedenSverhandlungen, an daS man hier aller dings noch nicht glauben will, würde, davon »st man über zeugt, teilweise wenigstens den russisch-amerikanischen Indiskretionen zur Last zu lege« sein. Erzätzlnngair russischer Seeofsizier«. Interessant sind einige auS Tsingtau gemeldete Beiträge zu den Vorkommnissen an Bord des „Zesfare- witsch" in der ersten Seeschlacht vor Port Arthur a>n lO. August verflossenen Jahres, die wieder geigen, wie das psychologische Element, gewisse unglückliche Zufälle und geringfügige Ursachen von großer Wirkung auf den Verlaus einer Schlacht werden können. Die Russen hatten bei viel Sclbstverschuldung auch viel Mißgeschick. Der „Zessarewitsch", das Flaggschiff des Adnnrals Withöfft, erhielt abgesehen von den Treffern kleiner Kanonen, 15 Schuß aus dem schweren Kaliber dec 30,5 Zentimeter-Geschütze, die ein Geschoßaewicht vou Zentnern haben; es waren zumeist Sprenagranaten. geladen mit dem hohen Explosivstoff Schimose, einer Pikrinsäureverbindung. Zwei Schüsse, die die größte Verwirrung zur Folge hatten, trafen den Kom mandoturm und die Kommandobrücke, wo- bei der Admiral Withöfft und 15 Mann auf der Stelle getötet, der Kontre-Admiral Mattusewitsch, Chef des Geschwaderstabs und der Kommandant des Schif fes schwer verwundet wurde. Besonders verhängnisvoll wurde durch die Begleitumstände der zufällige Treffer des Kommandoturms. Im gepan zerten Kommandoturm befinden sich das Dampfruder, der Steuerkompaß, sämtliche Elemente der Befchlsübcr- mitteluug für die Sckifssleitung, wie die Maschinenteil, graphen, die Sprachrohre nach den wichtigsten Gefechts- Kationen, die automatischen Apparate zur Kommuni kation mit dem vorderen und achteren Panzerturm, den Gcschützständen und Torpedolau,zicritatipnen. Der Kommandoturm ist ein auf einem gepanzerten Unterbau ruhender, zylindrischer, mehr als mannshoher Aufbau über Deck, der eine pilzförmig überragende Decke oder Haube trägt, welche schmale Sehöffnungen frei läßt, die einen Ueberblick über den ganzen Horizont gewähren. Tas verhängnisvolle 30,5 Zentimeter-Geschoß., das den Kommandoturm traf, explodierte und schleuderte einen schweren Splitter gegen die Innenwand der überragen den Haube, von wo er in den engen Turm zurückgc- worfen wurde, und abprallend von den Turmwänden, furchtbare Verheerungen anrichtete. Ec tötete den Navigationsoffizier, einen Seekadetten, den Mann am Dampfrnder und vier an den Befehlsüber- mittelungSapparaten stationierte Matrosen, und nahni dann durch eine Sehöffnung wieder seinen Weg auS dem Turn». Zwei Offiziere waren durch die beim Auftreffen auf den Turm verursachten Erschütterungen ihrer Sinne beraubt worden und lagen ohnmächtig im Turm. Dem Mann am Ruder war der Kopf abgerissen worden; im Todeskrampf hatten die Hände die Speichen des Dampf ruders umklammert; der kopflose Rumpf lag auf dem Ruderrad, da? infolgedessen das Steuer hart zu Bord ge dreht lxrtte. Das Ruderrad konnte nicht sogleich klariert werden, da die erstarrten Finger erst duxch Abschlagen von den Handgriffen der Speichen getrennt werden mußten. Ter „Zessarewitsch" beschrieb inzwischen zwei mal einen Kreis und brachte Verwirrung in die in Kiellinie ihm folgenden Sckiffe des Geschwaders die auszuweichen gezwungen wurden, um niN gerammt zu werden und sich nickt vorzustellen vermochten, was an Bocd deS Flaggschiffs passiert sein konnte. Ter Steuer kompaß, die Seekarten, die Maschinenteleqraphen waren zerstört worden und der „Zessarewitsch" steuerte in un sicherem Laufe, gleich einem seiner Sinne Beraubten, im Kampfgewühl. Das Schiff, das durch zwei Treffer auch seinen achteren Schornstein verloren hatte, wodurch seine Fahrtgeschwindigkeit bedeutend herabgesetzt wurde, war bei dem hereinbrechenden Dunkel gezwungen, gegen die Küste von Sckantung zu nach dein Sternen zu navi- gieren und erreichte dann Tsingtau, da seine Verfolger es aus den Augen verloren hatten. veutrcfter Keich. Lechzt«, 21. August. * Kaltziltsche Umtriebe i» Dresden schildert die .Monats schrift sür Stadt und Laud" i» ihrem Julibeft. Dort findet sich ei» längerer Artikel deS verstordenen Freiherr» v. Ungern-Gternderg unter der Uederschr»ft: U»1er dem konservativen Banner, der m vielfacher Hinsicht lehr reich ist und ei» grelles Licht auf de» religiösen Standpunkt der preußische» Konservative« wirft. U»S Sachse» acht dieser Artikel um so mehr an, als er Zustände ch Dnsßs»
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