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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.08.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060822017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906082201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906082201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-08
- Tag1906-08-22
- Monat1906-08
- Jahr1906
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Ausl.) * Die Meldung von einer Erkrankung des italienischen Ministerü des Aeußern Tittoni wird von der „Agenzia Stesani* * als gänzlich unbegründet bezetchuet. * Au- Valparaiso wird über Lcma gemeldet: Die chile irische R gierung beabsichtigt, vom Kvugreß die Bewilligung von 100 Millionen Dollar- zum Wiederaufbau von Valparaiso zu fordern. Unter de» zerstörte» Ge- däuven befindet sich auch da» deutsche Hospital. * Da- Befinden Castro-, de- Präsidenten von Venezuela, soll, einer Nachricht au- Washington zufolge, sehr besorgniserregend sein. Nach cler fieuernkr. Zwar nicht über Herrn v. PodbielSki selbst, wohl aber über die Seltsamkeiten, die anscheinend seine Entlastung «inleiten, muß im Zusammenhang schon jetzt einige» gesagt werden. EL war von unS bei einer früheren Gelegenheit bereits einmal darauf hingewiesen worden, wie auffällige Neigungen hohe Berliner Beamte entwickeln, sobald eS sich um Presteangelegenheiten handelt. Nebenbei ein deutlicher Fingerzeig, wieviel psychologisches Wissen und Erfahrung «in« «inigermaßen tiefer gehende Kenntnis der ZeitungSver- haltnisse vorauSsetzt. Mau darf «S ruhig zum Lobe auch der Berliner Presse aussprechen, daß kaum noch ein anderes der überhaupt hier in Betracht kommenden Blätter den Minister so ungeschickt bedient hätte wie da» Blatt seines Vertrauens, der »Berliner Lokal-Anzeiger". Und der Grund hierfür hat sicher nicht einmal in einem Mangel an journalistischer Er fahrung gelegen. Höchstwahrscheinlich hat in der Redaktion des erwählten Blattes selbst Kopfschütteln geherrscht. Aber es wurde alles so gedruckt, wie ausgetragen, anstatt daß in einer eingehenden Vorbesprechung dem Minister die hand greiflichen Ungeschicklichkeiten zur Erwägung vorgehalten worden wären. Es ist za vermuten, daß die Hausordnung des unparteiischen Blattes strikte Anweisungen über den Umgang mit Ministern enthält, und in aller Devotion wur den dem Minister die schönsten Bärendienste geleistet. Kein leitender Redakteur eines politischen Blattes hätte es unter lassen, auf das Gefährliche des Versuchs hinzuweisen, die allerhöchste Stelle in die Debatte zu ziehen. Auch der Ver- such, das Schwergewicht der Auseinandersetzungen auf die Gütertrennung des Ehepaares v. Podbielski zu legen, wäre von jedem selbständigen, erfahrenen Journalisten als ein sehr unglückliches Mittel erkannt und wahrscheinlich verhin dert worden. Denn jeder einzelne hätte gewußt, daß hiermit nur Stimmung gegen den Minister gemacht werden konnte, daß Gütertrennung im Volke nur den Ruf eines formellen juristischen Mittels vor materieller Schädigung genießt, aber sonst nicht -och im Kur- sicht und auf leinen Fall geeignet ist, moralisch zu entlasten. Und gerade das ist doch charakteristisch für den ganzen Fall Podbielski, daß es sich um daS moralische Moment dreht und nicht um juristische Delikte und Knifflich-eiten. Kein Mensch glaubt, daß der Mlnnter sich gegen geschriebene Gesetze vergangen hat. Aber es gibt doch auch noch ungeschriebene Gesetz«. Und eins der wichtigsten lau-et: Die höchsten Beamten eines Staates müssen in der Erfüllung ihrer Amtspflichten ihre Lebensaufgabe sehen. Alles andere hat dahinter zurückzutrcten. Dieser intelligente Landwirtschaftsminister aber ist das Opfer seiner Tugenden geworden. Der Minister leidet an zu ausoevrägter Betriebsamkeit. In seinem Amt hat er cs nicht an ihr fehlen lassen. Aber in seinem Privatleben auch nicht. Und daran mußte er scheitern. Jetzt möchten wir einmal etwas aussprechen, was vielleicht den Widerspruch mancher Ideo logen hervorruft, aber dadurch nichts von seiner Tatsächlich keit verliert. Wir tun keinem Menschen, auch einem Mi- nister nicht, das Unrecht an, von ihm Gottähnlichkeit zu ver- langen. Auch Minister sind Menschen und haben ein An recht auf Fehler und Sünden. Nur dürfen diese nicht über das landläufige Maß hinausgehen, und — nicht Anlaß zum Skandal geben. Das verlangt gebieterisch das Gebot der Autorität und Disziplin im Staatsbetriebe. Ein Beispiel möge das erläutern: Wir halten einen Minister, der, wie viele andere Leuie, einmal den Knobelbecher geschwungen oder das Kartengli ck versucht hat, noch durchaus nicht für ungeeignet zur Wahrnehmung seiner hohen Pflichten. Auch Lessing spielte! Aber sofort ändert sich die Sachlage, wenn ein solcher Mann durch irgendwelche Umstände wegen dieser Leidenschaft in den Mittelpunkt eines Skandals gerückt wird. Das ist dann eben sein Pech. Aber er ist unmöglich, denn der erste Beamte seines Restorts darf nicht in die Lage kommen, daß üb"r ihn berechtigte üble Nachrede geführt wird. Dann muß er den Anforderungen der Staatsraison geopfert werden. Ein Beispiel aus Süddeutschland, wo an sich durchaus nicht welterschütternde sexuelle Fehltritte einen hohen Militär zur Strecke brachten, wird vielen Zeitungs lesern noch in Erinnerung sein. Der Mann war unmöglich geworden, obwohl jeder ihm die besten Fähigkeiten nachsagte und kaum einer ihn nach dem Skandal geringer schätzte. Man mag das bedauern, dabei Betrachtungen über den Wert deS Scheins anstelle», aber an den Tatsachen ändert da» nicht-. So wird eS sowohl nach den preußischen Gepflogen heiten wie auch wegen der unabweisbaren Rücksicht auf die Aufrechterhaltung der Autorität unumgänglich sein, den Landwirtschastsmiaister auSzuschiffen. Das ist eine Kehr, feite der Macht der Oeffentlichkeit, und manchmal mag man sie bsdauern. Sie muß aber mit in den Kauf genommen werb«, »«»u »an -t« Vorteil« dieser wacht genieße« will. Nur in einem despotisch regierten Lande kann der Herrscher I änderung der Persvnalordnung von 1900, — eine Reform zum Minister machen, wen er will. I der Reform. ------ Ueber eine andere, noch nicht völlig geklärte Erscheinung I »Deutschen s. . „ .. . in der Geschichte dieses Ministersterbens haben wir schon j Bezirksvereinen beiprochen morden, einige kurze Andeutungen gemacht. Wir meinen das merk- s ° ' würdige Schachspiel zwischen „Lokal-Anzeiger" und „Nord deutsche Allgemeine Zeitung". Denn es ist kein Zweifel mehr, daß es sich hier nicht um absichtslose informatorische Notizen, sondern um Schachzüge gehandelt hat. Herr von Podbielski hatte in seinem Leibblatte Meldungen über sein Nücktrittsgefuch dementieren lasten. DaS war am Freitag abend gewesen. Am Sonnabend abend, also nach genügender Zeit zu einem Wechsel ausführlicher Depeschen zwischen Berlin und dem Ministerpräsidenten, wurde in der Bülow- offiziösen „Norddeutschen" erklärt, der Minister habe auf Anfordern de» Fürsten eine Darstellung seines Verhältnisse» zur Firma v. TippelSkirch gegeben und am Schluß gebeten, „seinen Wunsch nach Entlastung auS dem Staatsdienst an Allerhöchster Stelle zu unterbreiten". Darauf wurde in der Sonntagnummer des „Lokal-AnzeigerS" des Rätsels Lösung geboten, indem der Minister zugab, „vor einiger Zeit, gleich im Beginn der T i p p el S ki r ch -A f färe", in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten gesagt zu haben: „Er, Herr v. Podbielski, sei zu alt, um sich in dieser Weise mit Schmutz bewerfen zu lasten. Lieber würde er vorziehen, aus dem Staatsdienst zu scheiden." Diese Worte wollte der Minister nicht als Einreichung eines Abschieds gesuches verstanden wissen; wenn er ein solches beabsichtigt hätte, würde er dafür den vvrgeschriebenen Weg einer Im- mediateingabe an den Kaiser gewählt haben. Also gewisser maßen nur eine ku^on äs psi-lsr. Aber damit noch nicht genug. Eine neuerliche Auslastung des Kanzler-Moniteurs besagt, der Kaiser habe in Uebereinstimmung mit dem An träge des' Fürsten Bülow erklärt, daß er auf Grund der Ausführungen des Ministers vom 13. b. M. zurzeit nicht in der Lage sei, über die Frage der Entlastung deS Ministers v. Podbielski aus dem Staatsdienst eine de finitive Entscheidung zu fasten. Dem Minister wird also noch die in Preußen übliche Schonzeit -»gebilligt. Au» dieser Rekapitulation der Tatsachen werden viel« weitgehende Folgerungen gezogen, zum Beispiel die, eS sei heute bereits die Frage: Geht Podbielski oder Bülow? Was uns vorläufig noch nicht einleuchten will. Aber folgendes ist wohl aus den Erklärungen ersichtlich: Fürst Bülow gedenkt nicht, die Anschauungen des LandwirtschastsministerS vor der Oeffentlichkeit zu akzeptieren. Er hat den Minister zur Rechenschaft gefordert (fordern müssen, da dieser nicht frei willig sich der Berichterstattung unterzog). Und er hat es für nötig gehalten, dies bekannt zu geben und das Dementi bes Ministers zu dementieren, sein Beharrungsvermögen zu lockern. Und auf die vorwurfsvolle Sonntagserklärung des Ministers, er habe es in dem „vor einiger Zeit" übersandten Schreiben nicht so gemeint, hat die „Norddeutsche" nur die kühle Antwort eine Entscheidung auf die „Ausführungen vom 13. d. M." sei noch nicht getroffen. Tas ist also die Parade des Vorwurfs, das Schreiben liege schon so weit zurück, daß es bald nicht mehr wahr fei. Also doch wohl ein Schachspiel, bw dem der Minister matt werden dürfte. Zur zeit ist noch nicht zu sehen, ob er den König und damit daS Spiel bereits verloren hat. Daß er ihn zur Deckung be- nutzt, anstatt sorgfältig geichützt hat, mußte seine Position gesährden. Deutsches Reich. Leipzig, 22. August. Tüdwcftafrika Am etwa 50 Hottentotten deS 2. Regiments bei durch die herbeieilende Der Feind flüchtete zog von da den Herr Erzberger war eben in der Wahl seiner Partei vor sichtig. Sie ist und bleibt Trumpf. * Es geht immcr weiter. Die neuesten kolonialen Ent hüllungen gehen von der „Berliner Morgenpost" aus unv richten sich gegen den Geheimrat Rose, den Referenten für Neu-Guinea. Er wird daran erinnert, daß er im Reichstag gesagt babe, als gerichtliche Strafe komme die Prügelstrafe dort nicht vor, sie tei bloß gestaltet zur „Erhaltung der Dis ziplin". Diese Worte hätten einen Kautschuk-Charakter, dessen sich Rose wodl bewußt sei. Er wird dann darüber interpelliert, ob ihm nicht bekannt sei, daß während feiner Tätigkeit als Reichskommissar regelmäßige Prügelstrafen au farbigen Arbeitern vollzogen wurden, und schließlich heißt e« noch: Erinnert sich Herr Rose de» Namen» Straßding? Dieser Deutsch-Russe saß wegen Diebstahl» im Gefängnis und erhielt von einem wegen Morbveriuch» sitzenden Schwarzen 25 aufgrzählt. Ge- tchoh die» im Auftrage Ro>e» u»d in feinem Britein? Ist r» wahr, daß dieser Gefangene, al» rr »ach Bremen znr Abbüßung (einer Strafe gebracht werden sollte, trotz schärfster Bewachung unterwegs unter eigenartigen Begleiterscheinungen verschwand? Irgend rin Geheimrat tat damals die Aenßernng, seine Flucht sei eigentlich da» beste! , Im Interesse der Kolouialabteilung würde r» liegen, wenn diese Frage» eine befriedigend« Antwort finden könnten. * Carl Peter» äußert sich in folgender Weise in der neuesten Nummer der Londoner „Finanz-Chronik" über „de» deutschen Kolonialwirrwarr": Wohin man blickt: Zerfahrenheit, theoretische- Herumtappen, Unklarheit der Entschlüsse in unserer Kolonialpolitik! Wohl mag ein intelligenter Engländer fragen, ob das deutsche Volk oie Sache noch nicht satt habe uns seine Kolonien für ein Anslandsgebot zu vertäuten bereit fei. Das Schlimme ja fast Hoffnungslose ist, daß sich schlechterdings nicht abjehen läßt, von welcher Seite eine Besserung kommen soll. Allein der staiser kann sie schaffen, aber die Reichsrcgierung muß mit den Reichetagsparteien rechnen, w:e sie nun einmat sind. Sie hat ihre Majorität zusammenzuarbeiten auS den real vorhandenen Grundlagen. Tas Zentrum ist aus schlaggebend, da mit der Sozialdemokratie nicht zu arbeiten ist. TaS Nächstliegende, vom parlamentarischen Standpunkt au», ist sicherlich, dem Zentrum selbst die Leitung der Kolonialvolitik -n- zuschiebrn und einen ihrer Führer auszusordern, da» Kolonialamt zu übernehme». Prinz Arrnberg hat seit Jahrzehnten Kolonial. Politik betrieben. Die deutsch« Regierung würbe jedenfalls wissen, woran sie ist, und eine klare Grundlage erhalten, wenn er offen und vor der Welt die Verantwortung für den weiteren Gang der Entwicklung auf sich nähme. * Die militärischen Veränderungen in den höheren und mittleren Kommandostellen der Armee, welche der Kaiser unter dem 18. August vollzogen hat, sind ziemlich umfang reich. Ein Generalmajor und fünf Obersten und Regiments kommandeure wurden inaktiv. In Genehmigung ihres Ab schiedsgesuches mit der gesetzlichen Pension zur Disposition gestellt wurden: v. Jsserrdorff, Generalmajor und Komman deur der 30. Kav.-Bng., Deichmann, Oberst und Komman deur des Jnf.Megts. von Stülpnagel <5. Brandenburgisches) Nr. 48, v. Schmidt, Oberst und Kommandeur des Litauischen Ulanen-Negiments Nr. 12, — beide mit der Erlaubnis zum Tragen der Regimentsuniform. Der Abschied mit der ge setzlich«« Pension wurde bewilligt: v. Boyneburg, Oberst und Kommandeur des Jnf.-Megts. Graf Bülow von Denne- witz (6. Westfälisches) Nr. 55, v. Schweinichen, Oberst und Kommandeur des 5. Westvreuß. Jnf.-Regts. Nr. 148, v. Arentschildt, Oberst und Kommandeur des 1. Ermläud. Jnf.-Regts. Nr. 150, — allen dreien mit der Erlaubnis zum Tragen der Regrmentsuniform. * Papst und Erzbischof. Der Papst hat an den Erz bischof von Srablew-ki rin Anerkennungsschreiben gerichtet, in dem er zunächst für Stablewskis Bemühungen zugunsten deS PeterSpsennigS dankt und dann den Ester anerkennt, mit dem Siablewsli so „musterhaft" seine Diözese leite. Dabei hebt der Papst hervor, daß Stablewski in der Aus übung f«ineS bischöflichen Amtes, „wie es ja der Welt Laus ist", von Schwierigkeiten umringt sei. DaS päpstliche Schreiben verrät in seiner Abfassung große Vorsicht — so gleitet eS über die Frage deS deutschen ReligionS-UnterrichtS in den Volksschulen, in der Stablewski eifrig für polnische Wünsche eingetreten ist, hinweg, um offenbar eine Stellung nahme gegen die preußische Regierung zu vermeiden; aber die ganze Kundgebung dürfte doch durch die Wärme des Ausdruck», mit der der „Schwierigkeiten" Stablewskis gedacht ist, darauf berechnet fein, seine Kirckenpoliiik gut- zuheißen. Eine Wendung in der vptantenfrage k Ans parlamen- tarischen Kreisen wird der „Nat.-Ztg." geschrieben: „Be rechtigtes Aussehen erregt in der Nordmarl eine Enthüllung deS dänischen Protestblattes „FlenSborg Avis" über die Opiantenfrage. Danach soll dem verstorbenen Reichstags abgeordneten Jessen im April d. I. im Auftrage des Reichs kanzlers die Zusicherung geworden sein, es fei die Absicht des Kaiser- unv des Reichskanzlers, die fcklcSwigsche Optanten frage im Laufe einer kurzen Zeit definitiv zu ordnen. Aller dings unter Berücksichtigung der rechtlichen Hindernisse, die eine plötzliche Regelung nicht gestatten, aber ohne raß die Polizei Erkundigungen einziebcn solle über den persönlichen Verkehr :c. ver Betreffenden selbst, als ihrer näheren und entfernteren Verwandten. Die GesinnunaSriecherei und die dadurch her- vorgerusene Demoralisation solle aufl örcn. Jessen babe sich diese Worte wiederholt bestätigen lassen, da Oberpräsident v. WilmowSki sich in anderem Sinne ausgesprochen habe. Unterstaatssekretär v. Mühlberg babe ihm direkt gesagt: „Sie haben mich ganz richtig verstanden, ich habe Ihnen das im Auftrage deS Reichskanzlers mitgeleilt." Diese Mitteilungen stehen in einem direkten Widerspruch zu den halbamtlichen Erklärungen, die vor kurzem von der „Nordd. Allg Ztg" gebracht wurden. Mit Recht verlangt inan eine möglichst rasche aulhentische Aufklärung über Viesen Widerspruch. Eine solche ist um so notwenoiger, als die Ersatzwahl zum Reichs tage bevorsteht, die aus deutscher Seite die Anspannung aller Kräfle erfordert. Es würde die Agitation in bedenklicher Weise schwächen, wenn über die Stellung der Regierung zur Optantenfrage Unsicherheit herrschte." * Eine große Anarchistenkonferenz für Süddentschland bat in der letzten Woche in Ludwigshafen stattgefunden. Es war eine sehr stattliche Anzahl Genoßen aus ven Stadien Frankfurt a. M^, Mannheim, Stuttgart, Karlsruhe, Hest- ' oronn, Hanau, Offenbach uiid Ludwigshafen versammelt; ' die anorchisrstcb« Berliner Press« hatte Vertreter «t- »t. I» erster Liiri« dreht« sich d« Di-tuffio« um di« Wrä es gelingen? Wir haben schon einmal Gelegenheit genommen, in einem längeren Artikel uns über die Lage der mittleren Post- und Telegraphenbeamten auszusprechen. Wir hatten darin nach gewiesen^ daß die seit dem Jahre 1900 bestehende Personal reform für die große Masse der Post- und Telegraphen assistenten, ca. 25 000, nicht nur keine Vorteile, sondern nur Nachteile und Schädigungen gebracht hat. Nach den ge gebenen Verhältnissen konnte von vornherein nur ein Bruch teil der Assistenten in die Sekretärstellung gelangen, eben weil die vorhandenen Sekretärstellcn, oa. 3000, in gar keinem Verhältnis zu den Asfistentenstellcn, ca. 25 000, stehen. Nun war den Assistenten nach den früheren Annahme bedingungen die Stellung (bei vorwurfssreier Führung) als Oderassistent gewährleistet. Diese Beamtenkateaorie bildet« bis zum Jahr« 1895 (Einführung des Dienstalterstufen systems) eine Rang, und Gehaltklasse für sich (von 1700 an). Sie wurde in den Etatsausstellungen unrer besonderem Titel verzeichnet, unterschied sich durch Rangabzeichen von den Assistenten und dadurch, daß die Ober-Assistenten auf Lebenszeit angestellt wurden. Die Assistenten wurden durch besonderes Dekret zu Ober-Assistenten ernannt usw. Hier aus geht aber klar hervor, daß die Ober-Assistenten auch von der Verwaltung besonders bewertet wurden, höher als di« Assistenten. Sie waren dazu auöersehen, die verant wortungsvolleren und wichtigeren Stellen des Postbetriebs- dienstes zu verwalten. Mit anderen Worten: sie versahen die Dienstverrichtungen, welche bei anderen Verwaltungen den Sekretären übertragen werden und nach der Personal- Reform von den geprüften Postsekretären eingenommen wer den. Durch die Verschmelzung der Assistenten und Ober- menten zu einer Rang- und Besoldungsklasse ging ihnen diese bevorzugte Stellung verirren. Ein Aeguivalent dafür ist ihnen in keiner Weise zuteil geworden. Denn der 20 Jahre nach der Anstellung verliehene Sekretärtitel kann kaum als solches, solange di« Assistenten mit dieser Titel- Verleihung nicht auch in die Dienststellung und die Gehalts sätze der Sekretäre einrücken, angesehen werden. Es ist begreiflich, daß die Erregung in den beteiligten Kreisen um so ixrößer wurde, je mehr im Laufe der Zeit sich hevwusstellte, daß die neue Personal-Reform dazu anaetan war, die Assistenten-Klasse sowohl dienstlich als gesellschaft lich herabzudrücken. Das wurde auch vom Verband deutscher Post- und Tele graphen«! fistenden erkannt. Einstimmig wurde vom VerbanLstag im Herbst 1905 in Berlin «ine Resolution gefaßt, dahfn zu wirken, durch Aus arbeitung neuer Vorschläge die Schäden, welche die Per sonalordnung von 1900 für das Gros der in Frage kommen den Beamten mit sich gebracht batte, abzuwenden. Eine Kommission von 13 Mitgliedern wurde neben dem Verbands vorstand mit dieser Arbeit betraut. Mit großem Fleiß hat sich diese Kommission der ihr ge stellten Ausgabe unterzogen und hat Vorschläge gemacht, welch« nicht» »«liger al» «iae vollständig« Um- I änderung der Persvnalordnung von 1900, — eine Reform ! der Reform. Die Anträge der 13er Kommission sind in der f „Deutschen Postzeitung" veröfsenilicht und von den einzelnen können es uns I deshalb versagen, auf Einzelheiten näher einzugehcn. Nur I so viel sei geiaat, daß uns diese Vorschläge weit über das Ziel hina-uszuichießen scheinen. Hierzu gehört namentlich die Schaffung einer niederen Beamtenkiasse, desgl. die Ent wickelung der höheren Beamtenlaufbahn- Das sind Sachen, welche der Postverwaltung selbst zu überlassen sind. Abge sehen davon, daß die Postverwaltung kaum Neigung ver- spüren wird, sich selbst zu desavouieren, indem sie eine so ein schneidende Maßnahme, wie sie die Personal-Reform von 1900 darstellt, nach so kurzer Zeit als unzweckmäßig wieder aufhebt, glauben wir annchmen zu dürfen, daß schon wegen deS finanziellen Effekts (es handelt sich um viele Millionen) erst nach Jahrzehnten an eine Verwirklichung dieser Pläne gedacht Verden könnte. Di« große Masse der Assistenten resp. Ober-Assistenten würde nach wie vor absolut ohne irgend welche Vorteile bleiben, und daS ist «S auch, wa» di« meisten BttirkSverein« zu einer Ablehnung der Vorschläge der 13er Kommission geführt hat. Wir können diesen Standpunkt nur teilen. Keine Reform der Reform ist anzu streben, sondern ein Ausbau der Persvnalordnung von 1900, !p dem Sinn«, daß zunächst die durch sie Geschädigten, näm- llch die, welche die PostsekretSr-Prüfung aus irgend welchen Gründen nicht abgelegt haben, berücksichtigt werden. DaS ist die große Mass«. Doch auch für die, welche die Post- sekretär-Prüfung bestanden haben, wäre eine bester« Dotie rung nötig. Nicht viele dieser „Geprüften", wenigstens von den älteren Jahrgängen, werden in eine Ober-Postsekretär- bzw. Postmeifterstelle «inrücken. Mit Rücksicht auf die Ver. hältmsse der Sekretäre anderer Verwaltungen erscheint «S angebracht, daß das Höchstgehalt auch dieser Beamten auf gebessert werde. Wir halten nach wie vor unseren schon in Nr. 117 dieses Blattes gemachten Vorschlag für einen gangbaren Weg, alle Beteiligten zufrieden zu stellen. Die finanzielle Tragweite wäre für den Staatssäckel keine allzu große und die Post verwaltung könnte in dem Rahmen der bestehenden Personal ordnung dies« Vorschläge leicht verwirklichen. Wir schrieben: 1) für die Zivilanwärter ist bei der Annahme die Reife für Ober-Sekunda erforderlich; 2) die Assistenten rücken 20 Jahre nach der Anstellung i (eventuell ist dieser Zeitraum auf 15 Jahre herabznsehen) in - die Dienststellung und das Gehalt der Sekretäre; Als weiteren Punkt möchten wst hinzusügen: 3) dic g prüften Sekretäre erhalten nach Erresthnna des i Höchstgehalts (soweit sic nicht in Ober-Postiekretärstellen usw. cinrücken) ein? pensionsfähige Zulage von 300 _-K. Es soll nun nicht gesagt sein, daß diese Vorschläge alle Wün'che erschöostn oder den allein gangbaren Weg zeigen, sie tollen nur als Fingerzeige dienen. > Der im September in Berlin stattnndende Verbandstag > des Verbanves deut'cher Post- und Telegraphenassistenten wird sich in der Hauptsache mit der Besprechung dieser : Fragen befassen. Wird es gelingen, die Geister zu einen, , daß der Verband wie in vergangenen Zeiten als große, qe- ( schlaffere Masse seine Forderungen erstreben kann? Hoffen i wir es! * Amtliches über Gefechte in 6. August hatten, wie schon gemeldet, die Pservewache der 2. Felvkompagnie AluriSfontcin angegriffen, waren aber Kompagnie zurückgeworfen worden, über Umeis auf Pelladrist und Oranje aufwärts bis zum Hamrevier und folgte diesem nordwärts in der Richtung auf die Großen KaraS» berge, wobei er unterwegs verschiedentlich Zu ¬ zug bekam, anscheinend durch die BondelSzwarts unter Johannes Cbristian, so daß er allmählich wieder die Ge- secktt-stärke von 150 Gewehren erreichte. Unsere Truppen verfolgten den Gegner fortgesetzt, und zwar zuerst die Ab teilung Siebert bis Pelladrist, dann die Kompagnie Gruner b>S Duurdrijt im Hamrevier, und zuletzt die Abteilung Bech, die erste, achte und neunte Kompagnie des 2. Re giments und die siebente Batterie mit sehr niederen Gefechts stärken. Der schlechte Ernährungszustand der Truppen im Süden, entstauben durch den geringen Nach schub auf den wenig leistungsfähigen Etappenstraßen und dem dadurch cinaeiretenen Mangel an Proviant und Hafer, macht eine solche Ablösung der verfolgenden Ab- teilungen nötig. Hauptmann Beck, der sckon früher sich durch den Ueberfall gegen Morenga ausgezeichnet hatte, überraschte den Feind bei NoibiS nordöstlich von Kallfontein und zersprengte ibn nach dreistündigem Gefecht. Der Gegner batte größere Verluste und ließ eine Anzahl Toter auf dem Gesichtsfelde. Auf unserer Seite sind gefallen Leutnant v. Heyden, früber im Infanterie-Regiment Nr. 164, und ein Reiter; ein Mann wurde schwer, ein anderer leicht ver wundet. Die Abteilung Bech setzt die Verfolgung fort. Oberst Deimling ist mit dem Stabe in Warmbad eingetroffen. * Zentrum ist Trumpf. Di« „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: „In der am 15. August erschienenen Nummer des „Deutschen Kolonialblattes" ist unter dem Ab schnitt „Deutich-Ostafrika" ein Artikel der Usambara-Post polemischen Inhalts ausgenommen. Die Kolonialabteilung macht die in diesem Artikel, der ohne Wissen des Leiters der Abteilung durch ein bedauerliches Versehen in dem amt lichen Blatte zum Abdruck gelangte, vertretenen An schauungen keineswegs zu den ihrigen. Es ist Vorsorge ge troffen, daß das „Deutsche Koloniulblatt" in Zukunft wie bisher nur streng objektiv gehalten« Berichte aus den Schutz gebieten bringt, und daß der Abdruck polemischer Artikel sich nicht wiederholt." — Der hier eingenommene Stand punkt ist zweifellos richtig. Bedenkt man aber, daß die Polemik, deren amtlich« Ausnahme in das „Deutsche Kolonialblatt" gerügt wird, sich gegen den Abgeordneten — Erzberger richtete, so bekommt die Angelegenheit einen eigenartigen Beigeschmack, den wir in der Spitzmarke dieser Notiz andeutcten. Herr Erzbergcr kann sich nicht über mangelndes Entgegenkommen von offiziöser Seite be schweren. Er, der so rücksichtslos im „Kolonialsumpf" herumbaagert, wirL mit einer so feinen Sorte von GlacS- I oron Handschuhen an-efaßt, wie kaum einer vor ihm in Preußen- I auch Deutsch!»»-, d«r «f »ffe»tiich« Schäden aufmerksam »»acht«. I »mchi
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