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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.01.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060115012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906011501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906011501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-01
- Tag1906-01-15
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Bezirz-. Prek- d, der tza»ptrxp«dtttou oder de«, Ausgabe- stellen abgehoU: virrttljädrlich tz.40, bet täglich zweimaliger Zustellung tu- Hau vierteljährlich ll.—. Durch anlerr aus- wätttgru Ausgabestellen uud durch die Post bezogen für Deutfchland uud Oesterreich vierteljährlich 4.bth fllr die Übrigen Länder laut Zeitung-Preisliste. Diese Nummer kostet M allen Bahnhofen und bet III IVd den Zeitung--Verkäufern «eH»Man „tz «rve-ttia»: Iohauntsgass« L Delephon Nr. 1ÜL, «r. 8LL, «r. L17L verltne, Nebaktto«»-Bur*«ur Berit» bNV 7, Dorothrenktraß« 88. Tel. I, «r. 887b. Dresdner AedaMons-vurranr Dresden-A-, Köoueritzstr. LV, Lel.1, Nr.4Ü83. Nr. 21. Morgen-Ausgabe. KiDlM TagMM Handelszeitung. ÄmLsvkatt des Rates und des Rolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Montag 15. Januar 1906. Anzeigen Prei- dt» S gespalten» Petitzeil» für Leipzig und Umgebung LV Pf., für auswärts 80 Psg. Familien- Wohnung»- uud Etell«»- Anzetgea L0 Pf. FinanzielleAnzeiaen, Brschäst-anzeigen unter Text oder au besonderer Stelle nach Tarif. Für da- Erscheinen an bestimmt«» Tagen u. Plätzen wird keine Baranti« übernommen. Anzeigen und Extrabeilagen nur tu der M-r-ne-Au-gatza Schluss der Annahme nachmittag- 4 Uhr. Uuzeigen-Aunahmei Antznftnsdlatz 8. Ecke Johaunisgass«. Hanpt-AUtale Verlin: - CarlD»»ckar,H«rzgU8ayrHofb«chhaadlg„ Lühowsiraß« 10 lFernsprecher Amt Vl Nr. 4S08> Vlltal 'Srnedttioiu Dre-den.Marteustr.S4. 10V. Jahrgang. Var lvicdtiartr vow rage. * Eine gestern in Berlin abgehaltene Versammlung von Verbände« und Bertretern au» allen Industrie- und Haodel-kreisen sprach sich in einer Resolution gegen die einseitigeDteuerbelastuug von Industrie und Handel au-. (G. des. Artikel.) * Nach einer halbamtlichen Erklärung in Pest wird sich die deutsche Regierung mit der Ratifikation des öster reichisch-ungarischen Handelsvertrags durch den König und nut seiner Inkraftsetzung im Verordnungswege auch ohne parlamentarische Erledigung m Ungarn be gnügen. fS. AuSl.) * Als Nachfolger des Kultusminister- v. Seydewitz soll Krei-Hauptmauu v. Sch lieben-Bautzen aus- ersehen sein, der durch Amt-Hauptmann KrauShaar- Dresden ersetzt werde» dürfte. * Die vom Posener Kriegsgericht zum Tode verurteilten Soldaten haben Berufung eingelegt. * Den Große» Preis von Nizza (lOVOOÜ Franks) gewann »Daadono*. * Der russisch-japanische Krieg hat den Ruffen, wie aus dem Bericht des rufsilcheu Fiuanzministerö hervor geht, fast l678 Millionen Rubel gekostet. politische Wochenschau. Der Reichstag nahm in der vorigen Woche seine Sitzungen wieder auf, um sich sofort mit Eifer an die Be ratung der Reichsfinanzreform zu machen, die in der Etatsdebatte vor Weihnachten nur gestreift worden war. Biel Anziehungskraft übten die neuen Steuern auf die Reichsboten nicht gerade aus; der Sitzungssaal zeigte eine gähnende Leere und die Verhandlungen schlichen langsam dahin, wie ein schläfriger Bach, der nächstens im Mühlensande versickern will. Das liegt weniger an dem Gegenstände selbst — denn eine Viertel Milliarde neue Steuern ist kein Pappenstiel — als daran, daß das Schicksal der neuen Vorlagen schon im wesentlichen ent schieden ist. Tas Zentrum macht auch diesmal die Sache und Frhr. v. Stengel ist klug genug, sich in das Unver meidliche mit Würde zu fügen. Man streitet sich zwar noch ein wenig über die Höhe der Steuern auf Bier und Tabak, man ist sich auch noch nicht ganz klar, wie viel man von den neuen Stempelsteuern über Bord werfen soll, man hat sich auch noch nicht völlig über die Aus dehnung der Erbschaftssteuer auf Kinder und Ehegatten geeinigt, aber man weiß auf beiden Seiten, daß die Einigung erfolgt. Ja, Frhr. v. Stengel hat bereits die Zeit zwischen der zweiten und dritten Lesung als den psychologischen Moment bezeichnet, an dem die Verstän digung perfekt gemacht werden soll. Gerade, weil diese Lösung vorauszusehcn war, strengte sich der Reichstag nicht allzusehr an. Das Zentrum ist nun einmal regierende Partei. Sonst drang vom Lärm der Welthändel nichts in des Reichstags heilige Hallen. Während selbst im preu ßischen Abgeordnetenhause der Finanzminister Frhr. v. Rheinbaben nicht ganz an der hohen Politik vorüber ging, sondern sehr ernsthaft auf die Tatsache hinwies, daß der politische Himmel nicht ohne Wolken sei , blieben diesmal dem Reichstage die Probleme der auswärtigen Politik sern. Der Reichs kanzler ließ sich überhaupt nicht sehen, obgleich man er wartet hatte, daß er das deutsche Weißbuch niit einigen Bemerkungen dem Reichstage überreichen werde. So mußte das Weißbuch für sich selber sprechen. Aber auch der wohlwollendste Beurteiler könnte nicht be haupten, daß es im Reichstage irgend welche Sensation hervorgerufen habe. Brachte es doch eigentlich nichts Neues. Denn, daß Herr Delcassö uns seiner Zeit den englisch-französischen Marokkovertrag nicht mitgeteilr hat, das wußten wir aus den früheren Auseinander setzungen zur Genüge; und daß Herr Saint R6nS Taillandier nach Fez geschickt worden war, um das fran zösische Protektorat über Marokko vorzubereiten, daran konnte unter ernsthaften Politikern nie auch nur der geringste Zweifel sein, möchte sich Herr Taillandier nun ausdrücklich als Mandatar Europas ausgcgeben haben oder nicht. Daß die deutsche Regierung ein volles Recht hatte, ihre Interessen in Marokko zu vertreten, das ist ja vom deutschen Standpunkte selbstverständlich. Aber weshalb sie erst ein kostbares Jahr verstreichen ließ, ehe ste die Initiative ergriff, weshalb sie die Mahner zur Wahrung unserer Rechte in Marokko unwillig ab schüttelte, uni erst ein Jahr später — fast zu spät! — doch ihren Ratschlägen zu folgen, darüber schweigt die Höflich- keit des Sängers, der dieses Buch kompilierte. Auch im Auslande mußte man natürlich zugeben, daß unser Standpunkt korrekt sei, aber das hindert nicht, daß er für die Mittelmeermächte sehr unbequem ist. Sie hatten sich schon so hübsch über die Nordküste Afrikas verständigt, und nun kommen wir, etwa- verspätet, um auch unsererseits einen Anteil zu fordern. Das läßt uns dann als Störenfried erscheinen. Unsere Diplomatie wird auf der Konferenz in Algeciras keinen leichten Stand haben. Denn mehr oder weniger haben wir alle Mittelmeermächte gegen unS, auch Italien, ob gleich es durch die Wahl Visconti DenostaS zu seinem Vertreter gezeigt bat, dah es sich bemühen will, an der Ausgleichung der Gegensätze mitzuarbeiten. Noch braucht man auch nicht daran zu verzagen, daß dieser Ausgleich gelingt, da man auch in Paris erkannt hat, daß man die marokkanische Frucht schütteln wollte, ehe sie reif war. Aber im einzelnen werden die Auseinandersetzungen sehr schwierig sein und besonders die Erledigung der Frage, in welcher Weise die marokkanische Polizei organisiert werden soll, wird manchen Schweißtropfen kosten. An demselben Lage, an dem in Algeciras die Ver- reter der Großmächte sich zusammenfinden, soll in Ver- ailles ein neuer Präsident der französischen Republik gewählt werden. Loubet hat seine sieben Jahre recht und schlecht absolviert und sehnt sich nach Ruhe. Um so größere Anstrengungen macht der ehr geizige Präsident der Kammer, Paul Doumer, um als sein Nachfolger ins ElysSe emziehen zu können. Er ist der Kandidat der Klerikalen und Nationalisten, die auf ihn große, wenn auch etwas unbestimmte Hoffnungen etzen, während der republikanische Block auf den GenatS- rräsidenten Fallidres schwört. In England steht daS neue liberale Kabinett vor einer ersten großen Prüfung. Die Wahlbewegung ;at diesmal ungewöhnliche Dimensionen angenommen; eit langer Zeit wieder zum ersten Male prallen im eng» ischen Volke mächtige prinzipielle Gegensätze auf einander. Campbell-Bannerman hat, waS man auch gegen sein taktisches Geschick sagen mag, den freiheit- ichen Sinn im englischen Volke zu-entzünden verstanden. Gelingt es ihm, eine große liberale Mehrheit zu schaffen, o wird eine Aera der inneren Reformen beginnen, deren auch wir uns freuen können. Nicht als ob uns die eng lischen Liberalen wohlwollender gegenüberständen als ihre konservativen Gegner, aber weil dann die Aufgaben )er inneren Politik das Hauptinteresse absorbieren dürften. Graf Witte kämpft noch immer um die Wieder aufrichtung der Autorität. Es scheint ihm jetzt wenigstens gelungen zu sein, die leeren Staatskassen vorübergehend durch einen Pump bei französischen Finanzleuten zu füllen, möglicherweise gegen das Ver- prechen, die französischen Ansprüche in Algeciras zu ver- reten. Aber mit der finanziellen Entlastung sind die Schwierigkeiten im Innern noch nicht überwunden. Noch ind einzelne Gebiete im Aufruhr, noch ist Handel und Verkehr vielfach gelähmt. Unterdessen rückt der JahreS- ag des „blutigen Sonntags" immer näher, an dem die Leidenschaften des Volkes neu aufflammen werden. An diesem Tage dürfte die Autorität der russischen Regie rung vielleicht eine nfue schwere Prabe zu bestehen yaben. fftotertvmammlung gegen <tie neuen Zteuervoriagen. lVon unserem Berliner Bureau.) Lr. Berlin, 14. Januar. Im großen Saale der Germania-Prachtsäle hier traten )eute Delegierte einer großen Zahl von Vereinigungen au- Handel und Industrie zusammen, um zu den neuen Reichs- steuern, di« Industrie, Handel und Gewerbe belasten, Stel lung zu nehmen. Unter den einberufenden resp. vertretenen Vereinigungen befanden sich der Bund der Industriellen, der Brauereiverein Leipzi g, G. m. b. H., der Verband deutscher Zigarettenfabriken usw. Die Tagesordnung zählte nicht weniger als 8 Referenten auf; was auch deshalb zu viel war, weil einzelne sich bis zum doppelten der erlaubten Rede zeit und darüber hinaus zu reden gestatteten. Als erster Redner sprach Rechtsanwalt Dr. Georg Zöphel-Leipzig als Vertreter des Brauereivereins Leipzig, G. m. b. H., zur Brausteue r. Er hob u. a. den Widerspruch hervor, in dem die geforderte Brausteuer erhöhung zu den Grundsätzen der Mittelstands- und Sozial- Politik stände. In der Pfalz und in Württemberg habe eine ähnliche Steuererhöhung auf speziell die kleineren und mitt leren Betriebe geradezu vernichtend gewirkt. Mit der Er- drückung der kleineren und mittleren Betriebe bahne sich eine Monopolisierung des Gewerbes an, die aber keine ge eignete Basis für eine einträgliche Besteuerung bilde. Die Milderungen, z. V. Stundung der Steuer, Surrogatverbot usw., die man als Entschädigung vorschlug, seien nicht g.'- eignet, die Härte der höheren Steuer auszugleichen. Im Gegensätze zu der Erhöhung der Brausteuer stehe die LtebeS- gäbe an die Branntweinbrennereien. Darauf sprach der Syndikus des deutschen Tabakvereins, Jos. Schloßmacher aus Frankfurt a. M., der die Ta baksteuer einer sachlichen, aber scharfen Kritik unterzog. Er zerpflückt die Begründung der Regierungsvorlage und betont, daß die angedrohte Steuererhöhung doppelt unan nehmbar sei in einer Zeit einer allgemeinen Teuerung wie jetzt. Carl Greiert, Syndikus des Verbandes deutscher Zigarettenfabriken aus Dresden, sprach dann über die Z i - garettensteuer. Er klagte zunächst über die Unkennt nis, die bezüglich der Zigarettenindustrie bestehe. DaS sei keine Luxusindustrie, wie man vielfach annehme, vielmehr bestehe ca. 60 Prozent der Produktion dieser Branche auf Zigaretten von 1 Pfg. und darunter. Diese Unkenntnis und gewisse psychologische Motive hätten zu dem Vorschläge betr. die Zigarettcnbesteuerung geführt. Redner untersucht dann die Gründe, die für die Vorlage angeführt wurden. ES sei falsch, zu behaupten, daß die Entwickelung der Zigaretten- industrie die der Zigarre geschädigt habe; auch der Tabak anbau hätte darunter nicht gelitten. Sehr bedenklich sei die Stempelung deS Zigarettenpapiers. Bei der Zigaretten fabrikation gehe viel Papier verloren. Bisher hab« da wenig ausgemacht, aber wenn das Zigarettenpapier zu einem Wertpapier werde, werde das ander« werden. ES seien Konflikt« zwischen Fabrikanten, Arbeitern und Organisa tionen zu erwarten; die Fabriken könnten kaum noch Ar beiterinnen anlernen, die Fabrikation von Zigaretten werde auf die vorgeschlagene Weise unter Polizei- und Staatsauf sicht gelangen. Redner schildert sodann die chikanösrn Folgen der Kontrolle, dir Wirkungen der Steuer aus di« Arbeiter und Verbraucher. DaS erhoffte finanzielle Resultat werde I die Struer nicht bringen. Kommerzienrat Hugo Liss an er, der Vorsitzende de» »Bunde- der Handel, uud Gewerbetreibenden in Berlin und der Zentralvereinigung preußischer Vereine für Handel und Gewerbe, sprach dann zu den Verkehrs st euer». Er schilderte die Belastung und Monstrositäten, die für den Ver kehr au- den neuen Steuern entstehen würden, besonders für den mittleren und kleineren Geschäftsmann. Klebe- gesetzt, so rief er aus, haben wir schon die Hülle und Fülle. Er rügt auch die drakonischen Strafbestimmungen und entwickelt die nach seiner Ansicht geeigneten Steuer quellen. Der Generalsekretär des Bundes der Industriellen Dr. W. Wendlandt hielt danach das Generalreferat. Schließlich wurde einstimmig folgende Resolution an genommen: Die vom Bunde der Industriellen einberufene Versamm lung von Verbänden und Vertretern auS allen Jndustrie- und Handelskreisen spricht sich für die Aufbringung von Mitteln für die als notwendig anerkannte Reichsfinanz reform zur Verstärkung unserer Wehrkraft aus. Die Ver sammlung ist jedoch nicht in der Lage, sich mit der Beibehal tung de» Systems einseitiger und v«rkehrShinderlicher Be lastungen von Industrie und Handel und sogar einzelner Erwerbsgruppen einverstanden zu erklären. Sie fordert eine großzügige Finanz- und Steuerpolitik, die unter Heranziehung aller leistungsfähigen Bevölkerungsschichten eine dauernde Regelung der Reichsfinanzlage gewährleistet. Diesen Grundsätzen entspricht in der gegenwärtigen Vor lage lediglich die Reichserbschaftssteuer, deren weiterer Aus bau zu empfehlen ist, namentlich auch in der Richtung, daß die Bevorzugung deS land- und forstwirtschaftlichen Besitze- beseitigt wird. Die Brau-, Tabak- und Zigarettenindustrie dürfen nicht, wie vorgeschlagen, belastet werden, weil dadurch die Ent wickelung und das Fortkommen dieser Industrien besonders in den mittleren und kleinen Betrieben gehemmt und zum Teile unterbunden wird und große Arbeitermassen Gefahr laufen, in ihrem Erwerbe geschädigt zu werden. Desgleichen sind alle vorgeschlagenen Verkehrssteuer», wie Fracht-, Ouittungs-, Fahrkarten-, Paket- und Postan weisungssteuern, abzulehnen, weil damit der modernen und natürlichen Entwickelung zur Verbilligung der Verkehrs ¬ mittel «ntgegengearbeitet wird. AuS der Versammlung wurden folgende Vorschläge ge macht, die wir der Regierung zur Beachtung empfehlen: 1) Die Einführung einer Reichseinkommensteuer. 2 Die Einführung einer Reichsvermögenssteuer. L Die Abschaffung von „Liebesgaoen". 4) Die Vermeidung und Beseitigung aller unproduktiven Belastungen der Industrie, die ihr, die unverhältnismäßig hohen Beiträge zum Reservefonds der Berufsgenossenschast, Betriebskapital entziehen. veulrcvrr keick. Leipzig, 18. Januar. * Zum Gesandtenwechsel in Berlin. AuS unserem Dresdener Bureau wird uns geschrieben: Die Designation deS Grafen Hohenthal zum neuen sächsischen Minister des Innern hat natürlich die Frage nahe ge legt, wer an seiner Stelle die Vertretung SachsenS am preußischen Hofe übernehmen wird. Wenn von manchen Seiten bereits der jetzt als Vortragender Rat im Ministe rium deS Innern arbeitende Geh. LegationSrat Frhr. v. Salza und Lichtenau als Nachfolger HohentalS ge nannt wird, so eilt diese Meldung mindestens den Tat sachen stark voraus. Von einer definitiven Entschließung des Königs in dieser Hinsicht kann um so weniger die Rede sein, als das Ernennungsdekret für den Grafen Hohenthal noch nicht ausgefertigt ist. Dies geschieht erst, sobald das formelle Abschiedsgesuch des Ministers v. Metzsch, WaS bis jetzt nicht der Fall ist und eS auch er klärt, daß die beiden Regierungsblätter von der Designa tion des Grafen Hohenthal noch keine Notiz genommen haben. Nichtig ist, daß Frhr. von Salza und Lichtenau, der sogar als Kandidat für den Posten des Ministers des Innern genannt wurde, eine sehr schnelle diplomatische Karriere gemacht hat und bei vielen als einer der „kom menden Männer" in Sachsen gilt. Daß sein Name auch von der „Dtsch. Tagesztg.", die mit sächsischen Regie rungskreisen in engster Fühlung steht, in Verbindung mit der Designation des Grafen Hohenthal zum Minister ge nannt wird, daS gibt der Kombination wohl eine gewisse Wahrscheinlichkeit, sachlich aber muß man daran festhal ten, daß eine Entscheidung noch nicht ge troffen i st. Mit wie großer Vorsicht alle jetzt auf tauchenden Meldungen über Veränderungen im sächsi- scstcr diplomatischen Dienst aufzunehmen sind, geht daraus hervor, daß ein hiesiges Blatt den Generaldirektor der kgl. Tb.'ater, Grafen Seebach, als künftigen sächsischen Gesandten in Pari» nannte, wo eS doch eine sächsische Ge- sandtschaft in Paris gar nicht gibt! * Zusammenschluß der deutschen Industrie. In die Interessengemeinschaft, die in den letzten Tagen deS ver gangenen JahreS von dem Zentralverband Deutscher Industrieller und der Zentral- stelle für Vorbereitung von Handelsverträgen begründet wurde, ist nunmehr, wie von vornherein in Aussicht genommen, auch der Bund der Jndustri- eilen eingetreten. Damit hat sich der Zusammenschluß der drei industriellen Organisationen, die sich die Vertre tung der Gesamttnteressen der deutschen Industrie zum Zwecke gesetzt haben, vollzogen. Die ernsten Befürch tungen, die sich an die Gestaltung der internationalen Handelsbeziehungen nach dem 1. März 1906 für die deutsche Ausfuhrindustrie knüpfen, wie die starke und aggressive Gegnerschaft, die in Deutschland selbst gegen die gedeihliche Fortentwicklung der Industrie leider be- steht, haben di« drei Jndustrteverbände dazu geführt, unter Zurückstellung ihrer verschiedenen Auffassung Uber Einzelfragen, sich zu gemeinsamer Vertretung und Verteidigung der großen Gesamt tnteressen der deutschen Industrie au ver einigen. Es darf erwartet werden, daß die Erklärungen und Aktionen dieser industriellen Gemeinschaft in der Öffentlichkeit wie bei den Regierungen und Parlaineu ten sich diejenige Beachtung erringen werden, die sie nacb dem großen Umfange und der hohen Bedeutung der von dieser Vereinigung vertretenen Interessen zu bean spruchen berechtigt sind. * Verband sächsischer Industrieller. Der Gesamtvor stand deS Verbandes sächsischer Industrieller hielt am 11. d. M. unter dem Vorsitz deS Herrn Fabrikbesitzers Franz Hoffmann in Dresden, seine erste Sitzung im lau fenden GefchäftSjahr ab, zu der 23 Vorstandsmitglieder auS den Orten Aue, Chemnitz, Deuben, Dresden, Leipzig, Lützschena, Meißen, Mylau i. V., Nerchau, Plauen i. V.. Radebeul, Werdau und Zwickau erschienen waren. Herr Dr. Stresemann erstattete den Geschäftsbericht. Aus demselben ist zu erwähnen, daß im Anschluß an die Generalversammlung und die dabei erfolgte Stellung nahme deS Verbände- zur Vertretung der In dustrie in der Ersten Ständekammer weitere Verfammlungen der Verbandsmitglieder in Plauen i. V., in Werdau, in Waldheim, Hartha und Lengenfeld i. V. stattgefunden haben, welche sämtlich einmütig den von der Generalversammlung angenomme nen Standpunkt in dieser Frage billigten. Außerdem haben sämtliche Mitglieder deS Gesamtvorstandes und die Vorstandsmitglieder der Ortsgruppe der in der General- Versammlung angenommenen Resolution durch NamenS- Unterschrift ihrerseits zugestimmt. Die Stellung deS Verbände- ist in einer ausführlich begründeten Eingabe auch der Ersten Ständekammer übermittelt worden. Außerdem hat der Verband in Verfolg der früher vom Gesamtvorstand gefaßten Beschlüsse Eingaben wegen Ab schaffung der LohnzahlungSbüHer für minderjährige Fabrikarbeiter, fowie auf Beschränkung der Gerichtsferien an die zuständigen Stellen gelangen lasten. Deni in einigen sächsischen Bezirken aufgetretenen Wagenmangel ist nach Mitteilung auS Mitgliederkreisen vorläufige Ab hilfe geschaffen worden. Ein Rundschreiben betr. die Be gründung einer Entschädigungsgesellschaft für Arbeitgeber in Fällen von Arbeit 8 ein st e l l u n g e n wird in den nächsten Lagen zur Versen dung gelcmaen. Dem Verband sind seit der Generalver sammlung 68 Mitglied-firmen neu beigetreten. Der Verband nahm ferner Stellung zu den Bestrebungen auf Herstellung freundlicher Beziehungen zwi schen England und Deutschland, indem er mit Genugtuung diese Bestrebungen begrüßte, wobei darauf hingewiesen wurde, daß die selbstverständliche Zu stimmung deS deutschen Volke- zu dem von ihm für not- wendig erachteten Ausbau der nationalen Wehrkraft der Ausfluß der anerkannten Weltstellung des Deutschen Reiches sei. * Eine Prachtleistung des Berliner „Figaro-Korrr- spondentru. AuS Berlin wird uns geschrieben: Die Er krankung des Staatssekretärs von Richthofen verleitet den Berliner Mitarbeiter des „Figaro", seinem Blatte handgreiflichsten Schwindel zu telegraphieren. Mx. de Bonnefon, der Berliner Gewährsmann deS ge nannten BlatteS, verrät nämlich seinen Gläubigen an der Seine, daß Professor Schiemann der Nach folger de» Staatssekretärs v. Richt hofenwerdensoll; Reichskanzler Fürst Bü low habe deswegen sein Abschiedsgesuch eingereicht! Man sollte es nicht für möglich halten, daß auS der tatsächlich jüngst erfolgten Einladung des Professors Schiemann zur Kaiserlichen Tafel — bekannt lich erhalten zahlreiche Gelehrte derartige Einladungen — von dem Vertreter eines immerhin nicht ganz unbe deutenden Blattes solche Kombinationen abgeleitet wer den. Mr. de Bonnefon scheint die Diskreditierung deS von ihm vertretenen Blattes als seine Aufgabe zu betrachten. Bonnefon ist derselbe Herr, der im letzten Sommer seinem Blatte die Entdeckung berichtete, in Berlin herrsche wegen der Genickstarre der „Schrecken." * Der „Giuepltztsttnms" vor Gericht. Gegen den Schritt- steiler Dr. Ludwig Thoma wurde am Sonnabend von sriid bis argen Mitternacht vordem Schwurgericht in München verbandelt. Dir Anklage laulete auf rin Vergeh«» wider die Sittlichkeit, verübt durch di« Presse, und zwar durch ein im Oktober erschienene. Flugblatt de- „Simplizissimus" „Fort mit der Liebel" — SM Verteidiger sungiertrn Rechi-anwalt Konrad Haußmann-Stutt gart und Juslizrat Bernstein-München. Zahlreiche Schriftsteller die als Sachverständige veruomm«» wurdeu, traten für Thomas Absichten ein. Tie Beschworenen verneinten infolgedessen die Schuldfrage, und da-Urteil lautet« auf Freisprechung. Thomas Flugblatt ist jedoch im obMiveu Verfahren einzuziehen. Hurlsnck. Oesterreich Ungar«. * Die Krisis ft» Ungarn und tzi« Handelsverträge. Der leitende -lu-lchutz der ungarischen Koalition hat, wie bereits im größten Teile de» gestrigen Blatte» gemeldet wurde, dagegen Ver- wadrung eingelegt, daß au» den vo» einer ungesetzlichen Regierung «nberrchtiater Weis« in» Werk aesrvtrn Verhandlungen bezüglich de» Inkrafttreten» von Zoll-und Handel-Verträgen dir ungarische Nation in irgeod welcher Richtung Verpflichtungen entstehe» kvnnen. Die M,brhett«partrien wollen demnächst Konferenzen ab- halten, um sich dieser Verwahrung aniuschließrn. Demgegenüber läßt di« Regierung durch da- Ungarische Korrrspoudeuz-Bureau erklären, daß di« deutsch« Regi«r»ng mit den Garan- tt«u, di« di« ungarisch« Regtrrung d«rzrit bitten kann, namentlich mit d«r Ratifikation durch den König. und damit, daß die uugarlschr Regtrrung den Vertrag für Ungarn, sofern das Parlament den- stldeu nicht rechtzeitig votier«» sollt«, im BerordnungSwear in Kraft tret«» läßt, sich oollkommrn begnügt. Dadurch wird also die allgearein iu Ungarn herrschend« ««nähme, al» ob sich d«r König in einer Zwang-Iage btf»»d«, da di« deutsche Regierung ang«blich dt parlamentarisch« Grledtanua dar H«rtrSa«
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