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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.02.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060224013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906022401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906022401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-02
- Tag1906-02-24
- Monat1906-02
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Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen und Extrabeilagen nur tu der Morgen-Ausgab« Schloß der Annahme nachmittag» 4 Uhr. Anzeigeu-Annahme: Augustusplatz 8, Erle JohauuiSgafse. Haupt-Filiale Berlin: LarlD»»ck»r,H«jgUBayr.Hosbiuhhandlg„ Lützowstraße Ul (Fernsprecher Amt VI Nr. 4608). Filial-tirt»evilion:Treödcn.Marienstr.34. Nr. 88. 108. Jahrgang. Sonnabend 24. Februar 1906. va; MMgrte vom Lagr. * Die sächsische Erste Kammer nahm gestern die Regierungsvorlage Uber eine veränderte Zu sammensetzung der Ersten Kammer an, nachdem zuvor zwar der Deputationsantrag aus Präsentation von Beriretern der Handelskammern und Gewerbekammern eine Mehrheit, aber nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit erlangt hatte. (S. Bericht.) * Der Reichstag hat gestern endgiltig in dritter Beratung mit großer Mehrheit das Handelsprovisorium mit Amerika angenommen. (S. Bericht.) * Die Steuerkommission des Reichstags nahm mit 15 gegen 10 Stimmen den Antrag auf Einführung der Wehrsteuer an. Ministerialrat Burckhard erklärte, die bayerische Regierung teile die Bedenken gegen die Wehrsteuer auf Grund der Erfahrungen, die Bayern mit ihr gemacht habe. * Generaloberst von Wittich, früher Korpskomman" deur iu Cassel, ist i« Würzburg au Herzschlag gestorben. * Dem österreichischen Abgeordnetenhause ist die Wahlresorm vorgelegt worden. Sie benachteiligt die Deutschen, da zwar ihr Besitzstand gewahrt bleibt, die 30 neugefchaffeneu Mandate aber den Nichtdeulschen zufallen. (S. Ausl.) * Französische Offiziere verweigerten an der Spitze ihrer Soldaten, als sie zur Oeffnung einer Kirche kommaudrert wurden, den Gehorsam. (S. Ausl.) da» Provisorium. Als Fürst Bülvw vor wenigen Tagen die Führer der bürgerlichen Parteien, mit Ausnahme der untraitablen Sozialdemokraten, in sein Palais an der Wilhelmstraße zu einem politischen Plauderstündchen einlud, mußte man auf eine heikle Situation der Negierung schließen. Denn unsere Neichsparlamentarier werden nicht verwohnt. Und wirklich war die Negierung in einer si.hr, sehr un angenehmen Lage. Es drohte ihr nämlich, daß ihr Handelsprovisorium mit Amerika einstimmig und wo möglich ohne jeden Widerspruch angenommen werde. Eine größere Blamage wäre kaum zu denken gewesen. Das Deutsche Reich sollte auf Grund dieses Provisoriums der Union alle Vorteile des Konventionaltarifs vorläufig bis zum letzten Juni 1907 einräumen, während die Ver einigten Staaten uns dafür nicht eine einzige Zoll ermäßigung bewilligen wollten, anch keine zu bewilligen versprachen, und nur einige technische Erleichterungen bei der Zollabfertigung, auf deutsch die Einstellung einiger «Schikanen, in unsichere Aussicht stellten. Daß dieses Provisorium angenommen wurde, oder besser, ange nommen werden mußte, war schon schlimm. Wenn es aber einstimmig angenommen worden wäre, so hätte das Augurcnlächeln der Amerikaner in ein schallendes Ge- lächter umschlagen müssen. Denn für so blöde hätten uns wahrscheinlich selbst die Uankees nicht gehalten. Natür lich tonnte diese Gefahr auch der diplomatisch gewiegten und stets wachsamen Reichsregierung nicht entgehen, und es kann daher als sicher gelten, daß es der Zweck der interfraktionellen Besprechung beim Herrn Reichskanzler gewesen ist, wenigstens eine Partei zu bewegen, gegen das Provisorium zu stimmen. Das ist denn auch ge lungen. Die Konservativen haben sich in ihrer bekannten Selbstverleugnung dazu bestimmen lassen, die Bange macher im Reichstage zu spielen, und haben gegen das Gesetz gestimmt. Im Ernst gesprochen: man darf diesmal den Konser vativen dankbar sein. Mag der Egoismus bei ihrem Votum auch die Hauptrolle gespielt haben, so haben sie doch ganz allein die Situation wenigstens einigermaßen gerettet, selbst wenn man annimmt, daß das Provisorium nötig oder unumgänglich gewesen sein sollte. Und leider muß man dieser fatalen Annahme zuneigen, wenn auch nur mit dem ausdrücklichen Bedauern, daß die Angelegen heit bis zu dieser Notwendigkeit hat verfahren werden können. Wir meinen denn doch, daß eS eine gewaltige Zuniutung für ein Parlament bedeutet, fünf oder sechs Tage vor Ablauf einer zollpolitischen Periode einem halsstarrigen Kontrahenten ein solches Millionencadcau machen zu sollen, wenn Jahre vorher Zeit gewesen ist. einen regelrechten Vertrag zu schließen oder sich auf das Scheitern der Vertragsverhandlungen vorzubcreitcn. Diese Art der Geschäftsbehandlung wird noch schlimmer durch den Umstand, daß auch die Zeit des Provisoriums den harten Sinn der amerikanischen Trustmagnaten nicht erweichen dürfte. Es wäre jedenfalls eine Art Welt wunder, wenn diese nüchternen und starknervigen Kalku latoren, die doch nun einmal den Senat in Washington be- herrschen, plötzlich altruistische Anwandlungen bekommen sollten. Nur die andere Möglichkeit bliebe noch, daß nämlich eine totale Verschiebung der parlamentarischen Machtverhältnisse in Amerika eintreten würde. Wer den Mut hat, daran zu glauben, möge es tun. Er wird sich dabei aber nicht einmal in Gesellschaft unserer Reichsbe hörden befinden, denn selbst auS jedem Worte vom Bun desratstische konnte man es heranshören, daß die Aus sichten, auf gütlichem Wege mit Amerika zu einem Ver tragsverhältnis zu gelangen, miserabel sind. Es bleibt die interessante Frage, wie man es hat zu dieser verfahrenen Situation kommen lassen können. Ins besondere fragt eS sich, weshalb die Regierung nicht schon längst, nicht schon vor Monaten eine parlamentarische Er örterung der Vertragsangelegenheit herbeigeftthrt hat, wozu ibr mehr als ein Mittel zu Gebote gestanden hätte. Sie wäre dann weit besser als so in der Lage gewesen, auf die Herren in Washington einen Druck auSzuübcn. Sie konnte sich ja eine nicht unwillkommene Schlappe im Reichstag tzatM, «r ch«n »tüsn und zuglssich den Zwang der wirtschaftlichen Verhältnisse all oauioa zu demonstrieren. Eindrucksvoller als dieses Zwangs provisorium, diese unerwiderte Liebesgabe, wäre jeden falls das wie überhaupt jedes andere Verfahren gewesen. Nun hat zwar Fürst Bülow am Donnerstag ausdrücklich sich dagegen verwahrt, politische Freundschaft mit einer Benachteiligung unserer wirtschaftlichen Interessen er kaufen zu wollen, und es braucht nicht erst bewiesen zu werden, daß ein Staatsmann das Gegenteil nicht — pro klamieren darf. Trotzdem ist vielleicht ein gelinder Zweifel erlaubt, ob bei einer minder bedenklichen Welt lage, ob zum Beispiel ohne die Existenz der Marokkofrage und ohne diese endlose Konferenz von Algeciras das Ent gegenkommen der deutschen Interessenvertretung diese steile Höhe erklommen hätte. Auch dann freilich bliebe noch manches ungeklärt. Es wäre, um nur eins heraus zugreifen, immer noch zu untersuchen, ob selbst unter sotanen Verhältnissen Herr Delbrück, der preußische Minister für Handel und Industrie, die Verpflichtung haben kann, die Position der Amerikaner zu stärken durch seine Erklärung auf dem Deutschen Handelstage, uns wären die amerikanischen Exportartikel Kupfer und Baumwolle bitter not. Sollte diese ministerielle Ent deckung aber nicht mit auf dem Aktionsprogramm der Negierung gestanden haben, so würde das für die Not wendigkeit eines Befähigungsnachweises für Minister sprechen. Erster Prüfungsgegenstanü müßte dann sein: Fertigkeit im Leisedenken. Nun darf konzediert werden, daß durch die Erklärung des Regierungsvertreters bei der zweiten Lesung des Gesetzentwurfs die deutsche Position ein wenig besser ge worden ist. Graf Posadowsky machte nämlich auf den bis dahin garnicht beachteten Umstand aufmerksam, daß durch das sogenannte Provisorium die Negierung zwar das Recht erhalten würde, Amerika bis zum letzten Juni 1907 die Vertragszölle zu gewähren, aber durchaus nicht diePflicht. Die Negierung könnte vielmehr jeden Augenblick, ganz nach ihrem Ermessen und entsprechend ihrer Auffassung von den Aussichten der Vertragsver handlungen, die gewährte Vergünstigung ausheben, wo durch dann von selbst die Sätze des Generaltarifs in Kraft treten würden. Das Gesetz bedingt also durchaus keinen Lertragszustand mit Amerika, sondern eine >om Auslande ganz unabhängige Ermächtigung der Regie rung durch den Reichstag. Graf Schwerin-Löwitz, der konservative Wortführer, wollte das Gesetz sogar so inter- pretieren, als ob es der Negierung auch die Ermächtigung gäbe, nur einen Teil der niedrigeren Konventionalsätze zu gewähren, also ungefähr das, was der Antrag des Freiherrn Hehl zu Herrnsheim der Negierung geben wollte, aber diese Annahme erscheint ziemlich willkürlich. Zwar bat die Regierung dieser Auffassung nicht ausdrück- lich widersprochen, aber sie hat sie auch nicht bestätigt, nnd aus dem Wortlaut des Gesetzentwurfs geht sie jeden falls ohne Zwang nicht hervor. Immerhin bietet auch so die Ermächtigung der Regierung eine Handhabe, um wenigstens gegebenenfalls einer direkt unwürdigen Ge staltung des Verhältnisses ein schnelles Ende zu bereiten, und es bleibt zu hoffen, daß die Negierung von diesem Pressionsmittel einen recht herzhaften Gebrauch macht. vir kinirommeMeumtstirlilr in Jachten. II. Es hat, wie aus den gestern veröffentlichten Ausstellungen hervorgeht, die Zahl der Eingeschätzten mit einem ssteuer- freien) Einkommen von unter 400 .il sich sowohl absolut wie relativ stark vermindert. Statt 29,04 Prozent in den Jahren 1879/82 betragen sie nur noch 11,12 Prozent aller Einge schätzten im Durchichnitt der Jahre 1898/02; setzt man das Ergebnis der ersten Erhebung — 100, so stellt das zweite Ergebnis nur 59 dar. Die Zahl der Eingeschätzten mit einem Einkommen von 400—800 ist zwar absolut gestiegen, von 531455 auf 791988, oder wie von 100 auf 149; im Verhält nis zu allen Eingeschätzten aber ist sie doch eine Kleinig- leit gesunken, von 47,31 Prozent ans 45,70 Prozent. Tie dritte Gruppe von 800—1400 .tt endlich ist am stärksten ge stiegen, von 147 302 auf 471330, oder von 100 auf 320; sie umfaßt gegenwärtig 27,20 Prozent aller Eingeschätzten gegen 13.11 Prozent am ersten Termin. So ist be, der Klasse der ,,unbemittelten" zwar nicht zu verkennen, „wie groß noch immer die Zahl der die Lebensnotdurft kaum deckenden und der geringen Einkommen ist" sNostiz S. 169), aber wir dürfen hinzusügen: noch weniger ist der Eindruck der lebhaften Be- wegung, des Strebens nach auswärts zu erkennen, der sie beherrscht. Es rücken immer mehr Eingrschätzte aus den untersten Sphären der Volkswirtschaft herauf in höhere Sphären; gerade die niedersten Gruppen zeigen eine Ab nahme, und die Zunahme der nächsthöheren Gruppen erklärt sich aus dem Zuzug, der ihnen von unten der, kam. Was wohl auch so ausgedrückt worden ist: Während in früherer Zeit, nach den Schilderungen der zeitgenössischen Literatur, ein großer Teil der arbeitenden Bevölkerung, ja man darf viel- leicht sagen, die große Maste des niederen Volks in Stadt und Land, zumal während der 1830er und 1840er Jahre, in Deutschland in einem Zustand chronischer Not sich befand, ist heute di« ganze Maste der Einkommensempfänger um ein paar Grade in die Höbe geschoben. Dafür bietet di« Säch sische Statistik einen sicheren Beleg. In der mittleren Klasse, den Einkommen von 14M—63M ^l, stellt sich die Veränderung in d«a gleichen Jahren wie folgt: EiugeschStzt« mit einem Einkommen: 1879 82 1898'0» >879 b.82 >898 b . 02 ibsolui tt, «ro» aller Sin» tg, I-ikN «bsolui n V o« nller EiN^K- tw rela« ltv über l400 bi« zu 2800^ üb« 2800 di» zu S3M^ 77507 30lvb 6,90 2S8 18t48» 64-B2 10,64 8.73 lM IM 238.0 2l4,5 I über 1400 bi« z» 6300^ l Die starke Aufwärt I hsr GtngeschLtzts» «tt IO7S14 »bewegt «0-1 9,58 nra, di 4Ä 4 24906« « Wir sande 14.37 bei d« g, »tri lM r S ii na 231,4 rappe ch in dieser Klasse weiter, und zwar am stärHen in der nächsten der beiden folgenden Gruppen, bei den Einkommen von >400 bis 2800 ^l. Sie sind von 77 507 auf 184 484 oder von IM auf 238 gestiegen; die Gruppe der Einkommen zwischen 28M und 6300 von 100 aus 214,5- Auch das Verhältnis zur Gesamtzahl aller Eingeschätzten hat sich bei der ersteren stärker verändert als bei der letzteren: während jene sich von 6,90 Prozent auf 10,64 Prozent hob, umfaßt diese gegen wärtig 3,78 Prozent gegen 2,68 Prozent ,« dem ersten Termin. In der Klasse der Wohlhabenden mit einem Einkommen von 6300—16 000 betrug die Zahl der Em- geschätzten: Eiugeschätzte mit einem Einkommen 1876/82 1898/02 >879 !>.82 1898 b.02 absolut m Pro», oller Etnae- WlÜttliN adselut in P>o, aller <» nae- lcbLel«' leia< liv rela tiv über 6300 bis zu 12000 über 12000 bis zu I60M 6903 U36 0,6l 0.13 1622 t 3755 0,94 0,2l IM IM 235 0 26 l,5 über 6800 bi« zu 16000 8339 0,74 19976 1,15 lM 289.6 Hiernach ist die Zahl der „Wohlhabenden" von 8339 im Durchschnitt der erstgenannten Jahre auf 19 979 im Durch schnitt der Gegenwart, oder von 100 auf 239,6 gestiegen; im Verhältnis zur Zahl aller Eingeschätzten bedeutet das ein Wachstum von 0,74 Prozent auf 1,15 Prozent. Hinter diesem Durchschnitt bleibt die erste Gruppe von 6300—12 000 Mark etwas zurück; ihr absolutes Wachstum erströckt sich von 100 auf 235; die zweite Gruppe hat ein etwas rascheres Tempo eingehalten; sie hat sich von IM auf 261ch gehoben. Endlich beträgt die Zahl der Eingeschätzten in der Klasse der reichen Leute mit einem Einkommen über 16 000 X: Lingeschäht mit einem Einkommen: 1879/82 1898/02 1879 b.82 1898 b.02 rdsoiul in Praz. aller Sin e> icbtii'.ren absolut m Vror oller Sin e ich, ier iela- uv rela tiv über 160M b. zu 260M^ 1409 0,13 3892 0,22 IM 276,2 - 26 OM - - 86 000 - 443 0,04 1513 0,09 IM 34l,5 - 86000 - -1M0M - 540 0,05 2071 0,12 IM 383,5 7 100 000 182 0,01 548 0,03 IM 415,2 Ucber 16000>i überhaupt 2524 0,23 8024 0,46 > IM 317,9 Damit sind wir am anderen Ende der Einkommensjkala angelangt und wir erkennen, daß unter den höchsten Ein kommen die Tendenz deutlich hervortritt, um rascher zu wachsen, je größer sie sind. Während die Einkommen über 16 000—26 000 von 1409 im Durchschnitt des ersten Ter mins aus 3892 im Durchschnitt des letzten Zeitpunkts, oder wie 100 zu 276,2 zunehmcn, sind die folgenden Gruppen dieser Klaffe immer rascher gewachsen; die Einkommen über 100000 ^i. sind von 132 auf 548 oder von IM aus 415L ge stiegen. Was sich damit für eine allgemeine Betrachtung ergibt, ist dieS: der Zuwachs an Reichtum, den die letzten Jahr zehnte dem Land gebracht haben, ist einerseits dazu ver- wendet worden, die untersten Schichten der Bevölkerung auf ein höheres Niveau zu heben, ihnen einen zahlenmäßig höhe ren Anteil am Nationaleinkommen zu verschaffen, anderer seits die Kategorie der reichen Leute rascher zu vermehren. Dort treten die Allerärmsten in geringerer Anzahl, hier die Reichsten häufiger auf. Dazwischen sieben die Klassen der Leute mit mittlerem und höherem Einkommen, die in der gleichen Zeit sich wohl auch, aber doch weniger schnell ver mehrt hoben. Damit ist das Urteil einerseits über die Ver- elcndiingsthcorie gesprochen, der zufolge die Lage des Pro- lctariats innerhalb der kapitalistischen Wirtschaft sich immer fort verschlechtert, der zuiolge nach den Worten deS ^Kom munistischen Manifests" der moderne Arbeiter statt mit den Fortschritten der Industrie sich zu beben, immer tiefer unter die Bedingungen seiner eigenen Klasse herabsinkt; eine An schauung, die solchen Tatsachen gegenüber gegenwärtig aucti von sozialistischer Seite nicht mehr in dem alten Um fang ausrechterhalten wird. Anderseits steht das Ergebnis in Widerspruch mit der Akkumulationstheorie, die behauptet, daß die Zahl der Kapitalmagnaten beständig abnehme, daß die Kapitalmassen sich in immer weniger Hande zusammen ballten. Endlich widerlegt die Steuerstatistik die Anschauung von dem Schwinden des Mittelstandes, wenigstens wenn man den Mittelstand in weiterem Sinn als die Summ« aller Existenzen von mittlerem Einkommen faßt. Es be stätigt sich die Befürchtung nicht, daß die Stufen der Ein kommensleiter ausbrechen; wo der alte selbständige Mittel stand schwach geworden ist, sind kleinkapitalistische Unter nehmer, höher« Angestellte, besser gelohnte Arbeiter, Agenten usw. getreten. Freilich — und damit wird jede vorsichtige Beurteilung von Einkommensteuer- und ähnlichen Statistiken schließen — ist mit diesen Zahlen noch nicht das Letzte und Entscheidende gesagt. Selbst abgesehen von allen statistischen Mängeln der Erhebung u. a., bleibt doch verborgen, waS hinter ihnen steckt; bleibt unausgesprochen, ob dieser zahlenmäßigen Steigerung der Einkommen eine Vermehrung ihres Wertes, ihrer Kaufkraft parallel ging, ob endlich eine innere Be friedigung der Menschen, die di« Entwicklung durchlebten, dem quantitativen Ausscknvung entsprach. Und darüber finden wir in der sächsischen Eiukommcnsteuerstatistik keinen Aufschluß. Veulscber tteicb. Leipzig. L4. Februar. « Dis Wahlrefar« tzrr sächsischen Zweiten Kannner. Zu den letzten Beschlüßen der freien Wahlrechiskommijsion der Zweiten Kammer erklärt heute der Vorsitzende der Kommission V zepräsivent Opitz, daß er nach dem bisherigen Verlaus der Verhandlungen rm Ausguß kaum glaube, e« werd« eine Einigung über bestimmte Vorschläge zustande kommen, und daß dann nichts übrig bleibe, als auf seinen Antrag oder einen ähnlichen Vorschlag zurückzukommen. Ferner wird gemeldet, daß die Kommitsto» in der letzten Sitzung neben den bereit» erwähnten Punkten sich auch »och mit der Erörterung des allgemeine» Wahl recht» und der öffentlichen Stimmab gabe »ach preußischem Muster befaßte. Man ist z» einer prinzipiellen Stellungnahme gelommen and hat der ullgemetueu Wahl nnd der -eher»«» Stinttuabtzab« zu-estlmmt. Asir die öffentliche Wabl erklärten sich 2 Siimmen. Die Kom mission hat sich durch ihre Beschlüsse indirekt gegen j-de Art von Zensus erklärt. * Ans Ver Viidgetkonim,sion VcS Reichstages. Für den Bau einer Eisenbahn von Windhuk nach Rebobotk sinv als erste Rate 4 Millionen Mark eingestellt; die Ge>auukosten siuv auf 11 Millionen Mark veranschlagt. Außerelaunäßig sind bereits zur Vornahme der nöligen Vorarbeiten 200 606 Mark au die Firma Koppel verausgabt worden. Es folgt eine längere Debatte darüber, baß die Kolonialverwaltung diese 200 000 ohne vorherig. P-willigung deS Reichs tages auigewendet hat. Von R-gierungSscite wird erllärt, die Regierung Werve bei der E? bringung der Uibrrsicbt über den Haushalt um Indemnität r?./z,nchen. Hieran schließt sich die Abstimmung über die früher zurückgestelltcn Titel. Für Weiße Hilfskräfte sind 426 870 mehr ge fordert, darunter für die Lautedpolizei mehr 274 000 Ein Antrag Paasche will diese Summe streichen, ein Antrag Arendt will die Hälfte der Gehaltforverung absetzeu. Es wird beschlossen, von den einzelnen Positionen die Mchrforderung für die Landespolizei ganz zu streichen. Bei der Beratung des Etats von Samoa erllärt Erbprinz von Hohenlohe auf eine Anfrage deS Abg. Erz berger: lieber die Rückkehr deS Gouverneurs Solf auf seinen Posten sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Nach einer Debatte Uber die große Zahl der Beamten und die Kuliarbeit auf Samoa und die vom Gouverneur verfügte Deportation eines Samoaner Häuptlings nach Neu-Guine» werden 19 600 zur Verringerung der Beamtenzahl ge strichen. Nach Erledigung einiger weiterer Positionen vertagt sich die Budgetkommifsioll auf den 28. Februar. * Tas Hitfskajscugejky. Die Kommission deS Reichstags für die Vorberatung des HilfSkafsengesetzeS beendete gestern ihre Gcneraldiökujsion. Die Anschauung der Kommilsiou gebt im allgemeinen dahin, daß sür die HilsSkassen eine sach verständige AussichtS- und Kontrollbehörd« zu schaffen ist unv daß als solche nur das Aussichtsamt für Privatversicherung iu Betracht kommt. Deu soliden eingeschriebenen Htlfskaffen unv den gemeinnützigen Vereinen müsse aber ihre volle Bewegungsfreiheit und den ersteren ihr« volle rechtlich« Stellung in der Krankenversicherunz erhalle» bleiben. * Matnkanalisation. In der gestrigen Nachmittag»- sitzung der Kammer der bayerischen Rcrchsräte erklärte aus eiue Anfrage über die Fortsetzung der Mainkanali- lation Vertrh,»Minister Frauendorfer, daß zwilchen Preußen unv Bayern ein Ciaverstäuvnis in dieser Krage vahin erzietr worden sei, daß demnächst Verhandlungen wegm ves Abschlusses eines Slaaisvertrage» eingeteitet werden. * Kunst und Politik. Ueber eine absonderliche Ver quickung von Kunst und Politik wird dem „B. T." aus Kiel berichtet: Die Staats» egicruug ei teilte dem Maler Karl Storch von der Königsberger Kunstschule den Auftrag, zwei Gemälve für das Kieler UniversilätSgebäud« z» schaffen. Der Künstler wählte als Motiv den Auszug der Kieler Studenten und Turner im Jahr« 1848. Da» erste Bild sollte den Ausbruch der begeisterten Schar gegen di« Dänen auf den Flensburger Höhen darstelle«. Die LandeS- kunstkommission stimmte den Entwürfen zu, aber die Negierung empsanv politische Bedenken, di« iu unseren Be ziehungen zu Dänemark begründet scheinen. Sie waren von iolcher Stärke, daß der Künstler veranlaßt wurde, von der Ausführung seines Plaues für die Kieler Universität Abstand zu nehmen. Auf Anregung der LandeSkunsttommission hat Storch sich bereit erklärt, das Moriv sür das Rational- mustum auszuardeilen. Der Künstler hält gleichzeitig feine Tätigkeit bei der inneren Ausschmückung unserer UniversitLt als erledig:. Der umstrittene Entwurf trug im Wettbewerb den ersten Preis von 2500 davon. * Der Fremdenverkehr in Berlin hat sehr interessant« Momente auszuweijen, die auch einer größeren politi schen Bedeutung nicht entbehren. 1905 überschritt der Berliner Fremdenverkehr zum ersten Mai die Million, es wurden 1 007 774 Fremde angemeldet, gegen 948 799 im Vorjahre. Das Ausland war hieran mit 159 072 --- 16 Prozent beteiligt. An erster Slelle siehen von den Frem den die Russen, 53806 wurden in dem genannten Jahre gemeldet, das ist aber nur ein Teil der angekoinmenen Nus- len, eine große Anzahl wird auS bestimmten Gründen nicht gemeldet; viele sind bei hier wohnenden Freunden und Ver wandten abgestiegen. Au zweiter Slelle folgen die O e st e r- reicher mit 27 IM; dann kamen die Amerikaner mit 18 751. Ter Besuch ist für Berlin um so angenehmer, alö die Amerikaner massenhaft zu einer Zeit kamen — Juli, August.— in welcher Berlin sonst nicht von Fremden über völkert wird. Im weiten Abstand folgen die Engländer mit 10 432 Beiuchern; sie kamen am stärksten im September. An fünfter Stelle stehen die Dänen, die daS Fremden kontingent um 7124 Personen vermehren, jetzt erscheinen erst die Franzosen mit 7070 Personen. Es 'ällt auf, daß der französische Besuch immer schwächer ge worden ist; die Holländer sanden 5346 Personen, aus Schweden kamen 4896, aus der Schweiz 4314. Nun folgt Belgien mit 2899 Gästen, die Balkanstaaten mit 2476, Italien mit 1954, Norwegen mit 1923. In weitem Abstand geht es abwärts; Afrika schickte uns 902 Fremde, Asien 856, dann kommt erst Spanien mit 775. Die Türkei mit 439, Portugal mit 887 und Australien mit 186 bilden den be merkenswerten Abschluß dieser Liste, die uns in erster Linie zeigt, wohin unsere Interessen zu gravitieren haben, nach: Rußland, Amerika, England. * Preussischer Lauvtag. Den «stea Gegenstand der Tages ordnung bildet dl« drille Lesung deS Entwurf» z» dem tdreis- und Provinzialabgabengesrtz, worüber sich eine langer« GenrraldiSkujiion entivinnt, in der sich die Freisinnigen argen da» Gesetz an»- iorechen. In der kpeclaldebalte werden sodann die Paragraphen 1 bt< 5 obne Drbalte angenommen. Nach längerer unerheblich« ledatt« werden auch die folgenden Paragraphen mit einigen »n- wesentlichen Aenderungen nnd darauf da» Gesetz al» Wanze» t» dritter Lesung angenommen. E» folgt die »weit» Lesung de» Etat« de» Finanzminiiierium«. Obne erdeb'.ich» Debatte wird der noch zu beratende Nest de« Finanzministerium« erledigt. Bei dem Titel „Mebrtobkn kür deu Umbau de» Eciiaulpielbauir»" regt Abg. Funck l Fi eis. BotkSp.) an, ganz billige Eintrittskarten an dir Arbeit«, verein« zu ülierlassrn, um dadurch ei» giu Stück Sozialpolitik zn treibe». * Kleine politische Nachrichten, kvnia O»kar von Schweden rwpkiua gestern nachneiitaq den Besuch de» Reichs kanzlers und «widert» ihn svüter. — Gestern starb in Berlin der knuÄnttSbalb« nach «nropa »«slanbs, InlsaKÄtz, Gesandt, tu
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