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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 02.12.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190512023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19051202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19051202
- Sammlungen
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-02
- Monat1905-12
- Jahr1905
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 02.12.1905
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WMMßMWM Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt sir Andors, MIT LmÄors, Wi»ls, ZI. Wei, HtimDeri, MritM. 8«I>WI, MmÄns, HüiünA.RiliiS. A.Zcni. st. Wein, AmWdns, Am, Wniilsm, SMiMl >id Mitin Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk „ —— — '» - 88. » »> - —W Nr. 280 —»N.-7—u»' Sonnabend, den 2. Dezember 1905. Dieses Blatt erscheint täglich (autzer Sonn- ond Festtag«) nachmittags für den folgenden Tag BiertrljShrllcher Bezugspreis 1 Marl 25 Psg., dmch die Post bezogen 1 Ml. SO Pfg. Marine Nummern 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen auher der Lqxdttion in Lichtenstein, Zmickauerstratze 397, alle Kaiserlichen Postanstcuten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Daferate werden dir fünfgrspallrnr Grundzeile mtt 10, für auswättige Inserenten mtt 15 Pfennigrn berechnet. 5m amtlichen Teil lostet die zweispaltig« Zeil« 30 Pfennige. — Jnseraten-Annahme täglich bi, sMLesten» vormittags 10 Uhr. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters Volkmar Schürer in Mülsen St. NielaS wird nach erfolgter Abhaltung des Schluß« termins hierdurch aufgehoben. Lichtenstein, den 28. November 1805. — Königliches Amtsgericht Stadtsparkasse Lichtenstein. Siulegergnthaben K Millionen Mark, Reservefonds 440000 Mark, Geschäftszeit 8-1« und «—8 Uhr täglich EinlegerzinSfust O1I «I o ls Io» Einlage« in den ersten drei Lage» eines KalendermonatS werde» »och für de» volle» Monat verzinst. Auf Wunsch erfolgen in de» Regel Rückzahlungen von Einlagen ohne Kündigung und ohne ZinSverlust in beliebiger Höhe Die Volksbibliothek z« Callnberg ist Sonnabends und Mittwochs nachmittags 1—2 Uhr geöffnet. StimmM) «s im WUM (Eigen-Bericht), ob. Berlin, 30. Nov 1905 Der Auftakt, den die Verhandlungen des Reichstages heute mit der Diskussion der sozial demokratischen Interpellation wegen der Fleischnot nahmen, war nicht sehr erquicklich. Insoweit mit der Interpellation ein praktisches Ziel verfolgt wurde, lag das Resultat — ein negatives — sogleich nach der ersten Stunde klar vor Augen. Die Fraktion hatte den Reichkanzler gefragt, welche Maßregeln er zu ergreifen gedenkt, um die Höhe der Fleischpreife herabzumindern. Graf Posadowski antwortete in Stellvertretung des Kanzlers mit Schweigen, das heißt also so viel wie: keine! Die Fraktion hatte den Reichskanzler weiter gefragt, ob er die Fleifch» und Viehzölle aufzuheben oder die Einfuhr ausländischen Fleisches — lebenden und geschlachteten — zu erleichtern gedenke. Graf Posa dowski antwortete hierauf in denkbar kürzester und formellster Weise, indem er eine Erklärung des Reichskanzlers verlas, laut welcher dieser sich zwar ein Ueberwachungsrecht über die Grenzsperre reser. vierte, aber keine Veranlassung fände, die zum Schutze der deutschen Viehzucht getroffenen Bestim mungen abzuändern oder aufzuheben, zumal im bayrischen wie im sächsischen Landtage die Oeffnung der Grenzen aus veterinärpolizeilichen Gründen als unmöglich erklärt worden ist. Diese Haltung der Reichsregierung war selbst verständlich und niemand wird eine andere erwartet haben, höchstens konnte die Berufung der höchsten Reichsbchörde auf zwei Einzellandtage aussallen. Der praktische Zweck der Interpellation wäre sonach mit dieser kurzen Erklärung der Regierung erledigt gewesen; aber nun handelte es sich um eine Kenn zeichnung der Stellung, die die einzelnen Parteien zu der vielbesprochenen Tagessrage einnehmen. Na türlich konnte hierbei von einer Verständigung oder auch nur von einem Versuch oder dem guten Willen zu einer Verständigung ganz und gar keine Rede fein. Jede Fraktion hat ihren unverrückbar festen Standpunkt, und dieser nicht nur, sondern auch sämtliche Argumente sind seit Wochen und Monaten bekannt und in der Parteipresfe in ausführlichster Weise abgehandelt worden, so daß der sachliche Teil der Aussührungen sämtlicher Redner nicht das min deste Neue zutage sörderte. Wohl aber widersprechen sich diese Argumente in vollkommenster Weise, und selbst die entgegengesetztesten Tatsachen wurden in die Arena geführt. Für den Vertreter der Sozial demokratie, den Abgeordneten Schiedemann, der die Interpellation begründete, ist die Fleischnot im Interesse der Agrarier künstlich hervorgerufen. Für den konservativen Vertreter, den Abgeordneten von Oldenburg, ist sie lediglich ein schnell vor- übergehendes Produkt der Mißernte in Kartoffeln im Jahre 1904. Für den liberalen Vertreter, den Abgeordneten Poll-Liegnitz, ist es/ine zweifellose Tat sache, daß der Fleischprris in Deutschland von 1—2 ML höher steht, als m Dänemark, Holland, Frankreich usw. Für den Vertreter des Zentrums, den Abg. Herold, ist eS eine ebenso zweifellose Tatsache, daß der gegenwärtige Fleischpreis eine Folge einer inter nationalen Marktkonjunktur ist. Bei diesem absoluten Widerspruch der Meinungen und Behauptungen wirkten die Reden, so weit sie sachlich waren, ermüdend und lähmend auf die Zuhörer, und der Saal war infolge dessen zu Zeiten ganz geleert. Ein größeres Interesse erregten die Persönlichen Angriffe und Verteidigungen, an denen es nicht fehlte. Die Rede des Land- wirtschastsministers von Podbielski war eigent' tlich nur eine temperamentvolle Entgegnung auf die Angriffe der Gegner, der Presse und der Witzblätter, wobei er nichtdestoweniger nicht unterließ, nachdrück lich zu betonen, daß er sich nicht darum kümmere, was die Presse über ihn schreibt. Dennoch wußte er ganz genau, daß der Begründer der Interpellation alle gegen ihn in der Presse er hobenen Angriffe zusammengefaßt und dem Reichs tage vorgetragen hätte, und da er dieses Vorge- tragene „Gewäsch" nannte, zu dessen Sprachrohr sich der Abgeordnete gemacht hätte, so geschah das ganz Ungewöhnliche, daß der Präsident, Graf Balle- strem, die Ausdrucksweise des Ministers in schärfster Form als „der Ordnung dieses Hauses widersprechend" erklärte. Tine noch größere Aufmerksamkeit fand der Abgeordnete v. Oldenburg mit seinen fast ganz persönlichen, aber zweifellos witzigen Ausführungen; und die Heiterkeit, die er erregte, ließ ihm so viel Gefallen an seinem Witz finden, daß der Präsident ihn fragen mußte, in wie weit die Produkte feines Humors mit dem Thema der Diskussion im Zu sammenhangs ständen. Morgen geht die unfrucht bare Diskussion weiter. WM MM» „Noii W die Leit". O.-X. Ein nicht unbedeutendes Ereignis der letzten Woche war die Unterwerfung der Witbois in Deutschfüdwestafrika. Insgesamt 74Männer und 44 Weiber haben sich nach der Depesche des Gouverneurs von Lindequist ergeben. Ein kleines Häuflein, aber ein bedeutungsvolles. Nun ist noch mit Morenga fertig zu werden und jetzt tritt die Frage heran, wie soll mit den Witbois und insbe sondere ihren Anführern verfahren werden? Sollen sie kurzer Hand geköpft oder sollen sie, wie bereits empfohlen wurde, nur aus Südwestafrita fortgrjagt werden? Wir unsererseits sind der Meinung, daß sie weder geköpft noch fortgejagt werden dürfen, daß sie vielmehr das größstmögliche Entgegenkommen erfahren müssen, nicht etwa aus reiner Humanitäts duselei, sondern aus wichtigen politischen Gründen. Deutschland muß durch Güte die südafrikanischen Schwarzen überzeugen, daß die deutsche Herrschaft eine für sie bessere ist, als die John Bulls, es muß dieselben ganz auf seine Seite bringen, damit sie im gegebenen Falle Schulter an Schulter mit Deutsch land sind. Die Gefahr, daß England einmal einen Krieg mit Deutschland vom Zaune bricht, ist noch lange nicht vorbei. Entsteht wirklich ein solcher Krieg, so wird naturgemäß auch Südafrika nicht vom Kriege unbeeinflußt bleiben, ja gerade Südafrika wird einer der wichtigsten Aufgaben in einem Zu kunftskriege mit England zufallen, denn stehen die Schwarzen Südafrikas, die sich ja durchaus nicht als Schwächlinge gezeigt haben, auf Seite Deutsch lands, so ist die ganze südafrikanische Herrschaft aufs schwerste bedroht und um sie zu schützen, muß England notgedrungen seine Streitkräfte zersplittern. Treten dann gar noch die Buren auf die Seite Deutschlands, dann verschlechtert sich Englands Lage ganz gewaltig. Die Buren sind seiner Zeit preis gegeben worden, wäre dies nicht geschehen, so wäre er ganze südafrikanische Feldzug Deutschland er. spart geblieben und werden heute die südafrikanschen Schwarzen von Deutschland mit Güte behandelt, werden sie überzeugt, daß der Deutsche es versteht, Gnade für Recht ergehen zu lassen, daß er auch nicht einen der Führer um einen Kopf kürzer macht oder aus der Heimat verjagt, so sichert sich damit auch Deutschland die Schwarzen gegen England, besten verwundbarste Stellen ja gerade Südafrika und Indien sind. Hoffentlich erweist sich Herr von Lmdequist als ein weitsichtiger Politiker und nicht nur als ein Regierungsmann. WieEngland noch immer Deutschland gegenüber steht, erhellt aus einem Artikel des Londoner „Globe". In diesem hieß es: „Das neue deutsche Marineprogramm sieht eine Flotte vor, die für die Reichssicherheit und den Schutz des deutschen Auslandshandels gänzlich überflüssig ist. Die deutsche Flotte reicht zur Ver teidigung der Ost- und Nocdseeküsten bereits voll kommen aus, jede weitere Vergrößerung kann also nur aggresive Pläne im Schilde führen". Ja Eng land will durchaus keine größere deutsche Flotte, weil damit für dasselbe die Ueberlegenheit zur See immer mehr schwindet und die Aussicht zu einem er folgreichen Aufeinanderhetzen der einzelnen Nationen immer geringer wird. Heute hetzt England immer noch mit großem Erfolge. Die Wirkungen englischer Hetzpolitik werden sich gar bald aus dem Marokko kongreß von neuem sichtbar zeigen, sie treten aber auch anderweitig klar zu Tage. Italiens Minister des Auswärtigen, Signo Tittoni, erklärte: „Der Dreibund kann die Voraussetzung nicht in sich schließen, daß Italien seine Seemacht gegen England aufbiete". Diese Auslassung Tittonis wird sicher dementiert werden, daß aber in einem deutsch-eng lischen Kriege Italien nicht sofort für Deutschland Partei ergreifen wird, ist völlig zweifellos, denn nicht Italiens Regierung, wohl aber seine Presse ist stark von englischem und französischem Golde be einflußt und Italiens Presse ist eine Macht, auf die wohl oder übel die Regierung Rücksicht zu nehmen hat. Nicht gerade allzu günstig denkt man jetzt auch in einsichtsvollen Kreisen Oesterreichs über Eng land. Man bedauert, daß sich Oesterreich hat be- wegen lasten, sich mit seiner Flotte an der Demon stration gegen die Türkei, diesem von England ein gefädelten Abenteuer zu beteiligen und ist sehr mit Recht der Meinung, daß Ioluchowski bester daran getan hätte, den Fußtapfen Bülows zu folgen, als Landowne's Handlanger zu sein, da die Beteiligung Oesterreichs nur seinen Einfluß am Goldenen Horn schwächen, ja gegebenenfalls ganz vernichten kann. Hoffentlich weiß Oesterreich sich noch zur rechten Zeit dem englischen Garn zu ent ziehen, denn es soll eben ja nur allein für John Bull die Kohlen aus dem Feuer holen. Dies geht nämlich auch klar aus einer Auslastung des „Stan dard" hervor. In dieser hieß es: „Die Notwendig keit gegen die Türkei schärfere Mittel anzuwenden, kann eintreten. Wir hören, daß in einem solchen Falle die Mächte Oesterreich bevollmächtigen würden, die militärischen Schritte zu tun, die notwendig sind, um die in Vorschlag gebrachten Reformen in Maze donien durchzusetzen". Oesterreich soll also zu Lande gegen die Türken auftreten, damit eben der ganze Haß der türkischen Bevölkerung Oesterreich, nicht aber England, den eigentlichen Störenfried trifft. In der Türkei ist heut nicht nur der Sultan, sondern die ganze muselmännische Bevölkerung aufs äußerste
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