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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.06.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060606022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906060602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906060602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
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Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen und Extrabeilagen nur in der Morgen-Ausgabe Schluß der Annahme nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen-Annahme: AugUftUSPlatz 8, Ecke JodanntSgasse. Haupt-Atltale Berlin: TarlDuucker,Herzgl.Bayr.Hofbllchhandl^ Lützowslraße 10 iyerusprecher Amt VI Nr. 46031 Ailirl-Expedition: Dresden. Mariem"tr34 Nr. 282. Mittwoch 6. Juni 1906. 100. Jahrgang. Var Aichtigrte vom rage. * Kaiser Wilhelm II. ist beute früh gegen 8^ Uhr in Wien eiugetroffen und vom Kaiser Franz Josef in überaus herzlicher Weise begrüßt worden. * Bei der Behandlung der Lehrerinneufrage aus dem Allgemeinen deutschen Lehrertag in München verließen die Frauen unter Führung von Helene Lange den Saal, al- Frl. LischnewSka durch eine beleidigende Bemerkung schwer verletzt worden war. (S. Bericht.) * Leute vormittag wurde in Jena der XVII. Evan - gelisch-Soziale Kongreß eröffnet. * Im Saargebiet haben, wie aus St. Johann gemeldet wird, 1200 in christlichen Gewerkschaften organisierte Arbeiter den Beschluß gefaßt, in AuSstand zu treten. * Leute früh begann unter lebhafter Beteiligung des Publikum- der Start de- HerkomerreunenS. -Der militärische Gouverneur von Paris, Des- strier, ist heute gestorben. * Die Tauchergesellschaft in Genua schloß mit der griechischen Regierung einen Vertrag ab zur Hebung der in der Seeschlacht von Nava rin gesunkenen, große Geld summen enthaltenden türkischen Kriegsschiffe, sowie über die Bergung der im Altertum bei der Insel Cerigo ge sunkenen römischen Triremen, die eine Menge griechischer Kunstschätze nach Rom bringen sollten. * Der Philosoph Eduard vonHartmannist heute nacht in seiner Billa zu Großlichterfelde bei Berlin gestorben. (S. Letzte Depeschen.) politische cagerrcdau. Leipzig, K. Juni. Da- neue österreichische Ministerium. (Von unserem Wiener ^.-Korrespondenten.) Zur Lösung der Krise in Oesterreich wurde ein Mann berufen, dem in eingeweihten politischen Kreisen seit langem eine „Zukunft" vorausgesagt worden war — daß diese Zukunft so bald Gegenwart werde, das hatte niemand erwartet — Max Wladimir Freiherr von Beck, SektionS- chef im Ackerbaumlnisterium. Man wußte von ihm, daß er em eminenter Vertrauensmann des Thronfolger-Erzherzogs Franz Ferdinand sei: daß er unter dem Kaiser Franz Josef schon auf eine leitende Stelle gesetzt werden würde, war eine gewaltige Ueberraschung. Der Mißstimmung gegen das Verhalten der Krone war damit ein Paroli geboten. Baron Beck lud di« Parteiführer zur Mitwirkung ein; er bot Portefeuilles an. Die Deutschen griffen rasch zu. Die Tschechen zögerten. Sie befinden sich in schlechter Situation. Die Legislaturperiode gebt zu Ende und sie bringen ihren Wählern nichts heim, nicht die tschechische Universität in Mähren, nicht die innere tschechische Amtssprache, und auf ihr« Fers«n treten bereits die Tschechisch-Radikalen und die Agrarier. Es gelang einen Ausweg zu finden. Sie erhalten die Verstaatlichunader Nordbahn, sie senden den Obmann ihres Klubs Dr. Friedrich Pacak als Lands mannminister in das Kabinett, und ein über aus energischer tschechischer Politiker, ein höchst praktischer Vertreter und geschickter, wenn nötig selbst rücksichtsloser Agitator für die Erfüllung der tschechischen Wünsche. Dr. Joseph Forscht übernahm das HandelSportef«uille. Nicht als Vertrauensmann des Klubs aber als einer, auf den sich der Klub verlassen kann- der Junatschechenklub hat also freie Hand im politischen Sinne und doch ein starkes Stück Macht in der Hand. Die Deut schen haben einen Landsmannminister Heinrich Prade einen Eisenbahnminister, den bisherigen Obmann der deut sch«» Volkspartei Dr. Julius von Derschatta, und einen Unterrichtsminister, den Hofrat Gustav March et. Der erste kommt aus Böhmen, der zweite aus Steiermark, der dritte aus Niederösterreich; aus Mähren kommt nie mand. Das sagt ganz deutlich, daß die spezifisch nationalen Fragen vorläufig zurückgestellt werden. Das Beispiel der Tschechen befolgten die Polen. Sie designierten ihren Ob mann, den Grafen Adalbert Dzieduczczycki zum pol nischen Landsmannminister und stimmten zu, daß ein pol nisch-nationaler Mann, der Finanzlandesdirektor in Lem berg Dr. von Korhtowski, Finanzminister werde. Einige Portefeuilles blieben in den Händen der bisherigen Beamtenminister. Es ist also immerhin der Anfang eines parlamentarischen Ministeriums. Vom konstitutionellen Standpunkt aus ein erfreuliches Ereignis. Was aber soll und was kann dieses neue Kabinett leisten? Die richtigste Bezeichnung des par lamentarischen Ministeriums Beck ist jedenfalls „Koopera tions-Kabinett". Die drei großen Parteien vereinigen sich, um die Wahlreform durchzuführen, die Staatsnotwendig, keiten parlamentarisch zu erledigen und im wirtschaftlichen Kampfe mit Ungarn den neuen, den modernen Verhältnissen entsprechenden Ausgleich zu schaffen. Wenn all daS gelingt, dann dürfte im Verlause des günstigen Fortganges der Aktion die Parlamentarisieruna fortgesetzt werden. Wenn es gelingt. Der Tschechenklub hat sich, wie gesagt freie Hand Vorbehalten; aber selbst, wenn er im gegebenen Momente für die Regierung stimmt, sind Tschechen, Polen und deutsche Volkspartei keine stattliche Mehrheit. Die deutsche Fort schrittspartei steht nicht geschlossen hinter dem neuen Minister March et. Eine ablehnende Haltung -eigen die Cbristlich- Sozialen, das katholische Zentrum ist „erkältet" weil keinS seiner Mitglieder, weder Dr. Kathrein, noch Dr. Eben- hoch, noch Baron Morsey ins Kabinett berufen wurde. Der verfassungstreue Großgrundbesitz will von der Wahl- reform begreiflicherweise nichts wissen, ist also gewiß nicht Regierungspartei. Auf die Slawen ist kein Verlaß und die Ruthenen fühlen sich geängstigt, daß das Ministerium, da es ein deutsch-tschechisch-polnisches sder Akzent liegt auf dem letz- ten Wortes Kabinett ist, die ruthenischen Forderungen in der Wahlreformfrage nicht entsprechend berücksichtigen werde. Es gibt Stimmen, die der Waylreform das 6s prokunäis an stimmen. Allzuviele ehrliche Anhänger hat ja das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht im österreichischen Parlament gewiß nicht, diese Reform aber nun von der Tagesordnung äbsctzen geht gewiß nicht. Ob aber das nötige Kompromiß zustande kommen soll, das Kompromiß wegen der Mandats zahl, das weiß heute noch niemand. Am Donnerstag wird die Neugierde, eine jedenfalls sehr berechtigte, befriedigt wer den; denn an diesem Tage wird der Ministerpräsident Baron Beck im Abgeordnetenhause seine Programmrede halten, und am Abend tritt der Wahlreformausschuß zu sammen. Man kann sagen, der Vormittag ist der Staats akt, der Abend bringt die entscheidende Arbeit; der Vormittag die Vorsätze, das Schaugericht, am Abend beginnen die Schwierigkeiten. Man gewärtigt, daß die Programmrede eine neue na- tionale Verständigungsaktion ankündigen werde. Tie wievielte im Laufe der Jahre? Nur ein ge übter Statistiker könnte präzise Antwort geben. Gegen den Willen ist natürlich nichts einzuwenden, auch gegen die Idee nicht- gewiß aber ist, daß die deutschen Parteien, gerade jetzt, da ihre Vertrauensmänner im Kabinett sitzen, eine ganz außerordentlich schwierige Situation vorfinden, und eine ganz außergewöhnliche Verantwortung zu tragen haben. Die Wirkungen der neuen Militärpensionsgesetze. Ueber die Wirkungen der nunmehr endgültig verab schiedeten Militärpensionsgesetze macht der „B. L.-Ä." folgende Zahlenangaben: Auf Grund des Offizier- Pensionsgesetzes wird jetzt ein Leutnant nach zehn jähriger Dienstzeit an Stelle der bisherigen 488 künftig 753 F Pension beziehen, bei einem Oberleutnant mit löjährizer Dienstzeit werden sich die Zahlen von 850 auf 1180 .L erhöben. Ein Hauptmann 2. Klasse mit 20jähriger Dienstzeit erhielt bisher 1735, künftig 2214 F; die Pension eines Hauptmanns 1. Klasse mit 25jähriaer Dienstzeit erhöht sich von 2682 auf 3285 F. Ein Bataillonskommandeur mit 30jähriger Dienstzeit steigt von 4091 auf 5052^1; ein paten tierter Oberstleutnant von 5442 auf 6546 ^l, falls er nicht Regimentskommandeur ist. Als Regimentskommandeur er hält er für die Folge — gleichfalls eine 35jährige Dienstzeit vorausgesetzt — an Stelle der bisherigen 6236 eme Pension von 7059 .<l. Bei einem Brigadekommandeur nut 40jähriger Dienstzeit ist nur ein Unterschied von 381 l9387 statt 90061. Bei den Teilnehmern der Feldzüge, auf die daS Gesetz ja Anwendung findet, werden die Erhöhungen teilweise etwas geringer sein, da bei diesen Offizieren die zuletzt be- zogenen Gebaltsgebührnisse, die mehrfach geringer sind als die jetzt gültigen, der Pensionsberechnung zugrunde gelegt werden. Ein Vorteil des neuen Gesetzes besteht darin, daß Offiziere in hilfsbedürftiger Lage vom Hauptmann einschließ lich abwärts Pensionsbeihilfen bis zur Erreichung eines be- stimmten Gesamteinkommens gewährt werden können. Dieses Gesamteinkommen ist für den Leutnant auf 1200, für den Oberleutnant auf 1800 und für Hauptleute auf 2400 K festgesetzt. Auch aus demMann sch aftSv er sorg ungSge setz mögen hier einige Zahlen mitgeteilt werdem die die wesent lichen Verbesserungen erkennen lassen. Die Renten der gänz lich erwerbsunfähigen Invaliden der Klasse der Gemeinen, Unteroffiziere, Sergeanten und Feldwebel steigen von 396, 432, 468 und 540 F auf 540, 600,. 720 und 900 und er reichen somit die Sätze des Krieasinvalidengesetzes. Die Ab- indungen des neuen Gesetzes für die noch weiter Ge- chädigten, nämlich die pflegebedürftigen Invaliden, über teigen mit 864, 924, 1044 und 1224 noch die Sätze für die sisheriaen Kriegsinvaliden von 720, 780, 900 und 1200 Dazu ist die Verstümmelungszulage für alle bisherigen und künftigen Invaliden gleichmäßig auf 27 für jede Ver stümmelung festgestellt worden. Bei besonders schwerem Siechtum beträgt die Entschädigung eines Soldaten 1188 jährlich. Kapitulanten mit 18jähriger Dienstzeit erhielten bisher al? Sergeanten 180 ^l, als Feldwebel 252, als Stabs- Hoboisten 321 F und werden künftig 360, 450 und 518 erhalten und die Höchstrenten bereits nach 35jähriger Dienstzeit mit 720, 900 und 1575 ^ erreichen. Die Für sorge für die nicht alsbald in dem Zivildienst zur Anstellung kommenden Kapitulanten mit geringerer als 12jähriger Dienstzeit und für die ohne Versorgungsanspruch entlassenen Soldaten betätigt sich in einer besonderen Rente. Die Zahlung der Rente während der Anstellung im Zivildienst ist gleichmäßig geregelt und sichert allen mehr als 20 v. L. erwerbsunfähigen Invaliden, also den bisherigen teilweise ^rwc^bSunfäpizer Invaliden, den dauernden Fortbezug der mehr als 20 v. H. der Rente zuerkannten Betrag« und sorgt auf diese Weise besonders für diejenigen Fälle, in denen das Leiden sich steigert, so daß schließlich Betrüg« von 216, 240, 288 und 360 F neben jedem Zivilbiensteinkommen gezahlt werden können. Den Kapitulanten von mindestens 18jähriger Dienstzeit wird die Dienstrente sogar bis zur Einkommengrenze von 2000 F gezahlt, was von den Unter beamten besonders freudig begrüßt werden dürfte. Auch nach dem Ausscheiden aus dem Zivildienst ist für diejenigen In validen besonders gesorgt, die ihre Höchstpension nicht er reichen konnten. Schließlich können nach den Vorschriften des 8 46 die bisherigen gänzlich und größtenteils erwerbs unfähigen Invaliden bei einem gewissen Mindesteinkommen Unterstützungen erhalten. Deutsches Keich. Leipzig, 6. Juni. * Taft der Rücktritt des Ärafen Posatzowsktt bevorsteht, wird in einem Berliner osfisiöien Telegramm der Münchener „Allgem. Ztg." für unzutreffend erklärt. Die Nachricht „entstand vielleicht aus der Kombination der beiden Tat sachen, daß in einflußreichen Kreisen eine gewisse Unzufrieden heit über vaS Verhalten PosavowskyS bei der Südwestafrika- Debatte im Reichstage herrscht, und daß demnächst daS Ober präsidium der Provinz Sachsen frei wird. Gleiche Gerüchte aus ähnlichem Anlaß wurden schon früher verbreitet. E« bandelt sich aber bei allen diesen Meldungen nur um den Wunsch gewisser Leute, der zum Vater des GevankenS wurde". — Der „Hannov. Courier", der ebenfalls das Gerücht von der Resignation PosadowSkys für unglaubwürdig betrachtet, schreibt, daß für den amtSmüden Oberpräsidenten v. Bötticher ein preußischer Minister als Nachfolger gelte, „der längst zum Ausscheiden reis" sei. DaS zielt ohne Frage auf den Kultusminister. * Hebung der verrrfSfreudigkeit im Richterstaud. Der preußische Justizminister Dr. Beseler bemüht sich, solche An ordnungen zur Durchführung zu dringen, die weieutlich dazu beitragen können, die Beruj-sreudigleit der Richter zu erhöhen. Die „N. L. C." rechnet zu den nach dieser Richtung g'troffenen Anordnungen die Entlastung der Richter von mechanischer Schreibarbeit. Es finven zur Zeit bei den Oberlandes- gerichten über diese Materie Erhebungen statt. Nicht weniger dankenswert, wie der Erlaß deS Justizministers betreffend tunlichster Entlastung von mechanilcher Schreib arbeit für dre Richter, ist eine andere Verfügung, welche die Beseitigung bezw. Abschwächung einer Hebung be absichtigt, nach welcher bisher die Gerichtsschreibereien der einzelnen GerichiSstellen in kurzen Zwischenräumen „Resten- Verzeichnisse" an die vorgeordneten Instanzen einzusenven batien. Die Richter waren im Zusammenhang mit diesem Brauch bi« zu einem gewissen Grade der Kontrolle deS Kanzle,dienste« unterstellt. Da- mußte bei gewissenhaften und telbständigen Richtern etwa- Drückende« haben und nicht selten mag eine gründliche und zeitraubende Abfassung eine« Urteils vor der Abneigung de- betreffenden Richter« gelitten haben, mit seiner Arbeit, d. h. mit der Verzögerung derselben, nicht in da- „Restanten"-Berzeichni- zu kommen. * Zur Haftentlassung der Kameruner HLeptlia-e erfährt die „Tägl. Rundsch.", daß eS sich keineswegs um eine Ein stellung deS Verfahrens bandelt. Di« Untersuchung gegen „King Akwa" und seine Freunde sei überhaupt noch nicht geschlossen. Für die Gründlichkeit, mit der der neue Richter, Assessor Dr. Hetzel, die ganze Angelegenheit bchandelt, spricht der Umstand, baß die Erhebungen über die Beschwerden der Häuptlinge nunmehr bereits zwei Monate dauern, ohne zum Abschluß gelangt zu sein. Die Haftentlassung sei lediglich deswegen verfügt, weil da« bisherige Ergebnis der Unter suchung erwarten läßt, daß für dre Verleumdungen und Beleidigungen, deren sich die Häuptling« schuldig gemacht haben, eine geringer« Bestrafung für ausreichend erachtet werden dürfte, als daS erste Verfahren sie erkannt hatte. * D«r deutsch« Schulderei». Der in BreSlau versammelte Vertretertag des Deutschen SchulvereinS zur Erhaltung deS Deutschtums im AuSlanLe hat -um Vorstand gewählt: Dr. Vernarb, Kaiserlich«» Gesandt«« a. D. v. Braunschweig. Staatsminister z.D. Heutig, Oberstleutnant a.D- v. Mauntz, Professor Dr. Paszkow-ki und Bankherr Gauvag«, sämtlich in Berlin. Der nächste Bertretertag wird in Essen a. R. stattfinden. * Müller-Sagau. Der freisinnige Abgeordnete Dr. Müller-Sagan hatte vor längerer Zeit bei der Reaierusg beantragt, seinen parlamentarischen Namen auch als Privat mann für sich und seine Familie führen zu dürfen. Die Äe- nehmigung wurde auch erteilt, nachdem sich die Stadtverord neten von Saga» — allerdings gegen den Wunsch de- Bür germeisters — mit Stimmenmehrheit dafür ausgesprochen hatten. Nun hat aber, wie die „Schief. Ztg." hört, der Kreis Sagan durch den KreiLauSschuß gegen diese Genehmigung Protest erhoben. Man ist gewillt, event. die Entscheidung der Höheren Instanz herbeizuführen. * Kleine politische Nachrichten. Bischof Thoma« Spreit er wurde nach der „Germania vom Kaiser in Potsdam empfangen. Er reist in kurzem nach Rom und dann über Genua nach Ostafrika. — Die preußische Regierung hat die Genehmigung zu den Vorarbeiten für denKanal Oldenburg—Kampe—Dörpen, bzw. Kampe— Leerort erteilt. Die Regierung hat sich jedoch ihre Stellung nahme zu dem Unternehmen selbst bis nach Vorlegung eines bestimmten Projektes Vorbehalten. — Von der kaiser lichen Kanalwerft am Saatsee bei Rendsburg ist folgende Verfügung erlassen worden: „Den Werftarbeitern untersage ich, Mitglieder des Deutschen Metallarbeiterver- Landes zu sein. Bis zum 6. Juni d. I. hat jeder Arbeiter dem Werkmeister zu melden, oo er dem Verbände angehört. Wer am genannten Tage noch Mitglied deS Deutschen Metallarbeiterverhandes ist, scheidet mit dem Ablauf de« 20. Juni aus seiner Beschäftigung auS der Werst auS." Wo bleibt da di« Koalitionsfreiheit der Arbeiter?! Feuilleton. Vie klleltflockt ist clie neue Zeit, 6er große, schmutrige Torbogen, ckurch 6en jecker einmal hiackurch muß, um seine höhere 8tufe ru flncken. vaa ist aber 6och rvohl viecker ru viel, vorn brechen eu viele den Hais in «Uesem schnarren Logen. Seele»«. Von -er Mailänder Ausstellung. II. Mailand, Ende Mai. Schon beim Betreten der Parkausstellung kommen wir in Gebiete, die auch den Laien durch ihre Mannigfaltigkeit fesseln. Da ist zur Rechten der Pavillon für daS Aauarium, der sich gleich an daS pompöse Eingangstor anschließt. Die hübsch ausgestattetcn Säle im Parterre nimmt die deutsche Binnen- und Hochseefischerei ein. Der Fischereiverein für die Provinz Brandenburg hat seinen Geschäftsführer, Dr. Brühl, selbst entsandt, um die Ausstellung zu einem möglnnst vollkommenen Bilde von dem heutigen Stande der deutschen Binnenfischerei zu gestalten. Der Ausbau zeigt die Entwicke lung der Binnenfischerei von ihren Anfängen an. Das Königliche Museum für Völkerkunde in Berlin belehrt durch die Abteilung vorgeschichtlicher Fischereigeräte, wie unsere Vorfahren hinauSfuhren aus die Flüsse, um sich dort ihre Nahrung -u holen. Hie Fifchereigeräte der Stein- und Bronzezeit wechseln mit denienigen au» der wendischen und slawischen Zeit der Mark Brandenburo ab. und wa« der An- fchauungSuntrrricht nicht vollende» rann, La» lehrt die Sammlung wissenschaftlicher Werke über dieses Gebiet. Die weitere Wanderung führt uns zu den Fischfanggeräten, wie sie heute bei den Fischern und beim Angelsport im Gebrauche sind. Dann werden wir über Aufzucht, Fütterung und Krankheit der Flußfische und Krebse durch Modelle, Präpa rate und Bücher unterrichtet, und namentlich erfahren wir wichtiges über die Lachszucht, über deren Mittel und Ziele der Deutsche Jischereiverein sich in Modellen, Bildern und graphischen Darstellungen des weiteren ausläßt. Zu ihm gesellt sich die Ausstellung teichwirtschaftlicher Geräte, Mo delle und Abbildungen der in den Teichen des Fürsten von Hatzfeld, des Herzogs zu Trachenberg vorkommenden Karvfenrassen. Die Fischfeinde sind durch Gruppen von Reihern, Kormoranen, Eisvögeln, Enten, Krähen und Möven vertreten, während die für die Fischerei nützlichen Insekten in guten Präparaten zur Stelle sind. Auch an die Reinigung der Wasserläufe von den aus den Fabriken aus- sließenden Abwässern ist ,n einem reichhaltigen, wissenschaft lichen Material gedacht. Ebenso wird gezeigt, wie zur He bung der Fischerei Fischschleusen angelegt werden müssen, um den Fischen die Möglichkeit zu geben, größere Niveau-Unter schiede im Wasserspiegel, wie Wehre und dergleichen, nach der Art, wie dies Schiffe tun, zu überwinden. Wo Modelle und Präparate sich zu einer Darstellung der deutschen Binnenfischerei vereinigen da fehlt auch nicht die Aus schmückung der Räume durch Malerei, die bald in landschaft lichen Hintergründen, bald in symbolischen Darstellungen die Ausstellung aufs freundlichste ergänzen., Hier haben Pro- fessor Max Koch, Berlin. Hans Hartig, Dresden, und I. Liedtke. Klein-Glienicke, Gemälde beigesteuert, die, genau in dem Charakter der heimischen Gegenden, viel zur Orientie rung des Beschauers beitragen. Endlich finden wir hier auch die Frage des Fluß-Planktons, daS wesentlich zur Nah rung unserer Flußfische dient, berührt, bald durch Geräte, die das Plankton aus der Dese zur Untersuchung heraus- holen, bald durch Präparate und wissenschaftliche Arbeiten diesen neuerdings erst zur Bearbeitung gelangten wichtigen Teil unserer Fischereiwrrtschaft. , . Dann geht'« hinaus mit dem Bewohner der Wasserkante zum Fischsang auf die See. Wir begleiten den Fischer auf seinen gefahrvollen Fahrten im kleinen, oft genug morschen und geflickten Fischerboote, dann wieder sind wir zu Gaste auf den modernen, großen Fischdampfern, die mit Hilfe di elektrischen, weithin glänzenden Lichtes die Fische in bas Netz locken. Ueber Leben und Entwickelung der Nutztiere des MeereS, über ihre Freunde und Feinde in der Tiefe wird uns eingehende Belehrung gegeben. Wir treten in die sauberen Häuser der Fischer, empfangen eingehende Berichte über die materiellen Ergebnisse der deutschen Hochseefischerei und des Handels mit Fischen und Meeresprodukten, über die mit der Seefischerei verbundenen Industrien, wie Schiffs bau, die Geräte- und Fischkonservenindustrie. Es wird uns Aufschluß über dir internationale Meeresforschung gegeben, und alles, was die Ozeanographie, die Forschung-Methoden, die Instrumente, die Biologie, die Statistik bisher zutage förderte, ist hier erschöpfend dargestellt. Man sieht, daß ern tüchtiger Fachmann, wie Hafenmeister F. Duge au» Geeste münde, mit Eifer gewaltet hat. um die Resultate der Hochsee fischerei vom wissenschaftlichen, praktischen und merkantilen Standpunkte auS nach Möglichkeit zu beleuchten. Es ist ein eigenartiger Zug, der etwas vom sozialen Aus gleich der Stände an sich hat, daß gerade zwei Fürsten, wie der König von Portugal und der Fürst von Monaco, sich um die moderne Meeresforschung sehr verdient gemacht haben. Auch der italienische Minister des Innern bietet zahl reiche plastische Nachbildungen, Bilder und Schriften dar, um die Arbeiten der Fisch-Kultur-Stationen in Rom, Brescia und Belluno dadurch zu veranschaulichen. Reiche Kollektionen haben England, Oesterreich, Frankreich und so gar Tbina ausgestellt, dos letzte läßt unS einen Einblick in di« lebende Fischwelt der chinMchen Meere durch ein sehr interessante« Aauarium tun. Von Japan sind wir es ja ge wöhnt, Beweise seiner hoch entwickelten Kunstgewerbc-Jn- dustrie -u erhalten. Auch hier gibt da« neuerdings so in den Vordergrund des allgemeinen Interesses gedrängte Land wieder Ausschluß über ein weitverzweigte«, nationale« In dustriegebiet, über da« der vielgestaltigen Arbeiten au» Korallen, an denen die japanischen und chinesischen Meere kernen Mangel haben. Di« Schwei- beauftragte ihre Ge lehrten, über daS System des Fischfangs auf ihren Seen die Beschauer zu unterweisen, und dies rst sowohl in Aqua- rien, als auch in Nachbildungen, Modellen und Schriften auf das eingehendste geschehen. Nickt weit von dem eigentlichen Aquarium haben die Socrets di Pesca Lombarda und andere italienische Fischereigesellschaften in einem HäuSchen au- rohen Baumstämmen noch allerlei Sammlungen von leben- den, Fischen, Gerätschaften, Modellen usw. vereinigt, um dem nationalen Charakter der italienischen Binnenfischerei gerecht zu werden. Gegenüber dem Aauarium finden wir in einem Annex de» großen Hauptportals im Pavillon für die „Mostra Retro- spettlva eine gedrängte Geschichte de» Verkehrs- und Trans portwesens. Ferner ist im Abriß di« Geschichte d«S Post wesen» gegeben, und zwar von dem berufensten, von dem Fürsten Albert von Thurn und T«iS^ der durch Dr. Rübsam, seinen Archivar, einen Teil der Schätze seiner Bibliothek zu Regensburg hier zur Schau stellte. Die Familie der Thurn und Taxis stammt in direkter Linie von Omedeo dei Tassi sgestorben 1290) ab: dem Geschlecht gehörten unter anderen auch Bernardo und Torquato Tasso an. Lier finden wir die wichtigsten Urkunden über unser Postwesen vom Kaiser lichen General-Postmeister Franz von Taxi» sTassiS. Tasso), gestorben 1517, an bi» zu jener Zeit vereinigt, al» de« fürst- liche Tburn und TanSsche Posiwesen durch Auslösung an die Krone Preußen kam. VestallunoSbriese der deutschen Kaiser, der Könige von Spanien, der Regenten der Nieder lande, international« Postverträge. Postschutzbriese und ähn- liche Urkunden wechseln mit Plakaten, Formularen, Einblatt drucken usw. ab. Dann tmeder wird unS eine Art von Abnenaalerie deS PostwesenS in Bildnissen der Thurn und TariSschen General-Postmeister vom 16. bi- IS. Jahrhundert geöffnet, und die postalische Literatur der älteren und neueren Zeit ergänzt dieses Archiv, das über die Geschichte der Post- und deS Verkehrswesens saft aller Länder EurovaS für Fachgelehrte und Laien reiche Ouellen erschließt. Und was man noch nicht au- der Thurn und TariSscben Aus stellung weiß, daS erfährt man au« der der Union Posiale Universelle zu Bern und au« der großartigen Sammlung de« Herrn Dr. Achille« Bertarelli.
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