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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190607157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19060715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19060715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-07
- Tag1906-07-15
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Für das Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plagen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen und Extrabeilagen nur in der Morgen-Ausgabe Schluß der Annahme nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen-Annahme: Augustusplaq r», Ecke Johannisgasfe. Haupt-Filiale Berlin: CarlDuacker,Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg., Lützomuraße 10 «Telephon Vl, Nr. 46031 Kilial-VrPedition.TrcSden,Marienstr.34 Nr. 354. Sonntag 15. Juli 1906. M. Jahrgang. Vas Mutigste vom rage. * Im Prozeß Zander verneinten die Ge schworenen, wie uns nachts 2 Uhr gemeldet wird, sämtliche Schuldfragen mit Ausnahme des Be- trugsfalles Moll in Höhe von 1500 Mark, bei welchem mil- dernde Umstände zugebilligt wurden. Der Gerichtshof verurteilte den Major v. Zander zu 300 Mark Geldstrafe, welche Strafe durch die Unterfuchungshaft als verbükt erachtet wurde, sprach die Mitangeklagten Frau v. Zauder und Lüttiq frei und beschloß, das Ehepaar Zauder sofort aus der Haft zu entlassen. Die Koste» des Bcrfahreus wurde«, soweit Freisprechung erfolgte, der Staats- kaffe auserlegt. * Bei der Abschiedsfeier für den neuernanuteu Gouverneur von Ost-Afrika, Frhr. v. Recheuberg, hat der stellvertretende Kolonial-Direktor, Prinz Hohenlohe, den Scheidenden durch eine Begrüßungsrede ausgezeichnet. * Persien richtete an die Türkei die Anfrage, ob die Ansammlung von Truppen au der persischen Grenze Kriegs- absichten der Türkei bedeute. Die Pforte verneinte das entschieden. (S. AuSl.) * Zwischen der südamerikanischeu Republik Guatemala und Sau Salvador, Nicaragua uud Honduras droht Krieg auszubrecheu. Guatemalir hat 40 000 Manu mobilisiert. (S. AuSl.) kx -lststia. Aus Afrika immer etwas Neues, das Europa in Auf regung erhält, von den Zeiten der ersten Guineafahrer an bis in die Aera der Nandminen und Maximgewehre. Kein Zweifel, der dunkle Erdteil hält wieder Ueber- raschungen bereit, die den Europäern zu kauen geben werden. Zwar mit einem anscheinend harmonischen Terzett setzte die europäische Politik jüngst in Aethiopien ein, England-Frankreich-Jtalien in vergnügtem Bunde haben eine Konvention über das Reich des Negus ge schlossen, das angeblich allen dreien eitel Freude und Wonne bedeutet. Aber nur ein Tor wird das glauben. Es verhält sich vorläufig mit diesem Abkommen genau wie mit dem weißen Hirsch, den die drei Jäger im Traume sahen. Der Negus Negesti ist durchaus nicht der Mann, der sich den Strick um den Hals werfen liehe, und wenn die drei Mächte ein Abkommen getroffen haben, so kann es sich lediglich um Dinge handeln, welche die politische Unabhängigkeit Aethiopiens garantieren. Der leidtragende Teil bei der gesamten Aethiopienpolitik ist und bleibt trotz der Jlgschen Politik Frankreich, das nach der Gründung der OomMsruie imperiale «les «bernius «le ker Otdiopieus ganz Abessinien schon im Sacke zu haben glaubte, von Djibuti aus das ganze Habesch mono polisieren wollte und dann für lange Jahre in der Wüste bei Neu-Harrar mit seiner teuren Eiseiwahn stecken blieb, bis der Negus endlich die Konzession des Bahnbaues bis zur Residenz Adis Ababa gnädigst erteilte, wenn — die ganze Bahnlinie in internationalen Betrieb gestellt würde. Dazu muhten die Franzosen Ja und Amen sagen, wenn nicht die schönen Millionen, die in der An fangsstrecke Djibuti—Neu-Harrar stecken, überhaupt in den Wüstensand geworfen sein sollten. Um diesen Bahn bau handelt es sich in erster Linie bei dem neuen Ab kommen; wenn Frankreich oder Italien noch immer den stillen Gedanken gehabt hat, ein politisches Uebergewicht im Reiche des Negus zu erringen, so sind die Herren in Paris und Nom schlechte Geographen, denn sie sollten wissen, daß England auf keinen Fall ein Vor herrschen nichtenglischen Einflusses in Aethiopien dulden kann, weil — nun, weil die Quellen des Blauen Niles, dessen natürliches Wasserreservoir, der Tsanasee, im Machtbereiche des Negus liegen und weil England durch das besondere Abkommen mit Kaiser Menelik ausdrück lich Vorsorge getroffen hat, daß nichts unternommen werden kann, was auf den Wasserstand des Tsanasees Einfluß haben könnte. Zum Henker — wenn man für schwere Millionen die gewaltigen Stauwerke bei Assuan gebaut hat, um viele neue Hektare Ackerlandes in Aegypten zu gewinnen, so wird man sich in einem Lande nicht dreinreden lassen, dessen Hochgebirgswasser das segenspendende Naß für Aegypten liefern. Wenn es eines Tages wirklich zu einer Aufteilung Aethiopiens kommen sollte — bei Lebzeiten Meneliks, deS Siegers von Adua, denkt kein Mensch daran, die Tatzen des alten Löwen zu spüren —, so wird England sich beeilen, das nachzuholen, was es einst bei der sieg reichen Expedition Lord Napiers versäumte, wo Aethiopien ein Land war, „das kein Interesse erwecken kann". Tas scheint gegenwärtig für Deutschland die Maxime über Aethiopien zu sein. Nachdem die Expe dition Rosen — denn nach ihren Erfolgen und ihrem Verhalten «n Adis Ababa wird es einem schwer, von einer diplomatischen Mission zu reden — sich als eine kostspielige Extratour erwies-n hat, die nichts einbrachte, als was wir auch ohne Gardedukorps-Eskorte und feier lichen Einzug in Adis Ababa haben konnten, ist cs nicht verwunderlich, wenn wir einmal wieder die Rolle des gönnerhaften Zuschauers spielen und angeblich keine be sonderen politischen Interessen in Aethiopien haben. Dabei haben wir eine deutsch-abessinische Handels- und Bcrgwerksgesellschaft, wir haoen eine Zeitlang die aller größte Sympathie Kaiser Meneliks besessen, der ver geblich auf ein kräftiges Einsetzen deutscher Politik gegen die Mache der übria-n Interessenten gewartet hat — wir nutzen es nicht au». Wir haben einmal wieder .keine politischen Interessen" und legen auch in Aethiopien füll I die Flöte auf den Tisch. England würde allerdings bei einem aggressiven < Vorgehen gegen Aethiopien, wozu sich vielleicht bei einem Thronwechsel Gelegenheit bieten würde, merken, daß ein verschlucktes Abessinien noch schwerer im Magen liege als dre anderen großen afrikanischen Bissen, die es nun schon seit Jahrzehnten verdaut. Da ist Aegypten, in dem sich die Zeichen mehren, daß die nationalistische Richtung in der eingeborenen Bevölkerung auf einen neuen Arabi Pascha wartet, der glücklicher sei; da ist der Sudan, in dem trotz Omdurman die Mahdia sicherlich ihre letzten Zuckungen noch nicht überstanden hat, die sic leicht bis an den Tschad und nach Nigeria erstrecken können. Da ist vor allem Südafrika. Die schöne Taktik der Koffern- bewaffnung im Burenkriegc trägt ihre Früchte. Man hat den Transvaal, gewiß. Man hat sogar einen ziem lich bankerotten Transvaal, in dem der große Boom noch immer ausgeblieben ist und in dem man trotz aller Prin zipien notdürftig mit Chinesen den Betrieb aufrecht er hält — aber wenn es bisher die wirtschaftliche Misere war, die den Europäern das Leben sauer machte, so herrscht heute in Johannesburg die bleiche Furcht, daß die Herren Schwarzen ihr Mütchen in Europäerblut kühlen werden. Dank der Politik Englands sind in Süd afrika die Zeiten vorbei, in denen der Schwarze in dem Europäer ein unüberwindliches Wesen und den vom Himmel gesandten Herrn erblickte, dem man nicht gut widersprach, falls man den Schatnbock, den besonders die Buren zu rechter Zeit zu handhaben wußten, nicht über die Schulterblätter sausen haben wollte — heute ist selbst der Compoundkaffer frech, und die Tatsache, daß in ihren Lagern, in denen sonst höchstens nach gestohlenen Dia manten gefahndet wird, sich Hunderte von Assagais fanden, ist beredt. Unter den Assagais der Zulus ver blutete Lulu Bonaparte — und wir fürchten, der letzte Europäer nach ihm ist noch nicht von ihnen durchbohrt. Ohne Zweifel übt der Aufstand in Natal, wo die Lage viel ernster ist als die Engländer zugeben, seine auf reizenden Wirkungen auf Transvaal aus, Rhodesien und Betschuanaland, wo nach dem Traume Cecil Rhodes' einst die „Veteranen" des Burenk'neges ihre Scholle bebauen sollten, ist hinreichend präpariert durch das schöne Beispiel, daß die Herren Farbigen in Deutsch- Südwestafrika gaben — kurz, es bedarf nur eines schwarzen Kosciusko, und der schönste Aufstand gegen England in Südafrika steht in prasselnder Lohe. Es ist darum kein Zufall, daß man in England wieder mit der allgemeinen Wehrpflicht kokettiert. Gerade Lord Roberts, der auf heißem Boden genug Pulver ge- rochen, ist der Wortführer derer, welche die Wehrkraft Albions nicht mehr abhängig sein lassen möchten von dem herrschenden Werbesystem, sondern außer den zur Verteidigung des großbritannischen Jnselreichcs selbst nötigen Streitkräften stets 150 000 Mann zum Wurf übers Wasser bereit haben möchten. Wohin das zielt, ist klar. Heute ist's Südafrika, das den Engländern ernste Sorgen macht, und Bismarck scheint mit seiner Seher gabe doch Recht zu behalten. Morgen kann es Indien sein, übermorgen Kanada. Afrika aber, das so lange sich der Europäerherrschaft erwehrt, um dann in sprung haften Etappen von ihnen „geteilt" zu werden, wird der heißeste Boden bleiben. Bis heute hat — abgesehen von den islamitischenVölkern — die Bevölkerung Afrikas noch in dumpfer Bewußtlosigkeit ihrer brutalen Kraft gelebt, Kamerun hat noch immer mit einer Handvoll Polizei, Nigeria mit schnellen Expeditionen, der französische Sudan mit einigen Kompagnien Senegalschützen regiert werden können, aber diese Zeiten sind vorbei, und der südwestafrikanische Krieg wird das Vorspiel zu neuem und blutigem Ringen mit den Völkern sein, die allmählich im Rassen- und Glaubensfanatismus groß werden. Die „äthiopische Bewegung", auf die Carl Peters mit Recht warnend hinwies, hat Schule gemacht, die törichte Politik Englands gegen seine Schwarzen süd- wärts vom Sambesi tat das Ihrige dazu, der südwestafri- kanische Krieg war eine Probe aufs Exempel — und heute muß Europa sich auf eine Aera des Bösen gefaßt machen. Ein Novum ex Atrien. ist selten erfreulich. Auch Frankreich hat's erfahren, von Italien und seiner mise rablen Politik auf Afrikas Boden ganz zu schweigen. In Marokko liegt zwar nach der Meinung des Herrn Toutlemonde zu Paris ein zweites Dorado, dessen Tor pfähle trotz Algeciras von französischen Douaniers be setzt sein werden, aber es liegt leider auch dicht an Algier und den Strichen der ungebändigten Kabylen, und jeden Tag kann dort ein neuer Abdel Kader aufstehen, dem man nicht so schnell an die Gurgel fahren kann, wie dem Bey von Tunis. Italien aber steht noch immer auf dem Sprunge nach Tripolis, bei dem es leicht zu kurz springen und ins Meer fallen kann. Und wir selbst? Nun, wir kämpfen noch immer mit den Farbigen, die wir in einer Periode mustergültiger Politik so hübsch ins Kraut schießen ließen, wir zahlen noch immer Liegegelder für die Dampfer in Swakopmund, haben noch immer keine genügenden Bahnlinien, zahlen für kreppierte Trett- ochsen Monat für Monat ein Heidengeld, und suchen nun Hals über Kopf nachzuholen, was wir seit zwanzig Jahren versäumt haben. Ostafrika ist noch leidlich zur Ruhe gebracht, in Kamerun riecht es dagegen wieder etwas brenzlich, und wir haben keinen Grund, vergnügt die Hände zu reiben und auf die Nachbarn schadenfroh zu blicken. Kurz, die gesamte Europäerpolitik in Afrika ist zu Zeiten recht wacklig in ihren Fundamenten ge worden, und es fragt sich, ob diese überhaupt noch halten, wenn schwarze Fäuste wirklich ernstlich daran rütteln. Die Aera der Konguistadorcn ist vorbei, es scheint, als wenn Europa allmählich beginne, seine Position land einwärts zu verteidigen. Das ist so ziemlich das einzig Sichere, was man herauSlesen kann aus allem, was wir vernehmen au» dem dunklen Erdteil, ex Atrien! Kreise sicher sei. Es freue ihn auch, daß Frhr. v. Rechenberg Gelegenheit gehabt Habe, noch vor seiner Abreise an den deutsch-englischen Grenzverhandlungen teilzunehmen. Er hoffe, daß der Geist der Freundschaft und der Billigkeit, der diese Verhandlungen geleitet habe und nun mehr ihrem günstigen Abschlüsse entwgenführe, auch in ter neuen Amtstätigkeit des Gov.erneurs unv in den Beziehungen unseres Schutzgebietes zu c-rn befreundeten Nachbargebietcn walten werde. Die Anwesenheit zweier englischer Vertreter zeige, daß auch sie die Absicht hegten, den Scheibenden mit ihren besten Wünschen zu begleiten. Frhr. v. Reckenbcrg dankte in bewegten Worten für den freundlichen unv er mutigenden Zuipruch des Leiters der Kolonialabieilung. Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zufolge hat sich der mit der Leitung der Kolonialabteilung betraute Ecl>- prinz zu Hohenlohe mit Urlaub nach Langenburg begeben. Während seiner Abwesenheit führt Geheimer LegatwuSral Rose die Geschäfte. V.L.S. Der Außenhandel der Marianen tm Jahre ISOä. Die Einfuhr ist vom Jahre 1904 bis zum Jahre 1905 von rund 120 000 auf über 175 000 ^4 gewachsen. DaS wäre eine Zunahme von nahezu 50 v. H. Sie betrifft besonders BerzebrungSgegenstäude, sowie Gewebe und BekleidnngS- aegenstände, aber auch Eisenwareu, Hol; und Baumaterral. Die Ausfuhr ist bedeutend zurückgegaagen, und zwar von 154 000 auf 97 000 -4, wovon mehr als die Hälfte auf die KopraauSfuhr entfallt. Insgesamt aber ist der Gesamthandel vom Jahre 1905 dem von 1904 etwa gleichgebliebeu. Unter den Herkunftsländern der Ein fuhr steht Japan bei weitem an erster Stelle und hat gegen über dem Vorjahre eine Zunahme um mehr als 60 v. H. zu verzeichnen. Ebenso hat Chinas Einfuhr um 10 000 zugeuommcu. Ein Anwachsen zeigt sich auch bei den Ver einigten Staaten, hingegen sank DeuschlaudS Einfuhr um rund 15 000 -4; ebenso verzeichnen England und Australien Rückgänge. Unter der Abnahme der Ausfuhr haben bis auf Japan und die Vereinigten Staaten alle erwähnten Länder gleichzeitig zu leiden. Den Hafen von Seipan liefen im Jahre 1905 im ganzen 35 Schiffe mit insgesamt mehr als 7000 Registertonnen an. Davon waren 19 japanische, 10 deutsche, 6 amerikanische. Außerdem wurde der Hafen von einem deutschen und einem amerikanischen Kriegsschiff besucht. * Deutsche AorschnnsSrciscudc im Hiuterlauüe von Tripolis. Aus französischen und englischen Kreisen in Tripolis tauchen immerwährend sensationelle Gerüchte über Deutsch lands heimliche Bestrebungen in Nordasrika auf. So wird letzthin aus Tripolis berichtet, daß besonders die Italiener dort sich über eine von Deutschen im Hinterland von Tripolis unternommene Forschungsreise beunruhigen. Jetzt heißt eS wieder, daß eine Expedition unter Leitung eines deutschen Offiziers eine Reise unternimmt zur Rekognoszierung der Karawanenroute, welche von Tripolis über GhadameS Ghat und Rhiue zum Tschadsee führt. Die Expedition soll auch den Scharifluß, welcher die Grenzlinie zwischen Deutlch- Kamerun und dem französischen Baghirmigebiet bildet, hinauf gefahren sein. Nebenbei wird selbstverständlich auch behauptet, daß es diesen harmlosen Forschungsreisenden gelungen sein soll, den Fanatismus bei den muselmännischen Volksstämmen zu schüren und daß infolgedessen mehrere Häuptlinge und Schecks ihre Unabhängigkeit erstreben wollen und die Absicht hegen, sich gegen Franlreich und England zu erheben. Weiter heißt es, daß die Führer dieser Expedition direkte Be ziehungen zu der einflußreichen Sekte der SenoussiS an knüpfen, um sie unter deutschen Einfluß zu bringen. An geblich foll die Forschungsreise den Zweck verfolgen, für den Handel eine beständige direkte Verbindung zwischen Deutsch- Kamerun, Tripolis und Triest ins Leben zu rufen. * Stand der Justtz-Resarm. Soeben meldet uns ein Privattelegramm, daß die Verhandlungen über die Reform des Strafprozesses sich verzögern, weil das preußische Staatsministerium noch immer keine Stel lung genommen hat und die Finanzfrage ungebührlich in den Vordergrund schiebt. Dagegen bietet die Zivil- prozeß-Resorm günstigere Aussichten. Einer Verein fachung und Beschleunigung des amtsgerichtlichen Verfahrens hat das Staatsministerium zuzestmimt. * Eiscnbahn-Statistik. Die im Reichseisenbahnaml nach dem Stande vom 1. Mai d. I. bearbeitete Uebersichtskarrc der deutschen Eisenbahnen nebst Zugehörigem Verzeichnis der Eisenbahnstationen und ihrer Verwaltungen und einer Sammlung von Uebcrfichtsplänen wichtiger Abzweig stationen ist erschienen. Nach diesen amtlichen Quellen be trug die Länge der von den einzelnen Staatsbahnverwaltun- gen betriebenen oollspurigen Bahnen 51086 krn; davon ent fielen auf die preußisch-hessischen Sdaatsbahncn 43 673 km, auf die Militärcisenbahn 70,62 km, aus die Reichsbahnen 1940 km, auf die bayerischen Staatsbahnen 4630 km, aus die sächsischen 2766 km, aus die württembergischen 1861 km, auf die badischen 1671 km, aus die mecklenburgischen 1094 km und auf die aldenburgischen Staatäbalmen 578 km. s)n obigen 51086 km sind 21560 km Staatsbahn-Nebenbadnen einbegriffen.) Außerdem waren vorhanden 4017 km voll spuriger Privatbahnen sowie 898 km schmalspuriger Reichs- und Staatsbahnen und 1179 km schmalspuriger Privat bahnen, zusammen 57180 km. Rechnet man hierzu noch die vorhandenen 8000 km nebcnbabnähnlicher Kleinbahnen, so beziffert sich die Ausdehnung des deutschen Eisenbahnnetzes auf 65180 stm Betriebslänge, * Etmngelischer Arbeiterbnnd. Der Evangelisch- Arbeiter- bund unter Führung des Abq. Fran'en hat v'Sver der christ lichen Gewerkschaftsbewegung gegenüber ein- feindliche Stellung eingenommen. Auf dem jüngst zu Erle bei Böckum abgchaltcnen Telegiertentage des Evangelischen Arbeiter bundes vollzog man eine Schwenkung. Aba. Franken führte aus, daß die Gewerkschaffsiraze eine so wichtige geworden sei daß man sich auch in den evangelischen Arbciterkreisen ihr nickt mekr verschließen könne. Den in der christlichen Getverkschaftsbewcaune vorherrschenden ultramontancn und christlich-sozialcn Einfluß mülle man durch Beitritt fähiger und gewandter evangelischer Arbeiter brechen. Zwei Dele- aiertc entgegneten, wenn ein ultramontoner und christlich- sozialer Einfluß in den christlichen Gewerksckasten vorlianden sei, so liege dock die Schuld auf feiten der evangelischen Arbeitervereine, die ihre Mitglieder vom Beitritt abgehalten l-ätten. Man beschloß, zu der Gewerkschaftsbewegung auf einem demnächst einzuberufenden außerordentlichen Dele- giertentaze endgültig Stellung zu nehmen. Deutsches Keich. Leipzig, 15. Juli. * Ter Kaiser auf dem Nordkap. Die „Hamburg" setzte am Freitag morgen die Reise von Hammerfest nach Vogel berg unv dem Nordkap fort. Abenvs 10 llhr bestieg ver Kaiser mit Gefolge das Nordkap, wo der Tee eingenommen wurde. Gegen Mitternacht ging die „Hamburg" nach Lyngenfjord. DaS Wetter ist klar. An Äorv alles wohl. * Kommt König Eduard k In der Frage der Begegnung zwischen Kaffer Wilhelm und König Ebnarv teilen die „Münch. Neuest. Nachr." in einem Berliner Telegramm Mit: König Eduarv habe in seinem Glückwun,chbrief zum dies- jährigen Geburtstag Kaiser Wilhelms (27. Januar) die Hoffnung ausgesprochen, daß beive Monarchen sich in diesem Jahre sehen würden. In seiner Antwort habe der Kaiser gesagt, er teile diese Hoffnung. Ueber Zeit und Ort der Begegnung seien aber auch jetzt keine Dispositionen getroffen. — Auch die Nachricht über die Entsenvung des Herzogs von Connaught als Vertreter König Eduards zur Taufe in Potsdam scheint verfrüht. Die „N. G. K." ist von zu ständiger Seite in die Lage gesetzt, zu erklären, daß über den Tag der Taufe des neugeborenen Prinzen, die Tauf paten und die Taufgäste zur Stunde immer noch gar keine Bestimmungen getroffen seien. — Auch die Nachricht, baß bereits Schloß Friedrichskron bei Homburg als Ort^ der Zusammenkunft auSersehcn sei, findet an unterrichteter Stelle keine Bestätigung. * Deutschland und Japan. Aus Tokio wird der „Deutschen Orient-Korrespondenz" geschrieben: Wie Wohl in Deutschland allgemein bekannt jein dürste, sind wir Deutschen feit 1895 die bestgehaßte Nation in Japan, unv wenn es trotzdem den deutschen Kaufleuten gelungen ist, ihre Beziehungen aufrecht zu erhalten und eine angesehene Position zu behaupt«, so ist daS ein glänzender Beweis für die Güte der deutschen Waren, vielleicht auch für das Geschick der deutschen Kaufmannschaft. Während des Krieges nahm das Miß trauen gegen Deutschland manchmal sogar drohende Formen an. Jetzt flaut die Animosität doch etwa« ab, was die hier ansässigen deutschen Importeure nur mit großer- Freude begrüßen können. Wir erhoffen in dieser Hinsicht viel von unserem neuen Botschafter, dem Baren Mumm von Schwarzenstein, der allerdings nach sehr kurzer Anwesenheit in Urlaub gegangen ist und wohl erst im nächsten Jahre zurückkehren wird. Er scheint ganz der Mann zu fein, den Japanern sunvitsr et kortiter bcizubringen, daß sie gut täten, ihre Stellung zu Deutschland zu revidieren. Politifch haben wir allerdings mit Javan fast gar keine Konfliltsmöglickkciten. liniere Politik in Ostasien ist ja, abgesehen von dem bißchen Tsingtau, die denlbar bescheidenste, und um Tsingtau werden die Japaner sich nicht den Even tualitäten eines Krieges aussetzen. Aber kommerziell würden unsere Jutereffen auf die Dauer doch sehr geschädigt werden, wenn die deutfch-feindliche Stimmung des zapanifchen Volkes anhält. Noch ,n letzter Zeit erlebten wir ganz merkwürdige Dinge. Politisch ganz belanglose Sachen, wie die Beschwerde deS Baron Suyematou, der auf dem Lloyddampser angeblich keinen Ehrenplatz bekommen hatte, und der Fall des Herrn Kimura, der die drahtlose Telegraphie und Telephonie deutscher Erfindung stark benutzt haben soll, wurden japanischerseilS zu einer wahren Hetze ausgebeutet. Seit kurzem lenkt aber die japanische offiziöse Presse ein, was auf Negierungseinflüsse zu deuten scheint. Der neue Minister des Auswärtigen, Vicomte Hayashi, bisher Gesandter in London, soll sich neu lich privatim in einer ganz seltsamen Weise ausgesprochen haben. Man hielt bisher den Vicomte, den Mann deS eng- lifch-japanischcn Bündnisses, für einen bedingungslosen Eng- landsverehrer. Das ist nach dieser privaten Aeußerung durchaus nicht der Fall. Der Minister blickt sogar besorgt auf die englische Konkurrenz in China, dem zukünftigen Hauplabsatzgebiet deS japanischen Exports; der deutsche Wett bewerb erscheint ihm viel weniger gefährlich. DaS würde die Ansichten anderer Diplomaten bestätigen. Wir möchten im Jniercsse des deutschen Handels hoffen, daß diese Stimmung bleibt uud weiter um sich greift. * Des viertelt Kaisersohnes Stuatengang. Ueber den Studiengang des vierten Sohnes des Kafferpaares, Prinzen August Wilhelm von Preußen, macht die „Neue mil.-pol. Korrespondenz" auf Grund von Informationen der zuständigen Stelle folgende Angaben: Es ist zunächst sür den Prinzen e»n Studienaufenthalt von drei Semestern in Bonn in Aussicht genommen, dem sich weiter« Studienjahre in Straßburg oder München an schließen werden. Auch eine Studienfahrt nach den Ver einigten Staaten von Amerika soll voraussichtlich in den Lehr- und Bildungsplan des Prinzen ausgenommen werden. Für daS Studium kommen in erster Linie StLatswisseu- schaften in Betracht, sür die der Prinz reges Interesse zeigt. An Stelle d«S bisherigen militärischen Begleiters, Majors von Rödern, tritt als Zivilbegleiter deS Prinzen der Privat dozent Dr. Alexander Gras zu Dohna, der dem Lehrkörper und der juristischen Fakultät der Universität Halle angebört. Graf Dohna ist ein bevorzugter Schüler deS PcosessorS von Liszt. — Und Herr von Stuvt boykottiert den Projessor von Liszt! * Abschiedsmahl für -rhru. v. Rechenbers. Der „Nord ¬ deutschen Allgemeinen Zeitung" zufolge sand Freitag abend im Palast-Hotel ein von etwa 40 Personen, meist Beamten deS Auswärtigen Amte-, auch außerhalb der Kolonialver- waltung, und Offizieren der Schutztruppe besuchte« Fest essen zu Ehren des neuernannten Gouverneurs von Deutich- Ostafrika, Frhrn. v. Recheuberg, statt. Unter den An wesenden befanden sich neben dem Erbprinzen von Hohenlohe die Mitglieder der englischen Kommission sür die deutsch - ostafrikanifchrn Grenzverbandlungea, Major Brigbt uud Mr. Read, der Gesandte sür Marokko Rosen, die Gouverneure Sols und Graf Zech, Oberstleutnant Quade und der Professor des Suaheli am orientalischen Seminar Velten. Erbprinz zu Hobenlobe brachte ein Hoch auf den scheidenden Gouverneur aus, indem er darauf hin- wieS, wie sehr einen Beamten in einer so Verantwortung--i vollen Stellung das Bewußtsein stärken müsse, daß! er res Vertrauens seiner Behörde und auch weiterer I
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