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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193806022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19380602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19380602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1938
- Monat1938-06
- Tag1938-06-02
- Monat1938-06
- Jahr1938
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1938
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Riesaer Tageblatt S1. J-Hrg. TonverStsg, 2. Juni 1838, abends Drahtanschrift: Lagrblatt Mesa Fernruf 1287 Postfach Nr. K2 Pastfcheckkonko: GmSben UM Vr-kaff«: «eja»^» ««d A«r»igrr «ElbtblM Md A»)rlgaj. Diele Kettung ist La- zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen de- AmtShaaptmanu- Vrobeuhain behördlich bestimmte Blatt und enthält amtliche Bekanntmachungen de- Ktuauiamte» Mesa und de- LauptzollamteS Meisen ^-127 Veags Armutszeugnis Anfang der Woche sind in Prag wieder eine Reihe son Reden gehalten worben, in denen die Prager Regie rung sich für eine gerechte und anständige Behandlung der sudetendentschen Bevölkerung eingesetzt hat. Auch hat Herr Hodza einigen Vertretern französischer Zeitungen Interviews gewährt, in denen er sich sür ein gedeihliches Verhältnis mit den Sudetendeutschen nachdrücklichst ein setzte. Man hat überhaupt von Prag aus jeden gewollten Terror geleugnet und Bestrafung von tschechischen Pro vokateuren in Aussicht gestellt! fftun zeigt sich aber, daß daS Militär sich in keiner Weise an die Anordnungen der Prager Regierung hält. So hat ein tschechischer Feldwebel neuerlich auf zwei Sudetendeutsche in (Laer geschossen. Und in Bodenbach Haden die Militärbehörden die Ausreise sudetendeutscher Sänger nach Dresden verhindert, obwohl ihnen ein Sam melpaß der Landesbehörde in Prag ausdrücklich ausge stellt worden war. Will man nun der Prager Regierung glauben, daß solche Aktionen von ihr nicht gewollt seien, so ergibt sich für uns daraus, daß daS tschechische Militär auf eigene Faust Aktionen durchführt, ober eS sich zu mindest um Einzelaktionen handelt, gegen die einzuschrei ten die Prager Regierung bisher nicht die Macht hatte. DaS ist für wahr ein trauriges Armutszeugnis, das sich die tschechische Regierung hier ausstellt. Wie will eine solche Regierung den Rechtsfrieden in den sudetendeutschen Gebieten gewährleisten, wenn das Militär anders will al» die Regierung. Wie eigenmächtig gehandelt wird, zeigt auch ein Vorfall, der sich bei der Beisetzung der ermor deten Sudetendeutschen in Eger zutrug. Der Gerichts präsident hatte verfügt, daß während der Trauerfeier die Fenster geschlossen zu halten seien, der AmtSdiencr des Gerichts aber hatte die Verfügung eigenmächtig dahin gehend abgeändert, daß allen Beamten und Angestellten be» Gerichts die Teilnahme an der Trauerfeier verboten fei. Wer hat also in der Tschechen eigentlich noch zu be stimmen? Man kann nur schwer glauben, daß alle diese Zwi schenfälle der letzten zwei Wochen nur Einzelaktionen ge wesen seien, die nicht die Billigung der Prager Regie rung gefunden hätten. Schließlich wäre eS doch der Re gierung ein leichtes gewesen, schon bei Beginn solcher Willkür-Akte ein Erempel zu statuieren. Ja, sie hätte dieses Exemvel sogar statuieren müssen, weil sich aus ledem Angriff und jeder Provokation Folgen von un absehbarer Größe hätten ereignen können. Wenn diese Folgen nicht eintraten, so war das ausschließlich der Dis ziplin der sudetendeutschen Bevölkerung zuzuschreiben. Man macht «n Prag schöne Gesten nach England und unter streicht, wie man sich über das Eintreffen britischer Be obachter erfreut. Diesen britischen Beobachtern will man sagen können, wie gerecht und legal doch die Prager Regierung verfahre, und wenn die Rede auf die endlose Kette von Zwischenfällen kommt, möchte die Prager iste- gieruna bedauernd mit den Achseln zucken und sagen: dafür können wir nicht, da» haben Einzelgänger gemacht, und daS wollen wir auch nicht! Man bedenke, wenn sich im nationalsozialistischen Deutschland ein paar Nationalsozialisten zu einer Einzel aktton gegen irgend einen dreisten Ausländer Hinreisen lassen würden, wie die Welt mit spaltenlangen Berichten und flammenden Protesten antworten würde. Man würde sicherlich die Führung de» Reiche» dafür verantwortlich machen und würde von der Regierung verlangen, daß sie Etnzelaktionen irgendwelcher Art unterbindet. Da» darf man auch mit sttecht verlangen, und nichts anderes ver langen wir von der Prager Regierung. Wenn sie erst nicht mehr die Autorität bei ihren eigenen Leuten ge nießt, was darf sie dann von all denen erwarten, die aus Rußland gekommen sind, um hier ihre gefährliche Agitation zu betreiben. Weiterhin aber wäre es zwecklos, wenn eine solch« Regierung von den Minderheiten zum Schuhe angerufen würde, denn sie könnte diesen Schutz kaum gewährleisten. Da sich die tschechische Regierung eine solche Blöße sicherlich nicht geben will, müssen wir ihr leider unterstellen, daß die bisher erfolgten Zwischen fälle von Prag au», wenn auch nicht inspiriert, so doch wenigstens stillschweigend geduldet worden sind. General Krautz in Berlin eingetroffen ss Berlin. Auf Einladung de» ReichSkriegerführer», ss-Gruppenführer General Reinhard, traf am Mittwoch abend der verdienstvolle österreichische Heerführer au» dem Welt kriege, General Krauß, in Berlin ein. Das Vorzeichen für den nächsten Wahlgang in der Tschechoslowakei: 889 Gemeinden geschloffen sür Henlein )i Prag. Bei der dritten Etappe der Gemetnbcwahlen in der Tschechoslowakei, die für den 12. Juni ausgeschrieben sind, werden, wie jetzt bekannt wird, in 889 sndctcndcutsche» Gemeinden die Wahlen entfallen, nachdem dort nur eine Kandidatenliste, die der Sudetenbeutschen Partei, eingebracht wurde. Dabei stehen noch aus 82 sudetenbeutschen Bezirken, in denen 442 Gemeinden wählen, Berichte aus. Der letzte Offizier von Mars-la-Tour gestorben js Kolberg. Der letzte Offizier von Mars-la-Tour und älteste Offizier der alten Armee Generalmajor a. D. v. Kutschcnbach ist am Mittwoch in Kolberg unerwartet gestorben. — Kutschenbach war an seinem IM. Geburtstag am 28. Januar 1938 vom Führer dnrch die Verleihung des Charakters als Generalmajor geehrt worden. Deutsche AeichSslagge durch tschechisches Militär beschlagnahmt Tschechische Soldaten drinae« abends in das Zimmer eines reichsdeutschen Ehepaares ein — Bedrohung der deutschen Frau durch Bajonette js Prag. I« sudetendentschen Gebiet ereignete« sich t« letzter Zett Uebergrisse tschechischer Truppe«, di« sich so. gar gegen rcichodeutsche Staatsbürger s!!j richtete«. Unter anderem wurden die reichodeutschen Ttaatsaunehdrigeu Heinrich und Marie Erner, wohnhaft i« Niedernllers- bors IW, im Bezirk Senftenberg lTschechoslomakeii. am 29. Mai von Soldaten gezwungen, die Haken krenzslagge ««szuliesern, die sie entsprechend der Negiernngsermäch- tignng am 1. Mai zusammen mit der tschechoslowakischen Staaissahne a« ihre« Hause gehißt hatten. Am 29. Mai, abends, wurden die deutschen Reichs angehörigen Heinrich und Marie Erner, nachdem sie sich bereit» zu Bett begeben hatten, durch kräftige» Klopsen an der Haustür geweckt. Vor der Tür standen vier mit Ge wehren bewaffnete tschechische Soldaten, die etwas in tsche chischer Sprache forderten, was Erner nicht verstehen konnte. Bedrohung der im Bett fitzenden Hausfrau mit blankem Bajonett js Dresden. Wie die .Dresdner Neuesten Nach richten" von ihrem Prager Vertreter erfahren, handelt e» sich bei dem Raub der deutschen ReichSslagge durch tschechi sche Soldaten in Nteberullersdorf um einen besonder» empörenden Fall auch wege« der nähere» Umstände de» Uebersalles a«s daS Han» Erner. Die 4 Soldaten der tschechischen Grenztruppe« hatte« tatsächlich di« Frechheit, mit ihre« blanke« Bajonetten die im Bett fitzende Fra« Erner z« bedrohe«, so daß der Ehemann da» schlimmste befürchten mußte. Mithin sind in der Tschechoslowakei fremde Staatsangehörige, sogar Frauen, nacht» nicht ein» mal in ihrem Bett mehr sicher, und die völlig zügellose Soldateska kann schwer bcwassuet ganz «ach Belieben trap- oenweis« schwerste Ungesetzlichkeiten begehe«, ohne daß sie jemand daran bindert, oder etwa gar versncht, die bei dem tschechischen Militär gezüchtete Haßpspchose z« dämpsen. Frau Erner, die die Landessprache beherrscht, richtete an die Soldaten in tschechischer Sprache die Frage, was denn los sei. Die tschechische« Soldaten forderten di« Her ausgabe der Hakenkrenzsahne, die von dem Ehepaar Erner am 1. Mai zusammen mit der tschechischen LtaatSfahne an ihrem Hause gezeigt worden war. Frau Exner fragte di» Soldaten nach einer schriftlichen Anweisung der zuttän- lügen Behörden. Die »ier Soldaten drangen jedoch, oh« diese Anssorderuug zu beachte«, in da» Schlaszimmer ein und bedrohte« Fra« Sruer mit ihre« ansgepslauzten vajo. nette«. Sin Soldat setzte ihr sogar da» Bajonett auf dk Brust. Die Soldate« drohte», di« aanz« Wohnung „ demoliere« und die Familie niederznlchlage», wen» die Hakenkreuzslagge nicht sofort ausgeliefert würde. Auf schwersten Druck hin, angesichts dieser unmißverständlichen Gewaltdrohungen, sah sich Erner schließlich gezwungen, vom Boden die dort aufbewahrt« Hakenkreuzslagge zu holen. Tie Soldaten nahmen außer der Flagge den beiden Reichsdeutschen noch zwei AbstimmungSplaketten vom IN. April 1938 mit dem Bild des Führers und Reichs- kanzler» unter schweren Beschimpfungen de» Führers und der Hakenkreuzslagge mit. Eine Beschwerde der Eheleute Erner am nächsten Tage aus der zuständigen militärischen Kommandostelle in NiederullerSdorf blieb bi» heute er-- folglo». Daß man sich dort der Rechtswidrigkeit der .Beschlagnahme" wohl bewußt war, geht au» der dort ge- machten Zusage hervor, die Flagge wieder h«rau»gebe« wollen. Deutscher Reich-angehöriger von tschechischen Soldaten mifzbandelt Unglaublicher Roheit»«« zeugt von s^emotisch gesteigerter Haß-Snmmnng js Dresden. Den .Dresdener Neuesten Nachrichten^ ist folgende» Telegramm ihres Prager Korrespondenten zugeaangen: .Außer dem Fall Erner wird noch ei» zweite, Zwischensall bekanut, der sich in Mährisch-Lchönberg er» eignet«. Ei» dentscher Reich-angehöriger »amen« Joseph Schneps «tnrde ans dem Heimweg non tschechische» Solbnten ««gefallen, weil er weiße Strümpfe trng. Er »nrbe ge» stoßen, mit Füßen getreten «ad erhielt außerdem von einem Soldate« einen schwere» Fanstschlag in» Gesicht, wodurch ihm ei« Zahn anSgebroche» w«rb«. Der Soldat ward« zwar von einem Polizeibeamte» ««gesprochen, jm doch »«behelligt gelaßen. Feierliche Eröffnung der Viennale in Venedig Besichtigung des deutschen Pavillon- js Venedig. Tie 21. Internationale Zweijahres- KonftauSstellung Biennale in Venedig wurde i« Anwesen- fielt des Herzog» von Genua in Vertretung de» König ven Italien, de» ScnatSpräsidenten Federzoni, de» deutschen Botschafter» in Rom, von Mackensen und der diplomati schen Vertreter England», Frankreich», Nationalspaniens, der Bereinigten Staaten von Nordamerika, von Ungarn und aller anderen Länder, die zu dieser großen internatio nalen Schau ihre Kunstwerke entsandt haben, sowie zahl- reicher Persönlichkeiten der Kunst nnd der Gesellschaft feier lich eröffnet. Bon deotscher Seite bemerkte man außer den deutschen Botschafter den deutschen Konsul von Vene dig, ferner Ministerialrat Hoffmann vom ReichSministe- rium für Bolksausklärung und Propaganda und Dr. Wil li» von der Deutschen Akademie in Rom. Der Präsident der Ausstellung, Dr. Bolpi, wie» in sei ner Begrüßungsansprache auf die immer größer werdende Bedeutung dieser Veranstaltung der Stadt Venedig hin. die in diesem Jahre 888 Italienische und 2288 ausländische Kunstwerke vereine. Der italienische Minister für natio nale Erziehung, Bottai, bezeichnete die Biennale al» ein Fest der Kunst, an dem sich die Sulturnationen In edelstem Wettstreit detetltgen. Sein besonderer Gruß galt dem nationalen Spanien, da» auf dem Boden seiner Heimat noch einen blutigen Kamps argen die Kräste der Zerstörung führen müße. So dann skizzierte der Minister die rnqen Wechselbeziehungen zwischen Politik und Kunst. Der Staat habe die Aufgabe, da» Volk zum Bewußtsein seiner künstlerischen Fähigkeiten zu erziehen nnd die künstlerischen Kräste zur Verteidigung der Zivilisation zu fördern. Die Kunst sei kein LuruSpro- dukt, sondern ein wichtige», ausbauende» Element im Leben der Völker. Unmittelbar noch Beendigung der Eröffnungsfeierlich keiten begaben sich der Herzog von Genua und der Er» ziebungSministcr zum deutschen Pavillo«, vor dem der Bot schafter von Mackensen die leitenden Persönlichkeiten will kommen hieß, während die Musik die deutschen National- finmnen spielte. An die Besichtigung de» Pavillon» schloß sich der Rnndgang durch di« übrigen Hallen der Au», stellung an. Skandalöse Behandlung einer Engländerin in der Tschechoslowakei Fünf Stunde« durchsucht und völlig ««sgezogeu! Protest beim englische« Kousul )f London. Wie der „Dailn Erpreß" aus Karlsbad berichtet, «st die Engländerin Miß Unit, Milford aus einer «utosahrt von Prag nach Karlsbad von tschechischen Behörden ««gehalten und in einer Weise behandelt worden, die ein bezeichnendes Licht auf die jetzigen unhaltbaren Zustände in der Tschechoslowakei wirst. Miß Mitford befand sich in Begleitung von zwei Jour nalisten in einem Kraftwagen auf der Fahrt von Prag nach Karlsbad. Plötzlich wurde ihr Wagen bei einer militärischen Straßensperre angehalten und ein Gendarm befahl nach kurzer Durchsuchung, daß sich der Kraftwagen an die nächste , Polizeistation zu begeben habe. die Insassen fünf Stunden lang untersucht. Miß Mitford wurde gezwungen, sich in Anwesenheit eines weiblichen Polizisten vollständig auszuziehen. Nach einer Mitteilung von Miß Mitford mußte sie sich sogar ihrer Strümpfe und ihres Schlüpfers entledigen. Briefe und ein , Tagebuch, die Miß Mitford bei sich führte, wurden besrhlag- i nahmt. Ferner wurden die Autoreifen abgenommen und ' die Polster de» Wagen» ausgeschnitten. Miß Mitford hat gegen die skandalöse Behandlung, bi« ihr auf der tschechischen Polizeistation widerfahren ist, bei» nächsten englischen Konsulat schärfsten Protest eingelegt. Parts wird für den Köntqsbesucb »gesäubert"' Umfangreiche Razzien der Kriminalpolizei js Paris. Die Pariser Kriminalpolizei führt zur Zett im Hinblick auf den für Ende Juni vorgeseheuen Be» such de» englischen KönigSpaares in Paris eine großange legte Säuberung der französischen Hauptstadt von verdäch tigen Elementen durch. In der letzten Nacht wurden in acht Stadtbezirken in 38 übelbeleiimdeten Hotels und Ver gnügungsstätten Razzien durchgcsührt. Bei diesem „Fisch- ! zug" blieben in den Netzen der Polizei 1888 Personen hängen, von denen 148 in das Gebäude der Sicherheits polizei gebracht wurden. 41 Verhaftungen wurden aufrecht- erhalten, darunter befanden sich 83 Ausländer, die ohne Einreiseerlaubnis bzw. ohne gültige Pässe nach Frankreich gekommen waren, ferner drei bereits Ausgewtesene, ein Ausbrecher aus einer französischen Strafkolonie sowie dret Vagabunden. Wie verlautet, wird die Polizei im Zusammenhang mit den vorbereitenden Sicherheitsmaßnahmen für den hohen englischen Besuch weitere derartige Razzien durch, rühren.
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