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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 28.10.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-187110283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18711028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18711028
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-10
- Tag1871-10-28
- Monat1871-10
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127. Sonnabend, den 38. October. 1871. Frankenberger Nachnchtsklatt und Bezirksanzeiger. Amtsblatt des Königl. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zn beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Nrieg8chromk non 1870. 28. Ortover. Zur Feier der Uebergabe von Metz wird in Berlin Victoria geschossen. — Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinz Friedrich Karl von Preußen werden vom Könige aus Anlaß des großen Ereignisses, daß beide im Juli dem deutschen Heere entgegengestandenen feindlichen Armeen gefangen find, zn Feldmarschällen ernannt. — Der von den Vorposten der Maasarmee besetzte, östlich von St. Denis gelegene Ort Le Bourget wird von Theilen der Pariser Truppen eingenommen und mit starken Kräften besetzt, preußische Garde-Artillerie beschießt am 29. Lctober diese Stellung. — Die kriegsgefangene französische Armee verläßt in Lolonnen von 10,000 Mann die Festung Metz, um nach Deutschland transportirt zu werden. Die kai serliche Garde rückt mit klingendem Spiele aus gnd legt vor der Stadt die Waffen nieder, welche die andern Trup pen schon in der Stadt abgegeben haben. Deutsche Regi- menter besetzen nnter General v. Zastrow'S Lommando Stadt und Festung. — Gambetta erwähnt in einem Er lasse an die Präfecten des Gerüchts, daß Metz capitulirt habe und erklärt, daß ein solches Ereigniß nur das Re- sultat eine« Verbrechens sein könne. Mit der Aufforde rung, zu den letzten Opfern sich vorzubereiten, meldet er am 39. Oktober die erfolgte Uebergabe von Metz, dieselbe als durch Ba- zaine's Verrath erfolgt bezeichnend. In ganz Frankreich ruft diese Nachricht Bestürzung hervor. — Geführt vom General v. Budritzky wirft die 2. preußische Garde-In fanterie-Division nach einem glänzenden, aber heftigen und blutigen Gefechte den Feind au« dem von ihm befestig- ten Le Bourget. Ueber 1200 srauzösische Soldaten mit 30 Offizieren werden dabei gefangen genommen. — Theile der Weiderichen Armee unter Befehl des badischen Ge nerals v. Beyer nehmen nach hartnäckigem Widerstande des Feindes einige Vorstädte von Dijon. Verhängnisse. Von Friedrich Gerstäcker. (Fortsetzung.) Der Koch, der sich noch oft zu ihm gesellte, schlug ihm allerdings das nämliche Mittel vor, dessen er sich selber bediente, um alles Vergangene auch zu vergessen: die Flasche, aber George wollte davon nichts hören, denn noch hatte er zu viel Selbstbewußtsein, um zu einer so verzweifelten, wie auch widerlichen Hülfe zu greifen. Der Koch selber konnte ihm dabei auch recht gut als abschreckendes Beispiel gelten. Auf den ersten Blick sah man ihm an, daß er einst bessere Zeiten gekannt und in anderen Ver- hältniffen gelebt haben mußte, aber der Trunk hatte ihn verwahrlost und heruertergebracht, bis er zuletzt das geworden, was er jetzt wirklich war, ein ekel hafter schmutziger Säufer, der manchmal von den Harpunier« wirklich gezwungen werden mußte, sich nur zu waschen, während er jede Nacht halbtrunken in seine Koje taumelte. Räthselhaft blieb eS der Mannschaft dabei, wo er den Branntwein herbe- kam, denn anfangs standen ihm nur durch Georgs Entsagen auf das Getränk zwei Rationen zu Ge bot, die ihn aber trotzdem nicht werfen konnten. Jetzt dagegen mußte er andere Mittel und Wege gesunden haben, um zu verbotenem Branntwein zu gelangen, und trotzdem, daß man ihm aufpaßte, wie er eS anfing, wußte er eS doch so schlau ein- zurichten, daß er nie dabei erwischt wurde. George machte ihm Vorstellungen. Wie konnte er hoffen, sich je wieder aus dem Schlamm, in dem er stak, emporzuarbeiten, wenn er jetzt vollkommen darin unterginz. Wer würde ihm wieder ein Schiff anvertrauen, wenn er in dieser Gestalt a Land erschien? Der Koch schüttelte mit dem Kop „J'm n AON« sueicer!" sagte er — „aus mi wird nichts wieder. Wenn einmal Einer erst un ter den Füßen ist, trampeln die Anderen alle au ihm herum, und wenn er auch wieder nach oben wollte — eS geht nicht. WaS hülfs, wenn ich solid leben wollte — glaubst Du, George, daß sich noch ein Rheder in ganz New-Vork mit mir ein ließe? Nie." „Und könnt Ihr daS Trinken überhaupt nicht mehr lassen?" „Könnt' ich?" sagte der Koch verächtlich — „ich kann Alles, was ich will, aber ich will nicht, denn ich sehe keinen Grund dafür. Bas weiß ich frei lich — hält' ich wieder ein Schiff, so dürfte mir kein Tropfen Rum an Bord und die Leute bekä- men nur, wie das schon auf vielen Fahrzeugen Gebrauch ist, heissen und guten Kaffee, aber da ich nur Koch bin und auch aller Wahrscheinlichkeit nach bleiben werde, bis mir einmal der Hals voll Wasser läuft, halt' ich mich an das Unmittelbare — an den Branntwein und — hol' der Teufel die Gedanken, sie machen doch nur einen Menschen verrückt." Wie heißt Ihr mit Eurem wirklichen Namen — wie hieß Euer Schiff?" „Und weshalb brauchst Du daS zu wissen?" lachte er endlich heiser in sich hinein — „hier an Bord heiß ich der Doktor, und wie mein Schiff hieß? verdamm' es, und wenn's der fliegende Holländer gewesen wäre, aber der Name kommt nicht wieder über meine Lippen, denn wenn ich ihn ausspreche, bin ich jedesmal drei Tage nachher krank und elend. Nenn' Du mich Doktor, George, wie eS daS andere Lumpengesindel thut, und kümmere Du Dich nicht um den Nest — der alte Kasten liegt am Meeres grund, und sein früherer Kapitän — bah, der ist Koch an Bord der Betsy Crow und schwimmt hin ter schmierigen Wallfischen her — hol' ihn der Teufel!" Mit dem Burschen war nichts weiter anzufangen; er hatte heule schon wieder den Grund gelegt uud als er gleich daraus in seine Kambüse ging — die Küche an Bord und ein ziemlich niederer Ka- sten, der an Deck stand und oben ein viereckig ausgeschnittenes Loch als Luftzug hatte — sah George bald darauf, wie sich der Boden einer Flasche aus dem Loch emporhob, ein paar Sekun den in der Luft stehen blieb und dann verschwand. Es war der Koch, der in dem nieder« Gestell nicht Raum hatte, wenn er im Stehen aus der Flasche trinken wollte, und deshalb die schon fast geleerte Flascht durch dieOeffnung hinaus und hoch heben mußte, um den Inhalt herauszubekommen. Noch drei Fische fingen sie in der Südsee, und George s einzige Hoffnung war dabei Valparaiso gewesen, dessen Breil« sie, nach des Kochs Aussage, äst erreicht. Da änderte eines Tages das Schiff plötzlich seinen Kurs und steuerte fast in gerader Richtung nach Osten zu. George aber, der fast: jede Hoffnung aufgegeben, achtete gar nicht darauf, hatten sie nun doch schon fast sechs Monate lang, bald da, bald dort hinüber gekreuzt, wenn eS dem Kapitän gerade einfiel, da oder dort Fischt zu ver- mulhtn, denn auf ihren Jagdgründen befanden sle sich ja überall. Die Sonne war hinter ihnen im Meer versunken — vor ihnen lag eine graue Dunstschicht auf dem Wasser, und nur — auch noch voraus aber hoch nach links hinauf, lag eine wunderliche, bleiche Rosafärbung wie in einem schmalen, seltsam ge zackten Streifen über dem Horizont. George hatte den AuSguck gerade nach vorn auf der Back bekommen, und während sein Blick dort, mechanisch fast, über den weiten Horizont schweifte, flog er doch immer wieder zu jenem röthlicheir Schimmer zurück, den er sich in dieser sonderbaren und unbeweglichen Form gar nicht erklären konnte. Da trat der Koch zu ihm auf die Back, und seine breite Hand auf die Schulter deS jungen Mannes legend sagte er, indem er mit den, andern Ann «ach dem Rosastreifen hinüber deutete: „Und weißt Du, was da hinten — gerade jetzt im Nordost von u«s, in den Wolken ist, George?" George schüttelte mit dem Kopf. „Ich hab' e» mir wieder und wieder angesehen," sagte er, „aber ich kann mich nicht hineinfinden. Wie Wolken sicht es aus, aber schon seit mehr als zehn Mi nuten zeigt eS keine Veränderung, und wie noch die Sonne über dem Horizont stand, färbte es sich schon wie eS jetzl noch steht." „Das sind die Kordilleren," nickte der Alte, „und zwar der Tucunjado mit seinem schroffen Gipfel." „Die Kordilleren?" rief George, rasch nach ihm herumfahrend. „Ahem," nickte der Koch — „kenne sie gut ge- >ug und bin hier schon oft als Steuermann vor- 'ibergesegelt, wo sie ebenso erglühten." „So halten wir auf Valparaiso zu?" rief Ge orge, der kaum im Stande war, seine Aufregung zu bemeistern. Der Koch schüttelte wieder. „Nein, wie die Berge jetzt liegen, haben wir Valparaiso noch vi»L weiter im Norden. Der Kapitän wird wohl eine kleine Havarie machen wollen." „Eine Havarie?" „Nun ja — gerade etwa gegenüber liegt uns der kleine niedliche Hafen Talcahuana, wo die Wallfischfänger gern einlaufen und ihren Rheder» nachher eine kleine Rechnung von zwei- oder drei tausend Dollars schicken, die sie wohl auch rich tig im Hafen verbraucht, wenn auch nicht Alle» ür Stengen und Sparö, wie's auf dem Papier» fehl. — Lumpengesindel in dem Nest, daS must wahr sein, und hat schon manchem New-Uorker. HauS einen hübschen Thaler gekostet." „Und dort werden wir landen?" „Wir — landen? Nein, mein Junge," lachte der Koch, „damit ist'S nichts, denn daß Dich der Alte nicht an Land läßt-, darauf kannst Du Dich etwa verlassen. Im Gegemheil steht dann noch
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